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Veröffentlicht am 04.04.2019

Monstermäßig starke Themen

Fjelle und Emil - Monstermäßig beste Freunde
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Der 10 jährige Emil ist ein glückliches Kind. Er lebt im beschaulichen Flusenbek, wo seine Eltern eine Bäckerei haben und trifft jeden Morgen auf dem Weg zur Schule seinen moosgrünen Freund Fjelle. Doch ...

Der 10 jährige Emil ist ein glückliches Kind. Er lebt im beschaulichen Flusenbek, wo seine Eltern eine Bäckerei haben und trifft jeden Morgen auf dem Weg zur Schule seinen moosgrünen Freund Fjelle. Doch der ist kein gewöhnlicher Freund, nein Fjelle ist ein freundliches, hilfsbereites Monster. Es hilft den Kindern die Schulranzen zu tragen, lässt sie an seinen Armen schaukeln, spielt mit ihnen Verstecken, hat eine wunderschöne Schrift und kann prima Rechnen. Wenn Fjelle sich freut, ist er SUPERfroh, wenn er sich ärgert, wird er SUPERwütend. Alles ist bei im etwas größer und stärker, aber so ist er halt und so kennen ihn alle. Gar kein Problem denken sie, bis ein neuer Direktor an die Grundschule kommt und der scheint Monster zu hassen, ganz ohne ersichtlichen Grund. Direktor Unterberg schikaniert Fjelle und setzt alles daran, die Bevölkerung des Ortes gegen ihn aufzubringen, um Monster in dem kleinen Örtchen zu verbieten.

Schon das Cover sieht freundlich und fröhlich aus, mit bunten Farben und lachenden Gesichtern. So beginnt die Geschichte ja auch, denn Emil und seine Klassenkameraden haben eine wunderbare Kindheit. Fjelle ist zwar etwas anders, da bei ihm die Gefühle immer stärker sind, aber was solls, so ist er halt. Bis der Direktor kommt und auf die Andersartigkeit aufmerksam macht. Wunderbar wird Kindern am Beispiel von Fjelle klar gemacht, wie schnell jemand, völlig zu Unrecht ins Abseits gedrängt wird. Dafür bedarf es gar nicht viel, es muß nur einer stark genug polarisieren. Für den Betreffenden ist das ganz furchtbar, er leidet sehr unter dieser Ungerechtigkeit. Meine Tochter war so empört, daß sie sich immer wieder Tränen wegwischen musste, weil sie es so gemein und ungerecht fand, was Fjelle und Emil dort wiederfahren ist. Egal was Fjelle und seine Freunde sagten oder taten, der Direktor wischte es als nebensächlich beiseite oder schnitt ihnen das Wort ab… So funktioniert Mobbing und soziale Ächtung – früher und heute, solange bis keiner mehr mitmacht. Doch solche Strömungen sind ganz schön verführerisch, bis einer sich gegen den Strom stellt und diesen umlenkt. Dafür muss man ganz schön mutig sein, aber es gibt Dinge für die es sich zu kämpfen lohnt. So kommt es, dass diese Freundschaftsgeschichte sehr SUPERemotional ist. Anfangs sehr lustig, dann sehr traurig und am Ende richtig spannend.

Unterstrichen wird es von den freundlich fröhlichen Bildern der beliebten Illustratorin Nina Dulleck. Diese vermitteln leicht den Eindruck, daß es sich um eine Geschichte für jüngere Kinder handelt, aber dafür ist die Thematik zu ernst und zu komplex. Die liebevollen Bilder lassen die Leser aber ahnen, daß es ja als freundliches Buch, am Ende doch noch gut ausgehen wird und mildern so etwas die Traurigkeit ab.
Da Anne Scheller das Thema aber sehr kindgerecht entwickelt kann man es durchaus auch schon ab der Vorschule vorlesen. Sprachlich ist es zum Vorlesen auch wirklich gut geeignet, allerdings sind die Illustrationen in schwarz-weiß und nicht auf jeder Seite. Daran erkennt man dann doch, daß es Buch für Kinder ab 8 Jahren, also für junge Leser ist. Die Kapitel habe eine überschaubare Länge, die durch die Illustrationen aufgelockert wird. Die Schrift ist schon nicht mehr in Fibelschrift, aber noch relativ groß und mit lockerem Zeilenabstand, so daß man im Lesefluss nicht so leicht in der Zeile verrutscht.

