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Veröffentlicht am 17.01.2020

Dieser Band ist wieder richtig spannend und irreführend!

Die Magischen Sechs - Wendel Wispers unheimliche Puppe
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Die Magischen Sechs sind ein Club bestehend aus sechs jungen Nachwuchstalenten der bühnenreifen Illusion. Jeder Band wird aus einem anderen Blickwinkel erzählt. Diesmal steht Theo der farbige Geiger und ...

Die Magischen Sechs sind ein Club bestehend aus sechs jungen Nachwuchstalenten der bühnenreifen Illusion. Jeder Band wird aus einem anderen Blickwinkel erzählt. Diesmal steht Theo der farbige Geiger und Meister des Schwebens im Mittelpunkt. Theo kommt aus einer sehr großen und sehr musikalischen Familie und seine älteren Geschwister sind alle schon erfolgreiche Musiker. Sie finden, dass ihr Nesthäkchen mit seinen Freunden und Zaubertricks nur seine Zeit verschwendet und er sich doch mehr auf sein Instrument und ernsthaftes Üben konzentrieren sollte. Doch Theo übt mit seinen Freunden, sehr eifrig für die alljährlich Talentshow von Mineral Wells. Gemeinsam wollen sie die Bewohner verzaubern. Doch im Berghotel ist ein neuer Künstler abgestiegen. Der Bauredner Wendel Wisper mit seiner Puppe Darling Daniel. Recht schnell sind Carter und Leila überzeugt, dass es sich bei ihm um ein ehemaliges Mitglied des Rubinrings, des legendären Zauberclubs einiger ihrer Väter handeln muss. In ihrer Überzeugung fühlen sie sich bestärkt, als Dante Vernon, Leilas Vater und ehemaliges Mitglied des Rubinrings, plötzlich mit geheimnisvollen Worten abreist. Sicher führt Wendel Wisper Übles im Schilde und wurde von dem gefährlichen Kalagan geschickt. Allmählich tauchen überall Darling Daniel Puppen im Ort auf, die ein Geheimnis verbergen.
Beim zweiten Band hat meine Große geschwächelt, aber diesen fand sie wieder total spannend. Als sich das Geheimnis um die Puppen offenbarte gab es für sie kein Halten mehr. Die sechs Freunde sind absolut verschieden, so dass sich die ganze Leserschaft in ihnen wiederfinden kann. Theo ist farbig, Ridley sitzt im Rollstuhl, Carter ist Waise, Leila hat zwei Väter und Izzy und Olly sind blonde Zwillinge. Nun lernen sie auch noch Emily Meridian kennen, die Tochter des Musikladenbesitzers. Sie ist ganz schön wehrhaft, denn dank ihrer Kampfsportkünste, rettet sie die Freunde aus ernsten Schwierigkeiten. Theo und sie verstehen sich auf Anhieb. Sie spielte bislang keine Rolle, da sie normalerweise bei ihrer Mutter lebt und nur die Sommerferien bei ihrem Vater verbringt. Die Kinder sind also so bunt gemischt wie das Leben. Ihre Talente sind ungewöhnlich, doch sie sind nicht vom Himmel gefallen, zu ihren Talenten, die sie haben, müssen sie dennoch stetig üben, üben, üben…… und niemals damit aufhören. Im Buch verrät der Autor und Schauspieler, der auch passionierter Zauberer ist, einige Tricks. Diese sind gut erklärt, funktionieren aber überzeugend erst nach Übung und Training der entsprechenden Fingerfertigkeit. Da es die Helden des Buches aber vormachen, ist die Motivation bei den Kindern höher. Dabei ist dieses Buch ab 9 Jahren auch zahlreich und wirklich eindrucksvoll illustriert.
Wieder kündigt sich ein Abenteuer an, dass auf die Zeit des magischen Clubs ihrer Elterngeneration zurückgeht. Wendel Wisper und die Vielzahl der überall auftauchenden Puppen ist echt gespenstig, dennoch ist es für die Leser absolut unklar, was von der Situation zu halten ist. Man merkt nur, dass sich ein Unheil ankündigt, doch welches? Das ist sehr spannend und diesmal wirklich nicht vorhersehbar. Auch die Freundschaft verändert sich, inwiefern wollen wir nicht verraten, sicher ist nur, dass es weitergehen wird und sie bei diesem Rätsel ebenso wenig aufgeben werden, wie bei dem Üben ihrer Show! Mit den Lesern reifen auch die Helden dieses Buches. Neben den Illustrationen sind auch Schriftgröße und Zeilenabstand sehr ansprechend für junge Leser.
Ein sehr spannendes Buch über Abenteuer, Illusionen, Freundschaft und Geheimnisse. Wir wollen unbedingt wissen wie es weitergeht!

