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Veröffentlicht am 18.08.2023

Der Kreislauf des Lebens

Nelumbiya – Im Land der magischen Pflanzen
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Tara (11) wächst als Waise in der Felsenstadt Ornata auf und wird von der Herrin der Diebe und Waise gemeinsam mit der kleinen Merle auf Diebeszug geschickt. Auch von der Geburtstagsfeier von Prinzessin ...

Tara (11) wächst als Waise in der Felsenstadt Ornata auf und wird von der Herrin der Diebe und Waise gemeinsam mit der kleinen Merle auf Diebeszug geschickt. Auch von der Geburtstagsfeier von Prinzessin Helena sollen sie reiche Beute mitbringen. Aber es ist gar nicht so leicht, in die bewachte fürstliche Festung zu gelangen und daher verstecken sich die 2 Mädchen auf dem Karren von Bäckergesellen. In der Festung ist Tara fasziniert von dem Geschenk einer Bürgerin an Helena: es ist die magische Löwenzahnpflanze Dandelion (engl. für Löwenzahn). Tara spürt, dass Dandelion etwas Besonderes ist und stiehlt ihn. Von diesem Fang ist ihre Herrin nicht begeistert und schickt sie zurück. Dort lernt sie Helena und Bäckergesellen Semur kennen, die wie sie ein Pflanzenzeichen am Körper tragen. Es weist sie als Pflanzenmenschen aus, Menschen, die sich im verbotenen magischen Land Nelumbiya mit einer Pflanze verbinden können. Daher sind diese Zeichen streng geheim, denn der gefürchtete Askiel sucht nach diesen Menschen und will sie vernichten. Als die drei Kinder belauschen in welcher Gefahr sie schweben, begeben sie sich auf die gefährliche Reise nach Nelumbiya, um das für sie bestimmte Pflanzenwesen zu finden, aber auch um Mensch und Natur zu versöhnen und Askiels heimliche Terrormacht zu brechen.
 
Anfangs ist Tara noch fern von Nelumbiya, daher beginnt dieses Abenteuer mit einem Prolog über Tamaran und seinen  sterbenden Baum Querus. Bis diese dann endgültig in Taras Leben treten ist es ein weiter und gefährlicher Weg. Sowohl Ornata als auch Nelumbiya sind ganz anders, als die Welt in der wir leben. Immerhin kennen wir Bäume und Pflanzen, anders als diese drei Kinder, denen von klein auf eingeschärft wurde, sich von solch gefährlichen Wesen fern zu halten. Ornata wirkt hingegen mit seinen Karren und Festungsmauern sehr mittelalterlich und somit abenteuerlich für uns. Ebenso unterschiedlich sind auch Tara, Semur und Helena. Gerade Helena trauen Tara und Semur oft nichts zu, aber sie ist gewitzt und überrascht immer wieder mit schlauen Ideen und den unendlichen Tiefen ihres Koffers, den sie ja unbedingt mitschleppen musste, egal wie sperrig er auf der Flucht ist! Ja, sie sind auf der Flucht, denn ihr Geheimnis ist aufgeflogen und Askiel hetzt ihnen seine Blaumantel-Armee auf den Hals!


Am Ende wird es noch richtig dramatisch, und die drei Freunde werden vor große Herausforderungen gestellt, die sowohl überraschend, als auch gewagt sind, denn eigentlich kennen sie ihre eigenen Pflanzenmagierfähigkeiten nicht, benötigen sie aber dringend, um die Natur vor dem Untergang zu bewahren.
 
Sehr gut gefällt mir, dass am Ende wirklich alles aufgelöst wird und wir dann auch erfahren, wie es mit den drei Pflanzenmagiern nach der Rückkehr Ornata weitergeht. Das ist gerade im Hinblick auf das Schicksal von Querkus und Tameran tröstlich, das wirklich Hoffnung spendet, aber auch wegen er kleinen, anhänglichen Merle.