Ein Kinderbuch, daß uns mit seinem Tiefgang positiv überrascht hat. Wir haben eine „einfache“ fröhliche Freundschaftsgeschichte erwartet, aber es steckte deutlich mehr dahinter. Es ist ein Weckruf: „Steht auf, wenn ihr Freunde seid und steht für einander ein!“. Wunderbar, solche monsterstarken Vorbilder kann man in der heutigen Zeit sehr gut gebrauchen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover "Fjelle und Emil"
  • Cover "Böse Jungs"
  • Bastelspaß
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 03.04.2019

Das Hörhighlight meiner Tochter (11)

Prinzessin undercover – Enthüllungen
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Rezension von Johanna (11): Das neue Schuljahr in Rosewood Hall beginnt bald, aber vorher muss Lottie eine Geburtstagsfeier für Ellie überstehen. Nach diesem Fest entdecken sie schreckliche Nachrichten. ...

Rezension von Johanna (11): Das neue Schuljahr in Rosewood Hall beginnt bald, aber vorher muss Lottie eine Geburtstagsfeier für Ellie überstehen. Nach diesem Fest entdecken sie schreckliche Nachrichten. Der Vater von Mickey und Lola ist so schwer erkrankt, dass sie zum Schuljahresbeginn nicht kommen werden und Percy Butter, ein Freund von ihnen, wurde entführt. Wer steckt da wohl hinter? War es vielleicht Leviathan, die Organisation für die auch Saskia arbeitete? Doch die seltsamen Geschehnisse an der Schule reißen nicht ab. Schüler flippen grundlos aus. Sie drehen durch und beleidigen sogar Lehrer und sorgen für Chaos. Jetzt hat Jamie auch noch einen Zimmergenossen. Nämlich Percy Butter, dessen Entführung gerade erst durch die Nachrichten ging! Obendrein ist er gehörlos und spricht mit den Händen. Vielleicht hat man Percy deshalb in Jamies Zimmer zugeteilt, da Jamie Gebärdensprache spricht? Eigentlich sollte Jamie ja keinen Zimmergenossen bekommen, um besser im Geheimen agieren zu können. Obendrein hat ihnen ihre Freundin Biena im letzten Schuljahr ein Rätsel gegeben das sie immer noch nicht gelöst haben. Darüber hinaus ist sie sehr neugierig und taucht überall unbemerkt auf. Kennt sie möglicherweise ihr Geheimnis? So viele offene Fragen. Da weiß man gar nicht wo man beginnen soll. Werden sie er schaffen Leviatan aufzuhalten? Was weiß Biena?... Prinzessin undercover ist eine märchenhafte Geschichte zweier Mädchen die unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine Geschichte voller Liebe, Geheimnisse und unerwarteten Enthüllungen. Am besten gefällt mir Lottie. Sie macht sich über alles sorgen und ist sehr ehrgeizig, entschlossen und Prinzessinnen besessen. Aber auch die anderen Figuren sind toll. Sehr schön finde ich noch die Beschreibungen von den Menschen, sowie von der Umgebung.
Connie Glynn ist besser bekannt als Noodlerella und mit fast 1.000.000 Followern eine der erfolgreichsten Prinzessinnen auf YouTube. Mit ihren Rosewood-Chroniken schreibt sie sich direkt ins Herz der Prinzessin, die in jeder von uns wohnt.

