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Veröffentlicht am 08.05.2022

Für die ganze Familie!

Neue Tierische Gute-Nacht-Geschichten
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Tierkinder von allen fünf Kontinenten erzählen aus ihrem spannenden Alltag, oft genug beginnt es sogar noch vor ihrer Geburt! Der Mississippi Alligator aus Nordamerika, der Grünflügel Ara aus Südamerika, ...

Tierkinder von allen fünf Kontinenten erzählen aus ihrem spannenden Alltag, oft genug beginnt es sogar noch vor ihrer Geburt! Der Mississippi Alligator aus Nordamerika, der Grünflügel Ara aus Südamerika, die Weddellrobbe aus der Antarktis, die Kreuzotter und der Biber aus Europa, der Orca aus der Arktis, das Flusspferd aus Afrika, der Lippenbär aus Asien, sowie der große Tümmler und der Koala aus Australien laden die kleinen Hörer dazu ein, sie einen Tag lang zu begleiten. Natürlich geht es selbst beim Biberkind und der frisch geschlüpften Kreuzotter aus Europa ganz anders zu, als im heimischen Kinderzimmer. Dabei lernt man ganz nebenbei nicht nur einiges über die Tierkinder, ihre Geburt, Ihre Ernährung, ihre Feinde oder Beutetiere, sondern eben auch über ihren Lebensraum. In manchen Gegenden der Welt sieht es völlig anders aus als bei uns und auch die Temperaturen und die Pflanzenwelt unterscheiden sich gänzlich von der unsrigen. Um sich das besser vorstellen zu können, liegt dem Hörbuch ein kleines Farbposter mit Bildern der Tierkinder und einer Übersichtskarte ihrer Lebensräume bei.

Was für eine schöne Idee! Sachwissen für Kinder in Form von Tierkindergeschichten, die mit Geräuschen aus ihrem Lebensraum in Szene gesetzt werden! Durch die angenehme ruhige Stimme von Florian Fischer eignen sie sich gut zum Einschlafen, auch wenn es bisweilen spannend im Dschungel oder im Bajou auf Beutejagd wird. Der Schauspieler schafft es geschickt gleichzeitig spannend und beruhigend zu sein. So können die Kinder gut Einschlafen, aber nicht aus Langeweile, sondern mit vielen neuen Bildern im Kopf. Seine Stimme fügt sich harmonisch in die Geräuschkulisse des jeweiligen Lebensraums ein.

Anhand des Tierkinderalltags habe auch ich noch so einiges Neues gelernt. Klar wusste ich, dass Schlangen in Kältestarre verfallen und erst ab einer gewissen Wärme aktiv werden. Wie sie aber die Temperaturbedingungen ihrer Umgebung zum Beispiel bei der Brut einsetzen, in dem sie sich mit dem trächtigen Bauch auf sonnengewärmte Steine legen, das war mir so nicht bekannt. Auch nicht, wie selbstständig kleine Schlangenkinder sein müssen und wie früh sie in die Unabhängigkeit entschwinden, im Gegensatz zu jungen Orcas. Allerdings haben ja junge Orcas schon aufgrund ihrer Größe kaum Fressfeinde. Diese Unterschiede prägen ihre gesamte Lebensweise. Dabei wird die Lebensweise dieser Tiere wertungsfrei geschildert, ohne eventuelle Probleme, die sich für den Mensch daraus ergeben, z.B. dass es in Europa wieder mehr Biber gibt, die nun mal ganze Wiesen und Waldstücke mit Hilfe ihres Baus bzw. ihrer Burg, fluten. Das mag ein Problem für Bauern oder Hausbesitzer in der Nähe der Gewässer sein, aber spätestens seit der Ahrtalflut wird auch häufiger darüber nachgedacht, wie sinnvoll es ist, so nah an Flüssen und Bächen zu bauen, statt ihnen Schwemmflächen zu lassen. Das wären aber Themen, die ab vier Jahren einfach zu komplex sind und daher in einem solchen Hörbuch auch nichts verloren hätten. Die wertungsfreie Erzählweise finde ich hier absolut angemessen.

