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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.11.2019

Enttäuschte Erwartungen...

Everything I Didn't Say
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Liebe Daisy,
wie du weißt, habe ich bisher kaum New Adult Bücher gelesen, obwohl sie gerade so beliebt sind. Um so mehr habe ich mich gefreut, Teil der Leserunde von Lesejury zu diesem Buch zu werden: ...

Liebe Daisy,
wie du weißt, habe ich bisher kaum New Adult Bücher gelesen, obwohl sie gerade so beliebt sind. Um so mehr habe ich mich gefreut, Teil der Leserunde von Lesejury zu diesem Buch zu werden: Everything I Didn’t Say von Kim Nina Ocker, das letzten Monat bei LYX erschienen ist. Ich fand sowohl das Cover ansprechend als auch den Klappentext vielversprechend und konnte es gar nicht abwarten, mein Manuskript in die Finger zu bekommen.

Der Roman erzählt die Geschichte von Jamie, einer jungen Amerikanerin, die davon träumt, Dramaturgin an einem Theater zu werden, und Carter, einem Schauspieler der Vorabendserie Chicaco Hearts. Wie es der Zufall so will, bekommt Jamie eine Praktikumsstelle als Dramaturgieassistetin (entgegen dem Klappentext, der von einer Regieassistenz spricht) am Set ebendieser. Die beiden treffen aufeinander und vom ersten Moment an, ist die Spannung zwischen ihnen spürbar – doch es gibt genug Dinge, die gegen die beiden sprechen; nicht zuletzt eine Klausel in Jamies Künstlervertrag…

Kim Nina Ockers Schreibstil war mir allgemein sehr sympathisch: er liest sich flüssig und authentisch. Einzig bei den Passagen im Präsens hatte ich manchmal meine Schwierigkeiten (wie oft bei dieser Erzählzeit), weil sie mir zu reflektiert dafür waren, dass behauptet wird, die Figuren würden es gerade so erleben (vgl. z.B.: S. 341/S. 362). Dafür war ich sehr positiv vom Format dieses Buches überrascht. Es ist eine Ich-Erzählung, die zwischen den Perspektiven der Protagonisten alterniert; somit etablieren sich schnell zwei klare Figuren. Die Chemie zwischen den ProtagonistInnen wird dadurch greifbarer, da wir in beide Köpfe schauen und die jeweiligen Unsicherheiten und Konflikte beobachten können
Zusätzlich wird im ersten Drittel des Buches zwischen zwei zeitlichen Ebenen gesprungen: 2015, das Jahr in dem die beiden sich kennenlernen, und 2019. Dies wird durch die verschiedenen Erzählzeiten (Perfekt/Präsens) betont. Natürlich nehmen die Dinge, die in der späteren zeitlichen Ebene passieren, manches vorweg, doch ich fand es sehr spannend als Leserin zu überlegen, wie die Figuren wohl dorthin gekommen sein könnten – zumal sie einander 2015 gerade erst begegnet sind. Schade (wenn auch bis zu einem gewissen Grad verständlich) fand ich, dass diese Struktur sich nicht durch das ganze Buch gezogen hat, sondern wir ab einem gewissen Punkt nur noch von den Geschehnissen im Jahr 2019 erfahren haben. Ab diesem Zeitpunkt hat der Roman leider einiges von seinem Facettenreichtum eingebüßt und somit etwas an Reiz verloren.


Ich muss auch sagen, dass ich das Buch als sehr vorhersehbar empfunden habe. Ich hatte rasch raus, was zwischen 2015 und 2019 passiert war; aber auch, was der große Konflikt am Ende sein und wie er sich auflösen würde. Das war somit kein großer Spannungsfaktor mehr. Ich fand es auch schade, dass wesentliche Konflikte so schnell aufgelöst wurden: etwa die Frage, wer die Information an die Presse weitergegeben hat oder die Auflösung des finalen Konfliktes. Letzterer hat sich leider extrem nach Deus-Ex-Machina angefühlt. Ich bin mir bewusst, dass sich ein Verweis auf die Lösung dieses bereits im Titel findet, aber ich hätte mir an dieser (wie auch an manchen anderen) Stellen gewünscht, dass die Autorin früher Hinweise gestreut hätte.
Was mich jedoch überrascht hat war, die Relevanz der im Klappentext angesprochenen Berufsfelder. Egal ob jetzt Regie, Dramaturgie oder Schauspiel, ich hatte große Hoffnungen, dass diese Berufe einen wesentlichen Bestandteil des Buches ausmachen würden. Sie wurden jedoch von Anfang an mehrheitlich nur behauptet. Ab dem Zeitsprung im ersten Drittel werden Jobs, wenn überhaupt, bloß noch am Rande erwähnt. Etwas, das ich sehr bedauerlich fand.

