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Veröffentlicht am 05.04.2021

Ein spannend-magisches Mut-Mach-Abenteuer!

Ella Löwenstein - Eine Welt voller Wunder
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Ella (10) war bis vor Kurzem ein glückliches Mädchen, bis ihre einzige und beste Freundin Hanna weg zog. Solange Hanna sie so mochte, wie sie war und ihre Eltern sie so lieben, sind die fiesen Sprüche ...

Ella (10) war bis vor Kurzem ein glückliches Mädchen, bis ihre einzige und beste Freundin Hanna weg zog. Solange Hanna sie so mochte, wie sie war und ihre Eltern sie so lieben, sind die fiesen Sprüche ihrer Nachbarin Frederike, der Chefin der Handballmannschaft, an ihr abgeprallt. Denn Ella kann die Wesen aus der Anderwelt sehen und sie hören. Anfangs war ihr nicht bewusst, dass die Feen, Trolle und Gnome nicht für jedermann sichtbar sind, erst als Frederike sie als „Verrückte“ betitelt, wird ihr ihre Andersartigkeit bewusst. Es ist wie verhext, sie kann noch nicht einmal in die Schule gehen, ohne über einen auf dem Weg schlafenden Troll zu stolpern. Bei ihrem Versuch ihn zu wecken, wird sie natürlich wieder von ihrer Nachbarin beobachtet. Dann schenkt ihr ihre Tante auch noch einen zerzausten Heidestrauch, ohne zu ahnen, dass er das Zuhause des fliederfarbenen Heidekobolds Kasimir ist. Nun folgt er ihr überall hin und bringt sie in peinliche Situationen. Ella ist fest entschlossen, ihn und seinen Strauch zurück in sein Wohnloch in der Heide zu bringen, damit Kasimir nicht seine Magie verliert. Der Weg dorthin ist voller Gefahren und wundersamer Wesen.

Meine Tochter (11) hat dieses Hörbuch zur Unterhaltung gehört, während sie ein Plakat für die Schule gestalten sollte. Sie fand es sehr spannend und voller überraschender Wendungen. Ella und auch der freche, chaotische Kasimir waren ihr gleich sympathisch. Allerdings fand sie nicht nur Frederike und ihre Handballmannschaft fies, die ihr einfach alles nachmachen, sondern die Gegner aus der Anderwelt nicht minder... Der schwarze Kobold und sein Gefolge sind für jüngere Kinder zum Einschlafen vielleicht sogar etwas zu gruselig. Da das Abenteuer ab 8 Jahren empfohlen wird, sollte es vielleicht erst einmal tagsüber gehört werden, damit man mit der Gewissheit einschlafen kann, dass alles gut wird. Anders als das Cover vielleicht vermuten lassen mag, ist diese Geschichte nicht kitschig, sondern ziemlich aufregend. Es geht nicht nur um Mobbing, sondern auch um wahre Freundschaft und darum heraus zu finden, wer man eigentlich ist und was einen ausmacht. Wenn man das erst einmal weiß, fällt es auch viel leichter zu sich selbst zu stehen und sich selbst zu behauptet! Ella ist wirklich in einer schwierigen Situationen, dennoch lässt sie sich nicht entmutigen und ermutigt auch die jungen Hörerinnen ihren eigenen Weg zu gehen. Macht doch nichts, wenn man anders ist, aber wenigstens eine Freundin/ein Freund ist schon sehr hilfreich dabei! Kasimir offenbart ihr nicht nur, wie einzigartig ihre Gabe als Feenflüsterin ist, er ist mit seinen flappsigen Sprüchen und seinem großen Herzen auch immer wieder für einen Lacher gut!