Hier wird eine ganze Menge Wissen unterhaltsam in kurze Geschichten gekleidet, denen man auch als Erwachsener gut und gerne zuhört. Mit der Geräuschinszenierung wird es noch lebendiger, so dass auch Vierjährige sich bereitwillig darauf einlassen und konzentriert zuhören, wenn auch vielleicht nicht 67 Minuten am Stück, außer auf längeren Autofahrten. Da die 10 Geschichten aber jeweils nicht so lang sind und in einzelne Tracks unterteilt sind, kann man sie auch gut zur Beruhigung bei kürzeren Strecken immer wieder hören und schon bald wird die ganze Familie echte Experten für diese 10 Tierkinder haben!

Ein lehrreiches Hörvergnügen ab vier Jahren.

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Veröffentlicht am 07.05.2022

Fantastische Liebeserklärung an Worte und Geschichten

Fabula - Das Portal der dreizehn Reiche
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Will und Charlotte sind ungleiche Zwillinge, nicht nur vom Aussehen her. Die strahlende Charlotte kann alles und macht alles richtig, während ihr Zwillingsbruder immer wieder Ärger bekommt und versucht, ...

Will und Charlotte sind ungleiche Zwillinge, nicht nur vom Aussehen her. Die strahlende Charlotte kann alles und macht alles richtig, während ihr Zwillingsbruder immer wieder Ärger bekommt und versucht, sich aus brenzligen Situationen herauszuschwindeln. Irgendeine abenteuerliche Geschichte fällt ihm immer als Ausrede ein! Doch auch wenn sie nicht immer einer Meinung sind und auch ganz schön sticheln, verstehen sie sich bisweilen blind. Als Will aber nach einem Ausflug in den Central Park von einer silbrigen Elfe unter einem seltsamen Baum erzählt, tut Charlotte es als Spinnerei ab. Bis sie nach Hause kommen und ihre Mutter verschwunden ist. Stattdessen erwartet sie dort eine Furie und durchwühlt alles! Nur knapp können sie entkommen und in den Central Park fliehen, geretten von einer Elfe. Der riesige Baum mit seinem silbrigen Schatten dort, erweist sich als Portal in eine Welt voller Fabelwesen. Obwohl sie völlig überfordert sind, wird ihnen schnell klar, dass sie hier nach ihrer Mutter suchen müssen und sie sicherlich nicht zufällig dort gelandet sind. Sie sind dazu bestimmt sowohl ihre Welt, als auch diese, die der Fabelwesen und Erzählungen zu retten!

