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Veröffentlicht am 21.07.2020

Spannend!

Eifelmord
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Dies ist der vierte Fall für den ehemaligen NATO-Sonderermittler Paul David, der bei einem Einsatz als Personenschützer in Afghanistan vier Leben rettete und dabei seinen Unterarm verlor. Daraufhin sollte ...

Dies ist der vierte Fall für den ehemaligen NATO-Sonderermittler Paul David, der bei einem Einsatz als Personenschützer in Afghanistan vier Leben rettete und dabei seinen Unterarm verlor. Daraufhin sollte er in den Innendienst versetzt werden. Nichts für ihn und so betreibt er nun gemeinsam mit seiner Tante Helga den Campingplatz Pönterbach in Andernach-Kell. Da ihm das Ermitteln im Blut steckt, hat er auf Drängen seines Freundes Kalle inzwischen eine Lizenz als Privatermittler beantragt. Die Homepage, von der er keine Ahnung hatte, hat ihm Freund Steffen, Multimillionär und Computerwiz erstellt und über diese findet ihn seine Bekannte Linda Becking vom CID der US Army in Kaiserslautern. Diese sucht nicht nur ihren jüngeren Bruder Ben, sie will auch wissen, wer ihre Wohnung verwüstet und eine eindeutige Warnung an diesen auf ihrer Wand hinterlassen hat. Ihre offizielle Quellen will Linda nicht einschalten, um weitere Schwierigkeiten für Ben zu vermeiden, aber irgend etwas stinkt da ganz gewaltig. Davon ist Paul nicht erst überzeugt, als er merkt, dass ihnen gleich zwei Fahrzeuge unterwegs folgen. Da haben die Beschatter die antrainierten Fähigkeiten der von ihnen Beschatteten nicht mit einkalkuliert und werden peinlichst eines Besseren belehrt.

Ja, die Eifel ist idyllisch, auch das Pöntertal zwischen Andernach am Rhein und dem Laacher See, auch wenn des dort keinen Campingplatz gibt, sondern nur an eben jenem am Doppelmaar am Fuße des Klosters. Wer diesen Sommer keine Unterkunft an der Deutschen Küste oder in den Alpen bekommen hat, sollte sich mal dort umsehen, es ist auch wirklich nicht gefährlich, aber schön. (Wirklich, die Staatsanwaltschaft Koblenz hat deutlich mehr im Westerwald zu ermitteln....)

Paul David konnte sich keinen Schreibtischjob vorstellen und die Abrechnungen sind auf dem Campingplatz wirklich überschaubar. Er genießt die Ruhe und die Nähe zu wirklich guten Freunden, mit bisweilen sehr speziellen Fähigkeiten, die nicht immer ganz legal sind. Für Datenschützer ist diese Reihe ein Gräuel, aber wer glaubt schon ernsthaft an Datenschutz? Mir machen Steffens technischen Spielereien auf jeden Fall richtig Spaß. Tja, die Rechtsstaatlichkeit, lassen wir da mal außer Acht, auch wenn sie mich beim letzten Fall störte. Das lag aber nicht an der Umgehung des Datenschutzes. Paul David ist eine ausgebildete Kampfmaschine, seit er auf einem US-Stützpunkt aufwuchs und schon in jungen Jahren von den besten Ausbildern der Army trainiert wurde. Er ist jahrelang Sonderermittler gewesen und hat Jura studiert, da passten einige seiner Aktionen im letzten Buch für mich nicht ins Bild. Denn Paul David ist kein Rächer, er ist Ermittler und hat sich immer auf Abwehr von Angriffen beschränkt und dies ist auch dieses Mal wieder der Fall. Das gefällt mir, denn Paul und seine Freunde sind ja die Guten. Und dieses Team, das immer näher zusammenwächst mit jedem Fall, wird auch stetig ergänzt. Dadurch kommt auch eine persönliche Note dazu, die auch mal romantische Töne aufweist und das nicht nur, weil Kalles und Tanjas Verlobung gefeiert wird. Keine Sorge, das macht die Reihe nur persönlicher, wer Liebesromane erwartet, soll zu den gemeinsam mit seiner Frau Christine unter dem Nom de Plume Barbara Erlenkamp verfassten Büchern greifen.

