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Veröffentlicht am 31.03.2018

Die Macht der Magie und der Worte

Wortwächter
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Der 12 jährige Tom aus Deutschland muß die Sommerferien bei seinem Onkel David in Stratford-upon-Avon verbringen, weil seine Eltern nun endlich ihre Hochzeitsreise nach Paris nachholen wollen. David ist ...

Der 12 jährige Tom aus Deutschland muß die Sommerferien bei seinem Onkel David in Stratford-upon-Avon verbringen, weil seine Eltern nun endlich ihre Hochzeitsreise nach Paris nachholen wollen. David ist einer der Brüder seiner englischen Mutter, den er jedoch noch nie zuvor getroffen hat. Als er auf dem Stammsitz seiner Familie, die auf William Shakespeare zurück geht ankommt, ist er entsetzt: kein Handynetz, kein Fernsehen, nichts als Bücher. Das versprechen die langweiligsten Ferien seines Lebens zu werden, doch mit der Einschätzung täuscht er sich gewaltig. Nachts gehen seltsame Dinge in dem alten Herrenhaus vor sich. Dunkle Schatten schleichen durchs Haus und Tom sieht mit an, wie sein Onkel entführt wird. Im Keller findet er einen geheimen Raum in dem sich noch mehr Bücher stapeln und eine Seite, auf der wie von Zauberhand Worte auftauchen, die Toms Leben zu beschreiben scheinen. Als er Davids treuen Diener Will davon berichtet und dann auch noch ein fremdes, hübsches Mädchen (Joséphine) vor der Tür steht, überstürzen sich die Ereignisse und das Abenteuer seines Lebens beginnt.
Dieses fantastische Abenteuer zieht seinen Zauber nicht aus Drachen, Zauberern oder Einhörnern, sondern aus der Magie der Worte, der großen Literaten der Weltgeschichte und ihren Werken. Für leidenschaftliche Leser ein Fest, es gibt so viele Anspielungen zu entdecken, ohne daß es langweilt, weil die großen Meister geschickt über ihre steinernen Abbilder die zu Leben erweckt werden, in die Geschichte mit eingeflochten werden. Dabei sind es aber vor allem Autoren und Werke, die auch Kinder im Alter von 11 – 13 Jahren etwas sagen und bedeuten können, so wie C.S. Lewis oder J.R.R. Tolkien, die geistigen Väter von Narnia und des Auenlandes. Dennoch ist die Geschichte eigen, ich wurde in den Bann gezogen, ohne mich zu ärgern, weil ich eben nicht das Gefühl hatte, es wäre alles nur geklaut. Im Gegenteil, ich wollte stets unbedingt wissen, wie es Tom und Joséphine denn nun gelingen könnte, die mächtige goldene Feder in ihren Bestandteilen zu vereinen und Toms entführten Vater und Joséphines Vater zu befreien. Eine Befreiung die nicht selbst verständlich ist und die natürlich ohne Hilfe der Polizei erfolgen muß, nicht weil die Entführer es so fordern, sondern weil ihnen doch sowie so niemand ihre Geschichte geglaubt hätte. Zu aberwitzig ist die Welt der Wortwächter, in die Tom ungeahnt und Joséphine ganz bewußt, eingedrungen sind. Neben wirklich gut gewählten Zitaten aus großen Werken der Literatur, führt die Zwei ihre Mission auch an absolut sehenswerte Orte der Welt. Wohin die Reise sie bringt, will ich eigentlich nicht vorweg verraten, aber es läßt sich eigentlich auch schon dem Cover entnehmen.
Die Sprache ist sehr wort- und bildgewaltig, aber nicht im Sinne, von einschüchternd, nein, sie lässt einfach vor dem inneren Auge wundersame Abenteuer entstehen, denen man sich einfach nicht entziehen kann.
Die Gestaltung des Buches ist wirklich sehr ansprechend. In den Buchklappen befinden sich Weltkarten, mit denen man unseren Abenteurern auch auf der Karte folgen kann. Eine weitere optische Besonderheit im Text, möchte ich lieber verschweigen, um nicht zu viel zu verraten.
Neben den sympathischen Helden, der spannenden Geschichte, den ungeahnten Wortwelten, hat die Geschichte den besonderen Reiz, daß sie in sich schlüssig ist. Ich habe es nicht nur genossen, vielen meiner literarischen Helden zu begegnen, sondern mich auch über ein gelungenes Ende gefreut, daß Raum für eine Fortsetzung lässt, aber auch ohne eine solche in sich abgeschlossen ist. Es ist einfach alles noch möglich und hoffentlich auch ein Hörbuch, ich fände es nämlich toll, diese Geschichte noch mehrfach miterleben zu können.
Dieses Buch ist ein echtes Lesehighlight und ich möchte niemandem den Spaß verderben, indem ich schon zu viel verrate. Aber so viel sage ich gerne: ich habe nichts gefunden, was mir nicht gefallen hätte. Ich lege es jeden Bücherfan dringend ans Herz und auch die Fantasyliebhaber kommen voll auf ihre Kosten.

