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Veröffentlicht am 13.11.2020

Total cool, findet meine Tochter!

Das Vermächtnis des Erfinders - Timmi Tobbsons zweites Rätselabenteuer
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Timmi Tobbson und seine Freunde Lilli und Marvin haben gerade ein spannendes Abenteuer hinter sich, in welchen sie die unliebsame Bekanntschaft der Wächter der dunklen Macht gemacht haben.
Zur Erholung ...

Timmi Tobbson und seine Freunde Lilli und Marvin haben gerade ein spannendes Abenteuer hinter sich, in welchen sie die unliebsame Bekanntschaft der Wächter der dunklen Macht gemacht haben.
Zur Erholung liest Timmi gerade sein neuestes Abenteuerbuch, als Lilli aufgeregt mit der Zeitung in sein Zimmer stürmt: der weltberühmte Erfinder James Eckles hat eine Anzeige mit dem Aufruf zu einer Schatzsuche gestartet, um ein geheimes Elixir zu finden. Seither ist er verschwunden! Die Freunde ahnen sofort, dass auch die Wächter der dunklen Macht hinter diesem Geheimnis her sein werden und machen sich gemeinsam mit ihrem Freund Marvin auf den Weg zum Museum, in welchem offensichtlich die Suche startet! Noch während sie sich umschauen, wird der Alarm ausgelöst. Da Marvin alles gezeichnet hat, was er sah, ist ihnen ziemlich schnell klar, wer dahinter steckt. Sie nehmen sofort die Verfolgung auf und folgen den Spuren, die sie entdecken. Mit Walkie-Talkies, Lupe, Spiegel, Taschenlampe und Co. gehen sie allen Hinweisen nach.

Dies ist das zweite Timmi Tobbson Rätselabenteuer und für uns das erste! Unbedingt erforderlich: eine gute Lupe und gutes Licht! Hilfreich: ein Spiegel! Wenn man den ersten Band nicht kennt, macht das nichts, allerdings wird für unseren Geschmack auch nicht so viel über diesen verraten, dass es keinen Sinn mehr macht, anschließend mit diesem zu beginnen. Die Lesereihenfolge ist somit unerheblich.

Bereits beim Betrachten des Klappentextes fiel uns eine kleine weiße Schrift auf und tatsächlich, mit einem Spiegel und von oben nach unten gelesen, wurde ihre Botschaft klar! Das fand meine Tochter (11) schon mal richtig cool gemacht! Letztes Jahr habe ich ihr einen Escape-Room-Adventskalender geschenkt, den sie anfangs auch total cool fand, dessen Rätsel wir dann aber irgendwann so abgedreht fanden, dass uns die Lust verging. Hier war das anders. Der Schwierigkeitsgrad ist mittels einer Lupenanzahl gekennzeichnet und dem Hinweis, dass diese Wahrnehmung aber auch individuell variieren kann. Sollte man die Hinweise trotz Lupe auf den Suchbildern nicht entdecken können, gibt es hinten im Buch kleine Hilfen, die in Spiegelschrift verfasst sind. Meistens hat meine Tochter die gesuchten Merkmale gefunden, wobei man teilweise auch zurückblättern muss, um das aktuelle Bild mit vorherigen zu vergleichen. Die Lösung findet sich dann sofort im Anschluss, zu Beginn des nächsten Kapitels. Sollte man es also mal nicht geschafft haben, macht es nichts, denn die geheimnisvolle Suche ist damit noch nicht zu Ende. Hat der junge Leser richtig gelegen, dann ist das natürlich ein super Erfolgserlebnis, dass Lust macht gleich weiter zu lesen.

Die Geschichte ist witzig und frech geschrieben und schön spannend und kniffelig. Charakterliche Tiefe ist nicht zu erwarten, aber darum geht es ja auch gar nicht! Empfohlen wird dieses Abenteuer Kindern von 9 – 11 Jahren, was wir absolut passend finden. Dafür finde ich die Schrift wirklich sehr klein, aber den Zeilenabstand sehr angenehm. Immerhin haben die Leser ja immer eine Lupe parat für dieses Abenteuer, sollten sie Probleme mit der Schriftgröße haben.