Die magische Zahl 13 hat schon seit Ewigkeiten die Menschheit fasziniert. Kein Wunder also, dass dieses Abenteuer mit dem dreizehnten Geburtstag der Zwillinge erst so richtig Fahrt aufnimmt. Natürlich gab es bereits vorher das Portal durch den mächtigen Weltenbaum im Park, aber sie hatten nichts davon geahnt, ebenso wenig wie von der Bestimmung ihres seit Jahren verschollenen Vaters. Nachdem Schreck der Furie nur knapp entkommen zu sein, haben sie in der neuen Welt kaum Zeit durchzuatmen. Noch während sie versuchen zu begreifen, was um sie herum geschieht, rettet sie der Jäger Orion vor dem Misstrauen des Zentaur Kenta und macht sie zu seinen Lehrlingen. Als solche werden sie eingekleidet und ausgestattet. Dabei finden sich in den Geheimtaschen ihres sie unsichtbar machenden Jägermantels Gimmicks, die James Bond vor Neid erblassen lassen würden. Sie wollen herausfinden, was die Furie in ihrer Wohnung suchte und wohin ihre Mutter wohl gebracht worden sein könnte. Freiwillig hätte sie ihre Kindern nicht verlassen, nicht nach dem Verschwinden ihres geliebten Mannes. Sehr geheimnisvoll wird diese fremde Welt erschaffen, die doch ganz eng mit der unsrigen verknüpft scheint. Sehr bildhaft und detailreich wird die Leserschaft in die 13 Teile von Fabula mitgenommen. Jeder Teil wird von einer anderen Fee angeführt, wobei dreizehn Reiche waren es mal, jetzt sind es nur noch zwölf, an das verlorene dreizehnte Reich vermag sich niemand mehr zu erinnern.
Der Detailreichtum hat bisweilen das Tempo etwas gedrosselt, da hätte ich mir im Mittelteil manchmal etwas weniger, dafür aber eben eine etwas höhere Spannung gewünscht. Doch geht es um die Liebe zu Worten und ihrer Fähigkeit neue Welten zu erschaffen. Nicht nur in den Köpfen wie bei uns, sondern in Fabula ganz real, dafür benötigt es nur einen begnadeten Erzähler. Eine sehr schöne Idee, wie unser Leben durch Worte und Geschichten bereichert wird, aber diese Geschichten auch nur davon leben, dass wir sie lieben. Eine Symbiose, die beiden Seiten nur Vorteile bringt, solange sie besteht. Doch hier ist zunächst unbemerkt ein Ungleichgewicht entstanden und Fabula schrumpft, der Platz für seine Bewohner schwindet. Eine ganz schön gruselige Vorstellung, die etwas an die der Antike erinnert, als man glaubte, dass die Erde eine Scheibe sei, von der man hinunter fallen könnte. Ähnlich gefährlich ist es auch, denn die Welt Fabulas schrumpft und zwar immer schneller. Die Zeit drängt und die Geschwister müssen sich ganz dringend etwas einfallen lassen, auch weil sie langsam entdecken, dass es kein Zufall ist, dass ausgerechnet sie in Fabula gelandet sind. Sowohl Charlotte als auch Will entwickeln sich fort, nicht nur weil sie es müssen, sondern weil sie ihre wahre Natur entdecken. Damit stehen ihnen ungeahnte Fähigkeiten zur Verfügung, was aber auch eine große Veranwortung mit sich zieht.

Dieses fantastische Abenteuer ist wunderschön gestaltet und damit meine ich nicht nur das Lesebändchen. In der Umschlagklappe findet man eine Übersicht über den fraglichen Teil des Central Parks in New York, eine Abbildung der 13 Feenkreiszeichen Fabulas und eine Darstellung eines Zwergs und einer Sirenenelfe. Immerhin trifft man diese nicht alle Tage, da ist es ganz hilfreich, sie mal zu sehen. Im Anhang findet man dann noch eine Beschreibung der 13 Feenkreiszeichen durch den Vater der Zwillinge und einen Charaktertest, mit dessen Hilfe man ermitteln kann, welchem Charakter dieses Buches man sich zuordnen lassen kann.

Ein Fantasy-Abenteuer über die Macht der Worte und die Bedeutung von Geschichten für unser Leben. Sehr gut durchdacht, allerdings hätte es für mich bisweilen etwas temporeicher sein können. Es hat mir aber trotz der kleinen Schwäche gut gefallen.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Unerhört gut!

Der Markisenmann
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Köln-Hahnwald 2005: Die 15-jährige Kim Papen lebt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater Heiko und ihrem Halbbruder Jeffrey in Heikos Luxusvilla. Täglich bekommt sie das Gefühl vermittelt, sie sei eine Versagerin ...

