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Veröffentlicht am 24.04.2021

Trau Dich! Schau genau hin und sei immer offen für Neues!

Irmelina Geisterkind - Der Fluch vom Ringelbach (Band 2)
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Es ist Herbst in Hügelhausen und die Kastanienallee, aus der Naturgeistermädchen Irmelina stammt, ist immer wieder gern besucht von Kastaniensuchern. Die Naturgeister bereiten sich langsam aber sicher ...

Es ist Herbst in Hügelhausen und die Kastanienallee, aus der Naturgeistermädchen Irmelina stammt, ist immer wieder gern besucht von Kastaniensuchern. Die Naturgeister bereiten sich langsam aber sicher auf ihre Winterruhe vor, gemeinsam mit der von ihr beschützen Natur. Da bekommt die 10 jährige Juna, Irmelinas Geisterfreundin nächtlichen Besuch vom Geisterrat: sie und Irmelina sollen herausfinden, was hinter dem Fluch vom Ringelbach steckt und diesem ein Ende setzten. Dank dieses Fluchs, der seit Jahrzehnten für Angst und Schrecken unter den Naturgeistern sorgt, trauen sich diese nicht mehr in die Gegend und lassen die Natur in diesem Bereich schutzlos. Juna ist verblüfft, immerhin haben sie und Irmelina sich genau dort kennengelernt. Irmi hatte damals schon angedeutet, dass ihre Lieblingsbadestelle als gefährlich gilt. Während die zwei Freundinnen dort versuchen dem Geheimnis auf dem Grund zu gehen, machen sie einige erschreckende Entdeckungen. Da wartet mehr als nur eine große Aufgabe auf sie, ob sie es gemeinsam schaffen können?

Der erste Band endete so fröhlich und harmonisch, doch gegen Neid, Missgunst und Bosheit ist man auch in kleinen Gemeinschaften nicht gefeit. So wird Juna leider immer noch von dem großen Bauernsohn Chrissie und seinen Freunden drangsaliert. Dieser hält sie sogar für eine Hexe! Auch ist er sich nicht zu schade sie gemeinsam mit 2 Freunden als jüngeres Mädchen zu bedrängen. Doch der jüngere Moritz, den sie früher immer nur nervig fand, rettet sie durch seinen Einfallsreichtum. Wenn doch nur Chrissie ebenso bereit wäre wie Juna, alte Vorurteile zu begraben und den wahren Menschen kennenzulernen, dann könnte er genauso positiv überrascht werden wie sie! Durch den Besuch des Geisterrats und deren Auftrag hat Juna allerdings kaum Zeit für Moritz, der gerne die Zeit mit ihr verbringen würde. Die Zeit bis zur Winterruhe drängt aber und der Auftrag ist ja nicht nur streng geheim, er ist angeblich auch gefährlich! Davon merken die Geisterfreundinnen allerdings eine ganze Weile lang nichts und entdecken bei ihren Beobachtungen eine ganz andere Gefahr für ihre Heimat, die sie unbedingt auch abwenden wollen!

Irmi und Juna respektieren die Natur und achten auf sie. Dabei sind sie jedoch nicht alleine, auch die Dorfälteste Eleonora und der nette ältere Nachbar Herr Roggi lieben ihre Gärten und lassen sich gerne von Juna helfen und erklären ihr viel dabei. Das ist nicht nur für die junge Geisterfreundin spannend, sondern auch für die jungen Leser wirklich informativ. Keine Sorge, das passiert quasi nebenbei, denn vor allem ist diese Geschichte magisch, aber auch ganz schön spannend. Denn die Freundinnen haben es direkt mit mehreren Gefahrenquellen zu tun, mit ganz realen und sichtbaren und mit geheimnisvollen, gut verstecken, deren Quelle sie nicht so einfach ausmachen können. Beide Handlungsstränge sind dicht miteinander verwoben und garantieren Spannung und beste Freundschaftsunterhaltung. Natürlich wachsen Juna, Irmi und das Dorf noch fester zusammen, als sie ihre neue Aufgabe (pardon, für Juna und Irmi sind es ja sogar zwei) bewältigen. Mit Humor und Spannung macht Lesen einfach am meisten Spaß. Da es sich um ein Herbstabenteuer handelt, gibt es auch wieder hinten einen Mitmach-Teil mit weiteren Infos zu Herbst und Wintergemüse und Obstsorten und einer Anleitung, um sich eine kleine Irmelina aus Kastanien zu basteln. Mit und ohne Schutzhelm aus Kastanienschale. Denn immer wenn es Irmi zu gefährlich wird, setzt sie sich ein Kastanienhütchen auf!

