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Veröffentlicht am 12.08.2022

Absolut empfehlenswert!

Ich überlebte. Ein Mädchen auf Schindlers Liste
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Krakau war in den 1930er Jahren eine blühende Metropole mit einer lebendigen jüdischen Gemeinschaft von 60.000 Mitgliedern. Dennoch bekommt die kleine Rena bereits bei ihrer Einschulung in einer staatlichen ...

Krakau war in den 1930er Jahren eine blühende Metropole mit einer lebendigen jüdischen Gemeinschaft von 60.000 Mitgliedern. Dennoch bekommt die kleine Rena bereits bei ihrer Einschulung in einer staatlichen Schule zu spüren, dass einige Menschen aus irrationalen Gründen Juden ablehnen oder gar hassen. Mit der Machtübernahme Hitlers haben sie keine Scheu mehr, dies auch offen zu zeigen. Jüdischen Kindern wird schon recht bald der Schulbesuch verboten. Heimlich werden sie im Verborgenen von Privatlehrern unterrichtet, solange ihre Eltern noch arbeiten dürfen und die Lehrkräfte bezahlen können. Doch schon bald wird es nicht nur schwierig als Juden zu arbeiten, sie müssen ihre Häuser verlassen, ins Ghetto umsiedeln. Dort leben Familien auf engstem Raum in einem Zimmer unter unwürdigen Verhältnissen, doch das ist nichts, im Vergleich zu dem was sie nach der Schließung der Ghettos erwartet: Das Konzentrationslager Auschwitz! Rena und ihre Mutter haben das Glück es dort auf die Liste des Industriellen Oscar Schindler zu schaffen. Er und seine Frau Emilie versuchen es ihren 1.200 jüdischen Zwangsarbeitern zu ermöglichen diesen Wahnsinn zu überleben.

Es gibt Ereignisse, die sind so grauenvoll und schrecklich, dass sie sich nie wiederholen dürfen. Zeitzeugen erzählen von dem erlebten Grauen, doch inzwischen ist der Holocaust so lange her, dass nur noch wenige Zeitzeugen leben. Eine der letzten ist Rena Finder, die noch ein kleines Mädchen in Krakau war, als Hitler in Deutschland die Macht übernahm und 15 Jahre alt, als sie durch das Ende des 2. Weltkrieges gewiss sein konnte, überlebt zu haben. Dank des persönlichen Einsatzes des Ehepaares Oscar und Emilie Schindler gehört sie zu den wenigen, die nicht rechtzeitig emigrieren konnten und dennoch überlebten. Anfang der 50er Jahre verließen auch sie, ihr Mann und ihre Freundin Europa und fingen in den USA ganz neu an. Durch eine engagierte Lehrerin begann sie Schulklassen zu erzählen, was sie erlebt hat. Es geht nicht um jedes grausige Detail, sondern darum, dass jeder Mensch ein Recht auf eine respektvolle, menschliche Behandlung hat. Jeder einzelne kann sich dafür einsetzen, auch heute noch. Gemeinsam ist es leichter und es hilft nicht nur gegen den Holocaust, sondern auch gegen Mobbing u.ä. Ihre Botschaft ist also nach wie vor hoch akutell. Es ist ein Dokument der Menschlichkeit und der Hoffnung und weniger des Schreckens. Ein Dokument das hoffentlich die letzten Holocaust-Überlebenden überdauern wird.

Damit die Zuhörenden sich ein besseres Bild von Rena machen können, die sie ja anders als die Schülerinnen und Schüler in den USA, nicht persönlich treffen, stellt sie Parallelen zu Anne Frank her. Diese war ungefähr so alt wie sie, lebte aber vor ihrer Deportation nach Auschwitz in den Niederlanden und sie hätten sich im Lager in Ausschwitz begegnet sein können. Beider Väter wurden verraten, was ihren Tod bedeutete. Doch Rena überlebte, dank eines Industriellen-Ehepaares, das sein gesamtes Vermögen, dass sie auch durch Zwangsarbeit erwirtschafteten, aufbrauchte, um Menschen zu helfen, die ihnen ursprünglich völlig fremd waren. Sie sind dadurch selbst in Not geraten und erfuhren dann wiederum Hilfe von der internationen jüdischen Gemeinschaft, die nicht vergaß, dass die Schindlers ihrem einstigen Leben den Rücken zukehrten, um ihnen zu helfen. Einfach so, weil sie spürten, wie dringend diese Zeiten Menschlichkeit brauchten.