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Teuflisch cool!

Cornibus & Co (Band 1) - Ein Hausdämon packt aus!
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Der Chef tobt, es ist 7 h abends und er freut sich auf einen chilligen Abend mit seinem Keinhorn vor dem Gernseher, aber dann muss er entdecken, dass Steven, sein Supertüftler ihm einen ganzen Haufen Nazis ...

Der Chef tobt, es ist 7 h abends und er freut sich auf einen chilligen Abend mit seinem Keinhorn vor dem Gernseher, aber dann muss er entdecken, dass Steven, sein Supertüftler ihm einen ganzen Haufen Nazis auf dem Schreibtisch im Posteingang gelassen hat. Wohin bloß mit ihnen? Cornibus, der beste Freund von Luzifer Junior, seines Zeichens Hausdämon hat gerade einen Auftritt in einer neuen Dokumentarsendung bei RTHell: Dort wird nun offiziell der Frage nachgegangen: Was sind Hausdämonen? Was machen sie so? Was können sie so? Wo kommen sie eigentlich her? Cornibus steht dem Moderator mit Rat und Schleim zur Seite, da wird live geforscht!

Diese Reihe richtet sich an die neue Generation, die besser gucken als lesen kann, oder eben einfach keine Lust hat zu lesen, weil man doch ansonsten viel mehr entdecken kann. Ja, dieser Band ist wirklich ein Band bei dem die Augen viel zu entdecken haben in den Illustrationen von Raimund Frey Der Bildanteil ist sehr hoch, deutlich höher als bei Comicromanen, wobei ich die Illustrationen deutlich ausgereifter finde, als sonst in Kindercomics.

Wer meint, dieses Buch könnten doch schon jüngere Kinder lesen, es hat ja nicht viel Text, der irrt sich. Ja, die Textmenge können auch Jüngere meistern, aber den Humor werden sie nicht verstehen und auch nicht alle Begriffe kennen. Ich habe mit meiner Tochter gekuschelt während des Lesens und kam nur mäßig mit meinem Buch voran, weil dann immer Fragen kamen wie: „Mama, was ist ein Salzsäurepool?“ und dann diskutierte sie mit mir die Vorzüge der Hölle, in der man ja auch ein Salzsäurebad riskieren könne. Das ist aber nur eines von mehreren Beispielen. Es gibt ja noch drei andere Graphic-Novels aus der Reihe, die man z.T. Auch mit jüngeren Kindern lesen kann, die z.B. noch nie etwas von DNA gehört haben. (ja, wer die Evolution anzweifelt, wird an diesem Buch auch keine Freude haben, greift aber auch ansonsten eher nicht zu Büchern über Hausdämonen). Wie in der Buchreihe wird auch hier mit bekannten Begriffen gespielt, so wie dem Gernseher, oder dem Glühschrank. Auch sonst kommen der Wortwitz und die Ironie nicht zu kurz. Stilistisch wird bei den Fernsehaufzeichnungen der reißerische Stil von Sensationsfernsehen nachgeahmt und auch an Werbeeinblendungen der verblödenden Art nicht gespart. Tja, in der Hölle geht es bisweilen nicht viel anders zu...

Meine 3 Testleserinnen sind sehr unterschiedlich. Die Große liest mäßig gerne, aber Luzifer Junior und Scary Harry liest sie freiwillig. Elena liest sehr viel, auch Luzifer Junior. Franziska kann gut lesen, verbirgt es aber, indem sie nur sporadisch tut, wenn sie irgendetwas unbedingt wissen will. Meistens ist es ihr zu viel Arbeit, weshalb sie Comics und Bilderbücher bevorzugt. Sprich, sie ist voll die Zielgruppe! Nun weiß ich endlich, dass meine Töchter keine Lesemuffel, sondern nur digital natives sind. Ja, es liest sich sehr schnell, aber ich bin ja über alles froh, was sie lesen. Denn Lesen lernen reicht nicht, man muss es auch üben, um es nicht einrosten zu lassen. Dabei hilft immer ungemein, wenn Bücher einfach optische Blickfänge sind und nicht zu umfangreich. Das ist bei meinen ein Knock-out-Kriterium: keine Bilder, viele Seiten, kleine Schrift und/oder Zeilenabstände: „Mama, das musst Du vorlesen“. Das ist hier alles kein Problem, das stand für die Kinder sofort außer Frage, das sie dieses Buch gerade mal eben so lesen. Unser Besuch sogar mal gerade eben, während meine Tochter ihre Inliner & Co. zusammensuchte.

