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Veröffentlicht am 02.11.2019

Holt euch ein Stück Kuchen und taucht ein in Frau Eules Bücherwelt!

Der zauberhafte Wunschbuchladen 1
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Liebe Daffy,

heute möchte ich dir ein kleines, aber feines Kinderbuch ans Herz legen: Der zauberhafte Wunschbuchladen von Katja Frixe. Das Buch ist nicht ganz neu, es erschien schon 2016 im Dressler ...

Liebe Daffy,

heute möchte ich dir ein kleines, aber feines Kinderbuch ans Herz legen: Der zauberhafte Wunschbuchladen von Katja Frixe. Das Buch ist nicht ganz neu, es erschien schon 2016 im Dressler Verlag und ich wundere mich, wie ich es bisher übersehen konnte.
Das Cover ist wunderbar bunt gestaltet und auch innen findest du viele Illustrationen von Florentine Prechtel, die das Lesen noch lustiger machen.

Worum geht es nun auf diesen 174 Seiten? Natürlich um einen Buchladen, wie kann es anders sein bei dem Titel. Es ist aber nicht irgendein Buchladen, er gehört Frau Eule, die ein kleines bisschen Magie in diese Welt bringt, indem sie unserer Hauptperson Clara einen Wohlfühlort zum Schmökern bietet. Clara hält sich nämlich für ihr Leben gern hier auf, am Liebsten mit ihrer besten Freundin Lene. Doch dann passiert etwas, das die beiden Freundinnen verzweifeln lässt: Lene muss in eine andere Stadt ziehen. Katja Frixe hat rund um dieses Thema eine tolle Geschichte geformt, die du unbedingt lesen musst. Denn dass die Freundin gar nicht in der gleichen Stadt wohnt, das kennen wir ja ziemlich gut und irgendwie hat es mich die Situation der beiden noch besser verstehen lassen. Aber ich denke, jede und jeder kann sich vorstellen, wie man plötzlich auf die weiterführende Schule muss und der Freund oder die Freundin besucht nach den Sommerferien eine andere oder man ist plötzlich in einer anderen Sportmannschaft. Clara und Lene zeigen uns, wie man Kontakt hält, sich auf die neue Situation einstellt und vielleicht sogar neue Freunde finden kann.

In den zehn Kapiteln lernen wir Claras Liebe zu den Büchern kennen und dass der Wunschbuchladen das ein oder andere Geheimnis parat hat. Frau Eule lässt uns den Kuchen und die Zimtschnecken förmlich riechen, wenn sie auch uns in den Laden einlädt und dort könnte es passieren, dass wir ein Pläuschchen mit einem Kater und einem Spiegel halten. Das Buch ist ein richtiges kleines Alltagsmärchen.

Mittlerweile gibt es auch schon drei Folgebände, die ich noch nicht kenne. Das muss ich aber ganz sicher ändern, denn der erste Band ist großartig und für jeden, der eine kleine Reise in eine zauberhafte (Bücher-)Welt unternehmen möchte. Egal ob du acht oder achtzig bist. Obwohl Clara im Grundschulalter ist, war ich ganz dicht an ihrer Figur dran, auch wenn ich im Vergleich zu ihr doch schon etwas älter bin. Das muss an dem lockeren Schreibstil von Katja Frixe liegen, der uns in die (magische) Welt zieht und natürlich an Claras Liebe zu Büchern, die alle Leseratten dieser Welt verbindet.

Und da Clara und Lene es uns so gut vormachen: Freundin, wir müssen uns wieder sehen, damit ich dir das Buch leihen kann!
Deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Alles, was ich in diesem Buch vermisst habe

Alles, was du suchst
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Liebe Daffy,

ich komme heute wieder mit einem Brief um die Ecke, in dem ich über einen romantischen Frauenroman sprechen möchte. Dieses Mal bin ich in die Welt von Alles, was du suchst, geschrieben von ...

Liebe Daffy,

ich komme heute wieder mit einem Brief um die Ecke, in dem ich über einen romantischen Frauenroman sprechen möchte. Dieses Mal bin ich in die Welt von Alles, was du suchst, geschrieben von Marie Force gereist. Das Buch wurde für den deutschen Markt von Tatjana Kruse übersetzt und von Fischer Taschenbuch 2016 herausgebracht; das Original trägt den Titel All you need is love (2014).

Der Inhalt lässt sich recht schnell zusammenfassen. Die New Yorker Webdesignerin Cameron reist nach Vermont, um einen neuen potenziellen Kunden an Land zu ziehen. Das Familienunternehmen eines Country-Stores soll einen Webauftritt bekommen. Zumindest möchte es Lincoln Abbott so – Vater einer Großfamilie und momentaner Geschäftsführer ebendieses Geschäfts. Die zehn Kinder, die das Unternehmen mit ihm leiten sind dagegen gar nicht seiner Ansicht und stehen Camerons Präsentation über Website-Möglichkeiten ausgesprochen ablehnend gegenüber.
Doch das bleibt nicht das einzige Problem. Nicht nur, dass Cameron diesen Auftrag unbedingt braucht, ansonsten steht ihre Werbeagentur vor dem Aus, sie verliebt sich auch noch in einen der Abbott-Söhne und findet sich vor dem Dilemma wieder, dass eine Fernbeziehung zwischen New York und Vermont das Allerletzte ist, das sie in dieser Situation gebrauchen kann. Doch da hat sie die Rechnung ohne Will Abbott gemacht, der sich ebenfalls Hals über Kopf verliebt hat und nun um Cameron kämpft.

