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Veröffentlicht am 04.12.2017

Stell Dir vor Du strandest in der DDR im Jahre 1987?

Pullerpause im Tal der Ahnungslosen
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Jobst ist eigentlich ein ganz normaler Zwölfjähriger, aber eigentlich auch wieder nicht. Sein Vater hat sich entschieden, daß er in der falschen Zeit lebt und hat sich mit Hilfe eines Zeitreisekoffers ...

Jobst ist eigentlich ein ganz normaler Zwölfjähriger, aber eigentlich auch wieder nicht. Sein Vater hat sich entschieden, daß er in der falschen Zeit lebt und hat sich mit Hilfe eines Zeitreisekoffers in die Antike abgesetzt. So lebt er mit seiner ziemlich exzentrischen Mutter alleine im heutigen München. Ihre Ferien verbringen sie stets in anderen Zeiten. Als sie von ihrem Sommerurlaub im Mittelalter mit dem Zeitreisekoffer zurückkehren wollen, zieht Susanne die Notbremse, denn sie muss ganz dringend auf Toilette. Dieser Zwischenstopp in der sächsischen Pampa dauert aber länger als geplant. Denn während Susanne hinter einer Häuserecke verschwindet, geht Jobst wie gebannt auf einen Trabi zu. Als er sich umdreht, ist der Koffer weg! Wie sollen sie nun wieder nach Hause kommen? Susanne mit ihrer extrovertierten Art fällt in ihrer Mittelalterkleidung auf wie ein bunter Hund und ehe sie richtig Ärger mit der Volkspolizei oder der Stasi bekommen kann, erklärt Provinztheaterregisseur Frank Kühne den gestrandeten Zeitreisenden Asyl und behauptet, Susanne wäre eine seiner Schauspielerinnen. Mit seiner Tochter Jule und deren guten Kumpel Letscho begibt sich nun Jobst auf die spannende und kniffelige Suche nach dem verschollenen Koffer.
Eine wirklich tolle Zeitreise für heutige Kinder in den damaligen DDR-Kinderalltag, ohne jedoch alltäglich zu sein. Denn die Suche nach dem Koffer gestaltet sich nicht nur schwieriger als Jobst es sich hätte vorstellen können, nein diese Gemeinschaft von drei völlig unterschiedlichen Kindern gegen die Widrigkeiten des Arbeiter und Bauernstaates ist auch echt witzig. Einige witzige Passagen, mögen für mitlesende Eltern noch ulkiger sein, als für die Kinder selbst, da die oft ausufernde sozialistische Propaganda-Nonsense-Sprache für Kinder vor allem merkwürdig klingt, für Erwachsene aber auch Erinnerungen weckt.
Klar, heutige Kinder haben einfach keine Ahnung von dem damaligen Leben in der DDR, dieses Buch schafft es aber wirklich sehr kurzweilig, den heutigen Kindern zumindest eine gewisse Idee davon zu vermitteln. Damit das auch gelingen kann, ist hinten im Anschluß an die Geschichte ein Glossar, hier „kleines Pionierwörterbuch“ genannt, damit Kinder nachschauen können was z.B. ein „Klassenfeind“ war, oder wer „Erich Honecker“ oder „Karl Marx“ waren.