Paul ist ein Held mit Handicap, dass ihm selbst dank seiner bionischen Prothese aber meistens nur noch auffällt, sofern er morgendliches Aufwärmtraining macht, und seine Prothese noch auf der Ladestation steht. Das hat für ihn aber den enormen Vorteil, dass er stets und ständig unterschätzt wird und nichts ist gefährlicher für einen Angreifer... Ja, Paul fehlt ein Unterarm, aber mit seinen Reflexen und seinen Denkleistungen ist alles in Ordnung, ein Aspekt, der bisweilen vielen Menschen nicht so bewusst zu sein scheint.

Lindas Bruder Ben hat es so richtig versemmelt und um seinen Mist auszubügeln, hat er sich noch mehr Ärger eingehandelt. Daher gibt es zwei Verfolgerteams und eigentlich auch zwei aufzuklärende Fälle, die aus ganz unterschiedlichen Zeiten stammen. Die moderne organisierte Kriminalität, steht den korrupten Anfängen der Partei- und Rüstungspolitik der Ädenauer-Ära gegenüber. Gerade den historischen Part fand ich interessant, da der pragmatische Adenauer ein interessantes Schlitzohr war, immer wieder für eine Überraschung gut. Diesen Teil fand ich stringent und absolut schlüssig. Die Auflösung des Falls in der rheinischen Unterwelt ging mir dafür allerdings etwas zu schnell. Bei mir ploppten gleich sämtliche Alarmsignale wegen Beweisverwertungsverboten beim Lesen in meinem Schädel auf. Auch würde es mich nicht wirklich beruhigen, wenn ich wüsste, dass ich einen russischen Rädelsführer für lange Zeit hinter Gittern gebracht habe, wenn ich doch weiß, wie der Strafvollzug funktioniert. Aber na gut, Paul David als Rächer, der seine Gegner gnadenlos erschießt, gefiel mir nicht. So wird Paul sich in nächster Zeit wohl öfters mal umdrehen und vorsichtig über seine Schulter in die düsteren Schatten schauen müssen.

Eine spannende Reihe, flüssig geschrieben, die die militärische Vergangenheit dieses ungewöhnlichen Ermittlerhelden nie außer Acht lässt. Auch wenn die Bände jeweils in sich abgeschlossen sind, lohnt es sich aufgrund der persönlichen Entwicklungen des Teams rund um Paul David unbedingt die Reihenfolge der Bände einzuhalten.
4,5 Sterne

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Veröffentlicht am 18.07.2020

Das Gesetz der Gewalt

Long Way Down
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Will ist 15 Jahre alt, als sein 20 jähriger Bruder Shawn auf dem Weg in den 9 Blocks entfernten Laden, in dem Revier einer anderen Gang erschossen wird. Dabei sollte er doch nur die spezielle Hautcreme ...

Will ist 15 Jahre alt, als sein 20 jähriger Bruder Shawn auf dem Weg in den 9 Blocks entfernten Laden, in dem Revier einer anderen Gang erschossen wird. Dabei sollte er doch nur die spezielle Hautcreme für seine Mutter abholen! Es ist nicht der erste gewaltsame Tod in seinem jungen Leben. In ihrer Gegend ist das nicht ungewöhnlich und so lernen die Kinder von Kleinauf sich bei dem ersten Anzeichen für eine Schießerei sich flach auf den Boden zu werfen. Doch der Schuss galt Shawn und so gab es kein Entkommen. Nun ist Will mit seiner weinenden Mutter allein, die Trost in der Flasche neben ihr sucht. Will ist fest entschlossen, sich nun an die Regeln zu halten, die ihm Shawn bei gebracht hat, die er von Buck lernte, als ihr Vater Mikey erschossen wurde, wie auch schon dessen Bruder Mark... eine schier unendliche Spirale der Gewalt, dank der Regeln:
Nr. 1 Weinen (Tu's nicht. Egal was passiert)
Nr. 2 Jemanden verpfeifen (Tu's nicht. Egal was passiert)
Nr. 3 Rache (Finde den, der getötet hat. Und töte ihn)
Will nimmt sich die nunmehr herrenlose Waffe seines Bruders, entschlossen das Gesetz der Straße zu Ende zu bringen und steigt in den Fahrstuhl mit dem Ziel von der Lobby aus, sich auf den direkten Weg zu dem Mörder seines Bruders zu begeben. Doch der Weg nach unten ist lang, auf jedem Stockwerk steigt jemand aus seiner Vergangenheit ein, der erschossen wurde und erzählt von Gewalt, Ohnmacht, Rache und Tod. Wird Will den Mörder seines Bruders töten?