Meine Tochter war vom Cover nicht ganz so angetan, aber das Buch fand sie super. Sie konnte sich mit der Lupe richtig in die Aufgaben verbeißen. Als es am Ende richtig schwierig wurde, hatte sie aber auch keine Hemmungen, die Hilfestellungen in Anspruch zu nehmen, um alle Hinweise aufzufinden. Die Illustrationen sind recht dunkel, da sich viel in Schattenbereichen versteckt, daher ist es wichtig, diese während der Suche gut auszuleuchten, damit die Schatten ihre Geheimnisse leichter preis geben. Sie sind absolut altersgerecht und sowohl für Jungen, als auch Mädchen gleichermaßen ansprechend.

Für junge Detektive richtig aufregend und spannend, aber nicht frustrierend! Damit kann man auch Lesemuffel locken, die aber schon richtig gut lesen können müssen.

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Ein früher Visionär!

Fernando Magellan
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Band 3 aus der Reihe: Kinder entdecken berühmte Leute, dieses Mal Fernando Magellan, der vor 501 Jahren als erster Mensch eine erfolgreiche Weltumseglung initiierte und somit bewies, dass die Erde doch ...

Band 3 aus der Reihe: Kinder entdecken berühmte Leute, dieses Mal Fernando Magellan, der vor 501 Jahren als erster Mensch eine erfolgreiche Weltumseglung initiierte und somit bewies, dass die Erde doch keine Scheibe ist! Das alles auf der Suche nach einem Handelsweg zu den fernen Gewürzmärkten. Obwohl er damit die päpstlichen Lehren widerlegte, war er ein überzeugter Christ, der in seinen Seefahrten auch einen Weg zur Christianisierung sah und darin seine Pflicht. Dies wurde ihm letztendlich zum Verhängnis. Doch bis dahin hat er viel erlebt: Demütigen, Hunger, Kälte, Angst, Ruhm und Ehre, Missachtung, Meuterei, Krankheit, glorreiche Siege, Auswanderung nach Spanien, Abenteuer, neue Länder... Einige dieser Länder und Inselgruppen, sowie der Pazifik tragen noch heute die Namen, die dieser portugiesische Landedelmann ihnen gab.

Für Kinder sehr interessant ist, wie früh Fernando, der damals noch Fernao hieß, mit seinem Freund Antonio in die königliche Pagenschule eintrat, um dem König von Portugal zu dienen. Als Kinder der besseren Gesellschaft lernten sie Lesen, Schreiben, aber auch die Seefahrts- und Kampfkunst. Doch wer in jungen Jahren den Dienst auf einem Schiff der königlichen Flotte antrat, muss ganz unten anfangen und gemeinsam mit Landstreichern, Sträflingen und Bettlern die Planken schrubben und das war noch nicht mal das Schlimmste. Allerdings hatten sie auch die Aussicht auf einen Aufstieg und so konnten sie schon auf ihrer ersten Fahrt die Aufgabe des Stundenglas Umdrehens und Zeitansagens übernehmen und vom Krähennest aus die Umgebung im Blick behalten.
So bekommen die Zuhörer einen guten Einblick in den Ablauf einer Jugend vor 500 Jahren und wie viel reifer man in jungen Jahren schon sein musste. Die Lebenserwartung war aber auch deutlich niedriger, vor allem, wenn man zur See fuhr. Dabei finde ich besonders eindringlich die Probleme von Hunger und Skorbut geschildert. Ob da wohl einige Zuhörer sich gleich mal schnell etwas Obst gönnen, wenn sie von diesen Qualen hören? Es werden nicht einfach nur Fakten aneinandergereiht, oder ein aufregendes Entdeckerabenteuer erzählt, sondern auch durchaus kritisch hinterfragt. Zusammenhänge werden hergestellt, so dass man durchaus für einiges ein anderes Verständnis bekommt, z.B. die noch heute bestehende Rivalität zwischen Portugal und Spanien. Wie der christliche Glaube nach Malaysia oder Südamerika kam (nein, es lag nicht alles an Kolumbus!) und eben auch Vergleiche zwischen den Landsleuten Magellan und Kolumbus hergestellt, die beide aus Enttäuschung in den Dienst des spanischen Königs traten und unter seiner Flagge, zu seiner Ehre, das Bild der damals bekannten Welt erweiterten.