Es ist vielleicht etwas ungewöhnlich mit dem Nachwort zu beginnen, doch Marie Force hat in diesem so anschaulich beschrieben, wie sie auf die Idee zu dieser Buchreihe (dazu gleich mehr) gekommen ist, dass ich ihr die Begeisterung, die sie in der Geschichte für ihre fiktive Stadt und den Country-Store vermitteln möchte, absolut nachvollziehen kann. Ich finde es herausragend, wenn Autoren ihre Intension klar benennen können und voll und ganz hinter ihrer Geschichte stehen. Genau diesen Eindruck habe ich bei dieser Autorin.

Wie gerade erwähnt, handelt es sich bei der kleinen Stadt Butler um eine fiktive Stadt, die Marie Force aufgrund der vielen Eindrücke verschiedener Städte in Vermont, die sie während ihrer Recherchereise besuchte, erfand. (S. 483)
Da ich selbst noch nie in Vermont war, kann ich zur Authentizität nichts sagen, doch ich habe mich direkt wohl gefühlt und konnte mir vorstellen, wie die Atmosphäre wohl sein könnte.
Ebenso schön ausgearbeitet, ist der Familienstammbaum der Familie Abbott, bestehend aus Großvater, Vater und Mutter, sowie den zehn Kindern. Toll finde ich, dass es eine visuelle Aufbereitung des Stammbaums im Buch gibt.

Leider muss ich sagen, so schön das Buch recherchiert und die Familie konstruiert ist, es hat mich in den Kategorien Schreibstil, Spannung und Charakteren nicht überzeugen können. Das klingt jetzt sehr harsch und ich möchte meine Ansicht ein wenig erklären.
Ich würde behaupten, all diese Kritikpunkte bedingen sich in gewisser Hinsicht. Mein Standpunkt im Bezug auf die Sprache bezieht sich natürlich auf die deutsche Übersetzung und ich kann nichts zum Original sagen. Die Sprache ist nicht nur einfach gehalten (was absolut in Ordnung für einen Ferienroman ist, für den ich ihn halten würde), es ist auch sehr hölzern formuliert und hier glaube ich, dass die Übersetzung nur noch einen drauf gesetzt hat und das Original ebenfalls nicht herausragend sein kann. Marie Force bedient sich fast ausschließlich des „tell“ und nicht des „show don't tell“.
Hier kommen Spannung und Charaktere ins Spiel. Die Figuren waren mir nicht zugänglich, weil ich einfach nichts richtig von ihnen erfahren habe. Es wurde andauernd behauptet, sie lieben jene Stadt und mögen diese Freizeitaktivität. Ein Beispiel dafür wäre, dass Cameron darauf beharrt, das Theater zu lieben und sich unheimlich gern Vorstellungen anzusehen – die Ballettkarten, die sie von ihrem Vater stets geschenkt bekommt, gibt sie aber an ihre beste Freundin Lucy weiter und belügt ihren Vater dann, dass das Stück toll gewesen sei. Was denn nun? Geht sie gern ins Theater oder nicht? Soll es uns sagen, sie liebt jede Form von Theater, nur Ballett nicht? Was schaut sie denn alternativ gern?
Wir erleben die Geschichte hauptsächlich aus der Sicht von Cameron, einige Kapitel geben Wills Perspektive wieder. Ein Kapitel ist aus der Sicht von einer Schwester Wills; das war komplett aus dem Konzept und hat mich doch sehr verwirrt. Während der Kapitel erfahren wir jedoch nicht unbedingt mehr über die Figuren, wie man bei wechselnder Sichtweise vermuten könnte. Problem hierbei ist wohl wieder das viele Behaupten von Umständen.
Wie du dir denken kannst, entwickelt sich zwischen Will und Cameron eine Liebesbeziehung – damit habe ich nichts verraten.
Was jetzt folgt könnte jedoch als Spoiler gewertet werden: Sie bezeichnen diese Liebe als die wahre Liebe und noch nie dagewesene Gefühle für einen Menschen. Es tut mir leid, aber davon haben wir überhaupt nichts mitbekommen. Das einzige, das die beiden voneinander denken, ist die sexuelle Anziehungskraft und wie gut sie in der Hinsicht zusammen passen. Das ist meines Erachtens keine wahre Liebe, sondern einfach nur Leidenschaft. Sie wollen nach vierzehn Tagen den Rest ihres Lebens miteinander verbringen und alles für den anderen aufgeben. Da frage ich mich ernsthaft, ob die beiden wirklich Ende 20/ Anfang 30 sind oder Teenager. Das war albern!
Daraus resultierend, hielt es sich mit der Spannung in Grenzen. Es werden keine großartigen Konflikte geschaffen und die wenigen, die da sind, sind nicht ernstzunehmen. Ein Beispiel hierfür wäre ein Telefonanruf, der nicht kommt. Wir wissen aber ganz genau, dass einer der beiden unterwegs ist und gar nicht anrufen kann, wie bisher jeden Abend zuvor. Wegen des Ausbleibens dieses einen Anrufs wird die gesamte Beziehung in Frage gestellt und die nicht angerufene Person glaubt, die Liebe sei versiegt.
Bitte entschuldige diese kryptische Beschreibung der Situation, ich möchte niemandem etwas vorwegnehmen und doch dieses Beispiel nennen. Es zeigt einfach so gut, wie jugendlich naiv die erwachsenen Figuren geschrieben wurden. All das wird uns auch nicht gezeigt, indem die eine Person stundenlang vor dem Telefon sitzt, in der Wohnung auf und ab tigert, selbst anruft und niemanden erreicht und wochenlang keinen Kontakt aufnehmen kann. Es wird berichtet, dass es am gestrigen Abend so vor sich ging und nun ist die Person am Boden zerstört und glaubt sich nicht mehr geliebt. Kein Aufbau von Spannung, kein Einblick in das Innenleben der Figur während der Situation.

