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Veröffentlicht am 02.06.2020

Sehr gut erklärt, Stichwortverzeichnis fehlt

Big Fat Notebook - Alles, was du für Physik, Chemie und Bio brauchst - Das geballte Wissen von der 5. bis zur 9. Klasse. Mit Bonuswissen: Erdkunde
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Wir verzweifeln im Homeschooling an den Naturwissenschaften der 7. Klasse Gymnasium. Es musste unbedingt verständliche Hilfe her und am Besten eine die Spaß macht! Wir arbeiten ausschließlich mit den alten ...

Wir verzweifeln im Homeschooling an den Naturwissenschaften der 7. Klasse Gymnasium. Es musste unbedingt verständliche Hilfe her und am Besten eine die Spaß macht! Wir arbeiten ausschließlich mit den alten Schulbüchern, deren Definitionen für Anfänger nicht verständlich sind, weil sie gefühlt Chinesisch mit Japanisch erklären. Es mag ja richtig sein, aber wie soll das helfen? Hier fehlt einfach sprachsensibler Unterricht in Naturwissenschaften.

Das Big Fat Notebook sieht schon mal völlig anders aus und hemmt schon durch seine andere Aufmachung nicht. Jeder der es sieht greift sofort zu und schaut hinein.

Mein Problem war: Wenn ich mir die Bücher für Physik, Chemie, Bio und Erdkunde anschaue, kann das doch nicht alles in ein Buch passen, oder? Reicht das wirklich?

Leider nicht für unsere Hausaufgaben. Die Optik wird hier super gut und verständlich erklärt und entspricht ungefähr der Einleitung in unserem Schulbuch. Dieses Buch kommt aus dem amerikanischen Schulsystem, von dem mein Onkel immer meint, dass das College unserem Gymnasium entspricht. So ganz abwegig finde ich es nicht. Aber: der Physiklehrer räumt ein, dass der Grad der Abstraktion wie er für Physik und Chemie erforderlich ist, bei 12 Jährigen nicht erreicht ist und sie es tatsächlich nicht verstehen können. Leider ändert er seinen Unterricht nicht dieser Erkenntnis entsprechend.

Die Definitionen sind total gelungen. Man versteht sie, auch als Kind. Leider fehlt ein Schlagwort- verzeichnis so muss man wirklich eine Weile suchen, bis man endlich gefunden hat, was man sucht.
Sehr schön finde ich gerade den Einstieg in die Chemie! Meine Tochter hatte bisher 2 Stunden Chemieunterricht vor dem Lockdown und sollte dann etwas in Exponentialschreibweise aufschreiben. Hä? Da hilft mir dieses Buch nicht, nur die Diplommathelehrerin von nebenan, die übrigens schlaflose Nächte über diese Aufgabe bekam. Aber den Einstieg über die Atome und deren Aufbau und Materie fand ich total super! Ich wünschte die Lehrer hätten sich für den Lockdown auf dieses Niveau beschränkt und dieses zur Erklärung verwendet, es wäre den Familien viel Druck erspart geblieben.

Sehr gut gefällt mir, dass erst einmal in die Methodik des naturwissenschaftlichen Arbeitens eingeführt wird, was auch oft Teil der Schulbücher ist und die andere auch z.T. Real in der 5. Klasse gemacht hat.

Das Buch ist didaktisch unglaublich gut aufgemacht und ist richtig anschaulich und verständlich. Leider umfasst es einfach nicht das geballte Wissen von der 5. bis zur 9. Klasse Gymnasium. Klimadiagramme, die wir im Homeschooling mal wieder (zum 2. Mal) dem Lehrplan entsprechend auswerten dürfen, werden hier nicht mal erwähnt. Allerdings gibt einen der Einführungsteil das methodische Werkzeug an die Hand diese auszuwerten. Die Fachbegriffe wie humides und arides Klima werden jedoch nicht verwendet.

Wirklich sehr interessant, beschränkt es sich auf das, was eigentlich vernünftiges Wissen ist und Wissen was bleibt. Leider reicht es nicht für den gymnasialen Lehrplan, dessen Sinn man eventuell mal in Frage stellen sollte. Ob es für andere Schularten reicht vermag ich nicht zu beurteilen. Es ist sehr klar strukturiert und mit Übungen und Lösungen, um zu sehen, ob man den gerade gelesenen Stoff auch verstanden hat.