Veröffentlicht am 31.03.2018

sehr berührend

Geflüchtet. Zu Hause in Deutschland, daheim in Syrien
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Als in Syrien die Aufstände gegen das brutale Willkürregime von Assad beginnen. Niemand hätte damit gerechnet, daß die Bevölkerung, der es relativ gut ging, auf die Straße geht. Syrien war von der Bevölkerung ...

Als in Syrien die Aufstände gegen das brutale Willkürregime von Assad beginnen. Niemand hätte damit gerechnet, daß die Bevölkerung, der es relativ gut ging, auf die Straße geht. Syrien war von der Bevölkerung her liberal und offen. Es sah auf eine lange blühende Kultur zurück, es hätte alles so schön sein können, wäre da nicht dieser Autokrat, dessen unberechenbare Brutalität, die Meinungsfreiheit einschränkte. Die Angst war auch damals ein ständiger Begleiter in diesem Land. Abdullah hat das Glück in einer sehr gebildeten, liebevollen und wohlhabenden Familie aufzuwachsen. Nie hätte er es sich vorstellen können, woanders zu leben. Er wollte Abitur machen und studieren, wie seine Eltern, Brüder und Cousins. Doch als der IS in Rakka die Oberhand gewinnt und auch der Tod nicht vor seiner Familie halt macht, beschließt sein ältester Bruder, das neue Familienoberhaupt, daß ein Bleiben für sie unmöglich ist. Sie können es sich leisten zu fliehen, sie können sich sogar mehrere Fluchtversuche leisten, eine Wahl die nicht alle haben. Denn auch Wohlstand macht die Flucht nicht sicherer. Als Abdullah als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling (UmF) in einer kleinen Kinderheimwohngruppe ankommt, ist alles fremd, er ist allein und einsam.
Abdullahs Geschichte beginnt kurz vor dem Ausbruch der Aufstände in Syrien. Man erlebt, wie das Land, trotz der Autokratie durch die Bevölkerung ein offenes, tolerantes Leben zwischen den verschiedenen Religionen ermöglicht. Sehr schön finde ich dabei, daß man wirklich einen guten Alltag in Abdullah Alltag bekommt. Hierdurch bekommt man ein besseres Verständnis für die dortigen Verhältnisse und dafür, wie fremd er sich hier fühlen muß. Neben der Schilderung seines Integrationsprozesses und der Widerstände durch Verständigungschwierigkeiten, wird in Rückblenden von seinem Leben in Syrien und der Flucht erzählt. Obwohl Abdullah unvorstellbares Leid mit ansehen mußte, gerade auch bei Hinrichtungen am Straßenrand durch den IS oder Bomben, ist es dennoch so geschrieben, daß es für Jugendliche verträglich ist. Es geht nicht um unnötige Gewaltexzesse oder blutrünstige Schilderungen. Vor allem Abdullahs Gefühle und Gedanken als Reaktion auf den Terror und die Gewalt, lernt der Leser kennen. Heimat ist für ihn Syrien, aber dort gibt es für ihn keine Perspektive. Für seine Familie ist Bildung sehr wichtig und die ist in Syrien nicht mehr gewährleistet. Im Heim im Harz merkt er auch, wie wichtig Sprache ist, um seine Gefühle und seine Gedanken ausdrücken zu können. Ohne Sprache kommt es zu völlig unnötigen Missverständnissen, Ablehnung und Ausgrenzung. Sehr verständnisvoll erzählt Abdullah, wie er im Harz dann doch Freunde fand und sein Ziel des Studiums weiter verfolgt.
Auch wenn Abdullah den Horror des Krieges und die Gefahren der Flucht nicht ausschmückt sondern relativ knapp schildert, kann jeder Leser begreifen, daß diese Flucht, keine Flucht aus Wunsch nach Wohlstand war, sondern ein Kampf ums Überleben und um verpasste Chancen. Sehr gut gefiel mir aber auch, dass er einem Einblick in sein Leben, seinen Alltag und seine liberale Reliogionsausübung gibt. Wie er mit seinen Freunden freiwillig für ein Gebet in der Moschee das Fussballspiel unterbricht und wie schrecklich es wurde, dies unter Druck, mit vorgehaltenem Maschinengewehr es durch den IS wurde. Die Atmosphäre des Friedens und der Ruhe ging völlig verloren. Abdullah erfährt sowohl im Heim, als auch in der Schule viel Misstrauen und Abneigung, bis man ihn persönlich kennt und teilweise darüber hinaus. Wie wichtig war dann jedes Lächeln und jedes freundliche Wort. Ich bin auch sehr froh, von ihm einiges gelernt zu haben, um die syrische Freundin meiner jüngsten Tochter besser zu verstehen.
Heute ist Abdulla 19/20 Jahre und ist mit seinem Fachabi beschäftigt, er möchte nun Medizin studieren, wie seine Brüder. Beim Verfassen dieses Erlebnisromans (es ist sehr persönlich geschrieben und nimmt einen gefangen, ein Gefühl, das ich bei Biografien und Sachbüchern so sonst nicht habe) war ihm die 1973 geborene Journalistin Kerstin Kropac behilflich, damit aus seiner persönlichen Geschichte auch ein packender Roman wird.
Ein wirklich tolles Buch, daß ich ganz dringend empfehle und von dem ich hoffe, daß es viele Schulklassen lesen werden. Wer einem Nicht-Muttersprachler begegnet und nicht weiß wie er reagieren soll: Ein Lächeln ist international und durchbricht Barrieren.