Monika Oschek liest vielfältig und bunt. Sie verleiht dem Hörspiel den letzten Schliff, indem sie mit viel Gefühl und viel Spaß liest. Sie fesselt den Zuhörer und lässt ihn eintreten in die Welt von Rosewood-Hall, eine Welt voller Intrigen und Geheimnisse, aber auch voller Gefühl. Diese bringt sie genauso gut zur Geltung, wie die unglaubliche Spannung, die sich in diesem Band auch nach dem großen Showdown am Ende des letzten Bandes weiterhin hält und nicht abreißt.
Meinung der Mutter: Meine Tochter liebt dieses Hörbuch. Neben dem Prinzessinnen-Glamour verbindet es den actiongeladenen Agententhriller mit einer Selbstfindungsgeschichte. Denn alle Beteiligten sind noch sehr jung und noch auf der Suche nach sich selbst. Neben der Identität einiger unerwarteter Bösewichter, werden hier aber auch Gefühle enthüllt. Diese zuzulassen oder nicht, und was diese in der konkreten Gefahrenlage bedeutet, lässt Lottie und Ellie mehr über sich selbst zu erfahren, auf der Suche nach der eigenen Identität, während Jamie sich an seinen Auftrag klammert und seine Herkunft negiert. Während Lottie und Ellie in den Erkenntnissen über sich eine neue innere Stärke aufbauen können, blockiert Jamie sich selbst und tritt auf der Stelle. Im Gespräch mit meiner Tochter habe ich festgestellt, daß sie durchaus über die angesprochenen Themen wie Freundschaft und Familie, Herkunft und Wurzeln reflektiert hat. Themen, die gerade die Zielgruppe ab 11 Jahren sehr beschäftigt. Lottie und Ellie verlassen dabei durchaus mal die üblichen Wege und ermutigen damit auch die Zuhörerinnen mal etwas zu wagen, zu probieren und nichts auszuschließen, einfach offen zu sein, für alles, was in einem schlummern könnte. Was sonst noch alles in Lottie, Ellie und Biena steckt, werden wir erst in Band 3 in ein paar Monaten erfahren und wir hoffen sehr, daß Jamie auch bereit ist, mehr in sich hineinzuhorchen. Hoffentlich auch wieder mit Monika Oschek, deren warme junge Stimme, sowohl die Verwirrung der Gefühle, als auch die Entschlossenheit im Kampf mit dem Geheimbund Leviathan durchklingen lässt.

Das absolute Lieblingshörbuch von Johanna!

Veröffentlicht am 01.04.2019

Märchenhaft magisch

Herzenmacher
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Seit dem Verschwinden seines Vaters vor einigen Jahren lebt der 14-jährige Léo alleine mit seiner Mutter in dem kleinen Bergort Besancon. Seine Mutter ist eine sehr geschätzte Spielzeugmacherin, die mechanische ...

Seit dem Verschwinden seines Vaters vor einigen Jahren lebt der 14-jährige Léo alleine mit seiner Mutter in dem kleinen Bergort Besancon. Seine Mutter ist eine sehr geschätzte Spielzeugmacherin, die mechanische Männchen u.ä. herstellt, wie zuvor auch sein Vater. Doch seit seinem vermutlichen Tod, hat sie sich verändert, sie ist verschlossener, schottet sich auch Léo gegenüber ab, verlässt den Ort nicht mehr und ist überbesorgt. Eines nachts taucht ein Fremder heimlich in der Werkstatt auf. Er ist zwergenhaft klein und er fordert von ihr, das letzte Werkstück des Vaters: ein silbernes, mechanisches Herz. Léo, ist fasziniert von seiner Beobachtung und folgt dem Fremden heimlich bis in die Kirche, durch den gesperrten Turm, durch ein heimliches Portal, in eine Parallelwelt, die seiner Heimat unglaublich ähnelt, aber in der ein eisiger Frost, statt herrlichem Sommer herrscht. In dieser Welt regulieren zwei Hexenschwestern das Wetter. Während eine schläft, herrscht die andere. Doch seit Jahren hindert die Winterhexe, die Sommerhexe am Aufwachen, durch einen Deal mit dem Tod. Sie tauscht menschliche Lebenszeit gegen die Erfüllung von Wünschen, und bleibt so länger wach. Dieser Wohlstand reicht aber nicht allen und so formiert sich immer stärkerer Widerstand, gegen die ewige Kälte und die Schreckensherrschaft der Hexe. Zwerge, begnadete Spielzeugmacher, die mechanische Herzen zum Schlagen bringen und das Wächtervolk, schmieden schon seit Jahren an einem Plan. Doch die Ankunft von Léo bringt so einiges durcheinander...

