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Veröffentlicht am 05.02.2022

Carpe Diem!

Das Glück in dir
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Eine unglaublich süße kleine Ente schaut sich neugierig um. Sie entdeckt die Welt und ihr Leben, sie ist neugierig und hinterfragt, was um sie herum passiert und was sie von ihrem Leben möchte und was ...

Eine unglaublich süße kleine Ente schaut sich neugierig um. Sie entdeckt die Welt und ihr Leben, sie ist neugierig und hinterfragt, was um sie herum passiert und was sie von ihrem Leben möchte und was sie glücklich macht.

Wie auch schon bei den vorherigen Bilderbüchern von Kobi Yamada bin ich wieder hin und weg von den Illustrationen. Sie sind einfach wunderschön und bezaubernd. Echte Hingucker in ihrer ausdrucksstarken Einfachheit. Man greift sofort zu, schlägt das Buch auf uns liest es. So ging es auch meiner Tochter (12) und als sie fertig war, meinte sie: „Hinten steht: Empfohlen für 99-Jährige und Jüngere. Naja, eher für 99 – Jährige. Es ist sehr philosophisch, ich glaube nicht, dass so viele in meinem Altern gerne so viel nachdenken möchten und philosophieren.“ Wie stets geht es um Achtsamkeit. Ich gebe ihr recht, dass es eher ein Buch für Erwachsene ist, die den Wert des Momentes und der Achtsamkeit für sich erkannt haben oder zumindest diesem offen gegenüberstehen. Für die meisten Kinder passiert einfach nicht genug, wobei die Illustrationen sie begeistert blättern lassen werden. Es geht um das Prinzip des Carpe Diem, dessen sich bereits die Philosophen der Antike bewusst waren. Wobei 99 – Jährigen natürlich nicht mehr allzu viel Zeit bleibt, um ihr Leben umzukrempeln. Den meisten unter ihnen wird jedoch bewusst sein, wie kostbar der Moment ist und wie sehr man ihn daher auskosten und das Beste aus ihm machen sollte. Natürlich gilt dies auch für Jüngere, die sind jedoch meistens fest davon überzeugt, noch jede Menge Zeit vor sich zu haben. Ich stimme meiner Tochter zu, dass wohl nicht allzu viele Kinder sich Gedanken über den Moment und das Ruhen in sich selbst machen möchten – Chillen ist da einfach angesagter, auf Dauer aber nicht wirklich erfüllend. Das Glück liegt in Dir selbst!

Ein Bilderbuch zum Nachdenken und das zum Dialog zwischen den Generationen einlädt. Denn im gemeinsamen Gespräch und beim gemeinsamen Lesen und Betrachten mit den Eltern, findet dann vielleicht auch der Nachwuchs Freude daran, darüber nachzudenken, wie man sein Leben führen will. Was man ändern kann und was einen dauerhaft erfüllt und glücklich macht. Es geht nicht nur um das Auskosten des Moments, sondern auch um die Kraft in einem selbst, wie man sie findet und für sich selbst und andere nutzbar macht.

Ein wunderschönes Bilderbuch für nachdenkliche Menschen, aber nicht unbedingt für jedermann.

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Veröffentlicht am 04.02.2022

Magisch, witzig, spannend!

Magic Kleinanzeigen - Gebrauchte Zauber sind gefährlich
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Tobi (12) hält sich für einen ganz normalen Jungen, seine Eltern aber nicht. Diese sind fest davon überzeugt, dass er das nächste naturwissenschaftlich-mathematische Genie sei, so wie sie selbst. Deshalb ...

Tobi (12) hält sich für einen ganz normalen Jungen, seine Eltern aber nicht. Diese sind fest davon überzeugt, dass er das nächste naturwissenschaftlich-mathematische Genie sei, so wie sie selbst. Deshalb haben sie keinen Zweifel, dass er die Aufnahmeprüfung in den naturwissenschaftlichen Zweig seiner Schule mit links schaffen wird. Doch Tobi interessiert sich dafür Null und kann sich Biologisches Null merken! Er ist verzweifelt! Als sein bester Freund Leon ihm dann plötzlich aus dem Weg geht und mit anderen abhängt, scheint er am Tiefpunkt angekommen zu sein. Nein, es geht noch schlimmer. Ausgerechnet die verrückte Feline, die bei jedem Wetter mit Wollmütze und Wollschal rumläuft, lädt ihn zu einem Geheimtreffen ein. Er soll Mitglied auf Probe in ihrem magischen Clan werden, das fehlende fünfte Mitglied. Auf dem Internetportal Magic Kleinanzeigen können Clanmitglieder gebrauchte Gegenstände gegen gebrauchte magische Gegenstände ertauschen. Je höher das Level, das man erreicht, desto besser funktionieren die magischen Teile. Leider sind sie noch im Anfängerlevel und alle Gegenstände haben ganz gewaltige Macken. Aber mit Tobis Hilfe hoffen die Mitglieder der Chaos Crew endlich das nächste Level zu erreichen!

Dieser Reihenauftakt ist unglaublich fantasievoll und selbst für Vielleser sehr witzig und noch überraschend. Einige der Überraschungsmomente haben mich als erfahrene Krimileserin nicht mehr unvorbereitet getroffen, meine Tochter aber schon und andere Szenen haben uns beide verblüfft. Die Mischung finden wir richtig gelungen und originell! In all der magischen Fantasie steckt genügend Alltag, um sich mit den jungen Helden zu identifizieren, es ist aber auch spannend und außergewöhnlich genug, um richtig mitzufiebern und zu verblüffen und vor allem herzhaft zu lachen! Es ist ein wirklich befreiendes Lachen, obwohl einige von Tobis neuen Freunden es echt nicht leicht haben, aber sie gehen richtig super cool damit um. Sie machen das so gewitzt, dass man es ihnen von Herzen wünscht, dass sie ins nächste magische Level aufsteigen, um bessere Zauberutensilien ertauschen zu können. Auch die übrigen Themen des Buches sind wirklich welche, die der Altersklasse am Herzen liegen: lieben sich die eigenen Eltern noch, oder werden sie sich trennen? Viel zu viel Verantwortung für Kinder oder aber Freundschaft und Cliquenbildung, schulischer Misserfolg, der Wunsch etwas ganz Besonderes zu sein oder den eigenen Weg zu gehen. Sehr gut gefiel mit das Aufgreifen des Klischees, dass Geisteswissenschaftler als brotlose Taxifahrer bzw. Taxioten enden. Wie Tobi herausfindet, sind sie weder blöd, noch unbedingt unglücklich und was macht Glück eigentlich aus? Wie er zu dieser Erkenntnis kommt ist eine ganz herzerwärmende Episode, die ihr besser selbst lesen solltet. Es ist so kurzweilig und witzig geschrieben, ihr werdet es nicht bereuen! Versprochen!

Das Buch hat uns richtig begeistert und wir fiebern schon der Fortsetzung entgegen, in deren Mittelpunkt diesmal jemand anderes aus der Chaos Crew stehen wird.

Ganz herzlichen Dank für die coole Leserunde auf Lovelybooks!

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Veröffentlicht am 03.02.2022

Abenteuerlich magischer Schulspaß

Die Schule für Tag- und Nachtmagie. Mathe, Deutsch und Wolkenkunde
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Die Zwillinge Lucy und Nora (10) sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht! Wie gut, dass sie zu ihrem 10. Geburtstag die Einladung in die Schule für Tag- und Nachtmagie erhielten. Die tagaktive blonde ...

Die Zwillinge Lucy und Nora (10) sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht! Wie gut, dass sie zu ihrem 10. Geburtstag die Einladung in die Schule für Tag- und Nachtmagie erhielten. Die tagaktive blonde Lucy liebt den Unterricht in der Tagschule und ganz besonders Lichtschwimmen! Nur Wolkenkunde scheint ihr sehr öde zu sein, bis ihr Lehrer verletzungsbedingt ausfällt und eine junge, strahlende Vertretungslehrerin übernimmt. Allerdings gibt es auch einen neuen Schüler: Elias, mit den merkwürdig hellen Augen! Es ist nicht nur seltsam, dass er mitten im Schuljahr auftaucht, sein Erscheinen bereitet ihr auch Sorgen, weil nur 6 Schüler in ihrer Klasse zugelassen sind und mit ihm wären es 7. Darf er bleiben, muss jemand anderes gehen. Doch nicht nur das bringt sie ins Grübeln. Elias geschehen Dinge, die eigentlich ausgeschlossen sind und dann hört Lucy im Traum auch noch fremde Stimmen...

Während Band 1 den Fokus auf Nora und die Nachtschulklasse mit ihren Besonderheiten legte, widmet sich dieser Band besonders Lucy und der Tagschulklasse. Auch hier wird neben den üblichen Fächern wie Deutsch und Mathe auch ganz spezieller Tagmagieunterricht gelehrt. Doch so aufregend wie es klingt findet Lucy zwar Lichtschwimmen, aber bei Wolkenkunde könnte sie sogar tagsüber prima einschlafen! Ja, da geht es Lucy nicht anders als normalen Schülern, bzw. vielleicht den Zuhörern. Was bitteschön soll an Wolken denn so spannend sein? Mit der neuen Lehrerin ändert sich alles und viel mehr als sie erahnen kann. Ja, auch Wolken können magisch sein und nicht nur große Schatten voraus werfen, sondern auch alles verändernde Ereignisse ankündigen. Doch was soll diese in der Stadt seltene Carambawolke prophezeien? Schule einmal ganz anders? Magischer, aufregender und voller Einzigartigkeit, die staunen lässt! Kinder lieben Internatsgeschichten, weil sie nach Abenteuer ohne elterliche Aufsicht klingen, wobei Nora und Lucy sehr froh über elterliche Fürsorge wären. Immerhin sind ihre Eltern seit 5 Jahren untergetaucht, ein Umstand, der ihr Leben prägt. Auch in diesem Band spielen ihre verschwundenen Eltern wieder eine entscheidende Rolle. Neben diesem Thema treffen wir natürlich auch Nora und ihre besten Freunde wieder, denn die zwei Schulzweige sind ja nicht völlig voneinander losgelöst und es ist ja schön zu erfahren, dass es ihnen gut geht. Die zwei Bände bauen zwar aufeinander auf, aber eigentlich kann man sie auch unabhängig voneinander hören oder in umgekehrter Reihenfolge. Das wäre zwar suboptimal, aber immer noch verständlich und ohne zu viele Spoiler möglich. Wir können uns auf jeden Fall nicht entscheiden, welchen Unterricht wir lieber hätten, nur, dass ich wohl eher für die Tagschule geeignet werde und meine Tochter wohl eher Nora begleiten würde... Die außergewöhnlichen Ideen, die in dieser Schule Raum finden, gefallen uns sehr gut und sie werden sehr spannend in dieses neue Abenteuer eingewoben. Es geht aber auch dieses Mal wieder um Toleranz, dem Unbekannten und den Unbekannten gegenüber, aber auch um Versöhnung und Verzeihung – zwei Themen, die man eigentlich nicht oft genug ansprechen kann.

Julia Nachtmann übernimmt wieder lebendig und kurzweilig mit ihrer variationsreichen Stimme alle Rollen, egal ob Schüler, Lehrer oder sprechende Tiere. Ja, einige der Haustiere in der Schule können mehr, als man auf den ersten Blick ahnt, aber man hört es ihnen sofort an! Um die Freude noch zu verlängern gibt es im Booklet noch das kinderleicht-alkoholfreie Rezept für einen magischen Regenbogen-Cocktail - fruchtig-frisch und regenbogenfröhlich.

Ein abenteuerlich magischer Schulspaß ab 8 Jahren.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Eindringlich, unmittelbar, direkt

Heul doch nicht, du lebst ja noch
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Hamburg 22.6.-29.6.1945: Die Krieg ist aus, die Stadt liegt in Trümmern, die Menschen müssen in den wenigen verbleibenden Wohnräumen enger zusammenrücken und fremde Menschen ohne Dach über dem Kopf aufnehmen. ...