Ich mag Ilka Teichmüllers warme Stimme sehr gerne, hier mag ich ihre Interpretation aber nicht. Gerade zu Beginn fand ich sie zu kindlich und übertrieben für die Zielgruppe ab 10 Jahren. Ich fühlte mich nicht auf Augen/Ohrhöhe beim Hören. Das wurde nach ein paar Stunden besser und störte mich dann weniger, weil weniger Erzählerpassagen vorkamen und es überwiegend Dialoge waren. Hier gefielen mir ihre Interpretationen einzelner Charaktere sehr gut, wie z.B. Tamaran, den Pflanzenmenschen des mächtigen Baumes Querus. Dennoch konnte mich ihre Stimme nicht fesseln.
Ein Abenteuer über Freundschaft, Naturschutz und dass jede Gabe zwei Seiten hat, eine helfende und eine gefährliche, wenn man sich nicht bewusst für das Gute entscheidet, Zusammenhalt und den Kreislauf des Lebens.
 
Leider hat es mich nicht ganz packen können, ohne dass ich jetzt genau benennen könnte, wahrscheinlich lag es an der Interpretation..

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Veröffentlicht am 07.08.2023

3 Autoren, 3 ganz unterschiedliche Thriller

Anleger 511
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Drei Autoren, drei Thriller, drei Helden, ein Ziel (Anleger 511 in Eltville).

Ein spannendes Experiment, angelehnt an „Sing my song“: drei befreundete Autoren wählen einen Charakter aus einem der Werke ...

Drei Autoren, drei Thriller, drei Helden, ein Ziel (Anleger 511 in Eltville).

Ein spannendes Experiment, angelehnt an „Sing my song“: drei befreundete Autoren wählen einen Charakter aus einem der Werke des anderen und lässt ihn/sie als Hauptfigur einen Thriller erleben, der letztendlich am Anleger 511 in Eltville (Hessen) endet.

Schließfach 102 Klaus Maria Dechant Thriller 1: Die junge, aufstrebende Enthüllungsjournalistin Emma Berg aus Stuttgart bekommt anonym den Schlüssel zu Schließfach 102 zugeschickt, während sie eigentlich in einem ganz anderen Thema steckt. Statt an dem langen Wochenende mit ihrem Freund den BKA Beamten, romantisch zu chillen und über die Zukunft zu sinnieren, fährt sie nach Zürich auf der Suche nach dem Nummernschließfach: es ist eines dass für Staatsgeheimnisse vorbehalten ist. Der Umschlag, den sie dort findet, irritiert sie noch mehr: Unterlagen über gebrauchte Näh- und Schreibmaschinen Exporte in Krisengebiete. Können sich dahinter verbotene Waffen- und Panzerlieferungen stecken? Wer ist der Whistleblower, was soll das Ganze?

Dieser Thriller gefiel mir ausgesprochen gut und zog mich sofort in seinen Bann. Workaholic Emma finde ich mit all ihren Macken sympathisch. Der Fall ist ebenso aktuell, wie geheimnisvoll, wobei er seine Wurzeln in der Vergangenheit hat. Es geht über die ehemalige „Zonengrenze“, in deutsche Mittelgebirge und hinein in die Politik und die Kunst des Vertuschens, die bisweilen mörderisch sein kann. Der Autor hat eine angenehm volle, melodische Stimme und vermag es seiner Suche nach der Wahrheit den richtigen sprachlichen Schliff und erzählerische Spannung zu geben. Absolut gelungen!

Auszeit, Jo Schuttwolf, Thriller 2: Kommissarin Michaela Cordes ist nach dem letzten Desaster erst mal suspendiert und braucht eine Auszeit, um alles zu verarbeiten und die seelischen und körperlichen Wunden heilen zu lassen. Wie gut, dass ihre alte Schulfreundin in LA lebt. Allerdings wird das Touriprogramm für sie bald zu langweilig und sie schlägt den Weg in die Elendsviertel ein. Das ist gefährlicher als sie ahnt, denn schon bald landet sie in den Katakomben wird von einer mörderischen Gang verfolgt, begleitet von einem asiatischen Teenager, den sie nicht immer versteht. Was wollen die von ihnen, und wie kommen sie da nur wieder heil raus?

Neben dem Erzählstrang um die Kommissarin, die von ihrer Auszeit mental erschöpft ist, gibt es einen zweiten, ein ausführliches Interview mit einem Künstler, der einst als Aussteiger Deutschland verließ, nachdem er so ziemlich alles mitgenommen hat, was seine Zeit so bot: RAF, Flower Power und Selbstfindungstrips. Langsam aber sicher rücken die Erzählstränge zusammen und führen natürlich nach Eltville, auf eine unvorhersehbare Weise, mit Spannung und Schwarzpulver. Spannend erzählt von der melodiös erwachsenen Stimme von Jo Schüttwolf, der gut zu dem abgeklärten Aussteiger passt. Einige der angeschnittenen Themen finde ich aus einer sehr interessanten Perspektive erzählt.