Julia Nachtmann liest sehr lebendig und mit viel Gefühl. Es gelingt ihr spielerisch, die Spannung auf zu bauen und vor dem inneren Auge magische Welten zu erschaffen, wenn der schwarze König auf seiner Mäuseherde mit seiner boshaften Schar angeritten kommt, oder der verträumte Troll den Weg blockiert. Sie spricht dabei stets klar und deutlich, ohne große Lautstärkeschwankungen, so dass man sie immer gut verstehen kann. Durch die regelmäßig gesetzten Tracks ist ein Wiedereinstieg, nach kurzen Pausen kinderleicht möglich!

Die Illustration von Bente Schlick ist märchenhaft schön und ein echter Hingucker und ziert sogar die einzelnen Tonträger! Wir haben daher eine süße Geschichte erwartet und waren positiv überrascht, dass sie viel geheimnisvoller und spannender ist, als wir gedacht hätten. Gar nicht hätten wir mir dem Mobbing-Thema gerechnet, dass leider viel zu oft bereits heute zum Kinderalltag gehört! Daher sind solche Mutmach-geschichten sehr wichtig, auch wenn die meisten Kinder wohl kaum von einem Heidekobold aus ihrer Einsamkeit gerettet werden.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Vorsicht! Macht süchtig! Nicht nur für Lakritzfans!

Die Wunderfabrik – Nehmt euch in Acht!
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Es sind Ferien und ihre Eltern noch länger auf Forschungsmission, wo sollen die Geschwister Cecilia (14) Winnie (12) und Henry (5) denn nun wieder hin? Sehr zum Erstaunen der Eltern, wünschen sie sich, ...

Es sind Ferien und ihre Eltern noch länger auf Forschungsmission, wo sollen die Geschwister Cecilia (14) Winnie (12) und Henry (5) denn nun wieder hin? Sehr zum Erstaunen der Eltern, wünschen sie sich, in Wales bei den Großeltern zu sein. Was die Eltern nicht ahnen: Winnie hat die Familiengabe geerbt, magische Lakritzbonbons zu kochen. Angeblich vererbt sich dieses Talent nur unter den männlichen Abkömmlingen und verstärkt sich, sofern eine Generation übersprungen wird. Winnie ist sich sicher, dass sie zu Großem fähig ist! Leider scheinen ihre Großeltern nicht so beeindruckt, wie besorgt zu sein. Alles ist streng geheim und es scheint stets um böse Vorahnungen zu gehen, ohne dass man ihnen sagt was los ist! Doch die Geschwister bekommen auch alleine heraus, dass es ein Verwandter auf sie abgesehen hat und zwar eigentlich auf den kleinen Henry, weil bei ihm die Gabe vermutet wird. Unheil braut sich über dem Dorf zusammen und alle Bewohner, bis auf die der Wunderfabrik werden mit schlechten Gefühlen vergiftet. Die Geschwister beschließen dieser Bedrohung den Garaus zu machen und ermitteln auf eigene Faust. In der Villa laufen alle Vorbereitungen für die alljährliche Geheimversammlung von Granny und Granpa.
Die Geschwister haben ihre merkwürdigen, oft etwas schroffen Großeltern und vor allem ihre sehr speziellen Hausangestellten, die sie nur TT das tragische Team nennen, ins Herz geschlossen. Darum steht ihr Entschluss fest, dass sie ihre Ferien nirgendwo anders verbringen wollen. Natürlich hofft Cecilia ihren Schwarm Robin wiederzusehen.