Ungeschriebene Gesetze werden oft viel genauer befolgt, als die geschriebenen. Will hat das Gefühl, dass er keine Wahl habe. Dass er tun muss, was ein Mann tun muss, denn nach dem Tod aller anderen männlichen Familienmitglieder ist er nun der Mann im Haus und seine Mutter nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie ist völlig übermannt von den anscheinend nie enden wollenden Morden und Will will dies nun auch fortsetzen. Doch mit jedem der in den Fahrstuhl einsteigt und ihm von seiner Geschichte, von seinem Tod erzählt, kommt er ins Wanken, kommt er ins Grübeln, noch immer an den Regeln festhaltend, innerlich aufgewühlt und zerrissen. Sie führen ihm vor Augen, was auf ihn wartet, wenn er aussteigt und seinen Plan zu Ende bringt, aber auch, wie er wirklich ist. Er, Will der Junge, der mit Sprache spielt und Anagramme liebt und ihnen Bedeutung beimisst.

Eine Ode über eine Spirale der Gewalt, frei nach dem alten Testament: Auge um Auge... Wer den Fahrstuhlpassagieren zuhört begreift sehr schnell, dass dies keine Lösung ist, eher das Ende bzw. der Anfang von noch mehr Leid und Verzweiflung. Wie sind sie alle in diese Lage gekommen? Ging es ihnen wie Will? Was raten sie ihm? Hat er das Zeug dazu? Sehr gut, finde ich, dass sich auf den Aspekt der nicht enden wollenden Spirale der Gewalt konzentriert wird. Die Polizei ist nicht wichtig, es geht nicht um sie, denn mit ihnen spricht man nicht. So bleibt die Geschichte ganz klar auf Will, seine Entscheidung und die unzähligen Todesschüsse fokussiert.

Anfangs sind diese Treffen für ihn so unvorstellbar, dass er die ihm bekannten Personen nicht erkennt, da es ja unmöglich ist, was ihm da gerade passiert. Jeder der einsteigt hat Will geprägt und für ihn eine Bedeutung. Jeder/jede hat daher auch seine eigene Stimme, denn er spinnt nicht, er hört sie nicht nur in seinem Geiste, sie sind in dem Moment real! Will wird von Julian Greis gesprochen, dem Ed Sheeran der Hörbuchbranche. Seiner Stimme entkommt man gerade nicht, man hört sie überall, doch ist sie so angenehm, so einnehmend, dass man sich nicht satt hört, sondern gerne lauscht. Er klingt jung, unerfahren, gleichzeitig verunsichert und entschlossen. Seine innere Zerrissenheit ist unüberhörbar und dennoch nicht monoton, dafür wird er zwischen den Stockwerken viel zu oft von neuen Gefühlen überflutet. Die Stimmen der übrigen Fahrgäste sind gut gewählt. Besonders Konstantin Graudus als Buck gefällt mir sehr gut, seine Stimme ist tief und sonor, als hätte er den Blues, als hätte sein Leben eine Chance, hätte er nicht die Regeln befolgt, sondern stattdessen gesungen...

Jason Reynold liebt es, den Ausgang seinen Lesern/Hörern zu überlassen. Sie sollen seine Geschichte beenden, mitdenken, selbst für sich über den „richtigen“ Ausgang entscheiden. So war ich von dem Ende überrascht und etwas unschlüssig, wurde mir Wills Entscheidung doch nicht präsentiert, sondern von mir eine Entscheidung für ihn erwartet. An Wills Liebe zu Anagrammen spürt man seine Liebe zu Sprache. Diese zu übersetzen ist eine echte Leistung, da ziehe ich auch vor der Übersetzerin Petra Bös den Hut.