Eine märchenhafte Fantasyumsetzung des Traums vom ewigen Leben. Wundervoll werden Mythen, wie die russische Baba Jaga mit Fantasy Elementen wie bei C.S.Lewis verknüpft, ohne dabei ihre Originalität zu verlieren. Die Idee, daß man Spielzeuge mit einem mechanischen Herzen zum Leben erwecken kann, wenn man die entsprechende Gabe besitzt ist faszinierend, insbesondere, wenn einige dieser Wesen menschlicher als ein Mensch oder zwergiger als ein Zwerg sein mögen. Geschickt wird reales mit dem Reich der Fantasy verknüpft, auf so poetische Weise, daß ich am liebsten ständig Zitate notiert hätte wie z.B. „Selbstlosigkeit ist ein Schlüssel, der oft passt“, aber leider, war dies nicht möglich. Dieses Buch ist einfach auf märchenhafte Weise unglaublich spannend. Wie Léo das Problem des Anhaltens des Herzens der Herzlosen meistern soll, schien für mich einfach unlösbar. Denn jede Handlung hat ihre Konsequenzen und ist man bereit mit diesen zu leben? Ich musste mich stets daran erinnern, daß es sich ja um ein Jugendbuch handelt und das Ende schon so schlimm nicht sein wird und ich wohl nicht mit einer Apokalypse rechnen muss. Das ist auch in der Tat nicht eingetreten. Nicht alle Begleiter auf dieser Abenteuerreise schaffen es lebend in das letzte Kapitel, doch kann der Tod auch Erlösung sein, Erlösung von den Qualen die man in der Knechtschaft des Bösen erleiden muss, unter einem aufgezwungen Willen. Dabei werden alle Fragen zufriedenstellend und stimmig gelöst, auch wenn mir das beim Lesen unmöglich erschien.

Was mir sehr gut gefällt, ist der Gedanke, der Vergebung und der Erlösung, die Befreiung der Welt, ohne dass es um Rache an der Winterhexe und ihren Anhängern geht. Trotz der düsteren Zeiten die die andere Seite aktuell erlebt, gibt es doch Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe. Auch wenn Armeen aufmarschieren und die Bedrohung wächst, ist das Werk nicht von martialischen Kampfszenen geprägt und somit absolut zielgruppengerecht. Es ist auch ein Märchen über die Kraft der Liebe, daher gibt es durchaus auch eine Kussszene, dennoch ist es nicht wirklich ein Liebesroman, es gehört nur zum Leben und Erwachsenwerden dazu. Wer so viele schwierige Aufgaben zu erfüllen hat, wie Léo mit seinen 14 Jahren, der wird auch früher erwachsen, aber ohne sein reines Herz zu verlieren und ohne in Kitsch abzudriften.

Die Verknüpfung der Welten ist spannend, sowohl in ihren Gemeinsamkeiten, als auch in ihren Unterschieden. Man taucht ganz tief ein, mit Gedanken und Gefühlen in diese fremd-vertraute Welt, dank der Poesie der Sprache und der Fesselung der Handlung, die die volle Bandbreite der Gefühle umfasst. Eine wunderbare Entführung durch Zeit und Raum, doch bin ich sehr froh, derzeit keine Krähen in der Nähe zu haben. Diese „Boten des Bösen“ würden mich wohl derzeit bei ihrem Anblick zusammenzucken lassen.

Mit knapp 400 Seiten lässt es sich auch noch mitnehmen in die Bahn, oder die Schule, da man es nicht aus der Hand legen mag. Nicht nur für Fans von Fantasy, sondern auch von wunderschön erzählten Geschichten und Märchen oder Abenteuern – auf den Anblick von Waschbrettbäuchen verzichtet der Autor allerdings und auch Rockstars sind nicht zu finden ;) Übrigens gibt es auch eine weibliche Heldin, so daß es Jungen und Mädchen ab mind. 12 Jahren packen wird.

Eine märchenhafte Geschichte, die einen in den Bann zieht, berührt und so schnell nicht wieder loslässt.