Ich habe schon erwähnt, dass sich durch die wechselnden Perspektiven schnell zwei Figuren etablieren. Ich konnte mit diesen nur leider nicht viel anfangen. Carter war mir extrem unsympathisch: er ist verwöhnt und hat einen absurden Luxusanspruch (z.B.: S. 195), er ist furchtbar unsensibel (z.B.: „Du siehst beschissen aus“ (S. 215) – ist das romantisch?), oberflächlich (vgl. z.B.: S. 246) und stellt unangebrachte Besitzansprüche in Bezug auf Jamie (vgl. z.B.: S. 156). Mit Jamie selbst konnte ich nicht unbedingt mehr anfangen: sie ist überdramatisch („Meine Probleme sind endlos.“ (S. 256)) und verhält sich kindisch (vgl. S. 257). Beide reagieren schnell über und sind teilweise inkonsequent geschrieben; sie springen wiederholt innerhalb weniger Sätze zwischen emotionalen Extrema (Jamie z.B.: S. 241, Carter z.B.: S. 247).
Die Beziehung von Jamie und Carter habe ich, bis auf einzelne schön etablierte Situationen, wie die auf dem Sofa (S. 318ff) und auf dem Basketballplatz (S. 334ff)), ehrlich gesagt auch nicht wirklich verstanden. Vielleicht liegt es am Genre, mit dem ich noch nicht ganz warm geworden bin, aber sie beschränken sich für meinen Geschmack etwas zu sehr auf körperliche Aspekte. Die beiden haben einmal (im betrunkenen Zustand) etwas miteinander und das soll so prägend gewesen sein, dass sie der „Beziehung“ vier Jahre später noch immer nachtrauern (vgl. S. 220)? Zumal sie in der Zeit, in der sie zusammen gearbeitet haben, kaum miteinander gesprochen haben – wenn überhaupt, dann haben sie einander angebockt; oder sich ein Gespräch gewünscht, es aber nicht umgesetzt, obwohl die Gelegenheit da gewesen wäre (vgl. S. 154). Eine Gelegenheit, die sie zugunsten körperlicher Lust verstreichen haben lassen. Etwas, das sogar benannt wird: „Das hier war tausendmal besser als Reden.“ (S. 157). Ich konnte mich einfach nicht damit identifizieren, dass ihre aufkeimende Beziehung scheinbar eine rein körperliche Komponente im Zentrum hat. Jamie sorgt sich etwa: „Ich habe mich nur gefragt, ob du zurzeit […] mit jemandem schläfst.“ (S. 414). Und auch Carter scheint rein den Sex mit ihr vermisst zu haben (vgl. S. 438). Solche Beziehungen haben ganz gewiss auch ihre Daseinsberechtigung, ich persönlich konnte nur relativ wenig damit anfangen.

Du merkst schon: weder die Geschichte, noch die Figuren (bzw. deren Beziehungen zu einander) konnten mich wirklich überzeugen. Die Leserunde hat trotzdem sehr viel Spaß gemacht und ich war sehr gerne dabei. Das war ein wunderbarer Anreiz immer weiter zu lesen. Mal sehen, ob ich mich noch einmal in das Genre New Adult traue, oder ob ich es vielleicht einfach bei diesem Buch belassen sollte.

Falls doch nicht, gebe ich dir jedenfalls Bescheid.

Deine Daffy

Veröffentlicht am 08.11.2019

Nicht so gut wie seine Vorgänger, aber trotzdem ein solides Jugendbuch

Prinzessin undercover – Entscheidungen
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Liebe Daisy,

wie du weißt, bin ich gerade etwas zu sehr von der Prinzessin Undercover Reihe von Connie Glynn begeistert; wenig überraschend also vermutlich, dass ich nun auch den dritten Band, der den ...