Köln-Hahnwald 2005: Die 15-jährige Kim Papen lebt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater Heiko und ihrem Halbbruder Jeffrey in Heikos Luxusvilla. Täglich bekommt sie das Gefühl vermittelt, sie sei eine Versagerin und nur zum Geld ausgeben gut. Als Heiko sie beim Grillen vor allen Anwesenden bloßstellt, bricht es aus ihr heraus und sie begeht eine nicht wiedergutzumachende Tat. Entsetzt weiß keiner, wie er reagieren soll. Kim erweist sich als therapieunwillig und als die Familie nach Miami in den Urlaub fliegt, wird sie in den Zug nach Duisburg gesetzt, wo sie ihre Ferien bei ihrem Vater verbringen soll. Für sie bricht die Welt erneut zusammen, sie dachte ihr Vater sei verschwunden und würde sich nicht für sie interessieren. Stattdessen ist er ein ganz aufmerksamer und liebvoller Eigenbrötler und noch dazu das totale Gegenteil von Heiko, seinem ehemals bestem Freund: er ist der Markisenmann. Der Vertreter im Direktvertrieb des kompletten Restbestandes des volkseigenen Markisenbetriebs der DDR mit zwei ebenso scheußlichen, wie einzigartigen Dekoren, Diese Welt im Duisburger Gewerbegebiet ist das krasse Gegenteil zum Hahnwald, direkt, ehrlich, unverblümt. Doch nach einer Weile beschließt Kim ihren Vater zu begleiten. Nicht nur mit durchschlagendem Erfolg, sie lernen einander auch besser kennen und sich selbst.

Kims Familie ist so kapitalistisch und ihr gegenüber gefühlskalt, dass es schon beim Zuhören wehtut. Doch Kim ist nicht unbedingt sympathischer, auch wenn ich mit ihr mitlitt. Kein Wunder also, dass sie keine Freunde hat. Obwohl ich sie alle unmöglich fand, hat mich dieses Leben nicht nur abgestoßen, sondern auch genug fasziniert, um weiter zu hören. Es hat sich gelohnt. Ausgerechnet im Duisburger Industriegebiet findet Kim echte Freunde und das Gefühl dazuzugehören! Während sie sich mit dem vierzehnjährigen Alik, der Aushilfe vom Schrottplatz am brackigem Kanal sich die Sonne auf die Nase scheinen lässt und sich ans Meer träumen, fanden die Hormone an zu tanzen und das Leben erhält eine ungeahnte Leichtigkeit. Sie fängt aber auch an, sich für ihren erfolglosen Vater verantwortlich zu fühlen und begleitet ihn auf seine Verkaufstouren, um Zeugin seines erbarmungslosen Scheiterns zu werden. Der Anblick schmerzt sie, immerhin hat sie von Heiko Businesspläne und Verkaufstratgien von Kleinauf eingeimpft bekommen. Sie entwickelt ihr ganz eigenes Konzept und entdeckt dabei nebenher ihr wahres Talent. Unerhört! Denkt ihr Vater, wie bei fast allem. So verbringt Kim den Sommer ihres Lebens und entdeckt die kulinarischen Hightlights des Ruhrgebiets insbesonder die Akropolis-Grills und Eiscafés Venezia, die es hier in jedem Ort gibt. Eine Erfahrung, die für sie prägender wird, als sie ahnt. Doch am Ende heißt es Abschied nehmen und in Köln erwartet Kim eine böse Überraschung. Gereift nach diesem Sommer, weiß Kim sie aber anzunehmen und das Beste darauf zu machen.

Diese Geschichte ist mit so viel Menschlichkeit und Wärme erzählt und voller skurrilem Humor, dass es ein Genuss ist, Kim beim Erwachsenwerden und der Selbstfindung zu zuhören. Ihr Weg ist nicht alltäglich, aber in diesem Sommer mit ihrem Vater, versteht man auch wie es dazu kam. Man versteht die Geschichte, warum Kim 3 Elternteile hat. Es geht um Deutsch-Deutsche-Geschichte selbst im Jahr 2005 noch, eine Geschichte von der Kim bislang zwar eine blasse Vorstellung hatte, für die sie nun aber auch ein Gefühl und ein Gespür erhält. Es geht um das Gefühl lebenslanger Schuld und wie es ein Leben prägt, nicht nur dessen, der diese Schuld zu spüren vermeint, sondern all jener in seiner Umgebung. Auch wenn es vor allem die Geschichte dieses Sommers ist, dürfen die Zuhörer am Ende erfahren, wie Kim ihren Weg findet und worin sie ihre Bestimmung findet. Ein Weg, den dieser Sommer ganz stark mitgeprägt hat und dem sie die schrulligsten und loyalsten Freunde fürs Leben fand. Selbst ihr Stiefvater entpuppt sich letztendlich als kein so übler Kerl.