Kommentar Johanna (12): Ah, jetzt weiß ich endlich wo die Hausdämonen, herkommen, das war witzig! Die DNA-Stränge waren irre. Das liest sich ja voll schnell, das kann man auch mehrfach lesen.

Kommentar Elena (Leseratte, mag eigentlich keine Comics) (11): Das ist voll cool, total witzig. Kurz und knackig, das kann man auch gut mehrmals lesen!

Kommentar Franziska (10): Das ist richtig witzig. Jetzt weiß ich auch endlich wie das Einhorn, äh Keinhorn von Luzies Vater heißt. Aber das macht doch nicht mäh, das ist doch kein Schaf! (ob sie vielleicht doch schon mal einem Keinhorn begegnet ist? Anmerkung der Mutter). Am Besten fand ich aber den Anfang, mit dem Ruf nach Steven. Steven ist klasse. (Ob der auch noch mal eine eigene Reihe bekommen wird, ist hier nicht bekannt).

Eine neuer Konzeptauftakt, der Leser wie Lesemuffel anspricht. Dabei ist die Wortwahl nicht zimperlich sprich, sprachlich werden die Kinder schon gefordert, indem einige Wörter oder Themen des Nachdenkens oder Nachfragens erfordern. Es ist ein Comic in Buchform, aber ohne viele kleine Bilder mit Sprechblasen pro Seite. Die Gestaltung ist hier großflächiger. Eine tolle altersgerechte Alternative für meine Bilderbuchleserin. Sie hat von den 3 Kindern am längsten gebraucht, dafür sind ihr auch alle visuellen Feinheiten aufgefallen: „Mama, was soll das auf der Unterhose heißen?“. Tja, „Hells Bells“ kam noch nicht im Unterricht vor, da haben wir mal einen kleinen Exkurs gemacht... (grinsendes Kopfschütteln: „Männer sind komisch“ - das denken die über Frauen sicherlich auch...).

Fazit der Mädels: Wirklich cool, wann gibt es mehr davon? Schwierig, ihr durftet es ja vor dem Erscheinen lesen.

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Dufte!

Kräuterhexe Thymiana beim Koboldkönig
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Thymiana ist eine Kräuterhexe, die glücklich in ihrem Baumhaus im Wald lebt. Um ihren Baum schließt sich ihre Kräuteroase an und von weither kommen die Tiere, um sich ihre Kräutermischungen oder Salben ...

Thymiana ist eine Kräuterhexe, die glücklich in ihrem Baumhaus im Wald lebt. Um ihren Baum schließt sich ihre Kräuteroase an und von weither kommen die Tiere, um sich ihre Kräutermischungen oder Salben bei ihr abzuholen. Eines Tages kommt ihre Schwester Lavenda angeflogen und berichtet, dass ihre geliebte Großmutter an der Schlafkrankheit erkrankt sei. Die kleine Kräuterhexe wird ganz blass, denn dagegen hilft nur die Inguruwurzel, die es nur im dunklen Koboldwald gibt und die von dem Koboldkönig streng bewacht wird. Aber ihrer Oma zu liebe schwingt sie sich wie ihre Schwester auf ihren Hexenbesen, dabei kann sie weder zuverlässig zaubern, noch sicher fliegen. Obwohl ihre Schwester sie ermutigt, stürzen sie über den Sümpfen ab, gar nicht so unauffällig wie geplant. Schnell haben die Kobolde sie entdeckt....

