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Veröffentlicht am 02.11.2019

Auf Mission mit Sophie und ihren Freunden

Kaufhaus der Träume, Band 1: Das Rätsel um den verschwundenen Spatz
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Liebe Daffy,
mein heutiger Brief erreicht dich aus der Vergangenheit. Ich bin im London des frühen 20. Jahrhundert bei Sophie, die gerade in einem großen Kaufhaus angestellt wurde. Doch alles der Reihe ...

Liebe Daffy,
mein heutiger Brief erreicht dich aus der Vergangenheit. Ich bin im London des frühen 20. Jahrhundert bei Sophie, die gerade in einem großen Kaufhaus angestellt wurde. Doch alles der Reihe nach. Ich spreche von Katherine Woodfines Kaufhaus der Träume. Das Rätsel um den verschwundenen Spatz, das 2017 bei Ravensburger erschien. Das Original erschien unter dem Titel The Mystery of the Clockwork Sparrow und wurde für die deutschen LeserInnen von Katharina Orgaß übersetzt, die wunderschönen Illustrationen stammen von Alessandra Fusi.

Inhalt
Mitten in London soll das noble Kaufhaus Sinclair eröffnet werden. Nach dem Tod ihres Vaters ist Sophie ganz auf sich gestellt und sucht nun nach einer Anstellung, um sich ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Sie findet eine Stelle in der Hutabteilung des Kaufhauses, welche ihr großen Spaß macht. Sie lernt Lil und Billy kennen, die nach und nach ihre Freunde werden. Alles könnte so schön sein, wenn nicht ein Einbruch alles durcheinander werfen würde. Ein wertvoller mechanischer Spatz wird gestohlen und plötzlich finden sich Sophie, Lil und Billy in einer richtigen Detektivgeschichte wieder.

Charaktere

Wir lernen in dieser Geschichte unterschiedliche Charaktere kennen. Das wäre zunächst Sophie, die ganz allein ist und nun einen Neuanfang in London starten möchte. Aus einer anderen Gesellschaftsschicht kommend, versucht sie sich in die Arbeiterwelt einzufinden. Dabei ist sie wundervoll sympathisch beschrieben und wir lernen sie immer besser kennen. Sie ist eine mutige, selbstlose Protagonistin mit der ich mich gut identifizieren konnte. Die zweite weibliche Hauptfigur ist Lil – eine Tänzerin. Wird Sophie als zurückhaltend und schüchtern beschrieben, ist Lil eine offene und extrovertierte junge Frau. Die beiden geben ein richtig tolles Freundinnengespann ab. Dazu kommen dann noch zwei Jungen – Billy und Joe. Billy ist der Laufbursche des Kaufhauses, der sich am liebsten den ganzen Tag in seine Bücher träumen würde und so gern wie deren Protagonisten wäre. Er ist immer für seine Freunde da und hilft, wo er nur kann. Davon profitiert auch Joe, der in einer verzwickten Lage steckt und durch eine glückliche Fügung auf Billy trifft.
Durch diese bunte Mischung an Charakteren findet sicher jede Leserin und jeder Leser eine Identifikationsfigur, was das Leseerlebnis noch großartiger gestaltet.

Handlung
Durch den allwissenden Erzähler verfolgen wir ganz viele Handlungsstränge, die gleichzeitig stattfinden und können in sämtliche Abteilungen des Kaufhauses blicken. Katherine Woodfine lässt uns so ganz viel erleben. Dabei schreckt sie nicht davor zurück, mutig die Fäden zu spinnen. Das Buch wird mit einer Leseempfehlung von 10 Jahren ausgeschrieben. Ich glaube, ich hätte es mit zehn richtig spannend und teilweise sogar unfassbar gruselig gefunden. Wenn du also nach einer Empfehlung für kleine Krimifans suchst, ist das hier genau die richtige Geschichte. Das Cover und der Titel lassen sehr stereotypisch an ein Mädchenbuch denken, doch das ist hier absolut nicht der Fall. Das ist eine Geschichte für jede und jeden da draußen und durch die vielseitigen ProtagonistInnen findet, wie schon geschrieben, jede/r seine Lieblingsfigur.
Ich musste beim Lesen ganz viel an die Serien The Paradise, Downton Abbey und Velvet denken. Das hier ist das Kinderbuch zu diesen Serien. Es gibt es auch nachfolgende Bände, die ich mir vielleicht einmal ansehen werde. Du fragst dich nun sicher, warum ich dem Buch nur vier Sterne gegeben habe. Leider habe ich ein Dreivierteljahr immer mal wieder an der Geschichte gelesen, weil ich wohl mit dem Schreibstil nicht so gut zurecht kam. Das hat aber überhaupt nichts mit der Idee und den Charakteren zu tun. Die waren einfach nur großartig!

Deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Es begann mit einem Umzug und einer schicksalhaften Nacht

Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick
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Liebe Daffy,

in meinem heutigen Brief möchte ich dir ein Buch vorstellen, das hervorragend in die Wintermonate passt und besonders rund um den Valentinstag. Ich spreche von Kelly Morans Redwood Love. ...

Liebe Daffy,

in meinem heutigen Brief möchte ich dir ein Buch vorstellen, das hervorragend in die Wintermonate passt und besonders rund um den Valentinstag. Ich spreche von Kelly Morans Redwood Love. Es beginnt mit einem Blick, das 2018 im Rowohlt Verlag erschienen ist. Die englische Version wurde 2016 unter dem Titel Puppy Love. Redwood Ridge veröffentlicht und von Vanessa Lamatsch ins Deutsche übersetzt.

Hast du von diesem Buch und seinen beiden Nachfolgern schon einmal gehört? Ich bin seit September 2018 immer wieder darauf aufmerksam gemacht worden, weil ich in sämtlichen sozialen Netzwerken Reviews und Empfehlungen gefunden habe. Durch die Bank habe ich nur Gutes gehört und wollte nun selbst nach „Redwood“ reisen, um mir ein eigenes Bild zu machen. Doch du möchtest sicher endlich wissen, worum es geht.

„Redwood“ ist ein kleines Städtchen mit eintausend-fünfhundert Einwohnern – falsch, es kommen zwei Neue dazu. Avery Stowe zieht mit ihrer autistischen Tochter Hailey, nach einer gescheiterten Ehe, zu ihrer Mutter in die Kleinstadt. Sie brauchte eine sprichwörtliche Luftveränderung und da erschien es ihr die richtige Lösung für sich und Hailey, neu anzufangen.
Noch in der ersten Nacht läuft Hailey einfach davon. Als wäre das nicht schlimm genug für eine Mutter, findet sie Hailey nach angsterfüllter Suche blutüberströmt in der Kälte. Doch das Blut stammt nicht von dem Kind, sondern von einem Hundewelpen, den Hailey gefunden hat. Avery macht sich direkt auf den Weg zur örtlichen Tierarztpraxis und trifft auf Cade O'Grady. Der junge Tierarzt ist der Frauenheld der Stadt und gilt genauso wie seine Brüder Drake und Flynn als absoluter Traummann. Die Funken fliegen ganz gewaltig zwischen Avery und Cade, doch eigentlich ist eine feste Beziehung so gar nicht in deren jeweiligen Interesse. Doch da haben sie die Rechnung ohne die Stadtbewohner gemacht, die die Chemie zwischen den beiden ganz richtig deuten können und das Kuppeln anfangen. Es macht die Situation nicht einfacher, als Avery ihren neuen Job antritt und später auch noch die Veranstaltungen der Kleinstadt organisieren soll, zu denen der jährliche Valentinstagsball gehört. Wenn da nicht die Liebe in der Luft liegt.