Ein interessantes Hörbuch, über das Gesetz der Straße und dass es Leben retten kann, wenn man eigene Entscheidungen trifft, statt anderer Gesetze unüberlegt zu folgen. Von der sinnlosen Gewalt in vielen schwarzen Vierteln in Amerika und der Machtlosigkeit der Gesetzeshüter dort, mit denen niemand spricht.

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Veröffentlicht am 16.07.2020

Zum Dahinschmelzen!

Playlist
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Die Sommerferien sind gerade vorbei, für die 14-jährige Mira gibt es fast nichts Schöneres, als mit ihren besten Freundinnen Fritzi und Özlem im Eiscafé rumzuhängen und zu quatschen. Dort ist es auch, ...

Die Sommerferien sind gerade vorbei, für die 14-jährige Mira gibt es fast nichts Schöneres, als mit ihren besten Freundinnen Fritzi und Özlem im Eiscafé rumzuhängen und zu quatschen. Dort ist es auch, wo sie ihnen von ihrer aufregenden neuen Idee erzählt. Ein Radiosender veranstaltet einen Bandcontest für Nachwuchsbands bis 18 Jahren! Dort möchte sie mit den drei Jungs aus ihrer noch namenlosen Band unbedingt teilnehmen, allerdings braucht man ein Bewerbungsvideo. Özlem bietet da sofort ihre Hilfe an, mit sowas kennt sich die einzige Tochter erfolgreicher Eltern aus. Auch die Jungs finden die Idee super. Von nun an wird geprobt, gefilmt und gepostet. Irgendwie verselbstständigt sich ihr Ruhm und die fröhliche, tolpatschige Mira steht ganz schnell im Mittelpunkt des Interesses. Die Meisten finden ihre Musik und ihre Filme toll, aber einige Kommentare sind auch ganz schön fies. Am engagiertesten ist Noisette16, der zumindest Mira auch im echten Leben zu kennen scheint. Wer kann sich nur hinter diesem Nickname verstecken und warum sagt er ihr nicht, was er zu sagen hat? Die Freundinnen beschließen dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Allerdings beanspruchen auch Schule und Familie Miras Aufmerksamkeit und so wird es ziemlich stressig!

Beim Lesen des Buches hatte ich das Gefühl, als handele es sich um Eiscreme. Ganz schnell lesen, damit es nicht schmilzt! Aber das ist natürlich nur Blödsinn, ich wollte einfach wissen, wie es weitergeht, ob Mira herausfindet wer hinter Noisette16 steckt (das war mir allerdings ziemlich schnell klar, offensichtlich kann Mira kein Französisch), ob Mira ihre Schulnoten in den Griff bekommt, Özlem es schafft ihren Eltern klar zu machen, dass sie keine Nachhilfe braucht, ob Miras Mutter mal wieder eine Rolle in ihrem Leben spielen wird, ob die Band den Wettbewerb gewinnt?

Einer meiner heimlichen Lieblinge ist Özlem, Miras energiegeladene, engagierte Freundin, die genau weiß, was sie will, eine richtig gute Schülerin ist, aber dennoch ständig Nachhilfe nehmen soll, um noch besser zu werden! Die ist so klasse, dass sie einen auch ganz schön einschüchtern kann ;)