Unglaublich hilfreich und anschaulich finden wir die Karten, die im Umschlag den Seeweg Magellans nachzeichnen und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Magellanstraße legen. Die Illustrationen von Klaus Ensikat sind für viele Bücher des Verlages ein Markenzeichen. Sie sind nicht nur preisgekrönt, sie zeichnen sich auch durch Reife und Tiefe aus. Das finde ich gerade für ein Kinderbuch mit historischem Thema sehr atmosphärisch und die heute modernen bisweilen „verniedlichenden“ Illustrationsstile für das Thema und das Alter unpassend. Es gibt auf jeden Fall auf den farbigen, oft ganzseitigen Bildern viel zu entdecken und sie erinnern an kolorierte Stiche von alten Entdeckerreisen. Für mich erweckt es einen liebevollen, einheitlich ganzen Eindruck, der Geschichte zum Leben erweckt und dabei sehr hochwertig wirkt.

So wird Geschichte für Kinder lebendig, Interesse geweckt und vor allem ein Verständnis für die Bedeutung von geschichtlichen Ereignissen auch für die heutige Zeit begründet. Von uns erhält dieses reich illustrierte Buch für Kinder ab 8 Jahren, das Prädikat empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 10.11.2020

Der Geist der Weihnacht

Lacroix und die stille Nacht von Montmartre. Sein dritter Fall
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Die hektische Vorweihnachtszeit in Paris scheint zum Erliegen gekommen zu sein, durch ein Wunder: es schneit erstmals seit rund 10 Jahren in Paris! Der dichte Schneefall und die Kälte lassen Plätze und ...

Die hektische Vorweihnachtszeit in Paris scheint zum Erliegen gekommen zu sein, durch ein Wunder: es schneit erstmals seit rund 10 Jahren in Paris! Der dichte Schneefall und die Kälte lassen Plätze und Straßen verwaisen. Lacroix ist langweilig, denn wenn niemand das Haus verlässt, passieren auch keine Verbrechen, die er aufklären kann. Doch dann liest er eine kleine merkwürdige Notiz in der Zeitung: In Montmartre ist die neue, funkelnde und von einem Stromkonzern gesponserte Weihnachtsbeleuchtung des Place du Tertre gestohlen worden! Eigentlich eine Bagatelle, doch sein Bauchgefühl warnt ihn, dass da mehr hinter steckt und als am nächsten Tag die große Weihnachtstanne unterhalb von Sacre Coeur von Unbekannten gefällt wird, bietet er der dortigen, schwer erkälteten Kollegin seine Mithilfe an. Inzwischen interessieren sich auch die großen Zeitungen für diesen vermeintlichen Weihnachtshasser, allen voran die von ihm gefürchtete Reporterin Romy Schneider. Dieser Fall führt den Revierleiter des edlen 7. Arrondissement ins Herz der einstigen Hochburg der Bohème.

