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Veröffentlicht am 25.06.2020

Eiskalt

Von zerfallenen Träumen
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Nik Pohl ist immer noch genauso unstylisch und unangepasst, wie bisher. Aber seit seiner Zusammenarbeit mit Startup-Millionär Jon und Pathologe Balthasar ist seine Arbeitsmoral deutlich besser als zu Kripozeiten. ...

Nik Pohl ist immer noch genauso unstylisch und unangepasst, wie bisher. Aber seit seiner Zusammenarbeit mit Startup-Millionär Jon und Pathologe Balthasar ist seine Arbeitsmoral deutlich besser als zu Kripozeiten. Die Kripo München vermisst ihn aber auch nicht und sein Ex-Chef Naumann und sein Ex-Partner Danilo sind froh, wenn sie ihn nicht sehen. Doch das ändert sich, als eine junge, namenlose Tote erdrosselt in einer leeren Wohnung eines neuen Häuserblocks gefunden wird. Zur Tatzeit ist auf den Überwachungsbändern ausgerechnet Nik Pohl zu sehen. Anonyme Hinweise geben den Zweien sogar den Tipp, in Niks Kofferraum nachzuschauen. Computerwiz Jon schlägt Alarm, aber das ist nicht alles. Niks Brieftasche mit einem Foto der Toten und einer Aufnahme der Ermordung werden im Fundbüro abgegeben und nun wird mit Hochdruck nach ihm gefahndet. Doch so einfach ist es nicht, es meldet sich jemand, der die Tote zu kennen behauptet und das deckt sich nicht mit Niks Ermittlungen. Welch schräges Spiel geht hier ab? Irgendjemand scheut keine Kosten, um Nik fallen zu sehen, während jemand ganz anderes ihn unbedingt in die Aufklärung eines kalten Falles hereinziehen will. Wollen sich Jon, Balthasar und Nik in noch einen Fall hineinziehen lassen?

Dieser Fall zieht Nik nicht nur in die Armutsviertel unter den Brücken von München, sondern auch in die Welt der Auftragskiller und der Schönen und Reichen und Mächtigen von München. Irgendjemand scheint sich ganz schön auf den Schlips getreten zu fühlen. Da Nik nicht immer feinfühlig ist, kommen da so einige in Betracht, so dass das kein viel versprechender Ermittlungsansatz ist. Dann doch eher die Identität der Toten, die viel zu jung war, um so benutzt zu werden. Vielschichtig und komplex entwickeln sich diese zwei Fälle und nicht nur Nik schwirrt da bisweilen der Kopf, dem aber auch mal wieder einiges zugemutet wird. Ganz klar sind seine Ermittlungen nicht gut für seine Gesundheit! Wer immer dahinter steckt, ist eiskalt und skrupellos, unglaublich reich und ausgesprochen gut vernetzt. Nik wird nun von mindestens zwei Seiten gejagt und die Fahndung der Polizei ist da fast noch sein geringstes Problem.

Auch dieser Fall ist hart und rasant. Nichts für schwache Nerven, denn es gibt mehr als nur die eine Tote. Einige der Opfer lernt man sogar näher kennen und schätzen, da nimmt man nicht gerne Abschied, das geht auch dem ermittelnden Gespann so.
Ich finde die technischen Spielereien von Jon immer unglaublich faszinierend, während Nik so eher eine One-Man-Kampfmaschine ist, trotz seiner nicht immer artgerechten Ernährung. Nik und Co. halten sich nicht immer ans Gesetz, auch wenn sie es kennen und sich daher auch bemühen, ihre Ergebnisse so zu präsentieren, dass sie nachher gerichtsverwertbar sind. Legal sind ihre Methoden trotzdem nicht immer, wobei sie diesmal auf einige sehr gebildete Menschen treffen, die dies dennoch nicht sonderlich stört.