Veröffentlicht am 28.03.2019

Wilde Abenteuer mit tierischem Oliver Kalkofe

Die Gäng vom Dach
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Die Gäng vom Dach klingt nach einem wilden Haufen nicht ganz so kuscheliger Tiere. Aber nein, anfangs sind es nur Eule Lulu und Waschbär Wolle, die es sich auf einem Dachboden gemütlich eingerichtet haben. ...

Die Gäng vom Dach klingt nach einem wilden Haufen nicht ganz so kuscheliger Tiere. Aber nein, anfangs sind es nur Eule Lulu und Waschbär Wolle, die es sich auf einem Dachboden gemütlich eingerichtet haben. Doch der Hunger ruft sie zu Abenteuern und die arrogante Katze Seide, die ihnen ihr Katzenfutter nicht gönnt, empfiehlt ihnen einen Trip zum Supermarkt. Als Dank für den Tipp fordert sie einen Becher Sahne. Was mag so ein Supermarkt sein? Lulu und Wolle erreichen ihn und staunen. Sie folgen ihrer Nase (denn nachts ist der Markt geschlossen) und landen an einem rumpelnden Container, aus dem sie den frechen Marder Ecki befreien. Gemeinsam „containern“ sie und transportieren alles in einem Kindereinkaufswagen zurück. Naja, das ist der Plan, doch dann bebt die Erde und eine noch viel wildere Horde ist im Anmarsch, da stellen sich den drei neugefundenen Freunden Fell und Federn auf!
Die Gäng vom Dach wird ab 7 Jahren empfohlen, das wäre also eigentlich noch etwas für meine Töchter mit 9 und 11 Jahren. Meine 11 Jährige empfand sich als eindeutig viel zu alt und die Einschätzung finde ich zutreffend. Es ist ein wirklich schönes Hörbuch mit vielen Tieren und Abenteuern, die durchaus auch ab 4 Jahren geeignet sind, aber schon für 9 Jährige ist es grenzwertig (meiner Jüngsten gefällt es aber schon). Die Geschichte ist in einzelne Kapitel unterteilt, zwischen denen jeweils ein vom Autor gesungenes Lied (vollständiger Text der 6 Songs ist im Booklet abgedruckt) eingespielt wird. Sollte die Geschichte für Jüngere zu lang sein, kann man sie dadurch leicht in sinnvolle Höreinheiten einteilen. Meine Tochter kann das Titellied auch nach Wochen noch mit Text mitsingen, und die jüngere Schwester inzwischen auch, aber mich hat das Lied nicht verfolgt, sondern „Freiheit für Knolle“. Meine Älteste mag Lieder lieber weichgespülter. Ich war sehr froh, daß es kein Kitsch-Bling-Bling ist, dennoch finde ich es sehr geschickt, daß der Verlag den Liedern eigene Tracks gegeben hat. Wer die Lieder liebt, kann sie so einzeln anspielen, oder wie ich, überspringen (beim wiederholten Hören). Die Lieder sind nicht schlecht, aber ich finde auch bei Disney-Filmen in den meisten Fällen die Lieder absolut entbehrlich. Sie sind aber nicht furchtbar oder unerträglich, wer die gängigen CDs von Kinderliedermachern kennt, weiß wahrscheinlich was ich meine. Autor Andreas Hüging ist seit 20 Jahren Musiker. Er hat eine angenehme Stimme und man kann den gesungen Text sehr gut verstehen, ohne daß es überbetont wirkt.
Inhaltlich erinnert mich diese Geschichte etwas an „Villa Wunderbar“ die meine Jüngste liebt, wobei ich die etwas geeigneter für Mädchen empfinde und diese hier etwas mehr für Jungs, was an den Stimmen der Sprecher liegen dürfte. Es ist aber lediglich eine Tendenz, beide Abenteuer sind für Jungs und Mädchen geeignet.
Sehr schön finde ich, daß man auch etwas über die jeweiligen Tierarten lernt, wenn natürlich die Tiere hier schon einige allzu menschliche Eigenschaften haben. Aber so lernen Kinder zum Beispiel, daß eine Horde Wildschweine Rotte heißt und man ihnen besser aus dem Weg gehen sollte. Die Abenteuer der Gäng steigern sich und die Gäng wächst. Wolle und Lulu sind sehr offen auch für neue Freundschaften, so daß sich der Freundeskreis aufs abenteuerlichste erweitert, wenn auch nicht alle dauerhaft unter dem Dach einziehen.
Anfangs kam ich mit den Namen Knolle und Wolle durcheinander, da ich es als Einschlafgeschichte hörte, um zu wissen, ob es nicht zu aufregend für Kinder ist. Für empfindsame Kindergartenkinder beim ersten Hören trifft dies wahrscheinlich schon zu, sobald der gute Ausgang der brenzligen Situationen, die die Freunde natürlich mit Bravour meistern, bekannt ist, werden aber auch Kleine nicht mehr unnötig verschreckt. Nachdem ich mir die Illustrationen von Anna-Lena Kühler im Booklet angeschaut habe, war aber alles klar. Die Illustrationen sind wirklich sehr süß und werden von den Kindern während des Hörens gerne angeschaut.
Gereizt hat mich das Hörbuch vor allem wegen des Sprechers Oliver Kalkofe. Wahrscheinlich ist seine bisweilen raue, ungeschliffene Stimme der Grund, weshalb ich es tendenziell eher für Jungen empfehle. Er krächzt und grunzt, bis ich wahrscheinlich heiser wäre. Besonders dem Schlawiner Ecki verleiht er die nötigen Ecken und Kanten. Seine Stimme verhindert, daß die Geschichte allzu süß und doch eher gängmäßig wild klingt. Die humorvollen Passagen unterstreicht er gekonnt, vor allem bei Kaninchen Wolles Dicht“künsten“ und Eckis frech gereimten Antworten.
Ein schönes Hörbuch, daß bei mir aber nicht ganz zünden konnte, wahrscheinlich da ich aufgrund der Altersangabe etwas Wilderes erwartet habe. Für Kinder von 4 – 8 Jahren aber sicherlich ein vergnüglicher Hörspaß, vor allem wenn sie die Musik mit Text mögen (Hörproben finden sich im Netz), hat es das Potenzial auf Dauer im CD-Spieler einzuziehen.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Wenn Götter sich langweilen, müssen Menschen es ausbaden

