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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2019

Klingt für mich authentisch, aber auch hausgemacht

Der Schatzsucher
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Fabian Kahl ist seit 2013 regelmäßig in der ZDF Sendung „Bares für Rares“ zu sehen und fällt dort augenscheinlich aus dem Rahmen. Er ist dort der mit Abstand jüngste Antiquitätenhändler und mit seinen ...

Fabian Kahl ist seit 2013 regelmäßig in der ZDF Sendung „Bares für Rares“ zu sehen und fällt dort augenscheinlich aus dem Rahmen. Er ist dort der mit Abstand jüngste Antiquitätenhändler und mit seinen Piercings und seinem einseitig rasiert, einseitig langhaarigen Schädel entspricht er auch optisch nicht dem Klischee eines Antiquitätenhändler. Auf diesem Hörbuch erzählt er auf 6 CDs und fast 6 ¼ Stunden lang über seinen Werdegang, von besonderen Erlebnissen und gibt Tipps für die Bewertung bei An- und Verkauf von Raritäten und Einzelstücken.

Der Autor liest hier selbst, das mag ich bisweilen sehr gerne, denn wer versteht seine eigenen Sätze besser als der Autor und kann sie besser betonen? Nun, in diesem Falle sicher nicht der Autor. Seine Stimme ist nicht unangenehm, er klingt absolut authentisch, aber eben auch wie ein Mensch mitten aus dem Leben und absolut nicht, wie ein professioneller Sprecher. Er liest sein eigenes Buch, statt den Eindruck zu vermitteln locker aus dem Nähkästchen zu plaudern. Dabei klingt er erstaunlich blechern. Das stört mich regelmäßig auch bei Wissens-CDs für Kinder, wenn die Experten ihr Wissen vermitteln. Man hört einfach, daß sie keine geschulten Sprecher sind, das ist jetzt keine Besonderheit von Fabian Kahl. Leider ist das nicht mein einziger Kritikpunkt. So hätte ich mir ein konsequenteres Lektorat gewünscht. Ein Lektorat, daß bei der sprachlichen Abrundung deutlicher durchgreift und dem Gesamtwerk einen runden Schliff gibt. So klingt es leider teilweise gestelzt und unnötige Details, bauschen die Erzählung künstlich auf. Während der Schilderung seines Werdeganges erzählt Fabian Kahl, wie er nach dem Realschulabschluß sein Fachabi machen wollte um danach ein Designstudium oder ähnliches anzustreben, es im Internat aber nicht aushielt und abbrach. So kamen mir einige sprachlichen Wendungen vor, als wolle er unter Beweis stellen, daß er zwar nicht studiert habe, aber dennoch nicht ungebildet sei. Auch bei der Schilderung einiger Begebenheiten habe ich den Eindruck, als versuche er sich für die von ihm eingeschlagene Laufbahn zu rechtfertigen und klar zumachen, daß er dennoch Ahnung von der Materie habe. Dies würde ich normalerweise als selbstverständlich voraussetzen, wenn er dann nicht immer wieder betonen würde, wie ausführlich er schon in jungen Jahren Auktionskataloge studiert habe (niemals Lehrbücher, immer Kataloge) und mit seinem Vater durch Museen streifte. Seine Familie wird sehr liebevoll und unterstützend dargestellt, die ihm nicht nur die Liebe für Antiquitäten mit auf den Weg gab. Dennoch konnte auch sie ihn nicht vor diversen Misserfolgen bewahren, die für mich durchaus mit dem mangelnden Alter und Lebenserfahrung zu erklären sind. So wollte ich bei zwei Episoden, die er erzählt ihm schon zurufen: Mensch, ruf doch die Feuerwehr bzw. ruf die Polizei!, was er leider unterließ. Wahrscheinlich rechne ich als Krimileserin und Juristin halt einfach mit dem Schlimmsten, im Gegensatz zu ihm.

Einige seiner Tipps bedürfen keines Experten, die sind für mich einfach ganz klar eine Frage des gesunden Menschenverstandes, gerade bei den Ratschlägen zum Uhrenkauf. Auch, daß man Wertgegenstände immer bei Tageslicht und nie im Dunkeln betrachten sollte. Vielleicht bin ich an einigen Stellen auch schon zu abgebrüht oder durch meine Familie, die selbst einen großen Faible für Antiquitäten und Uhren hat, zu stark vorgeprägt. Sehr schön fand ich aber als Fan alter Möbel seine Begründung, warum er Antikes so sehr schätzt: z.B. sind bereits alle belastenden Giftstoffe bereits ausgedünstet und ökologisches und individuell ist es auch.

