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Veröffentlicht am 30.12.2017

Krimi mit Format!

Inspector Swanson und das Schwarze Museum
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London 1894, eigentlich befindet sich Chief Inspector Donald Sutherland Swanson schon auf seiner Abschiedsrunde in Scotland Yard, um seinen 14-tägigen Familienurlaub in Schottland anzutreten. Doch die ...

London 1894, eigentlich befindet sich Chief Inspector Donald Sutherland Swanson schon auf seiner Abschiedsrunde in Scotland Yard, um seinen 14-tägigen Familienurlaub in Schottland anzutreten. Doch die Pflicht ruft und er muß erst noch einen Abstecher zur heutigen Eröffnung des Kriminalmuseums, dem sogenannten „schwarzen Museum“ im Keller des Gebäudes machen, wo er auch den berühmten Schriftsteller Conan Doyle trifft und zahlreiche Journalisten. Dies ist im Zug schon fast wieder vergessen, als dieser unvermittelt hält. Ein wohlhabender Passagier in einem Schlafwagenabteil wurde ermordet und niemand hat es mitbekommen. Die Tat ist äußerst rätselhaft. Ehe er erdolcht wurde, explodierte eine Taschenuhr in seiner Weste und verletzte ihn schwer. In der Jackeninnentasche befindet sich ein Brief in einem Freimaurercode. Swanson ist der einzige Polizist vor Ort und selbst Freimaurer. Da muß der Familienurlaub erst mal warten, denn er muß vor Ort die Spuren bewerten und einem Verdächtigen folgen. Nicht lange und der Fall wird persönlich, wie persönlich ahnt Swanson aber vorerst nicht. Nicht nur die Freimaurer tauchen bei diesem kniffeligen Verbrechen immer wieder auf, auch der berühmte Kriminalautor hat immer wieder kurze Gastauftritte.
Schon bei der Wahl der Vornamen Donald Sutherland seines Inspectors hat Robert C. Marley Sinn für Humor bewiesen. So wie auch der berühmte Schauspieler ist auch der Chief Inspector ein beeindruckender Mann, aber ohne persönliche Skandale, er überzeugt durch sein können und seinen scharfen Verstand.
Dieser viktorianische Krimi überzeugt vor allem durch sein Zeitempfinden und seine Kniffeligkeit. Es gibt keine spektakulären Verfolgungsjagden, bis zum Schluß, denn selbst der Täter, den Swanson verfolgt, hat so viel Vorsprung, daß erst mal keine Gefahr droht. Es ist vor allem ein Whodunnit. Bis zum Ende tappte ich im Dunkeln, was die Identität des Täters anbelangte und das, obwohl ich eine Krimipause eingelegt hatte, weil mir der Täter in den letzten Krimis viel zu früh offensichtlich oder unlogisch vorkam. Während ich mir also den Kopf über die Identität des Täters zerbrach, erfreute ich mich an den kleinen Details am Rande. Der Möchtegern-Autor Abraham Stoker schleicht nachts über den Friedhof von Highgate, um für seinen geplanten großen Vampirroman, der die Literarturwelt revolutionieren soll, die Atmosphäre zu erspüren. Sir Arthur Conan Doyle, der vor Kurzem sein geistiges Kind Sherlock Holmes, das Fluch und Segen zugleich für ihn war, literarisch hat sterben lassen, um auch andere Romane schreiben zu können, hat immer wieder kurze, aber nicht unbedeutende Auftritte. Oscar Wilde, Jack the Ripper und andere Größen der damaligen Zeit finden Erwähnung am Rande. Zudem verschafft der Krimi Einblick sowohl in die geheime Welt der Freimaurer, als auch in den Verbreitungsgrad dieser Bruderschaft. Das Buch ist in 7 Teile unterteilt, die alle mit einem Vorsatzpapier, das eine alte Dampflok zeigt die von links nach rechts das Bild durchquert und einem jeweils wechselnden Zitat eines berühmten Freimaurers (?) eingeleitet wird z.B. „Jedes zu große Übergewicht von einer Seite stört die Freundschaft“ Adolph Freiherr von Knigge.
Dieser Band ist Teil der „Baker Street Bibliothek“, also der viktorianischen Krimis, dieses Verlages der auf Krimis spezialisiert ist, die in England spielen. Die Baker Street Bibliothek mag ich schon wegen ihrer wunderbar nostalgischen Aufmachung sehr gerne. Es gibt einen farbigen Schnitt, eine Vignette zu Beginn eines Kapitels, ein Glossar am Ende und oft auch Karten und Skizzen. Eine Karte war hier entbehrlich, dafür wird der Winkelcode der Freimauer skizziert und erläutert.
Robert C. Marley, Jahrgang 1971 ist Autor, Kriminalhistoriker, Goldschmiedemeister und Mitglied des Syndikats – der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren. Natürlich liebt er seit seiner Jugend Sherlock Holmes und Agatha Christie.
Ein kniffeliger Krimi mit Stil und Klasse, ein echtes Lesevergnügen, das 5 von 5 Krimisternen verdient.