Der Kommissar mit Hut, Pfeife und ohne Handy ermittelt wieder, diesmal aus Langeweile und noch dazu in einem fremden Revier. Doch nicht nur die mangelnden Fälle setzen ihm zu, seine Pfeife ist auch irgendwie verschwunden und so ganz ohne, fehlt ihm was. Da er die Métro ablehnt und die Autos auf den verschneiten Straßen ob quer stehen, muss er halt zu Fuß laufen, sehr zum Leidwesen seiner Füße, aber mit viel Muße zum Nachdenken. Während er darüber nachdenkt, wer sich denn an der Beleuchtung oder einem Weihnachtsbaum stören könnte, hört er sich unter den Künstlern um. Der berühmteste und beliebteste unter ihnen ist empört über diese Kommerzialisierung und Verkitschung seines Viertels. Doch reicht diese Wut aus, um auch noch die folgenden, teilweise brutalen Taten zu begehen? Lacroix hat da so seine Zweifel und keine Beweise und nur bedingt Zeugen. Er fühlt sich aufgeschmissen, lässt sich treiben, hört sich in Bistros um und trifft sich mit seiner Frau Dominique, der Bürgermeisterin ihres Quartiers und deren Kollegen von Montmartre auf dem Weihnachtsmarkt auf den Champs Elysées. Wenn man keine Fakten findet, dann hilft es, gut zu zuhören und langsam meldet sich sein Unterbewusstsein, das über Anomalien stolpert....

Auch dieses Mal hat mir der Teilzeit-Wahl-Pariser Autor Alex Lépic wieder einige interessante Infos über Paris geliefert. Ich hatte keine Ahnung, dass die Parischer Bezirksbürgermeister ihr Amt auf Lebenszeit verliehen bekommen oder dass es für das Flair des Viertels von der Stadt besondere Konditionen für die dortigen Künstler gibt. So lebt dieser Krimi wieder sehr von dem geruhsamen Flair dieser eigentlich hektischen Stadt. Er ist atmosphärisch und verzichtet diesmal komplett auf hektische Verfolgungsjagden. Es geht um den Geist der Weihnacht, trotz aller Kriminalfälle und Brutalität gibt es in diesem Fall ein leuchtendes Vorbild, das an die ursprüngliche Bestimmung dieses Festes erinnert und mit Güte und Glauben vergangene Gräueltaten zwar nicht ungeschehen machen kann, aber den Menschen, denen sie begegnet es Vorbild ist für eine bessere Zukunft. Zwischen all der Missgunst und Intrigen, gibt es auch aufrechte Menschen, die die Welt ein bisschen besser machen, jeden Tag, nicht nur zu Weihnachten. So kommt es wohl auch, dass dies der ruhigste der bislang 3 Fälle des neuen Maigret von Paris ist. Aber Vorsicht: Lacroix ist ein Genießer und so könnte es sein, das der Genuss dieses Hörbuchs den Appetit anregt und vielleicht am Besten bei Kaffee oder Rotwein genossen wird.

Felix von Manteuffel verkörpert perfekt den Bonvivant. Er klingt wie der Kommissar nicht mehr ganz jung, aber dafür reif und bloß nicht zu unterschätzen. Den mangelnden Pfeifenrauch, der ihm bisweilen die Freude an der weißen Pracht verdampfen lässt, scheint man seiner Stimme geradezu anzuhören. Seiner angenehm tiefen Stimme zu lauschen ist gefährlich entspannend.

Ein Weihnachtskrimi für Genießer und Parisfans, Thrillerfans werden nicht auf ihre Kosten kommen. Dafür versteckt sich hinter den Taten eine Erinnerung an vergangene Gräuel, an die man nicht oft genug erinnern kann. Dennoch verströmt dieser Krimi den Geist der Weihnacht.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Actiongeladen, witzig!

Captain Underpants Band 2 - Angriff der schnappenden Kloschüsseln
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George Beard und Harold Hutchins sind die besten Freunde und mit ihrer Vorliebe für Streiche, Comics und Zeichnungen, der Albtraum ihrer Lehrer an der Jerome-Horwitz-Grundschule. Sie finden ja, dass sie ...