Mira ist ein Wirbelwind, der das Leben so nimmt, wie es gerade kommt. Sie ist mit sich im Reinen, genießt das Leben, auch wenn sie weiß, dass die beiden nicht perfekt sind. Na und, man hat nur dieses eine, also mache man das Beste daraus! Ihre große Schwester Madita ist zwei Jahre älter, und findet einige von Miras Aktionen ganz schön peinlich. Andersherum aber auch, denn Mira will auf keinen Fall wie Madita nichts als Jungs im Kopf haben! Da geht es nicht immer harmonisch zu und ihr alleinerziehender Vater, ein Erzieher ist bisweilen nicht nur mit dem Kochen überfordert! Dem Herrn Erzieher hätte ich ja bisweilen gerne mal die Leviten gelesen und ihm ein paar Takte zu pubertierenden Töchtern erzählt, da fehlt ihm offensichtlich aus dem Kindergarten völlig die Erfahrung! Super, dass die Mädels doch noch so gut geraten sind! Die Schwesterzickereien fand ich herrlich real beschrieben! Sehr gut beobachtet! Was mir auch sehr gut gefiel, war die Ernährung der Familie. Der Vater ist die absolute Kochkatastrophe! Wenn man liest, was sie essen, fällt einem auf, dass nie Fleisch dabei ist und sie es bisweilen auch vegan versuchen. Aber es wird mit keinem Wort explizit erwähnt! Laut Klappeninfo liebt die Autorin veganes Essen, aber es wird nie groß angesprochen, mahnend thematisiert, es wird einfach selbstverständlich praktiziert. Das kommt bei Kindern und Jugendlichen viel besser an, als Missionarisches. So erwähnt Mira allerdings nebenbei, dass ihre Mutter ja wisse, dass sie ja niemals nur so für einen Urlaub in ein Flugzeug steigen würde... Ein Statement – Punkt, darüber kann man nachdenken, aber es sprengt auch nicht den Rahmen des Buches. Sehr interessant finde ich die Familienkonstellation und wie einfühlsam, diese besondere Situation auch aus der Sicht der Töchter geschildert wird. Was ich neben der emotionalen Achterbahn von Miras Gefühlen noch so mochte, war das wachsende Bewusstsein, was denn die digitalen Spuren im Internet bewirken und dass alles was man ins Netz stellt, Folgen hat, nicht immer gute... Immer wieder kleine Gedankensplitter zum Nachdenken, die aber nie die Süße der Story erdrücken, sondern zartschmelzend wie Pistazieneis bleiben. Es ist ein Jugendbuch ab 12 Jahren und kein Horrorschocker oder Missionierungsbuch, aber Nachdenken schadet ja nie...

Wunderbar sommerlich leicht, aber nicht seicht. Voller Probleme, Gefühle und Hoffnungen von jungen Leserinnen ab 12 Jahren. Zum Dahinschmelzen schön!

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Veröffentlicht am 16.07.2020

Hörbuchglück

Glück und wieder!
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Dies ist der zweite Teil von Linas Glücks-Triologie nach Glück & los. Lina kann noch gar nicht recht fassen, was in der letzten Zeit so alles passiert ist. Es fühlt sich so unwirklich an, dass sie eine ...

Dies ist der zweite Teil von Linas Glücks-Triologie nach Glück & los. Lina kann noch gar nicht recht fassen, was in der letzten Zeit so alles passiert ist. Es fühlt sich so unwirklich an, dass sie eine Wunscherfüllerin sein soll, aber vor allem, dass Arthur, der doch bei ihrer ersten Begegnung auf dem Flughafen so abweisend war, sie tatsächlich richtig mag und sogar mehr als dass! Ihr Leben hat sich in der letzten Zeit ganz schön verändert. Dass sie sich nun Hals über Kopf in einen der Zwillinge, ihrer neuen Stiefbrüder verliebt hat, macht die Sache nun nicht leichter. Deswegen will sie das Geheimnis ihrer neuen Liebe auch unbedingt geheim halten, um das zarte junge Patchworkglück nicht zu erschüttern. Aber aller guten Dinge sind drei und so kommen ihr langsam Zweifel, dass mit den Wünschen, die sie erfüllt, alles so seine Richtigkeit hat. Allmählich bekommt sie Übung darin die geheimen Sehnsüchte ihrer Mitmenschen zu erkennen. Die richtigen auszuwählen und zu erfüllen, erweist sich allerdings als ebenso tricky, wie die richtige Formulierung der Wunscherfüllung. Was ihr allerdings richtige Sorgen bereitet ist, dass sie nicht die Einzige in der Stadt mit dieser Begabung zu sein scheint. Irgendjemand versucht sie und ihr Wunschpostfach zu manipulieren. Wer könnte dazu in der Lage sein und warum? Verflixt, das ist so tricky, denn diese Gabe soll ja unbedingt geheim bleiben! Dabei wäre es doch so herrlich nun einfach auf Wolke 7 zu schweben und die junge Liebe zu genießen, ach ja, die ist ja auch geheim! Ab 11 Jahren.