Wir haben dieses Hörbuch als Familie auf der Fahrt in den Urlaub gehört. Die Jüngste ist 13 Jahre alt, ab 12 Jahren ist es zu empfehlen. Durch das Vorwort von Mirjam Zadoff, der Direktorin des NS-Dokumentationszentrums in München wird diese Lebensgeschichte verortet. Es hat uns sehr gut gefallen, dass es nicht um Schockeffekte, sondern ein persönliches Schicksal ging, wobei uns das von Jenny, Renas kleiner Cousine besonders nahe ging. Anders als bei Anne Frank geht es wirklich um den Überlebenskampf. Es kommen keine erotischen Sehnsüchte vor, was es wirklich familientauglich macht. Welcher Teenager möchte schon mit seinen Eltern zusammen Anne Franks romantisch-erotischen Träumen lauschen? Es ist kein Zeitdokument wie das Tagebuch der Anne Frank, sondern ein Zeitzeugenbericht. Wobei Rena Kinder sich bei ihrer Niederschrift der Hilfe des erfahrenen Autors und Journalisten Joshua M. Greene bediente, der das gleiche Anliegen hat wie sie: das Andenken an den Holocaust lebendig zu halten. Da ihre Kindheit nun schon eine Weile zurück liegt betont sie immer wieder, dass sich Erinnerungen im Laufe der Jahre verändern und es sich um eine subjektive Schilderung handelt. Es ist ihre persönliche Wahrheit.

Julia Nachtmann leiht Rena Finder nachdrücklich und eindrucksvoll ihre Stimme. Ohne Pathos aber mit viel Gefühl erzählt sie von der Rettung der Schindler Juden und erinnert immer wieder daran, dass auch Emilie, die Ehefrau von Oscar Schindler ihren ganz großen, bedeutenden Beitrag zu ihrem Überleben beitrug, durch Menschlichkeit und medizinische Versorgung. Abgerundet wird dieses eindrückliche Tondokument durch zwei jiddische Lieder, gesungen von Esther Bejarano (Jahrgang 1924), die das KZ-Ausschwitz-Birkenau überlebte, aber 2021 in Hamburg verstarb. Wir waren erstaunt, wie leicht es uns fiel, die jiddischen Texte zu verstehen. Die Texte sind im Original und auf Deutsch auf der Homepage des Verlags zu finden.

Dieses Hörbuch hat uns vier sehr nachhaltig beeindruckt und bewegt. Nun wollen wir „Schindlers Liste“ sehen. Absolut empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 12.08.2022

Die Wunden der Kindheit...

Die MörderMitzi und der Sensenmann
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Konstanze Maria Schlager, kurz Mitzi hat sich nach dem letzten Mordsdrama von ihrem Freund Freddy getrennt und ist nun auf Wohnungssuche. Nicht leicht bei ihren bescheidenen Mitteln, aber ihre Oma hat ...

Konstanze Maria Schlager, kurz Mitzi hat sich nach dem letzten Mordsdrama von ihrem Freund Freddy getrennt und ist nun auf Wohnungssuche. Nicht leicht bei ihren bescheidenen Mitteln, aber ihre Oma hat ihr überraschender Weise ein Grundstück in Lilienfeld vererbt. Für das interessiert sich der alte Bauer Radl, der frühere Nachbar ihrer bei einem Unglück verbrannten Eltern. Er will Land und Hof verkaufen und sich in Lilienfeld vom Bauunternehmer der sein Land kauft, auf dieses ein Fertighaus erbauen lassen. Ein Angebot zu dem Mitzi eigentlich nicht nein sagen kann. Bei Inspektorin Agner Kirschnagel wächst der Babybauch und sie ist zu Schreibtischarbeiten verdammt. Doch als die mumifizierte Leiche einer 16 jährigen Unbekannten bei Abrissarbeiten entdeckt wird, fängt es in Agnes Bauch an zu kribbeln. Mitzis beste Freundin ist wild entschlossen die Leitung dieses 12 Jahre alten Falles zu übernehmen und die Recherchen zu überwachen. Doch die Identität der Toten bleibt weiter ein Geheimnis. Hauptmann Petra Hammerl aus Krems meldet sich bei ihr, wegen eines 6 Jahre alten Falls mit verblüffenden Parallelen. Um endlich neue Spuren zu erhalten, entscheiden sich die Ermittler mit Aktenzeichen XY an die Öffentlichkeit zu gehen.