George Beard und Harold Hutchins sind die besten Freunde und mit ihrer Vorliebe für Streiche, Comics und Zeichnungen, der Albtraum ihrer Lehrer an der Jerome-Horwitz-Grundschule. Sie finden ja, dass sie den Schulalltag interessanter gestalten, aber die Lehrer, allen voran Schulleiter Herr Krupp, sehen das anders. Als nun der zweite Schüler-Erfinder-Wettbewerb angekündigt wird, sind sie ganz aus dem Häuschen, denn der erste Preis ist: Für einen Tag lang Direktor der Jerome-Horwitz-Grundschule zu sein! Welch ein Spaß, doch dann erfahren sie, dass sie wegen des Chaos, das sie letztes Jahr ausgelöst haben, diesmal vom Wettbewerb ausgeschlossen sind. Das spornt sie natürlich nur noch mehr an! Also manipulieren sie heimlich die Erfindungen ihrer Mitschüler, die tags zuvor in der Turnhalle aufgebaut wurden und produzieren dabei versehentlich eine Armee angriffslustiger sprechender Toiletten. Mit denen werden sie ja noch fertig, doch dann kommt deren Anführer und gegen das Killerklo 2000 kann nur noch Captain Underpants helfen!

Dieses Buch ist bunt, frech, fantasievoll, abgedreht und verwendet jede Menge Begriffe, die sonst in Büchern nicht vorkommen, für Grundschüler aber irre witzig sind: Unterhose, Klo, Klo-Pömpel... Dadurch unterscheidet sich diese „epische Geschichte“ von Dav Pilkey ganz erheblich von anderen Büchern, die die Leselust von hartnäckigen Lesemuffeln wecken sollen. Diese Bücher sind nicht von Pädagogen erdacht, sondern von einem ehemaligen Lehrerschreck, der sich seine Superheldenfantasien in Unterhosen bewahrt hat. Anders als bei den Marvel-Comics ist Captain Underpants kein gelangweilter Millionär oder ein unauffälliger, schüchterner Journalist/Sachbearbeiter etc. nein, es ist der fiese, herrische und absolut humorlose Schulleiter, dessen Aussehen und Wesen sich allerdings dank eines Hypnoserings schlagartig ändert, sobald jemand in seiner Gegenwart mit den Fingern schnippt! Harold und George sind zwar Missetäter, aber keine Unmenschen, daher sorgen sie als Kenner dieses Geheimnisses stets dafür, dass die Kleidung des Schulleiters nach der Verwandlung auch stets in Sicherheit gelangt und bei der Rückverwandlung auch wieder griffbereit ist. Die Jungs wollen Spaß, denken ihre Aktionen nicht immer bis zum Ende durch, aber sie sind nicht boshaft, sondern versuchen immer wieder den Unfug den sie anstellen, auch wieder in Ordnung zu bringen. Dabei geht es allerdings oft so turbulent zu, dass man es gar nicht mehr in Worte, sondern nur noch in Flip-o-ramas fassen kann. Flip-o-ramas sind ähnlich wie Daumenkinos, allerdings zeichnerisch aufwendiger, aber mit weniger Seiten und altersentsprechend können die Kinder das ganze Buch fest in die Hand nehmen und die untere rechte Buchseite zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und schnell hin- und herbewegen, damit Bewegung in die Bilder kommen. Klar, dass da kein Raum für viel Text ist! Oft sind diese Szenen auch noch mit einer vorherigen Warnungen vor der folgenden „extrem brutalen Gewalt“ versehen. Das klingt schlimmer als es ist, es erinnert mehr an Märchen wie „Rotkäppchen“ oder „Der Wolf und die sieben Geislein“, denn auch dort werden ja Personen mit einem Happs verschluckt und nachher wieder an einem Stück und lebendig geborgen. Schlafstörungen müssen Eltern also nicht befürchten, wenn ihre Kinder bisher keine Probleme mit Märchen hatten.

Die Kapitel sind sehr kurz, da sind dann auch Lesemuffel schon mal bereit, freiwillig ein Kapitel mehr zu lesen. Die Textmenge ist absolut überschaubar, aber deutlich mehr als in Comics. Zwischendurch gibt es dann noch Auszüge aus den Original-Comics die die Schüler George und Harold selbst gezeichnet und geschrieben haben, mit all ihren Rechtschreibfehlern. Das finde ich etwas problematisch, da sich bei schwachen Kindern auch einige Fehler einprägen können. Ein solcher Comic fasst zur Einleitung erst einmal zusammen, was bisher geschah, damit auch Captain Underpants Neulinge keine Verständnisschwierigkeiten haben.