Kelly Moran hat eine schöne, gemütliche Stadt geschaffen und ihr ganz tolle Bewohner gegeben, die einem mit jeder Seite mehr ans Herz wachsen. Auch wenn ich zuerst sehr überfordert war, welcher Name zu wem gehört und wer in welcher Beziehung zu wem steht. Wir erleben die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Avery und Cade und lernen „Redwood“ somit hervorragend aus der Perspektive der Neuen kennen, aber auch aus der Sicht eines gebürtigen „Redwoodianers“ - ob es da eine offizielle Bezeichnung gibt? Hier möchte ich auch gleich auf den Schreibstil von Kelly Moran eingehen. Sprachlich gesehen, habe ich in den Sichtweisen keine großen Unterschiede ausgemacht und es war für mich nicht immer direkt ersichtlich, durch wessen Augen ich gerade schaue. Doch was die Dialoge angeht, hat die Autorin ganz tolle Persönlichkeiten entwickelt und jedem eine eigene Ausdrucksweise gegeben. Besonders gefallen hat mir das bei Drake. Er hatte eine ganz eigene Sprache, die ich jedes Mal sofort erkannt habe.
Ein bisschen störten mich die vielen Wortwiederholungen und gleichen Redewendungen. Hier kann ich jedoch nicht beurteilen, ob sich das englische Original auch immer der gleichen Worte bedient oder ob es an der deutschen Übersetzung liegt.

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei „Redwood“ um eine kleine Stadt. Von der Atmosphäre fühlte ich mich wie in den Fernsehserien Heart of Dixie und Everwood. Der Zusammenhalt der Bewohner war wunderbar dargestellt und hinterließ ein richtiges Wohlfühlgefühl. Was mich etwas erstaunt hat, war die hohe Repräsentation von Behinderungen und Schicksalsschlägen. Versteh' mich nicht falsch, ich finde es ausgesprochen gelungen und enorm wichtig, nicht nur rund herum perfekte, gesunde Menschen in Romanen zu beschreiben. Was mich so erstaunt hat, war, dass jeder der Hauptfiguren und ihrer Freunde richtig damit umzugehen wusste, kaum bis keine Fehler machte und Gebärdensprache beherrschte. Die Fehler, die gemacht wurden, passierten auf Seiten der unbedeutenden Figuren. Dieser Faktor war mir zu sehr perfekte Utopie.

Ohne weiter auf die Figur Brent einzugehen, damit du ihn selbst noch kennen lernen kannst, möchte ich sagen, dass er mir zu klischeehaft war. Das Klischee von Frauenromanen wird auch an anderer Stelle bedient. Die Gespräche – egal, ob bei den Frauen oder unter den O'Grady-Brüdern – drehen sich ausschließlich um Männer/ Frauen. Sollten Tierärzte nicht wenigstens einige Fachgespräche führen, wenn sie in der Praxis sind? Sollten Frauen nicht genauso über ihren Beruf auf fachlicher Basis diskutieren können und nicht rein die Hintern der Tierärzte besprechen?
Auf dieser Grundlage muss ich leider sagen, dass mich der Anfang überhaupt nicht überzeugt hat und ich mich wirklich gefragt habe, ob das Buch etwas für mich ist. Avery und Cade – eine eindeutige „graue Maus trifft auf Bad Boy“-Konstellation – treffen sich in einer sehr angespannten Situation, sie denkt aber von Anfang an nur daran, wie schön, muskulös und anziehend er ist. Er verfällt ihr auch sehr schnell. In Gedanken zogen sie sich durchgehend gegenseitig aus und dieser Zustand hält sehr lange an. Irgendwann lernen wir Avery aber besser und besser kennen und merken, sie ist gar nicht so, wie ihre anfänglichen Gedanken vermuten lassen. Sie hat in ihrer Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen gemacht, die sie nachträglich beeinträchtigen und sehr unsicher machen. Je mehr wir erfahren, desto nachvollziehbarer wird ihre Figur. Sie erlebt eine sehr schöne Entwicklungskurve, gleiches gilt für Cade. Einen allgemein guten Bogen hat Kelly Moran mit Averys Tochter Hailey geschlagen. Sie war nicht nur am Anfang präsent wie ich erwartet hätte, sondern war maßgeblich an der Handlung beteiligt und wir haben sie sehr gut kennen gelernt.