Endstation Eltville, Kai Bliesener, Thriller 3: Andy, der sexsüchtige, dauerzugedröhnte Werbefutzi aus U-Turn (dort ist er allerdings eine Nebenfigur) erwacht nach seinem Absturz während eines schamanischen Rituals in einem andalusischen Krankenhaus. Die Ärztin, die sich um ihn kümmert fasziniert ihn, ehrlich, aber etwas nagt an ihm. Er erinnert sich, dass der Werbefilm, der auf seinem Drehbuch, seinem genialen Einfall, ganz in der Nähe gedreht wurde, eingeschlagen ist wie eine Bombe! Er wurde sogar prämiert, doch er mit keinem Wort erwähnt! Gegen jeden ärztlichen Rat, entlässt er sich selbst und fliegt zurück nach Düsseldorf, um die Agenturchefin zur Rede zu stellen, denn alle ignorieren seine Anrufe. Als er ihr schickes Haus erreicht, sieht er auch wieso. Es ist, als würde er aus einem Albtraum erwachen!

Mit dem selbstverliebten, sexsüchtigen Andy, der ständig zugedröhnt ist, hatte ich schon in U-Turn so meine liebe Not, denn ich finde ihn einfach nur unsympathisch. Punkt, keine Faszination, keine Interesse für eventuelle Tiefen, die ich ihm auch nicht zutraue. Die Erzählweise erinnert an ein Filmskript, das mehrere Genres vermischt, kurze Szeneneinstellungen die zwischen High Noon, Quentin Tarantino und David Lynch schwankt. Irgendwie kam es mir aber auch etwas wirr vor, eben so zugedröhnt wie Andy. Dass mir die Autorenstimme nicht so zusagte, weil sie mir zu flach, zu blechern klang, machte es nicht besser. Für mich ist es einfach die schwächste Geschichte zum Schluss, was ich etwas schade fand. Natürlich landet auch Andy in Eltville am Anleger 511, aber nach einem Überraschungseffekt zum Schluss, der mich leider nicht so ganz überraschte...

Ein reizvolles Experiment, das ich wirklich empfehlen kann, vor allem jenen, die mehr auf Tarantino und Lynch stehen als ich.

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Veröffentlicht am 13.04.2023

Nicht gut, nicht schlecht

Peter kommt später. Frau Huber ermittelt. Der dritte Fall
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Kurz vor der Bürgermeisterwahl, bei der die Bürger nach Ansicht von Hannelore Huber nur die Wahl zwischen Pest oder Cholera in diesem brauen Sumpf haben, stirbt die alte Bruckner-Ederin, mit dem Gesicht ...

Kurz vor der Bürgermeisterwahl, bei der die Bürger nach Ansicht von Hannelore Huber nur die Wahl zwischen Pest oder Cholera in diesem brauen Sumpf haben, stirbt die alte Bruckner-Ederin, mit dem Gesicht voran in ihrem geliebten Kaiserschmarrn. War es ein Unfall oder doch Mord? Während die örtlichen Polizisten noch ihr Privatleben sortieren, schmeißt die Huber Hanni ihre grauen Zellen an, während sie sich auf den Weg zum 99. Geburtstag der Dorfältesten Hertha macht, um mit ihr bei einer schönen Tasse Kaffee und einem Stück Guglhupf zu feiern. Doch die Hertha liegt tot in ihrer Stube, mit einem Hakenkreuzmesser im Rücken und Führerwein auf dem Tisch. Das will so gar nicht zu ihrer alten Freundin passen, die stets Widerstand geleistet hat. Die alte Grantlerin nimmt den vorzeitigen Tod ihrer alten Freundin persönlich und ist deutlich misstrauischer, als der Bruckner, der neue Bürgermeister, der der Jubilarin gleichfalls persönlich gratulieren wollte. Während der Bruckner erst mal Beweise verschwinden lassen will, schreitet Hanni energisch zur Tat, was den Tätern natürlich ein Dorn im Auge ist und ihren nahenden 75. Geburtstag gefährden könnte...