Es macht wirklich Spaß zu lesen und sich Zusammenhänge zu erschließen. Zum Stöbern und Entdecken ist es richtig toll. Gerade weil es nicht auf deutsche Lehrpläne abgestimmt ist, würde ich mir ein Schlagwortverzeichnis wünschen, damit man die sehr griffigen Erklärungen, die einem wirklich helfen können, schneller findet.

Erdkunde finde ich doch sehr kurz, das hätte man sich wohl auch sparen können.

Ein wirklich tolles und hilfreiches Buch, das ich mir für Lehrer als Anleitung im Homeschooling helfen würde, uns bei unseren überzogenen Anforderungen während der Schulschließung nur bedingt weiterhilft. Es vermag zumindest das Interesse zu wecken und zu zeigen, dass Naturwissenschaften nicht doof und sinnlos sind.

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Geisterhafte Ferien!

Irmelina Geisterkind - Das Geheimnis der Dorfeiche (Band 1)
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Irmelina (Irmi) Geisterkind ist ein Naturgeist und total aufgeregt, denn zu ihrem 10. Geburtstag bald, soll sie ihr eigenes Geisterreich erhalten und von zu Hause ausziehen! Ihr Bruder Iwo ist Windgeist ...

Irmelina (Irmi) Geisterkind ist ein Naturgeist und total aufgeregt, denn zu ihrem 10. Geburtstag bald, soll sie ihr eigenes Geisterreich erhalten und von zu Hause ausziehen! Ihr Bruder Iwo ist Windgeist geworden, wie aufregend! Sie kennt ja nur die Kastanienalle vor Hügelhausen, in der sie mit ihren Eltern, zwei Wurzelgeistern, lebt. Sie träumt von Abenteuer und Freiheit! Welch eine Enttäuschung, als sie erfährt, dass sie auf die alte Dorfeiche, das Wahrzeichen von Hügelhausen aufpassen soll! Sie hat doch schon ihr ganzes Leben in Bäumen und Wurzeln verbracht. Enttäuscht verlässt sie entgegen der Naturgesetze ihren Baum und geht zum Tümpelbach um zu Plantschen. Dorthin ist auch die fast gleichaltrige Juna hingeflohen. Kaum haben ihre Sommerferien begonnen und sie sich auf die sturmfreie Bude gefreut, um Klavier zu üben, als der nervige Moritz vor der Tür steht. Der will unbedingt mit ihr spielen und schleicht sogar ums Haus! Schnell huscht sie durch die Hintertür, klettert über den Gartenzaun und läuft zum Bach! Als sie die tanzende Irmi dort trifft ist es der Beginn einer wunderbaren, aber heimlichen Freundschaft. Denn eigentlich darf Irmi sich Menschen auch nicht zeigen....

Welch ein Traum, eine geheime, kleine Freundin, nur für einen alleine und sie ist nicht ausgedacht, oh nein, sie existiert wirklich und hat sogar ganz besondere magische Fähigkeiten! Um ihre Freundschaft zu besiegeln, nimmt Irmi Juna sogar einen Freundschaftsschwur ab. Wie aufregend! Wenn doch nur nicht Moritz überall seine neugierige Nase reinstecken und petzen würde! Denn schon ziemlich bald fällt auf, dass Juna nicht alleine zu Hause bleibt, während ihre Eltern arbeiten... Nun muss Juna zu Moritz Mutter in die Kinderbetreuung und kann Irmi nicht wie verabredet treffen! Ui, das könnte zu Missverständnissen führen! Während Juna sich ganz brav auf die Ferien freut und überhaupt nicht vor hat, die Regeln zu brechen, pfeift Irmi auf sie! Sie hat einfach keine Lust darauf! Auch wenn sie Juna anstiftet das Grundstück zu verlassen, besteht für das Menschenkind nie Gefahr! So vernünftig ist Juna dann schon, nur Irmi zwickt hin und wieder das schlechte Gewissen, aber davon ahnt ihre neue Freundin nichts!