Die Schrift ist angenehm groß mit entspannten Zeilenabstand, so dass junge, wenig geübte Leser ab 8 Jahren es leichter haben, nicht in den Zeilen zu verrutschen. Immer mal wieder wird das Druckbild durch Fettdruck aufgelockert und man kann sich die erstaunten Ausrufe der kleinen Helden prima vorstellen. Das hilft sehr beim Überwinden etwaiger Lesehemmungen, weil man es etwa zu mühsam findet und das Lesen anstrengt. Die quirligen Illustrationen von Julia Bierkandt sorgen für weitere Abwechslung. Bisweilen sind es nur kleine Zeichnungen wie eine Birne oder ein Eichenblatt, aber keine Seite ist ausschließlich bedruckt. Dadurch wirkt der Text viel fröhlicher und weniger lang. Für Kinder mit Lesehemmungen nimmt dies ein wenig die Bedenken. Das hochwertige, grüne Lesebändchen macht es auch immer wieder leichter, nach einer Pause die richtige Stelle wieder zu finden.

Lydia Ruwe ist eine fantasievolle und spannende Fortsetzung gelungen, die ermutigt den Dingen auf den Grund zu gehen, weil vieles ganz anders ist, als es erscheint! So lohnt es sich auch immer seinen Mitmenschen eine zweite Chance zu geben und Vorurteile zu hinterfragen. Ein gelungener Lesespaß für junge Leser!

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Authentisch, dicht, mit einigen unvergesslichen Episoden!

Asphalthelden
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10 Episoden von Schülern einer staatlichen Middle School in einem Viertel und einem, der auch auf diese Schule gehört, dessen Mutter ihm aber einen besseren Start ins Leben wünscht und ihn deshalb auf ...