Liebe Daisy,

wie du weißt, bin ich gerade etwas zu sehr von der Prinzessin Undercover Reihe von Connie Glynn begeistert; wenig überraschend also vermutlich, dass ich nun auch den dritten Band, der den Untertitel „Entscheidungen“ trägt, verschlungen habe. Dieser ist gerade erst im Oktober 2019 bei KJB erschienen (sehr unpraktisch, weil das heißt, dass ich noch eine gute Weile auf Band 4 und 5 warten werden muss).

Im Anschluss an den Showdown des zweiten Bandes, beschließen unsere ProtagonistInnen, dass es an der Zeit ist, etwas Abstand zu gewinnen. Sowohl Ellie, die Prinzessin von Maradova, als auch Lottie, die für die Öffentlichkeit deren Rolle einnimmt, sind begeistert von der Möglichkeit, Sommerkurse in Tokio zu belegen. Doch eine gewisse Gangstergruppe lässt sich davon nicht beirren und es wirkt fast so, als würden deren böse Machenschaften ihnen bis nach Japan folgen.

Ich muss sagen, dass ich ursprünglich ein bisschen enttäuscht davon war, dass die Autorin von ihrem bisherigen Schema, ein Schuljahr pro Buch zu behandeln, abgewichen ist. Retrospektiv mochte ich es aber eigentlich ganz gerne: das Buch war, wie auch seine Vorgänger, in der dritten Person geschrieben. Dieses Mal hat die Autorin mehr Fokalisierungsfiguren eingebaut, so dass wir die Geschichte aus den verschiedensten Standpunkten erleben konnten. Die geografische Verlagerung hat bewirkt, dass verschiedene Figuren an verschiedensten Orten Abenteuer erleben. Somit hatte die Geschichte mehr Potential, Spannung zu entwickeln.

Leider muss ich zugeben, dass sie dieses nicht vollständig ausgereizt hat. Zumindest für mich als erfahrene Leserin, waren viele Dinge sehr vorhersehbar und ich hätte mir einen dichteren Plot gewünscht. Dadurch, dass z.B.: die Identität des Anführers der Bösewichte seit Band 1 für mich klar auf der Hand lag, war das Rätsel darum kein Spannungsträger mehr; stattdessen habe ich sehr viel Zeit dieses Buches darauf verbracht, mich zu fragen, wieso die Figuren nicht darauf kommen – besonders, da einige von ihnen ja geschult darin sind, Situationen schnell zu sondieren und entsprechend zu handeln.

Das bringt mich zu meinem nächsten Punkt: den Figuren und der Entwicklung der Beziehungen dieser untereinander. Ich muss leider sagen, dass ich diese auch nicht sonderlich spannend fand. Du wirst dich vielleicht an dieser Stelle fragen, wieso ich dem Buch drei Sterne gebe, wenn ich mit so vielen Dingen unzufrieden bin. Das Ding ist, dass das Buch eigentlich nichts tut, was sein Vorgänger nicht auch schon gemacht hätte. Der Stil ist weiterhin locker flockig und ich finde diese Darstellung einer (sich anbahnenden) Liebesgeschichte super spannend. Auch das Konzept von Personenschützerin und Prinzessin und der Darstellung dieser beiden ist wunderbar und macht Freude beim Lesen. Mein Problem lag darin, dass ich das Gefühl hatte, den Großteil dieses Buches schon gelesen zu haben. Es war mir zu ähnlich zu Band 1 und (ganz besonders) 2. Es war zu wenig Neues: sowohl auf der Ebene der Narration, als auch in den Beziehungen zwischen den Figuren. Somit fühlte es sich an, als würde man sich ständig im Kreis drehen. Vielleicht hätte die Autorin die Serie auf ein Buch weniger auslegen sollen – es fühlte sich nämlich verdammt nach einem Füllband an. Vielleicht hätten die Ideen einfach nur für drei Kapitel gereicht? Wer weiß?

Ich bin gerade sehr unschlüssig, ob ich die Serie weiterlesen möchte, wenn die restlichen zwei Bände rauskommen. Irgendwie sind mir die Figuren ja doch sehr an’s Herz gewachsen und ich bin eigentlich gespannt wie ein Flitzebogen, wohin sich die Beziehungen dieser entwickeln werden. Aber noch ein Buch, in dem sich eben nichts entwickelt, muss leider nicht sein…

Ich halte dich auf dem Laufenden!