Du merkst, ich bin nicht allzu zufrieden und kann dem Buch deshalb nur zwei Sterne geben. Es genügt mir nicht, eine schöne Kulisse zu schaffen und zu hoffen, alles darin fügt sich problemlos ein.
Ich habe zu diesem Buch gegriffen, weil ich nach Redwood Love nach einer vergleichbaren Reihe gesucht habe, mit ebendiesem Charme in einer kleinen Stadt. Die Stadtstimmung kommt auch absolut auf, doch Kelly Moran verstand es sehr viel besser, ihren Figuren Tiefe zu geben und Konflikte zu schaffen. Ich weiß, dass das Genre durchaus leichte Lektüre sein kann, hatte Lust darauf und ging daher absolut in dem Wissen an diese Geschichte, dass es nicht allzu verzwickt und ein bisschen wie eine romantische Komödie im Fernsehen sein würde, bei der man von Anfang an weiß, dass sich das Liebespaar kriegen wird, man trotzdem mitfiebert und findet es einfach schön und entspannend. Vom Gefühl her war dieses Buch genau so angelegt und erinnerte mich an die Serien Chesapeake Shores und Men in Trees. Letztere wies sogar einige Parallelen auf, indem Will – der raue Mann aus der kleinen Stadt – Cameron – der schicken Dame aus der Metropole New York – die passenden Schuhe schenkt und sie ein wenig umeinander herumschleichen wie Marin und Jack. Dann gab es sogar eine Szene, die direkt ein „easter egg“ für Twilight sein könnte – erinnerst du dich daran wie Edward Bella auf dem Rücken von der Lichtung zurück zum Truck getragen hat?
Doch der Charme der Figuren in den genannten Serien und Filmen, blieb aus. Man lernt Cameron und Will rein auf der Ebene kennen, was sie sexuell anziehend finden.
Leider konnte ich die Begeisterung, die diese Buchreihe auszulösen scheint nicht nachempfinden und werde dadurch die Folgebände nicht lesen. Wenn du aber Lust hast, dir anzuschauen, um wen es noch geht, findest du sowohl im Buch, als auch im Internet eine Liste, welche Bände die Lost in Love-Reihe noch zu bieten hat.

Liebe Grüße,
Daisy

Veröffentlicht am 01.11.2019

Verliebt in den Bodyguard

Prince of Passion – Logan
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Liebe Daffy,

hier kommt schon mein Brief zum dritten Teil der Prince of Passion- Reihe von Emma Chase. Ich möchte direkt zu beginn ehrlich sein und schreiben, dass dieses Exemplar bei Kyss als Bloggerexemplar ...

Liebe Daffy,

hier kommt schon mein Brief zum dritten Teil der Prince of Passion- Reihe von Emma Chase. Ich möchte direkt zu beginn ehrlich sein und schreiben, dass dieses Exemplar bei Kyss als Bloggerexemplar gewonnen wurde und uns dadurch freundlicherweise zur Verfügung gestellt worden ist. Das Buch ist in diesem Jahr in einer Übersetzung von Anita Nirschl auf Deutsch erschienen; das Original findest du unter dem Titel Royally Endowed (2017).

Das Buch rundet mein Bild im Buchregal auf die schönste Art und Weise ab, da die Cover von Kyss einfach zauberhaft sind. Die kleinen Kronen auf dem Buchrücken sind ein besonders schönes Detail und zeigen dir an, welcher Band der Reihe vor dir liegt; somit sind auf diesem Buchrücken drei kleine Krönchen abgebildet.
Genug zum Äußerlichen, da man immer den Inhalt bewerten sollte. Wie fügt sich dieses Buch in den bereits bestehenden Kanon ein?

Inhalt
Folgten wir in Band eins und zwei den Prinzen Nicholas und Henry, lernen wir in Band drei Logan, den königlichen Bodyguard kennen. Dieser war eingeteilt worden, Olivias kleine Schwester Ellie in New York zu beschützen.
So finden sich Logan und Ellie zwischen Alltag und „dem Traum kleiner Mädchen von Bodyguards“ wieder. Während Ellie von dem starken Logan magisch angezogen wird, versucht dieser seiner Pflicht nachzukommen und Ellie zu beschützen; was gar nicht so einfach ist, wenn das zu schützende Subjekt eine gewisse Anziehungskraft ausübt.