Veröffentlicht am 27.12.2017

Einfach magisch!

Alea Aquarius 3. Das Geheimnis der Ozeane
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In diesem dritten Band startet die Geschichte gleich rasant. Alea hat einen Albtraum von den vermüllten Meeren, deren Plastikmüll nach ihr greift und sie zu ersticken droht. Zum Glück erwacht sie und durch ...

In diesem dritten Band startet die Geschichte gleich rasant. Alea hat einen Albtraum von den vermüllten Meeren, deren Plastikmüll nach ihr greift und sie zu ersticken droht. Zum Glück erwacht sie und durch magische kleine Elmsfeuer wird ihr Schiff Crucis vor einem Gewitter gerettet. Während Alea noch in Gedanken den aufregenden Ereignissen und neuen Informationen, die sie in Schottland erfahren haben nach hängt, planen sie bereits die Fahrt nach Island wo Alea ihren Vater zu finden hofft. In Rach Turana hat Alea so viele Neuigkeiten erfahren, daß Alea nun von einem Wiederaufleben des Lebens im Meer träumt. Kann sie auf Island noch weitere Meerkinder finden, die wie Lennox und sie ungefährdet im verseuchten Meer schwimmen können? Die Anzeichen verdichten sich, daß Alea kein normales Meermädchen ist, sondern das Schicksal ihr eine Schlüsselrolle beim Überleben der Meerwelt zugedacht hat.
Während sie immer neue Teilchen einer alten Prophezeiung in verborgenen magischen verlassenen Meerstätten, in Buchmuscheln, auf Anzeigesäulen oder von magischen Wasserbewohnern, zu einem großen Ganzen zusammensetzen zu versuchen, schafft Alea es nicht Kontakt zu ihrer schwer kranken Pflegemutter Marianne in Deutschland aufzunehmen. Alea ist in großer Sorge, auch weil sie zum Ferienende wieder nach Hamburg zurückkehren soll. Doch die Ereignisse überschlagen sich plötzlich. Es wird immer geheimnisvoller und unbegreiflicher, daß an eine Rückkehr nicht zu denken ist.
Alea Aquaris spielt in einer eigenen sehr komplexen Welt. Die Sprache des Meeres Hayara, die nur die magischen Meerwesen verstehen, ist nur ein Beispiel davon. Es lohnt sich daher unbedingt mit Band 1 anzufangen. Wen der Umfang der Bände schreckt, kann sich Band 1 und 2 auch noch vorher als Hörbuch anhören. Das Buch in seiner wunderbaren Komplexität würde aber schon einiges verlieren, wenn man die Hintergründe nicht gut kennt. Aber es lohnt sich! Die Geschichte ist sowohl sehr gefühlvoll, als auch ausgesprochen spannend. Meine Kinder (noch 9 und 7) stöhnten immer auf, wenn ich nach Kapitelende pausierte, etwa weil die Schule rief. Meine Jüngste stöhnte auch immer, wenn es zwischen Lennox und Alea romantisch wurde. Die magische Meerwelt ist zwar ein Traum für Mädchen fast jeden Alters, da bis auf Sammy alle Protagonisten schon mind. 14 Jahre alt sind, kommen