Diese zwei verstehen sich auf Anhieb! Auch wenn ich es nicht gut finde, dass Irmi sich nicht an ihre Pflichten hält, wendet sich alles doch zum Guten. Vor allem wird aber klar, dass Juna nichts wirklich Verbotenes unternimmt, was ich als wichtiges Signal für die jungen Leser empfinde.
Juna lebt in einem ganz kleinen Ort, umgeben von viel Natur. Jeder kennt jeden, und so haben alle ein Auge auf die Kinder. Eigentlich kann dann nicht viel passieren, sofern die Kinder schwimmen können. Doch auch in dieser Gemeinschaft sind nicht alle nett und Juna muss feststellen, daß Moritz doch nicht ganz so nervig ist, wie sie dachte. Auch das fanden wir schön, dass Juna bereit ist ihre Meinung zu ändern und offen für Neues ist. Irmi strotzt nämlich nur so vor Unternehmungsgeist und hat tausend Ideen im Kopf! Genauso energisch ist sie aber auch, wenn Not an Mann ist und dann sind Juna und Irmi wirklich gefragt!

Uns gefällt sehr gut, die Bedeutung der Natur, auch für eine aufregende Kindheit. Man muß nicht in der Großstadt leben, um aufregende Ferien zu verbringen. So wird auch die Bedeutung von Umweltschutz und -erhalt gegenüber finaziellen Interessen Einzelner gezeigt. Außerdem zeigt es die Stärke der Natur, die sich auch selbst regenerieren kann, wenn man sie lässt. Alte Bäume sind robust, weitere Verletzungen machen sie nur noch markanter. Allerdings brauchen sie dann Pflege und nicht unbedingt die Axt.

Frisch und frech erzählt Lydia Ruwe eine Feriengeschichte mitten in der Natur. Viele kleine und größere Illustrationen von Julia Bierkandt lockern den Text auf. Sie sind wirklich sehr süß und mit viel Liebe für Details und Schattierungen. Die Schrift ist wieder sehr angenehm für junge Leser. Schön groß und mit großzügigem Zeilenabschnitt, strengt es nicht so an! Viele kleine Geisterreime laden zum Mitsingen oder Reimen ein.

Im Anhang gibt es noch ein paar Naturtipps von Geisterkind Irmelina: wie erkenne ich einen Baum an seinen Blättern und eine Anleitung für Samenbomben für insektenfreundliche Lebensräume. Die Samenkugeln haben wir auch gleich ausprobiert und wir sind gespannt, wie die Insekten sie finden, wenn sie blühen.... Sie sehen zumindest schon mal cool aus! Hoffentlich keimen sie auch gut.

Ein lustiges und spannendes Kinderbuch ab 8 Jahren, das zu mehr Beschäftigung mit der Natur anregt!

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Ein Muss für jede Kindheit

Der Räuber Hotzenplotz - Hörspiele 1: Der Räuber Hotzenplotz - Das Hörspiel
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Großmutter hat Geburtstag und Seppel und Kasperl haben sich etwas ganz Besonderes für sie ausgedacht: eine Kaffeemühle, die beim Mahlen „Hänschen klein!“ spielt, damit die Arbeit mehr Freude bereitet! ...

Großmutter hat Geburtstag und Seppel und Kasperl haben sich etwas ganz Besonderes für sie ausgedacht: eine Kaffeemühle, die beim Mahlen „Hänschen klein!“ spielt, damit die Arbeit mehr Freude bereitet! Ihre ganz eigene Erfindung! Großmutter ist überglücklich und möchte gleich noch einen Pflaumenkuchen zum leckeren Kaffee backen. Drum schickt sie die Jungs zum Einkaufen, während sie die Bohnen mahlt. Von der Melodie angelockt, erscheint der finstere Räuber Hotzenplotz, mit seinem Säbel, den sieben Messern und der Pfefferpistole und raubt der Großmutter ihr liebstes Geschenk! Das können die zwei Jungs nicht zulassen und so begeben sie sich in den dunklen Wald auf der Suche nach der Räuberhöhle, um die Kaffeemühle zurück zu holen. Doch der Räuber Hotzenplotz ist mit allen Wassern gewaschen und nimmt die zwei gefangen!

