Große Kinderbuchempfehlung
Brombeerfuchs – Der Zauber von SturmaugeLiebe Daisy,
heute melde ich mich (endlich) mit meiner Rezension zu „Brombeerfuchs. Der Zauber von Sturmauge“ von Kathrin Tordasi, das Ende September bei Sauerländer erschienen ist. Ich hatte das große ...
Liebe Daisy,
heute melde ich mich (endlich) mit meiner Rezension zu „Brombeerfuchs. Der Zauber von Sturmauge“ von Kathrin Tordasi, das Ende September bei Sauerländer erschienen ist. Ich hatte das große Glück, diesen zweiten (und hoffentlich nicht letzten) Band der magischen Abenteuer rund um Portia und Ben vorab im Rahmen der Instagramtour lesen zu dürfen und war ganz begeistert.
Nach ihren Abenteuern im ersten Band ist Portia nach London zurückgekehrt. Sie kann es aber kaum erwarten, in den Ferien wieder nach Wales – und vielleicht sogar in die Anderswelt – zu reisen. Doch bevor es so weit kommt, steht plötzlich ihr bester Freund Ben vor ihrer Tür – ohne auch nur den Hauch einer Erinnerung daran, wie er dorthin gekommen oder was in den letzten Tagen passiert ist. Gemeinsam machen sie sich daran, das Rätsel zu lösen und ehe sie es sich versehen, stecken sie schon wieder mitten in ihrem nächsten magischen Abenteuer.
Ich muss als allererstes anmerken, dass ich Hals über Kopf in Kathrin Tordasis Umgang mit Sprache verliebt bin. Es gelingt ihr meisterlich, Situationen greifbar und Emotionen erlebbar zu machen; die Bilder, die sie schafft, sind unfassbar klar, wodurch ich beim Lesen ganz nah an den Figuren dran war und die Magie der Anderswelt förmlich spüren konnte.
Und es ist viel Magie, die in diesem Buch steckt: Das Abenteuer, auf das ich mich darin begeben habe, hat mich direkt gepackt – nicht nur, weil so viel passiert ist, sondern weil die Autorin auch viele moralische und ethische Fragen aufwirft.
Durch die Geschichte führen uns größtenteils die beiden Freund:innen Portia und Ben. Portia ist frech, impulsiv und offen, also kurz gesagt ziemlich extrovertiert. Im Gegensatz dazu zeigt sich Ben eher zurückhaltend, in sich gekehrt und unsicher – also eher introvertiert; etwas, das, besonders bei männlich gelesenen Figuren, selten repräsentiert wird. Es gefällt mir sehr, dass die Verteilung der beiden Eigenschaften hier anti-genderstereotyp ist.
Bereits in Band 1 war ich begeistert davon, wie sensibel die Autorin ihre Figur und deren individuelle Stärken zeichnet. Ben und Portia sind sich ihrer Differenzen durchaus bewusst und haben Angst, dass ihre Freundschaft daran zerbricht; sie müssen also lernen, mit dem jeweils Fremden umzugehen. Umgekehrt sehen wir durch die beiden Gegenpole von Ben und Portia, wie gut die beiden Extrema einander ergänzen können. Hier geht es nicht darum, welche Eigenschaften „besser“ oder „schlechter“ sind. Beide haben auf ihre Arten Zweifel und Schwächen. Diese werden aber nicht verurteilt, auch nicht von den erwachsenen Figuren, sondern es darf um Hilfe gebeten werden:
>>Du kannst traurig sein und trotzdem nicht aufgeben<<, flüsterte Ben. >>Du kannst Angst haben und mutig sein. Oder wütend. Das ist alles okay.<< Das bist alles du, dachte er. (S. 266)
An dieser Stelle möchte ich weiterführend gleich einhaken und erwähnen, wie gelungen ich die erwachsenen Figuren im Buch finde, allen voran Rose und Bramble. Die beiden unterstützen Portia und Ben, wenn sie es brauchen, bevormunden diese aber keineswegs, sondern lassen sie ihre eigenen Erfahrungen sammeln. Sie geben ihnen die Zeit und den Raum, mit ihren Emotionen umzugehen und bieten, für den Fall, dass es benötigt wird, Unterstützung und Rat an. Dieses Zusammenspiel der Generationen gefällt mir außergewöhnlich gut.
Durch diese Unterstützung gelingt es Ben und Portia auch, sich selbst besser kennenzulernen und ihren jeweils eigenen Weg zu finden und zu akzeptieren. Beide haben Schwächen und Unsicherheiten, mit denen sie umgehen müssen und Angst, die/den jeweils andere/n zu verlieren. Im Laufe des Buches finden sie aber beiden den Mut, sie selbst zu sein und lernen, dass sie ihre Freundschaft trotzdem bewahren können und diese dadurch nur noch stärker wird; und sie akzeptieren einander für das, was sie sind. Doch damit sind sie nicht die einzigen: Auch die verschiedenen Nebenfiguren haben ihre jeweils eigenen Kämpfe mit sich und ihrer Umwelt auszutragen, um ihren Platz in der Welt zu finden. Ich mag, dass keine der Figuren perfekt ist: Sie haben Angst, lesen nicht richtig zwischen den Zeilen und treffen dadurch falsche Entscheidungen; selbst die mit den (fast) perfekten Fassaden. Das macht die Figuren nachvollziehbar und nahbar und die Geschichte lebendig.
„Brombeerfuchs. Der Zauber von Sturmauge“ Ist also ein packendes Buch voller magischer Abenteuer und einer inspirierenden Freundschaft, das ich Groß und Klein allerwärmstens empfehlen möchte. Ich hoffe von Herzen, dass ich dir bald eine Rezension zu einem dritten Band schicken kann.
Deine Daffy