auch für jüngere fiese Kussszene vor. Da sich meine Jüngste aber bereits Band 1und 2 auf den Hörbüchern ihrer Schwester angehört hatte, wollte sie nun auf keinen Fall verpassen, wie das Abenteuer weitergeht und ließ sich auf von ein paar Küssen nicht abschrecken. Vor allem der 9 jährige Sammy, der kleine Bruder von Skipper Ben hat es ihr mit seiner quirligen und sehr überschäumenden Emotionalität angetan. An den Stellen fing sie immer an zu strahlen, wenn es um Sammy und seine Flusen oder seine Kuschelmomente ging.
Johanna wurde von all den magischen Wesen, die ihnen auf ihrer Reise begegneten gefangen genommen. Die magische Welt, die sie meist verwaist vorfinden und die unter immer größeren Müllbergen zu versinken droht, hat ihre Fantasie beflügelt. Aber auch die zunehmende Verschmutzung der Meere war für die Kinder ein großes Thema. Plastikmüll zu vermeiden ist allerdings gar nicht immer so einfach.
Die kleine Gemeinschaft auf der Crucis wird in diesem Band auf mehrere harte Proben gestellt. Durch die Enge an Bord kann man sich auch nicht aus dem Weg gehen. Die Nahrungsknappheit vor Erreichen von Island zehrt gerade an Sammys Nerven, doch ungeahnte romantische Gefühle schaffen schier unüberwindliche Hindernisse. Doch als es auf Island richtig gefährlich wird, spielt als dies keine Rolle mehr. Sie sind eine Crew, eine Bande, Zusammenhalt steht daher völlig außer Frage.
Optisch ist das Cover so gestaltet, daß es fast jedes Mädchen sofort haben will, und dennoch verzichtet es auf rosa, sondern ist in Grün- und Aquamarintönen gehalten. Das Cover spiegelt den Inhalt sehr gut wieder. Wem das Cover gefällt, der kann auch den Inhalt eigentlich nur lieben. Dieser ist aufregend, sehr spannend, romantisch und wahnsinnig fantasievoll magisch. Es entführt in eine ganz eigene Welt.
Da es sich mit seinen 450 Seiten um ein Buch für wirklich geübte Leser handelt, gibt es außer thematisch passenden Vignetten zu Beginn eines jeden Kapitels keine Bilder. Scheinbar willkürlich über die Seiten verteilte Kleckse lockern die Seiten optisch auf und vermitteln den Eindruck von Wassertropfen.
Das Buch endet mit einem richtigen Cliffhanger, an welchem Band 4 anknüpfen wird. Wir sind auch schon sehr gespannt. Derzeit befindet sich Autorin Tanya Stewner im hohen Norden auf Recherchereise, wir können gewiss sein, daß Band 4 nächstes Jahr folgen wird. Bis dahin werde ich das Buch wohl nicht nochmal vorlesen, denn bei uns hat nun Teil 1 der ungekürzten Hörbuchfassung von Laura Maire Einzug gehalten, dann wissen wir nächstes Jahr noch ganz genau, was alles passiert ist!
Da kann ich nur sagen: magische 5 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 23.12.2017