Einige Episoden sind sehr unterhaltsam. An einigen Stellen hätte ich mir dann schon Fotos zu den gefundenen „Schätzchen“ gewünscht, z.B. dem außergewöhnlichen Deckenleuchter, den er in Südafrika entdeckte und den er dann schnell im Internet recherchierte. So etwas hätte ich nie so direkt zugegeben. Es klingt so, als könne jeder mal schnell mit seinem Smartphone zum Experten werden, wobei es hier wohl eher um das Gespür für das Besondere ging. Bekannt war ihm der Schöpfer der hochpreisigen Leuchter aber auch nicht. Sehr ehrlich, sehr schonungslos, erzählt er, wie er wurde was er derzeit ist und wie das Angebot des ZDF eigentlich zu keinem besseren Zeitpunkt hätte kommen können. Absolut offen, ehrlich und sympathisch, kein PR-Fuchs, für den Image alles ist. So ist die große Schwäche des Buches auch gleichzeitig eine Stärke. Viele Mitglieder der Hörrunde, fanden gerade das besonders gut. Insofern ist dieses Hörbuch erfrischend anders und auf jeden Fall wunderbar als Gesprächsauftakt für eine neue Runde im Restaurant/Kneipe/Party/Arbeit geeignet. Jeder kann gleich mitreden und hört zu ;)

Veröffentlicht am 18.01.2019

Empfehlenswerter Einstieg in die Bullet-Journal-Methode

Mein Bullet-Planer für Ideen, Ziele und Träume
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Hm, Bullet-Listen, Bullet-Planer, Bullet-irgendwas scheint mich derzeit zu verfolgen. Doch was genau ist es? In Heike Abidis „Wirf Dein Herz voraus und spring hinterher“ hat die Romanheldin schließlich ...

Hm, Bullet-Listen, Bullet-Planer, Bullet-irgendwas scheint mich derzeit zu verfolgen. Doch was genau ist es? In Heike Abidis „Wirf Dein Herz voraus und spring hinterher“ hat die Romanheldin schließlich eine Bullet-Liste mit ihren Lebenszielen abgearbeitet, Dinge, die sie unbedingt vor dem Tod noch mal erledigen will. Nein, man muß nicht den Tod vor Augen haben um das System zu übernehmen, denn es geht einfach nur darum sich seiner Ziele, Pläne und Träume bewußt wird. Dass man Prioritäten setzt und bei Bedarf nach Lust und Laune kreativ gestaltet. Dazu ist jeder Tag ein guter um zu Beginnen, es muß kein Vorsatz für das neue Jahr sein, daher startet dieser Planer auch nicht zu einem Bestimmten Datum. Wer diesen Planer beginnt, bestimmt. Bestimmt wird nicht nur der Startzeitpunkt, sondern auch die Themen. Oft werden diese Bullet-Planer in Blanko-Büchern begonnen. Aber auf viele Menschen wirkt eine leere Seite erschlagend, sie verursacht eine Schreibblockade. Hier gibt die vorgefertigte Gestaltung eine Grobstruktur, mit Wochenkalender zum Ausfüllen, aber noch viel Platz zur Individualisierung. Der Einstieg wird dabei weiter erleichtert, als das es zu Beginn eine Einführung in des Thema mit Erläuterungen und Seitenangaben gibt. Klingt komisch? Ist es aber nicht, wenn man es erst einmal vor sich hat. So findet sich zu Beginn auf S. 5 das Dashboard mit Platz für die Einkaufsliste, und den Themen „Wichtig“ und „Notizen“. Auf den ersten Blick war ich irritiert, da man mit so wenig Platz ja wohl nicht das ganze Jahr lang mit Einkaufslisten auskommt, aber das ist nicht der Gedanke. Die aktuellen Listen, kann man dort immer per post-it aufkleben und wieder durch den nächsten ersetzen, so muss man nicht lange suchen und weiß, wie bei einem Schlüsselbrett immer wo er ist (ja, beim Bullet Journal geht es nicht nur um Kreativität, sondern auch Struktur). Es schließt der persönliche Bullet-Journal-Schlüssel an, in welchem man z.B. seinen Farbcode notieren kann, um die Kurzeinträge im Kalenderteil auch später noch auf einen Blick deuten zu können. Damit tue ich mich etwas schwer, denn das Buch hat keinen Verschluss, da hinterlege ich den Farbcode lieber in meinem Gedächtnis, es ist ja persönlich, sprich geheim! So ein Verschluss wäre aber gerade für so eine Buch, das man immer und jederzeit in der Handtasche mit sich rumschleppen sollte, ganz praktisch. In meinen Taschen fliegt sonst immer was zwischen die Seiten, zerknickt oder verschmutzt diese. Ein Gummiband, wie für meine Notizbücher wäre da schon hilfreich, ebenso ein Lesebändchen, oder so eine Abrissmarkierung, damit man immer ganz schnell den aktuellen Tag findet und nicht immer alles durchblättern muss.