Veröffentlicht am 27.03.2018

Gewußt wie!

Fritzi Klitschmüller 2: Geheimkram-Alarm
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Dies ist der zweite Band von Fritzi Klitschmüller, der kessen 8 Jährigen, die mit ihrem besten Freund Thies am liebsten auf dem Skateboard durch die Straßen brettert. Sollte es mal nicht so laufen, wie ...

Dies ist der zweite Band von Fritzi Klitschmüller, der kessen 8 Jährigen, die mit ihrem besten Freund Thies am liebsten auf dem Skateboard durch die Straßen brettert. Sollte es mal nicht so laufen, wie sie es sich vorstellt, hilft nur eins: Ein Geheimplan!
Nachdem Thies mit seiner Familie in das Haus nebenan gezogen ist, hat Fritzis Vater den Plan vom Eigenheim noch nicht aufgegeben, auch wenn es nun nicht mehr das Nachbarhaus sein kann. Doch so das neue Haus auch sein mag, daß Fritzi deswegen die Schule wechseln soll und nicht mehr mit Thies morgens zur Schule skaten kann, ist echt blöd. Da hilft nur ein Geheimplan! Sie will nicht einfach auf eine andere Schule, wenn schon Schulwechsel, dann wenigstens auf eine ganz besondere: Die Domsingschule! Gut, die Musikschullehrerin hat ihr zwar bescheinigt, daß sie Null Talent für ihre Blockflöte hat und ihr Summen findet sich auch völlig daneben, aber davon lässt sich doch eine Fritzi Klitschmüller nicht abbringen! Wie praktisch daß ihre neue Nachbarin Dio auch auf diese Schule will. Vor ihr erfährt Fritzi, daß morgen das Vorspielen ist, für daß sie sich vor 8 Monaten angemeldet hat. Aber so einfach sind Fritzi und Thies nicht zu stoppen.

Auf Anhieb fand ich Birte Schnöink wirklich die perfekte Besetzung für Fritzi Klitschmüller. Sie ist definitiv die weltbeste Summerin und singt mit Schmackes, genau wie Fritzi! Ihre Stimme ist jung, frisch und frech, dabei aber mit Herz. Sehr melodiös, kann man ihrer wohl modulierten Stimme sehr gut folgen. Einfach sympathisch, eine Stimme zum Pferdestehlen. Die Aufnahme ist wirklich gut ausbalanciert mit praktischen Tracks alle paar Minuten.

