Profilbild von dakotamoon

dakotamoon

Lesejury Star
offline

dakotamoon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit dakotamoon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2024

Darwyne - ein mehr als ungewöhnlicher Junge

Darwyne
0

"Darwyne" von Colin Niel ist ein sozialkritischer Roman über einen ungewöhnlichen Jungen, der im Juni 2024 im Suhrkamp Verlag erschienen ist.

Darwyne ist ein zehnjähriger Junge, der mit seiner Mutter ...

"Darwyne" von Colin Niel ist ein sozialkritischer Roman über einen ungewöhnlichen Jungen, der im Juni 2024 im Suhrkamp Verlag erschienen ist.

Darwyne ist ein zehnjähriger Junge, der mit seiner Mutter Yolanda in Bois Sec, einem Slum im Amazonasgebiet, lebt und aufwächst. Darwyne will, was eigentlich alle Kinder wollen, von seiner Mutter geliebt werden, doch diese sieht in ihm ein Monster, denn er ist ein wenig körperlich beeinträchtigt. Da Jolanda schön und klug ist, findet sie natürlich auch Partner. Bisher gab es davon sieben, Jhonson ist die Nummer 8, doch auch er schafft es nicht, Darwyne näher zu kommen. Die Sozialarbeiterin Mathurine liebt den Dschungel genau wie Darwyne und kommt ihm näher. Sie ist die einzige, die seine Klugheit in ihrem wahren Ausmaß erkennt. Dennoch kann sie sich des Verdachts nicht erwehren, dass er möglicherweise weiß, wohin die sieben Vorgänger von Jhonson verschwunden sind. Als ein dramatischer Erdrutsch den Slum vernichtet, kommt es gewissermaßen zu einem Showdown im Dschungel.

Auf dem Einwand wird das Buch als Thriller beworben, doch das ist es in meinen Augen nicht. Es ist die Geschichte eines mehr als ungewöhnlichen Jungen. Darwyne liebt den Dschungel und er kennt ihn besser als jeder andere. Doch noch mehr liegt ihm an der Liebe seiner Mutter Yolanda. Sie nennt ihn Opossum, aber das ist keineswegs ein liebevoller Spitzname, im Gegenteil, sie sieht in ihm ein Tier und wenn er sich danebenbenimmt, behandelt sie ihn auch so. Jhonson, der Liebhaber Nr. 8, gibt sich wirklich Mühe und von den anderen sieben Vorgängern erfährt man nicht sehr viel, davon abgesehen, dass sie alle nach dem Ende der Beziehung verschwunden sind. Das Sozialamt wurde eingeschaltet – anonym, und so kommt Mathurine ins Spiel. Sie kann mit Kindern umgehen, aber auch sie erkennt nicht, was wirklich vorgeht. Bei einem Erdrutsch wird das gesamte Dorf vernichtet, ein Dorf, dass es eigentlich gar nicht hätte geben dürfen so nahe am Hang gebaut. Es wird noch einmal dramatisch.

Ich habe es als anstrengend empfunden, das Buch zu lesen und immer auf die Spannung, die doch bei einem Thriller gegeben sein muss, gewartet. Doch es gab immer nur ein ganz bisschen Spannung, kaum spürbar. Man fühlt mit Darwyne und schließt ihn irgendwie ins Herz, denn er ist durchaus ein liebenswerter intelligenter Junge, der es verdient hätte, Zuneigung zu bekommen. Yolanda sorgt für seine Erziehung und auch sie ist nicht dumm und weiß sich als alleinerziehende Mutter durchzuschlagen, aber ihrem Sohn gegenüber ist sie mehr als blind. Doch ich suche immer noch nach dem Thriller. Es ist nicht einmal ein Krimi. Es ist im Grunde eine Milieustudie über das Leben im Slum und das Versagen des Staates in vielerlei Weise. Da es nicht schlecht geschrieben ist, kann ich mir vorstellen, dass es den ein oder anderen Leser zu fesseln vermag. Für mich ist er nicht das richtige.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.06.2024

Möwengeschrei, Schauspielerei und ein echter Mord

Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording (St. Peter-Mording-Reihe 3)
0

"Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording" von Tanja Janz ist ein unterhaltsamer Küstenkrimi, der einem beim Lesen schon fast in Urlaubsstimmung versetzt. Erschienen ist er im Mai 2024 im Ullsteinverlag.

Im ...

"Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording" von Tanja Janz ist ein unterhaltsamer Küstenkrimi, der einem beim Lesen schon fast in Urlaubsstimmung versetzt. Erschienen ist er im Mai 2024 im Ullsteinverlag.

Im wunderschönen St. Peter-Ording stirbt der Schauspieler Titus Frank in der Sauna seines Ferienhauses, dabei hätte er sich eigentlich auf der Premierenfeier seines jüngsten Filmes befinden sollen. Schnell ist klar, dass es sich um einen kaltblütigen Mord handelt, denn die Tür zu Sauna war versperrt. Die Inselpolizisten Fred und Ernie ermitteln auf Hochtouren ud werden hierbei tatkräftig untersützt - dieses Mal nicht nur von der Insellehrerin Ilva sondern auch von Freds Vater, der Kommissar im Ruhestand ist.

