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Veröffentlicht am 28.01.2019

Hauptkommissar mit kleinen Fehlern

Rabenvatersorgen
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„RABENVATERSORGEN“ von Emlin Borkschert, der im Mai 2018 im Verlag Jörg Mitzkat erschienen ist, ist in jedem Fall ein Krimi der besonderen Art.
Die Idylle auf dem Cover trügt, denn die Welt ist hier in ...

„RABENVATERSORGEN“ von Emlin Borkschert, der im Mai 2018 im Verlag Jörg Mitzkat erschienen ist, ist in jedem Fall ein Krimi der besonderen Art.
Die Idylle auf dem Cover trügt, denn die Welt ist hier in der Warburger Börde im Herzen Deutschlands alles andere als in Ordnung. Der Mord an Lothar Menne, einem alleinstehenden Bankangestellten, wird Hauptkommissar Emil Storck von der Kripo Höxter übertragen. Dieser ist davon nicht gerade begeistert, wollte er doch selber erst einmal nach seiner Scheidung und seinem Outing zur Ruhe kommen. Widerwillig übernimmt er den Fall und greift dabei auch zu unkonventionellen Methoden. Die Fassaden der Nachbarn und der Arbeitskollegen von Lothar Menne beginnen sehr schnell zu bröckeln.

Ich hatte zu Anfang meine Schwierigkeiten mit Hauptkommissar Storck und fand ihn wirklich gewöhnungsbedürftig. Der Umgang mit seinen Kollegen und vor allem seiner Kollegin Marion ist alles andere als nett. Natürlich ist er im Moment noch sehr mit seinen Problemen beschäftigt und das kommt auch sehr gut rüber. Es ist offenbar nicht nur die Scheidung, die ihm Sorgen macht, sondern auch sein Outing. Für mich wirkt es so, als wäre er selbst davon überrascht worden, auch wenn im Buch mehr und mehr klar wird, dass es wohl doch gut überlegt war. Er gibt seinen Kollegen allerdings nicht die geringste Chance, damit umzugehen und ihm zu zeigen, dass er für sie immer noch der selbe ist Seine Versetzung hat er auch schon beantragt.
Gefallen hat mir seine väterliche Sorge um seine Tochter, die wohl auch berechtigt ist und die einem das Gefühl vermittelt, er ist ein Mensch wie du und ich.
Die zum Teil unkonventionellen Ermittlungsmethoden fand ich super, das war wirklich was anderes. Ich habe fleißig mitgeraten und habe ein wenig daneben getippt, aber so soll es sein.
Wie gesagt, mit der Art von Emil Storck bin ich zu Anfang gar nicht zu Recht gekommen, das gab sich erst so ungefähr in der Buchmitte als ich begriff, dass er sich gerade wie ein Igel benimmt, der die Stacheln alle aufgestellt hat, um keinem seine Verletzlichkeit zu zeigen. Dass er wieder auf einem besseren Weg ist, ist im letzten Kapitel gut herausgearbeitet.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn ich mich an Ego erst gewöhnen musste und ich hoffe auf weitere Bände mit ihm.
Auf jeden Fall kann ich das Buch weiterempfehlen als Lektüre für jeden Krimifan.


Veröffentlicht am 11.01.2019

Anwältin mit Handycap gegen das Böse

Totwasser
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„Totwasser“ ist ein Kriminalroman von Julia Hofelich, der im Dezember 2018 bei Bastei Lübbe erschienen ist.
Die Anwältin Linn Geller hat zusammen mit einem Freund eine neue Kanzlei gegründet, aber gleich ...