Jede Menge Gefühle, Probleme und Geheimnisse prasseln mal wieder auf Lina ein. Dass hatte mich zu Beginn der Reihe etwas überfordert. Aber nun bin ich mitten drin und liebe es! Schade, dass ich nun noch so lange auf Band 3 warten muss, denn es endet richtig turbulent und spannend, ohne dass ich es als Cliffhanger bezeichnen würde. Es endet nicht völlig abrupt, aber man merkt, dass es weitergehen wird und noch einiges auf Lina zukommen wird! Und bis dahin schwelgt man mit Lina auf rosa Wattewolken, denn Arthur ist zwar ein umschwärmter Eishockey-Star in ihrer Schule, macht sich aber nichts daraus, sondern ist ganz normal, nein, viel besser. Die beiden sind richtig süß zusammen und langsam versteht Lina, warum ihre beste Freundin Kim, die außer ihrer Patin, die einzige ist, die von ihrer Wunscherfüllergabe weiß, manchmal die Zeit mit Moritz der mit ihrer besten Freundin vorzieht. Doch ist es gar nicht so einfach Zeit für traute Zweisamkeit zu finden, wenn die Liebe ein Geheimnis bleiben soll. Das ist zwar aufregend, aber gleichzeitig auch echt anstrengend und auch ein bisschen frustrierend! Noch viel frustrierender ist allerdings, dass es nicht reicht, dass die Zwillinge und Bruder Mats Kims Freund misstrauen und irgendjemand Linas Mission sabotiert. Nein, in die fast fertige gemeinsame Wohnung ziehen ungebetene Gäste. Nein, keine Ungezieferplage, eher missmutige Schnorrer in Form der ewig nörgelnden Von-Bergen-Großeltern! Das hat gerade noch gefehlt und ist, so leid es mir für Lina und Mats tut, in ihrer Bosheit und Ignoranz auch sehr lustig! Klar rücken alle noch näher zusammen und planen, wie sie sie wieder los werden können! Aber auch das reicht noch nicht! Egal was einige Neider meinen, Lina gelingt nicht alles und so steht sie mit Mathe und Physik auf Kriegsfuß! Das ist sehr sympathisch. Sowohl dass immer mal wieder kleine Schulepisoden in der Geschichte vorkommen, als auch, dass Lina nicht little-Miss-Perfect ist, sondern auch neben der Wunschverschwörung ihr eigenes Päckchen zu tragen hat. So wird der Zielgruppe auch signalisiert, dass selbst die coolsten und beliebtesten Schüler für ihre Noten sich anstrengen müssen und selbst die entspanntesten Eltern irgendwo Grenzen ziehen! Danke liebe Dagmar Bach, da lacht mein Mutterherz! Aber nein, es ist keine Strebergeschichte, sondern unglaublich süß, ohne kitschig zu sein, abenteuerlich, magisch und geheimnisvoll und dabei liebevoll chaotisch! Bei all den vielen Charakteren ist natürlich auch immer was los, selbst in den stressigen Lernphasen!

Christiane Marx ist für mich inzwischen zu Lina verschmolzen. Das liegt aber nur daran, dass ich die erfolgreiche „Zimt & ...“ Reihe der Autorin noch nicht kenne, was ich wohl schleunigst mal nachholen sollte, denn auch diese wird von der jugendlich, frischen Synchron- und Hörbuchsprecherin mit der facettenreichen Stimme gesprochen. Ihr hört man bisweilen Linas Verzweiflung ebenso an, wie ihre Verliebtheit, ihren Ekel vor Spinnen oder Abscheu vor den aufdringlich dreisten Großeltern oder die milde Belustigung über die neue schillernde Nachbarin. Man kann einfach gar nicht anders, als Lina zu mögen! Dabei klingt ihre Stimme glasklar und ist immer gut verständlich!

Nächsten Sommer wird die Reihe mit Glück & selig abgeschlossen. Da bin ich jetzt schon ganz gespannt drauf!

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Die schönste Zeit des Jahres!

Ans Vorzelt kommen Geranien dran. Die Online-Omi geht campen
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Der Sommer naht und letztes Jahr war Renate Bergmann (82 Jahre alt, vierfache Eisenbahner- Witwe aus Spandau) mit ihrer Freundin Gertraut auf Kreuzfahrt. Eine wunderbare Erfahrung und so kommt sie zu dem ...