Dieser Klassiker von Otfried Preußler ist für mich eine Kindheitserinnerung, von der bei Oma und Opa noch die Schallplatten liegen, deshalb hatte ich Lust diese Geschichte ab 5 Jahren, nochmal zu hören! Erstaunlicherweise rief gleich meine Jüngste (10) als sie das Hörspiel sah, daß sie es hören wolle, an einem Stück! Das wäre im Kindergarten und in der Grundschule immer so lustig gewesen! Irgendwie süß, wenn auch Kinder in Kindheitserinnerungen schwelgen. Zu meiner Zeit gab es im Kindergarten noch solche Handmühlen, allerdings ohne Musik. Inzwischen gibt es so etwas nicht mehr in den Kindergärten, aber die Kinder wissen dennoch was es ist, immerhin gibt es ja auch ein Bild von der Großmutter, die auf der Bank sitzt und eifrig kurbelt, während der Räuber Hotzenplotz auftaucht!

Wie heutige Bösewichte ist Hotzenplotz bis an die Zähne bewaffnet, aber seine Pistole schießt mit Pfeffer! Dennoch ist er nicht weniger furchteinflößend. Kasperl und Seppel sind aber immerhin zu zweit, mutig und einfallsreich, auch wenn sie dem Räuber versuchen das Gegenteil weis zu machen. So ist das Abenteuer sehr spannend, aber ohne je zu brutal für die Zielgruppe ab 5 Jahren zu sein, Da es später noch absolut märchenhaft magisch wird, können Kinder gut unterscheiden, dass dies „nur“ eine Geschichte ist und sie derartiges nicht zu befürchten haben.

Der Klassiker wurde hier sanft modernisiert, wobei einige Begriffe einfach nicht getauscht werden können, wie die Kaffeemühle oder das Spritzenhaus. Das ist aber nicht schlimm, denn alle Eltern kennen die Geschichte ja und können den Kindern erklären was es ist (ich wußte im Kindergarten auch nicht, was ein Spritzenhaus ist, habe es aber nie wieder vergessen, weil ich es so lustig fand, die Verbrecher bei der Feuerwehr einzusperren). Die Geschichte hat seinen Reiz bis heute nicht verloren, mit seiner Mischung aus Abenteuer, Schelmengeschichte und Magie, denn immerhin tauchen ja später noch die schöne Fee Amaryllis und der böse Zauberer Petrosilius Zwackelmann auf.

Diese Neuinszenierung ist sehr liebevoll gestaltet mit Illustrationen und Zitaten aus dem Buch und mit herausragenden Sprechern besetzt. Erzählt wird von Felix von Manteuffel, der mit seiner tiefen Stimme perfekt als Erzähler passt und daher sehr gut herauszuhören ist. Charly Hübner scheint als böser Räuber Hotzenplotz mindestens so viel Spaß als Bösewicht zu haben, wie der ???-Klassiker Jens Wawrczeck (2. Detektiv Peter Shaw) als gemeiner Zauberer Petrosilius Zwackelmann. Tim Kreuner (Kasperl) und Julian (Greis) beweisen viel Witz, Esprit und Spielfreude, klingen aber mit ihren jungen, männlichen Stimmen doch recht ähnlich, so dass man beim Zuhören bisweilen überlegen muss, wer gerade spricht. Den Geist Otfried Preußlers treffen sie jedoch auf den Punkt. Hedi Kriegesgotte klingt nach der herzensguten Großmutter, die sich furchtbare Sorgen, um die zwei Jungs macht und die man gerne auf ein Stück Pflaumenkuchen mit Kaffee treffen würde. Ilka Teichmüller gelingt mühelos die Verwandlung von der mit Warzen übersäten Unke zur wunderschönen guten Fee. Die lebendige Geräuschkulisse verstärkt den Eindruck sich im Theater zu befinden.

Ein Fest für die Ohren, egal ob aus Gründen der Nostalgie oder zum Kennenlernen! Gehört für mich in jede glückliche Kindheit.