Eine seit 12 Jahren Vermisste, die niemand vermisst gemeldet hat. Mitzi blutet das Herz, es lässt sie nicht mehr los. Sie muss der Toten einen Namen geben und fortan wird sie unter „Nelly“ bekannt. Die erwachenden Muttergefühle überkommen Agnes, die sich nicht vorstellen kann, wie jemand sein Kind nicht vermissen kann, in all den Jahren? Mitzi mit ihren bisweilen recht kruden Ideen spürt eine Verbindung zu dem Fall und ist überzeugt, den Täter zu kennen, aber niemand nimmt sie ernst, so wie auch zuerst nicht, als die Dinge nach der TV-Übertragung völlig aus dem Ruder laufen.

Mitzi ist ein skuriler Charakter, sehr naiv, sehr loyal und neigt zu überstürzten Handlungen. Sie hört ständig auf ihre innere Stimme, die aber nicht immer recht hat. Sie ist ein ganz besonderer Mensch, kein Wunder, dass Inspektorin Agnes Kirschnagel sie inzwischen fest in ihr Herz geschlossen hat. Während Mitzi durch ihre tragische Familiengeschichte eine Einzelgängerin ist, ist Agnes unbändig unabhängig. Demnächst für ein Kind veranrwortlich zu sein, dessen Vater in Köln lebt, wird sie in ihrer Freiheit deutlich einschränken.

Während sich Mitzi unglaublich freut, Bauern Radl, den ehemaligen Nachbarn ihrer Eltern wiederzusehen, stößt es ihr übel auf, dass dieser immer wieder den Bauunternehmer Konrad Eichwaller erwähnt, der angeblich am Unglückstag ebenfalls an der Unglücksstelle war. Ihr Misstrauen gegen ihn wird immer größer, insbesondere als dessen Kompagnon durchblicken lässt, dass Eichwaller gegenüber Frauen gerne zudringlich wird.

Hier wird das Trauma des Flammentods von Mitzis Familie mit Agnes aktuellem Fall, der getöteten und verschwundenen Mädchen verknüpft, auch wenn die Inspektorin keinerlei Zusammenhang sieht. Doch Mitzi fühlt sich diesen einsamen Seelen so nah. Als es eine weitere Vermisste gibt, zieht das Tempo merklich an. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, doch niemand mag Mitzi zuhören, so dass sie wieder einen ihrer waghalsigen Alleingänge startet. Eine Erinnerung blitzt in Mitzis Unterbewusstsein auf, die sich nicht fassen lassen will. Sie spürt, dass sie die Antwort kennt, doch wie lautet sie?

Es kommen wieder die vertrauten Figuren aus den bisherigen Fällen vor und Mitzi reist wieder mit der Bahn kreuz und quer durch Österreich, so dass die Leser an wunderschöne Orte mitgenommen werden, die zu Schauplätzen entsetzlicher Tragödien wurden. Genau wie jetzt ist es August und die Sonne brennt gnadenlos. Agnes Kampf mit der segenden Hitze und dem Durst konnte ich gut nachvollziehen. Die Aufklärung hat mich überrascht. Nach dieser gibt es zur Befriedigung der Leserneugier auch noch zwei Epiloge, in welchen man die Mutter von „Nelly“ trifft, sowie Mitzis Patenkind endlich auf der Welt ist! Die nächsten Fälle von Mitzi und Agnes werden wohl durch die Babysitterorganisation verkompliziert werden. Ich finde es interessant, dass es mal eine Ermittlerin mit Baby geben wird. Sonst wirkt es immer so, als ob mit der Schwangerschaft das Ermittlerleben vorbei wäre....