Mein Leseeindruck
Als ich den Klappentext las, war ich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, das Buch sofort und auf der Stelle zu lesen, weil auch ich diesem Mädchentraum von Bodyguard-Geschichten erlegen bin und alles dazu in die Finger zu bekommen versuche. Auf der anderen Seite hatte ich Ellie ja schon im ersten Buch kennen gelernt und war mir nicht ganz sicher, wie ich es finden sollte, dass es da ein Buch geben sollte, in dem eine minderjährige Schülerin, die eher ungestüm daher kommt, sich in ihren Personenschützer verliebt. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Emma Chase die Geschichte zu einem Buch für Erwachsene aufbauen würde – und wurde überrascht.
Vor uns liegt ein Episodenroman, der dort startet, wo wir Ellie verlassen hatten. Jung, laut und mit der Aufgabe konfrontiert, neben dem Schulabschluss noch mit einem Alkoholiker zum Vater ein Geschäft zu führen, weil ihre Schwester auf amourösen Abenteuern wandelt (meinen Sarkasmus an dieser Stelle, werde ich später noch aufgreifen).
Es folgt ein Sprung durch die Wochen, Monate und Jahre. Mal verweilen wir etwas länger in einer Episode von Logans und Ellies Leben, mal springen wir gewaltig und erleben einen späteren Zeitpunkt. Zuerst hatte ich das Gefühl, Emma Chase würde es sich sehr einfach machen und sich nur die Rosinen aus dem Leben der Charaktere picken. Doch es ergibt sich ein Gesamtbild, das uns auf 300 Seiten ein rundes Bild von 5 Lebensjahren liefert und in die Geschichte eintauchen lässt. Wir erleben wie sich zuerst Ellie, dann Logan verliebt; und doch ist diese Liebe verboten, da sie Logans Stellung als königlichen Personenschützer gefährden würde und er seine Gefühle daher unter Verschluss hält. Wir bekommen einen triftigen Grund geliefert, warum es mit dieser Liebe einfach nicht klappen will und das hat mir unheimlich gut gefallen. Es war kein künstlich heraufbeschworenes Verboten sein der Liebe, die eigentlich ihren Weg hätte finden müssen. Es war kein märchenhaftes „auf Leben und Tod“. Hier ging es um eine Existenz, eine berufliche Karriere und einen Lebensweg, der nicht scheitern sollte.
Es handelt sich um einen Liebesroman, der nicht mit einer wissenschaftlichen Abhandlung zu vergleichen ist, klar. Aber es gefällt mir, wenn Autoren ernsthafte Gründe anführen, um den Figuren Steine in den Weg zu legen und keine seichten Mittel verwendet werden. Deshalb hat mir der dritte Teil dieser Reihe wohl auch so gut gefallen, sodass ich ihn in weniger als zwölf Stunden durchgelesen hatte.
Der Schreibstil ist flüssig und Emma Chase hat tolle Wege gefunden, dieses Buch von den anderen abzuheben, wie ich finde. Sie arbeitet viel mit dem Stilmittel, eine Figur innerlich einen Kampf mit dem eigenen Gewissen und den Gefühlen austragen zu lassen, während gleichzeitig die Handlung drumherum vorangetrieben wird und wir bruchstückhaft dem Dialog folgen, den andere Figuren, die im gleichen Raum sind, führen. Ich hoffe, das habe ich verständlich geschrieben. Doch wenn du das Buch zur Hand nimmst, wird dir sicher schnell auffallen, was ich meine. Diese Gleichzeitigkeit hat mir sagenhaft gut gefallen.

Ein Gesamtüberblick über die Reihe
Wie ich schon schrieb, ist dieser Teil wohl mein Liebster aus der Prince of Passion -Reihe. Ob es nun an den handwerklichen Mitteln der Autorin lag oder am Thema „Bodyguard“ kann ich gar nicht genau festmachen. Es ist wohl eine Mischung aus beidem. Auch die beiden Protagonisten haben mir sehr gut gefallen.
Bei Logan habe ich mir von Anfang an einen BBC David Budd vorgestellt. Sowohl optisch, als auch wie er wohl sprechen könnte. Emma Chase hat ihn mit einem starken „wessconischen Akzent“ versehen, der eine Mischung aus Britisch und Schottisch sein soll. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass der Akzent von David Budd ein absolutes Erlebnis ist. Die Sympathie, die ich dieser Rolle entgegen bringe, hat sich somit stillschweigend auf Logan übertragen.
Ich hatte erwähnt, dass ich mir ein bisschen Sorgen darum machte, ein Buch über Ellie zu lesen. Sie war ein eher anstrengender Teenager, wie ich fand. Diese Geschichte hat mich anders über sie denken lassen. Es gefällt mir, dass sie sowohl unbeschwert, chaotisch und impulsiv sein kann, aber auch fleißig, gewissenhaft und zuverlässig.
Das bringt mich zu den bisherigen Figuren der Reihe und meinem eher sarkastischen Kommentar weiter oben. In meinem letzten Brief habe ich dir von Henry und Sarah erzählt und dass mir ihre Geschichte sehr gut gefallen hat. Bei dieser Meinung bleibe ich. Die Handlung ist gut ausgearbeitet und die Figuren sympathisch mit ihren vielen kleinen Ecken und Kanten.
Meine Meinung zum ersten Teil hat sich im Prinzip nur gefestigt und das nicht gerade im positiven Sinne. Es ist für mich der schwächste Teil der Reihe. Die Geschichte ist für mich eine wunderbar moderne Cinderella-Adaption, die aber nicht genügend ausgearbeitet ist, in der sich die Figuren nicht genügend entwickeln und eigentlich ausschließlich im Bett landen und damit die größte Liebesgeschichte aller Zeiten begründet werden soll – hmm, nein, das ist reine Darstellung von Lust. Nicht sehr überzeugend.
Emma Chase ist es in Band zwei und drei sehr viel besser gelungen Liebesgeschichten mit romantischen Elementen zu schaffen. Daher fällt meine Wertung auch mit vier Sternen bei Prince of Passion – Logan aus.
Wenn dir also nach einem romantischen Liebesroman rund um Prinzen und Bodyguards ist, die Bücher stehen bei mir bereit und warten darauf, von dir gelesen zu werden. Dieses hier ganz besonders.