Nik ist der Typ einsamer Wolf, kein Frauenschwarm, dazu hat er auch keine Zeit, keinen Nerv und ist viel zu selten unversehrt. Romantik kann man von seinen Fällen nicht erwarten, auch wenn er Emotionen kennt und er mit Wehmut bisweilen zurückdenkt. Anders als seine Gegner ist er kein eiskalter Killer, nur ein nicht immer gesetzestreuer Ermittler, der nicht locker lässt. Daher kann man auch bei diesem Fall sicher sein, dass es richtig spannend wird. Selbst wenn man gegen Ende schon eine Ahnung von dem „wer“ und „warum“ hat, so ist das Tempo so hoch und die Spannung zum Zerreißen, dass es mich nicht gestört hat. Etwas wehmütig war ich allerdings schon, weil auch einige interessante Personen ihr Leben für die Suche nach Erkenntnis und Gerechtigkeit lassen mussten. Was mir gut gefiel: Nik, ist Unkraut und vergeht nicht, aber das heißt nicht, dass er nicht ganz schön lädiert wird. Das macht ihn deutlich glaubwürdiger. Irgendwie mag ich diese schräge Truppe, trotz all ihrer Gesetzesüberschreitungen.... Dieser Folgeband ist ohne Vorkenntnisse gut verständlich, auch wenn es kurze Hinweise auf die bisherigen Bände gibt. So fand ich den Einstieg in diesen Fall deutlich einfacher, als bei seinem ersten Auftrag.

Alexander Hartung kommt aus Mannheim, lässt seine eigenwilligen Ermittler aber selten dort ermitteln, sondern lieber in Berlin oder München. Seine Selfpublishing-Thriller sind mittlerweile so erfolgreich, dass sie sogar vertont werden.

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Veröffentlicht am 25.06.2020

Lauf für Deine Chance!

Patina
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Patina ist gerade überall die Neue. In der Chester Academy, der feinen Schule für fast nur weiße Schüler und in ihrem Laufteam den Defenders, gefühlt aber auch in ihrem eigenen Leben. Sie ist 15 Jahre ...

Patina ist gerade überall die Neue. In der Chester Academy, der feinen Schule für fast nur weiße Schüler und in ihrem Laufteam den Defenders, gefühlt aber auch in ihrem eigenen Leben. Sie ist 15 Jahre alt und vor fünf Jahren starb plötzlich ihr geliebter Vater, er wachte morgens einfach nicht auf! Dabei war er so voller Lebensmut, er war gerade dabei sich seinen Traum zu erfüllen und Konditor zu werden! Ihrer Mutter ging es schon vorher nicht ganz so gut, sie hatte Taubheitsgefühle in den Füßen. Aus Frust über den Verlust futterte sie jede Menge süßes Gebäck und erst mussten ihr wegen der Diabetes die Zehen amputiert werden, dann die Füße und schließlich die Unterschenkel. So konnte sie ihre zwei Töchter nicht mehr alleine versorgen und Patti und ihre kleine Schwester Maddy wurden liebevoll von ihren Paten, Onkel Toni, dem Bruder ihres Vaters und seiner weißen Frau genannt Marmie aufgenommen. Beide geben sich unglaublich viel Mühe mit den Mädchen, aber so ganz ohne ihre Freunde und in der Gewissheit, dass es ihrer Ma immer schlechter geht, ist es nicht einfach. Immerhin ist in ihrem Laufteam auch Sunny, der auch in ihrer alten Schule war. Im Team sticht sie farblich nicht heraus, aber wird sie es auch schaffen eine Teamplayerin für die 4 x 800 m – Staffel zu werden und sich unter ihren aufgetakelten Mitschülerinnen zu behaupten?

Ich bin mir meiner Hautfarbe meistens nicht bewusst. In ihrer Kindheit in ihrem „normalen“ Viertel und auf der staatlichen St. Barnabys Middle School mit überwiegend farbigen Schülern, war dies für Patina auch kein so großes Thema. Sie fühlte sich gut und vor allem normal. Sie waren nicht reich, nicht arm, das Leben hielt für sie Chancen und Hoffnungen bereit. Nun ist es ein ständiger Kampf. Ihr Kopf ist voll gestopft mit To-Do-Listen! Sie will ihre Ma nicht enttäuschen, Onkel Toni und Marmie, die sie so liebevoll aufnahmen, auch nicht, im Team will sie siegen und in der Schule den Anschluss nicht verlieren. Das letztere ist ganz schön schwierig, wenn alle sich schon seit dem Kindergarten kennen und strahlend weiß sind. Alle sind strahlend und geschminkt, was ihre Ma ihr verbietet. In der Cafeteria sitzt sie stets allein und nun sollen sie für Geschichte ein Gemeinschaftsprojekt bearbeiten zum Thema: Frauen, die die Welt veränderten. Die ganze Gruppe bekommt eine gemeinsame Note und sie braucht eine gute Note, damit alle auf sie stolz sind! Ausgerechnet sie ist mit den hohlköpfigen Taylors und der für sie nicht einschätzbaren Becca in einer Gruppe! Ihr Thema und das was sie dazu herausfinden, finde ich übrigens sehr interessant und auch mir war nicht alles bekannt, obwohl ich mich mit ihr bereits beschäftigt habe.