Ich möchte dir nichts verraten, deshalb halte ich mich etwas zurück. Doch es gibt Stationen in Averys und Cades Beziehung, die die beiden erreichen mussten.Von da an hatte konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und hatte es innerhalb von ein paar Stunden zu Ende gelesen. Die Charaktere waren nicht mehr so darauf festgefahren, den anderen hauptsächlich anziehend zu finden, sondern konnten sich endlich entwickeln. Wenn du das Buch gelesen hast, weißt du, was ich meine. Es hatte einen wahren Sog entwickelt und hat mich irgendwie traurig zurückgelassen, als es vorbei war. Mein Lichtblick ist, dass es noch zwei weitere Teile gibt: Es beginnt mit einem Kuss und Es beginnt mit einer Nacht. Es wird um Cades Brüder Flynn und Drake gehen. Auf das Buch mit und über Flynn freue ich mich besonders, da er mir in dieser Geschichte am meisten ans Herz gewachsen ist. Meiner Meinung nach war er die interessanteste Figur, obwohl wir noch gar nicht viel über ihn erfahren haben und sich das in Es beginnt mit einem Kuss sicher ändern wird.

Was ich bisher so gesehen habe, passen die drei Teile der Trilogie optisch ausgezeichnet zusammen und werden super schön im Bücherregal aussehen. Auch von der Qualität des Buches hat mir Es beginnt mit einem Blick richtig gut gefallen, was bei den Nachfolgern sicher genauso sein wird. Es lässt sich toll anfassen und lesen. Wo wir dabei sind, wem würde ich hiermit einen Lesetipp aussprechen? Es ist eine klare Empfehlung für romantische Mädchen ab 16 und Tierarzt-Fans. Trotz kleiner Schwächen hatte ich ein wunderbares Leseerlebnis und finde die erschaffene Welt sehr einladend, mit einer schönen winterlichen Atmosphäre.

In freudiger Erwartung zurück nach „Redwood“ zu reisen grüßt dich,
deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Eine Auszeit auf der grünen Insel

Show me the Stars
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Liebe Daffy,

rate, wo ich gerade herkomme. Von Livs kleiner Insel mitten im Meer. Sie wohnt nun in einem Leuchtturm in Irland. Klingt das nicht absolut abenteuerlich? Dank Kira Mohns Show me the Stars, ...

Liebe Daffy,

rate, wo ich gerade herkomme. Von Livs kleiner Insel mitten im Meer. Sie wohnt nun in einem Leuchtturm in Irland. Klingt das nicht absolut abenteuerlich? Dank Kira Mohns Show me the Stars, das dieses Jahr bei Kyss erschien, können wir Livs Umzug auf die einsame Insel miterleben und uns ein kleines bisschen in das irische Meer (und die irischen Männer) verlieben.

Inhalt
Liv hat ihr ganzes Leben darauf hin gearbeitet, eine erfolgreiche Journalistin zu werden. Doch als die Chance zum Greifen nah ist, endlich ernst genommen zu werden, steht sie plötzlich ohne alles da. Und alles nur, weil es da diese Panne mit dem Interview gab. Da kommt die Jobausschreibung für einen Housesitter wie gerufen. Kurzentschlossen packt Liv ihre sieben Sachen und zieht in einen Leuchtturm in Irland. Zwischen windzerzausten Haaren, Meersalzgerüchen und neuen Freundschaften muss sich Liv darüber klar werden, wer sie eigentlich sein möchte.