Wie bisher auch, verwenden die Personen so einige urige östereichische Begriffe und noch immer ist mir so manches kein Begriff und ich muss es im Glossar nachschlagen. Wie gut dass es ihn gibt... Dieses Mal gibt es übrigens ein Guglhupf-Rezept zum Nachbacken, denn Mitzi liebt Kaffeehäuser und Gebäck.

Wieder ein sehr ungewöhnlicher Fall dieser ungleichen Freundinnen.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Klassenfahrtsfeeling pur!

Die Wilden Hühner Folge 2
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Nach der letzten Aktion redet Sprottes Oma nicht mehr mit ihr, aber was soll's? Immerhin geht es für die Wilden Hühner eine Woche lang auf Klassenfahrt ans Meer, oder besser ins Meer, denn das Ziel ist ...

Nach der letzten Aktion redet Sprottes Oma nicht mehr mit ihr, aber was soll's? Immerhin geht es für die Wilden Hühner eine Woche lang auf Klassenfahrt ans Meer, oder besser ins Meer, denn das Ziel ist eine Insel. Wer hätte gedacht, dass einem auf der Überfahrt so schlecht werden kann? Trude auf jeden Fall nicht und so kommt es, dass Sprotte und Melanie losstürmen um für sie ein Zimmer zu sichern, während Frieda sich um die angeschlagene Trude kümmert. Es kommt, wie es kommen muss, es gibt Sechserzimmer und zu den Hühnern gesellen sich noch die zickige Nora und Außenseiterin Wilma! Außerdem erklären ihnen die Pygmäen (Torte, Steve, Willi und Fred), dass der geschlossene Friedensvertrag nur zu Hause gilt und die Geschichten vom untoten Strandräuber Jap Lornsen scheinen nicht nur in ihren Köpfen zu spuken! Doch Sprotte ist wild entschlossen zu beweisen, dass es keine Geister gibt und den Pygmäen, dass sie den Hühnern nicht das Wasser reichen können!

Dieses Mädchenabenteuer ist ein Klassiker, aber so richtig, mit Festnetztelefon und Ghettoblaster mit Kassettenrekorder und rauchenden Lehrern. Ich habe mich wie in meiner Jugend gefühlt, als ich dem Hörspiel lauschte! Klar ist die Geschichte gekürzt, aber durch die Lautuntermalung, die mitreißende Musik und die vielen Sprecher fühlt man sich mittendrin, vermeint das Salz auf der Zunge zu schmecken und die Meeresbrise zu spüren! Es kommt sofort gute Laune und echtes Mädels-Freundschaftsfeeling auf! Endlich stößt auf dieser Fahrt nun auch das letzte Huhn, nämlich Wilma zu ihnen, einfach weil diese so gerne mit dazugehören würde und Trude und Frieda einfach zu langsam waren, um sich rechtzeitig ihren Platz im Zimmer zu sichern. Aber hey, Wilmas Mutter ist eine echte Glucke, damit ist Wilma doch praktisch von Geburt an ein Huhn!

Tatsächlich kennt meine Tochter sowohl Ghettoblaster, als auch Kassettenrekorder, Festnetztelefone und Babyphones, aber rauchende Lehrer gab es bei ihr auf der Klassenfahrt nicht mehr. Die Digitalisierung verändert sogar Klassenfahrten, so wären heute einige Streiche nur allzu leicht mit Handys und Wlan-Lautsprechern möglich und dadurch würde man sich gleich viel weniger Gruseln. Es ist technisch viel zu einfach und statt Abenteuer zu erleben, wird auf dem Handy gedaddelt! Hier sind die Streiche noch analog und teils mit verräterisch knisternder und knackender Technik.