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Veröffentlicht am 19.05.2020

Wenn das Freundschaft ist...

Freddie und die Bändigung des Bösen
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Freddie und sein bester Freund Mattis werden beide bald 12 Jahre alt und gehen in die 6. Klasse einer Berliner Gemeinschaftsschule. Seit dem Kindergarten sind sie beste Freunde. Freddie, der ruhige, freundliche ...

Freddie und sein bester Freund Mattis werden beide bald 12 Jahre alt und gehen in die 6. Klasse einer Berliner Gemeinschaftsschule. Seit dem Kindergarten sind sie beste Freunde. Freddie, der ruhige, freundliche Junge, der bei seiner alleinerziehenden Mutter Nina in einer kleinen Zweizimmerwohnung aufwächst und Mattis, der Coole mit der großen Klappe und den vielen Ideen. Naja, zumindest wirkt es so, als hätte er immer so viele tolle Ideen, sollte mal ein anderer eine coole Idee haben, reißt Mattis so lange die Klappe auf, bis alle denken, sie wäre von ihm. Mattis steht gerne im Mittelpunkt, Freddie so gar nicht, vor allem nicht, wenn sich mißbilligende Blicke auf ihn richten. Das ist in letzter Zeit leider öfters der Fall, denn 8 Wochen vor Schuljahresende hat Mattis schon 2 Verweise, sollte noch einer dazu kommen, dann folgt eine Schulkonferenz mit Schulverweis. Dann würde Freddie alleine zurückbleiben und das ist für ihn unvollstellbar. So richtet er seine ganze Energie darauf seinen besten Freund in den verbleibenden Wochen vor dem Rauswurf zu retten, denn wie in der Bundesliga, werden die Verweise, ebenso wie rote Karten, nicht mit in das neue Schuljahr genommen.

Diese Geschichte entführt nicht nur in die Gedanken- und Seelenwelt präpubertärer Jungs, sonder in unsere Hauptstadt und verströmt immer wieder richtig viel Berlin-Feeling, mit all seiner großstädtischen Andersartigkeit.

Ich empfinde Mattis als skrupel- und rücksichtslos und sehe in den nächsten Jahren noch richtig viel Ärger auf ihn zukommen, denn Einsichtsfähigkeit scheint er nicht zu besitzen. Stattdessen reißt er seinen treuen und loyalen Freund immer weiter in Schwierigkeiten hinein. Das ist gar kein guter Freund meint meine Tochter (10). Gemeinsam mit mir hat sie sich über diese für uns so fremde Schulform und die völlig anderen Umgangsformen mit den Lehrern gewundert. Aber vor allem haben ihr Mattis „coole“ Aktionen nicht gefallen. Einige fand sie ganz witzig, sie konnte auch Freddies Geburtstagsdilemma verstehen, dass man einen 12. Geburtstag nicht als Kindergeburtstag feiern will und viele angesagte Ideen einfach sehr teuer sind, eine Party schon viel cooler ist, aber Mattis geht mal wieder zu weit. Er will unbedingt zur Legende werden und kennt dabei keine Verwandten und keine Hemmungen. Dabei übersieht er aber völlig, dass die Mädels, so wie meine Tochter, den ruhiger,en sensibleren Freddie viel lieber mögen und ihn vor allem nicht fürchten. Aber leider hat Freddie überhaupt keinen Mumm in der Hose und traut sich nie seinem besten Kumpel mal ernsthaft Contra zu geben. Das scheinen auch die Mädels zu merken, die von ihm sichtlich enttäuscht sind. Nicht nur das, nun hat auch Freddie ernsthafte Schwierigkeiten, bekommt von Mattis aber nie Anerkennung, stattdessen nimmt er das als selbstverständlich hin und geht einfach darüber hinweg, als wäre es unwichtig. Das hat meine Tochter und mich sehr wütend gemacht, es ist so ungerecht. Wir hätten Mattis in die Wüste geschickt! Stattdessen macht dieser weiter wie bisher, völlig ungebändigt und reißt Freddie immer weiter mit sich. Das Ende macht uns da auch keine Hoffnungen, daher fanden wir es ziemlich traurig.