„Totwasser“ ist ein Kriminalroman von Julia Hofelich, der im Dezember 2018 bei Bastei Lübbe erschienen ist.
Die Anwältin Linn Geller hat zusammen mit einem Freund eine neue Kanzlei gegründet, aber gleich ihr erster Fall entpuppt sich als Problemfall, denn ihre Mandantin Grace Riccardi ist fest entschlossen, zu gestehen, ihren Ehemann umgebracht zu haben – ein gefundenes Fressen für den Staatsanwalt. Linn macht sich mit dem Fall vertraut und findet Hinweise, die sie an der Schuld ihrer Mandantin zweifeln lassen. Niemand nimmt ihre Zweifel ernst, weil sich niemand vorstellen kann, dass eine Unschuldige einen Mord gestehen würde. Ist Grace Riccardi wirklich eine eiskalte Mörderin? Linn ermittelt auf eigene Faust ohne darüber nach zu denken, was das für sie bedeuten könnte und dass sie damit, dem Bösen zu nahe kommen könnte.
Mir gefällt, dass Julia Hofelich mit Linn Geller eine Protagonistin hat, die sowohl stark als auch schwach ist. Sie ist nicht perfekt und gerade sie wird die Anwältin von Grace Riccardi, die sie am Anfang ablehnt. Sie schafft es, die Mauern, die ihre Mandantin um sich errichtet hat, zu durchbrechen, weil sie an deren Unschuld glaubt. Sie kämpft für einen Menschen, der gar nicht will, dass sie für ihn kämpft. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich das Verhältnis Anwältin/Mandantin ändert und vertrauensvoller wird. Anfangs scheint es wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel, weil sie eigentlich nach ihrem Unfall noch nicht wieder psychisch stabil ist.
Als sie sogar die Beweise Vorort prüft und mit den ermittelnden Beamten spricht, lernt sie Harris kennen und fühlt sich zu ihm hingezogen, traut sich aber nicht, weil sie die Narbe im Gesicht hat und humpelt und hier kommt dann auch, was mir nicht so gefällt. Warum kann sie ihm nicht einfach eine Chance geben? Er zeigt, dass er an ihr interessiert ist mehr als deutlich, auch wenn es nicht ausgesprochen wird, das Knistern ist spürbar. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sie mutiger gewesen wäre. So bleibt nur die Hoffnung, dass in einem Band zwei die beiden vielleicht doch noch zueinander finden werden. Die Szene am Ende als er ihr seine Narbe zeigt und dann geht, hat mich doch ein wenig traurig gemacht.

Beim Lesen habe ich immer wieder gedacht, von solchen Anwälten müsste es mehr geben – so engagiert.
Ich hoffe auf einen Band 2 und mehr Fälle mit Linn und Götz, auch wenn ich den Staatsanwalt nicht unbedingt ins Herz geschlossen habe.

  • Einzelne Kategorien
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  • Spannung
  • Stimmung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.12.2018

Willensstärke gegen Technik und Tod

Unter dem Messer
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„Unter dem Messer“ von Kelly Parsons ist ein Thriller, der im November 2018 im Bastei-Lübbe Verlag erschienen ist.
Schon beim Blick auf das Cover ahnt man, wo der Ort der Handlung sein wird. Der düstere ...