Für Patina ist das Leben nach einer glücklichen Kindheit zu einem einzigen Kampf geworden. Dabei bekommt sie eine gute Ausbildung, hat ein liebevolles Dach über dem Kopf, es fehlt ihr scheinbar an nichts, außer an innerer Ruhe! Der Verlust hat sie stark geprägt und gezeichnet. Für mich unvorstellbar. Patti bezeichnet ihr früheres Leben, als normal, sie waren nicht arm und nicht reich. Scheinbar aber nicht gut medizinisch versorgt, ein ganz typisches Problem der schwarzen Bevölkerung, nicht nur in Amerika, auch im Vereinigten Königreich sind sie von den schweren Folgen von Corona ganz besonders betroffen, wegen der schlechten medizinischen Grundversorgung. Dass die Mutter wegen Diabetes schon in jungen Jahren die Beine verliert, für mich hier unvorstellbar. Dann muss sie auch noch zweimal die Woche ins Krankenhaus zur Dialyse!Ein Albtraum! Das Thema Diabetes in der schwarzen Bevölkerung geht derzeit oft durch die Medien, keine ausreichende Versicherung, Obama Care soll abgeschafft werden... Aber hier kam ich ins Grübeln. Wenn sie sich kein Insulin leisten kann, wer bezahlt dann die teure Dialyse und die Amputationen? Das wird leider überhaupt nicht angesprochen. Vielleicht war dies für den Autor so selbstverständlich und normal, dass er es nicht der Erwähnung wert fand, vielleicht fiel dies den geringen Kürzungen zum Opfer, vielleicht wurde es für die Zielgruppe als zu langweilig eingestuft? Mich würde es brennend interessieren, das Gesundheitssystem finde ich spannend.

Patina wächst völlig anders auf als Ghost, viel behüteter und doch auch voller Elend. Ihre Normalität, ist sicherlich nicht die meiner blonden Töchter. Für Patina ist Leben ein Kampf und jetzt kämpft sie gerade mit sich. Sie ist das Kämpfen so gewohnt, dass das Spielerische fehlt, sie ist kein Teamplayer, ein Versorger ihrer Schwester ja, aber wenn sie verliert, kennt sie keine Verwandten mehr! Selbst der zweite Platz ist kein Sieg, sondern eine Niederlage. Ihr Trainer erkennt es und nimmt sie hart heran. Dabei greift das Trainerteam zu ungewöhnlichen und für die Jugendlichen peinliche Maßnahmen. Doch sie wirken!

Pattis Leben ist für mich unvorstellbar. Wenn was ist, geht man zum Arzt. Medikamente, die man benötigt, sind bezahlbar. Elite-Schulen nur für einen Teil der Bevölkerung, haben wir hier fast gar nicht. Für mich ist es wohl ebenso fremd, wie Ghosts täglicher Kampf ums Überleben. Patti kämpft darum jung zu sein. Apropos Ghost, seine Geschichte endete vor seinem großen Lauf, was ich ziemlich frustrierend fand, hier erfährt man, wie er endete. Ich war sehr froh, dass dieser Erzählstrang wieder aufgegriffen wurde. Allerdings endet Patinas Geschichte ähnlich abrupt und man muss Sunnys Story folgen, um zu erfahren, wie es mit ihr weiter geht.

