Macht bringt Schuld....
Helle Tage, dunkle SchuldEssen 1948, die Entnazifizierung durch die Alliierten neigt sich dem Ende entgegen, aber noch sind die Ermittlungsbehörden offiziell frei von NS-Angehörigen. Wegen seines jüdischen Großvaters wurde Kriminalinspektor ...
Essen 1948, die Entnazifizierung durch die Alliierten neigt sich dem Ende entgegen, aber noch sind die Ermittlungsbehörden offiziell frei von NS-Angehörigen. Wegen seines jüdischen Großvaters wurde Kriminalinspektor Carl Bruns fast 10 Jahre vom Polizeidienst suspendiert und musste unter Tage arbeiten, da er wegen seiner Herkunft auch nicht fronttauglich war. Nach dem Krieg haben die britischen Besatzungsoffiziere ihn wieder eingestellt. Als Carl zum Tatort einer Hinrichtung an einer älteren Frau, der es trotz der offiziellen Beschränkungen recht gut zu gehen schien, stellt er entsetzt fest, dass es die Mutter seines ehemaligen Vorgesetzten war, der inzwischen als gesuchter NS-Verbrecher auf der Flucht ist. Andreas Hoffmann wird vorgeworfen gegen Ende des Krieges politisch Gefangene mit Freude exekutiert zu haben. Bei dem Versuch die Hintergründe zu ermitteln, begegnet Carl seiner ersten großen Liebe Anna wieder, der Schwägerin des gesuchten NS-Verbrechers, die mit ihren Schwestern aus Angst vor der Grausamkeit ihres Schwagers nach Köln verschwunden ist. Alle Ermittlungen führen Carl immer wieder zu Annas Schwester Frieda, sowie dem Massaker von 1945. In der Villa von Frau Hoffmann sind mittlerweile viele Ausgebombte und Flüchtlinge einquartiert und alle eint die Abneigung gegen ihre einstige Hausherrin. Wie hängt das alles zusammen?
Das 3. Reich, das dunkle Kapitel der deutschen Geschichte ist vorbei, aber nicht alle Täter sind gefasst und verurteilt und einige, die gefasst und verurteilt wurden, kamen 1948 schon wieder frei und drängten wieder in öffentliche Ämter, es hat ja noch viel Schlimmere als sie gegeben. Zeiten des Umbruchs und des Aufbruchs, in denen die Allierten und die Deutschen damit beschäftigt waren, das Land neu zu ordnen, bzw. es bald möglichst wieder zu verlassen. In diesen Zeiten ist alles möglich, auch ein Mord, der nicht geklärt wird? Carl Bruns hat sich dank seines jüdischen Großvaters nun wirklich nichts vorzuwerfen, aber vergessen kann er nicht, auch nicht, dass einige seiner Vorgesetzten sich schuldig gemacht haben und wie grausam und erbarmungslos sie dabei vorgegangen sind. Dieser Fall, der zu Beginn gar nicht als Mord gesehen wird, reißt jedoch alte Wunden auf, immerhin ist die Tote die Mutter von einem der Schlimmsten gewesen, aber auch die Schwiegermutter der kleinen Schwester seiner ersten Liebe. Anna wieder zu sehen, lässt ihn Hoffnung schöpfen, Hoffnung darauf, dass nach seiner gescheiterten Ehe und den Jahren der Zwangsarbeit unter Tage es nun auch endlich für ihn alles gut wird. So werden wir nicht nur in die Zeiten der Entbehrungen für die Meisten und des Überflusses für einige Wenige auch in die Vergangenheit und das Privatleben des Inspektors und der Krankenschwester seines Herzens Anna, gezogen. Hier wird ein historischer Kriminalfall mit einer schicksalhaften Begegnung, dem Wendepunkt im Wiederauferstehens einer Nation und den Missständen dieser Zeit verknüpft, auf eine sehr spannende und bewegende Weise. Immer wieder blitzen Erinnerungen an den Prolog auf und die Überlegung beginnt, was diese Begebenheit denn nun mit dem Mordfall an der einsamen Witwe zu tun haben könnte...
Steffen Groth schlüpft in die Rolle des desillusionierten Kriminalinspektors, der es noch nicht so ganz fassen kann, dass das Leben nun auch für ihn schön werden kann. Mit seiner markant männlichen Stimme passt er sehr gut in diese Zeit, in der man von Begriffen wie metrosexuell noch nie etwas gehört hat. Er führt uns lebendig in das zerbombte Ruhrgebiet in ein Mehrparteienhaus, dessen zusammengewürfelten Bewohner ihrer Hausherrin alle keine Träne nachweinen, aber haben sie deswegen gleich ein Mordmotiv? Langsam baut er die Spannung auf, bis zu letztendlich schlüssigen, aber nicht offensichtlichen Auflösung. Allerdings lässt er uns auch erahnen, dass alles seines Preis hat und nun auch Carl keine weiße Weste mehr. Eine Ende, das auf die nächsten Bände neugierig macht.