Deine Daffy

Veröffentlicht am 07.11.2019

Charmantes Jugendbuch

Prinzessin undercover – Enthüllungen
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Liebe Daisy,
kennst du das Gefühl, wenn du einen Band einer Serie beendest und sofort den nächsten haben musst? So ging es mir mit Prinzessin Undercover von Connie Glynn, als ich es am Samstagabend fertiggelesen ...

Liebe Daisy,
kennst du das Gefühl, wenn du einen Band einer Serie beendest und sofort den nächsten haben musst? So ging es mir mit Prinzessin Undercover von Connie Glynn, als ich es am Samstagabend fertiggelesen habe. Bis Montag zu warten, war einfach keine Option – ich war so in der Geschichte drinnen, dass ich das Buch bei einem Buchhändler am Hauptbahnhof vorbestellt und Sonntag Früh abgeholt habe. Und hier sind wir nun, keine 36 Stunden später und ich bin schon durch mit Prinzessin Undercover. Enthüllung, das Anfang 2019 bei KJB erschienen ist. Wie schon der erste Band begeistert es (allen anderen Dingen voran) durch ein absolut bezauberndes Cover.

Das Buch schließt beinahe nahtlos an den ersten Teil an: Ellie und Lottie haben ihr erstes Schuljahr in Rosewood trotz gefährlicher Situationen überstanden und verbringen den Sommer gemeinsamen in Maradova, in der Sicherheit des Palastes von Ellies Familie. Diese ist nämlich die Kronprinzessin des Landes. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, ist Lottie als ihre Porterin eingestellt: sie übernimmt die Rolle der Kronprinzessin bei sämtlichen offiziellen Anlässen. Etwas das einfacher klingt, als gedacht, denn kurz nach Schulbeginn macht sich eine neue Gefahr bemerkbar: Irgendjemand vergiftet SchülerInnen des Internats. Wer steckt bloß dahinter und auf wen hat diese Person/engruppe es wirklich abgesehen?

Wieder bin ich nur so durch die Seiten dieses Buches geflogen. Die Autorin schafft es grandios, Spannung aufzubauen. Besonders gefallen hat mir, dass der Roman in der dritten Person geschrieben war und wir dadurch immer anderen Figuren auf ihren Abenteuern folgen konnten. Connie Glynn schafft es hervorragend, diese neutrale Erzählperspektive damit zu vereinen, LeserInnen dennoch Blicke in die Köpfe ihrer Figuren zu ermöglichen. Dadurch wird die Geschichte facettenreich und die Figuren mehrdimensional.
Die Autorin hat zudem eine wunderbare Mischung aus spannungsvollen und ruhigen Momenten gewählt. Ein besonderes Augenmerk des Buches lag auf den Konflikten, die in den verschiedenen Freundschaften entstanden; aber auch humoristische Szenen, die komödiantischen Charakter hatten, fanden ihren Platz. Das Buch hatte somit einen guten Rhythmus, der ein abwechslungsreiches Leseerlebnis ermöglicht hat. Es war toll zu beobachten, wie sich die Figuren und ihre Beziehungen zueinander verändern und weiterentwickeln. In diesem Sinne spannend finde ich auch, wie mit dem Thema Romanze/Liebesbeziehungen umgegangen wird – ich bin gespannt, wohin sich diese in späteren Bänden entwickeln werden. Apropos: nicht nur im Bezug darauf, sondern auch was Ethnizitäten und Beeinträchtigungen angeht, ist dieses Buch ein wunderbares Beispiel dafür, wie Repräsentation charmant in eine Narration eingeflochten werden kann. Ein großes Lob dafür!
Eine weitere Facette, die ich fantastisch fand, war, dass hier mit klassischen Geschlechterrollen, aber auch mit dem Klischee einer Prinzessin gebrochen wird. Die Autorin arbeitet schön heraus, dass sowohl körperliche als auch geistige Stärke ihre Berechtigung haben. Und wenn es darauf ankommt, müssen Jungs und Mädels gleichermaßen gerettet werden. Wir sehen Jungs, die unter emotionaler Belastung leiden und Hilfe suchen, genauso wie starke Mädchen, die den Tag retten – und vice versa. Etwas, das sich selten in Jugendbüchern findet – um so begeisternder, dass eine so erfolgreiche Serie klassische Klischees dermaßen aufbricht.