Patinas Leben ist nicht so, wie wir uns das Leben der schwarzen Comunity in den USA vorstellen. Daher hätte ich mir z.T. mehr Erklärungen gewünscht. Wie wird die teure Privatschule für Patti und Maddy bezahlt? Nur weil ihre Tante weiß ist und einen weißen Krankenhauskittel trägt, ist sie nicht automatisch reich. Heißt die Farbe des Kittels, dass sie Ärztin ist? Woher nimmt sie die Zeit, sich auch noch um die Schwägerin zu kümmern und warum schritt sie dann nicht früher ein? Klar, Patina wird fürs Studium ein Stipendium benötigen und da ist das Laufleistungsteam der beste Weg. Aber das wird leider nicht angesprochen. Es wird immer nur betont, dass sie bessere Noten braucht, aber warum? Das fehlt mir, da fand ich Ghost einfach schlüssiger, dabei hat mich der Einstieg mit dem Eintauchen in Pattis Leben echt erschüttert und die Einblicke in die ihrer Mitschülerinnen ließen mich bisweilen schadenfroh grinsen.

Jodie Leslie Ahlborn mag ich als Sprecherin sehr gerne. Sie hat mich auch diesmal nicht enttäuscht, sie klingt jung, bisweilen etwas zickig, bockig, teeniehaft eben und dann wieder wild entschlossen oder desillusioniert. Doch habe ich beim Hören nie vergessen, dass sie weiß ist. Dafür ist sie mir einfach zu bekannt. Die Illusion, farbig zu sein, konnte sie mir nicht vermitteln. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Sprechergenre in Deutschland noch viel blassgesichtiger ist, als die Schauspielerriege. Warum? Keine Ahnung! Klar, Stimmen haben keine Hautfarbe, aber wenn ein Sprecher so bekannt ist, wie Jodie Ahlborn, hat man oft auch ein Gesicht vor Augen, wenn man nicht ganz tief in der Geschichte versinken kann. Hier wurde ich nicht von der mangelnden Qualität der Sprecherin abgelenkt, sondern durch Grübeleien über das Schul- und Gesundheitssystem und deren Finanzierung. Wer bezahlt die Dialyse? Wer bezahlt die Schule? Bei Ghost war klar: es gibt kein Geld für nix! Und er hatte auch nichts. Bei Patina ist es anders, komplizierter, aber wie? Nun bin ich Juristin und interessiere mich für solche Dinge, die Zielgruppe ab 12 Jahren wohl eher weniger... das kann der Grund dafür sein, warum diese Themen nicht so ausgebreitet werden, denn oft liegt in der Kürze die Würze. Im Mittelpunkt steht eine andere Art von Armut. Die Diskriminierung im Gesundheits- und Bildungssystem und die Bedeutung die Leistungen im Sport in den USA haben (Danke, dass ich hier geboren wurde!).

Jason Reynolds weiß, wovon er erzählt. Er ist aktuell einer der wichtigsten jungen, schwarzen Autoren der USA. Er studierte Literaturwissenschaften und kreatives Schreiben. Er hat nicht nur etwas zu erzählen, was es unbedingt wert ist gehört zu werden, er vermag es auch so zu schildern, dass man einfach zuhören muss!

Für alle die fürchten, dass eine Geschichte über ein Laufteam langweilig ist: Nein, das ist sie ganz und gar nicht. Hier bekommen junge Hörer/Leser Einblicke in eine für uns fremde, unvorstellbare Welt. O.k. Wir haben im Laufe der Corona-Krise gelernt, dass wir in Deutschland mit unserem Gesundheitssystem gesegnet sind und die gute Versorgung auch in Europa nicht selbstverständlich ist, aber das ist für uns wohl immer noch außerhalb des Denkbaren, was Pattis Familie geschieht. Auch die schulischen Ungleichheiten, sind in den Bundesländern, in denen es viele Privatschulen gibt wie z.B. NRW und Hessen für mein Empfinden nicht so krass. Eine sehr wichtige Reihe, um den Nachwuchs spüren zu lassen, was die Menschen auf die Straßen treibt, um für mehr Gerechtigkeit und das Recht auf Leben, für jede Hautfarbe zu demonstrieren!

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Veröffentlicht am 22.06.2020

Da bekommt man Lust selbst kreativ zu werden!

ART PLAY – Das Spiel mit Kunst
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Dieses Buch kam an und meine Jüngste stürzte sich sofort darauf, magisch angezogen!

Ein Buch das inspiriert und zeigt, dass Kunst nicht nur das ist, was viele Erwachsene sich darunter vorstellen, sondern ...

Dieses Buch kam an und meine Jüngste stürzte sich sofort darauf, magisch angezogen!