Setting
Liebst du es auch so sehr wie ich, durch Bücher an Orte reisen zu dürfen, an denen du noch nie gewesen bist? Für uns Liebhaber des maritimen Flairs ist dieses Buch der absolute Wohlfühlort. Die Geschichte beginnt in Hamburg, wo unsere Protagonistin lebt und arbeitet. Ich muss gestehen, ich habe gar nicht damit gerechnet, dass das Buch außerhalb Irlands spielen könnte und dann auch noch in einer deutschen Stadt. Vom Klappentext her war ich gedanklich direkt auf der grünen Insel. Doch ich kann nicht sagen, ich wäre nicht positiv überrascht gewesen. Während wir Liv durch Hamburgs Straßen begleiten und ihre kleine Wohnung kennen lernen, bekommt die Figur eine Hintergrundgeschichte. Außerdem stellt die hektischee Großstadt zu der unbewohnter Insel einen großartigen Kontrast dar. Wenn man in einer Großstadt aufgewachsen ist, ist man so sehr an die ständigen Geräusche und Lichter gewöhnt, dass es nur allzu verständlich ist, dass Liv vom Inselleben erst einmal überfordert ist. Ich weiß gar nicht, wie groß sich Kira Mohn diese Leuchturminsel tatsächlich vorgestellt hat. Vor meinem inneren Auge konnte man sie ganz beschaulich überblicken. Umgeben vom Meer und den Klippen habe ich mich im Leutturm direkt wohl gefühlt und fand es super wie Liv jeden Raum nach und nach entdeckte. Auch das kleine Dorf auf dem Festland habe ich mir super gemütlich vorgestellt und hoffe doch stark, dass wir hier noch ein bisschen mehr Zeit verbringen werden, wenn wir in Teil zwei und drei nach Irland zurückkehren. Doch bis dahin dauert es noch und es soll in diesem Brief schließlich um Liv gehen. Was ist sie für eine Protagonistin?

Figuren
Liv, eine zweiundzwanzig Jahre alte Journalistin, ist ein Charakter, mit dem ich erst warm werden musste. Sie ist eine erfolgsorientierte junge Frau, die verbissen ihr Ziel im Blick hat. Bis dahin konnte ich ihr noch folgen. Doch ihre Unfähigkeit, Menschen richtig einzuschätzen und sich auf eine Auslandsreise vorzubereiten, waren mir doch eher fremd. Ich fand einige „Probleme“ sehr offensichtlich und habe nicht verstanden, warum sie es einfach nicht sieht. Allerdings habe ich mir im Laufe des Buches gedacht: Wie großartig ist es eigentlich, dass wir durch Bücher die Möglichkeit haben, durch die Augen von jemandem zu blicken und Abenteuer zu erleben, wie wir selbst Dinge gar nicht anpacken würden? Als mir das bewusst wurde, habe ich Liv anders wahrgenommen und ihre eigene Charakterentwicklung als klasse geschrieben betrachtet. Sie ist nicht von jetzt auf gleich eine andere Frau, sondern entwickelt sich stetig. Weder am Anfang, noch am Ende ist sie mir ähnlich, doch es passt ganz individuell zu ihr und ist in sich logisch.
Da Liv viel Zeit allein im Leuchtturm verbringt, lernen wir die anderen Figuren gar nicht allzu gut kennen. Das macht aber nichts, finde ich. Wir verbringen mit ihnen genauso viel Zeit wie Liv und haben dadurch ihren Wissensstand. Es gibt da allerdings eine Figur, die ich super gern näher kennen gelernt hätte, was jedoch nicht erfüllt werden konnte. Vielleicht wollte Kira Mohn genau das – ganz sicher sogar, sonst hätte sie uns ja mehr Zeit mit der Figur verbringen lassen. Wir lernen den Charakter fast ausschließlich über Briefe kennen und das fand ich dann schon wieder großartig.

Ein kleines Fazit
Ich weiß, mein Brief ist heute nicht allzu lang und ich habe schon ausführlicher über Bücher geschrieben. Das liegt gar nicht daran, dass ich dir nicht mehr erzählen möchte. Ich hätte so viel zu sagen, doch das würde dir die Geschichte vielleicht vorweg nehmen, was ich auf keinen Fall möchte. Dieses Buch kam für mich genau zur richtigen Zeit – ich brauchte eine kleine Reise und bin nur allzu gern mit Liv nach Irland gezogen. Wir haben uns gemeinsam die Wolkenberge angesehen, die Regentropfen aufgefangen und uns in den einfachen Lebensstil auf der kleinen Insel verliebt. Und genau wie ich Liv ins Unbekannte gefolgt bin, sollst auch du an die Geschichte gehen können.
Es hat kleine Schwachpunkte, indem es sehr vorhersehbar und Liv mir stellenweise wirklich fremd war. Doch ich kann nicht anders uns muss dem Buch vier Sterne geben. Es ist einfach ein solider Liebesroman, der hält, was er verspricht.