Ich freue mich auf den nächsten Briefwechsel,
Daisy

Veröffentlicht am 01.11.2019

Ein Bücherwurm trifft Party-Prinzen

Prince of Passion – Henry
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Liebe Daffy,

heute erreicht dich mein Brief über den zweiten Teil in der Prince of Passion- Reihe. Damit du einmal die Eckdaten auf einen Blick hast:
Das Buch von Emma Chase erschien 2017 unter dem ...

Liebe Daffy,

heute erreicht dich mein Brief über den zweiten Teil in der Prince of Passion- Reihe. Damit du einmal die Eckdaten auf einen Blick hast:
Das Buch von Emma Chase erschien 2017 unter dem Titel Royally Matched und wurde von Anita Nirschl ins Deutsche übersetzt. Ebendiese Fassung erschien 2019 bei Kyss by Rowohlt Polaris unter dem Titel Prince of Passion. Henry.

Inhalt
In diesem Buch lernen wir Henry, den kleinen Bruder von Nicholas aus dem ersten Buch kennen. Henry ist ein ganz Wilder, der am liebsten Partys schmeißt und so viele Frauen wie möglich ins Bett kriegt. Aufgrund der Geschehnisse im vorherigen Buch, verlangt die Königin von Wessco jedoch, dass Henry sich besinnt und seiner königlichen Pflicht nachkommt. Das heißt: Er soll Verantwortungsbewusstsein erlangen und an die Zukunft des Landes denken. Doch seine Eskapaden hören einfach nicht auf, weshalb er kurzerhand auf einen Landsitz der Familie geschickt wird – in der Hoffnung, hier könne er zur Ruhe kommen und pflichtbewusster werden.
Weit gefehlt, eure Majestät. Henry wäre nicht Henry, würde er nicht die Chance ergreifen, die nächste Katastrophe mit offenen Armen zu empfangen. Doch da taucht plötzlich dieses schüchterne Mädchen auf, das ihre Nase gar nicht aus den Büchern bekommt und Henrys Interesse ist geweckt.

Erwartungshaltung
Bevor ich weiter auf den Inhalt, die Figuren und mein Fazit eingehen werde, würde ich gern über meine Erwartungshaltung sprechen. Als ich den Klappentext beim Verlag gelesen hatte, hatte ich direkt ein Bild vor Augen, was in diesem Buch wohl passieren würde. Wie du dich vielleicht erinnerst, habe ich auch in meiner Rezension zum ersten Teil schon einige Vermutungen angestellt. Ich hatte erwartet, eine Die Schöne und das Biest- Geschichte zu lesen, in der der unartige Junge in einem Landhaus eingesperrt wird und ruhelos durch die Gänge streift, bis er eine Bibliothek entdeckt, in der die schüchterne Bibliothekarin die Bestände pflegt.
Ich kann nicht absprechen, dass ich den Vergleich zu dem eben genannten Märchen nicht weiterhin ziehen möchte. Doch in diesem Buch hat sich eine viel größere Vielfalt an „Vorbildern“ entfaltet. Womit ich gar nicht gerechnet hatte, war eine Hommage an Kiera Cass' The Selection. Zumindest gehe ich davon aus, dass die Autorin diese Geschichte kannte und ihre eigene Version gesponnen hat. Henry bekommt das Angebot, eine eigene Reality-TV-Show machen zu dürfen, bei der junge Damen gecastet werden, welche dann um die Gunst des Prinzen buhlen und eine hat die Chance, seine Frau und die neue Königin von Wessco zu werden.
Außerdem erinnerten mich die beiden Protagonisten Henry und Sarah irgendwie an Chuck und Blair aus der ersten Staffel von Gossip Girl. Ich werde gar nicht groß darauf eingehen, warum ich so empfinde, da ich dir das Lesevergnügen nicht nehmen möchte. Doch diese Kombination aus Bad Boy trifft auf ein Mädchen, das ganz genau weiß, was es will und ihre eigenen Vorstellungen eines Gentleman hat, ist eindeutig wie bei Chuck und Blair.