Meine Kinder (10 und 8 Jahre) wurden durch Jobst, Jule und Letscho sehr zum Nachdenken angeregt und so kamen bei uns immer wieder lebhafte Diskussionen über Demokratie, gefüllte Supermärkte, freie Wahlen und gestern sogar die „Bannmeile“ und die „Weltklimakonferenz“ auf. Ich finde es super, daß wir so nicht nur Einblick in die deutsch-deutsche Geschichte bekamen, sondern auch über politische Systeme und damit auch irgendwie unsere aktuell schwierige Regierungsbildung diskutierten.
Hierdurch haben wir natürlich viel länger gebraucht, das Buch zu lesen, als es für das spannende Abenteuer nötig wäre, aber hier war irgendwie der Weg das Ziel. Natürlich habe ich auch einiges gelernt, denn während ich mich gut über Jobst bisweilen mehr als nur exzentrische Mutter amüsierte, lernte ich, daß alle Mütter immer peinlich sind, Väter manchmal (nein unserer ist nicht in die Antike abgetaucht). Das wollte ich ja eigentlich lieber nicht wissen….
Sehr schön fand ich auch die Illustrationen von Horst Klein im Inneneinband, das beschriftete Fotografien der Hauptprotagonisten in einem Schaufenster darstellt, inklusive des allgegenwärtigen Portraits von Erich Honecker, für Jobst nur kurz der „Obstonkel“, weil sein Bild sogar die Auslage des Obstladens zierte, aus Mangel an anderer Deko oder Auslage.
Sehr interessant fand ich auch die These für Honeckers starren Blick und andere tiefere Einblicke in das Leben eines Staatsratsvorsitzenden der Deutschen Demokratischen Republik. Wie viel Wahrheit dahinter steckt, werde ich wohl nie erfahren.
Auf dieses Werk wurden wir anlässlich einer Lesung der Autorin Franziska Gehm beim rheinischen Lesefest Käptn Book aufmerksam. Die geistige Mutter der Vampirschwestern und der Vulkanos, ist nämlich selbst 1974 in der DDR geboren und gehört somit einem der letzten Jahrgänge an, die sich noch richtig an ein Aufwachsen in der DDR erinnern können. Dieses Gefühl will sie auch an die heutigen Kinder weitergeben, aber mit Spaß und Spannung. Meine dort geborenen Freunde haben mir alle versichert, daß es eigentlich ganz schön gewesen wäre, dort aufzuwachsen, wir sind einfach die Generation, für die die Mauer gerade im richtigen Moment fiel. Als Kind habe man gar nicht so viel vermisst und ein Leben ohne Mikrowelle und Bananen war durchaus möglich.
Auch wenn die Geschichte lustig ist, will sie die damaligen Probleme, die zum Fall des Regimes nicht übergehen und sie klingen auch durchaus an. Sie belasten aber weder die Geschichte noch das Leseerlebnis. Denn mit Spaß lernt man einfach lieber!
Ein tolles Buch für alle die in der DDR aufgewachsen sind und dieses Gefühl ihren Kindern vermitteln wollen, ohne sie zu belasten und ohne den belehrenden Zeigefinger. Aber nicht nur für die, denn zu denen gehöre ich aus dem tiefsten Westen stammend auch nicht. Es ist einfach ein wirklich tolles Stück deutsch-deutscher Geschichte, fernab von den üblichen Erzählweisen.
Kommentar meiner Jüngsten: Die Geschichte war toll!
Na, da sind wir uns wohl alle mit 5 von 5 Sternen einig!