Die alte Huber kennt jeden in Glaubenthal und das lässt ihre Liebe zu den Menschen nicht unbedingt wachsen, ein Grund mehr sich fern zu halten. Nun gibt es kaum noch jemanden, der in Glaubenthal mit ihrem Wohlwollen rechnen kann. Doch wo soll sie mit ihren Ermittlungen ansetzen, was hat es mit diesen ganzen Nazisymbolen auf sich, die doch gar nicht zur Toten passen wollen?

Das Dorf ist größer, als mir beim Hören bisweilen lieb war. Diese ganzen Charaktere mit ihren vielfältigen Namen muss man beim Hören erst mal auf die Reihe kriegen, insbesondere wenn man erst beim 3. Teil der Reihe einsteigt, wie ich. Das hat dann auch irgendwann geklappt, aber so richtig warm bin ich nicht mit ihnen geworden. Karl Menrad mag ich als Sprecher wirklich gerne und er gibt ihnen allen eine ganz eigene bisweilen grantelige, verschrobene, hinterwäldlerische Note, Die Rolle der Polizisten ist mir noch etwas unklar. Frau Huber löst den Fall, wird aber letztendlich von ihnen gerettet, obwohl sie eher mit sich selbst und ihren Bedürfnissen beschäftigt sind. Die eigentliche Rettung, auf die ich mich spannungsmäßig gefreut habe, ist aber irgendwie schnell übersprungen worden.

Der Schreibstil ist recht gewöhnungsbedürftig und die bisweilen eingestreuten Reime, fand ich etwas gewollt. Das hat mich auch immer etwas aus der Geschichte rausgeholt. Es war schrullig, ja, es hat so was von Inzucht in Gebirgsschluchten, aber so richtig witzig fand ich es nicht. Die sympathischste Person war für mich der amerikanische Tourist und vielleicht noch der 95 jährige Bibliothekar, was durchaus einen gewissen Charme hat. Allerdings gefiel mir seine Interpretation eines Gehörlosen nicht. Da dieser hörend aufwuchs und er später sein Hörvermögen verlor, müsste er völlig unauffällig reden und eben nicht wie jemand klingen, der noch nie gehört hat.

Ich hatte aufgrund der Beschreibung völlig falsche Erwartungen. Auch der titelgebende Peter ist gar nicht so wichtig und hatte entgegen der Inhaltsangabe schon lange keinen Kontakt mehr zur Verstorbenen... Falsche Erwartungen stören mich nicht unbedingt, aber ich hatte mich auf einen locker leichten Cosy Crime gefreut und der Mix aus Trockenlegung des braunen Sumpfs mit dem sehr speziellen teilweise gereimten Humor, ist nicht ganz mein Fall. Prinzipiell hat es mir aber gefallen, dass auch in Österreich die Aufarbeitung vergangenen Übels in den Fokus genommen wird.

Wie man vielleicht merkt, weiß ich nicht so recht, was ich von diesem Werk halten soll, es ist nicht schlecht, aber auch nicht gut.... Ich werde die Reihe wohl nicht rückwärts hören (mache ich tatsächlich manchmal) aber Humor ist ja verschieden.


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Veröffentlicht am 07.04.2023

Zwei Frauen, Zwei Zeiten, Zwei Leben, Ein Geheimnis

Glückstöchter - Einfach leben
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ch habe die Wunderfrauen geliebt und wollte daher natürlich sofort die Glückstöchter hören!
München 1976: Eva ist eine „Nase“, ihr feiner Geruchssinn kann die kleinsten Unterschiede erkennen und auch einordnen. ...