Da wir alle sehr unterdurchschnittliche Blockflötenspieler sind, dachte ich ja, daß dies die perfekte Geschichte für meine Töchter ist. Doch nach dem ersten Hören, war ich pädagogisch gesehen ein wenig unglücklich und erzählte meine Bedenken meinem hauseigenen Pädagogen. Und was macht der Pädagoge, als ich ihm die Geschichte erzählte? Er lachte! Er fand es total lustig! Als ich dann meine Bedenken überdachte, mußte ich mitlachen, denn Fritzi macht es eigentlich genauso wie ich es auch immer mache. Einfach mal versuchen. Wenn man nett und freundlich fragt, dann werden manchmal ganz unglaubliche Dinge möglich. Ja, Fritzi ist nicht die Talentierteste, sie hat anders als andere Bewerber nicht monatelang nur geübt, aber sie hat andere Qualitäten und für die wird sie belohnt. Sie ist absolut ehrlich und entwaffnend frisch. Was sie bekommt, bekommt sie freiwillig, nicht ermogelt und mit offenen Karten auf dem Tisch. Sie hat ihr Ziel und das verfolgt sie, einfach weil sie es will. Alles was ihr passieren kann, ist daß sie an der Schule nicht aufgenommen wird, wenn sie sich aber erst gar nicht vorstellt, kann sie auf keinen Fall auf die Schule ihrer Wahl. Gut, sie handelt ohne die Kenntnis ihrer Eltern, aber sie macht nichts Schlimmes und nichts Gefährliches, von daher habe ich wirklich Verständnis für diesen Geheimplan, denn Eltern können ja furchtbare Bedenkenträger sein. Ja, mein Mann hat Recht, es ist eine richtige Mut-mach-Geschichte! Man muß nicht immer der Beste, Tollste, Schnellste sein, man muß nur man selbst sein und auch mal was wagen, auch auf die Gefahr hin, seinen Traum nicht wahr zumachen. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Wie ich es mir dachte, findet meine Jüngste (8) die CD total super! Mit Fritzis Blockflötenfrust kann sie sich perfekt identifizieren. Sie selbst muß es in der Schule lernen und wir könnten uns alles schöneres vorstellen. Aber wie unverstellt Fritzi dann mit ihrem Freund Thies alles daran setzt ihren Traum zu verwirklichen, das bringt sie regelmäßig zum Kichern. Sie spricht immer wieder von den lustigen Kommentaren bei ihrer Vorstellung. Ich persönlich finde am witzigsten die ziemlich schräge Nachbarsfamilie, die so intellektuell ist, daß die arme Tochter bislang keine Freunde hat und alle Kinder Namen tragen, bei denen der Spott der Klassenkameraden vorprogrammiert ist.

Mit Fritzi Klitschmüller ist Britta Sabbag eine wirklich liebenswerte Heldin gelungen, die zwar ganz anders ist, als ihre erfolgreiche „Hummel Bommel“, aber sie richtet sich ja auch an ältere Kinder. Übrigens kennen wir Band 1 noch nicht, man kann also auch ohne weiteres mit dem zweiten Band einsteigen, ohne Verständnisprobleme.

Veröffentlicht am 26.03.2018

Chaotisch-charmant und abenteuerlustig!

Wir Buddenbergs – Der Schatz, der mit der Post kam
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Die Buddenbergs sind eine kunterbunt zusammengewürfelte Familie. Mama ist lebenslustig und nimmt die Dinge, wie sie sind. Läuft mal etwas nicht so nach Plan, macht es nichts, das wird schon viel besser ...

Die Buddenbergs sind eine kunterbunt zusammengewürfelte Familie. Mama ist lebenslustig und nimmt die Dinge, wie sie sind. Läuft mal etwas nicht so nach Plan, macht es nichts, das wird schon viel besser so, als geplant gewesen sein. So geht es turbulent, aber glücklich bei den Buddenbergs zu. Ein Vater wohnt nicht im Haus, dafür aber Mama Vater, liebevoll Opipi genannt. Joshua hat einen Seemann zum Vater, der leider meist in anderen Häfen ankert, Ich-Erzählerin Mia kann ihren Vater leider nur auf dem Friedhof besuchen und die Zwillinge, die gerade ihren 6. Geburtstag feiern, müssen nur einmal über die Straße laufen. Ihr Vater Klaus, ist nun mit Mona, der Mutter von Mias bester Freundin Lisbeth verheiratet. Klingt kompliziert? Ist es aber nicht, denn Mia liebt es Karten zu zeichnen, einen Stammbaum ihrer Familie, einen Plan ihrer alten Villa oder einfach Bilder mit Zeitstrahlen, damit man Geschehnisse besser einordnen und verstehen kann. Das ist für Mia sehr wichtig und klar, wenn man so ein aufregendes Abenteuer wie eine Schatzsuche vor sich hat, sollte man besser alle Fakten in seinem Kopf sortieren. Schatzsuche, heutzutage? Ja, denn die Wege der Post sind manchmal unergründlich und so hat ein Brief an die Villa der Buddenbergs über 100 Jahre gebraucht, um anzukommen. In dem Brief, steht etwas von einer geheimen Überraschung, die alle Buddenbergs so was von neugierig macht!