Regennasse, schäfchenweiche Grüße,
Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Oh, schöne neue Welt

The Promise - Der goldene Hof
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Liebe Daffy,

heute schreibe ich, weil ich dir ein Buch empfehlen möchte, das ein absoluter Hingucker in jedem Bücherregal ist. Ich bin auch durch das Cover auf das Buch aufmerksam geworden, das in einem ...

Liebe Daffy,

heute schreibe ich, weil ich dir ein Buch empfehlen möchte, das ein absoluter Hingucker in jedem Bücherregal ist. Ich bin auch durch das Cover auf das Buch aufmerksam geworden, das in einem wunderschönen, glänzenden smaragdgrün gehalten ist. Der Titel The Promise ist in gold gedruckt, der Untertitel Der goldene Hof wieder in dem Grün. Richelle Mead hat das Buch 2016 mit dem Titel The Glittering Court veröffentlicht. Ich habe die deutsche Ausgabe gelesen, die bei One im Jahr 2017 erschien. Übersetzt wurde der 586 Seiten lange Roman von Susann Friedrich.

Wenn du das Buch aufschlägst, tauchst du in ein Jugendbuch ein, das in einer Welt spielt, die ich so noch nicht gelesen habe. Wir lernen alles aus der Sicht von Lady Elizabeth Witmore kennen, die zwar der Adelsschicht angehört, doch ihre Familie ist so verarmt, dass nur noch eine Hochzeit sie retten könnte. Das kollidiert gänzlich mit Elizabeths Charakter; sie möchte nicht irgendwen heiraten, nur weil er Geld hat, die möchte selbst für ihr Glück verantwortlich sein.
Eines Tages kommt Cedric Thorn in ihr Haus. Er wirbt Mädchen für den „Goldenen Hof“ an, eine Ausbildungsstelle für Mädchen, die danach in die sogenannte neue Welt Adoria reisen, um ein neues Leben zu beginnen. Eigentlich war Cedric wegen einer Hausangestellten gekommen, doch Elizabeth sieht ihre Chance, ihrem Leben entfliehen zu können und tritt die Ausbildung anstelle der Hausangestellten an; unter deren Namen, denn eine Adlige im „Goldenen Hof“ ist unvorstellbar. Es beginnt eine Reise ins Ungewisse, Elizabeth hofft auf eine bessere Zukunft, doch muss sie in ständiger Angst leben, dass ihre wahre Identität aufgedeckt wird.

Ich hatte zuvor noch nichts von Richelle Mead gelesen und war von ihrer Art, diese Geschichte aufzubauen, begeistert. Man liest den Klappentext und beginnt das Buch und denkt: Hab ich schon irgendwie ähnlich gelesen, ich weiß, wie es ausgeht. Es fängt auch relativ vorhersehbar an und entwickelt sich dann zu einer wahnsinnigen Reise. Wenn man denkt, man weiß, wohin es geht, kippt Richelle Mead alles um und beginnt einen ganz neuen Handlungsstrang, der in sich eine eigene Geschichte mit Anfang-Mitte-Schluss ist und am Ende fügt sich alles zu einem stimmigen großen Ganzen.