Sowohl die Kalenderblätter als auch die Kreativseiten sind mit Mikropunkten versehen, die das schriftliche Ausfüllen erleichtern, im Falle von Zeichnungen, diese aber nicht weiter als Untergrund optisch stören. Weitere vorgegebene Strukturhilfen sind die Morgenmotivation oder das Abendritual, eine Not-to-do-Liste zum Eliminieren lästiger Zeitfresser, Urlaubsziele & Masterpackliste (auch hier bietet sich die Arbeit mit Post-its an, wenn man mehrmals im Jahr an unterschiedliche Orte reisen will), eine Seite für Ausgeliehenes oder Verlegtes, eine Seite Bücher und Serien (für all-time-favourites oder solche, die man sich schon lange mal vorgenommen hat), Sparziele, Sparchallenge, Ausgabenliste, Arztliste (ganz praktisch die Übersicht mit den Kontaktdaten der wichtigsten Ärzte, die Termine würde ich eher in den Kalenderteil übertragen).
Neben den Wochenübersichten gibt es noch die Monats- und die Jahresübersicht. In letztere kann man dann gleich schon mal seine Urlaubszeiten eintragen und sich dabei freuen.
Gerade die Farbklecksgestaltung finde ich sehr frisch und Raum für eigene Gestaltung bietend, die Zeichnungen, geben mir allerdings bereits etwas zu sehr eine Richtung vor. Ich hätte mehr mit einer Innengestaltung im Stile des Covers gerechnet. Blumen und Kleckse finde ich neutraler als Flip-Flops, Sonnenbrillen und Zelte. Diese suggerieren nämlich doch, daß man Anfang des Jahres beginnt und dann zur Ferienzeit auf diesen Seiten strandet.
Die Seiten sind schön fest, so daß man sie bunt gestalten kann, ohne daß die Farbe zu sehr durchdrückt, es sei denn, man lässt den Stift zu lange auf einer Stelle ruhen. Auch der feste flexible Broschureinband ist stabil und anschmiegsam zugleich. Die Farbgestaltung auch mit den kupfermetallisch stilisierten Blüten ist sehr schön. Der grüne Autorenaufkleber vorne und der Klappentext hinten, lassen sich leicht ablösen, das sieht dann gleich viel hübscher und persönlicher aus. Eine sehr schöne Idee. Autorin Jasmin Arensmeier ist nicht nur selbst Kreativbloggerin, sie lädt auch aktiv zum Austausch über soziale Medien ein, und gibt Kontaktdaten an, unter der man sie um Rat ersuchen kann, oder stolz seine Ergebnisse präsentieren kann. Für einige sicherlich eine Bereicherung.

Fazit: ein hilfreicher Einstieg für alle Interessierten an der Bullet-Journal Methode, sie sich noch unsicher fühlen und gerne Starthilfe hätten oder einfach fürchten, daß ihnen die Zeit nicht reicht, um alles von der Pike auf selbst zu gestalten. Die Anregungen zu Beginn des Buches, die sich durch das Buch durchziehen und auf die mit Seitenzahlangaben hingewiesen wird, sind besonders für diejenigen hilfreich, die Hilfe bei der Strukturierung ihres Lebens und mehr Methodik wünschen. Ein kleiner Schubs in die richtige Richtung kann bisweilen Wunder wirken! Nicht ganz perfekt, aber für den Einstieg nahe dran!