Die Großeltern machen es den Kindern wirklich nicht leicht, sie zu mögen, doch inzwischen schauen sie hinter ihre abweisende Fassade und bestaunen, was die beiden außergewöhnliches können: Der Großvater kann Lakritzbonbons kochen, die die Gefühle des Essers verändern und die Großmutter ist eine genial Erfinderin und Konstrukteurin. Die Erfindungen von ihr sind so eigenwillig und pfiffig, dass meine Tochter sofort völlig fasziniert von ihnen war. Da die Geschwister sich quasi selbst erzogen haben, halten sie unglaublich gut zusammen, auch wenn der Altersunterschied zu ihrem kleinen Bruder Henry doch ziemlich beachtlich ist und er auch in diesem Band ständig im Fokus der Erwachsenen steht. Das wurmt Winnie dann schon, denn als Sandwichkind war sie immer nur die Mittlere, sie ist nicht so strahlend schön wie Cecilia mit ihrem Flammenhaar oder so niedlich wie der kleine Henry. Sie war immer nur unauffällig und mittelmäßig, bis sie ihre Gabe entdeckte, die aber außer ihren Geschwistern keiner so richtig cool zu finden scheint. Auch wenn Cecilia mit ihren 14 Jahren bisweilen furchtbar pubertäre Anwandlungen hat, die Winnie ein bisschen peinlich sind, hängt sie sehr an ihrer Schwester und alle drei lieben das tragische Team. Köchin Marisa ist blind, Linette ist taubstumm und Hugo ist kleinwüchsig aber unglaublich stark. Ihre vermeintliche Schwächen kompensieren sie mit unerwarteten Stärken mehr als genug. Man sollte sie also auf gar keinen Fall unterschätzen, schon gar nicht ihre Fähigkeiten als Sicherheitstrio! Die drei sind so einzigartig und originell, dass man sie einfach lieben muss. Anfangs war ich ja etwas irritiert, über die Darstellung ihrer Handicaps und wie offen sich die Kinder über diese abfällig äußerten. Doch wie die Kinder kommt man als Zuhörer irgendwann aus dem Staunen nicht mehr heraus und man merkt, dass Stefanie Gerstenberger hier ganz behutsam anmahnt, niemanden zu unterschätzen und man daher auch wertschätzend mit ihnen umgehen möge! In diesem Band kommen dann auch noch die sehr betagten und schrulligen Freunde der Großeltern dazu, die es ebenso faustdick hinter den Ohren haben und jederzeit für eine Überraschung gut sind! Man sollte niemanden voreilig zum alten Eisen zählen! Die Geschichte sprüht vor originellen Einfällen, einer Prise Magie, Spannung und Teamgeist! Endlich erfahren die Kinder, was ihre Großeltern und das tragische Team
so fürchten und vor allem wen! Doch zu Ende ist dieses Abenteuer damit noch nicht und es endet richtig spannend!

Carolin Sophie Göbel ist eine gute Wahl für die Vertonung dieses generationsübergreifenden, fantastischen Abenteuers. Sie schafft es sowohl spielerisch die Kinder- & Jugendstimmen zu intonieren, wie auch die leicht zittrigen Stimmen der betagten freundlichen Freunde, Alberts immerwährenden kieksenden Stimmbruch erspart sie uns zum Glück. Dafür trifft sie genau, diesen leicht bockigen Ton, eines ungezogenen Kindes, dass sich nicht geliebt und zu unrecht beschuldigt wird. Das ist immer recht witzig, da er stets den anderen die Schuld für alles mögliche Böse gibt, das er selbst in die Welt gesetzt hat. Frei nach dem Motto: „Keiner mag mich, ich mach' es ihnen aber auch so!“. Gekonnt wechselt sie stimmlich zwischen den bisweilen unfreiwillig komischen, den glücklichen und den spannend, aufregenden Stellen hin und her und steigert diese angenehm unaufdringlich.

Die Altersempfehlung für das Buch lautet 10 Jahre, für das Hörbuch ab 8 Jahren. Meine 11 jährige Tochter liebt die Reihe inzwischen, aber da es bisweilen doch ganz schön gruselig/spannend/unheimlich ist und Cecilia schon sehr vernarrt, finden wir die Altersempfehlung ab 10 Jahren angemessener, auch weil Kinder Hörbücher gerne zum Einschlafen hören.

Eine spannend magische Reihe, die meine 11 jährige Tochter und ich auf jeden Fall weiter hören werden! Meine Tochter konnte nicht mehr aufhören weiter zu hören!

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Veröffentlicht am 02.04.2021

Mega-Giga-Glimmerig!