Übrigens stehen George und Harold auch für Diversität, da George farbig mit ordentlicher Krawatte ist, während Harold durch seine wilde blonde Lockenmähne auffällt, denn jeder hat das Zeug die Welt zu verändern!

Als kleines Schmankerl findet sich im Anhang noch ein kurzer Dogman Comic und als Glossar ein paar lustige Tatsachen über den Autor, in Fließtext, die Schüler ermutigen, dass auch ein holpriger Schulstart einer späteren Karriere nicht im Wege steht!

Ein buntes, rasantes, freches, witziges Leseanfängerbuch, dass mit alten Traditionen dieses Genres bricht und sich auf Grundschüler-Niveau begibt. Meine Jüngste findet es lustig und liebt besonders die Flip-o-ramas und die Warnungen vor extrem brutaler Gewalt!

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Gemeinsam ist man weniger einsam

Ein ganz alter Trick
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Der zwöfjährige Pascal wohnt in einem edlen Internat, seit seine Mutter nach der Scheidung wieder geheiratet hat und sie mit ihrem neuen Mann viel reist. Pascal ist dort sehr unglücklich und fühlt sich ...

Der zwöfjährige Pascal wohnt in einem edlen Internat, seit seine Mutter nach der Scheidung wieder geheiratet hat und sie mit ihrem neuen Mann viel reist. Pascal ist dort sehr unglücklich und fühlt sich abgeschoben. Anschluss findet er keinen, sucht ihn aber auch nicht wirklich. Seinen Frust und seine Einsamkeit lässt er durch Streiche heraus, er weiß ja, dass alle Mitleid mit ihm haben und ihm nie ernste Konsequenzen drohen. Doch diesmal ist er zu weit gegangen! Diesmal bekommt er tatsächlich eine Strafe: vier Wochen muss er vormittags in der Seniorenresidenz aushelfen, deren Bewohnerin er den Rollator aus Langeweile im See versenkt hat. Pascal ist total angekekst, doch einige der Bewohner finden ihn richtig spannend und der Junge bringt endlich ihr Leben in Schwung! Doch die Rollator-Dame Ingelotte hat ganz andere Pläne für ihn. Sie ist alles andere als auf den Kopf gefallen und nicht bereit, ihre Abschiebung ins Heim so einfach hinzunehmen. Sie plant aus ihrer alten Villa einen Schatz zu bergen. Gar nicht so einfach, da sie inzwischen von ihren Kindern vermietet wurde.... Doch nun ist ja zum Glück Pascal mit seinem Skateboard da und der ist ihr noch etwas schuldig!