Figuren
Wo ich nun schon einige Vergleiche angestellt habe, komme ich dazu, meine Sicht auf die Charaktere zu beleuchten.
Hatte ich noch bei Nicholas und Olivia bemängelt, dass keine nachvollziehbare Charakterentwicklung vonstatten gegangen ist, muss ich der Autorin ein großes Lob für Henry und Sarah aussprechen. Ich hatte Angst, dass wir einen genauso platten Party-Prinzen bekommen werden, wie Nicholas dargestellt wurde. Doch nein, Henry hatte Struktur: Wir hatten schon ein wenig von seiner Vergangenheit gehört und nun wurde sie durch seine Gegenwart ergänzt, wodurch ein runder Charakter entstanden ist.
Der Witz ist, Nicholas wird in diesem Buch immer wieder als der vernünftige, besonnene, rationale Bruder betitelt. Das habe ich zu keinem Zeitpunkt so empfunden. Er war bockig, weil er seinen Bruder aus New York abholen sollte, stolperte dann sturzbetrunken in einen Coffeeshop, bot einer Wildfremden Geld für Sex und entwickelte sich danach höchstens dadurch, dass er unterschiedliche Praktiken im Bett vorführte.
Henry bekam durch seine nachvollziehbare Trauer um seine verstorbenen Eltern eine emotionale Ebene, dazu noch eine Vergangenheit beim Militär, bei der er große Schicksalsschläge hinnehmen musste. Beides wird aber nicht auf die Tränendrüse drückend vorgetragen und er wird nicht als tragischer Held dargestellt.
Die Königin hatte Nicholas und Henry zwar aufgezogen, doch niemals mit Liebe überschüttet. Bezieht man all das Genannte mit ein, wird klar, warum Henry nicht fähig ist, länger als eine Nacht mit einer Frau zusammen zu sein. Er sehnt sich zwar nach Liebe, doch weiß nicht genau, wie eine Beziehung funktioniert und hat Angst wieder jemanden zu verlieren. Das muss er erst lernen und Vertrauen schöpfen.
Hier kommt Sarah ins Spiel. Sarah ist das typische graue Mäuschen, das sich hinter einem dicken Buch versteckt und wenn sie könnte, sogar hineinkriechen würde. Sie war noch nie in einer Beziehung und erträumt sich durch ihre Leseerfahrung den perfekten Partner. Dass es so eine Person niemals geben könnte, ist ihr noch nicht bewusst.
Auch Sarah hat etwas in der Vergangenheit erlebt, das sie nachhaltig geprägt hat und in einigen Situationen auch heute noch einholt.
Nun treffen also diese beiden Figuren aufeinander, so unterschiedlich sie auch nach außen wirken mögen. Doch was sie verbindet, ist das erste Erleben einer angehenden Beziehung und dass man jemanden zu lieben lernt. Durch viele Geheimnisse und Heimlichtuerei ist es ihnen gestattet, ganz langsam vorzugehen. Sie lernen sich kennen, erzählen und stellen Fragen. Etwas, das im ersten Buch fast vollständig fehlte. Die Beziehung kippte fast direkt in eine reine Sexgeschichte. In dieser Geschichte steht etwas anderes im Fokus: Wer bin ich, wer will ich sein, wer bist du und wie kann ich dich unterstützen, der/ die zu werden, der/ die du sein willst?
Es hat mir unglaublich viel Spaß gebracht, die Entwicklung von Henry und Sarah mitzuerleben und dabei zuzusehen wie sie sich ineinander verliebt haben, aufrichtig und unabhängig davon, wie der andere im Bett ist. Was nicht heißt, dass in diesem Buch keine Sexszenen vorkommen. Doch es passiert zu Zeitpunkten, die richtig gewählt sind und in einem Maß, das die Geschichte nicht auf das reduzieren lässt.
Habe ich Nicholas und Olivia noch zähneknirschend einen Stern für die Charakterentwicklung gegeben, kann ich hier nur sagen: Das sind fünf Sterne. Nachvollziehbar, ausführlich und spannend.

Plot
Wenn die Figuren stimmen, hat die Geschichte schon eine ganz eigene Dynamik. So war es auch bei diesem Buch. Insgesamt habe ich vier Abende gelesen und schon war das Buch durch. Ich habe es sehr genossen, Henrys und Sarahs wechselnde Sichtweisen zu erleben, obwohl ich davon sonst gar nicht der allergrößte Fan bin. Doch hier hat es die unterschiedlichen Ereignisse und Entwicklungen nur noch verdeutlichen können. Obwohl sie beide am gleichen Ort sind, haben sie doch andere Aufgaben und Interessen vertreten. Das hat mir gut gefallen.
Ich kann nicht mal behaupten, mir hätte dieses Format vom Reality-TV-Bachlor in königlicher Ausführung nicht gefallen. Ich lese solche Geschichten schließlich gerne. Nicht umsonst habe ich schon The Selection mehrfach gelesen und damals auch zu Valentina Fasts Royal gegriffen. Es liest sich einfach sehr nett. Doch mir fehlte eindeutig das Individuelle an Emma Chase' Geschichte. Der Punkt, dass es sich nicht um ein Jugendbuch wie bei den anderen handelt und hier explizite Bettszenen vorkommen, reicht da nicht aus.

Fazit
Wie du schon siehst, habe ich dem Buch gesamt vier Sterne gegeben. Das Buch gefällt mir sehr viel besser als Prince of Passion. Nicholas und verdient dadurch auf jeden Fall eine höhere Wertung. War jenes Buch noch eine Adaption auf die Aschenputtel-Geschichte, fehlte mir hier jedoch ein wenig der eigene Gedanke. Wir treffen auf Die Schöne und das Biest, die sich in einer Neuauflage von The Selection kennen und lieben lernen. Brachte die Aschenputtel-Geschichte noch einen modernen Bezug mit sich, ist es hier nur ein Abklatsch zeitgenössischer Jugendbuchliteratur mit einem Hauch von Märchenadaption. Doch da die Figuren tiptop ausgearbeitet wurden und ich zu jeder Zeit nachvollziehen konnte, warum sie sich in den Situationen so verhalten, kann ich nicht anders als vier Sterne zu geben. Wie ich schon sagte, wenn die Figuren gut gemacht wurden, ist die Geschichte einfach ein Lesegenuss.