Wunderschön!

Ein Weihnachtsgeschenk für Walter
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Ein Weihnachtsgeschenk für Walter ist eine Liebeserklärung an die Literatur und Freundschaft wider jede Erwartung.
Die betagte Ratte Walter hat in ihrer Kindheit unter dem Dielenboden des Waschsalons festgestellt, ...

Ein Weihnachtsgeschenk für Walter ist eine Liebeserklärung an die Literatur und Freundschaft wider jede Erwartung.
Die betagte Ratte Walter hat in ihrer Kindheit unter dem Dielenboden des Waschsalons festgestellt, daß sie lesen kann. Einfach so, sie hatte diese Fähigkeit einfach so von einer Laune der Natur geschenkt bekommen. Obwohl Ratten eigentlich keine Namen tragen, gab Walter sich selbst einen, zu Ehren des großen Dichters Sir Walter Scott. Inzwischen ist Walter betagt und um die Schnauze weiß geworden, von seiner Familie ist keiner mehr zu leben und auch das Nest im Waschsalon gibt es nicht mehr. Daher hatte sich Walter vor einigen Monaten ein neues zu Hause gesucht, in dem kleinen Häuschen der Kinderbuchautorin Miss Pomeroy. Diese ist ebenso alt und mag es zurückgezogen zu leben, wie auch Walter, doch vor allem besitzt sie eine traumhafte Bibliothek, in der er sich nachts gerne Bücher ausleiht. Doch als er feststellt, daß in Miss Pomeroys Büchern ausschließlich Mäuse die Heldenrolle spielen und niemals Ratten, schreibt er ihr einen Brief, um mit ihr in Kontakt zu treten.
Dieses kleine Büchlein mag für mancher Einen wie ein Kinderbuch wirken, doch ist es dies trotz der zauberhaften Illustrationen von Donna Diamond nicht. Diese sind strikt in schwarz-weiß gehalten und scheinen dennoch von innen heraus zu strahlen! Diese Lebendigkeit ist zeitlos schön, so wie auch diese Geschichte. Die Illustrationen waren es auch, die mich auf der Frankfurter Buchmesse angezogen haben und mich in das Buch verlieben ließen.
Zwei verwandte Seelen, verbunden in ihrer Liebe zur Literatur und ihrer Zurückgezogenheit, finden in dieser Geschichte in ihrer Einsamkeit zu einander. Beiden ist ihre Einsamkeit nicht bewußt und doch blühen sie auf in ihrer unwahrscheinlichen Freundschaft. Ganz sanft und zart entwickelt sie sich, in kleinen Schritten. Während Walter überlegt, wie er mit seiner Gastgeberin in Kontakt treten kann, denkt er auch über die Bücher nach, die er liest. Ob Kinder diese Gedanken nachvollziehen können, wage ich zu bezweifeln, aber der Wunsch, als Ratte nicht stets der Außenseiter der Gesellschaft zu sein, der angeblich schmutzig ist und Krankheiten überträgt, können Kinder ebenso gut verstehen, wie den Wunsch ein Held zu sein. Insofern ist dieses Büchlein zeitlos, weil diese ruhige Freundschaft der Einsamen zwar für Kinder noch nicht ganz nachvollziehbar ist, aber der belesene Rattenmann, der die Menschenwelt aus seiner Sicht beschreibt, ist für sie dennoch schön. Erwachsene Leser erfreuen sich an den Allegorien und den literarischen Anspielungen und können wahrscheinlich auch Miss Pomeroy und ihre unerwiderte Liebe besser verstehen, die ihr Leben auf den Kopf stellte.
Zeitlos schön, nicht nur weihnachtlich diese märchenhafte Geschichte von einem ach so menschlichen Rattenherren, wunderbar poetisch geschrieben.
Sehr zu empfehlen für große und kleine Leseratten, die auch ruhige Geschichten voller Gefühl mögen.

Veröffentlicht am 18.12.2017

Zauberhaft waschbärige Geschichten

Villa Wunderbar. Ein Waschbär zieht ein
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In der alten Villa Wunderbar wohnen alle unter einem Dach: Matilda mit ihren Eltern und dem großen Bruder, ihr Freund Joschi mit seiner Mama und dem schrägen Erfinderpapa sowie Oma Hilde und Opa Günther. ...