Ein Buch das inspiriert und zeigt, dass Kunst nicht nur das ist, was viele Erwachsene sich darunter vorstellen, sondern oft auch einfach der spielerische Umgang mit Formen, Farben, Strukturen und Materialien. Viele Seiten laden zum sofortigen Ausprobieren und Malen ein, direkt ins Buch, andere zeigen was möglich ist. Dabei weist das Buch folgende Struktur auf: Zeichnen (Linien, Ausmalen, Schattieren, Nachzeichnen, Perspektive, Reibebilder, Kritzeleien), Farbe (Primärfarben, Farbkreis, Komplementärfarben, Farbe und Stimmung), Formen (Kreise, Quadrate, Rechtecke Punkte, Dreiecke), Malen (Wasserfarben, Stifte, Tropfen, Vermischen, Kleckse, Sgraffito, Abdrücke), Papier (Collage, Origami, Kirigami, Buntpapier, Pappfiguren, Fotomontage), Drucken (Modelldruck, Kohlepapier, Fingerdruck, Marmorieren), Muster (Texturen, Mosaikmuster, Blätter, Labyrinthmuster, Endlosmuster, Kreisel).

Das findet meine Jüngste 5./6. Klasse: super, das kann ich mir stundenlang anschauen und das will ich alles ausprobieren. Darf ich? Darf ich auch reinmalen – Schaumal das ist extra zum Ausprobieren! Das Marmorieren möchte ich zuerst ausprobieren, das sieht so schön aus!

Das meint der Museumspädagoge und Realschulkunstlehrer: Viele tolle Ideen! Es ist viel dabei, was ich mit Besuchergruppen im Museum umsetzen kann oder auch demnächst mit meinem neuen Fünftklässlern ausprobieren kann. Habe ich mir gleich selbst gekauft, Du willst Dein Buch ja wieder haben!

Das meint seine Frau, die Gymnasialkunstlehrerin: Wer ist denn die Zielgruppe? Das ist ja ganz viel Stoff von dem was wir im 5. und 6. machen und wovon ich ganz ähnliche Arbeitsblätter zu Hause habe. Für Kleine alleine ist das aber zu schwierig und wenn die das dann alles schon mit ihren Eltern zu Hause machen, was sollen wir dann mit den Kindern machen?

Das meine Ich: naja, gut, den Farbkreis haben meine Kinder im 5. Schuljahr gemacht und teilweise auch im 6. wieder dank eines Lehrerwechsels und auch ich schon. Macht aber nichts, das passt immer und ist hier wirklich schön aufbereitet. Aber das meine Kinder das alles in der Unterstufe gemacht hätten, kann ich nun wirklich nicht behauptet. Hier sind viele tolle kreative Ideen für jeden der den Rausch der Farben kennt und liebt. Nicht alles ist für Kinder ab 6 Jahren geeignet, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Autorin möchte, dass man das Buch akribisch von vorne bis hinten durcharbeitet. Es inspiriert und regt zum Ausprobieren an, dazu seinen eigenen Ideen freien Lauf zu lassen und auszuprobieren wozu man Lust hat, dabei findet man dann viele tolle hilfreiche Tipps und Kniffe. Alles ist möglich, nichts ist verboten, es soll einfach Spaß machen und gefallen. Es gibt kein richtig oder falsch. Ich stimme meiner Tochter zu, dass ich es unglaublich ansprechend gestaltet finde. Es fasst sich angenehm an, ist dick und doch recht leicht und die Gestaltung finde ich ungewöhnlich und frisch. Hiermit schafft es jeder, sein Haus mit Originalen zu schmücken, statt Kunstdrucke von IKEA zu kaufen. Ist stressfreier und macht mehr Spaß, gemeinsam oder alleine.

Die schottische Autorin Marion Deuchars ist eine renommierte Künstlerin und Grafikerin, deren Handschrift man in vielen Werbeanzeigen von Samsung bis HP wiedererkennt. Handschriften sind dabei ihr Markenzeichen, das sich auch in diesem Buch auf jeder Seite wiederfindet.

Fazit: die Anforderungen an Kunst sind ganz unterschiedlich, wahrscheinlich auch je nach Erwartungshorizont. Wir finden es sehr ansprechend, wollen aber auch keine Schulnoten für unsere Werke und sind da ganz entspannt. Hauptsache uns gefällt es und wir haben Spaß dabei! Das ist hier garantiert!