„Unter dem Messer“ von Kelly Parsons ist ein Thriller, der im November 2018 im Bastei-Lübbe Verlag erschienen ist.
Schon beim Blick auf das Cover ahnt man, wo der Ort der Handlung sein wird. Der düstere Krankenhausflur jagt einem schon den ersten Schauder über den Rücken. Doch worum geht es genau:
Im Turner Hospital soll eine Aufsehen erregende Operation durchgeführt werden – aufsehenerregend deshalb, weil es die erste vollständig robotergesteuerte Operation sein wird. Die Vorführung wird geleitet von Dr. Rita Wu, der renommierten Chirurgin des Hauses und natürlich findet das ganze vor Fachpublikum statt.
Dr. Wu hatte schon vor der OP eine unangenehme Nacht und jetzt kurz vor der OP hört sie die Stimme von Morgan Finney in ihrem Kopf. Er macht ihr klar, dass ihr ein Nano-Implantat implantiert wurde und er sie nun beeinflussen kann, exakt so zu handeln, wie er es will. Finney ist nicht nur der Leiter eines Biotechnologiekonzerns sondern auch der Mann, dessen Frau unter ihren Händen gestorben ist. Finney will Rache.
Dieses Buch ist mehr als ein Krimi und macht mehr als deutlich, dass Ärzte auch nur Menschen sind, selbst wenn sie sich manchmal für unfehlbar halten. Das Thema hat mir gefallen und der Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass man es gern und schnell liest. Wirklich gut fand ich die Aufteilung in vier Charaktere, aus deren Sicht man das ganze sieht. Jeder einzelne ist gut ausgearbeitet und so gelingt es dem Leser sich in jeden hinein zu versetzen und zu verstehen, warum er so handelt. Natürlich merkt man dadurch auch, wenn ein böser vielleicht doch nicht so böse ist und wenn ein böser zu böse wird, weil der Schmerz einfach zu groß und überwältigend ist und er nicht mehr aufhören kann und will.
Mir hat es gut gefallen und ich kann es guten Gewissens weiter empfehlen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich doch Bedenken hätte, mich von einem Roboter operieren zu lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Figuren
Veröffentlicht am 04.12.2018

Indien - Liebe und Krieg

Palast der Winde
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„Palast der Winde“ von Mary M.Kay ist ein Roman, der eingefasst in eine Liebesgeschichte dem Leser ein Stück indische Geschichte vermittelt.
Erzählt wird die Lebensgeschichte des Briten Ashton Pelham-Martyn, ...

„Palast der Winde“ von Mary M.Kay ist ein Roman, der eingefasst in eine Liebesgeschichte dem Leser ein Stück indische Geschichte vermittelt.
Erzählt wird die Lebensgeschichte des Briten Ashton Pelham-Martyn, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Indien aufwächst. Nach dem Tod seiner Eltern sollte die indische Dienerin ihn eigentlich nach England in die Obhut seiner Verwandten geben, doch diese bringt es nicht übers Herz und so wächst er unter dem Namen Ashok wie ein Hindu auf. Im Palast, in dem die Dienerin Arbeit gefunden hat, freundet er sich mit Anjuli, der Tochter des Fürsten an. Als Ashok doch noch zu seinen englischen Verwandten muss, trennen sich die Kinder unter Tränen.
Ashton wird in England ausgebildet und kommt als Offizier der britischen Armee zurück nach Indien. Seine Liebe zum dem Land seiner Kindheit hat er nie verloren. Hier gerät er in die blutigen Kolonialkriege und auch wenn man sich seine Landkenntnisse zu Nutze machen möchte, so hört man doch nicht auf ihn. Um ihn ein wenig aus dem Weg zu haben, wird er als Begleitoffizier zum Schutz zweier Prinzessinnen auf den Weg zur ihrem Bräutigam eingesetzt. Nicht ahnend, dass es sich bei einer dieser Prinzessinnen um Anjuli handelt, nimmt er den Auftrag an. Obwohl beide sich verzweifelt wehren, verlieben sie sich ineinander, doch Anjuli ist bereits einem anderen versprochen. Um sie herum tobt der Kolonialkrieg. Haben die Liebenden hier eine Chance? Werden seine Vermittlungsversuche zwischen den Indern und den Briten zum Erfolg führen?
Ich habe mir das Buch geholt, weil ich Indien mag und einige Teile der Verfilmung gesehen habe, aber leider nicht alle und natürlich wollte ich unbedingt wissen, wie es ausgeht.
Das Buch erzählt sehr ausführlich und erklärt einiges, das macht es zwar sehr umfangreich, aber man versteht auch besser.
Die Autorin hat lange in Indien gelebt und man merkt, dass sie das Land sehr gut kennt und liebt. Die Liebesgeschichte umrahmt die historische Geschichte um die Kolonialkriege wunderbar. Die Zerissenheit von Ash ist gut herausgearbeitet. Er kennt beide Seiten und möchte vermitteln, doch man hört ihm nicht zu, weil er zu jung ist und weil man ihm so viel Wissen wohl nicht wirklich zutraut.
Es entsetzt, wenn man sieht, wie wenig geachtet eine Frau dort zu der Zeit war und wohl auch noch ist. Anjuli wird verheiratet, aber der Mann nimmt sie nur als Zweitfrau, weil ihre Mutter keine Inderin war. Ihre jüngere Schwester wird die Hauptfrau. Keine von beiden wehrt sich gegen die Hochzeit.
Der Roman ist mit 944 Seiten wirklich lang, doch es lohnt sich. Auch wenn die ausführlichen Beschreibungen es manchmal ein wenig schwer machen, dabei zu bleiben. Wer Indien liebt, wird auch das Buch lieben. Das Land muss wunderschön sein, aber so lange die Frau dort eine solche untergeordnete Rolle spielt und es gefährlich ist, als Frau dort hin zu reisen, werde ich es wohl nicht zu sehen bekommen.