Insgesamt war die Handlung etwas weniger dicht als noch in Band 1, deshalb der eine Stern Abzug. Aber im Großen und Ganzen handelt es sich bei Princess Undercover. Enthüllungen wiederrum um ein charmantes Jugendbuch, das ich allen Mädchen ab 12 wärmstens empfehlen würde.

Deine Daffy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Auf Mission mit Sophie und ihren Freunden

Kaufhaus der Träume, Band 1: Das Rätsel um den verschwundenen Spatz
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Liebe Daffy,
mein heutiger Brief erreicht dich aus der Vergangenheit. Ich bin im London des frühen 20. Jahrhundert bei Sophie, die gerade in einem großen Kaufhaus angestellt wurde. Doch alles der Reihe ...

Liebe Daffy,
mein heutiger Brief erreicht dich aus der Vergangenheit. Ich bin im London des frühen 20. Jahrhundert bei Sophie, die gerade in einem großen Kaufhaus angestellt wurde. Doch alles der Reihe nach. Ich spreche von Katherine Woodfines Kaufhaus der Träume. Das Rätsel um den verschwundenen Spatz, das 2017 bei Ravensburger erschien. Das Original erschien unter dem Titel The Mystery of the Clockwork Sparrow und wurde für die deutschen LeserInnen von Katharina Orgaß übersetzt, die wunderschönen Illustrationen stammen von Alessandra Fusi.

Inhalt
Mitten in London soll das noble Kaufhaus Sinclair eröffnet werden. Nach dem Tod ihres Vaters ist Sophie ganz auf sich gestellt und sucht nun nach einer Anstellung, um sich ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Sie findet eine Stelle in der Hutabteilung des Kaufhauses, welche ihr großen Spaß macht. Sie lernt Lil und Billy kennen, die nach und nach ihre Freunde werden. Alles könnte so schön sein, wenn nicht ein Einbruch alles durcheinander werfen würde. Ein wertvoller mechanischer Spatz wird gestohlen und plötzlich finden sich Sophie, Lil und Billy in einer richtigen Detektivgeschichte wieder.

Charaktere

Wir lernen in dieser Geschichte unterschiedliche Charaktere kennen. Das wäre zunächst Sophie, die ganz allein ist und nun einen Neuanfang in London starten möchte. Aus einer anderen Gesellschaftsschicht kommend, versucht sie sich in die Arbeiterwelt einzufinden. Dabei ist sie wundervoll sympathisch beschrieben und wir lernen sie immer besser kennen. Sie ist eine mutige, selbstlose Protagonistin mit der ich mich gut identifizieren konnte. Die zweite weibliche Hauptfigur ist Lil – eine Tänzerin. Wird Sophie als zurückhaltend und schüchtern beschrieben, ist Lil eine offene und extrovertierte junge Frau. Die beiden geben ein richtig tolles Freundinnengespann ab. Dazu kommen dann noch zwei Jungen – Billy und Joe. Billy ist der Laufbursche des Kaufhauses, der sich am liebsten den ganzen Tag in seine Bücher träumen würde und so gern wie deren Protagonisten wäre. Er ist immer für seine Freunde da und hilft, wo er nur kann. Davon profitiert auch Joe, der in einer verzwickten Lage steckt und durch eine glückliche Fügung auf Billy trifft.
Durch diese bunte Mischung an Charakteren findet sicher jede Leserin und jeder Leser eine Identifikationsfigur, was das Leseerlebnis noch großartiger gestaltet.

