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Veröffentlicht am 21.11.2020

Herrlich!

Das Weihnachtsmannprojekt
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An einem sehr heißen Augusttag ist es wieder so weit: Oma ruft an, um Weihnachten zu planen! Da platzt Mama der Kragen und beschließt, dass sie dieses Jahr mal in Ruhe alleine zu Hause feiern. Oma ist ...

An einem sehr heißen Augusttag ist es wieder so weit: Oma ruft an, um Weihnachten zu planen! Da platzt Mama der Kragen und beschließt, dass sie dieses Jahr mal in Ruhe alleine zu Hause feiern. Oma ist pikiert, Papa, Paul (12) und Frida (7) haben ihre Zweifel. Dann behauptet auch noch Fridas Klassenlehrerin, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gäbe. Frida ist am Boden zerstört und Paul ist nicht bereit, das hinzunehmen. Er beschließt, dass es für Frida ein glückliches Weihnachten werden soll und setzt alles daran ihr zu beweisen, dass ihre Lehrerin unrecht hat. Dabei nimmt er sogar in Kauf von seinen eigenen Klassenkameraden ausgelacht und verspottet zu werden. Zum Glück nicht von allen, denn Nele, die Paul sogar sehr nett findet, scheint das nicht groß zu stören. Doch wie soll er es anstellen, seiner Schwester den einmal verlorenen Glauben wieder zu bringen, es lässt sich ja nicht beweisen...

Diese Weihnachtsgeschichte hat uns wahnsinnig gut gefallen, denn es kommen unglaublich vertraute Elemente darin vor, die sowohl lustig, nachdenklich als auch liebenswert miteinander kombiniert werden und endet sehr hoffnungsfroh. Das Ende des Glaubens an den Osterhasen/Weihnachtsmann/Christkind markiert einen Meilenstein in der kindlichen Entwicklung. Wenn Kinder aus diesem Glauben herauswachsen, ist es für diese meistens in Ordnung, nicht jedoch wenn Ihnen andere vermeintlich aufgeklärte Menschen die „Wahrheit“ aufdrängen. Was ist in Glaubensdingen schon die Wahrheit? Man weiß es ja nicht, aber vielleicht fühlt man es ja sogar?

Auch wenn das Thema „Weihnachtsmann“ scheinbar kindisch ist, ist es dieses Buch nicht, sondern einfach wunderschön. Die Familie ist charmant chaotisch. Der Rest von Mamas Sippe wohnt relativ in der Nähe, weshalb es zu Weihnachten immer ein Clantreffen bei Oma und Opa gibt, das akribisch geplant werden muss. Wahrscheinlich kommt das vielen bekannt vor.

Auch wenn es hier um Weihnachten geht, finde ich die Geschichte auch für den Schulunterricht in der Adventszeit geeignet, weil kein Glaube angegriffen oder erhöht wird. Dafür können sich aber vielleicht einige Kinder besser vorstellen, wie es bei ihren Klassenkameraden zu diesem Fest zugeht. Außerdem finden wir, dass Paul sich wirklich vorbildlich verhält, obwohl es ihm sicherlich nicht immer leicht fällt, wenn die anderen über ihn lachen, nur weil er das Weltbild seiner kleinen Schwester und deren Träume und Hoffnungen retten will. Dabei finden wir besonders witzig, dass dann ausgerechnet die Kleinste der Familie für alle anfängt aufzuräumen und zu putzen, damit der Weihnachtsmann nur ja nicht abgeschreckt wird. Paul wird aber nicht nur mit Fridas glücklich zurückgewonnener Weihnachtsgewissheit belohnt, sondern auch mit dem besseren Kennenlernen seiner netten Klassenkameradin Nele, der durchaus auffällt, wie sehr er sich für seine kleine Schwester einsetzt, dass er über sich selbst lachen kann und anders als die vermeintlich coolen Jungs kein Angeber ist. Ach ja, und dann ist da ja noch das Weihnachtsfest, das so ganz anders ist, als all die Jahre zuvor!

Die zarten Bande zwischen Paul und Nele sprechen vor allem ältere Kinder an, mind. ab 9 Jahren. Die Kapitel sind nicht immer gleich lang, was zwar etwas unpraktisch für ein Adventskalenderbuch sein mag, der Verdichtung der Geschichte aber deutlich zu Gute kommt. Hier wird nicht einfach passend gemacht, was nicht passt, sondern der Handlung und Entwicklung wird der Raum gelassen, die sie benötigt. Dazu gibt es noch zahlreiche lustige und ausdrucksstarke Illustrationen von Barbara Jung.