10 Episoden von Schülern einer staatlichen Middle School in einem Viertel und einem, der auch auf diese Schule gehört, dessen Mutter ihm aber einen besseren Start ins Leben wünscht und ihn deshalb auf eine Privatschule schickt, obwohl sie es sich nicht leisten kann. Die Wege, Schicksale und Lichtblicke der Schüler sind alltäglich und doch wieder auch nicht. So wird immer wieder ein Ausblick auf spätere Episoden gegeben, oder ein Anknüpfungspunkt zu einer früheren. Nach und nach entwickelt sich ein Bild des Viertels, dessen Wohnverhältnisse und sozialen Strukturen nicht ganz einheitlich sind. Allerdings sind sie alle nicht privilegiert oder weiß. Da gibt des die vier von der Superkurzhaargang, die sich auf jeden Penny stürzen, den sie finden können, aber eben nur Kleingeld, denn das ist ihr moralischer Kompass. Meistens wird es in eine Extrabeilage fürs Schulessen investiert, dass ihre Eltern sich nicht leisten können. Sie haben sich die Köpfe geschoren, aus Solidarität zu ihren Eltern, die durch eine Chemotherapie alle Haare verloren haben. Doch heute haben sie etwas ganz anderes vor, da müssen sie clever sein und ihre Pennys geschickt investieren, um sie zu vermehren. Da gibt es den großen Gregory, mit der großen Klappe und dem unerträglichen Körpergeruch. Heute will er Sandra, die nie fies zu ihm ist, sagen dass er sie mag und nach ihrer Nummer fragen. Natürlich wissen alle seine Freunde, wie er sich auf dieses Ereignis vorbereiten soll und begleiten ihn!
Schulwege und Schulalltag in einem gemischten, farbigen Viertel in den Vereinigten Staaten. Einiges ist ganz anders als bei uns, aber vieles doch ganz ähnlich. Es gibt sie diese ganz besonderen Momente im Leben, die von Außen betrachtet ganz alltäglich sind, für einen selbst aber das Leben bedeuten, etwas, worauf man unendlich lange hinfiebert! Neben all diesen Unterschieden werden so auch die Gemeinsamkeiten von Kindern auf der Schwelle zum Jugendlichen auf aller Welt deutlich.
Arme Kinder mit kranken Eltern gibt es überall, genauso wie fiese Mobber, die einen drangsalieren, Kinder, die den Hund auf dem Schulweg fürchten, oder Jungs die sich vornehmen, endlich das Mädchen anzusprechen, dass ihnen gefällt! Jede Geschichte hat einen gewissen Twist, der sie ausmacht, zu etwas Besonderem macht. Wobei ich zugeben muss, dass mir die Superkurzhaargang am nächsten ging. Eigentlich haben sie keine Chance, sie gelten jetzt schon als „gefährdet“, doch was niemand sieht: sie nehmen nur Pennys und sind sich dabei für nichts zu schade. Sie bücken sich auch für die, die im Dreck liegen, die keiner Wert schätzt. Für sie, ist es ein Vermögen. Doch sie sind eigentlich anständige Kinder, sie nehmen keine großen Beträge, deren Verlust den Betroffenen weh tun würde, sie haben Herz, sie haben Sorgen, die Kinder nicht haben sollten und sie halten nicht nur zusammen, haben ihren Stolz und sind eine eingeschworene Gemeinschaft, sie lieben auch ihre Eltern und wollen sie stolz machen! Die Episode mit dem hormongeschwängerten Gregory, dessen Pubertät aus seinen sämtlichen Poren strömt, drückt wunderbar die Verzweiflung dieses Alters aus. Man will den Mädels gefallen, stinkt aber wie ein Iltis und kann nichts dagegen tun! Jeder weiß Rat, jeder gibt seinen Senf dazu, in seiner Verzweiflung greift er nach jedem Strohhalm und als Zuhörer packt man sich nur an den Kopf und denkt: Vergiss es! Natürlich hätte ich auch einen Rat für ihn gehabt, einen viel besseren natürlich ;) Den Rat vorher zu duschen gibt ihm nämlich keiner... Dafür gibt es die wirklich herzergreifende Geschichte einer echten Jungsfreundschaft, die durch einen spontanen Kuss auf die Wange und ein darauf folgendes Gerücht, alles erschüttern könnte und eine wahnsinnige Welle nach sich zieht. Die Reaktion der Freunde ist aber richtig cool! Da dachte ich beim Hören nur: „Wow, hört Euch das gut an, so kann es auch gehen und ist das nicht viel besser?“ Es geht um Verlust, Triumph, die Liebe zur Familie, Erwachsen werden und die eigenen kleinen Tricks, die Tücken des Schulalltags den es zu meistern gilt. Jeden Tag diese Herausforderung anzugehen! Hier liegt die Tiefe im Detail, weshalb es sich lohnt mehrfach die kurzen Geschichten zu hören, damit die Verbindungen zwischen den einzelnen Erzählsträngen auch alle klar werden und auffallen. Immerhin gilt es hier, sich einige Namen zu merken.
Jason Reynolds ist ein renommierter afro-amerikanischer Jugendbuchautor, dessen Geschichten aus dem Alltag von Jugendlichen aus gefährlichen Vierteln mich packen. Seine Erzählweise geht mir unter die Haut, sie berührt mich. Hier sind es nur kurze Episoden, die es eigentlich kaum schaffen können, dass sie eine Verbindung zu einem aufbauen, wie bei Romanen. Doch auch in ihrer Kürze schaffen sie es Bilder im Kopf zu schaffen, die hängen bleiben. Natürlich berührt mich nicht jede Episode gleich intensiv, aber insgesamt, denke ich noch oft an diese Abenteuer, die den Schulalltag ausmachen.
Die Sprecher Pauline Afaja, Yared Dibaba, Féréba Koné, Tyron Ricketts und Vanessa Rottenburg haben mir ausgesprochen gut gefallen, doch bekannt war mir als Krimifan lediglich Tyron Ricketts (Ex-Soko Leipzig), was mich veranlasste, sie zu googlen. Sie alle haben auch afrikanische Wurzeln und sind wie Yared Dibaba mit 52 Jahren deutlich älter als die Asphalthelden. Das hört man ihnen überhaupt nicht an, aber ich finde die Wahl sehr gut. Wer in diesem Alter mit einer anderen Hautfarbe in Deutschland aufwuchs, der fiel auf, wie ein bunter Hund, da gab es keine Möglichkeit sich in der Menge zu verstecken, in der Pubertät, der Zeit der Unsicherheit mit der Menge zu verschmelzen. Man hört keine Hautfarbe, aber die Lebenserfahrung dieser Sprecher, wird denen der beschriebenen Kinder näher sein, als die anderer Sprecher. Für mich sind sie eine Entdeckung. Sie klingen authentisch, unverbraucht und voller Emotion. Ich würde mich freuen, sie häufiger zu hören.