Veröffentlicht am 28.11.2017

Tortääää gut, alles gut!

Die Muskeltiere
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Es ist Nacht und der mutige Mäuserich Picandou erwacht von einem kratzenden Geräusch am Kellerfenster. Die Rattenbande kommt während eines Zwischenstopps ihres Kreuzfahrtschiffes im Hamburger Hafen zu ...

Es ist Nacht und der mutige Mäuserich Picandou erwacht von einem kratzenden Geräusch am Kellerfenster. Die Rattenbande kommt während eines Zwischenstopps ihres Kreuzfahrtschiffes im Hamburger Hafen zu Besuch und stellen ihren Jüngsten, den kleinen Rattibor vor. Er ist winzig, zahnlos und kann nicht viel mehr als Mama, Papa und Tortääää sagen. Letzteres kann er sogar brüllen, wenn er nicht seinen Willen bekommt und wenn das immer noch nicht hilft, hält er die Luft an, bis er blau anläuft. Picandou ist ziemlich genervt von dem Kleinen, auch wenn der ihn besonders ins Herz geschlossen zu haben scheint. Die liebliche Rattendame seines Herzens, Gruyère Joséphine, findet ihn dennoch total süß. Nach der wilden Party erwachen die vier getreuen Freunde Picandou, Gruyère, Pomme de Terre und Hamster Bertram von Backenbart in ihrer Höhle im Keller unter dem Feinkostladen und stellen fest, daß Rattibor bei ihnen geblieben ist. Schnell machen sie sich auf den Weg, um den Kleinen in den Hafen zu bringen, ehe das Schiff gegen Mittag in den See sticht. Doch Rattibor will einfach nicht hören und so wird es eine Reise voller Abenteuer, die alles bisher Erlebte in den Schatten stellt.
Ute Krause ist nicht nur eine preisgekrönte Kinder- und Jugendbuchautorin, sondern auch eine begnadete Illustratorin. Bei dieser Reihe hat sie die Illustrationen alle selbst gefertigt und sie passen einfach hervorragend. Damit die Hörer dieser Reihe nicht völlig diesen Genuss entbehren müssen, sind auch die Tonträger mit diesen bedruckt und das Booklet enthält eine kleine Einführung in die Reihe mit einer Illustration des Feinkostladens, und der vier Muskeltiere mit Kurzvorstellung.
Andreas Fröhlich liest auch diesen Band wieder richtig großartig. Er schafft es nicht nur den hanseatischen Ton genau zu treffen, sondern trifft genau den Humor der Reihe. Gerade dieser feine Humor zwischen den Zeilen, macht diese Reihe auch für die Eltern zum Genuss. Mit dem kleinen Tortääää-Schreihals schafft er es auch dem neuen Charakter eine unvergleichliche Stimme zu verleihen.
Auch wenn dieser Band deutlich kürzer ist als die Vorgänger, so ist er wieder richtig spannend und witzig. Picandou als Vater wider Willen, ist schon sehr witzig, ebenso die Sicht der Nager auf unsere Zweibeinerwelt (immer diese weißen Schränke in den Küchen, in denen es so dunkel und kalt ist!). Trotz der veränderten Zielgruppe, blitzt der Schalk der Autorin durch, wenn sie die Tricks und Macken des kleinen ungezogenen Rattibor beschreibt und die Reaktion der Erwachsenen. Gruyère schmilzt dahin, während Picandou eigentlich nur genervt ist und alles tut, um den Kleinen wieder loszuwerden. Aber nein, dieses Buch zeigt Kindern nicht, was sie für eine Qual sind, aber es macht schon deutlich, welche Gefahren aus Ungehorsam entstehen können. Aber vor allem ist es wieder ein echtes tierisches Abenteuer, in dem nur bestehen kann, wer zusammen hält: Einer für alle, alle für einen!
Natürlich gibt es ein glückliches Ende für alle Beteiligten, nur nicht für die Tortääää!
Bei dieser Reihe ist es wirklich sehr schwierig sich zwischen dem Buch und dem Hörbuch zu entscheiden.
Meine Töchter lieben auch mit 8 und 10 Jahren die Geschichten noch, waren aber etwas traurig, daß es diesmal so kurz war. Ein längeres Abenteuer hätten Picandous und Bertrams Nerven wohl auch nicht ausgehalten!
Ein Hoch auf die Muske(l)tiere! Wie stets zauberhafte 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 27.11.2017

Ein mörderischer Badespaß

Ein Einhorn taucht unter (Badebuch)
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Stefan liegt in der Wanne und leert angenervt die angeblich letzte Flasche Einhorn-Duschgel, mit „Glücksklee-Extrakt“, mehr farbigem Glitter und regenbogenfarbigen Schaum. Die Krönung ist natürlich der ...