Dieses Buch hat uns nicht nur vorzeitig in Weihnachtsstimmung gebracht, sondern richtig begeistert. Es als Adventskalender zu lesen hätten wir wohl nicht ausgehalten, weil wir unbedingt wissen wollten, wie es weitergeht! Ab 9 Jahren locker bis 12 Jahren.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Superheldenwitzig!

Wie man 13 wird und zum Superhelden mutiert (Wie man 13 wird 4)
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Huch, was ist passiert?! Dieser Band beginnt ganz anders, nicht als Vlog aus Markus Sicht, sondern als Schilderung aus Sicht von Tallulah! Markus war einige Monate in Paris, um dort seine besonderen Fähigkeiten, ...

Huch, was ist passiert?! Dieser Band beginnt ganz anders, nicht als Vlog aus Markus Sicht, sondern als Schilderung aus Sicht von Tallulah! Markus war einige Monate in Paris, um dort seine besonderen Fähigkeiten, über die nur ganz wenige Halbvampire verfügen, zu trainieren. Endlich scheint er sein Schicksal ein Halbvampir zu sein akzeptiert zu haben. Tallulah war zwischenzeitlich in einem Sanatorium, um zu Kräften zu kommen, dass sie aber 3 Tage früher verlässt, um pünktlich zu Markus Heimkehr dort zu sein. Doch was ist das? Dass seine Eltern nicht sehr erfreut sind, sie zu sehen, ist sie ja gewöhnt, aber Markus hat sein Gedächtnis verloren. Er erinnert sich an nichts mehr, was seit seinem 13. Geburtstag geschehen ist und somit weiß er natürlich auch nichts von seinen besonderen Fähigkeiten und dass er kein normaler Mensch ist. Doch die Ärzte haben gesagt, dass man ihn nicht überfordern darf, er muss ganz langsam und behutsam seine Erinnerungen zurück erlangen und nichts überstürzen. Das Problem ist nur, dass eine neue Bedrohung sich zusammenbraut und sich nun die Ereignisse überstürzen, somit ist es dringend erforderlich, dass Markus sich erinnert!

Dadurch dass dieser Band schon anders anfängt als die vorherigen, ist es von Anfang an spannend. Was ist bloß passiert und wo steckt Markus? Tatsächlich ist es nebulös, vor allem weil auch Tallulah noch nicht wieder ganz die Alte ist. Dafür lernt man dieses Mal aber auch ihre Geschwister kennen und da konnte ich sie direkt gleich besser leiden. Oh Mann, sie hat es auch nicht leicht. Doch wie war es eigentlich in Paris, wo Markus seine besonderen Fähigkeiten trainieren sollte? Davon erfährt man natürlich erst einmal nichts, da dieser ja sein Gedächtnis verloren hat und Talluah von diesen ja nichts wissen darf. Seit Markus nicht mehr weiß, zu wem er in den letzten 6 Monaten geworden ist, reagiert er auch ganz anders und das bringt Sand ins Getriebe zwischen Markus und Tallulah. Dafür steckt dieser nun ständig mit Gracie zusammen und zwischen den beiden scheint es bestens zu laufen. Aus Frust beschließt sie, sich der drohenden Gefahr, die sie wahrnimmt, alleine anzunehmen.