Egal wie der Schulalltag für Eure Kids aussieht, in Teilen dieser kurzen Ausschnitte aus dem Schulalltag werden auch sie sich wiederfinden.

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Veröffentlicht am 27.03.2021

Eine eigenwillige Prinzessin, auf der Suche nach einer Freundin

Pandekraska Pampernella
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Pandekraska Pampernella (11 Jahre) ist die weltberühmte Prinzessin von Florin. Als Thronfolgerin sind die Augen der Welt auf sie gerichtet. Sie hat einen Bodyguard, einen Chronisten Don Pluto, eine Patentante, ...

Pandekraska Pampernella (11 Jahre) ist die weltberühmte Prinzessin von Florin. Als Thronfolgerin sind die Augen der Welt auf sie gerichtet. Sie hat einen Bodyguard, einen Chronisten Don Pluto, eine Patentante, die als Professorin für fast jedes Problem eine Lösung hat und eine Stylistin die ihr jeden Tag eine neue aufregende Frisur entwirft. Doch eins hat sie nicht: eine beste Freundin, dafür aber eine ärgste Feindin und die hat geschworen, dass Pandekraska Pampernella eines nie haben wird: eine beste Freundin, es sei denn, sie wäre es selbst. Das ist allerdings Pandekraska Pampernellas größte und einzige Angst und die raubt ihr den Schlaf. Daher beschließt sie, sie mit Hilfe ihres Leibwächters, ihres Chronisten und ihrer Patentante anzugehen. Die Professorin errechnet mittels eines von ihr selbst entwickelten Algorithmus drei geeignete Kandidatinnen, die ebenso einzigartig sind, wie ihre Patentochter: eine mongolische Fürstentochter und Tierschützerin, eine irische Popprinzessin und eine indische Lifestylebloggerin aus bestem Hause. Nun reisen sie zusammen um die Welt, um herauszufinden, welches Mädchen wirklich zu Pandekraska Pampernella passt.
Ich war ja etwas skeptisch, ob mir diese Geschichte nicht zu abgedreht sein würde, aber meine Tochter hat sie wie erwartet von Anfang an geliebt. Die junge Heldin ähnelt ihr auch in gewisser Weise, so hat sie ebenfalls sehr früh beschlossen, keine Windeln zu tragen und es durchgezogen... so wie bei Pandekraska auch. Die eigenwillige Erzählweise liegt ihr, während ich mich erst etwas einhören musste, was mir dank des quirlig, selbstbewussten Vortrags von Franziska Hartmann als Pandekraska Pampernella und Pascal Houdus als sympathisch, engagiertem Chronisten Don Pluto. Ja, denn selbst Don Pluto ist nicht immer und überall dabei gewesen, deswegen erzählt mal Pandekraska selbst, z.B. von ihrer Taufe und wie sie entschied, dass sie dringend einen eigenen Chronisten bräuchte und wie ihre Patentante, die eigentlich gar nicht ihre Patentante werden wollte, bis sie es mitten in der Taufzeremonie dann doch beschloss und diesen Beschluss sofort umsetzte, zur Verblüffung des Papstes... ja, niemand Geringeres hat diese junge Prinzessin getauft und mal Don Pluto. Seinen Schilderungen spürt man seine Zuneigung zu dem jungen Mädchen ohne Freundin deutlich an und so ist auch mir dieses eigenwillige Kind, mit dem ich zunächst fremdelte, ans Herz gewachsen und ich wünschte ihr eine Freundin, statt nur einer Feindin! Anders als ich es zuerst von einem Mädchen mit täglich neuem Styling erwartete, ist Pandekraska Pampernella keine Hohlbirne und so konnte ich ihre Enttäuschungen bei ihrem Projekt gut verstehen. Auch wenn die Kandidatinnen wirklich sehr eigen waren, waren sie doch auch sehr unterhaltsam. Noch immer klingt das schrille „Pandiiiiiii“ in meinem Hörgedächtnis nach und ich muss grinsen. So wurde die zunächst nervigste Kandidatin schlussendlich meine Favoritin.