Mia 14: Mia und das große Halligalli der Gefühle
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Mia (13 Jahre) hat es erwischt! In Miss Butterflys Bauch schwirren die Schmetterlinge und Max geht es zum Glück ebenso bei ihr. Das Leben könnte so glimmerig schön sein, wäre auch ihre beste Freundin Jette ...

Mia (13 Jahre) hat es erwischt! In Miss Butterflys Bauch schwirren die Schmetterlinge und Max geht es zum Glück ebenso bei ihr. Das Leben könnte so glimmerig schön sein, wäre auch ihre beste Freundin Jette so megagigaglücklich wie sie. In der Schule hat sich Jette bei dem Anblick eines neuen Schülers schockverliebt, doch nun scheint er wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Dabei kennt Jette noch nicht mal seinen Namen! Noch schlimmer wird es, als dann auch noch Justyna, ihr geliebtes Au Pair Mädchen wohl zurück nach Polen muss, weil ihre beiden Eltern die Arbeit verloren haben. Dabei war es doch ihr Traum in Deutschland zu studieren! Jette, Mia, Alina und Leonie haben sie inzwischen so in ihr Herz geschlossen, dass dringend eine Lösung her muss. Leider ist das nicht ihr einziges Problem, denn Verliebte vergessen bisweilen Zeit und Raum und so profane Dinge wie die Kosten der Realität!
Mia und ihre Freundinnen werden langsam flügge und das erkennen auch ihre Eltern, weshalb sie eine große Überraschung für sie planen! Wie es bei Mia aus Hamburg, Tochter eines Gymnasiallehrers und einer Fußpflegerin so ist: das Leben ist aufregend, glimmerig, mega-giga-vollgepackt und doch ganz normal und real. Klingt eigentlich widersprüchlich und doch gelingt es Autorin Susanne Fülscher ganz fluffig, die Szenen eines Alltags-Teenies, witzig, aufregend und kribbelig zu erzählen. Da fühlt man sich gleich als Teil dieses sympathischen Freundeskreises und trubeligen Großfamilie, denn Mia hat noch drei Geschwister, ihre Eltern sind nicht getrennt, niemand trinkt…. es ist auch mal herrlich entspannt, von ganz typischen Leserinnenfamilien zu lesen, nur mit den Sorgen, die man so halt hat im Alltag. So hält die Geschichte auch eine gekonnte Balance zwischen Familie, Verliebtsein, Freundschaft und Schule, denn alles ist Teil von Mias Leben und jeder sollte dem anderen Raum lassen. Das finde ich auch eine ganz wichtige Botschaft für die Leserschaft: Schmetterlinge im Bauch sind toll, man darf aber dennoch nicht alles andere darüber vernachlässigen. Vielleicht verschwinden die Schmetterlinge eines Tages wieder (nein, das ist hier nicht in Sicht, versprochen!) und dann hat man niemanden auch, auch keinen, der einen wieder auffängt! Freundschaft ist wichtig, in guten, wie in schlechten Zeiten und darf nicht vernachlässigt werden. Also ganz schön stressig für die verliebte Teenagerin! Sehr gut finde ich auch, dass Mia genau weiß, was sie will. Mia will es langsam angehen lassen und damit meine ich nicht Sex, nein, selbst Knutschen wäre ihr noch zu viel. Händchenhalten, das Kribbeln im ganzen Körper und gemeinsam, eng beieinander quasseln ist herrlich und sollte richtig ausgekostet werden. Zum Glück sieht Max das auch so und zum Glück hat Mia den Mut zu sagen, was sie will. Das macht auch den Leserinnen Mut! Ein Junge der das nicht versteht, ist halt vielleicht doch nicht der Richtige? So werden hier ganz sensibel und behutsam ganz drängende und wichtige Probleme dieser Altersgruppe angesprochen, ohne an Leichtigkeit und Humor einzubüßen, denn auch das Lachen kommt in diesem Band wieder nicht zu kurz – versprochen!
Mia sammelt seit zwei Jahren Schmetterlinge, weshalb sie liebevoll Miss Butterfly genannt wird. Natürlich sammelte sie keine echten Schmetterlinge oder tote, das würde sie doch gar nicht übers Herz bringen, aber solche aus Glas, für die Haare, als Lesezeichen…. und so schwirren auch immer kleine Schmetterlingsvignetten vergnügt über die Seiten und verbreiten megagiga Zuversicht, ein elementares Muss in der Pandemie und tröstlicher Seelenbalsam. Auch wenn Dreizehnjährige gerade nicht so viel unternehmen können, mit Mia durch die Seiten zu ziehen, fühlt sich unheimlich real an und man wird direkt hinein gezogen!
Ein herrliches Ende, dass mich glimmerig-glücklich gemacht hat und mit dem ich nun Mia in diesem Finalband zuversichtlich in die Abenteuer der Pubertät entlasse. Ich bin ganz gewiss, dass Mia und ihre Freundinnen sie meistern werden!