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Veröffentlicht am 15.06.2020

Theo in höchster Not!

Flätscher – Von Lehrern umzingelt
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Wahnsinn! Die Comicroman-Reihe rund um das Meisterdetektiv Stinktier Flätscher, seinen menschlichen Assistenten Theo, Zwergwieseldame Cloe und die Mäuse der O-Clique geht nun schon in die abenteuerlich-witzige ...

Wahnsinn! Die Comicroman-Reihe rund um das Meisterdetektiv Stinktier Flätscher, seinen menschlichen Assistenten Theo, Zwergwieseldame Cloe und die Mäuse der O-Clique geht nun schon in die abenteuerlich-witzige 6. Runde.

Diesmal steckt Theo in der Patsche! Weil er ständig die Mathearbeiten verhaut, soll er nun zur Nachhilfe angemeldet werden, so dass er keinen freien Nachmittag mehr hat, um in der Hinterhofdetektei abzuhängen! Vor der morgigen Mathearbeit graust ihm jetzt schon, obwohl er den Stoff eigentlich beherrscht. Die patente Cloe weiß, dass es alles eine Frage der Nerven ist und bringt ihm Entspannungsübungen bei. Diese sind so erfolgreich, dass Theo sie mit seiner ganzen Klasse einübt und sie nun ein echt gutes Gefühl haben! Doch der komplette Klassensatz ist angeblich verschwunden! Die Nachschreibearbeit ging über völlig unbekannten Stoff und nun droht der ganzen Klasse von den Eltern die Anmeldung im Nachhilfeinstitut Mathe-ist-nichts-für-Feiglinge. Als Flätscher das hört, juckt seine Ermittlernase und es ist ihm sofort klar, dass er dringend in die Schule muss, um die verschollenen Klassenarbeiten zu finden! Theo ist entsetzt, denn er hat Angst davor, was passiert, wenn Flätscher dem Hausmeister begegnet, der angeblich aus Spaß Tiere ausstopft.

Flätscher spielt diesmal in für die Zielgruppe bestens bekannten Gefilden: der Schule! Das fanden meine Töchter total gut, auch den fiesen Mathelehrer und den brutalen Hausmeister fanden sie prima Schurken!

Flätscher ist eine Comicroman Reihe für Lesemuffel. Extrem witzig, aufwendig und farbig illustriert kann diese Krimireihe auch Lesemuffel fürs Lesen gewinnen. Doch ehrlich, lese ich diese Reihe meinen Lesemuffeln total gerne vor. Flätscher ist ein herrlich liebenswerter Charakter mit großer Klappe, einer Menge Fehlern, eine Schwäche für Semmelknödel und Sekretärin Cloe und dem Herz am rechten Fleck. Seinem Menschenfreund Theo ist er ein treuer Freund und so ist es nicht nur seine zuckende Ermittlernase, die ihn in seinem Beschluss bestärkt, die Schule aufzusuchen und nach dem rechten zu sehen! Mit den einzelnen Chrakteren stimmlich zu spielen und die Stimmungen einzufangen bietet sich einfach an, darum ist dieser Meisterdetektiv ja auch als Hörbuch ebenso erfolgreich.

In der Schule schafft Flätscher das, was viele Schüler zu gerne mal tun würden: er gelangt ins Lehrerzimmer und sieht sich dort unauffällig um. Ist ja wohl logissimo! Dabei muss er eines ganz klar feststellen! Ganz schön chaotisch diese Lehrer! Einige finden noch nicht einmal ihre Brille mehr und so wird der Meisterdetektiv mit dem imposant gestreiften Schwanz tatsächlich von Lehrerin Melanie für ein Eichhörnchen gehalten! Auch wenn Melanie tierisch kurzsichtig ist, so hat sie stattdessen ebenfalls eine ausgeprägte Spürnase und muss Flätscher zustimmen: hier stinkt es ganz gewaltig! Dieses Nachhilfeinstitut ist einfach so aus dem Nichts aufgetaucht! Das hat uns als Ermittler auch stutzig gemacht! Die Ermittlungen sind also absolut plausibel und einfach logissimo! Das alte Großmaul wird milder, er sorgt sich richtig um seinen Theo und auch Cloes Talente weiß er auch immer mehr zu schätzen, nicht nur ihre liebliche Stimme und ihr schmuckes Äußeres (denn eigentlich ist Cloe ja unsere heimliche Heldin und wir müssen wohl unbedingt mal ihre Entspannungsübungen testen. Diese sind übrigens wirklich erprobt. Die Übung eine Acht zu Laufen, verknüpft die rechte und die linke Hirnhälfte. Sie lässt sich auch malend ausführen oder im Liegen...)