Schon das wunderschöne Cover stimmt einen auf einen Urlaubskrimi ein, man spürt fast den Nordseewind und sieht sich am Strand von St. Peter sitzen. Kurzweilig wird die Geschichte über den Mord an Titus Frank erzählt, der zwar ein guter Schauspieler, aber kein so guter Mensch war. Schnell gibt es Verdächtige und der Leser genießt es, Ilva, Ernie und Fred beim Ermitteln gedanklich zu unterstützen. Dadurch, dass sich die Ermittler so gut kennen und alles sehr familiär ist, fühlt man sich dazugehörig. Man spürt fast die Küstenbrise, hört die Möwen schreien und wird durch die Schulaufführung an die eigene Schulzeit erinnert.
Hier ist Tanja Janz ein wunderbarer Urlaubskrimi gelungen, der einen sofort in Urlaubsstimmung versetzt und eigentlich auf keiner Urlaubsreise fehlen sollte. Ich fand ich wunderbar entspannend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.04.2024

Angst und Trauer können viel verändern

Der Nachtläufer
0

"Der Nachtläufer" von Karin Fossum ist ein Kriminalroman, der 2024 bei SAGA Ermont erschienen ist.
Nachts versetzt ein Mann eine norwegische Kleinstadt in Angst und Schrecken, denn bisher wurde er nicht ...

"Der Nachtläufer" von Karin Fossum ist ein Kriminalroman, der 2024 bei SAGA Ermont erschienen ist.
Nachts versetzt ein Mann eine norwegische Kleinstadt in Angst und Schrecken, denn bisher wurde er nicht gefasst und jeder kann das nächste Opfer sein und vielleicht das Leben verlieren. Bisher blieb es beim Einbruck und Berdrohen mit einer Waffe, aber irgendwann könnte es tödlich enden. Einziger Hinweis auf den "Nachtläufer" ist ein Zahlencode, den dieser am Tatort zurücklässt. Kann Kommissar Eddie Feber dieses Code knacken, bevor das erste Opfer sterben muss? An anderer Stelle zittert der junge Meidel Jonsson vor der Rückkehr seines brutalen Vaters aus dem Gefängnis, für ihn das Böse in Person.
Das wunderschöne düstere Cover passt hervorragend zu einem norwegischen Krimi und versetzt den Leser gleich in die richtige Stimmung, doch leider halten Cover und Inhaltsangabe nicht was sie versprechen. Schon der Anfang ist ungewöhnlich, den es beginnt mit dem Tod eines alten Mannes, desses Enkel die Polizei ruft, sich dann aber doch sehr ungewöhnlich benimmt. Dieser Mann ist Meidel Jonsson und er wirkt zunächst wie paralysiert vom Tod dieses Mannes, der der Vater seines Vaters war. Vor diesem Vater hat er eine panische Angst, warum erfährt der Leser im Laufe des Buches. Der Kommissar sieht hier keinen Handlungsbedarf. Kommissar Eddie Feber ist ungewöhnlich - er ist Vater von sieben Kindern und seine Frau schreibt Kriminalromane. Zudem hat er eine wirklich gute Kombinationsgabe. Obwohl die Geschichte einige überraschende Wendungen nimmt, kommt dennoch keine wirklich Spannung auf. Vieles ist offensichtlich und durchschaubar. Das einzig Überraschende war für mich die Lösung des Zahlencodes. Dem Kommissar fehlt ein Partner oder eine Partnerin, die etwas Lockerheit in die Geschichte gebracht hätte.
Es ist zwar eine ansprechende Geschichte und sie unterhält den Leser wirklich gut, es wird also bestimmt Leser geben, die sie mögen, aber für mich hat sie zu wenig Spannung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.07.2023

Erwachen aus einem Traum kann sehr schmerzhaft sein

Idol in Flammen
0

"Idol in Flammen" von Rin Usami ist ein gesellschaftskritischer Roman, der sich mit der Fankultur in Japan auseinandersetzt. Er erschien 2023 bei Kiepenheuer & Witsch.
Akari ist Fan der J-Pop-Gruppe Mazamaza ...