Dieses neue Abenteuer enthält alles was Klassenfahrten ausmacht, viel zu lange Fußmärsche, Jungs gegen Mädchen, versöhnliche Klassenpartys mit Schmetterlingen im Bauch und beste-Freundinnen-Geheimnisse, die zusammenhalten, wenn man wirklich Hilfe braucht! Trude geht es nämlich gar nicht gut und das liegt nicht nur an ihrer Seekrankheit. Gut, dass ihre Freundinnen Trost spenden, wenn sie sich gerade richtig down fühlt. Natürlich dürfen da auch dumme Jungsstreiche wie Juckpulver und Stinkbomben nicht fehlen.

Die Rollen wurden absolut passend besetzt! Völlig natürlich und frisch kommen die Jungs und Mädels rüber, während man bei ihrem Lehrer Herrn Staubmann immer das Gefühl hat, seinen Zigarettenrauch mitzuriechen. Frau Rose als Klassenlehrerin ist wieder mit von der Partie, mal streng, mal verständnisvoll und manchmal ziemlich genervt vom Bandenkrieg ihrer Schüler. Absolut authentisch bringt sie die klassischen Lehreransprachen rüber. Anne Moll ist einfach eine Hammer-Wahl als Sprecherin für diese Reihe über starke Mädchen. Klar macht hier eine starke Frau die Ansage und nicht wie sonst eine sonore Männerstimme.

Wieder ein absoluter Gute-Laune-Garant für mich und meine Tochter, beim gemeinsamen Mädels-Geburtstagskuchen-Backen in der Küche (mit CD-Spieler, ganz 1996). Nach der gerade erst beendeten eigenen Klassenfahrt ins Nirgendwo von NRW, kamen für sie gleich wieder Klassenfahrtsgefühle hoch. Dabei haben wir natürlich die neuen Hühner-Songs im Ohr, die wie auf der Extra-Lieder-CD hören.

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Veröffentlicht am 30.07.2022

Der Wahrheit verpflichtet

1979 - Jägerin und Gejagte
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Der erste Fall für Allie Burns: Neujahr 1979 die Journalistin Allie Burns kehrt von den Feiertagen mit ihrer Familie mitten im Schneechaos mit dem Zug zurück nach Glasgow. Im Zug trifft sie ihren Kollegen ...

Der erste Fall für Allie Burns: Neujahr 1979 die Journalistin Allie Burns kehrt von den Feiertagen mit ihrer Familie mitten im Schneechaos mit dem Zug zurück nach Glasgow. Im Zug trifft sie ihren Kollegen Danny Sullivan, den nettesten ihrer Kollegen, der der sie nicht herablassend behandelt, weil sie jung und weiblich ist. Gemeinsam erleben sie eine Geburt im Zug und Allie soll die Story schreiben, auch wenn Danny der Held ist. Solche Storys sind Frauen vorbehalten! Fortan vertrauen sie einander. Auf Anraten der Redakteurin der Frauenthemen, beschäftigt sich Allie nun mit anderen Themen und versucht eigene Kontakte zu knüpfen. So belauscht sie bei einem Parteitreffen drei junge Männer, die ein Bombenattentat zu planen scheinen, um die Unabhängigkeit von Schottland zu erreichen. Ihr Vorbild ist die IRA und Allie ahnt die Sensationsstory. Als Frau steht ihr diese Welt aber selbst undercover nicht offen. Nachdem Danny sie an seiner eigenen Sensationsstory beteiligt hat, nimmt sie nun ihn ins Boot. Beide wissen, dass diese Story sie entweder zu Stars machen wird, oder sie ihr Leben kosten wird....

Allie und Danny sind ein ungewöhnliches Team. Allie ist die Meisterin der Worte, doch trotz Cambridge-Abschluss bleiben ihr die großen Storys verwehrt, weil sie eine Frau ist und die Platzhirsche ihr Revier verteidigen. Danny beeindruckt sie durch seine Menschlichkeit und Kollegialität. Er kann zwar nicht so virtuos mit Worten um gehen wie Allie, hat aber ein untrügliches Gespürt für wirklich brisante Storys. Als junger Mann kann er Zugang zu den jungen Verschwörern finden, der Allie versagt bleibt. Ihre Zusammenarbeit erweist sich als ausgesprochen fruchtbar, sie ergänzen sich perfekt und Allie ist froh in ihm endlich einen Freund, oder vielleicht mehr gefunden zu haben. Auch die glamouröse Rhona, Leiterin des Frauenressorts ist nicht nur eine wertvolle Ratschlaggeberin für sie als Frau in einer Männerdomäne, sondern auch menschlich ist ihre Beziehung mehr als vielversprechend. Sehr sympathische Helden, in einer Welt voller Mistkerle und verkrusteter gesellschaftlicher Strukturen.