Ja, der Band beginnt anders, aber keine Sorge, es ist dennoch der vierte Band der Reihe, der übrigens später auch an seiner üblichen Art ansetzt. Dennoch gefällt mir der Perspektivwechsel sehr gut. Man lernt Markus aus einem völlig anderen Blickwinkel kennen, wodurch man merkt, dass die jüngere Schwester Glynis ihn geradezu verehrt. Viel spannender ist aber eigentlich zu bemerken, wie sehr unsere Erinnerungen uns prägen und wie sehr sie ein Teil unserer eigenen Persönlichkeit sind, einfach unverzichtbar. Keine Sorge, dieser Band ist nicht philosophisch, sondern durchaus wieder bewährter Spaß, mit altbekannten Figuren und am Ende richtig viel gruseliger Superhelden-Action. Dabei lernen Markus und wir nicht nur etwas über die Funktionsweise seiner besonderen Fähigkeiten, sondern auch, dass man nicht zwangsläufig ein Halbvampir sein muss, um etwas Besonderes zu sein. Superhelden können auch in ganz normalen Menschen schlummern, in solchen, in denen man es nicht erwartet. Wichtig ist es, sich selbst zu akzeptieren und nicht unbedingt den angesagtesten Trends hinterher zulaufen. Für die Zielgruppe des Buches eine ganz wichtige Botschaft. Sehr witzig fand ich, dass meine Jüngste meinte, warum in Bücher immer über die Außenseiter geschrieben wird, ob es denn keine Bücher über die angesagten Kids gäbe? Tja, wenn man den Äußerungen von Tallualahs perfekter kleiner Schwester Glauben schenken mag, ist Markus eigentlich genau das und noch ein bisschen mehr! Der Stil ist locker flockig und fast so gechillt, wie Markus Eltern immer vorgeben zu sein! Natürlich wieder ein running gag, diese ganz entspannten, verständnisvollen Eltern, die nur das Beste für ihr Kind wollen und überall nachlesen und Experten zu Rate ziehen...

Kommentar von Emily (10): total witzig und spannend wieder, ich hoffe es geht weiter. Super, dass Tallulah auch mal mehr von sich zeigt.

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Veröffentlicht am 18.11.2020

Nun ist auch meine Tochter Anne-Fan!

Anne auf Green Gables
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Dieser Klassiker ist über 100 Jahre alt und dennoch ein absoluter Publikumsliebling!

Das ältere, kinderlose Geschwisterpaar Marilla und Matthew Cuthbert bittet über Bekannte, eine andere Bekannte, ihnen ...

Dieser Klassiker ist über 100 Jahre alt und dennoch ein absoluter Publikumsliebling!

Das ältere, kinderlose Geschwisterpaar Marilla und Matthew Cuthbert bittet über Bekannte, eine andere Bekannte, ihnen für die Farmarbeit einen ca. 12 jährigen Jungen aus dem Waisenhaus mitzubringen. Durch ein Missverständnis erwartet den schüchternen, stillen Matthew die rothaarige, lebhafte Anne mit überbordender Fantasie, deren Mund nicht still zu stehen scheint... Anne ist so begeistert, von der Schönheit der Landschaft von Prinz Edward Island und dem unsagbaren Glück, dass jemand tatsächlich sie haben will, trotz ihrer roten Haare, dass Matthew es nicht übers Herz bringt, ihr den Fehler zu gestehen. Seine Schwester ist da deutlich direkter und möchte das Kind gleich umtauschen, doch als sie sieht, welches Schicksal dem Kind andernfalls blüht, bringt sie es doch nicht übers Herz Anne in eine so lieblose Familie zu geben. Anne ist clever, etwas lebensfremd, aber mit einem Herzen das so nach Liebe hungert und bereit ist Liebe zu schenken, dass selbst Marilla verblüfft ist, was dies in ihr auslöst. Dabei hat Anne nie eine gute Erziehung genossen und macht auf Anhieb eine Menge falsch. Doch wie sie betont, macht sie jeden Fehler nur einmal und dank ihrer Fantasie wird es mit ihr nie langweilig!