"Idol in Flammen" von Rin Usami ist ein gesellschaftskritischer Roman, der sich mit der Fankultur in Japan auseinandersetzt. Er erschien 2023 bei Kiepenheuer & Witsch.
Akari ist Fan der J-Pop-Gruppe Mazamaza und hier speziell von Masaki, der Mitglied dieser Gruppe ist. Da sie noch Schülerin ist, arbeitet sie neben der Schule, um sich die Fanartikel leisten zu können und durch den Erwerb zum Erfolg der Gruppe beizutragen. Als dann die Nachricht kommt, ihr Idol Masaki habe einen weiblichen Fan angegriffen, setzt sie sich in ihrem Blog für ihn ein. Sie weigert sich, ihn fallen zu lassen und merkt nicht, wie selbstzerstörerisch ihre Fanliebe bereits ist, weil sie nur noch für die Suche nach Informationen über ihr Idol lebt.
Der Schreibstil ist zwar etwas schwer zu lesen, doch man versteht sehr schnell, wie tief die Fanliebe von Akari zu ihrem Idol Masaki Ueno ist. Die Schule ist nicht mehr wichtig, was für sie zählt, ist nur noch Informationen über ihr Idol zu sammeln, Fanartikel zu kaufen, um ihn am besten auf Platz 1 der Beliebtheitsscala zu bringen und sich über ihren Blog mit anderen Fans und ihren Freundinnen auszutauschen. Im Verlauf der Geschichte wird immer deutlicher,dass diese Fanliebe schon etwas selbstzerstörisches hat. Sie kann sich auf nichts anderes mehr konzentrieren. In der Schule kommt sie nicht mehr klar, die Arbeit ist nur noch Mittel zum Zweck,ebenso wie die Nahrungsaufnahme. Sie kann nicht einma wirklich um ihre Oma trauern, zieht fast schon lethargisch in deren Haus ein, weil die Familie e so will. Ihre Familie hat sie aufgegeben und das ist am erschütterndsten. Die Figur der Akari ist glaubhaft dargestellt Besonders gefallen hat mir ihr Aufwachen am Ende, man spürt ihr langsames Begreifen.
Was mir nicht so gefallen hat, ist die Tatsache, dass Masaki gar nicht richtig ausgearbeitet wird. Man erfährt nur das von ihm, was Akari herausfindet. Ob er wirklich eine Freundin hatte und deshalb alles eskaliert ist. Das bleibt unklar.Wie hart er wirklich für die Band trainieren musste, ob es innerhalb der Band Streitigkeiten gab. Das fehlt alles völlig.
Angesichts des Titels hätte ich erwartet, dass es zwei Protagonisten geben würde - das Idol und sein Fanm und nicht nur ein Psychogram eines Fans, der fast sein ganzes Leben zerstört für einen Traum. Dieses Buch hat mich sehr nachdenklich und auch ein wenig deprimiert zurückgelassen.
Es bringt einen zwar die japanische Fankultur ein wenig näher, aber es ist auch schwer zu lesen, trotzdem kann ich es Japanfans empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.06.2023

Mord ist nicht gleich Mord oder etwa doch?

Eiskalte Hölle
0

"Eiskalte Höllte" von Ilaria Tuti ist ein Thriller, der 2019 im Peguin Verlag erschienen ist.
Es ist Winter und in einem Wald in der Nähe eines kleinen italienischen Bergdorfes wird die furchtbar entstellte ...

"Eiskalte Höllte" von Ilaria Tuti ist ein Thriller, der 2019 im Peguin Verlag erschienen ist.
Es ist Winter und in einem Wald in der Nähe eines kleinen italienischen Bergdorfes wird die furchtbar entstellte Leiche eines Mannes gefunden. Sie ist umringt von Tierfallen. Profilerin Teresa Battaglia übernimmt die Ermittlungen zusammen mit ihrem neuen Kollegen Massimo Marini, doch die Bewohner des Ortes machen es ihr nicht einfach. Bald darauf gibt es ein weiteres Opfer und ein Ritualmord scheint nicht ausgeschlossen. Der Ort scheint ein Geheimnis zu verbergen und so müssen die beiden Ermittler in die Vergangenheit des Dorfes einsteigen, während der Mörder nicht untätig bleibt.
Gefallen hat mir, wie der junge Polizist Massimo bei seiner Ankunft unfreiwillig für ein wenig Humor sorgt bei dieser doch sehr düsteren Geschichte. Diese Auflockerung tut der Geschichte gut und zeigt, wie die Polizisten um Profilerin Teresa als Team zusammenwachensen, denn das sind sie nicht sofort. Die Geschichte ist gut aufgebaut und wirkt glaubwürdig. Der Gedanke an Menschenversuche ist an sich schon gruselig und so sind die Folgen gut vorstellbar. Der Aufbau von Spannung durch die Erzählung von Agnes, die offenbar eine Nonne oder ähliches ist, ist gelungen. Mit Teresa Battaglia ermittelt eine intelligente Frau, die aber auch ihre Schwächen hat. Ihr größte Stärke ist der Rückhalt und das Vertrauen, dass sie in ihrem Team genießt. Massimo Marini ist eines mit Sicherheit, ein guter Ermittler und er passt zum Team, doch zu Anfang zweifelt man daran, Dieses Zusammenspiel der einzelnen Personen ist absolut gelungen.
Das einzige, was mich manchmal gestört hat, ist die teilweise Vorhersehbarkeit der Handlung. So ist relativ schnell klar, dass das Waisenhaus eine Rolle gespielt hat und der Täter wahrschenlich hier zu suchen sein wird. Doch auf die Lösung wäre ich nie gekommen.
Das Ende ist plausibel und gut erklärt. Es passt absolut und lässt den Leser das Buch zufrieden zuklappen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere