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Veröffentlicht am 04.12.2021

Stimmmagie

Die Füchse von Hampstead Heath
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Die Welt des Peter Grant und des Folly wächst weiter! Abigail Kamara 13 Jahre, Peter Grants Cousine ist fest entschlossen auch ins Folly aufgenommen und in die Geheimnisse der Magie eingeführt zu werden. ...

Die Welt des Peter Grant und des Folly wächst weiter! Abigail Kamara 13 Jahre, Peter Grants Cousine ist fest entschlossen auch ins Folly aufgenommen und in die Geheimnisse der Magie eingeführt zu werden. Abigails jüngerer Bruder Paul leidet unter einem schweren, fortschreitenden Syndrom und bedarf ständiger Betreuung. Mittlerweile kann er nicht mal mehr sprechen. Daher ist Abigail meist sich selbst überlassen und macht jetzt in den Sommerferien Hampstead Heath unsicher. Dort fühlt sie sich in letzter Zeit immer häufiger beobachtet. Aber das seltsamste ist, als plötzlich ihre ehemalige Klassenkameradin Natalie, vor ihrer Tür steht und sie zu einem Event im Park einlädt. Kurz darauf wird sie vermisst und als sie wieder auftaucht, kann sie sich an nichts erinnern. Dem will sie auf den Grund gehen und forscht nach. Dabei lernt sie den gleichaltrigen Simon kennen, einen Jungen aus guten Hause, mit einem umwerfenden Lächeln, voller Enthusiasmus, aber geistig etwas begrenzt. Er bleibt ebenso an ihr dran, wie die sprechenden Füchse, die ihr durch den Park folgen. Die Füchse haben in ihre ihre magisch-menschliche Kontaktperson erkannt und Abigail muss feststellen, dass sie gemeinsam weiter kommen, auch wenn man auf Simon ganz schön aufpassen muss.

Sehr gut gefällt mir, dass Ben Aaronovitch immer wieder erstaunlich interessante Details aus seinem umfangreichen London-Wissen einfließen lässt. Sei es die Geschichte der Badeseen in der Kulturgeschichte von Hamstead Heath oder über die Flüsse, die immer wieder als Elementgöttinnen ebenso betörend wie mächtig und magisch sind.

Dietmar Wunders Stimme ist zum Niederknien! Da hört man einfach wie gebannt zu, wenn dieses männliche Timbre voller Ausdruckskraft jede noch so unbedeutende Nebenfigur zum Leben erweckt. Meine jüngste Tochter (12) fragte sofort nach, was ich denn da höre. Da sich die Reihe mit Abigail Kamara deutlich verjüngt, war dieser Spin-off auch durchaus für ihre Ohren geeignet. Allerdings stellte sie durchaus noch einige Fragen zur Welt des Follys und Peter Grant. Es lohnt sich definitiv mit magischen Vorkenntnissen in diese Reihe zu starten. Abigail ist unglaublich clever und nimmt die Dinge und Personen so wie sie sind, allerdings nicht ohne über sie nachzudenken. Das finde ich unglaublich sympathisch. Ihre Lebensumstände sind ganz schön fordernd, aber sie ist ehrgeizig und versucht das Beste daraus zu machen. Mal nutzt sie ihre Freiheiten ganz schön aus, mal kümmert sie sich aber auch beherzt um ihren kleinen Bruder, den sie sehr liebt, auch wenn ihr klar ist, dass die Zeit, die ihnen zusammen bleibt nur noch sehr begrenzt ist. Dieser selbstverständliche Umgang mit Behinderung und Tod, die Abigail so annimmt, wie sie nun mal sind, ist absolut hörenswert. Abigail ist keine Heilige, aber sie hat das Herz am rechten Fleck!

Ich muss ja zu geben, dass ich nicht alle Folgen der Peter Grant Reihe kenne, aber die Vorkenntnisse sind echt hilfreich. Dennoch konnte ich nicht allen mystisch magischen Twists, besonders in der Auflösung, folgen. Es war mir nicht immer ganz klar, in welcher Sphäre sich Abigail gerade befindet. Wenn man den Mix aus Kriminalfall, Paranormalität und britischen Humor liebt, ist es auch nicht immer tragisch, wenn man der Logik der Sphären nicht immer ganz folgen kann. Da hilft es, die Hörbücher mehrmals zu hören und nach und nach nimmt die Welt, wie Peter Grant und Co. sie sehen, immer mehr Kontur an. Ich bin ja gespannt, ob wir noch mehr von Abigail hören werden!

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Veröffentlicht am 01.12.2021

So kann Weihnachten kommen!

Geld oder Lebkuchen
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Ernst Mannsen, Rentner ist langweilig! Sylt, insbesondere List im Winter ist langweilig, so ganz ohne die Touristen! Wenn doch mal so was aufregendes wie gestern im Fernsehkrimi mit den Gentleman-Bankräubern ...

Ernst Mannsen, Rentner ist langweilig! Sylt, insbesondere List im Winter ist langweilig, so ganz ohne die Touristen! Wenn doch mal so was aufregendes wie gestern im Fernsehkrimi mit den Gentleman-Bankräubern passieren würde, das wäre doch mal was! Aber seine Frau Gudrun ist nur genervt von ihm, backt viel zu viele Plätzchen für den Dorfweihnachtsmarkt zu Gunsten des Kinderclubs, der bedürftigen Kindern in der Schule ein Mittagessen und Nachmittagsbetreuung stellt und schmückt die ganze Wohnung! Ernst ist ja etwas beleidigt, dass man ihn nie gebeten hat mit seinem Organisationstalent mitzumachen, sondern den örtlichen Filialleiter der Bank. Doch der ist jetzt verschwunden und mit ihm das Geld für die Weihnachtsgeschenke für die Kinder des Kinderclubs. Als wäre das nicht schlimm genug, beschließt auch der örtliche Bürgermeister den Zuschuss der Gemeinde für die Kinderverpflegung ersatzlos zu streichen. Ganz klar, der Kinderclub braucht Geld und das nicht zu knapp, doch woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Also anfangs tat ich mich etwas schwer mit einem gelangweilten, drögen, mürrischen Rentner als Hauptperson, der von seiner Frau ebenso angenervt ist, wie sie von ihm. Aber dann durchzieht der Geist der Weihnacht die Geschichte, als sich neue Aufgaben für ihn auftun und er sich endlich wieder gebraucht fühlt! Man wächst an seinen Aufgaben und nicht nur das, er stellt zu seinem großen Erstaunen und Erleichterung auch fest, dass Hilfe findet, wer gerade dringend welche braucht. Bisweilen kommt diese Hilfe aus ganz ungeahnter Richtung. Ernst ist nämlich nicht der einzige, der etwas Schwung in seinem Leben vertragen könnte und so legt dieses Hilfsprojekt ganz unerwartete Kräfte und Energien frei. Dabei sind mir die hilfsbereiten Bewohner des kleinen Ortes richtig ans Herz gewachsen, während ich mit Genugtuung hörte, wie eine clevere, von allen unterschätzte Person, die wohlhabenden Schwarzgeldsammler des Ortes zu mehr oder weniger freiwilligen Spenden animiert.

Übrigens habe ich letztens im Radio gehört, dass die Zahl der Banküberfälle in dem letzten Jahrzehnt ganz deutlich abgenommen hat. Warum wurde nicht verraten, aber wenn man diese Pläne der Geldbeschaffung hört und dann auch noch Ernst und Hella dabei begleitet, bekommt man vielleicht eine gewisse Ahnung woran das liegen könnte.

Je länger ich Katja Danowskis nordischer Erzählung, die mal lakonisch, mal ironisch, mal herzerwärmend und mal einfach freundlich daherkommt lauschte, desto mehr konnte ich mich fallen lassen und mich an der Skurrilität der Personen, ebenso wie von dem Tatendrang und der Hilfsbereitschaft dieses Helferteams erfreuen. Sehr charmant hat sie mich in Weihnachtsstimmung gebracht und mir richtige Freude am Zuhören geschenkt.

Auch dieses Mal hat mich Dora Heldt mit ihren kleinen, feinen Beobachtungen im mitmenschlichen Verhalten, ihrem lockeren Erzählton und den bisweilen ironischen Spitzen bestens unterhalten. Dabei schafft sie es, dass der Ton stets menschlich bleibt und bei aller Offenlegung menschlicher Schwächen immer noch ein humorvolles Zwinkern, statt hämischen Grinsens hervorruft. Diese Geschichte ist zwar nicht ganz frei von Klischees, aber so unterhaltsam und vergnüglich und gespickt mit einfallsreichen Charakteren, das ich sie Liebhabern von unblutigen Krimikomödien sehr ans Herz lege!

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Veröffentlicht am 28.11.2021

Wecke den Meisterdetektiv in Deinem Kind!

Die 10 besten Fälle des Sherlock Holmes für Kids
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Auch der berühmteste Detektiv aller Zeiten hat einmal klein angefangen, daher kannst Du ihm nun auf seinen Spuren folgen und 10 seiner Fälle mit Kombinationsgabe, Beobachtungsgabe und Deinem Spürsinn lösen! ...

Auch der berühmteste Detektiv aller Zeiten hat einmal klein angefangen, daher kannst Du ihm nun auf seinen Spuren folgen und 10 seiner Fälle mit Kombinationsgabe, Beobachtungsgabe und Deinem Spürsinn lösen! Aber natürlich bist Du bestens ausgerüstet mit einer roten Speziallupe, einer Lochkartenschablone zum Aufdecken von Hinweisen und einem Decodiergitter zum Entziffern von Geheimschriften! Nur wenn Du den Spuren folgst und alle Hinweise sammelst, kannst Du alle 10 Fälle lösen und am Ende wartet ein Detektivzertifikat auf Dich!

Aber ganz unvorbereitet wird kein Jungdetektiv ins Abenteuer geschickt. Erst werden die Hauptpersonen vorgestellt. Bis auf Hund Schlingel sind es die altbekannten Helden rund um den Meisterdetektiv: Dr. Watson, Inspector Lestrade, der ohne Sherlocks und bald auch Deine Hilfe aufgeschmissen wäre, Haushälterin Mrs. Hudson und natürlich das personifizierte Böse: Professor Moriaty!

Dann werden die Symbole und das systematische Vorgehen erklärt. Jeder Fall beinhaltet 4 bis 5 Rätsel die man lösen muss, um jeweils ein Indiz zu erhalten und eine falsche Fährte ausschließen zu können. Damit nichts verloren geht, gibt es jeweils am Ende des Falls eine Tabelle, in welche man die Ergebnisse/Indizen eintragen kann. (So lernen Kinder schon recht früh systematisches, strukturiertes Arbeiten, eine Technik, die sie später noch sehr zu schätzen lernen werden!).

Hier sind schlaue Köpfe gefragt, man muss kein super Leser sein. Die Texte (Vorgeschichten) sind kurz und gut verständlich, man muss ja schließlich wissen, was man hier knobeln soll, aber es wird Lesemuffeln nicht der Spaß an den Ermittlungen genommen, dennoch üben sie nebenbei noch ihr Leseverständnis, nur eben kurzweilig. Hierfür werden dann auch verschiedene Schrifttypen verwendet, die das Ganze kräftig auflockern. Gerade dadurch, dass man mal schauen muss, mal Spiegelschrift liest, die rote Lupe zum Entziffern von Geheimschrift benötigt, die Lochkarte oder das Decodierlineal, wird es für Kinder ab 8 Jahren nicht nur kniffelig, sondern auch unterhaltsam und abwechslungsreich. Es verläuft einfach nicht alles nach Schema F, sondern immer etwas anders. Ganz wichtig: jedes Indiz, jedes Ergebnis muss notiert werden! Nichts soll verloren gehen!

Hat man sich mal völlig verrannt, dann empfehle ich ja immer den Kopf einfach mal frei zu bekommen, indem man mal etwas ganz anderes tut. Wer dazu aber gerade keinen Nerv hat, sondern unbedingt weitermachen möchte, der kann etwas Mogeln und mit Hilfe der kleinen roten Lupe die Lösung zu dem jeweiligen Rätsel nachschauen... Eigentlich ist es ja zur Kontrolle gedacht, aber wenn man gerade völlig auf dem Schlauch steht und einen das Ermittlerfieber gepackt hat.....

Eine spannende Beschäftigung für Kinder, die verschiedene Talente fordert und fördert, den Umgang mit Zahlen, Buchstaben, Wörtern und genaues Hinsehen!

Die Weihnachtsferien stehen vor der Tür, mit einem weiteren Lockdown wird gerechnet... da wäre das doch ein super Weihnachtsgeschenk um für ein wenig Spannung zu sorgen! Als echte Krimifans hat uns natürlich das Ermittlerfieber gepackt! Gut, dass es noch einen weiteren Band gibt.

Absolut empfehlenswert für Kinder ab 8 Jahren, besonders bei ungemütlichem Wetter draußen...

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Veröffentlicht am 25.11.2021

Blubberstarke Wasserabenteuer

Der kleine Fuchs liest vor. Blubberfisch und flotte Flossen
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Wunderbar blubberbunte Vorlesegeschichten für Kinder ab 5 Jahren!

7 bunte, fröhliche und abwechslungsreiche Vorlesegeschichten rund um das herrliche Nass. Egal ob Ferien im U-Boot mit defektem Navi und ...

Wunderbar blubberbunte Vorlesegeschichten für Kinder ab 5 Jahren!

7 bunte, fröhliche und abwechslungsreiche Vorlesegeschichten rund um das herrliche Nass. Egal ob Ferien im U-Boot mit defektem Navi und Geschwisterzwist oder der abenteuerlustigen Wasserelfe die loszog, einen Drachen zu besiegen, einem tierischen Wettschwimmen zwischen ungleichen Konkurrenten, einem abenteuerlichem Tauchausflug mit einem Meerjungen, Schwimmunterricht in einem magischen Aquarium oder peinliche Geschwister im Freibad, die doch ganz cool sein können. Alles was der Kinderalltag oder die kindliche Fantasie rund um das Schwimmen sich erträumen, wird hier in fantasievollen Geschichten mit einem kleinen Twist erzählt. Dabei folgen die Geschichten ganz nah dem kindlichen Horizont und seinen Bedürfnissen.

Kurzweilig, witzig und abenteuerlich erzählt Kathrin Lena Orso diese nicht ganz alltäglichen Abenteuer. Von der Länge sind sie genau auf das kindliche Konzentrationsvermögen abgestimmt. Die Spannung ist absolut altersgerecht und eine Erzählung fantasievoller als die nächste, aber eben doch so nah am Vorstellbaren, dass auch die Vorlesenden ihre Freude an den Geschichten haben werden. Sie wecken die Lust auf Urlaub am Meer oder einfach nur das Schwimmenlernen. Dabei wird den jungen Zuhörern aber auch sanft deutlich gemacht, dass andere Kinder auch nicht immer so furchtlos sind, wie sie gerne tun. Klar, die kleine Wasserelfe, die ist so mutig, dass sie sogar gegen einen Drachen kämpfen will, aber die echten Kinder in den Geschichten, die sind doch ganz anders, eher so wie die Zuhörer und zanken auch mal mit ihren Geschwistern.

Die Illustrationen von Nima Kellner sind herrlich farbenfroh, absolut kindgerecht und bieten ganz viel zu entdecken. Sie sind echte Hingucker, nicht nur für die kleinen Zuhörer, die hier in atemberaubende oder aufregende Unterwasserwelten entführt werden, sondern auch für die Vorlesenden.

Fantasievoll und lebensnah zugleich! Wunderbare Vorlesegeschichten zum Träumen und Mitfiebern!

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Veröffentlicht am 24.11.2021

Eine starke Frauenfigur, von starker Stimme gelesen

Selma Lagerlöf
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Selma Lagerlöf wächst auf dem einst prächtigen Landgut Morbacka in Värmland auf, doch ihr Vater und ihr Bruder erweisen sich wirtschaftlich nicht als vorausschauend und so verarmt die einst wohlhabende ...

Selma Lagerlöf wächst auf dem einst prächtigen Landgut Morbacka in Värmland auf, doch ihr Vater und ihr Bruder erweisen sich wirtschaftlich nicht als vorausschauend und so verarmt die einst wohlhabende Familie. Durch einen angeborenen Hüftfehler hinkt sie, mal mehr mal weniger und reist als kleines Kind von Spezialist zu Spezialist. Als ihre Schwester Gerda auf die Welt kommt, kann sie plötzlich gar nicht mehr Laufen und wird fortan vom Dienstmädchen getragen. Dadurch erhält sie stets besondere Aufmerksamkeit. Aber auch ansonsten fällt früh auf, dass Selma kein gewöhnliches Kind ist. Ihre Sprach- und Erzählbegabung fesselt schon früh ihre Zuhörer. Doch erst als Gerda ihr Erstlingswerk heimlich einschickt, wird dieses Talent auch einem größeren Publikum bekannt. Sie startet einen regen Briefwechsel mit anderen Autoren, Künstlern und Intellektuellen. Das lenkt sie vom Verlust des heimatlichen Gutes nach einem Zwangsverkauf etwas ab. Die Schriftstellerin Sophie Elkan findet nicht nur durch ihr Werk besondere Beachtung von Selma. Die beiden lernen sich kennen und werden langjährige Reisegefährtinnen, was ihr literarisches Schaffen deutlich prägt. Doch Selmas glühende Liebe zu Sophie wird nicht vollständig erwidert, dennoch reagiert Sophie eifersüchtig, als Selma sich einer anderen zuwendet. Beide Frauen inspirieren sie und ermöglichen mit ihrer Unterstützung ihren späteren literarischen Erfolg, der in die Geschichtsbücher eingehen wird, als erste schwedische Nobelpreisträgerin und erste Literaturnobelpreisträgerin, und nach Marie Curie die zweite Frau, die mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Ehrlich, ich hatte keine Ahnung, dass Selma Lagerlöf eine solche Freidenkerin und vor allem Vordenkerin war, die auf Konventionen nicht viel gab. Eine Frau, die sich nicht unterordnen wollte, die frei heraus sprach, eine Frau, die zu faszinieren und fesseln verstand, auch wenn sie keine klassische Schönheit war. Mit ihren bisweilen kurzgeschnittenen Haaren fiel sie allerdings gleich ins Auge. Durch die Verarmung ihrer Familie musste Selma selbst Geld verdienen, um sich, ihre Mutter und ihre Tante durchzubringen. Der einzige Weg, der Frauen damals offen stand, außer einer Heirat, die für Selma nie in Frage kam, war eine Ausbildung zur Lehrerin. Die Arbeit gefiel ihr einerseits, nahm ihr aber auch viel Zeit, die sie gerne ihrer Schriftstellerei gewidmet hätte. Ihr Bedürfnis Kindern kindgerecht Wissen zu vermitteln und ihre Neugier und Wissbegierde zu wecken blieb ihr aber stets erhalten. Sie war nicht nur in Frauenfragen eine Vordenkerin, sondern auch in Sachen Pädagogik. Sie stellte kindliche Bedürfnisse ins Zentrum der Wissensvermittlung und schuf somit auch einen literarisch-pädagogische Meilenstein mit den Erzählungen von „Nils Holgerson“.

Charlotte von Feyerabend ist es geglückt Originaltext- und Briefpassagen und fiktive Briefpassagen (aus rechtlichen Gründen) aus dem umfangreichen literarischen Werk und dem regen Briefwechsel der ersten Literatur-Nobelpreisträgerin in ihren eigenen Romantext zu integrieren, ohne dass diese als stilistische Fremdkörper beim Zuhören stören. Sehr geschickt passt sie ihre eigene Erzählweise diesem bisweilen sehr bildreichen, bisweilen sehr bodenständigen Stil an. Als Frau der Widersprüche vereinigt Selma Lagerlöf nicht nur Dichtung und Fantasie in sich, sondern auch das Bodenständige der Landbevölkerung Värmlands und die Abenteuer- und Reiselust der damaligen intellektuellen Elite.

In Zeiten von Instagram, Facebook und Reisesendern ist es heute unvorstellbar, dass einst Reiseromane zu Bestsellern avancierten, da sie Einblicke in unbekannte, fremde Länder und Kulturen geben. Mit ihrem scharfen Verstand und präzisem Beobachtungssinn vermochte es Selma Lagerlöf ihre Leser mit ihren Worten auf Reisen zu schicken und ihren Horizont zu erweitern. Auf den gemeinsamen Reisen lernt Selma auch Lappen kennen, die in ihrer eigenen Heimat unterdrückt und verachtet werden und schenkt ihnen Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Auch Sophie Elkan, die aus sehr wohlhabender und angesehener Familie stammt, lässt aufgrund ihrer jüdischen Herkunft immer wieder Einblicke in den auch damals nicht einfachen Stand von Juden in der Gesellschaft gewinnen. Die Dreiecksbeziehung die Selma, Sophie und Valborg Olander führen, ist auch für diese drei aufreibend und alles andere als üblich für diese Zeit.

Eine absolut beeindruckende Frau und ich bin Charlotte von Feyerabend sehr dankbar, dass sie es geschafft hat, sie mir näher zu bringen. Nun ist sie für mich, nicht mehr nur die geistige Mutter von Nils Holgerson, sondern eine Ikone der Frauenbewegung, der Frauen auch heute noch viel zu verdanken haben. Außerdem schenkte sie ihr gewisse Einblicke in die skandinavische Geschichte und Landschafts- und Kulturvielfalt.

Tanja Geke passt mit ihrer dunklen, warmen Stimme sehr gut zur faszinierenden Autorin, die nicht dem damaligen Ideal von Lieblichkeit entsprach. Sie vermochte mit Worten und Gedanken zu fesseln, Tanja Geke mit dem Klang ihre Stimme, ihrer Ausdruckskraft und der Lebendigkeit ihrer Erzählweise.

Ein starker Frauenroman, gespickt mit starken Frauenfiguren, der nachdenklich macht und lange nachhallt.

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