Trotz ihres Alters hat diese Geschichte nichts von ihrem Zauber und ihrer Schönheit eingebüßt. Anne ist ebenso zauberhaft, chaotisch und hinreißend wie eh und je. Diese ersten vier Jahre seit sie das Waisenhaus verließ und bei Marilla und Matthew endlich ein Heim fand, sind ebenso romantisch, wie witzig und auch traurig. Anne ist für mich immer ein Taschentuchgarant so bewegend und mitreißend finde ich ihre Erlebnisse, obwohl, oder gerade weil sie in einer Zeit ohne Handys, schnelle Autos und technische Geschwindigkeit lebt. Die Gefühle bekommen Zeit und Raum, um sich zu entfalten und dies lebt sie offen aus. Dabei liegt ihr Herz auf der Zunge, eine sehr ungewöhnliche Eigenschaft für das damalige Kanada. Doch ist es wohl ihr freundliches, offenes und überschäumendes Temperament, das die Menschen in ihrer Umgebung ebenso verzaubert, wie die Hörer. Ihre ständigen Pleiten, Pech und Pannen sind einfach unwiderstehlich, auch nach über 100 Jahren noch. Diese bleiben Anne auch noch treu, als sie älter wird, doch wie sie sagt, begeht sie jeden Fehler nur einmal. Darauf kann man sich verlassen! Anne ist eitel und leidet sehr unter ihrer Haarfarbe, ein Phänomen das auch heute noch auf viele Rothaarige zutrifft. Doch hat nicht jeder eine vermeintliche „Schwachstelle“ auf die er seine Eitelkeit fokussiert und mit der zu leben man einfach lernen muss? Auch wenn Anne ihre roten Haare auch später noch ein Dorn im Auge sind, lernt sie es sich auf ihre Stärken zu besinnen. Dabei ist es auch sicherlich hilfreich, dass Gilbert Blythe, der bestaussehende und klügste Junge der Schule, offensichtlich mit ihr befreundet sein möchte, denn er findet schlaue Mädchen interessanter, als hübsche. Dabei ist Anne tatsächlich auch hübsch, nur vielleicht nicht auf die klassische Weise, wie ihre beste Freundin Diana, um deren dunkle Lockenpracht sie sie beneidet. Allerdings ist Anne eine sehr gute Freundin und eine „Busenfreundin“ zu finden, was in Annes Jahren in Pflegefamilien und im Heim stets ihr größter Wunsch war, neben einer anderen Haarfarbe! Dank ihrer Fantasie hat sie sich ihr fröhliches und begeisterungsfähiges Wesen bewahrt. Übrigens ist Anne nicht nur mein Liebling, sondern auch der meiner jüngsten Tochter (11). Was hat sie mit Anne gelitten und gelacht!

Jessica Schwarz liest diese Liebeserklärung an die Fantasie, die Wissbegierde, Loyalität und Romantik mit der passenden Mischung aus Gefühlen. Sie klingt zwar nicht so jung wie Anne und nicht so tolpatschig, aber ebenso charmant und unwiderstehlich. Es macht ihr einfach Spaß zuzuhören und sich von ihr auf die ferne Prince Edward Island, mehr als 100 Jahre zuvor entführen zu lassen.

Trotz 6 h 45 min. Laufzeit sind Annes Erlebnisse leicht gekürzt, aber dennoch sehr nah am Originaltext, wodurch der Zauber erhalten bleibt. Dieser Band ist übrigens Teil der Reihe „Nostalgie für Kinder“ in der auch „Der Trotzkopf“, „Nesthäkchen und ihre Puppen“ und „Heidi“ veröffentlicht wurden, die Heldinnen unserer Kindheit und frühen Jugend. Sehr zu empfehlen um in Erinnerungen zu schwelgen oder wunderschöne Erinnerungen an die eigenen Kinder weiterzugeben.

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Veröffentlicht am 16.11.2020

Tollwut wütet

Wildspitz
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Der zweite Fall für Sara Jung und Natalie Krieger: Just nach dem Ausstand von Harri Krieger beim Forschungslabor Rivoli wird dort eingebrochen. Die drei Täter richten großen Schaden an. Sie schlagen die ...

Der zweite Fall für Sara Jung und Natalie Krieger: Just nach dem Ausstand von Harri Krieger beim Forschungslabor Rivoli wird dort eingebrochen. Die drei Täter richten großen Schaden an. Sie schlagen die Einrichtung und Geräte kurz und klein, befreien die Labortiere, öffnen den Schrank mit den gefährlichen Forschungserregern und erschlagen den Nachtwächter. Alle Spuren scheinen ganz klar auf Natalies Vater Harri zu deuten, doch Sara Jung, Leiterin der Kripo in Zug kann es nicht glauben. Dennoch ist sie gezwungen ihn festzunehmen, gegen ihre Überzeugung und ihr Bauchgefühl. Natalie ruft sofort ihren ehemaligen Bodyguard Tom um Hilfe, der die Vorwürfe ebenfalls nicht glauben kann. Der Fall tritt auf der Stelle, ein Motiv für diesen Vandalismus ist nicht nachvollziehbar, doch da überstürzen sich die Ereignisse. Ein tollwütiger Hund torkelt aus dem Wald auf einen Golfplatz und wird gerade noch rechtzeitig von einem golfenden Jäger erschlagen, ehe er jemanden verletzten kann. Dabei gilt die Tollwut seit Jahren in der Schweiz als ausgerottet. Es bleibt aber nicht bei diesem einen Fall, immer mehr verendende Tiere oder Kadaver werden gefunden und alles scheint auf einen Zusammenhang mit dem Laboreinbruch hinzudeuten.