Jan Weiler zeigt einmal mehr sein erzählerisches Können, sein Gespür für Pubertiere, die Konflikte von Eltern und skurille Pointen. Mit Leichtigkeit erzählt er eigentlich eine tragische Geschichte, die gut endet. Er erzählt, wie eine bockige Jugendliche lernt Veranwortung für ihr Leben und ihre Zukunft zu übernehmen und den Deal ihres Lebens abschließt: ihre Zukunft.

Lisa Hrdina ist eine gute Wahl als Sprecherin, so gerne ich Jan Weiler auch bei seinen eigenen Geschichten zuhöre. Eine Jugendliche hätte er nicht sehr glaubwürdig abgegeben, aber wenn man Lisa Hrdina lauscht, glaubt man Kim selbst zu hören, wie sie schonungslos und ehrlich erzählt, wie es war, in diesem besten Sommer ihres Lebens, der sie zu dem machte, was sie war. Aber Moment, dieser jetzige Sommer beginnt eigentlich auch sehr verheißungsvoll und ihre Stimme hochmotoviert und frisch. Da kann man noch viel von „Kim“ erwarten! Ihre Stimme ist frisch und unverbraucht, so dass sich nicht gleich ein Gesicht vor dem inneren Auge bildet und man sich ganz fallen lassen kann und ihrer abwechslungreichen und ausdrucksstarken Erzählweise lauschen kann.

Eine wirklich faszinierende und sehr ungewöhnliche Geschichte, die mich erstmal eine Playlist zur Geschichte zusammenstellen ließ... Ein echter Genuss, der auf keiner Speisekarte steht. Unerhört wie Ronald Pape sagen würde...

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Veröffentlicht am 01.05.2022

Liebevoll, fantasiereicher Reihenauftakt!

Die Stoffis - Auf plüschigen Sohlen (Band 1)
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Es ist kalt und ungemütlich draußen, als ein Pappkarton mit der Aufschrift „Bitte mitnehmen“ auf den Bürgersteig gestellt wird. Mitten drin sitzen ausgeliebte Stofftiere, die einst die ganze Freude von ...

Es ist kalt und ungemütlich draußen, als ein Pappkarton mit der Aufschrift „Bitte mitnehmen“ auf den Bürgersteig gestellt wird. Mitten drin sitzen ausgeliebte Stofftiere, die einst die ganze Freude von Kindern waren, die jetzt zu alt für sie geworden sind. Unvorstellbar! Natürlich wird ein Kind sie entdecken und mitnehmen! Doch bei dem Wetter kommt kein Kind vorbei und niemand schaut in den Karton. Also fangen die Tiere an sich zu unterhalten und sich vorzustellen. Als die Müllabfuhr sich nähert wird ihnen klar, dass es Zeit ist, das Weite zu suchen. So schnell sie können machen sich Kater Minnie, Schildkröte Melisande mit Seestern Sternchen, Glitzereinhorn Sunny und Stoffhund Helmut auf ihren unterschiedlich lange Beine. Sie vereint der gemeinsame Traum davon wieder in ein gemütliches Kinderzimmer einziehen zu dürfen. Unterwegs zu ihrem neuen Zuhause, treffen sie auf verschiedene Menschen, die leider gar nicht so nett sind, wie sie gehofft haben, sondern die Nase über die regennassen Freunde rümpfen. Doch es kommt alles ganz anders als gedacht, viel besser und das liegt auch an Piratenbär Rumpel, den sie noch treffen werden und nicht nur ihn.