Wings of Olympus – Die Pferde des Himmels
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Hippolyta, genannt Pippa, ist ein Findelkind, dessen Körbchen einst neben einer Quelle gefunden wurde. Sie besaß nichts, bis auf eine goldene Münze mit einem geflügelten Pferd darauf. Als sie aufwächst, ...

Hippolyta, genannt Pippa, ist ein Findelkind, dessen Körbchen einst neben einer Quelle gefunden wurde. Sie besaß nichts, bis auf eine goldene Münze mit einem geflügelten Pferd darauf. Als sie aufwächst, stellt sich ihre besondere Gabe im Umgang mit Tieren im Allgemeinen und Pferden im Besonderen heraus. Sie verdient sich ihren Lebensunterhalt in einem prächtigen Stall in Athen. Als der jähzornige Stallmeister sie vom Hof jagt, schläft sie erschöpft unter einem Rosenbusch ein und erwacht in den Stallungen der Götter!
Um sich die Zeit zu vertreiben veranstalten die Götter alle 100 Jahre ein Rennen mit ihren geflügelten Rossen. Es wird gewettet und Ränke geschmiedet. Jeder Gott sucht sich einen Reiter und ein Tier aus und natürlich versuchen sie alles, um ihren Schützling zum Sieg zu verhelfen. Wer gewinnt, wird als Halbgott unsterblich und darf für immer im Olymp bleiben. Pippa erhält ein geflügeltes Pony namens Zephyr, das ihr schon so bald so sehr ans Herz wächst, dass sie alles unternimmt, um das Rennen zu gewinnen.