ch habe die Wunderfrauen geliebt und wollte daher natürlich sofort die Glückstöchter hören!
München 1976: Eva ist eine „Nase“, ihr feiner Geruchssinn kann die kleinsten Unterschiede erkennen und auch einordnen. Sie liebt Pflanzen und deren natürlichen Kräfte. Ihre Familie versteht sie nicht, auch nicht, warum sie nicht den heimischen Frisörsalon übernehmen möchte, sondern stattdessen in München Pharmazie studiert und nebenbei in der örtlichen Apotheke aushilft. Doch ein Dachbodenfund stellt ihre ganze Welt infrage und ihre Identität.
Gut Dreisonnenquell im Voralpenland 1910, die junge Baroness Anna von Quast liebt es, wie ihr Vater der bekannte Botaniker Christoph von Quast den Duft der Pflanzen und Kräuter einzuatmen und ihnen ihre Geheimnisse zu entlocken. Sie sieht ihre Zukunft auf dem väterlichen Hof, wo sie die Geschicke des Gutes und der Pflanzenzucht weiterführen möchte. Seit dem frühen Tod der Mutter, stehen sich Vater und Tochter ganz nah, bis ihr Vater ihr überraschend mitteilt, dass er wieder heiraten wird. Ihre Meinung ist nicht gefragt und auf die Hochzeit folgt ein weiterer Schock, der Anna, nach langer schwerer Krankheit erst einmal fort von der Krume ihrer Vorfahren führt.
Obwohl 6 Jahrzehnte sie trennen, verbindet diese zwei Frauen nicht nur ihre gemeinsame Passion, sondern auch ein dunkles Familiengeheimnis.
Elisabeth Günther mit ihrer warmen ausdrucksstarken Stimme, die so gekonnt die Stimmungen im Fortgang der Erzählstränge einfängt, hat mir wieder ausgesprochen gut gefallen.
Das Schicksal von Anna von Quast fand ich interessant, gerade auch ihre Begegnungen mit zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten und Menschen, die ihrer Zeit weit voraus waren, sei es in der Schwabinger Künstlerszene oder am Gardasee in der Kur. Anna ist stets offen und wissbegierig, sie verurteilt nicht, sondern macht sich erst einmal ein eigenes Bild und schließt auch Menschen ins Herz, die zwar nicht unbedingt so sind wie sie, die sie aber um ihrer selbst willen schätzt und mag. Die ihr widerfahrene Ungerechtigkeit und mit welchem Mut sie sich den Herausforderung stellte hat mich bewegt.
Evas Liebe zur Pharmazie, die ihr Leben bestimmt, bis sie sich selbst infrage stellt, war auch immer wieder schön zu hören. Allerdings war ihre freie, sehr freiheitsliebende Lebensweise in der Kommune für mich bisweilen sehr befremdlich. Da habe ich mich beim Zuhören immer wieder alt und spießig gefühlt, während ich Annas für ihre Zeit sehr offene Herangehensweise an die Liebe aber durchaus nachvollziehbar fand, sowohl in ihrer Liebe, als auch in ihrer Enttäuschung. Ich habe mich daher immer wieder gefreut, wenn die Erzählperspektive von den 70ern in das beginnende 20. Jahrhundert wechselte. Beide Erzählstrenge werden eines Tages zusammenfinden und ihre Verbindungen durch ein Familiengeheimnis offenbart. Ich weiß aber nicht, ob ich Evas freien Lebensstil mit freier Liebe und Drogen, mich noch so lange halten wird. Einige ihrer Mitbewohner radikalisieren sich, während sie nach schwerwiegenden Folgen einer Brockdorf Demo einige Aktivitäten in Frage stellt. Dabei kommen so Kindheitserinnerungen in mir hoch, die ja irgendwie auch interessant sind, aber so ganz trifft sie einfach nicht meinen Nerv. Schön finde ich allerdings, dass Eva eines Tages zu einer fortschrittlichen Frauenärztin geht: Helga aus den Wunderfrauen. Auch die Pferdezucht vom Starnberger See, taucht wieder auf. Eine wahre Freude für Fans der Wunderfrauen, aber keine Hemmnis für Neueinsteiger.
I

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Ich bin wahrscheinlich zu alt dafür...

Die Göttin und der Prinz. The other side of the sky
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Ihre Welten sind gegensätzlich und beide glauben nicht an die Existenz des anderen. North ist der Prinz der Dynastie, die eine hochtechnisierte Welt jenseits der Wolken hält. Alles scheint fortschrittlich ...