Die Geschichte ist sehr eigenwillig und gleichzeitig auch sehr kurzweilig, weil sie so anders ist. Man kann einfach nie erahnen, was denn nun als nächstes passiert und wenn einem alle Mittel und Wege offenstehen, dann passiert auch immer was. Das was da passiert regt mal zum Nachdenken und mal zum Lachen an. Die jungen Damen haben bisweilen einiges zu sagen und fassen es auch geschickt in Worte, die nicht nur die junge Heldin der Geschichte zum Nachdenken bringen. So habe ich mich richtig gut mit ihr angefreundet, doch dann kam das Ende und das war so gar nicht, wie von mir erwartet, denn es ist noch nicht alles gut und somit noch nicht das Ende. Das ist tatsächlich so, aber ohne ein Cliffhanger im klassischen Sinne zu sein. Man denkt „nanu, wie? Ich habe doch noch so viele Fragen!“ und tatsächlich wird es früher oder später eine Antwort auf alle noch unbeantworteten Fragen zu dieser ungewöhnlichen Heldin geben und nicht nur, wie die Klatschpresse fragen würde: „Welche Frisur trägt sie als nächstes?“.
Ich persönlich bevorzuge angelsächsische Autoren und diese Geschichte verwendet eine andere Erzähltradition, die schon recht eigenwillig, aber charmant ist. Aber meine Tochter, die sehr auf die skandinavische Erzählweise steht, findet den Stil total klasse und mitreißend. Das noch gepaart mit zwei sich super ergänzenden Sprechern ist ein sofortiger Hinhörer für sie! Ab 10 Jahren.

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Veröffentlicht am 06.01.2021

Drachenstark zwischen zwei Welten!

Silberdrache 1: Silberdrache
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Die junge Sirin bangt um das Leben ihrer alleinerziehenden Mutter, die für eine notwendige Behandlung ins Krankenhaus muss. Vor dem Einschlafen bittet sie sie darum, ihren Drachenstein halten zu dürfen ...

Die junge Sirin bangt um das Leben ihrer alleinerziehenden Mutter, die für eine notwendige Behandlung ins Krankenhaus muss. Vor dem Einschlafen bittet sie sie darum, ihren Drachenstein halten zu dürfen und ihr alles über Drachen zu erzählen und wie es war, als es noch Drachen gab, die mit Menschen befreundet waren und ein Bündnis eingingen. Durch dieses Bündnis wurden Mensch und Drache zu Bundesgenossen und können sich untereinander in der Drachensprache Drachenlied unterhalten.
In einer anderen, raueren Welt leben die verwaisten Geschwister Joss und Allie, die als Dienstboten bei dem reichen, kinderlosen Ehepaar Zoll leben. Joss als Schäfer und Allie als Küchen- und Hausmädchen. Sie leben recht ärmlich und müssen hart arbeiten. Als der benachbarte boshafte Lennix-Clan mit seinem Drachengeschwader mit Kampf-/Jagddrachen, den Raptoren von einem Beutezug eines Geleges von sanften grünen Drachen über den Hof der Zolls hinweg fliegt, verliert der jüngste Raptor ein Ei. Dieses landet bei Joss im Schafsgehege. Als dieser bemerkt was er dort gefunden hat, scheint sich ein Traum von ihm zu erfüllen, ein eigener Drache, mit dem er sich verbünden und auf dem er reiten kann. Was er nicht ahnt: dieser Drache ist einer der für ausgestorben geglaubten Silberdrachen. Drachen die die Fähigkeiten haben, ein Portal in eine andere Welt zu öffnen und zwischen beiden Welten, mit allen, die ihn berühren hin- und her zu wechseln.