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Tiefgründig

Sommer der blauen Wünsche
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Carlin ist stets eine Außenseiterin, aufgrund der bipolaren Störung ihrer Mutter. Die leidenschaftliche Malerin, ist sehr emotional und dabei vor allem zwischen zwei Extremen schwankend. Wahrscheinlich ...

Carlin ist stets eine Außenseiterin, aufgrund der bipolaren Störung ihrer Mutter. Die leidenschaftliche Malerin, ist sehr emotional und dabei vor allem zwischen zwei Extremen schwankend. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum Carlins Vater sie schon früh verließ. Seit dem letzten Umzug hat Carlin in der neuen Schule keinen Anschluss gefunden und nach ihrem 14. Geburtstag während einer manischen Phase ihrer Mutter, war auch jeder Versuch zwecklos. Jetzt mit 17 ist sie erschöpft und lässt ihre aktuell schwer depressive Mutter unterbringen. Sie selbst reist zu ihrer Mutter väterlicherseits, die in einer Künstlerkolonie an der Küste der schottischen Highlands lebt und zu der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Gleich zu Beginn begegnet sie Arran MacKay, den Sohn des örtlichen Großgrundbesitzers und Lords. Seine roten Locken und grünen Augen faszinieren ihn. Dass er seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt stört sie nicht. Immer wieder geraten die zwei aneinander, doch die Funken knistern. Als Carlin erfährt, dass der Lord die Ländereien rund um Caladale an einen norwegischen Milliardär verkaufen will, erwacht in ihr der Kampfgeist!

Ich hatte im ewigen Lockdown Lust auf Heile Welt in Schottland, schön und leicht, so ein bisschen Rosamund Pilcher für Jugendliche. Ein wenig klang der Klappentext so, aber nur wenn man nicht gründlich liest und die Autorin nicht bereits kennt…

Mit „Wie die Sonne in der Nacht“ und „Schneetänzer“ bin ich Antje Babendererde bereits zu den Native Americans nach New Mexiko bzw. den Norden Kanadas gefolgt. Die Probleme der Ureinwohner fand ich sensibel und eindrucksvoll dargestellt, aber stets behandelt die Autorin auch eine problematische Familienkonstellation. Dies ist hier auch wieder der Fall. Sowohl Carlin, als auch Arran haben ein problematisches Verhältnis zu ihren alleinerziehenden Elternteilen. Aber anders als die übrigen männlichen Helden der Autorin, befindet sich Arran immer noch in der Bad Boy Phase und für meinen Geschmack vermittelt die Geschichte zu sehr, dass durch Liebe auch die wildesten Kerle gezähmt werden können. Mädels das klappt so nicht, denkt nicht mal daran!