Mit Sara Jung und Natalie Krieger sind Monika Mansour zwei sehr komplementäre Protagonistinnen gelungen. Während Sara eiskalt und kalkulierend scheint, ist Natalie ebenso emotional, wie auch als Schmetterlingskind verletzlich. So gerne würde sie als Superheldin gegen das Böse kämpfen, doch ein Gendefekt hält sie in ihrem Körper gefangen und alles was ihr zum Kämpfen bleibt, ist es die Tiefen des Darknets nach Verbrechern zu durchforsten. Klar ist dieser Fall für Natalie persönlich, immerhin hat Sara ihren Vater verhaftet, kaum, dass sie ihr gegenüber positiver eingestellt wurde, nach dem großen Showdown von „Höllgrotten“. Doch auch Sara scheint darin verwickelt, auch wenn sie keine Ahnung hat, weshalb man ausgerechnet sie bedrohen sollte. Neben all diesen Rückschlägen gibt es für Natalie einen Lichtblick: durch Tom lernt sie einen Kumpel von ihm kennen und Ricco scheint Sara ebenso feindselig gegenüberzustehen wie sie selbst und er nimmt Natalie wahr wie sie ist. Endlich fühlt Natalie sich als Frau und nicht nur als Objekt von Mitleid.

Den Gedanken des Bioterrorismus finde ich ebenso interessant, wie die inneren Kämpfe der Protagonistinnen mit ihren Dämonen. Tatsächlich findet sogar Covid 19 hier seine Erwähnung, auch wenn dies hier kein Corona-Krimi ist. Doch die Gefahr, die von Krankheitserregern in skrupellosen Händen ausgeht, wird hier eindrücklich vor Augen geführt, geschickt kombiniert mit den persönlichen Besonderheiten der Ermittler und der zu Unrecht ins Licht gezogenen Unschuldigen. Da diese Beziehungen durchaus sehr eigenwillig und komplex sind, werden diese persönlichen Abschnitte niemals langweilig, selbst wenn die Ermittlungen zu stagnieren scheinen. Allerdings finde ich diesen Fall nicht einfach nur komplex, sondern bisweilen einfach zu sehr konstruiert, was das Motiv und die Umsetzung des Rachefeldzugs anbelangt. Dennoch habe ich mich keinen Moment lang gelangweilt, auch wenn ich den großen Knaller zum Schluss schon lange vorher ahnte. Die Stärke liegt einfach in den persönlichen Beziehungen und die bleiben bis zum Schluss besonders. Ebenso besonders ist natürlich auch die Schweizer Landschaft in welcher sich die Verbrechen ereignen. Rau und wild, ist sie abstoßend und anziehend zugleich, ebenso widerstreitend, wie seine Protagonistinnen. Ach, wenn man mit Band 2 beginnt, kann man Band 1 noch immer lesen, es wird nicht zu viel verraten!

Ich mag diese eigenwilligen Einzelgängerinnen und bin gespannt, wie es mit ihnen weitergehen wird.

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Veröffentlicht am 14.11.2020

Ich hätte mir eine Sprecherin gewünscht...

Brombeerfuchs. Das Geheimnis von Weltende
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Portia verbringt ihre Ferien erstmals dort, wo sie auch ihre Mutter verbrachte. Bei den Tanten Rose und Bramble in Conwy, Wales. Ihr Anwesen ist traumhaft, verwunschen, umgeben von einer Brombeerhecke ...

Portia verbringt ihre Ferien erstmals dort, wo sie auch ihre Mutter verbrachte. Bei den Tanten Rose und Bramble in Conwy, Wales. Ihr Anwesen ist traumhaft, verwunschen, umgeben von einer Brombeerhecke und die Tanten sind alt aber cool und herzlich. Sie wundert sich nur über den Fuchs, dem sie immer wieder begegnet. Im Örtchen lernt sie im Buchladen den gleichaltrigen Ben kennen, mit dem sie ein Picknick machen soll. Doch Ben taucht nicht auf, er hat einen Fahrradunfall, während er einen verletzten Vogel versorgen will. Also nehmen ihn Rose und Bramble, die den Unfall beobachtet haben mit nach Hause. Portia ist allerdings nirgends zu finden. Denn sie hat einen versteckten Schlüssel im Arbeitszimmer gefunden und der Fuchs führt sie schnurstracks zu einer geheimen Tür in der Brombeerhecke. Der Schlüssel passt und Portia betritt eine fremde Welt, ohne die Tür hinter sich zu schließen. Eine Tür, die niemals hätte geöffnet werden dürfen und deren Bedeutung Rose nur allzu schmerzlich bewusst ist. Mit Ben, dem Vogel und dem Fuchs, folgt sie Portia in die Zwischenwelt, um zu verhindern, dass der Graue König erwacht und sie alle in den Nebel des Vergessens hüllt. Dieser darf niemals in die Menschenwelt oder in die Anderswelt gelangen, zum Schutz der Seelen und Erinnerungen. Doch Portia hat die Tür geöffnet und sie zu verschließen und das Unheil wieder zu begraben wird gefährlich und aufregend!