Der Sommer naht und letztes Jahr war Renate Bergmann (82 Jahre alt, vierfache Eisenbahner- Witwe aus Spandau) mit ihrer Freundin Gertraut auf Kreuzfahrt. Eine wunderbare Erfahrung und so kommt sie zu dem Schluss, dass sie reisen sollte, solange sie es noch kann! Der Gerechtigkeit wegen soll es diesmal mit Ilse und Kurt losgehen. Aber wohin? Sie denken über ihre schönsten Urlaubserlebnisse nach und da war doch mal dieser schöne kleine Zeltplatz im Grünen.... Den gibt es aber nicht mehr und um auf der Erde im Zelt zu schlafen, sind sie nun wirklich zu alt. Aber so ein gemütlicher Campingbus, das könnte ihnen gefallen! Zu ihrer Überraschung finden auch der Neffe ihres verstorbenen Mannes Stefan und seine patente Frau Ariane den Vorschlag gut, unter der Voraussetzung, dass Stefan den Wagen auf den Platz fährt und nicht Kurt. Vor Ort finden sie gleich ein schönes Plätzchen für sich und stellen fest, dass Camper nicht gleich Camper ist. Es gibt Dauercamper, Wintercamper und Gelegenheitscamper und bei all denen stellt eine Renate Bergmann sich erst mal vor, man will ja wissen, mit wem man es zu tun hat!

Die drei rüstigen Rentner haben uns die Fahrt in den Urlaub verkürzt! Natürlich sind auch wieder einige ihrer Anekdoten in unseren Sprachgebrauch übergegangen. So cremen sich meine Töchter jetzt immer Ilse-mäßig ein, ehe sie an den Strand gehen, oder halten im Supermarkt nach rosa Toilettenpapier Ausschau, wie Kurt es gehortet hat.
So ein Campingplatz ist ja eine Welt für sich, mit ganz eigenen Regeln und bisweilen sehr eigenwilligen Charakteren, die eine Renate Bergmann natürlich schnell und mit der nötigen Portion Humor durchschaut! Diese kleinen, aber oft ausgesprochen zutreffenden Beobachtungen sind das Salz in der Suppe dieser Reihe. Dieses mal gibt es keine ausgesprochenen Haushaltstipps, nur kleine Ratschläge für die gelungene Campingküche, es konzentriert sich mehr um das Sozialleben im Urlaub. Natürlich bleiben Renate Bergmann und Ilse nicht unerkannt und treffen wieder einen Menschen aus der fast vergessenen Vergangenheit. Klar, er kam Ilse doch gleich so bekannt vor! Nicht nur dass, sie bekommen auch Besuch! So gibt es ein Wiedersehen auf dem Campingplatz, dass für die Kenner der Reihe ein vergnügliches Wiederhören mit der Familie ist! Dabei kann man feststellen, dass auf einen Campingplatz eigentlich jeder passt, jeder findet ihr sein Plätzchen und seine Nische und kann zeigen was er kann. Diesmal lernt man nichts Neues über die verblichenen Gatten der rüstigen Renate, dafür darf Tochter Kirsten endlich mal zeigen, dass sie durchaus auch Qualitäten hat! Fröhlich-humorige Familienunterhaltung, die bei uns inzwischen zu Familienreisen dazu gehört, ebenso wie bedeutende Renate-Bergmann-Zitate oder Rezepte. Renate Bergmann ist einfach Kult.

Carmen-Maja Antoni ist einfach die ideale Besetzung für Renate Bergmann. Sollte es mal eine Verfilmung der Reihe geben, wäre sie die perfekte Schauspielerin, auch wenn sie jünger als 82 Jahre alt ist. (Sie dürfte einem größeren Publikum gemeinsam mit Horst Krause, Polizeihauptmeister Krause, bekannt sein). Schön schnodderisch und mit Herz plaudert die Ost-Berlinerin aus dem fiktiven Nähkästchen, setzt dabei gekonnt die Pointen und spart nicht an verbalem Augenzwinkern. Sie trifft einfach genau den Ton, ohne zu übertreiben, als würde man ihr bei einem Gedeck Kaffee und Kuchen und einem Korn zur Verdauung, zuhören.

Urlaubsstimmung für die Ohren, ohne dass man einen Campingplatz mit Gemeinschaftsduschen betreten muss.

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