Stefan liegt in der Wanne und leert angenervt die angeblich letzte Flasche Einhorn-Duschgel, mit „Glücksklee-Extrakt“, mehr farbigem Glitter und regenbogenfarbigen Schaum. Die Krönung ist natürlich der Bonbon-Geruch - widerlich! Der Einhornfimmel seiner Angetrauten Julia geht ihm auf dem Keks! Ein letztes Mal macht er gute Miene zum bösen Spiel und pfeift Mickie Krauses Einhorn-Song.
Julia steht angewidert vor der Badezimmertür. Ihr Mann ist ein ekelhaftes Riesenbaby, wie er so in der Wanne plantscht und mit den Schaummassen spielt. Schnell die Gesichtsmuskeln zurechtrücken, ehe sie ein letztes Mal das Bad betreten will, um gute Miene zum bösen Spiel zu machen und dann…
Dieser Krimi für die Wanne ist echt böse und trieft vor schwarzem Humor. Unter alldem Einhornkitsch schlummert das Böse. Die Bücher der Edition Wannenbuch versprechen, daß sie in 15 Minuten gelesen sind und absolut wasserfest! Dieses Versprechen hält dieses Buch auf jeden Fall! Das schöne ist, daß Claudia Puhlfürst, die erfolgreiche Krimiautorin es versteht, den Spaß in die Sprache zu packen. Bei diesem Krimi gibt es zwar am Ende eine echte Pointe, aber sie packt so viel schwarzen Humor in ihre Sätze, daß es auch in Kenntnis der Pointe durchaus Spaß macht, den Krimi bei einem erneuten Badegang nochmal zu lesen.
Herrlich wird der aktuelle Einhorntrend auf den Arm genommen, bei dem Einhörner auf dem Toilettenpapier, dem Duschgel, dem Sekt, den Keksen u.ä. einfach nicht fehlen dürfen.
Da es nur ein Kurzkrimi ist, kann der Leser keine komplizierte Ermittlungsarbeit erwarten, aber das ist ja auch gar nicht immer nötig. Mordwille, Mordmotiv und Mordwaffe sind auf jeden Fall da und garantieren einen Mordsspaß.
Wer also noch dringend zu Weihnachten, einen Krankenbesuch oder zum Wichteln eine Kleinigkeit benötigt, ist mit diesem Krimi für die Wanne bestens bedient – einzige Bedingung, es darf kein Schrottwichteln sein. Dafür wäre das Buch einfach zu schade. Die Geschichte ist originell, das Buch gewohnt solide und haptisch wirklich angenehm. Mit 5,- € Kaufpreis liegt das Buch auch definitiv im Wichtel-Preisrahmen und es wird sich positiv von all dem anderen Quatsch der üblicherweise absetzen. Da braucht man sich als Schenker weder zu verstecken, noch unter zu tauchen.
Prima Mitbringsel, Wichtelgeschenk oder „nur so“ Spaß! 5 von 5 Sternen für diesen kurzweiligen Wannenspaß!

Veröffentlicht am 22.11.2017

Ein herrlich verrücktes und doch auch nachdenkliches Weihnachtsabenteuer!

Doktor Proktor und das beinahe letzte Weihnachtsfest
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In der Kanonenstraße bereiten sich alle auf Weihnachten vor. Lise und Bulle sitzen bei Doktor Proktor dem genialen, aber verkannten Erfinder, in der Küche während Juliette herrlichen Milchreis kocht. Da ...