Die Illustrationen von Jan Birck sind wieder echte Kracher, die totalen Hingucker, wenn es einem auch bisweilen schwindelig werden kann, wenn man den Spuren durchs Buch folgt, z.B. während sie eine Entspannungsacht laufen oder ähnliches. Es gibt Sprechblasen, Laufspuren, Geräusche, Ausrufe! Die den Text auflockern und den Spaßfaktor erhöhen, doch es bleibt ein Buch, kein Comic. Die Lesemuffel müssen sich also schon ein wenig anstrengen, es wird ihnen nur mit viel Farbe und Witz leichter gemacht. Dabei ist die Schrift angenehm groß und die Textmenge pro Seite entspannt schaffbar, aber eben deutlich mehr, als in einem Comic. Die Story ist witzig und Flätschers Ausdrücke sind bisweilen der Brüller, das freut man sich gleich schon auf seine nächste Wortschöpfung und fragt sich, was er wohl als nächstes für einen Ausdruck prägen wird.

Sehr kurzweiliger Nachwuchsdetektivroman, zum Lachen und dabei vergessen, dass man eigentlich nicht gerne liest! Lesen übrigens auch Jungs sehr gerne! Wenn dieser Band viel zu schnell vorbei ist, macht nix. Es gibt ja noch 5 weitere, die einen die Freude am Lesen entdecken lassen!

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Emotionen, Spannung un dGeschichte

Die Schwestern vom Ku’damm. Tage der Hoffnung
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Der 3. Teil der Reihe stellt nun die jüngste Thalheim-Tochter Florentine, die Künstlerin in den Mittelpunkt. Im zweiten Teil ist Florentine nach der Absage der Berliner Kunstakademie mit ihrem Freund Pascal ...

Der 3. Teil der Reihe stellt nun die jüngste Thalheim-Tochter Florentine, die Künstlerin in den Mittelpunkt. Im zweiten Teil ist Florentine nach der Absage der Berliner Kunstakademie mit ihrem Freund Pascal nach Paris durchgebrannt, um in der Stadt der Liebe sich der Kunst zu widmen. Doch 1958 hat Pascal das Leben als brotloser Künstler satt und kehrt in den Schoß seiner wohlhabenden Familie zurück. Desillusioniert kehrt auch Flori heim. Mit ihren Pariser Arbeiten bewirbt sie sich erneut an der Kunstakademie und wird wieder abgelehnt, mangels Abitur. Von ihrem Cousin Gregor befeuert, wird sie bei dem Leiter der Akademie vorstellig und darf zur Probe vorerst bleiben. Sie geht in einem Rausch von Farben und Formen auf, allerdings setzen ihre Eltern ihre eine Frist von 5 Jahren, in denen sie Unterstützung erhält, dann muss sie ihren Weg gemacht haben. Schnell findet sie in Theo und Banker zwei Freunde auf die sie zählen kann. Doch ihr Professor, der ein Auge für Schönheit hat, interessiert sich schnell für sie. Eine verhängnisvolle Affaire entspannt sich. Währenddessen werden die Unterschiede in den West- und dem Ostsektoren der Stadt immer stärker. Es wird immer schwieriger die Familie im Osten zu besuchen. Als die Mauer scheinbar über Nacht die Stadt teilt, ruhen alle Hoffnungen auf dem neuen, jungen amerikanischen Präsidenten.