Der Auftakt ist sehr spannend, aber auch sehr komplex. Ich weiß nicht ob Angie Sage schon sehr viel Drachenwissen voraussetzt, oder ob einige detaillierte Erklärungen Opfer der Kürzungen wurden. Bereits von Anfang an geht es um Drachen und ihre Bundesgenossen, da hätte ich mir eine genauere Einführung gewünscht. Trotz dieser Kürzungen ist dieser Auftaktband jedoch ganz klar vom Worldbuilding geprägt, dass es ermöglicht, in diese fremde Welt einzutauchen. Dadurch wird noch nicht das volle Tempo und das Potenzial der Reihe entfaltet. Aber wird sind auch bekennende Fans von zweiten Bänden, da in den ersten Bänden immer das ganze Drumherum geklärt wird. Weil die Geschichte so komplex ist und es kein Personenverzeichnis gibt, ist man anfangs vielleicht etwas überfordert, es lohnt sich daher umso mehr, dieses Hörbuch mehrmals zu hören, um noch tiefer in diese Welten einzudringen. Die Komplexität fordert das Hörverstehen schon heraus und beim Lesen werden einem sicherlich mehr Details auf Anhieb hängen bleiben. Doch eher hört man ein Hörbuch schnell noch mal nebenher zur Auffrischung, als dass man ein Buch noch einmal liest, ehe man mit Band 2 beginnt. Band 2 „Silberdrache – Das Geheimnis der Drachenkönigin“ ist bereits erschienen, doch nunmehr von einer anderen Autorin Jessica Khoury.

Sowohl die Drachen- als auch Menschenhelden sind männlich und weiblich und eigenen sich daher super als Identifikationsfiguren für Jungen und Mädchen. Was ich sehr ungewöhnlich finde ist, dass alle Kinder-/Jugendlichen unter sehr rauen Bedingungen aufwachsen. Sirin wächst in einfachen Verhältnissen, aber voller Liebe durch ihre Mutter auf. Ihre beste Freundin wohnt ganz in der Nähe, hat allerdings Null Verständnis für ihre „Drachenspinnerei“, worüber sie sich zerstreiten, so dass sie getrennt zur Schule laufen. Auf dem Schulweg begegnet ihnen eine kriminelle Mädchengang, die ihnen auflauert, um sie abzuzocken. Dabei wird ganz deutlich, aus welch bescheidenen Verhältnissen sie stammen und wie rau das Leben ist, wenn man auf der falschen Seite der Stadt aufwächst. Auch wenn man in der Drachenwelt von den „verlorenen Landen“ träumt, ist dort nicht alles eitel Sonnenschein. Am Ende dieses Abenteuers entkommen Joss, Allie und Lysander knapp einer großen Gefahr, aber es ist kein Abschluss, sondern eher ein Anfang, als würde sich ein neues Kapitel auftun, das einem verheißungsvoll entgegen lacht. Nun bin ich erst recht neugierig und froh, dass Band 2 bereits erschienen ist.

Die platzsparende, praktische Papp-Klapphülle ist sehr geschmackvoll und ansprechend gestaltet, genau passend zur Geschichte und mit Zitaten aus dem Buch, die sehr gut die Essenz der Besonderheit der Silberdrachen widerspiegelt. Außerdem enthält sie noch eine Kurzbiografie der Autorin und des Sprechers.