Alle Kinder lieben Kuscheltiere, doch irgendwann ist diese Phase vorbei, bei den einen früher, bei anderen später und was passiert dann? So manches Kind hat darüber wohl schon nachgedacht und das nicht nur beim Anblick verlorener Stofftiere, oder aussortierter Exemplare auf dem Sperrmüll. Was machen die Tiere eigentlich, wenn man gerade nicht da ist, z.B. im Kindergarten? Haben sie vielleicht doch ihr eigenes Leben? Sabine Städing gibt hier eine ganz klare Antwort: Klar haben die Stoffis eigene Gefühle, eigene Gedanken und ein eigenes Leben. Das kann sogar ganz schön aufregend sein, wenn man sie nur lässt, aber bisweilen auch ganz schön traurig, wenn sie ausgeliebt sind. Am Ende kommt alles ganz anders und es wird klar, dass das Abenteuer erst beginnt!

Mit vielen liebevollen, farbenfrohen und witzigen Bildern von Nadine Reitz lädt dieser Auftaktband ebenso zum Zuhören, wie auch zu ersten Leseerfahrungen ein. Diese Reihe soll sowohl das Vorlesen und Zuhören schulen, als auch das Lesenlernen. Für beides ist es bestens geeignet. Die Sprache ist unkompliziert, aber abwechslungsreich. Dabei sind die Sätze geradlinig und übersichtlich, aber nie monoton. Kurzweilig wird diese fantastische Erkundung der fremden Menschenwelt erzählt! Zur Motivation gibt es einen Stickerbogen und für jedes selbstgelesene Kapitel kann das Kind einen Sticker in die Klappenillustration kleben, oder wo immer die Sticker gerade Freude machen. Das ist wirklich schön gemacht und eine wunderbare Motivationshilfe, damit das Kind ein weiteres Kapitel selbst liest, wenn es das schon schafft. Manchmal sind die liebsten Vorlesegeschichten später auch die schönsten Geschichten, um sie endlich selbst zu lesen, oder den jüngeren Geschwistern vorzulesen (die kritisieren auch nie, wenn man mal was falsch liest und bewundern einen stattdessen!).

Eine fantastische neue Reihe aus der Feder der Schöpferin von Petronella Apfelmus und anderen Kinderlieblingen. Einfach klasse, ab 5 Jahren!

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Veröffentlicht am 27.04.2022

Wenn die Musik zur Rettung wird...

Ein neuer Himmel
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Würzburg 1933: Die junge Hannah Rosenberg ist Musiklehrerin und Violinistin mit einer jüdischen Großmutter, ein Erbe über das sie bislang nicht groß nachdachte. Doch mit Hitlers Machtergreifung ist es ...

Würzburg 1933: Die junge Hannah Rosenberg ist Musiklehrerin und Violinistin mit einer jüdischen Großmutter, ein Erbe über das sie bislang nicht groß nachdachte. Doch mit Hitlers Machtergreifung ist es dieses Erbe, dass zu dem Verlust ihrer Stelle an einer staatlichen Schule führt. Nun kann sie nur noch privat unterrichten, wie die ebenso begabte, wie liebenswerte Linda. Doch nicht nur Linda liebt Hannah, auch deren Bruder Peter, ein aufstrebender Jurastudent. Als ihr auch diese Stelle, wie alle anderen auch, gekündigt wird, ist Hannah schwanger. Doch Peter steht nicht zu dieser inzwischen unstandesgemäßen Liebe, er muss an seine Karriere denken! Hannah wendet Würzburg enttäuscht den Rücken zu und flieht zu einer alten Freundin ihrer Großmutter aufs Land. Diese ist verstorben, doch ganz in der Nähe auf dem Sandnerhof mit einer Sägemühle, findet sie ein neues Zuhause und Familienanschluß, für sich und ihre kleine Tochter. Doch der örtliche Parteivertreter hat sie stets im Visier. Der Bürgermeister und die Sanders schützen sie so gut es geht und Melina erlebt eine liebevolle und schöne Kindheit. 1943 als die Lage für Deutschland immer schlechter wird, müssen Hannah und ihre Tochter fliehen.