Anfangs war ich etwas besorgt, daß eine Geschichte, die sich ja eigentlich nur um ein Pferderennen dreht, bei zwei Familienmitgliedern nicht gut ankäme, aber die Sorge war unberechtigt, denn es ist nicht einfach ein geflügeltes Pferderennen. Im Rahmen der Geschichte lernt man nicht nur alle Götter des Olymps und ihre Reiter und ihre geflügelten Pferde kennen, man erhält auch wunderbar Einblick in das antike Familienleben, die Unterschiede zwischen Arm und Reich, die Schicksalsgöttinnen, Halbgötter, wie man zu solchen wird, wie die Sternbilder an den Himmel gelangten (nach griechischer Mythologie) und einfach in das antike griechische Weltbild. Kallie George versteht es geschickt diese Elemente miteinander zu verbinden.
Meine Älteste liebt Sagen und Götter, aber sie mag nicht unbedingt Peter Kaempfe und schon gar keine Geschichten mit Pferden. Wir 4 haben dieses Hörbuch gemeinsam im Auto auf der Rückfahrt von der Leipziger Buchmesse gehört, leider war die Strecke dann doch nicht lang genug und es war klar, Eltern und Kinder wollten nun unbedingt wissen wie es weiter geht. Anfangs murrte meine Älteste noch, daß sie sich eine junge weibliche Sprecherin für Pippa vorgestellt hätte und ich gab ihr insgeheim recht. Aber wieso erwarten wir bei Geschichten mit Pferden und Mädchen immer junge weibliche Stimmen? Peter Kaempfe ist in Deutschland DIE Stimme für Helden- und Göttersagen. Für die donnernden Götter und mächtigen Stallmeister hat er definitiv die nötige polternde Power. Mein Mann meinte: der Sprecher ist aber toll, der ist ja richtig wandlungsfähig und unglaublich ausdrucksstark. Da musste ich ihm recht geben, denn auch die Moiren und die weiblichen Rollen spricht er wirklich überzeugend. Wir waren alle vier absolut überzeugt von der Wahl des Sprechers. Der Sprecher hat aber noch einen weiteren Vorteil: Jungs mögen Göttersagen, aber Pferde und eine weibliche Hauptperson? Durch die tiefe männliche Stimme, schafft Peter Kaempfe es auch Jungen zu fesseln und zu vergessen, daß es eigentlich eine Geschichte aus Mädchensicht ist. Aber so ganz stimmt es ja nicht. Die zwei Mädchen unter den Rennreitern sind die absolute Minderheit und so spielen eigentlich mehr Jungs als Mädchen mit. Beide Lager haben so ihre Vorurteile einander gegenüber, wie eben auch heute noch bei der Zielgruppe ab 10 Jahren.
Die Namen der Götter, ihrer Reiter und ihrer geflügelten Pferde sind nicht ganz so einfach, aber das macht nichts, die stehen im Booklet und können daher beim Hören immer wieder nachgeschlagen werden. Das war extrem hilfreich, denn Gott und Reiter passen irgendwie zusammen, aber wer gehörte noch mal zu wem? So gibt es dank des Booklets kein Vertun. Dort steht übrigens auch die Geschichte des ersten geflügelten Pferdes Pegasus zusammen gefasst.

Den Eindruck einer griechischen Sage verstärkt Kallie George, die auch in ihrer Heimat Vancouver Kanada kreatives Schrieben lehrt, indem sie wie in griechischen Tragödien die Geschichte mit einem Prolog in Form einer Wette unter Göttern beginnt. Der Kreis schließt sich dann, wie eine Rahmenhandlung im Epilog. Auch wenn ich es derzeit ziemlich nervig finde, daß fast jeder Krimi mit einem Prolog beginnt, finde ich es hier absolut passend und angebracht. Ich empfinde es wirklich als tollen dramaturgischen Kunstgriff der Autorin, der mit dafür sorgt, daß diese Geschichte viel mehr ist, als „nur ein Pferderennen“ und Jungen und Mädchen gleichermaßen fesseln kann, Mütter und Väter inklusive. Anders als in der griechischen Tragödie fällt dieser Epilog für die Zielgruppe ab 10 Jahren absolut zufriedenstellend aus! Sowohl unsere Sagenfan-Tochter als auch die Pferdefan-Tochter waren gebannt.

Da die Götter nicht immer nett sind, ist die Altersempfehlung ab 10 Jahren absolut angemessen, es ist ja auch eine wirklich komplexe Handlung. Absolut überzeugend und empfehlenswert.