Handlung
Durch den allwissenden Erzähler verfolgen wir ganz viele Handlungsstränge, die gleichzeitig stattfinden und können in sämtliche Abteilungen des Kaufhauses blicken. Katherine Woodfine lässt uns so ganz viel erleben. Dabei schreckt sie nicht davor zurück, mutig die Fäden zu spinnen. Das Buch wird mit einer Leseempfehlung von 10 Jahren ausgeschrieben. Ich glaube, ich hätte es mit zehn richtig spannend und teilweise sogar unfassbar gruselig gefunden. Wenn du also nach einer Empfehlung für kleine Krimifans suchst, ist das hier genau die richtige Geschichte. Das Cover und der Titel lassen sehr stereotypisch an ein Mädchenbuch denken, doch das ist hier absolut nicht der Fall. Das ist eine Geschichte für jede und jeden da draußen und durch die vielseitigen ProtagonistInnen findet, wie schon geschrieben, jede/r seine Lieblingsfigur.
Ich musste beim Lesen ganz viel an die Serien The Paradise, Downton Abbey und Velvet denken. Das hier ist das Kinderbuch zu diesen Serien. Es gibt es auch nachfolgende Bände, die ich mir vielleicht einmal ansehen werde. Du fragst dich nun sicher, warum ich dem Buch nur vier Sterne gegeben habe. Leider habe ich ein Dreivierteljahr immer mal wieder an der Geschichte gelesen, weil ich wohl mit dem Schreibstil nicht so gut zurecht kam. Das hat aber überhaupt nichts mit der Idee und den Charakteren zu tun. Die waren einfach nur großartig!

Deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Eine eher fragwürdige Geschichte

Paper Princess
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Liebe Daffy,
an diesem Buch kommt man wohl kaum vorbei, wenn man ein bisschen durch Bookstagram scrollt oder in der Liebesromanabteilung des Buchladens seines Vertrauens stöbert: Paper Princess von dem ...

Liebe Daffy,
an diesem Buch kommt man wohl kaum vorbei, wenn man ein bisschen durch Bookstagram scrollt oder in der Liebesromanabteilung des Buchladens seines Vertrauens stöbert: Paper Princess von dem Autorinnenduo Erin Watt. Unter dem gleichen Titel erschien das Buch 2016 in den USA, bei uns wird es von Piper seit 2017 verlegt.

Inhalt
Ella ist ganz allein seit dem Tod ihrer Mutter. Um über die Runden zu kommen, jobbt die 17-jährige Schülerin in einer Stripperbar. Eines Tages taucht der super reiche Geschäftsmann Callum Royal auf und erklärt Ella er sei ihr Vormund. Von heute auf morgen wird Ella Teil seiner Familie - doch nur was die Gesetzmäßigkeiten angeht, denn Callums Söhne sind alles andere als bereit, die neue „Tochter“ anzuerkennen und machen ihr das Leben schwer. Gibt es trotzdem noch ein Happy End?