Wenn dir die Welt in diesem Buch gefällt, bietet die Autorin die Möglichkeit, sie in den Folgebänden aus der Sicht von anderen Charakteren zu erleben. Ich habe für mich beschlossen, ich bleibe bei der Sicht von Elizabeth und lasse es nur mit diesem Band auf mich nachwirken. Auch, wenn ich vorher noch nichts in dieser Art gelesen hatte, reicht es mir, die Welt so kennen gelernt zu haben und brauche sie nicht anders zu erleben. Aber dass die Möglichkeit bestünde, weiter zu lesen, möchte ich nicht verschweigen.
Gelungen ist The Promise allemal – man hat genügend Zeit, die Charaktere kennen zu lernen und die Atmosphäre, die geschaffen wird, zu fühlen. Für mich war es eine eher düstere Stimmung, die einen immer am Lesen gehalten hat. Aufgrund der Dicke vielleicht nicht das Leichteste im Koffer, aber ein Ferienbuch ist es auf alle Fälle. Man kann einfach nicht aufhören und da bietet sich ein Urlaub doch geradezu an. Und wenn man selbst auf Reisen ist, fühlt man sich Elizabeth und ihrer Reise vielleicht noch viel näher.

Deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Wie wurde Sherlock Holmes eigentlich DER Sherlock Holmes?

Young Sherlock Holmes
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Liebe Daffy,

Fall gelöst. Wohlgemerkt: der allererste Fall ist gelöst. Ich habe gerade dem jungen Sherlock Holmes assistiert und darf verkünden, das wird einmal der großartigste Detektiv aller Zeiten. ...

Liebe Daffy,

Fall gelöst. Wohlgemerkt: der allererste Fall ist gelöst. Ich habe gerade dem jungen Sherlock Holmes assistiert und darf verkünden, das wird einmal der großartigste Detektiv aller Zeiten. Wie kam es dazu, fragst du dich? Ganz einfach. Dank Andrew Lanes Young Sherlock Holmes. Der Tod liegt in der Luft konnte ich dem Spektakel hautnah beiwohnen. Eine 2012 bei Fischer FJB erschienene Geschichte, in der wir in eine Zeit eintauchen, die noch vor den Erzählungen von Sir Arthur Conan Doyle angesiedelt ist. Warum? Conan Doyle präsentierte uns einen erwachsenen Holmes. Doch wie wurde dieser überhaupt ein genialer, der Logik verschriebener Detektiv? Dieser Frage widmete sich Andrew Lane in seiner Reihe um den jungen Sherlock Holmes. Im Original erschien der erste Teil 2010 und mir liegt hier die deutsche Übersetzung von Christian Dreller vor.

Sherlock Holmes besucht ein Internat, die Deepdene-Knabenschule, doch die Sommerferien stehen vor der Tür. Diese soll Sherlock bei Verwandten in Farnham verbringen. Gar nicht nach seinem Geschmack. Allein in einem großen Haus, nur eine anstrengende Haushälterin, die ihm vorschreibt, was er zu tun und zu lassen hat, die Familie sieht er nur bei den Mahlzeiten. Doch all das ändert sich, als Sherlock bei seinen Spaziergängen einen Jungen kennen lernt und schließlich auf Geheiß von Mycroft ein Privatlehrer auftaucht. Zwischen Ausflügen mit Matty und den Unterrichtsstunden mit Amyus Crowe beginnt eine spannende Zeit. Als sie eines Tages einen Toten finden, von dem sich eine geheimnisvolle Wolke wegzubewegen scheint, ist bei allen das Interesse geweckt und Unterricht und Ausflüge verknüpfen sich zu Sherlock Holmes' allererstem Fall.