Pascal ist unglücklich und einsam und statt seinen Kummer in Worte zu fassen, drückt er ihn in bisweilen sehr unglücklichen Streichen aus. Er weiß ja, dass ihm keine Konsequenzen drohen, weil alle Mitleid mit seiner schwierigen Situation haben! Doch diesmal ist er zu weit gegangen, was er getan hat, war kein dummer Jungenstreich, sondern echt rücksichtslos und fies. Er ist ja noch nicht strafmündig und kommt daher nicht vor Gericht, aber er muss dennoch quasi Sozialstunden in dem Edelaltersheim des Ortes ableisten. Vier Wochen lang jeden Vormittag, dafür wird er von Talil, dem freundlichen Helfer fürs Grobe, jeden Morgen abgeholt. Talil ist freundlich, lustig und Pascal sofort sympathisch! Von ihm lernt er, wie der Hase im Heim läuft und Pascal lernt schnell. Er hat nämlich wirklich keinen Bock auf die Aufgaben, die ihm die Oberschwester aufs Auge drückt! Er soll einen Zaun streichen. Das ist ja wohl verbotene Kinderarbeit! Vorsicht Spoiler! Was dann folgt ist ganz schön clever und es werden sich wohl die Geister daran scheiden, was von dieser Aktion Pascals zu halten ist. Zwei der Bewohner geben ihm lauter gute Tipps und wissen alles besser. Also sollen sie ihm, ähnlich wie bei Tom Swayer, zeigen, wie man es richtig macht. Schon streichen die zwei Alten um die Wette und haben dabei mächtig Spaß und freunden sich an! Man könnte also beklagen, dass Pascal nichts dazu gelernt hat, weil er sich mal wieder drückt. Andererseits, hatten die Zwei endlich mal wieder Spaß, fühlten sich nützlich und bestätigt und nun nicht mehr so allein. Eine bessere Beschäftigungstherapie hätten sich die Ergotherapeuten wohl auch nicht ausdenken können. Diese Aktion beeindruckt Ingelotte und so plant sie Pascal für einen gewagten Coup ein, da sie einen Schatz bergen will, was ich einen Einbruch nennen würde. Talil hat da ganz ähnliche Bedenken wie ich und findet das überhaupt nicht gut. Er äußert seine Bedenken klar und deutlich, hilft dann aber doch, damit sie nicht auf noch dümmere Gedanken kommen. Einer muss ja auf sie aufpassen. Die Aktion ist unglaublich schlecht durchdacht, weswegen natürlich so einiges schief läuft, was aber auch wiederum wirklich witzig ist. Später kommt der Einwand, den ich die ganze Zeit im Hinterkopf hatte: Man hätte doch einfach freundlich fragen können, oder? (Tatsächlich ist das ausgesprochen hilfreich und wer freundlich fragt, erreicht die unglaublichsten Resultate, habe ich festgestellt). Ja, das hat Ingelotte auch überlegt, aber wenn man abgelehnt hätte, wäre der Verdacht später sofort auf sie gefallen! Bei dieser Aktion wachsen Pascal, Ingelotte, Talil und Ingelottes Enkel Jonathan zu einem richtig guten Team zusammen. Das gibt Pascal, Ingelotte und Jonathan Halt und Erdung, denn sie fühlen sich geschätzt und wertvoll. Talil ist mehr der gute Engel der Drei und viel zu gut für sie! Dennoch finde ich sie wirklich liebenswert, wenn auch nicht unbedingt gute Vorbilder. Ingelotte ich nämlich alt genug um etwas vorausschauender zu planen. Nichtsdestotrotz wird das der Sommer ihres Lebens, naja, zumindest für Pascal und Jonathan, denn Ingelotte hat schon so einiges erlebt! Der Schreibstil ist sehr direkt und humorvoll und gut verständlich. Immer wird mit einem Augenzwinkern erzählt. Was mich etwas gestört hat, ist dass Pascal seinem Schulleiter und seiner Betreuerin gegenüber, für mein Verständnis, sehr rücksichtslos ist. Dabei geben sie sich redlich Mühe und haben diese Behandlung nicht verdient. Ich finde es nicht fair, dass er seinen Frust über die mangelnde Aufmerksamkeit seiner Mutter an ihnen auslässt. Es zeigt aber sehr anschaulich, dass bei Kindern und Jugendlichen oft Einsamkeit, Trauer und Wut Auslöser für unmögliches und bisweilen kriminelles Verhalten sind. Da hilft kein Schimpfen, sondern mehr elterliche Zeit, aber rechtzeitig, ehe es zu spät ist.

Illustratorin Felicitas Horstschäfer startet jedes Kapitel mit einer Skatervignette, das Coole ist aber, das kleine Skaterdaumenkino unten rechts auf den Seiten.

Ein witziges Plädoyer für mehr Respekt vor dem Alter und der Jugend. Eigentlich können Alt und Jung sich nämlich super verstehen, wenn sie sich erst einmal kennenlernen. Aber auch dafür, dass die eigene Familie durchaus Aufmerksamkeit und Zeit verdient hat. Ab 10 Jahren.

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