Nun ist dies keine jugendgefährdende Schrift, denn Marius Clarén gibt als Erzähler immer wieder seinen Senf dazu und kommentiert die Aktionen der Jungen. Er versucht Freddie zu ermutigen sich Mattis zu widersetzen, oder ihn zumindest in Frage zu stellen, aber dieser hört leider nicht. Seine Eltern leben es ihm aber auch vor, indem sie vor Freddies Problemen die Augen verschließen und viel zu sehr mit ihren eigenen beschäftigt sind. Vater Olaf ist viel zu sehr mit seiner bevorstehenden Hochzeit, seinem neuen Sohn und seiner japanischen Verlobten beschäftigt, um Freddie wirklich wahrzunehmen. Mutter Nina hat zu viel Angst vor der bevorstehenden Feier, dass sie keinen Blick für ihren heranwachsenden Sohn hat und lebt ihm quasi das angepasste Durchmogeln vor. Einzig die Mädels aus der Klassen trauen sich, ihre Meinung zu sagen und das ist ehrlich, deutlich und prallt leider einfach nur ab. Sie finden wir super, sie sind unsere Heldinnen in dieser Geschichte!Doch nicht nur Freddie baut Mist, aber er ist der einzige der Konsequenzen zu tragen hat und da finde ich die Lehrer und Schulleitung absolut inkonsequent, das ärgert mich wirklich. Das ist der einzige Punkt, an dem ich Mattis recht gebe, es gibt da einen, der genauso bestraft gehört wie Freddie, außer Mattis, dessen blöde Idee es war.

Marius Clarén ist für mich wirklich das Highlight dieses Hörbuchs. Seine angenehme freundliche Stimme vermochte mich bisweilen in meinem Ärger über Mattis zu besänftigen. Eigentlich liest er abwechslungsreich und betont gekonnt. Dennoch konnte auch er es nicht schaffen uns zu fesseln. Am Ende haben wir uns beide ratlos angesehen und fragten uns, was denn nun das Ende war. Also gebändigt war das Böse wider Erwarten nicht. Wir haben auf ein Happy End gehofft und sind enttäuscht worden. Der Titel wäre wohl mit „Der Versuch der Bändigung des Bösens“ treffender gewesen. Wir haben das Ende nicht wirklich wahrgenommen, ich habe es mir locker vier mal anhören müssen, um zu registrieren, dass das nun wirklich das Ende war. Die Aufnahmequalität möchte ich ausdrücklich loben! Sehr gut ausbalanciert mit einer wirklich guten Grundlautstärke, d.h. Wenn man zwischen Radio und Hörbuch wechselt, muss man die Lautstärke nicht verändern.

Meine Tochter ist absolut loyal als Freundin, hat aber hier auch gesehen, dass das nicht wirklich Freundschaft ist. Ich bin zu widerspenstig, ich hätte das nie so hinnehmen können. Freddies Verhalten ging mir gehörig gegen den Strich, aber nicht genug, um mich zu fesseln. Irgendwie wurde mir sein fehlendes Rückrat zu belanglos, um meine Konzentration zu bannen. Ich könnte nun sagen, ja, das sind halt Jungsprobleme, damit haben wir nichts zu tun, aber das wäre einfach ignorant. Denn auch bei Mädels gibt es so was, wie Mutproben in Form von Ladendiebstählen und ähnliches und ich hoffe doch dann sehr, dass meine Töchter dem mehr entgegen zu setzen haben!

Leider nicht die richtige Geschichte für uns, wobei ich froh war, es zu hören, statt zu lesen. Wer weiß, ob ich das Buch nicht sogar abgebrochen hätte, aber Marius Clarén hören wir gerne zu. Wir hatten gehofft, eine Geschichte des erfolgreichen Widerstands zu hören, statt eines kläglich unterdrückten Aufbegehrens.

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Veröffentlicht am 16.05.2020

Mein Hörhighlight geht weiter!

Die Schwestern vom Ku’damm. Wunderbare Zeiten
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In diesem Band der Thalheim-Triologie steht nun die schöne, lebenslustige Silvie mit der betörenden Stimme im Mittelpunkt der Fortsetzung, die mit dem einsetzenden Wirtschaftsaufschwung 1952 beginnt. Silvie ...