Wie kann es anders sein, dass sich diese Geschichte gar nicht so einfach zusammenfassen lässt. Ich möchte dir nicht zu viel verraten, dich aber trotzdem neugierig machen. Mir fällt aber auf, der Klappentext ist genauso kryptisch wie mein Versuch, was mich zu dem Punkt kommen lässt, dass Sherlock Holmes' Geschichten immer ihre ganz eigene Stimmung mit sich bringen. Egal, ob das Original von Conan Doyle oder andere Jugendbücher, die sich rund um das Thema aufhalten, es ist eine nicht zu beschreibende Art, die Geschichten zu erzählen. Ich habe jedes Mal große Probleme, die Geschehnisse wirklich vor meinem inneren Auge zu sehen, was das Lesen anstrengend macht, mich aber trotzdem absolut fasziniert. Auch hier hatte ich wieder Schwierigkeiten, einen Draht direkt in die Geschichte und zu den Figuren zu finden. Der Fall erinnerte mich auf eine eigene Art an eine Mischung aus Eine Studie in Scharlachrot und Das gesprenkelte Band.
Hast du dich je gefragt, wie Sherlock Holmes überhaupt zu dem werden konnte, der er ist? Bis zu diesem Buch habe ich es wohl nie hinterfragt und mich stets mit einem erwachsenen Holmes identifiziert und ihn bewundert. Doch natürlich gehört eine Kindheit zu jedem von uns, deshalb war es sehr interessant, diese Interpretation eines „Was könnte gewesen sein...?“ zu lesen. Sehr gelungen ist Lane die Entwicklung des jungen Detektivs, der zu Beginn einfach ein Schuljunge ist, der sein Pensum sehr gut, aber dem Schulanspruch entsprechend erfüllt. Er ist noch kein hochgebildeter Mann, der sämtliche Zusammenhänge direkt knüpfen kann. Sherlock ist als Kind ein anderer, als der Holmes, den uns Doyle präsentiert. Ein Junge, der noch unsicher ist. Das kollidierte teilweise mit einigen meiner Vorstellungen eines erhabenen Detektivs. Nichtsdestotrotz, hat Andrew Lane eine logische Figur erschaffen, die sich dahin entwickeln kann, was wir kennen und lieben.
Andrew Lanes Sherlock ist wissbegierig und saugt all das Wissen auf, das ihm der Privatlehrer zur Verfügung stellt. Auch sein neuer Freund Matty bringt ihm einiges bei, was Sherlock immer besser anzuwenden lernt und daraus logische Schlüsse zieht. Das hat mir sehr gut gefallen.

Auch die Darstellung Englands im 19. Jahrhundert ist sicherlich einigen Recherchen des Autors zu verdanken. Es wir keine Verklärte, romantische Darstellung geliefert, sondern eine Gegenüberstellung von arm und reich, Gesellschaft und Moral; natürlich kollidiert das mit der Auffassung des 21. Jahrhunderts.
Hoch interessant finde ich die Wahl Lanes, die LeserInnen neben Sherlock zu platzieren und seine Gedankengänge sichtbar zu machen und die LeserInnen das erleben zu lassen, was Sherlock erlebt. Von Conan Doyle sind wir es gewohnt, den Detektiv rein aus der Sicht von Dr. Watson kennen zu lernen. Auch in den anderen Jugendbüchern My dear Sherlock und Holmes & Ich, die ich bisher gelesen habe, sind wir nie an der Person Sherlock Holmes bzw. Charlotte Holmes dran, wir erleben sie stets durch andere.

Obwohl ich große Schwierigkeiten hatte, zur Gänze in das Buch einzutauchen und mir einige Details nicht zugesagt haben, hatte ich einen interessanten Moment beim Zuschlagen des Buches. Das letzte Kapitel endete so, das ich nicht ganz zufrieden war, weshalb ich dran blieb und die Danksagung und das Nachwort las. Und da kam eine Wendung um 180°. Ich habe noch nie eine so großartige Danksagung von einer Autorin oder einem Autor gelesen. Informativ, bescheiden, auf den Punkt gebracht. Ich kann mit Gewissheit sagen, das mich ein Nachwort noch nie die Meinung über eine Geschichte hat ändern lassen – hier war es so. Die Intention hinter dem Buch ist so genial, das ich es nur empfehlen kann. Wenn du schwächelst und keine Lust mehr hast: Bleib dran. Ich habe dieses Buch über zwei Jahre verteilt gelesen, weil ich nicht rein gekommen bin. Im Nachwort wird einiges verraten, von daher rate ich dringend davon ab, nur das zu lesen. Aber mit der Geschichte im Kopf, hat es absolut etwas mit mir gemacht und ich stelle dieses Buch nun mit einem guten Gefühl in mein Sherlock Holmes Regal, denn es hat seine Daseinsberechtigung.

Deine Daisy