In der Kanonenstraße bereiten sich alle auf Weihnachten vor. Lise und Bulle sitzen bei Doktor Proktor dem genialen, aber verkannten Erfinder, in der Küche während Juliette herrlichen Milchreis kocht. Da wird im Radio folgende Durchsage gesendet: Der König von Norwegen hat Weihnachten an den ehemaligen Nachbarn Herrn Thrane verkauft! Nur wer für mindestens 100.000 Kronen in Herrn Thranes Kaufhaus zu Weihnachten einkauft ist Mitglied im Weihnachtsclub und hat die Erlaubnis Weihnachten zu feiern, Weihnachtslieder zu singen oder selbst „Frohe Weihnachten!“ zu wünschen! Oh je, Doktor Proktor, Juliette und Bulle können sich das nicht leisten! Wie kann der König von Norwegen überhaupt Weihnachten verkaufen, gehört es ihm denn überhaupt? Warum hat er das getan und wie können sie dieses herrliche Fest retten? Bulle besorgt schnell eine Audienz beim König, um das ganze Ausmaß der Katastrophe festzustellen und Doktor Proktor kennt zum Glück den Weihnachtsmann persönlich! (Wie gut, das Norwegen so weit im Norden liegt!) Doch auch der Besuch beim Weihnachtsmann rettet das Fest nicht, da müssen die Freunde die Rettung halt selbst in die Hand nehmen!
Meine Tochter fand die Geschichte von Anfang an urkomisch und erzählte mir immer ganz aufgeregt die witzigsten Szenen! Ich fürchtete es wäre klamaukig, aber dem war zum Glück nicht so. Stattdessen bekam ich ein wirklich spannendes, aber auch gesellschaftskritisches Abenteuer zu hören. O.k. einiges ist echt absurd, wie z.B. Australier die auf alles was fliegt ballern, oder Vampirgiraffen, die New York unsicher machen, doch es geht letztendlich um Weihnachten, daß vom Fest der netten Aufmerksamkeiten für die Lieben zu einer hoffnungslosen Konsumschlacht verkommen ist. Alles Schöne, was bislang noch umsonst ist, als allgemeines Kulturgut, wie das Singen von Weihnachtsliedern, muß nun erkauft werden! Ein schrecklicher Gedanke, so schrecklich, daß man echt mitfiebert, wie die ungleichen Freunde das wohl verhindern mögen.
Mich brauchte zudem sehr zum Schmunzeln, wie denn der König zum Verkauf des Festes gebracht wurde. Dieses Schurkenstück erinnerte mich schon sehr an Andersens „Des Kaisers neue Kleider“. Es bedarf halt oft des vorbehaltlosen Blickes eines Kindes, um die Wahrheit zu sehen.
Natürlich wird auch wieder auf altbewährtes zurückgegriffen und so benötigen die Freunde zur Rettung des Weihnachtsfestes die letzten Reste Zeitseife und das spezielle Pupspulver, um die Geschenke noch rechtzeitig auszuliefern. Teilweise geht es so übertrieben hart zur Sache, daß auch Kinder die Übertreibung merken. Selbst der fiese Bösewicht kommt nicht zu Schaden, auch wenn er leider nicht bekehrt wird, aber so können wir auf weitere Doktor Proktor Abenteuer gespannt sein.
Sehr unangenehm ist mir im Film die Figur von Bulles Mutter aufgestoßen, die selbstsüchtig und faul ist. Bei ihr hat Bulle echt nichts zu lachen, weswegen er sich zu Hause auch äußerst rar macht. Auch zu Beginn dieser Weihnachtsgeschichte ist dies so, doch dank der Rettung des Weihnachtsfest ändert sich so einiges. Das hat mir als weihnachtliche Botschaft sehr gut gefallen. Bei allem Spaß und aller Action, schaffen es die Freunde nicht nur Weihnachten zu retten, sondern auch ihren Geist der Weihnacht und der Liebe weiterzugeben. Das ist aber nicht der einzige Grund sich über ein rundum fröhliches Ende zu freuen.
Dies ist die erste Doktor Proktor Geschichte, die Philipp Schepmann liest, da der bisherige Sprecher Andreas Schmidt dieses Jahr leider viel zu früh verstorben ist. Es ist natürlich immer schwierig, eine bewährte Stimme abzulösen, aber das Problem haben wir nicht, da es unser erstes Doktor Proktor Hörbuch ist. Auch meine Sorge, daß ich ständig den kleinen Drachen Kokosnuss vor meinem inneren Auge sehen würde, war unbegründet. Philipp Schepmann verleiht Bulle, Lise, Doktor Proktor und Juliette eigene Stimmen, die nicht weniger lebendig und lebensfroh sind.
Jo Nesbo, Jahrgang 1960, arbeitete lange Jahre als Broker, wurde als Sänger von Norwegens populärer Band „Di Derre“ (kenne ich die? ) berühmt, aber Weltruhm erreichte er als Krimiautor und ist inzwischen Norwegens erfolgreichster Autor, dessen Krimi „Der Schneemann“ von Martin Scorsese verfilmt wird und auch von Doktor Proktor, seiner Kinderbuchserie, gibt es bereits zwei Kinoabenteuer, allerdings von einem anderen Regisseur. Wer nach dieser CD noch nicht genug hat, der findet im CD-Booklet nicht nur die vollständige Tracklist und alle Infos zu Buch und CD sondern auch noch eine Abbildung sämtlicher Doktor Proktor Hörbücher aus dem Programm des Hörverlags.
Anders als meine Tochter hatte ich sehr niedrige Erwartungen und bin total positiv überrascht worden! Diese Geschichte ist witzig, spannend und tatsächlich weihnachtlich, im eigentlichen Sinne. Bei Weihnachten geht es um kleine Freuden und nicht den großen Kommerz!
Wirklich begeisterte 5 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 19.11.2017