Johannes Steck habe ich früher sehr gerne und sehr viel gehört, als ich noch Hörbücher nach den Sprechern auswählte. Ich war nun sehr verblüfft, wie tief und reif seine Stimme klingt. Das finde ich erstaunlicherweise wirklich passend, obwohl es ein Kinderhörbuch ist. Sie klingt nicht märchenonkelhaft, sondern nach den uralten Kräften aus den Tiefen der Zeit und irgendwie drachig. Man kann sich richtig gut vorstellen, wie die alten und bisweilen aggressiven und weisen Drachen mit ihren Bundesgenossen kommunizieren. Da man sich Kinder- und Jugendstimmen viel besser vorstellen kann, als Drachenstimmen eine ausgezeichnete Wahl!

Die Welten sind wie bereits erwähnt sehr rau und gefährlich und für Drachenromantik kein Raum. Die Raptoren sind mörderisch und es geht richtig zur Sache. Anders als in den Trickfilmen aus Kindertagen stehen hier platt gefahrene Figuren nicht wieder auf. Es geht um Leben und Tod! Aber es ist nicht unnötig brutal für eine Zielgruppe ab 11 Jahren. Dafür gibt es viel Ermutigung durch den geschwisterlichen Zusammenhalt von Joss und Allie, sowie ihren Drachen und durch den Lichtblick in dieser besonders traurigen Zeit für Sirin. Diese Kinder haben viel mitgemacht, aber es hat sie nur umso stärker gemacht, sie geben nicht auf!

Für Jungs und Mädchen ab 11 Jahren.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Abgedrehter Lesemuffellesespaß!

Dog Man 6
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Harold und George gehen inzwischen schon in die fünfte Klasse und sind natürlich unglaublich reif geworden. Daher lesen sie nun in der Schule „Der Ruf der Wildnis“ von Jack London. Das ist natürlich ein ...

Harold und George gehen inzwischen schon in die fünfte Klasse und sind natürlich unglaublich reif geworden. Daher lesen sie nun in der Schule „Der Ruf der Wildnis“ von Jack London. Das ist natürlich ein Meisterwerk, das nur richtig reife Schüler verstehen. Für alle anderen haben Harold und George es in ein neues DogMan Abenteuer umgeschrieben: Auf der Polizeiwache ist eine Eilzustellung mit 20 Freikarten für den neuen DogMan Film angekommen. Die Freude ist groß und alle sind gespannt. DogMan, der kleine Petey und Roboter 80-HD leben glücklich zusammen. Naja, ganz so glücklich ist der kleine Petey nicht, denn sein Vater der große Gangsterkater Petey sitzt im Gefängnis. Weil er einfach einen miesen Charakter hat, kommt er dort auch nicht raus, so scheint es zumindest, denn Petey wäre nicht er selbst, würde er nicht schon bereits an seinem Ausbruch arbeiten. Währenddessen plant die geschrumpfte Gangstergruppe „die Flöhe“ ihre Rache an DogMan, die auch tatsächlich zu funktionieren scheint. DogMan wird aufgrund getürkter Beweise verhaftet! Nun zeigt sich, wie viele Neider er hatte, die ihn nicht als Person sehen, sondern als Mischung aus Hund und Mensch und ihn für seine Andersartigkeit verabscheuen, statt seine Einzigartigkeit zu bewundern. Doch zum Glück hat DogMan echte Freunde!

Super praktisch für Neulinge der Reihe: Bevor es mit DogMans neuem Abenteuer los geht, verraten seine fiktiven Erfinder, die Fünftklässler George und Harold (die man vielleicht auch schon aus den Captain Underpants Büchern kennt, in denen der Autor ihre eigenen Abenteuer erzählt, die ihnen passieren, wenn sie gerade keine DogMan Comics zeichnen), was bisher geschah, damit man ohne Vorkenntnisse beginnen kann. Das ist aber keine Garantie, dass das eigene Kind nach Beendigung von Band 6 nicht doch noch die übrigen 5 Bände kennen lernen will!