Vielleicht bin ich als Mutter überbehütend, aber die Altersangabe von ab 13 Jahren finde ich noch zu früh dafür ist mir diese Geschichte zu lustbetont und sinnlich. Meine 13 jährige Tochter würde das alles noch nicht so genau wissen wollen, aber das ist entwicklungsabhängig. Die Großmutter finde ich echt ziemlich cool und ihren Rat Arran aus dem Weg zu gehen, mehr als begründet. Ich habe lange überhaupt nicht verstanden, was Carlin an ihm findet, denn ich stehe weder auf Bad Boys, noch auf Kiffer oder Säufer und als solcher stellt sich Arran ganz klar zu Beginn dar, da helfen auch keine grünen Augen und roten Locken.

Sehr einfühlsam und treffend finde ich Carlins Schwierigkeiten im Alltag mit ihrer geliebten, aber bipolaren Mutter dargestellt, ebenso wie die daraus resultierenden Probleme sich in der Schulgemeinschaft zu integrieren oder mit dem anderen Geschlecht. Auch Arrans seelischer Balast wird nach und nach sehr sensibel offengelegt. Der Rollstuhl als Fortbewegungsmittel ist da in der Tat das geringste Problem. Wie gehen Kinder mit ihren Gefühlen nach dem Suizid eines Elternteils um? Was, wenn dann noch Schuldgefühle nach dem Tod des besten Freundes dazukommen? Ganz langsam wandelt sich Scheusal Arran zu einem verletzlichen Menschen. Dennoch hätte ich wie die Großmutter jeden Kontakt der minderjährigen Enkelin zu ihm versucht zu unterbinden. Es ist auch nicht nur die Liebe zu Carlin, die diese Veränderung mit sich bringt, sondern auch die Liebe zum Land seiner Vorfahren, das nun gerade akut gefährdet ist. Danke, das wäre mir sonst nämlich zu einfach gewesen. Doch das Leben in so einer kleinen Gemeinschaft ist auch sehr speziell und wer aus der Masse hervorsticht, riskiert ausgeschlossen zu werden, was neben Arran auch seine Cousine Fiona und der osteuropäische Neuankömmling Mitja fürchten müssen. Am Beispiel der Gemeindepflegerin Bridget sehen die jungen Leute ganz deutlich, dass das Dorf ein langes Gedächtnis hat und selten Milde walten lässt. So gibt es neben Arran und Carlin noch weitere gut ausgearbeitete Charaktere, die einen mit in die tiefen Geheimnisse der Highlander nimmt.

Katinka Kultscher klingt als Carlin jung und zerbrechlich. Die Sorgen ihrer Großmutter um sie, kann man da umso leichter nachvollziehen und auch ihre gewisse Naivität hinsichtlich der grünen Augen des geheimnisumwitterten Highlanders. Ihre Stimme ist angenehm und abwechslungsreich, so dass es Spaß macht ihr zuzuhören.

Eine sinnliche Geschichte in den Highlands mit zwei Jugendlichen, die sich gegenseitig helfen, mit ihrer Familiengeschichte zurecht zu kommen! Tiefgründig. Einen Stern ziehe ich ab, weil zu selbstverständlich gekifft wird, was ich für die Altersgruppe nicht gut finde. Gut finde ich aber, das Carlin dabei nicht mitmacht.

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Veröffentlicht am 29.03.2021

Nicht ohne meinen Hausdämon

Cornibus & Co (Band 2) - Cornibus Verschwindibus
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Schock, Schwerenot, dieser Band beginnt tatsächlich mit Cornibus und Luzi in der Hölle! Onkel Gabriel will sie gleich wieder zurück nach Oben zu den Menschen bringen, da er noch einen wichtigen Termin ...

Schock, Schwerenot, dieser Band beginnt tatsächlich mit Cornibus und Luzi in der Hölle! Onkel Gabriel will sie gleich wieder zurück nach Oben zu den Menschen bringen, da er noch einen wichtigen Termin hat. Doch Cornibus will unbedingt noch Verstecken spielen. Luzi sagt nein, doch was juckt das schon einen Hausdämon und schon ist er weg! Luzi flucht, was in der Hölle ungestraft möglich ist und begibt sich auf die Suche nach ihm, denn ohne ihn, wird er die Hölle nicht verlassen. Doch wo steckt er bloß? Die Hölle ist riesig und Luzi lässt nichts aus, weder die Höllenküche, noch Erfinder Steven, den Höllenfürsten seinen Vater oder den Höllenausstatter, noch nicht mal den Autor, noch den Zeichner lässt er aus, aber Cornibus bleibt verschwunden!