In der alten Villa Wunderbar wohnen alle unter einem Dach: Matilda mit ihren Eltern und dem großen Bruder, ihr Freund Joschi mit seiner Mama und dem schrägen Erfinderpapa sowie Oma Hilde und Opa Günther. Im Erdgeschoss der Villa betreiben Matildas und Joschis Mama zusammen einen Waschsalon mit Café. Dort nistet sich eines Tages in einer der Waschmaschinentrommeln ein kleiner Waschbär ein. Er wird Henri getauft, nach Uroma Henriette – die kennt zwar keiner mehr, mit ihren Augenringen auf dem Foto im Flur sieht sie dem Waschbären aber verdächtig ähnlich. Und eins steht fest: In diesem Haus ist kein Tag wie der andere! Matilda und Joschi gehen zusammen in die gleiche erste Klasse und da ist es selbstverständlich, daß sie nach der Schule gemeinsam Hausaufgaben machen. Natürlich ist dann auch immer Henri dabei, der immer genau aufpasst, daß er auch ja genug gekrault wird. Aber heute ist es irgendwie anders, Henri ist gar nicht da und taucht auch erst mal gar nicht auf! Da fehlt er ihnen sogar beim Spielen, weil niemand mehr schummelt oder nicht verlieren kann! Gerade als sie ihn so richtig stark vermissen, sehen sie, wie er einen geheimnisvollen Karton vor sich herschiebt, den er offensichtlich verstecken will. Da ist die Neugierde der Kinder geweckt!
Ganz klar, schon allein diese ausgeklügelte Verpackung ist der reinste Hingucker! Meine Jüngste hat es während sie krank im Bett lag, hoch und runter gehört und dabei immer wieder die Villa Wunderbar aufgebaut und mit kleinen Ü-Ei-Tierchen darin gespielt. Eine wirklich ganz hinreißende Idee, nicht nur für ganz Kleine, die auch wirklich ganz toll die Illustrationen von Nikolai Renger wiedergibt. Natürlich sieht man so nicht alle Illustrationen des Buches, aber es vermittelt ein tolles Gefühl für diese ganz besondere Villa und seine Bewohner. Dabei erleben die Bewohner ganz unterschiedliche Abenteuer. Mal versucht sich der freche Waschbär als Ziehvater für Findelkinder, mal verdächtigt er eine Frau im Café eine gemeine Diebin zu sein, so daß er mit den Kindern die Ermittlungen aufnimmt, oder ein Flohmarkt im Café für Gäste und Freunde sorgt für mancherlei Überraschung. Sehr gut gefiel meiner Tochter die Schwäche von Henri beim Spielen zu verlieren, während sie über „Waschbär-ärgere-Dich-nicht!“ lachen kann, kann sie als Kind sehr gut verstehen, daß es Henri bisweilen sehr schwer fällt, sich an Regeln zu halten. Manchmal erscheinen diese ja auch langweilig und doof, bis man mal genauer darüber nachdenkt. Ein wirklich wichtiges Kinderthema. Aber natürlich wäre Henri kein Waschbär wenn er nicht leidenschaftlich gerne waschen würde, mit den eigenen Händen und nicht mit der alten Miele, die er sein Zuhause nennt. Hier passt einfach der Inhalt zur Verpackung. Ebenso liebevoll wie die Verpackung, sind auch die Geschichten erdacht und erzählt. Es ist einfach ein rundum gelungenes Paket, auch wenn die Geschichten nur gekürzt wiedergegeben werden. In der Villa Wunderbar ist die Welt noch in Ordnung, egal wie viele Verbrechen Henri auch vermuten mag.
Hinter Linnea Svensson verbirgt sich das Autorenduo Sandra Grimm und Ann-Katrin Heger, die viel Spaß beim Erfinden dieser warmherzigen Geschichten hatten und dort am liebsten auch wohnen würden.
Martin Baltscheit, geboren 1965 ist Illustrator, Sprecher und Autor von Kinderbüchern und sogar Kindertheaterstücken. Er liest die Geschichte sehr lebendig und in einem sehr kinderfreundlichen, warmen Tonfall, so daß dieses Hörbuch schon ab 4 Jahren empfohlen wird, auch wenn Matilda und Joschi ja schon in die erste Klasse gehen. Bei einigen Geschichten insbesondere als es um abstrakte Kunst und ihren Erfolg auf dem Markt ging, habe ich mich schon gewundert, wie so junge Kinder das denn wirklich verstehen können, aber ich denke, sie verstehen die Geschichte einfach auf einer völlig anderen Ebene, als meine Achtjährige oder ich. Die Geschichten wandeln sich einfach mit dem Erfahrungsschatz des Zuhörers, sind aber niemals grausam oder angsteinflößend, sondern humor- und fantasievoll. Da die Konzentrationsspanne in dem Alter bisweilen noch nicht so lange ist wie dieses Hörbuch von 1 h und 26 min, kann man die 10 Geschichten auch einfach einzeln hören, so lange die Konzentration eben mitspielt. Für ältere Kinder ist das natürlich kein Problem, durch die Trackliste mit Angabe der jeweiligen Geschichte ist jedoch ein Wiedereinstieg nach einer Pause, deutlich erleichtert.
Richtig schöne Geschichten voller Fantasie und Abwechslung für aufgeweckte Kinder ab 4 Jahren.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Ein höllischer Hörspaß!

Luzifer junior – Teil 2: Ein teuflisch gutes Team
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Luzifer junior, genannt Luzi, der Sohn des Teufels, macht ein paar Tage Urlaub in der Unterwelt, ehe er wieder in sein Internat St. Fidibus in der Menschenwelt zurückkehren soll. Dort soll der viel zu ...