Weihnachtliches Wohlfühlhörbuch

Tage wie diese
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Dieses Jugendhörbuch aus der Edition Goya Libre, erzählt 3 romantisch verschneite Liebesgeschichten von ganz normalen Teenagern, die doch was ganz besonderes sind. Alle drei Geschichten spielen um Heilig ...

Dieses Jugendhörbuch aus der Edition Goya Libre, erzählt 3 romantisch verschneite Liebesgeschichten von ganz normalen Teenagern, die doch was ganz besonderes sind. Alle drei Geschichten spielen um Heilig Abend während des größten Schneesturm der Geschichte in dem kleinen Städtchen Gracetown, wo es nicht viel mehr als einen Bahnhof, eine High School, ein Wafflehouse, einen Herzog-Minimarkt und ein Starbucks Café gibt, weshalb sich die Wege der Teenager auch alle früher oder später zu dieser magischen Weihnacht kreuzen, verbinden und somit die jeweiligen Geschichten abrunden. Es lohnt sich also genau zu zuhören, diese kleinen Begegnungen sind einfach wunderbar.
1. Der Jubilee-Express, Maureen Johnson, gelesen von Julia Meier
Die 16 Jährige Jubiliee freut sich schon total auf ihr „einjähriges“ mit ihrem scheinbar perfekten Freund Noah, bei der traditionellen schwedischen Weihnachtsfeier bei Noahs Familie. Jubilees Eltern wollen nur kurz vorher zur Flobie Manufaktur die zu Weihnachten strenglimitierte Keramikhäuschen für das Flobie Deko-Weihnachtsdorf verkaufen. Ihre Eltern sammeln mit voller Leidenschaft und haben sogar ihre Tochter nach Gebäude Nr. 4 der Jubilee-Hall benannt. Da es dieses Jahr nur 10 Exponate gibt, kommt es zu einer Schlägerei und ihre Eltern werden verhaftet. Wegen des Schneesturms soll Julie nun zu ihren Großeltern nach Kalifornien mit dem Zug fahren. Doch der endet in einer Schneewehe in Gracetown. Um den schrecklichen Cheerleaderinnen im Zug zu entkommen, steigt sie aus und strandet vorerst in einem Wafflehouse, wo sich der junge in Tüten gekleidete Stuart ihrer erbarmt und sie zu Weihnachten mit zu sich nach Hause nimmt.
In dieser ersten Geschichte kommen, wenn man genau zuhört alle Personen schon vor, ohne dass es groß auffällt. Sowohl Julie, als auch Stuart sind echt sympathische normale High School Kids. Insofern verstehen sie sich eigentlich auch gleich auf Anhieb, käme es da nicht zu Irrungen und Wirrungen, die alles verkomplizieren, sie aber auch dazu bringen, einander wirklich kennen zu lernen und sich zu öffnen.
Julia Meier liest diese Geschichte wirklich großartig. Durch ihre geschickten Betonungen kommen der trockene Humor und die dezente Ironie richtig zur Geltung. Da besteht keine Gefahr von Kitsch, aber ich habe mich richtig amüsiert, während ich dahin geschmolzen bin. Hinzukommt, daß die geschulte Stimme der Folkwang Absolventin wirklich sehr angenehm und wandlungsfähig ist.
Im Booklet befindet sich nehmen der Tracklist zu allen drei Geschichten auch eine Kurzvita der Sprecher und Autoren
2. Ein cheer unglaubliches Weihnachtswunder, John Green, gelesen von Jakob Weigert