Dieses Spin-off richtet sich an alle, die nicht genug von Cornibus, dem Häusdämon von Luzifer Junior und den Zeichnungen von Raimund Frey bekommen können, für die der Text aber ruhig etwas sparsamer, nicht aber weniger witzig sein kann. Denn sein wir ehrlich, es fällt nicht immer allen Kinder gleich leicht, ihre Leidenschaft für Bücher zu entdecken, oder freiwillig zu lesen. Einigen fällt es auch einfach schwerer als anderen. Cornibus & Co. sieht aus, wie ein richtiges Buch, doch es hat einen viel höheren Bildanteil, fast wie ein Comic, aber passend zu dem Luzifer Junior Universum. Die Texte sind ebenso witzig, wie beim großen Vorbild, die Handlung aber reduzierter, mehr auf die Pointen reduziert. Wenn ein Gag den nächsten jagt, kann man eigentlich auch nicht aufhören zu lesen. Es gibt ja auch keine Kapitel, bei denen man mal schnell Pause machen könnte... Meine beiden Töchter 13 und 11) haben sich beide sofort darauf gestürzt und sofort in einem Rutsch weg gelesen. Die Große als „Nachtisch“ zur Erholung vor den Aufgaben, die Kleine vor dem Einschlafen. Beide sind nicht die großen Leseratten, aber zu Cornibus können sie nicht nein sagen!
Diese Reihe richtet sich an Lesemuffel, denen erst einmal die Angst vor Büchern genommen werden soll und der Spaß am Lesen gezeigt wird. Daher ist es wirklich wenig Text und viel Bild und dennoch ist es kein Bilderbuch, denn die Story und der Humor ist nichts für die Kleinen! Der Humor ist echt herrlich schräg und nimmt dieses Mal auch seine Macher selbst aufs Korn. Frei nach dem Motto, jeder fängt mal klein an und Hilfe anzunehmen, gehört dazu. Mach einfach! Es geht auch darum, die jungen Leser einen Schritt weiterzubringen. Was, schon zu Ende? Und nun? Immerhin ist Lockdown und alles verboten. Alles, nein fast alles, Du könntest und dürftest natürlich nun die „richtigen“ Luzifer junior Bücher lesen, sind doch Ferien und Du hast Zeit! Nicht jeder wird auf Anhieb ein begeisterter Leser... Früher gab es LOEWE WOW noch nicht, so musste ich meine große Tochter anders ködern „Wenn Du das Buch von Luzi liest, dann bekommst Du danach auch das Hörbuch!“ Aber der Sprecher hörte nach fünf Bänden auf. Nun heißt es „wenn Du wissen willst, wie es weiter geht, dann musst Du es schon lesen!“. Es funktioniert, das Kind liest! Nicht immer, aber immer öfter und Cornibus & Co. verschlingen beide mit 11 und 13 und die Freundin mit 12, in den Wartezeiten, bis ihre Freundin wetterfest angezogen ist... Aber, die Bücher sind leider viel zu schnell zu Ende und werden dann in der pandemiebedingten Langeweile auch mehrmals gelesen...

Wunderschön ist wieder der farbige Schnitt, der diesmal knallblau strahlt und somit super neben dem orangen Schnitt von Band 1 hervorsticht. So kann man die Bücher auch immer schnell im Regal finden, selbst wenn sie mal wieder verkehrt herum einsortiert wurden.... Ich bin sehr froh, dass wir endlich zwei Bände haben, nun ja jede einen eigenen Band im Zimmer und ich weniger Streit!

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