Dies ist ein Duftbuch, was meine Tochter ganz großartig findet. Auf jeder rechten Seite befinden sich Duftpartikel, die beim Drüberreiben aktiviert werden. Ganz fein in der Illustration versteckt sich ein gedruckter Hinweis auf den Duft z.B. Pfefferminze, Thymian, Lavendel, Schokolade, Inguruwurzel oder Pups.... nach einiger Zeit lässt der Duft nach und kann wieder durch Reibung aktiviert werden. Das finde ich sehr wichtig, denn anders als für meine Tochter, ist für mich die Vorstellung ein Graus, dass mir jede Seite gleichzeitig, gleichstark entgegen duftet. Ich bin sehr empfindlich gegenüber Gerüchen und finde Raumdüfte widerlich. Daher hatte ich die Befürchtung es mit diesem Buch in einem Raum nicht aushalten zu können, aber das war zum Glück nicht der Fall. Wir haben nur aufgrund der unterschiedlichen Duftpräferenzen nicht gemeinsam gelesen, aber da meine Tochter schon 10 ist, ist dies auch nicht schlimm gewesen. Die Illustrationen sind wunderschön, farbenfroh und freundlich, selbst beim Koboldkönig bekommt man nicht wirklich Angst. Der geheime Held meiner Tochter ist allerdings Spinne Kiko. Kiko ist Thymianas allerbester Freund (ja ich weiß, es sollte bester heißen, aber das entspricht nunmal nicht kindlicher Denkweise). Kiko ist ganz schön faul und würde am liebsten den ganzen Tag in der Sonne liegen oder an einem feinen Faden vom Hexenhut baumeln, aber seine Freundin hat ja leider zu tun. Allerdings ist er nicht wirklich ein Held, denn wenn er Angst hat, muss er pupsen, was meine Tochter total witzig findet, aber sie muss den Duft ja nicht aktivieren, tut sie aber dennoch.

Im Einband finden sich jede Menge spannende Kräuterrezepte für Badezusätze, Tees, Salben, Suppe, Heilmittel.... die wir unbedingt im Sommer ausprobieren möchten, wenn die Kräuter im Garten gedeihen bzw. den Zitronenwickel gegen Halsschmerzen bei Bedarf. Auch diese Rezepte sind zuckersüß illustriert und leicht und verständlich geschrieben.

Dieses Buch ist nicht nur außerordentlich schön gemacht, es erzählt auch wirklich eine schöne Geschichte über Zusammenhalt und der Überwindung eigener Ängste um geliebten Personen zu helfen. Besonders stark finde ich aber die Botschaft, dass jeder seine eigenen Stärken und Schwächen hat und das ist auch gut so. Jeder ist auf seine Art wertvoll.

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Veröffentlicht am 13.01.2020

Der beste Band dieser großartigen Reihe!

Mord hinter den Kulissen
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London 1936: Nach all der Aufregung in Hongkong soll ein wenig Gras über die letzten skandalösen Verbrechen um die Töchter aus besserer Gesellschaft, die ehrenwerte Daisy Wells (15) und Hazel Wong (14), ...

London 1936: Nach all der Aufregung in Hongkong soll ein wenig Gras über die letzten skandalösen Verbrechen um die Töchter aus besserer Gesellschaft, die ehrenwerte Daisy Wells (15) und Hazel Wong (14), Tochter eines reichen und mächtigen Hongkonger Privatbankiers, wachsen. Daher sollen sie noch nicht sofort zurück auf ihr Mädcheninternat, sondern noch ein paar Wochen bei Daisys Onkel Felix und Tante Lucy bleiben. Das klingt für beide wirklich vielversprechend, denn Lucy ist prima und hat oft viel Verständnis für sie. Doch nur allzu bald ist auch Lucy beruflich so stark eingebunden, dass sie sich nicht um sie kümmern kann. Hausmädchen Bridget lehnt es schlichtweg ab, auf sie aufzupassen. Da kommt Lucy der grandiose Einfall, dass es der glamourösen Daisy großen Spaß bereiten könnte, bei einer echten Theaterproduktion mitzuwirken. Da das legendäre Shakespeare Theater „Rue“ gerade in finanziellen Schwierigkeiten steckt, ist die Inhaberin gegen Entgegennahme von ein paar diskreten Scheinchen, nur allzu gerne bereit, die Mädchen für Nebenrollen zu besetzen. Immerhin grassiert gerade die Grippe und ihr Ensemble schrumpft immer weiter zusammen. Schnell schon bemerken die jungen Detektivinnen, dass es unter der vertraulichen Oberfläche des „Rue“ nur so brodelt vor Animositäten und Eifersüchteleien. Allzu bald tauchen Drohungen gegen die talentierte aber biestige Hauptdarstellerin auf und dabei bleibt es nicht...