Wenn die Geschichten nicht aufeinander aufbauen würden, würde ich dir dieses Buch empfehlen und sagen, überspringe das Erste. Das würde aber einiges vorenthalten. Doch du merkst; ein klasse Liebesroman. Ich bin gespannt wie mir das Dritte im Bunde gefällt: Prince of Passion. Logan, das auch noch diesen Sommer erscheinen wird.

Es grüßt dich,
deine Daisy

Veröffentlicht am 01.11.2019

Eine moderne Aschenputtel-Geschichte

Prince of Passion – Nicholas
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Liebe Daffy,

hast du auch so viel Spaß daran, moderne Märchen zu lesen? Mein heutiger Brief widmet sich Prince of Passion. Nicholas von Emma Chase, das dieses Jahr bei Kyss (by Rowohlt Polaris) erschienen ...

Liebe Daffy,

hast du auch so viel Spaß daran, moderne Märchen zu lesen? Mein heutiger Brief widmet sich Prince of Passion. Nicholas von Emma Chase, das dieses Jahr bei Kyss (by Rowohlt Polaris) erschienen ist. Das Original wurde 2016 unter dem Titel Royally Screwed veröffentlicht. Ich habe die deutsche Ausgabe gelesen, für dessen Übersetzung sich Sabine Längsfeld verantwortlich zeigt.

Bevor ich zum Inhalt komme, möchte ich beim „Äußerlichen“ bleiben. Hier macht Kyss nämlich seit Redwood Love einen phänomenalen Job. Die Bücher sind broschiert und in einer super guten Qualität, die das Leseerlebnis noch steigert. Das Cover ist sehr schlicht grau mit goldenen Ranken, Ich finde es wundervoll, dass die Liebesromane keine albernen Paare in halbnackten Verrenkungen zeigen; es sieht einfach hochwertiger aus. Was ich im Instagramfeed von Kyss gesehen habe, ist, dass die einzelnen Teile der Buchreihe (dazu später mehr) eindeutig mit der Anzahl an Kronen auf dem Buchrücken gekennzeichnet sind. Das ergibt sicher ein richtig tolles Bild im Bücherregal, wenn man alle drei Bände nebeneinander stehen sieht.

Worum geht es nun in diesem Buch? Wie der Untertitel schon verrät, handelt es sich um die Geschichte rund um den Thronfolger Nicholas. Nicholas lebt im fiktiven Wessco – einem Land, das zwischen England und Schottland verortet sein soll. Nicholas lebt mit seinem Bruder Henry bei seiner Großmutter, der Königin Wesscos. Die Eltern sind bei einem Unfall ums Leben gekommen, wodurch Nicholas nun auf Platz eins der Thronfolge steht. Diese Position bringt natürlich einige Verpflichtungen mit sich. Der Wunsch der Königin ist es, dass Nicholas sich nun mit Ende 20 für eine Frau entscheidet und heiratet. Dafür hat sie ihm eine Liste von Anwärterinnen gegeben, von denen er sich eine „aussuchen“ soll. Doch zuerst muss Nicholas seinen außer Kontrolle geratenen Bruder aus Amerika zurück holen.
Bei einem Schneesturm in New York, stolpert Nicholas also sturzbetrunken in den Coffeeshop von Olivia und so nimmt die Geschichte ihren Lauf.

So viel einmal zur Ausgangslage. Hier könntest du den Brief beiseite legen, wenn du das Buch zuerst selbst lesen möchtest. Oder du schaust dir noch an, wie ich das Buch bewerten würde. Da werde ich einige Dinge aus der Handlung vorweg greifen. Natürlich werde ich dich nicht spoilern, doch einiges wird sicher verraten, damit ich meine Meinung besser belegen kann.

Wie hat mir das Buch nun gefallen? Zuerst muss ich sagen, dass ich mich in einer schrecklichen Leseflaute befunden habe und zum ersten Mal seit langem wieder relativ flott und in einem Rutsch ein Buch durchgelesen habe. Einen lockeren und flüssigen Stil muss ich der Autorin also zugestehen. Jedoch kann ich nicht behaupten, dass mir die Sprache im Besonderen gefallen hat. Ja, es ist ein Liebesroman mit vielen erotischen Szenen und keine wissenschaftliche Abhandlung. Das darf locker flockig sein. Trotzdem erschien es mir sehr häufig eher vulgär. Hier möchte ich wieder mit Redwood Love vergleichen, was mir sprachlich sehr viel besser gefallen hat. Auch bei diesen handelte es sich um Liebesromane mit ausführlich beschriebenen Sexszenen, doch ich hatte nicht das Gefühl, es würde vor flapsiger Sprache triefen.
Das klingt nun nicht sehr geschickt, meine Kritik direkt zu Beginn meiner Rezension zu bringen und nicht zuerst das Gute herauszuarbeiten. Ich fand es allerdings wichtig, dass du das Wissen hast, wie ich die Sprache empfunden habe. Ich denke, meine Meinung hat sich maßgeblich daran orientiert.