Sprecherin Alexandra Sagurna war mir bisher gänzlich unbekannt. Mir gefiel ihre Stimme und ihre lebendige und einfühlsame Interpretation dieser Pionierin in einer Männerdomäne auf Anhieb. Sehr respektvoll übernimmt sie sämtliche Charaktere, selbst diejenigen, die meinen Rollenbilder erfüllen zu müssen.

Sehr gut gefallen mir die Themen der Recherche dieses Teams: Geldwäsche und Steuerhinter-ziehung und Terrorismus zur Erreichung der Unabhängigkeit. Mit dem Brexit, gegen den die schottische Bevölkerung mehrheitlich gestimmt hat, ist das Thema in Schottland wieder viel akuter. Ebenso nehmen die Akte der Gewalt an der inneririschen Grenze wieder zu, nachdem Boris Johnsons letzter Gesetzesentwurf, das Karfreitagsabkommen, das Frieden in Irland gewährleisten soll, untergräbt. Es hat mich absolut fasziniert, mit welchen Tricks es Westminster unmöglich machte, dass im Referendum 1979 die schottische Bevölkerung mit einem Streben nach mehr regionaler Unabhängigkeit Erfolg haben konnte. All diese aktuellen Themen haben ihre Wurzeln in der Vergangenheit, in 1979.

1979 war Homosexualität verboten und Sex zwischen Männern wurde hart gestraft und gesellschaftlich geächtet. Autorin Val McDermid (67) ist selbst homosexuell und war damals 24 Jahre alt. Das Thema der Homosexualität kommt in ihren letzten Büchern immer wieder vor und so war ich erstaunt, als es hier lange Zeit nicht in Erscheinung trat, dann aber mit voller Wucht. Dabei ist es aber ein tragender Teil der Geschichte und wirkt nie aufgesetzt oder bemüht. Die erzwungene Heimlichtuerei, die Angst vor Verstoßung aus der eigenen Familie, die geht einem auch beim Hören unter die Haut. Die Betroffenen wurden in ein Doppelleben gezwungen, aus Angst vor Ausgrenzung und das obwohl es in allen Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen vorkommt.

Der Krimi beginnt als interessante Investigativstory mit intensivem Blick hinter die Zeitungskulissen. Es wird ein Baby geboren, auf der Suche nach Quote nackte Models am Strand fotografiert für den ersten Nudistenstrand Schottlands. Journalisten können die Welt erschüttern, oder mit Belanglosigkeiten unterhalten. Für Danny und Allie ist die Sehnsucht die Banalität zu verlassen unermesslich. Danny hat ein heißes Eisen, aber keine Ahnung wie er es anpacken, an mehr Infos kommen und es in Worte fassen soll. Während der Kollege aus der Wirtschaftsredaktion ihm zwar hilft, zu erkennen, dass die Story tatsächlich so brisant ist, wie er ahnt, ist es Allie, die die Recherche voran bringt. Allerdings stellt sie auch unliebsame Fragen und bringt Danny ins Grübeln. Denn die Aufdeckung des Skandals hätte für ihn auch ganz persönliche, unmittelbare Folgen. Ist er bereit dies zu riskieren, um der Wahrheit ans Licht zu verhelfen?

Investigativjournalisten sind der Wahrheit verpflichtet und riskieren für eine Story Leben, Ansehen und Familie. Wie weitreichend das ist, merkt man hier allzu deutlich, wenn die Geschichte an Fahrt aufnimmt und nach der Aufdeckung eines ersten Skandals eigentlich keine Zeit zum Feiern des Erfolgs bleibt, weil ein neuer Knaller aufgedeckt werden muss, um sich in der Redaktion zu behaupten. Schonungslos ehrlich Abrechnung mit dem Zeitungsgewerbe, der Versicherungsbranche, der Verlogenheit der Gesellschaft und der englischen Dominanz und Trickserei um die Vorherrschaft im Vereinigten Königreich.