So ein Theater ist ein Kosmos für sich, dem hier der jungen Leserschaft intime Einblicke gewährt. Fast alle Darsteller haben anscheinend etwas zu verbergen. Dabei sollte man bedenken, dass die Gesetze und Moralvorstellungen damals noch völlig andere waren als heute. Vieles was bei weniger toleranten Zeitgenossen heutzutage zu Schmähkommentaren und Beleidigungen führt, galt damals als Verbrechen. Schauspieler waren bereits damals nicht nur extravagant, sondern auch schildernde Paradiesvögel vielerlei Couleur und Neigung. Hier scheint die Luft regelrecht zu vibrieren vor unterschwelligen Emotionen und dem Unheil, das sich schon früh ankündigt, aber doch einige Zeit auf sich warten lässt, bis man die Darsteller besser kennt und man für Sympathien und Antipathien auch seitens des Lesers ein besseres Gespür bekommt. Dabei zeichnen sich auch erstaunliche persönliche Entwicklungen ab, ähnlich wie in Hongkong. Eigentlich ist die zurückhaltende Hazel überhaupt nicht scharf auf einen Auftritt auf der Bühne, aber in der Annahme, dass es wichtig für Daisys Ego sei, überwindet sich Hazel. Dabei beobachtet sie ganz erstaunt, wie ausgerechnet Daisy bisweilen zum verdrucksten, stammelnden Mäuschen wird und hat auch schon einen Verdacht woran es liegen könnte. Je verunsicherter die Detektei-Vorsitzende wird, desto kühner wird die Schriftführerin. Auch wenn dieser Fall ebenfalls außerhalb des Internats spielt, kommen doch einige alte Bekannte vor, nicht nur Lord und Lady Mountfitchet, man darf sich also auf Wiedersehen freuen.

Selbst wenn dieser Fall in einer längst vergangenen Zeit spielt, in der die Forensik noch in den Kinderschuhen steckte und es vor allem auf Alibis und Möglichkeiten ankam, ist der Fall diesmal richtig kniffelig. Jedes Detail zählt und die Hinweise in scheinbar dahingesagten Kommentaren, sollte man nicht unterschätzen. Dennoch bin ich diesmal nicht von selbst dahintergekommen. Der Stil ist zwar nicht salopp, aber dennoch für die heutige Jugend gut verständlich und keinesfalls trocken. Die temperamentvolle Daisy würde dies auch nicht zulassen.

Ganz wundervoll ist auch diesmal die Gestaltung mit den sortierten Personenverzeichnissen, den Plänen von den Theaterebenen und von den wichtigsten Londoner Schauplätzen des Falls. Ganz zum Schluss findet sich dann wieder Daisys Glossars mit den wichtigsten Begriffen aus der Theaterwelt, die man als Teil der Zielgruppe oft noch nicht kennt.

Sehr interessant fand ich diesmal auch die Anmerkungen der Autorin, die darauf hinweist, dass gelebte Homosexualität bei Männern in Großbritannien bis 1967 als Verbrechen bestraft wurde (das wurde selbst bei Prominenten wie Dramaturg Oscar Wilde knallhart durchgezogen), in der Bundesrepublik wurde der §175 StGB der männliche Homosexualität generell bestrafte, erst 1969 abgeändert und erst nach der Wiedervereinigung 1994 komplett abgeschafft. Für die Zielgruppe ist all das lange her, aber erst 2003 wurde in England Sektion 28 abgeschafft, der es verbot in Kinder- und Jugendbüchern über LGBTQ-Menschen zu schreiben. Ich habe mich beim Vorlesen für meine Kinder oft gewundert, warum es nun gefühlt ständig Bücher über „Regenbogenfamilien“ gibt und früher nie, aber das erklärt für mich einiges... Es soll eine Generation heranwachsen, die offener und toleranter ist. Dies auch in Bezug auf die Hautfarbe, denn nicht nur Hazel hat keine rosa Haut und blonde Haare, aber das Herz am rechten Fleck und eine rasche Auffassungsgabe.

Ein wundervoller historischer Krimi, der diesmal richtig kniffelig ist und viele wichtige Themen anspricht und nachdenken lässt darüber, was sich seit 1936 alles verändert hat und was sich immer noch verändern muss.

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Veröffentlicht am 13.01.2020

Wieder ein toller Fall für die Zeitdetektive

Freiheit für Richard Löwenherz
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Die Freunde Kim, Julian, Leon und die ägyptische Katze Kija besuchen einen Mittelaltermarkt. Der Troubadour hat es Julian angetan, aber Leon findet ihn ein Weichei. Da kann Julian natürlich gegenhalten, ...