Veröffentlicht am 04.12.2018

Dunkel die Nacht und einsam der Strand oder nicht?

Der Strand bei Nacht
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„Der Strand bei Nacht“ von Elena Ferrante, erschienen im Oktober 2018 im Insel Verlag, ist ein Kinderbuch und auch wieder nicht.
Erzählt wird eine Nacht im Leben der Puppe Celina. Diese Nacht hat es in ...

„Der Strand bei Nacht“ von Elena Ferrante, erschienen im Oktober 2018 im Insel Verlag, ist ein Kinderbuch und auch wieder nicht.
Erzählt wird eine Nacht im Leben der Puppe Celina. Diese Nacht hat es in sich, denn sie liegt allein halb vergraben im Sand am Strand, vergessen von ihrer Puppenmutti Mati. Daran ist nur das neue Kätzchen von Mati Schuld, davon ist Celina überzeugt. Das Meer rauscht friedlich, doch der böse Strandwärter ist alles andere als das. Im Dunkel der Nacht warten viele Gefahren auf Celina. Wird alles noch gut ausgehen?
Gefallen haben mir besonders die Bilder, die den Inhalt der Geschichte wunderbar unterstreichen. Bei diesem Buch handelt es sich nur bedingt um ein Kinderbuch, auch wenn man aufgrund der Hauptperson etwas anderes annehmen könnte. Es lässt sich wunderbar vorlesen, allerdings ist die Geschichte nicht für jüngere Leser geeignet – ich würde ein Lesealter von mindestens 10 Jahren empfehlen.
Was ich nicht so schön fand, ist teilweise die Wortwahl. Das Lied des bösen Strandwärters gefiel auch meinen Zuhörern nicht besonders. Die Wortwahl ist doch etwas deftig. Ob das nun an der Übersetzung liegt oder tatsächlich so gewollt ist, mag dahingestellt bleiben.
Die Geschichte ist berührend und man kann dem Gefühlsleben der Puppe und ihren Abenteuern problemlos folgen, doch ist es teilweise so geschrieben, dass es durchaus Albträume auslösen kann, denn Kinder können eine sehr bildliche Vorstellungskraft haben. Ich denke hier besonders an die Feuerszenen, aber auch der Haken, der aus dem Mund des Strandwärters kommt, um die Wörter zu stehlen, wirkt gruselig.
Mir als Erwachsener hat das Buch sehr gefallen, doch wie erwähnt, halte ich es für Kinder nur bedingt für geeignet. Sicher, der Strandwärter ist böse und unheimlich, doch das hätte man mit Sicherheit auch anders hervorheben können.

Meine Empfehlung für größere Kinder und Erwachsende, die noch ein wenig Kind geblieben sind.