Hamburg 22.6.-29.6.1945: Die Krieg ist aus, die Stadt liegt in Trümmern, die Menschen müssen in den wenigen verbleibenden Wohnräumen enger zusammenrücken und fremde Menschen ohne Dach über dem Kopf aufnehmen. Lebensmittel sind rationiert und reichen dennoch nicht aus, um den Hunger zu stillen, der Schwarzmarkt blüht. In einer namenlosen Straße leben drei 14-jährige: Jakob, Sohn eines deutsch-blütigen Vaters und einer jüdischen Mutter, lebt heimlich in den Trümmern, nachdem seine Mutter noch im Februar nach Theresienstadt deportiert wurde. Dass der Krieg vorbei ist, hat er noch nicht mitbekommen. Angst und Hunger treiben ihn um. Trautes Eltern leben, betreiben weiter ihre Bäckerei, aber selbst für sie ist nicht genug Brot zum satt werden da. Doch sie treibt die innere Leere um: seit Ewigkeiten gibt es kein Mädchen ihres Alters mehr in der Gegend und die Schule macht schon ewig Ferien. Hermann war HJ-Führer aber zu jung für den Dienst an der Waffe, anders als sein Vater, der Kfz-Meister, dem beide Beine im Feldlazarett amputiert wurden. Nun ist auch der Sohn ans Haus gefesselt, als Träger seines Vaters, der alleine nicht auf die Toilette eine halbe Etage tiefer kommt.
Drei Schicksale aus Sicht der Jugendlichen, unmittelbare Gedanken, wie frisch aus ihren Köpfen. Unmittelbar, ehrlich, verzweifelt und mit ungebrochenen Hunger nach Leben.
Jetzt da die Zeitzeugen immer weniger werden und einige wild entschlossen scheinen dieses unsägliche Leid und diese Ungerechtigkeit zu vergessen, die Krieg und besonders totalitäre, nationalistische Staaten mit sich bringen, ist es umso wichtiger von denen zu hören und zu lesen, die mit den Erzählungen der Zeitzeugen aufwuchsen.
Der Stil ist einfach, knapp und direkt, weshalb man das Gefühl hat unmittelbar in die Köpfe der Jugendlichen zu dringen. Ganz ohne literarische Schnörkel ist man sofort mittendrin. Die ersten paar Sätze benötigt man noch zur Orientierung, aber dann... Es sind keine Jugendlichen, die man sofort in sein Herz schließt. Hermann als ehemaliger HJ-Führer, mit seiner herrischen, herablassenden Art, der Traute als Weib nicht mit Fußball spielen lässt, ist sogar richtig abstoßend. Aber nach und nach dringt man mehr in ihn ein und stellt fest, dass es auch der verzweifelte Versuch ist, an besseren Zeiten für ihn festzuhalten. Der Krieg und die Nazis sind weg und ihm bleibt nur sein Leben, aber was für eins? Hat er denn überhaupt eine Perspektive? Die verkrusteten Denkstrukturen sind noch fest in seinem Hirn verwurzelt, hängen fest. Doch als Traute einen Laib Brot in Aussicht stellt, siegt der Überlebensinstinkt über seine Machoeinstellung und nach und nach offenbart sich seine menschliche Seite. Traute ist gefangen in ihrer Trauer über die Veränderungen. Über den Verlust der Schule und ihrer Freundinnen, die auswanderten, oder einfach verschwanden. Nie hat sie wirklich hinterfragt, wohin sie denn verschwunden sind. Dafür ärgert sie sich lieber über die Einquartierung der Flüchtlinge aus Ostpreußen, die ihr jetzt den Platz wegnehmen und deren kleine Kinder sie immer nerven. Nach und nach lernt sie, sich in ihre Lage zu versetzen und durch sie und den kleinen Max, der auf der Straße den Fußball seines gefallenen Bruders zum Kicken mitbringt, kommt sie zum Nachdenken. Was er erzählt geht ihr ans Herz. Als dann plötzlich noch „Friedrich“ wie aus dem Nichts auftaucht, ist sie bereit, alles was für sie bis dahin selbstverständlich war zu überdenken. „Friedrich“ ist es inzwischen so gewöhnt sich und seine Identität zu verstecken, dass es ihn absolut umhaut, als er begreift, dass er frei ist und überlebt hat.