Ich hatte ja befürchtet, daß dieses Buch, zu sehr wie die „Lilo auf Löwenstein“-Reihe sein könnte. Aber nein, weit gefehlt. Meiner Jüngsten ist die Schatzsuch-Parallele gar nicht aufgefallen (klar, wir suchen ja auch ständig Schätze, unser Haus ist ja auch fast 100 Jahre alt...).
Familie Buddenberg ist sehr charmant und liebevoll im Umgang miteinander. Sehr unkonventionell, auf angenehme Art und Weise, bis auf Mamas Einstellung zur Schulpflicht an Geburtstagen, da mußte ich dann aber schon ein paar pädagogische Worte springen lassen. Naja, bei uns fallen Geburtstage oft auf die Schulferien, da kann man leichter sehr korrekt sein.
Der Einstieg ist schon mal sehr lustig, mit einer etwas chaotischen Tortenaktion, die trotz aller Pannen, die Feierstimmung nicht verdirbt. Der Ton ist sehr fröhlich locker und trotz des verstorbenen Vaters von Mia, strahlen alle Lebensfreude aus, sehr zum Missfallen der griesgrämigen Nachbarin, die gerne mal die Nase in fremde Angelegenheiten steckt. Sehr zum Amüsement des kleinen Lesers.
Wunderschön sind die Illustrationen von Florentine Prechtel, die uns schon als Illustratorin der Liliane Susewind-Leseanfängerbücher bekannt ist. Hier hat sie wirklich die tollsten Stammbäume, Karten, Übersichten und Zeitstrahlen ins Buch gezaubert. Meine Tochter konnte sie unglaublich lange und hingebungsvoll betrachten und hat immer wieder etwas neues gefunden. Nur der Stammbaum hat bei uns zu heißen Diskussionen geführt, da ich nicht bereit war, Lisbeth als Halbschwester von Mia anzuerkennen. Solche Familienstrukturen kennt sie nicht, und es muss ja alles irgendwie bezeichnet werden, da hat sie genauso ein Bedürfnis wie Mia, die Strukturen zu verstehen und darzustellen. Für mich reichte die Bezeichnung beste Freundin aber völlig aus!
Auch wenn es bei den Buddenbergs etwas chaotisch-charmant zugeht, gibt es einige wenige Regeln, die allerdings unbedingt eingehalten werden sollen, auch als Zeichen des Respekts. Die Ausführungen zur Bedeutung von Regeln gefiel mir sehr gut und sie ist auch wirklich kindgerecht, wie ich an meiner Tochter erkennen konnte, die zustimmend nickte. Nein, diese Geschichte ist kein Erziehungsratgeber, sie ist vor allem lustig und im altersgerechten Rahmen auch wirklich spannend, denn das Leben hat seine eigenen Regeln und die sind ganz schön überraschend.
Wir werden natürlich nicht verraten, wie die Schatzsuche ausging, aber es ist ein wirklich sehr schönes Ende, das die Geschichte wunderbar abrundet. Meine Tochter (8) war ganz hingerissen von dem Buch und ist nun schon gespannt auf weitere Abenteuer der Buddenbergs.

Veröffentlicht am 24.03.2018

Toller Kriminalfall für alles Fans von Internatsgeschichte

Mord ist nichts für junge Damen
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England 30. Oktober 1934: die 13 jährigen Internatsschülerinnen Daisy Wells und Hazel Wong, haben den ersten Fall für ihre streng geheime Detektei: Durch Zufall stolpert die junge pummelige Hong Kong Chinesin ...