Luzifer junior, genannt Luzi, der Sohn des Teufels, macht ein paar Tage Urlaub in der Unterwelt, ehe er wieder in sein Internat St. Fidibus in der Menschenwelt zurückkehren soll. Dort soll der viel zu nette Teufelssohn lernen richtig böse zu sein. Doch dem gefällt es eigentlich sehr gut unter den Menschen, hat dort verbotenerweise Freunde gefunden und liebt Schokolade. Sein Dämon Cornibus begleitet ihn, aber es gibt auch einen höllischen Spion, der Luzis Entwicklung dort überwachen soll. Wer kann das wohl sein. Langsam wird Luzi misstrauisch, selbst seiner besten Freundin Lilly gegenüber, da es immer Blitze schießt, sobald er Lilly näher kommt. Eigentlich passiert das ja nur bei Dämonenkontakt. Lilly wird ja eh langsam misstrauisch, was seine Tarnung als ungarischer Adelsspross anbelangt. Kann er Lilly noch mal beschwichtigen, oder will sie nun wirklich nichts mehr mit ihm zu tun haben? Weiterer Ärger droht auch von den Ruby-Jungs des Dorfes, die auf den neuen hochmodernen Sportplatz des Internats neidisch sind. Da sie mehr Kraft als Hirn haben, wird es ganz schön brenzlig!
Meine beiden Töchter 8 und 10 Jahre finden die Serie klasse, dabei versteht gerade die Jüngere einen Teil der Gags gar nicht. Die ganzen Anspielungen auf die technischen Apfel-Gimmicks verstehen wir Eltern schon viel besser. Dennoch finden sie es sehr lustig, wie technisch rückständig es in der Hölle zugeht, so rückständig, dass sich der Technik-Dämon extra dorthin hat versetzen lassen, damit er endlich wieder was zum Tüfteln hat.
Auch dieses zweite Abenteuer ist wieder sehr abwechslungsreich und unvorhersehbar. Gerade das Rätseln um den geheimen Spion auf St. Fidibus ist sehr spannend, ebenso wie die Angst um die Freundschaft zwischen Lilly und Luzi. Gustav ist da misstrauisch, dafür aber ängstlicher und nun wird der Freundeskreis noch erweitert, um Aaron. Aaron mit seinen vielen Ticks ist auch so ein Knaller für sich. Jochen Till gelingt da meiner Meinung nach schon die schwierige Gradwanderung, zwischen dem Veralbern von Aarons Ticks und Respekt vor diesem etwas anderen Außenseiter, der stets verläßlich ist und eigentlich ganz schön clever.
Außerdem bringt Luzi einen zum Nachdenken über Gut und Böse, sowie Mut und Feigheit. Luzi denkt sich durchaus fiese Strafen aus, aber nur für diejenigen, die es verdienen und nicht für Unschuldige oder Schwächere. Das ist ein weiterer Running-Gag: die Vielzahl an Strafabteilung in der Hölle, die einer besonderen Strafe bedürfen wie z.B. die schnüffelnden Nachbarn, oder die reichen Säcke, die zur Strafe in der Hölle Geld verbrennen müssen. Jochen Till scheinen die Ideen nicht auszugehen, für neue Strafabteilungen in der Hölle. Naja, an Vorbildern hat er hier auf Erden ja auch jede Menge Vorbilder. So ist auch die Organisation der Hölle deutlich an der eines Großunternehmens mit Controller, Kreativabteilung und C.E.O. orientiert. Auch wenn meine Töchter von Wirtschaftsorganisation keine Ahnung haben, scheint es die Kinder überhaupt nicht zu stören. Erklärt aber, warum diese Reihe erst ab 10 Jahren empfohlen ist. Diese Empfehlung hat daher durchaus auch ihre Berechtigung.
Was Christoph Maria Herbst als Sprecher anbelangte, war gerade die Große anfangs sehr skeptisch, denn es ist ja nicht Robert Missler, ihr Lieblingssprecher. Sie mußte dann doch einräumen, daß der echt gut ist. Besonders Cornibus ist richtig klasse, auch wenn er mich stimmlich an die Eule Zechy von Elea Eluanda erinnert (aber die spricht nicht Christoph Maria Herbst, habe ich überprüft). Er trifft wirklich stets den richtigen Ton, egal in welcher Stimmung Luzi sich gerade befindet, oder eben sein Vater, der Oberteufel selbst. Dabei ist er stets gut verständlich und wirklich gut ausbalanciert. Da ist teuflisch gute Unterhaltung für 2 h 44 min. garantiert.
Diese Reihe ist für Jungs und Mädels und ihre Eltern ab 10 Jahren, ein höllischer Spaß, ein bißchen böse, aber mit Scherz und Herz. Im Frühjahr erscheint Band 3: Luzifer Junior: Einmal Hölle und zurück.
5 von 5 Sternen.