Eine Woche im Leben dieser Jugendlichen, die alles verändert, die ebenso abrupt beginnt, wie sie endet. Das Leben ändert sich radikal für die zwei Jungs und zu gerne möchte man wissen, ob es ihnen anschließend gut geht, aber diese Entscheidung bleibt einem selbst überlassen. Ungewiss ist es, ob sie mit diesem Umbruch klar kommen. Es hilft ja alles nichts! Sie haben gelernt zu überleben, daher habe ich für mich entschieden, dass sie es weiterhin tun werden und klar kommen werden, auch wenn Narben zurückbleiben. Manchen mag dies unbefriedigend vorkommen, aber es ist ein hervorragender Einstieg in ein Gespräch, über das wieso, weshalb, warum? Was weißt Du von Deinen Großeltern? Haben Sie Dir was darüber erzählt? Was haben sie damals im Krieg gemacht?
Da die Jugendlichen, Kinder und Erwachsenen selbstverständlich Begriffe dieser Zeit verwenden und über Organisationen reden, die es heute Gott sei Dank nicht mehr gibt, befindet sich im hinteren Teil ein Glossar mit Erklärungen. Auch wenn ich mit den Erzählungen über den Krieg und die Nachkriegszeit aufgewachsen bin, war mir nicht alles bekannt. Mein einer Opa erzählte immer, er habe den Westwall gebaut, weil er wegen seines Herzens wehruntauglich war. Nun weiß ich, er war im Baubatallion. Er hat Menschen gerettet, in dem er sie zu einer kurzen Haftstrafe verurteilte (er war Richter). Ich hatte so meine Zweifel, dass sich die Verurteilten darüber freuten, aber nun weiß ich, dass der Vater von acht Kindern somit wehrunwürdig wurde und nicht in den Krieg eingezogen werden konnte. Auch wenn ich noch mit den Zeitzeugen aufgewachsen bin, wird mir nun einiges verständlicher. Ein kurzes Buch, welches begreifen lässt, welch Gräueltaten damals geschahen, welche menschenverachtenden Taten für einige nicht nur selbstverständlich waren, sondern auch alltäglich. Obwohl hierzu kein Blick in ein KZ geworfen wird, sondern es „nur“ indirekt offenbar wird ist die Altersempfehlung ab 14. Dieses Grauen wird deutlich, es bleibt hängen, es hinterlässt Spuren. Ein Buch dass man nicht so schnell vergisst.
Die Autorin selbst ist übrigens 5 Jahre nach Kriegsende geboren und hat einige der Folgen des Krieges wohl noch selbst als kleines Kind mitbekommen, denn so schnell ist Hamburg nicht aus Schutt und Asche wieder auferstanden und alle hatten wieder genug zu essen. Sie hat 1945 zwar nicht selbst miterlebt, aber die Erzählungen der Zeitzeugen haben ihre Kindheit und Jugend geprägt.
Wenn man sich die Fahnen und Zeichen auf Anti-Corona-Demos sieht, weiß man, wie wichtig es ist, dass allen klar ist, was diese bedeuten und das diese Grenzen auf keinen Fall überschritten werden dürfen. Ein Mahnmal, das nicht nur Jugendliche ab 14 Jahren gelesen haben sollten.