Die Gestaltung des Covers sprang meiner Jüngsten (11) sofort ins Auge und ihr war klar, dass sie diese Geschichte unbedingt kennenlernen will!

Die Geschichte ist sehr rasant und gleichzeitig komplex, da ist es von Vorteil gut zuzuhören. Denn vieles ist nicht das, was es zu sein scheint. Außerdem ist es sehr spannend, aufregend und bisweilen gruselig, so dass sich diese Geschichte nur bedingt als Gute-Nacht-Hörbuch eignet. Die Welt oder vielleicht besser Welten, in die Portia und Ben eintauchen, sind sehr vielschichtig und bis ins Detail ersonnen. Gerade bei einem Hörbuch entgeht einem schnell ein wichtiges Detail, sofern man nebenher hört, aber da finde ich es von großem Vorteil, dass es einzelne Tonträger sind, die man dann einfach mit Vergnügen noch einmal hört. Beim Lesen entgehen einem nicht so schnell entscheidende Details.
Interessant finde ich, dass es hier nicht nur Gut und Böse gibt, sondern gerade auch Facetten dazwischen und jede Menge Zweifel, die gerade Spannung aufkommen lassen. Neben der Anderswelt gibt es auch die Totenwelt und die bietet wirklich sanfte und interessante Möglichkeiten über die Endlichkeit und den Tod nachzudenken. Keine Sorge, es geschieht schon in einem angemessenen Rahmen, aber es geht um Akzeptanz und Loslassen und nicht Hokuspokus. Es werden Kindern auch wenn es sich um ein Fantasyabenteuer handelt, keine unsinnigen Hoffnungen gemacht. Es gefällt mir gut, dass hier die Kinder nicht nur zum Mitfiebern und Mitdenken, sondern eben auch zum Nachdenken aufgefordert werden.

Nicht ganz glücklich war ich bei dieser Aufnahme mit Christian Rudolf. Gut, eine weibliche Stimme wäre mir passender erschienen, da für mich Portia die Hauptperson ist und ich daher eine weibliche Stimme angemessen gefunden hätte, aber das ist es eigentlich nicht. Ich empfinde seine Performance als qualitativ unausgewogen. Da ich nicht ungerecht sein möchte, habe ich mir alle Tonträger mehrfach angehört und tatsächlich, empfinde ich seine Ausdrucksweise zu Beginn als sehr schwach. Seine Stimme ist sehr angenehm und freundlich, sie schmeichelt sich geradezu ein, aber sie differenziert sehr wenig zwischen den einzelnen Charakteren. Das bin ich von seiner Interpretation von Scary Harry nicht gewohnt und das hat mich zu Beginn sehr aus dem Konzept gebracht. Sobald sich die geheime Tür in die Zwischenwelt öffnet, scheint auch der Interpret sich für mehr Facettenreichtum zu öffnen. Gerade die magischen Wesen und Gestaltwandler arbeitet er liebevoll und individuell heraus. Die Weichheit seiner Stimme empfinde ich im Hinblick auf die Altersempfehlung ab 10 Jahren bei den gruseligen und kämpferischen Szenen als großes Plus, da es so zwar spannend, für Kinder aber weniger belastend ist, weil die Stimme signalisiert, dass alles gut werden wird.

Meine Jüngste (11) findet es super, dass sie diese Geschichte als richtig in sich abgeschlossen empfindet. Cliffhanger mag sie nämlich gar nicht. Hier merkt sie richtig, dass die Geschichte beendet ist und so kann sie sich auch innerlich von ihr verabschieden. Das ist ihr sehr wichtig.

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