Auch dieses Mal gibt Autor und Zeichner Dav Pilkey einen kleinen Zeichenkurs im Anhang, in welchem er Schritt für Schritt Anleitungen zur Zeichnung einiger seiner Helden gibt. Außerdem gibt
es noch ein paar Zusatzinfos aus dem DogMan Universum und weist auf seine Homepage hin, auf der man noch mehr Zeichentricks lernen kann.

Dav Pilkey hätte wohl kaum einer eine solche Karriere zugetraut, da er als Kind Probleme mit dem Lesen und Schreiben hatte und mit ADHS diagnostiziert wurde. Dafür hat er in der Schule gerne Unfug gemacht und vor allem Comics gezeichnet, die seinen Lehrern aber auch nicht gefielen, statt sich zu freuen, dass er still sitzt. Da aber die Comics nicht nur damals bei seinen Mitschülern gut ankamen, sondern auch heute diese Geschichten, die inzwischen weiterentwickelt wurden, bei Scharen von Schülern Spaß am Lesen wecken, hat es funktioniert. Die Seiten sind alle voll farbig gestaltet, die Textmenge ist sehr begrenzt und so haben die Kinder schnelle Leseerfolgserlebnisse und ihre Konzentrationsfähigkeit wird bei der schnellen Handlung auch nicht über Gebühr beansprucht, so dass sie aber stetig wächst, je länger sie am Stück lesen.... Auf diesen groben Heldenunfug, voller Spannung und Wahnwitz konzentrieren sich junge Leser aber ausgesprochen gerne. Besonders ansprechend ist für sie, diese irrsinnige Mischung, wie aus einer Aneinanderreihung von Pannen, am Ende ein Sieg des Guten herauskommt! Dabei wird dieses Mal auch das Thema „Außenseitertum“ angesprochen, da DogMan ja weder Hund noch Mensch ist. Nach vielen blöden Kommentaren von seinen Neidern, muss er aber feststellen, dass es seinen Freunden auch nicht anders geht und das macht ihn richtig glücklich! Denn immerhin sind sie alle perfekt so wie sie sind und das sind die jungen Leser sicherlich auch. Man muss keine Leserechtschreibschwäche haben, um nicht gerne zu lesen oder um DogMan zu lieben. Meine Jüngste kann prima lesen, findet es aber meistens zu langweilig, so lange alleine mit einem Buch herumzusitzen. DogMan ist lustig, bunt und rasant, da kommt sie viel schneller ans Leseziel, das langweilt sie überhaupt nicht! Außerdem liebt sie die Flip-O-ramas, kleine bewegte Sequenzen, in denen die Mittelseite zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmt und schnell hin- und hergeblättert wird, wodurch die Action auf diesen Seiten in Bewegung gerät. Auch dieser Band ist wieder irre abgedreht und witzig! Perfekte Schulaufsätze und Zeugs zu schreiben, wird man mit diesen Büchern zwar nicht lernen, aber sie sind sehr witzig und bringen den Kindern bei, die Hemmung vorm Lesen zu verlieren. Sie stärken das Selbstvertrauen, auch durch ihren abgedrehten Superhelden und ihre Abgedrehtheit und Erfindungsreichtum regen die kindliche Fantasie und Kreativität an. Denn es wird hier ständig irgendwas geschraubt oder erfunden! Dabei macht nicht jede Erfindung die Welt gleich zu einem besseren Ort, sondern bisweilen sogar viel gefährlicher! Also Vorsicht! Dabei gibt es auch wieder ein paar running gags, die das Identifikationspotenzial ins Unermessliche steigern: Klein Petey erzählt seinem Vater wieder selbsterfundene Witze und geht ihm damit unglaublich auf die Nerven und ein paar Selbstgerechte finden immer wieder auf die gleiche Weise ihre gerechte Strafe! Ja, das Gute siegt stets am Ende, doch es bleiben noch genügend Aufgaben für DogMan die in künftigen Bänden in Angriff genommen werden müssen! Aber: wenn es schon im Buch steht, dass das Gute gewinnt, dann muss das ja wohl auch stimmen, oder?

Ein herrlich kurzweiliger Spaß für Kinder von 8 bis 12 Jahren!

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