England 30. Oktober 1934: die 13 jährigen Internatsschülerinnen Daisy Wells und Hazel Wong, haben den ersten Fall für ihre streng geheime Detektei: Durch Zufall stolpert die junge pummelige Hong Kong Chinesin nach dem Unterricht in der Turnhalle, über die Leiche ihrer Lehrerin Miss Bell. Der Hysterie nahe holt sie die zierliche, blondgelockte Daisy, Tochter des Earl of Hastings, sowie in der Nähe befindliche Lehrer zur Hilfe. Doch als sie in der Turnhalle eintreffen, ist die Leiche verschwunden. Hazel und Daisy bekommen für diesen geschmacklosen „Streich“ mächtig Ärger. Daisy nimmt es gelassen und überträgt Hazel, die Aufgabe, alles bisher beobachtete fein säuberlich in einem Heft zu dokumentieren. Da mangels Leiche, niemand Hazel glaubt, müssen sie wohl oder übel selbst ermitteln, zu Daisys großer Begeisterung. Natürlich bleibt Miss Bell verschwunden und die Gerüchteküche des Internats brodelt. Daisy überträgt ihren Bewunderinnen aus den unteren Klassen die Aufgabe, ihr sämtliche Gerüchte, die sie aufschnappen, weiterzuleiten. Schnell scheinen die ersten Alibis festzustehen und sich die Anzahl der Verdächtigen dadurch einzugrenzen. Während Daisy sich ziemlich schnell auf eine Verdächtige festlegt, scheint für Hazel das Gesamtbild nicht recht zusammen zu passen.

Dieser Jugendkrimi spielt in den Hochzeiten Agatha Christies und Sherlock Holmes. Daher ist es nicht verwunderlich, daß die mit allen Wassern gewaschene Daisy, sich als weiblichen Sherlock Holmes ansieht. Genau wie ihr Vorbild müssen sie und Hazel ohne technischen Schnickschnack, Handys oder Internet auskommen. Sie sind allein auf ihren Verstand, ihre Beobachtungsgabe und die Berichte der übrigen Internatsangehörigen angewiesen. Das ist umso kniffeliger, als das Zeugen nicht immer die zuverlässigsten Aussagen treffen und sie im geheimen ermitteln müssen. Denn in Zeiten in denen Polizisten in besseren gesellschaftlichen Schichten verpönt waren, gehört sich ein solches „Hobby“ für höhere Töchter überhaupt nicht. Daher versucht Daisy auch immer wieder ihr Licht unter den Scheffel zu stellen, um keinen Verdacht zu erregen, wobei sie doch nach nichts mehr lechzt, als nach Anerkennung. Es ist sehr witzig und unterhaltsam, zu lesen wie Daisy es anstellt, von ihrem Verstand und ihrem wachen Geist durch Schauspielerei und gerissene Kniffe abzulenken. Doch als Musterschülerin wäre sie wohl kaum eines der beliebtesten Mädchen der Schule, der die Mitschülerinnen blindlings ihre Beobachtungen anvertrauen würden. Hazel hat es als Hong Kong Chinesin da deutlich schwerer. Nicht nur, daß ihr Asiatisches Aussehen von einigen misstrauisch beäugt wird, ihr fehlt auch Daisys natürlicher Anmut und ihre Selbstverständlichkeit für alles, was ihr zuzufliegen scheint. Der Stil ist zurückhaltend ironisch und zieht seinen Humor auch aus der Exzentrizität, die man Engländern bisweilen nachsagt. Natürlich sind viele Begriffe des damaligen Internatslebens heute nicht mehr jedem bekannt, daher gibt es hinten ein Glossar in dem Daisy die Begriffe erklärt, die Hazel zu Beginn ihrer Internatszeit merkwürdig fand.
Es macht einfach Spaß ihnen in die Internatswelt zu folgen, in diese Mischung aus Enid Blytons „Dolly“ mit Mitternachtsgelagen, Hausmutter und Französischlehrerin Mamzell und den jungen Ermittlerinnen „Tina und Tini“.
Das Buch ist sehr liebevoll gestaltet, nicht nur das nostalgisch anmutende Cover, und das Glossar, nein, es gibt auch noch eine Übersichtskarte über das Internatsgelände mit allen Gebäudeteilen auf beiden Stockwerken und eine Doppelseite später ein Personenverzeichnis, das alle Schulangehörigen mit Funktion aufzählt.
Ein verheißungsvoller Serienauftakt für alle Fans klassischer Krimis, englischer Internatsgeschichten und des englischen Humors. Für alle jungen Leserinnen: ja, es gab auch ein Leben ohne Internet und Smartphones und es war auch lebenswert!