Als ich den Klappentext gelesen habe, hätte ich schon drauf kommen können, dass es sich um eine Aschenputtel-Geschichte handelt. Als ich innerhalb der Geschichte drauf kam, fand ich es aber genauso klasse. Ich mag es, wenn die klassischen Märchen in heutige Zusammenhänge gerückt werden. Das Buch ist überdies gespickt voll mit direkten und indirekten Erwähnungen der Film- und Musiklandschaft, u.a. Disneys Cinderella,, was den Vergleich mit dem Märchen noch leichter gemacht hat. Ich glaube, ich habe es schon häufiger gesagt, aber mir gefällt es, wenn AutorInnen ihre Bücher im Kanon einordnen und nicht so tun, als hätten sie die Handlungsstränge neu erfunden.
Wie auch schon in Grimms Märchens blieben die Figuren eher oberflächlich beschrieben. Ein längeres Märchen, als es noch die alten Hausmärchen waren; das Buch hat 351 Seiten. Die Autorin arbeitet mit Klischees und Vorwissen, finde ich. Über Nicholas erfahren wir nur wie er aussieht, wie alt er ist, dass er Thronfolger ist, eine gute Bildung genossen haben soll und dass seine Gedanken sich 24 Stunden am Tag um Sex drehen.
Über Olivia wissen wir noch weniger. Wieder einmal wissen wir sehr viel über das Äußere und da auch bis ins intimste Detail. Doch erfahren wir, wie alt sie ist, ob sie nach der High School abgegangen ist oder vielleicht auf dem College war? Die Familienverhältnisse beschreibt die Autorin sehr schön und gibt Olivia damit einen emotionalen Hintergrund. Ihre persönlichen Träume und Beweggründe bleiben aber im Schatten. Durch sehr viele Erwähnungen von Disneyfilmen habe ich mir also ein eigenes Bild gebastelt und aus ihr eine fleißge Cinderella oder Tiana gemacht, die auch Tianas oder Esmeraldas Haare hat. Ihr Lieblingsfilm ist Die Schöne und das Biest, was ihre Aufopferungsbereitschaft für ihren Vater widerspiegelt. Es gibt Elemente, die an Elsa erinnern, was Symbole und Kleidung betrifft. Außerdem wird sie als sehr schnell verzeihend und teils gar naiv beschrieben, ein Klischee mit dem Disneyprinzessinnen zu kämpfen haben.
Was unterscheidet diese Geschichte von den Disneyfilmen, die eine Altersfreigabe von 0 haben? Die sehr expliziten Sexszenen. Davon gibt es jede Menge. Emma Chase wechselt beschreibende Szenen, die die Handlung vorantreiben mit Sexszenen ab. Das Innenleben der Figuren wird nicht anhand von Gesprächen beschrieben, wodurch wir sehr wenig davon erfahren, was die Figuren dazu bewegt, ihre Handlungen auszuführen. Es handelt sich um einen Liebesroman und du kannst dir vorstellen, dass es natürlich die ganz große Liebe ist. Leider finde ich es sehr unvorstellbar, dass es wirklich Liebe und nicht reine Leidenschaft ist, die Olivia und Nicholas lenkt. Konflikte werden nicht ausdiskutiert. Olivia verzeiht Nicholas ohne ein Wort, er muss sie nur mit großen Augen angucken und lsie ässt ihn in ihr Bett. Nicholas denkt darüber nach, wie sehr er Olivia liebt und braucht und dass sie an seine Seite gehört … und will Sex. Wozu braucht er sie an seiner Seite? Weil sie ihn versteht, sie so gut reden können oder weil sie kulturell an gleichen Dingen interessiert sind? Ich glaube, er findet, sie sei die beste Bettgeschichte, die er je hatte.
Hier nun also meine These, dass es sich um ein neumodisches Märchen handelt. Es gibt den Handlungsstrang, dass das fleißige Mädchen dadurch belohnt wird, in der Gesellschaft durch die „Liebe“ zu einem Prinzen aufzusteigen. Die heutigen Liebesromane bedienen das Interesse der Leserschaft, explizite Sexszenen zu lesen und durch beides in einem schafft Emma Chase eine Märchenadaption, die auf großes Interesse stößt, weil sie die momentanen Lesegewohnheiten befriedigt.
Ich kann dem Buch also keinesfalls absprechen, dass es sehr gelungen für den Markt ist. Wenn man das bedenkt, hat es absolut seine Daseinsberechtigung und macht Spaß. Die Autorin selbst sagt, dass Liebesromane unterschätzt werden, den LeserInnen eine leichte Unterhaltung zu bieten. Ich war ja auch in einer Leseflaute und brauchte dieses Buch, um einen neuen Lesefluss zu entwickeln. Somit möchte ich sagen, die Idee des Buches gefällt mir ausgesprochen gut, die Sprache und Charakterentwicklung war gar nichts meins. Wenn ich diese beiden Extrema abwäge, treffe ich mich mit meiner Bewertung in der Mitte und gebe dem Buch 3 Sterne.

Es handelt sich um den ersten Teil einer Trilogie. In der Prince of Passion- Reihe wird es noch eine Geschichte über den jüngeren Bruder Henry geben und eine über den Personenschützer Logan. Zu letzterem kann ich noch nicht viel sagen, doch ich bin schon sehr gespannt auf Henrys Geschichte. Zwei Szenen in diesem ersten Teil haben Henry schon mehr Figurenentwicklung eingeräumt, als den Protagonisten selbst, was mich natürlich sehr neugierig macht, ob Emma Chase im zweiten Buch ganz anders an die Figurenentwicklung gegangen ist. Außerdem wirkt es wie eine Die Schöne und das Biest- Adaption. Ich bin gespannt und melde mich bei dir, sobald ich von meiner zweiten Reise zurück gekehrt bin.

Bis dahin,
Daisy