Der 16 jährige Tobin sitzt mit seinen besten Freunden JP und dem Herzog zu Hause und veranstaltet eine lange James Bond Nacht. Seine Eltern sitzen wegen des Schneesturms auf einem Ärztekongress in Boston fest und rufen ständig an, weil sie ein schlechtes Gewissen haben, ihren Sohn über Weihnachten ganz alleine zu lassen. Plötzlich ruft ihr Freund Quinn an, der im Wafflehouse arbeitet: 14 Cheerleaderinnen sind durch die Schneewehe bei ihm im Laden gestrandet, sie müssten unbedingt sofort herkommen, ehe die Freunde seiner zwei Kollegen sich die Cheerleaderinnen schnappen. Die Nerds Tobin und JP sind sofort begeistert und auch die burschikose Angie, wie der Herzog wirklich heißt, zieht mit ihnen los, in die schneeverwehte Nacht, in der ein Durchkommen unmöglich scheint.
Das ist eigentlich eine richtige Jungsgeschichte, die mich an den legendären „Der Volltreffer“ mit John Cusack erinnert, ein Film den auch Mädels lieben, aus gutem Grund. Die Nerds haben nur ein Ziel vor Augen und verkennen völlig, daß Cheerleader nicht ihre Kragenweite sind. Aber es geht ja auch eigentlich um etwas ganz anderes und das worum es geht finden sie und noch viel mehr.
Jakob Weigert liest jugendlich frisch und schafft es für diese etwas verpeilten Nerds richtig Sympathien zu wecken.
3. Der Schutzheilige der Schweine, Lauren Myracle, Leonie Landa
Es ist Heilig Abend und die junge schöne Addie hat nichts Besseres zu tun, als sich selbst zu bemitleiden! Aus reiner Theatralik und Dramabedürfnis hat sie mit ihrem Freund Schluss gemacht und bereut es nun zutiefst. Doch ihr Traumtyp Jep ist vor Weihnachten zu seiner Familie ins Reservat gereist und nicht zu dem von ihr vorgeschlagenen Treffen erschienen. Ihre zwei besten Freundinnen Tegan und Dorrie waschen ihr gehörig den Kopf. Sie solle aufhören nur um sich selbst zu kreisen und auch mal an andere zu denken. Um zu beweisen, das mehr in ihr steckt, bietet sie an, während ihrer Schicht bei Starbucks das für Tegan an die Tierschutzstation nahe Starbucks gelieferte Tee-Tassen-Miniatur-Hausschwein abzuholen. Doch in Addies Leben überschlagen sich die Ereignisse und dieses Mini-Schwein macht es ihr nicht leicht!
Diese Odyssee der jungen Dramaqueen lässt einen beim Zuhören nicht kalt. Man kann ihre Freundinnen verstehen, warum sie Addie zu recht weisen und im Laufe der Geschichte, wird auch klar, weshalb sie beliebt ist, obwohl sie doch ständig im Mittelpunkt stehen will. Dieses Mal ist sie echt gefordert und sie muß zeigen, was in ihr steckt, falls doch etwas mehr in ihr steckt, als nur die süße, leicht egozentrische Hülle.
Am Ende laufen während Addies Schicht bei Starbucks alle Fäden zusammen und als Zuhörerin wird einem weihnachtlich warm ums Herz!
Leonie Landa hat eine sehr passende, junge und sehr weibliche Stimme, die Addie sowohl zerbrechlich und unglücklich, als auch etwas verzogen klingen lässt. Sie spricht lebendig und leicht, wirklich die perfekte Stimme für Addie am Rande der Verzweiflung.
Eine wunderbar weihnachtlich romantische Box, die amüsiert, kurzweilig unterhält und jeden glauben lässt, daß das Glück für jeden ganz nah und möglich ist! Immerhin ist Weihnachten das Fest der Liebe!
So schön, daß man es immer wieder hören kann und das warme Gefühl im Bauch kommt immer wieder!
Für dieses herrliche Weihnachtsglück ab 14 Jahren gebe ich glückliche 5 von 5 Sternen