Die Freunde Kim, Julian, Leon und die ägyptische Katze Kija besuchen einen Mittelaltermarkt. Der Troubadour hat es Julian angetan, aber Leon findet ihn ein Weichei. Da kann Julian natürlich gegenhalten, denn es gab da mal einen berühmten, der hieß Blondel und soll sogar Richard Löwenherz befreit haben, als er nach einem abgebrochenen Kreuzzug auf der Burg Trifels Ende 1192 überfallen und inhaftiert wurde. Doch was steckte eigentlich wirklich hinter der Geiselnahme und Lösegeldforderung? War es wirklich dem Barden zu verdanken, dass der legendäre Herrscher gerettet wurde? Um dass zu erfahren begeben sie sich in den Zeitreiseraum Tempus, um durch Zeit und Raum sich vor Ort ihr eigenes Bild zu machen. Als mittellose Waisen ziehen sie umher und treffen ziemlich schnell auf Blondel, der ihnen von der immensen Lösegeldforderung des Kaisers Heinrich VI und Erzherzog Leopold für die Freilassung des Königs berichten. Ursprünglich nahm der Erzherzog den englischen Herrscher gefangen, doch aufgrund seines geringeren Standes, musste er sich zur vordergründigen Legitimierung der Unterstützung des Kaisers vergewissern. Auch damals war solch eine Aktion ein gewagtes Abenteuer!
Zur Enttäuschung meiner Tochter war diese Folge ganz ohne Robin Hood. Nicht sehr verwunderlich, denn er wird im Klappentext ja auch nicht erwähnt. Ja, Richard hatte auch seine ganz eigenen Legenden und sein Bruder John, zu Deutsch Johann Ohneland, sowieso. Johann, das ist doch Sir John aus der Robin Hood Legende! Ja, so ist es, dann wurde es ja doch interessant, auch weil sie mehr über den Bruderzwist erfuhr und nebenbei einem spannenden Abenteuer mit jungen Helden in ihrem Alter folgen konnte. Kinder als Helden klingt oft unglaubwürdig, aber hier klingt alles so natürlich, weil Kinder oft unterschätzt und dadurch übersehen werden. Das gibt ihnen natürlich ganz andere Möglichkeiten für List und Tücke statt Waffen und Gefahr. Es sich schön zu hören, wie Kinder sich auf ihre eigenen Stärken besinnen und das Gewalt meistens nicht weiterhilft. Richard Löwenherz kommt letztendlich frei, aber der Held der Herzen ist bei uns eindeutig Barde Blondel geworden.
Dieser Teil der Richard Löwenherz Saga war mir selbst völlig unbekannt. Ich wusste immer nur, dass Richard fort war und John sein Land sehr schlecht und gierig während seiner Abwesenheit für ihn verwaltete. Neben seinem jüngeren Bruder kommt hier auch noch seine Mutter die ebenfalls berühmte Eleonore von Aquitanien vor. Über den Rest seiner Familie kann man noch einiges wirklich interessantes im Booklet lernen. Denn der sonst immer so verehrte Richard Löwenherz war groß und stark, aber er hatte nicht nur Schwächen, wie eine sehr undiplomatische Art, er kannte bisweilen selbst wenig Skrupel. Das ist wirklich packend aufbereitet, doch selbst ich kenne nicht alle verwendeten Begriffe und kann sie leider auch nicht im Glossar im Anschluss finden. Es wäre sehr schön, wenn der Text etwas simpler geschrieben wäre, oder noch besser, das Glossar um weitere nicht ganz so gebräuchliche Begriffe erweitert würde.
Sowohl das Hörbuch als auch das dazugehörige Booklet machen aber Lust auf Geschichte und wecken das Interesse. Kinder werden angeregt zu hinterfragen, was denn eigentlich der wahre Kern an den Legenden ist, die sie kennen und selbst mal zu „ermitteln“ und sei es im Internet. Für Kinder ab 9 Jahren ein gelungener Einstieg in diese ferne Zeit.
Stephan Schad hat eine sehr angenehme wohlmodulierte Stimme. Er spricht klar verständlich und ausdrucksstark. So baut er den Spannungsbogen stimmlich geschickt auf und vermittelt dennoch die Gewissheit, dass alles gut werden wird. Er klingt wie der Erzähler, der alles miterlebt hat und berichtet.
Dadurch dass regelmäßig in kürzeren Abständen Tracks gesetzt werden, können Kinder auch kurz mal anhalten und einen Track noch mal hören, sollte ihnen etwas entgangen sein, oder nach einer Pause wieder schneller an das zuletzt gehörte anknüpfen.

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