Musik ist Hannahs erste große Liebe und ihrer Geige wird sie das Leben verdanken, denn solange das KZ ein Orchester beschäftigt, bleiben die Musiker am Leben!
Hannahs Leben ist von einem stetigen Auf und Ab geprägt, doch die Liebe zu ihrer Geige begleitet sie und trägt sie.

Schon früh lernt sie, dass es für Parteigetreue nicht auf ihren Charakter, oder ihr Talent ankommt, sondern nur auf ihre Herkunft! Dabei ist Hannah zur Hälfte katholisch, aber das interessiert niemanden, für die Nazis gibt es nur Arier und Nicht-Arier! Da man die Herkunft nicht jedem ansieht, werden erst die Ausweise und dann die Mensche gekennzeichnet, denn mit ihren honigfarbenen Haaren fällt Hannah eigentlich nicht auf. Dank ihres liebenswerten und hilfsbereiten Wesens, sowie ihrer Bereitschaft da anzupacken, wo man sie braucht, Werden sie und ihre Tochter auf dem Sandnerhof herzlich aufgenommen. Das ist alles andere als selbstverständlich und zeugt von dem großen Herz und der Menschlichkeit der Sandners, denn Hannah verstößt nicht nur wegen ihrer Herkunft gegen die herrschenden Regelns, sondern auch wegen ihrer unehelichen Tochter Melina. Doch auch Melina ist ein Sonnenschein, den man sich auf dem Sandnerhof nicht mehr wegdenken mag! Mit dem jüngsten Enkel David verbindet sie trotz des Altersunterschieds eine ganz besonders innige Freundschaft. Als nicht nur die erwachsenen Männer der Familie (bis auf den Großvater Friedrich) im Krieg gefallen oder verschollen sind, müssen auch Hannah und ihre Tochter fliehen. Die Umstände dieser Flucht brechen Hannah fast das Herz, während ihre einstige Liebe Peter einsieht, dass die Politik der Nazi unmenschlich und eine Ehe ohne Liebe freudlos ist.

Sowohl Hannah, als auch ihre Tochter Melina, die Sandners oder Pfarrer Peterson sind unglaublich sympathisch und wirklich plastisch beschrieben, so dass man sie nicht nur ins Herz schließt, sondern sie auch ganz klar vor Augen hat. Da diese Geschichte rund 10 Jahre umspannt, lernt man noch mehr Herzensmenschen für Hannah kennen, doch auf diese einzugehen, würde zu viel verraten. Interessant finde ich, dass man über Peter die Zerrissenheit erlebt. Peter steigt in der Nazihierarchie immer weiter auf, bekommt immer mehr Einblick und obwohl sein Grauen wächst, bleibt er aus Rücksicht auf seine Eltern, seine Frau und seinen Sohn dabei. Es ist halt einfacher dabei zu bleiben.... doch ist er nicht ein rückratloser Mitläufer, sondern folgt ab einem gewissen Punkt seinem Gewissen. Durch ihn bekommt man einen guten Einblick in die verheerenden Machtstrukturen und das Bedürfnis die Effizienz des menschenverachtenden Mordens zu steigern. Nicht alle Charaktere sind sympathisch, einige sind auch zerrissen, während andere nur verachtenswert sind.

Hannahs Geschichte endet nicht mit dem Krieg, denn mit dessen Ende liegt ihre Welt noch weiterhin in Trümmern und auch die Sandners sind noch nicht vollständig. Während sich am Ende für Hannah ein neuer Himmel öffnet (Zitat aus der Offenbarung des Johannes), müssen die Sandners weiter Bangen und Hoffen, bis zum zweiten Band „Ein neuer Horizont – Eine neue Hoffnung 2“, der inzwischen auch schon erschienen ist.

Eine ebenso spannende, wie auch gefühlvolle und mitreißende Geschichte, die mich wirklich berührt und bewegt hat. Die Vertonung von Vera Blümel kann ich übrigens auch nur sehr empfehlen!

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