Wieder ein sehr intelligenter Krimi von Val McDermid!

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Veröffentlicht am 28.07.2022

Jede Jahreszeit ist schön

Grimm und Möhrchen – Teil 2: Frühling, Sommer, Herbst und Zesel
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Grimm ist ein rotgelockter Buchhändler im besten Alter und wohnt in einem freundlichen Dort. Aber er ist etwas einsam, bis eines Tages der kleine Zesel (ein bisschen Esel und ein bisschen Zebra) bei ihm ...

Grimm ist ein rotgelockter Buchhändler im besten Alter und wohnt in einem freundlichen Dort. Aber er ist etwas einsam, bis eines Tages der kleine Zesel (ein bisschen Esel und ein bisschen Zebra) bei ihm eintrifft. Seitdem sind sie die besten Freunde und jeder Tag ein großes Abenteuer! Deshalb schreibt Grimm jeden Abend ihre tollsten Erlebnisse in ihr Möhrchenbuch, damit sie nie vergessen werden! Gemeinsam können hier junge Hörer ab 5 Jahren die beiden durchs Jahr mit all seinen Bräuchen und Festen begleiten wie z.B. Karneval, wenn alle merkwürdige Sachen rufen und es plötzlich erlaubt ist, von Fremden Süßigkeiten anzunehmen, aber auch ein Fellschnupfen ist nur halb so schlimm, wenn man sich in kuscheliger Umgebung und fürsorglicher Gesellschaft gesund schlafen kann. So vergeht ein Jahr ganz schnell mit Campingausflug und Planschbecken bis zu den magischen Wunschzetteln und Tantenbesuch zu Weihnachten!

Grimm und Möhrchen erzählen aus ihrer Sicht die prägendsten Erlebnisse eines Jahres, und die kleinen Zuhörer werden so einiges wiedererkennen, auch wenn sich bei ihnen sicherlich einiges anders abspielt, schließlich haben sie keine Buchhandlung und sind auch noch nicht erwachsen wie Grimm! Dabei werden gezielt solche Episoden ausgewählt, die auch für Kinder bedeutsam sind. Es geht z.B. um den Lieblingswochentag der zwei, das ist der Dienstag, weil das der Kindertag in der Buchhandlung ist. Dienstags sind alle Kinder besonders herzlich willkommen und Grimm liest ihnen vor und gemeinsam bauen sie Höhlen und Verstecke im Laden und essen Kekse! Herrlich, da kann kein Spielplatz mit Rutsche mithalten! Natürlich dreht sich nicht alles nur um den Laden, es gibt auch Ausflüge, Feiern und Besuch von der Tante aus Paris, die sich zu Weihnachten einsam fühlt. Insgesamt sind diese Erlebnisse geprägt von der Liebe zu Geschichten, Worten und Büchern, da sie die großen Überbringer von Abenteuern sind. So werden schon die Kleinen an die Welt der Bibliotheken, Buchhandlungen und Bücher sanft herangeführt und Neugierde geweckt. Es ist eine Liebeserklärung an das Lesen, Vorlesen und Zuhören. Doch wir treffen auch viele liebgewonnene Freunde und Freundinnen wie die Feline

Boris Aljinovic erzählt die zauberhafte Geschichte von zwei ungleichen Freunden mit viel Wärme und Vergnügen in seiner samtigen Stimme. Die kleinen Abenteuer sind fröhlich und witzig und manchmal aufregend oder wundersam, aber bei dieser Stimme ist stets gewiss, dass alles wieder gut wird. So kann man dieses Hörbuch auch gut zum Einschlafen hören! Ab 5 Jahren!

Teil 2 ist in sich abgeschlossen und Vorkenntnisse von Band 1 sind nicht erforderlich, aber natürlich ein noch größerer Genuss!

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