In diesem Band der Thalheim-Triologie steht nun die schöne, lebenslustige Silvie mit der betörenden Stimme im Mittelpunkt der Fortsetzung, die mit dem einsetzenden Wirtschaftsaufschwung 1952 beginnt. Silvie ist entschlossen, das Leben zu tanzen und ist der Meinung, dass die Zeit reif wäre für wunderbare Zeiten. Immerhin ist ihr Zwillingsbruder Oscar nach 10 Jahren endlich wieder zu Hause! Doch Oscar hat mehr als nur vier Zehen verloren. Ihm fehlt der Glaube an sich und das Leben. Er versucht sich zu spüren, indem er Grenzen austestet und dabei gefährlich weit geht. Rike, die Vernünftige, wird in ihrer Verantwortung immer weiter eingeschränkt und muss zusehen, wie Oscar ihren Lebenstraum gefährdet. Friedrich ist glücklich, dass endlich sein Stammhalter wieder zurück ist und verschließt seine Augen vor der Realität. Rike habe nun Kinder, da ist es wichtig, dass Oscar mehr in die Führung eingebunden wird. Doch der Sohn wünscht das nicht und gerade Rikes Tochter Anna gerät dadurch in Gefahr. Silvie die mittlerweile beim Rias sehr erfolgreich als Redakteurin und Moderatorin arbeitet, muss zu Annas Schutz eingreifen, obwohl sie selbst von ihrem Ziel, „Ein Mann, Ein Haus, Ein Kind“ meilenweit entfernt ist. Nesthäkchen Flori spürt die Veränderungen in der Stadt, deren Teilung immer rigoser wird und scheint ihren Eltern immer mehr zu entgleiten. Dafür kommt Miri auf Bitten von Rike zurück aus Israel. Ein Segen für alle Familienmitglieder.

In den 50ern erblüht die Bundesrepublik zu neuem Wohlstand, doch Berlin ist durch seine Insellage inmitten der DDR etwas außen vor. Im Ostteil gibt es immer noch Lebensmittelmarken, auch 10 Jahre nach Kriegsende noch. Das macht die Arbeit im westlichen Stadtteil für die Frauen aus dem Osten sehr attraktiv. Doch durch einen Staatsvertrag dürfen die Thalheims diesen Mitarbeiterinnen nicht den gleichen Lohn zahlen und schon gar nicht komplett in DM. Auch andere Besonderheiten der geteilten Stadt treten immer deutlicher hervor. Da der Bruder des Patriarchen Onkel Karl und seine geschiedene Ehefrau Lydia, noch immer im Osten leben, bekommen die Thalheims das unmittelbar mit. Karl lebt aus Überzeugung im Osten, weil er an den Arbeiter- und Bauernstaat glaubt, auch wenn er immer stärker, dessen von Menschenhand eingeführten Fehler und Gefahren sieht und versteht. Lydia ist mit einem Pastoren verheiratet, der seine Gemeinde in Zeiten der Not nicht verlassen will. Obwohl dessen Töchter hervorragende Schülerinnen sind, werden ihre Leistungen nicht angemessen honoriert, da sie die Repressalien gegen die Kirche zu spüren bekommen. Im Laufe dieses Bandes bekommt man deutlich zu spüren, wie die Durchlässigkeit zwischen den Berliner Stadtteilen immer weiter eingeschränkt wird und gegen Ende auch die Teilnahme an Familienfesten immer schwieriger. Eingebunden in die Handlung erlebt man als Hörer diese langsamen, aber stetigen Veränderungen ganz deutlich und gefühlt hautnah mit. Etwas unheimlich, wenn man weiß was da noch auf die Berliner zukommen wird, aber immerhin kennt man im Jahre 2019/2020 auch das Ende der Teilung.

Nach dem Tod ihres älteren, intellektuellen, verheirateten Geliebten im Gefängnis der DDR ist Silvie am Boden zerstört und glaubt nicht mehr an die Liebe, bis sie den jüngeren, lebenshungrigen Schauspieler Wanja kennen lernt. Bis auf Oscar, Flori und Miri trifft Wanja bei den Thalheims auf Ablehnung. Doch ist er der Richtige für Silvies Lebenstraum?