Wieder wird deutsche Geschichte in das Leben der Kaufhausdynastie Thalheim vom Berliner Ku'damm eingebettet. Flori selbst versinkt in einem Rausch aus Farben und bekommt wenig davon mit, doch zieht sie recht bald zu ihrer Cousine Franzi, die immer wieder ihrem Glück es in den Westen geschafft zu haben, Ausdruck verleiht. Auch für das Kaufhaus bedeutet die Trennung der Sektoren erhebliche Einschnitte, denn große Teile des Personals können nun nicht mehr zur Arbeit kommen. Viel schlimmer ist die Situation jedoch für die Familienmitglieder, die noch immer im Osten leben. Onkel Karl und Tante Kitty, können nun nicht mehr zu ihrer Tochter Franzi und Karls Söhnen. Louisa, bangt um ihre Schwester Amelie und ihren Vater den Pastor. Amelie erkennt langsam ihre Verblendung aus Liebe und in ihr wächst der Ekel gegenüber ihrem SED-hörigen Freund Tobias. Auch wenn Flori sich vor allem der Kunst widmet, bekommt man durch die Schicksale der übrigen Familenmitglieder hautnah die Veränderungen in der Stadt Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre mit. Immer wieder mittendrin die Eheleute Willy und Rut Brandt. Letztere hatte auch meine Oma immer schwer beeindruckt, nun weiß ich auch warum. Den Thalheim-Töchtern und so wohl auch Autorin Brigitte Riebe ist es nicht anders ergangen. Auch wenn ich im Englisch-Leistungskurs die 60er Jahre als Thema hatte, inklusive John F. Kennedy verdanke ich es nun diesem Hörbuch zu verstehen, was denn Kennedys legendärer Satz „Ich bin ein Berliner“ eigentlich sollte. Ohne den vollständigen Kontext konnte ich den Wirbel um diesen Ausspruch nicht verstehen. Hier werden immer wieder Bezüge geknüpft zur Familie und zum Zeitgeschehen und dabei eingeordnet, ohne sich aufzudrängen, oder die Geschichte zu erdrücken und die Emotionen zu nehmen. Doch im Laufe der Zeit arbeiten Flori und Banker als Fotografen, auch für die Presse und sind so immer auf der Suche nach den großen, emotionalen Momenten ihrer Zeit. So darf man auch als Hörer fühlen, wie die Welt sich damals rasant drehte und alles im Fluss war. Historische Namen, die für mich bislang nur Begriffe waren, bekommen so eine emotionale Kontour. Brigitte Riebe ist es erstklassig gelungen die großen Gefühle dieser turbulenten Berliner Zeit einzufangen. Zu den großen Gefühlen gehört natürlich auch die Spannung, denn das Böse, das die Familie in den bisherigen Teilen bedroht, kommt auch hier wider zu Tage, in einem großen Showdown, sowie in dem emotionalen Konflikt zwischen Flori und ihrem Ausbilder, sowie dem Schicksal der Stadt.

Flori ist sicherlich die chaotischste der drei offiziellen Thalheim-Töchter. Sie lässt sich gerne von ihren Emotionen tragen, ganz anders als Rieke, die Älteste. So endet die Saga (hoffentlich nur vorläufig) mit einem großen emotionalen Moment, sowohl für die Familie, als auch für Deutschland.

Mit Anna Fischer spricht wieder eine waschechte Berlinerin den Thalheims aus der Seele. Als Flori klingt sie sehr jung und ungestüm, etwas rau, etwas kratzig. Als Franzi, Sylvie, Rieke und Claire gefällt sie mir auch, mit ihrer Interpretation von Miri kann ich mich leider nicht so anfreunden. Die weiblichen Personen sind dennoch ihre Stärke, immerhin gibt es ja noch Louisa, ein wirklich nicht einfacher Charakter und Karls zweite Frau Kitty, sowie Louisas Schwester Amelie, die auch einen Kurzauftritt hat. Ich finde es super, dass jede Schwester eine eigene Stimme bekommen hat und auch jede der drei Sprecherinnen wiederum den Personen eigene Interpretationen hat zukommen lassen. Allerdings muss ich einräumen, dass ich insgesamt Anna Thalbach am Besten fand, aber das ist ja Geschmackssache. Es lohnt sich auf jeden Fall die Reihe zu hören! Im Herbst soll noch eine Weihnachtsepisode vom Ku'damm erscheinen, ich würde mich jedoch auch sehr freuen, mal Almas, Claires oder Miris Geschichte, eventuell eben aus den 40ern zu hören, oder eben das Schicksal von Enkelin Anna. Auch wenn die Saga abgeschlossen wurde, wären für mich weitere Anknüpfungspunkte denkbar und willkommen! Ich liebe die Reihe!

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