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Veröffentlicht am 29.01.2022

Solider Pietmontkrimi mit glaubwürdigen Figuren

Acqua Mortale
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Zum 3. Mal ermittelt der Deutsch-Italienische Journalist Simon Strasser (55) am Lago d'Orta. Eigentlich hatte sich Simon schon auf den Besuch seiner Freundin Luisa zu Ostern gefreut, als sie kurzfristig ...

Zum 3. Mal ermittelt der Deutsch-Italienische Journalist Simon Strasser (55) am Lago d'Orta. Eigentlich hatte sich Simon schon auf den Besuch seiner Freundin Luisa zu Ostern gefreut, als sie kurzfristig absagt. Als er dann auch noch verletzungsbedingt den Halbmarathon nicht mitlaufen kann, wird er knurrig und sieht ihn sich nur seiner Ziehtochter Nicola zuliebe an. Als in der Hitze des Tages ein bekannter Reisunternehmer zusammenbricht, ist er fast froh über seine eigene Verletzung. Doch dann stellt sich heraus, dass er vergiftet wurde. Steckten die Umweltaktivisten dahinter, die ihn wegen der Verwendung unerlaubter Pflanzenschutzmittel anprangern, oder doch eher seine betrogene Ehefrau? Weiß die deutsche Geliebte des Toten mehr? Kommissarin Carla nimmt ihn als Übersetzer mit zum Haus des Opfers, in welches offensichtlich eingebrochen und die Geliebte entführt wurde. Seine Ehefrau gibt sich erstaunlich gelassen und interessiert sich mehr für ihre Pferde. Dann taucht auch noch ein überehrgeiziger Kollege aus Deutschland auf und behauptet, dass der Unternehmer in die Fänge der Mafia geraten sei und mit seiner Hilfe aussteigen wollte. Mit der Mafia mag Simon nichts zu tun haben – zu Recht, wie er kurz danach feststellen muss.

Der Lago d'Orta, der besonders bei Deutschen und Schweizern sehr beliebt ist, ist auch in der Osterzeit eine wunderschöne Kulisse und wieder steht der Reisanbau im Blick der Ermittlungen, aber nicht nur dieser, sondern auch Verwicklungen der klassischen Mafia mit organisierten kriminellen Strukturen in Nigeria. Da dies nun der zweite Krimi ist, der in Italien spielt, in dem auf die enge Verknüpfung der italienischen und nigerianischen organisierten Kriminalität hingewiesen wird (von verschiedenen Autoren) scheint dies ein ganz akutes Problem zu sein. Hier wird es nicht ganz so sehr vertieft und nicht auf die historischen Gründe eingegangen, da dies hier nur ein Nebenerzählstrang ist. Das Leid, dass aus diesen Verbindungen hervorgeht, gerät hier dennoch nicht in Vergessenheit.

Simon ist Journalist und steckt daher gerne seine Nase in Dinge, die ihn nichts angehen und interessiert sich auch für Hintergründe. Dennoch, bei der Mafia macht seine Neugierde Halt, das ist auch für ihn zu gefährlich. Er hat eigentlich ein untrügliches Gespür für Gefahr, auch wenn er diesem nicht immer folgt, aber hier ist seine persönliche Grenze erreicht. Das gefällt mir sehr gut und verleiht dem Krimi Glaubwürdigkeit. Natürlich bringt er sich letztendlich doch in Lebensgefahr, allerdings geht es zu dem Zeitpunkt auch um die Journalistenehre. Diese entspricht leider nicht immer den polizeilichen Richtlinien, so dass es in diesem Band zwischen Simon und Carla nicht nur knistert, sondern auch knirscht. Luisas Abwesenheit macht sich schmerzhaft bemerkbar und Simon spürt deutlich, wie sehr ihre Lebendigkeit und übersprudelnde Lebensfreude nicht nur ihm fehlt. Ansonsten sind aber alle liebgewonnenen Personen wieder mitdabei, egal ob menschlich oder tierisch. Während Nicolas Hund Buffon dieser treu zur Seite steht, bereitet Katzendame Daphne Simon dieses Mal Kopfschmerzen. Doch nicht nur für Daphne gilt: nichts ist wie es scheint! So tappen sowohl Simon als auch Carla lange im Dunkeln, was Täter und Motiv anbelangt. Es spricht für sie und ihren Charakter, dass ihnen so tiefe charakterliche Abgründe wie sie sich ihnen letztendlich auftun, nicht in den Sinn kommen.

Natürlich kommt kein seriöser Italienkrimi ohne kulinarische Versuchungen daher, die den Hörern das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen! Simon ist ein Genießer und schwingt daher auch gerne einmal selbst den Kochlöffel, aber nur für feinste Zutaten.

Tetje Mierendorf hat eine angenehme Stimme, die kurzweilig zu erzählen weiß und von der Stimmlage her, sowohl Männer, als auch Frauenstimmen glaubwürdig interpretieren kann. Die Tracks sind leider sehr lang, im Schnitt eine halbe Stunde. Man sollte daher ein Abspielgerät mit Hörbuchfunktion/Memoryfunktion verwenden.

Ein solider Krimi mit sympathischen und glaubhaften Figuren in traumhafter Umgebung.

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