Silvie ist die lebenslustige, sinnliche Thalheim-Schwester und doch auch in den Träumen ihrer Generation von einer heilen Familie gefangen. Obwohl das Familienkaufhaus nicht ihr Leben darstellt, fühlt sie sich doch auch immer wieder für dessen Zukunft mitverantwortlich und lässt sich einbinden, jedoch ohne ihrer eigenen Karriere bei Rundfunk gänzlich den Rücken zu zukehren. Dadurch lernt man über ihre Arbeit auch interessante Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, der Kultur und sogar Willi Brandt kennen. Immer wieder wird das Zeitgeschehen unmittelbar mit dem Schicksal der Familie verbunden. Allerdings treten auch die Sünden der Väter inzwischen deutlich zu Tage. Friedrich hält an seinem Weg und seinen Ansichten fest, doch ein ehemals Vertrauter hat beschlossen sich an der Familie zu rächen und fordert einen immer höheren Preis. Er scheint nie genug zu bekommen. Ausgerechnet die von allen als flatterhaft belächelte Silvie kann ihren kühlen Kopf beweisen, sie die das Leben spürt, die Emotion statt Vernunft zu sein scheint, erspürt das Notwendige und zögert nicht es umzusetzen.

Silvie mochte ich schon im ersten Band sehr gerne, in dem sie schon eine starke Präsenz zeigte. Rike tritt nun zurück und Claire scheint kaum noch vorhanden. Ausgerechnet die ungeliebte Tante Lydia macht mehr von sich reden und zeigt ihre menschlichen Seiten und auch Reue, auch wenn sie nicht aus ihrer Haut kann.

Es gibt sehr persönliche Momente des Glücks und der Verzweiflung, die wie im echten Leben aufeinander folgen, Spannung und Gefühl aufbauen, ohne gehetzt zu wirken oder träge dahinzuplätschern. Das Tempo empfinde ich als genau richtig! Die Erzählweise ist einnehmend und fesselnd. Wie auch der erste Band konnte mich diese Fortsetzung voll für sich einnehmen und begeistern.

Allerdings hat sich mein Eindruck bestätigt, dass ich lieber Anna Thalbach als Silvie Thalheim gehört hätte und Stefanie Stappenbeck als Rike. Es sind beide von mir sehr geschätzte Schauspielerinnen, die ich vielleicht auch in dieser Kombination in einer Verfilmung besetzt hätte, stimmlich, wäre es mir aber andersherum lieber gewesen. Anna Thalbach hat einfach dieses Timbre, diesen Schmelz und diese Kratzigkeit in der Stimme, die sie unverwechselbar macht, die polarisiert. So habe ich mir Silvies Stimme vorgestellt, mit der sie am Mikro fesselt, egal ob sie singt, oder interviewt. Stefanie Stappenbeck hat eine schöne, angenehme und sehr weibliche Stimme. Die Berliner Schnauze liegt ihr, aber die Verführung durch nur ein Wort weniger und Silvie ist immerhin die, deren Sendung „Stimmen“ heißt. Sie spricht absolut lebendig, gibt ihren Helden Persönlichkeit und konnte mich auch wirklich an die Geschichte fesseln. Wie gesagt, es ist nur das Problem, dass ich die Sprecherinnen jeweils als die Traumbesetzung der jeweils anderen Schwester empfinde, ohne, dass es ihre Leistung schmälert. Anna Fischer als Flori kann ich mir allerdings sehr gut vorstellen und vielleicht wird Miri auch noch ein Prequel vergönnt? Eine wunderbare Reihe, die mit der Geschichte des Nesthäkchens Flori, der Künstlerin inzwischen schon fortgesetzt ist. Ich freue mich schon total darauf!

Ein echtes Hörhighlight, das wieder unerwartete Wendungen bietet und mit einem Paukenschlag endet! Skandal oder Glück in den noch recht biederen 50er Jahren? Das bleibt abzuwarten und wird sich im nächsten Band „Tage der Hoffnung“ zeigen.

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