Für wen ist dieses Buch und in welchem Genre können wir es ansiedeln?
Ich fange direkt beim Cover an, welches ohne Frage wunderschön aussieht. In pastellgelb gehalten und mit der goldenen, glitzernden Krone, die aussieht wie mit Glitter-Kleber gemalt, hat mich das Buch jedes Mal wieder angesprochen.
Der Klappentext war nicht ganz nach meinem Geschmack, doch ich wollte dem Buch eine Chance geben, nachdem ich es überall in den sozialen Netzwerken gesehen hatte. Was mir nicht so klar war, ist es nun eine Cinderella-Märchenadaption oder nicht? Auch nach dem Lesen könnte ich das nicht beantworten. Es spricht viel dafür wie beispielsweise der Name Ella und ihr Künstlername Cinderella. Auch, dass sie eine arme Waise ist, die vom reichen Geschäftsmann gerettet und in den sozialen Adelsstand erhoben wird.
Doch abgesehen davon, ist es weniger eine Märchenadaption, mehr ein Roman, der mich nachdenklich zurück gelassen hat.
Es gibt Passagen, die mich an Rory Gilmores erste Tage an der Chilton erinnert haben. Die Eliteschule, in der alles picobello aussieht, jede/r SchülerIn hat einflussreiche Verwandte und die Hierarchien sind klar definiert. Rory und Ella teilen den Willen zu lernen und von all den sozialen Umständen zuerst völlig überfordert zu sein, weil sie von einer staatlichen Schule kommen und von einer alleinerziehenden Mutter aufgezogen wurden, die nie großartig Geld zur Verfügung hatte. Doch da hört die charmante Ähnlichkeit zwischen den Gilmore Girls und Paper Princess auch schon auf.
Andere Ähnlichkeiten lassen sich zwischen diesem Buch und Twilight feststellen. Ein überforderter „Neu-Vater“, der versucht, es seiner Tochter recht zu machen, sich aber nicht sicher ist, wie er ein Mädchen zu behandeln hat und dadurch in die rosa-Rüschen-Kiste greift, um ihr Zimmer einzurichten. Die neue Schülerin an der Schule, die sich in den Schulschwarm verguckt, welcher aber unnahbar sein möchte und sie immer wieder von sich stößt, um große Geheimniskrämereien auszupacken und ihr erzählt, er wollte ihr nicht wehtun und müsste sowieso die Stadt verlassen.
Doch auch da hört es mit den Gemeinsamkeiten wieder auf. Warum? Weil die Gilmore Girls eine familientaugliche Fernsehserie sind, die ich bedenkenlos mit einer Sechsjährigen schauen würde. Twilight mag in der Weltansicht was Patriotismus, Frauenrechte und Partnerschaft angeht, überholt sein, doch es war zu jeder Zeit ein Jugendbuch, das auch heutzutage sicher noch junge LeserInnen in den Bann ziehen kann.
Ella ist siebzehn, die Söhne von Callum – zu denen übrigens auch der angesprochene Schulschwarm gehört – zwischen sechzehn und neunzehn. Die Geschichte spielt in der Schule und in einem Familienhaushalt. All das würde es für mich eindeutig zu einem Jugendbuch machen.
Tja, aber dann kommt diese unfassbare Übersexualisierung ins Spiel. Ich spreche hier nicht von Ellas Arbeit als Stripperin, sondern davon, dass sie von ihren neuen Brüdern mehrfach sexuell belästigt wird und ihr mehr oder weniger offensichtlich Vergewaltigung angedroht wird. Ihr wird vorgeworfen, mit ihrem Vormund zu schlafen, um Teil der Familie zu werden bis hin, dass man ihr Sex als Schweigemittel anbietet. Wenn sie mal anspricht, dass es sich um sexuelle Belästigung handelt, wird das Ganze von den Peinigern ins Lächerliche gezogen.
Doch was mich am allermeisten stört, ist, dass einer der schlimmsten in dieser Sache Mister Reed Royal ist; seines Zeichens neuer Bruder Ellas und einer, der ihr Sex aufdrängen möchte. Ebendieser Reed ist der Schulschwarm, in den sich Ella verliebt. Wo kommen wir mit einer #metoo- Bewegung hin, wenn wir Romane vorgelegt bekommen, bei denen Frauen sexuell belästigt werden und sie sich dann trotzdem dem Täter an die Brust werfen? Was genau fasziniert LeserInnen an diesen Geschichten und finden sie dann auch noch empfehlenswert? Ich muss diesem Buch eine Wertung geben, da man keine null Sterne auswählen kann, doch genau das würde ich am liebsten tun. Es kann nicht sein, dass Belästigung romantisiert wird. Da kann Ella noch so selbstbewusst daher kommen und eine große Klappe haben. Wenn es drauf ankommt, ist sie das Schaf, das sich dem Wolf zum Fraß vorwirft und das kann ich nicht akzeptieren. Denn was genau ist dieses Buch nun? Ein Jugendbuch? Eine siebzehnjährige Protagonistin ist wohl eindeutig als Identifikationsfigur für 13-17 Jahre alte Leserinnen gedacht. Wie unfassbar unverantwortlich, dieses Buch einer derartigen Zielgruppe empfehlen zu wollen. Da es in einer Schule spielt, kann ich mir auch kaum vorstellen, dass das Buch in das Genre New Adult oder gar Liebesroman zählt, oder liege ich da falsch? Wenn es doch der Fall sein sollte, hoffe ich, dass dieses Buch reflektierten LeserInnen in die Hände fällt. Ich werde mein Buch nicht behalten, da ich es nicht in meinem Bücherregal stehen haben möchte. Es gibt noch Nachfolgebände, die ich nicht kaufen werde. Auf der anderen Seite würde ich zu gern wissen, ob das Autorinnenduo noch eine Moral aus dieser Geschichte drehen konnte, dieses Buch nur ein Auftakt war und Ella reflektiert gegen sexuelle Belästigung vorgeht.

Deine Daisy