Ihre Welten sind gegensätzlich und beide glauben nicht an die Existenz des anderen. North ist der Prinz der Dynastie, die eine hochtechnisierte Welt jenseits der Wolken hält. Alles scheint fortschrittlich und tolerant, sofern es nicht um die Liebe des Prinzen geht. Eine Dreiecksbeziehung des Thronerben mit seinen besten Freunden ist undenkbar, würde es doch die Reinheit der Blutlinie gefährden. North kann und will das nicht akzeptieren, außerdem drängt ihn seine Sehnsucht nach dem Fliegen und Entdeckungen dazu, in einem selbst konstruierten Flieger ins Ungewisse zu starten. Doch jemand hat heimlich die Maschine manipuliert und North stürzt ab. Er stürzt auf die Welt von Nimh, der letzten lebenden Gottheit ihres Volkes. Auch wenn sich ihre Göttlichkeit noch nicht manifestiert hat, ist sie unberührbar, da sie sonst ihre Göttlichkeit verlöre und ihr nur noch ihre Magie bliebe. Langsam beginnt ihr Volk an ihr zu zweifeln und hinter ihrem Rücken zu intrigieren. Auf der Suche nach ihrer Bestimmung und der Erfüllung der Prophezeiung begibt sie sich alleine an den Fluss und entdeckt den in einem Feuerball auf das Wasser zuschießenden North. Sie rettet ihn und heilt mit ihrer Magie seine Wunden. Sie ist überzeugt, dass er der Himmelsstürmer ist, der als Retter angekündigt wurde, doch North glaubt weder an Magie noch an Göttlichkeit, nur an Technik und Logik. Aber alles was nun mit ihnen beiden geschieht, beweist ihm wie falsch er bislang gelegen hat und lässt sein Herz ganz neu entfachen. Doch kann er die Unberührbare lieben?

Hm, diese Dreiecksbeziehung von North und seinen besten Freunden ist bei aller Toleranz nicht so meins. Die Intrigen im Hofstaat finde ich da schon deutlich interessanter. Auch Nimh ist von solchen akut bedroht, doch gemeinsam ist die Lebensgefahr für sie nur noch akuter. Ihre Liebe verkompliziert dann noch mal alles. Eine Liebe ohne Zärtlichkeit und Berührung, gefangen in Traditionen und Weissagungen ist eigentlich zum Scheitern verurteilt, doch kommt es im Leben immer anders als man denkt und das Unmögliche wird möglich.

Die Geschichte wird von den zwei erfolgreichen Jugendbuchautorinnen aus zwei wechselnden Perspektiven erzählt, wobei Julia Nachtmann Nimhs mystisch magische Sicht einnimmt, während Aleksandar Radenkovic für den überlegten, rationalen North spricht. Man hört ihm ganz klar seine Ablehnung gegenüber Nimhs Glaube an Vorbestimmung und Magie an, ebenso wie ihre unbestreitbare Anziehung. Julia Nachtmann lässt immer wieder Nimhs Selbstzweifel und Einsamkeit durchscheinen, gefolgt von banger Entschlossenheit. Beide Stimmen ergänzen sich unheimlich gut und verleihen ihr mehr Lebendigkeit. Dieser Auftaktband endet mit einem Cliffhanger der für mich aber fast auch schon das Ende hätte sein können.
Leider konnte mich die Geschichte nicht ganz packen, da ich fand, dass sie bisweilen Längen hatte. Eine gekürzte Version wäre sicherlich mehr nach meinem Geschmack gewesen. Mein Problem war wahrscheinlich, dass ich nicht so überzeugt davon bin, dass es wirklich wünschenswert ist, dass diese absolut gegensätzlichen Welten einander begegnen. Würde es wirklich für beide Seiten eine Verbesserung darstellen? Nimhs Volk hungert, aber nicht nur ihre Körper, ihres Seelen dürsten nach Spiritualität, was im Wolkenreich aber eher abgelehnt wird. Ich fürchte, dass ein Zusammentreffen erst einmal Kampf und noch mehr Tote bedeuten würde. Aber es sind Kämpfe, bei denen ich nicht mit Leib und Seele dabei wäre, denn es hat mich nicht wirklich emotional gepackt. Ich finde keine der Welten besser und kann mir bisher noch kein Happy End für Nimh und North vorstellen, oder wüsste noch nicht einmal was ich ihnen wünschen sollte. Den Untergang für eine schillernde Wiedergeburt, wie die Auferstehung des Phönix aus der Asche, an die Nimh fest glaubt, ist für mich eher abschreckend. Wahrscheinlich ist mir ihr Glaube zu fremd, als dass ich mich in die Geschichte fallen lassen könnte.

So traumhaft ich das Cover auch finde, so unentschlossen bin ich, ob ich der Reihe weiter folgen möchte. Da ich mit dieser Meinung die Ausnahme bin, bin ich wahrscheinlich einfach nicht die Zielgruppe, auch wenn ich Romantasy wirklich mag. Ab 13/14 Jahren.

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