Veröffentlicht am 18.01.2019

Eine erstaunliche Frau und ihr Leben

Die Rose des Herzogs
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Mai 1841: die Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort liegt mit 73 Jahren im Sterben. Während sie ohne Angst das Ende nahen spürt, blickt sie auf ihr für damalige Verhältnisses langes und zweifellos bewegtes ...

Mai 1841: die Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort liegt mit 73 Jahren im Sterben. Während sie ohne Angst das Ende nahen spürt, blickt sie auf ihr für damalige Verhältnisses langes und zweifellos bewegtes Leben zurück. Sie wuchs als zweites Kind einer verarmten aber alten und ehrwürdigen Adelsfamilie auf. Na ja, im Jahre 1786 war ihr unermesslich reicher und mächtiger Großonkel, der Kardinal Louis de Rohan-Rochefort wegen der Halsbandaffaire ziemlich in Ungnade gefallen, der geliebte kinderlose Onkel, der stets die wohlwollende und schützende Hand über ihre Familie hielt. Damals mit 18 war sie unsterblich in Vincent de Carignan, den Neffen und Adoptivsohn der besten Freundin und Obersthofmeisterin von Marie-Antoinette verliebt. Wegen der Halsbandaffaire wagten sie nicht ihre Liebe öffentlich zu machen und später forderte seine Tante erst die Unruhen der Revolution abzuwarten, ehe sie Heiraten dürften. Wie so viele Angehörige des Hochadels hatte sie nicht damit gerechnet, daß es sich bei der Erhebung des Volkes nicht um ein kurzes Strohfeuer handelte. Nach seinem frühen Tod während der Schreckensherrschaft schwor sich Charlotte nie wieder zu lieben, um nicht wieder so sehr leiden zu müssen. Ein Vorsatz, den der Bourbonen-Prinz Louis-Antoine Henri de Bourbon-Condé zu Nichte machte, doch fand auch diese Liebe keine Ruhe, dank der Revolution, ihren Folgen , dem folgenden Napoléon Régimes und vor allem der Sturheit den Familienoberhauptes und Großvaters Louis-Joseph de Bourbon, Prinz von Condé.

Dem Roman ist ein sehr ausführliches Personenverzeichnis vorangestellt. Ich finde Personenverzeichnisse toll und würde sie mir öfter wünschen und vor allem vor Beginn der Geschichte und nicht als Anhang, wo man es meist zu spät findet. Hier hat mich der schiere Umfang allerdings erschreckt und verlieh mir das Gefühl, ich müsse es erst einmal gründlich studieren. Dabei dürften einige der Personen allgemein bekannt sein, zumindest Louis XVI, Marie-Antoinette, und Napoleon und Joséphine Bonaparte. Das beruhigte mich etwas. Die Sorge war jedoch unbegründet, denn die Personen werden nach und nach behutsam eingeführt, so daß man mit ihnen bereits vertraut ist, wenn in dem nächsten Lebensabschnitt und Ortswechsel neue Personen hinzukommen. Denn auf der Flucht vor den vorrückenden Revolutionstruppen, musste Charlotte den Rohan-Rochefort oft fliehen. Sehr interessant fand ich den Einblick in den immensen Reichtum und die kirchliche und weltliche Macht der obersten Kirchenfürsten wie Charlottes geliebten Großonkel, die die Ursache für die noch heute strikte Trennung von Kirche und Staat seit der Revolution 1789 sind. Die Geschichte der in Vergessenen Prinzessin aus dem höchsten französischen Adel schildert sie recht emanzipiert, wie sie um ihren Kummer zu überwinden eine Mädchenschule gründet, damit die Krankenschwestern lesen können, was auf den Medikamentenflaschen steht, um unnötige Vergiftungen zu vermeiden. Das fand ich sehr weitsichtig und auch mutig für die damalige Zeit. Wer gerne historische Schmonzetten liest, wird hier nicht an der richtigen Adresse sein. Zwar war Charlotte zu tiefen und beständigen Gefühlen imstande, welche aber nicht von großem Glück beschieden waren, durch die Wirrungen der damaligen Zeit, die von Politik, Krieg, Machtkämpfen und Intrigen bestimmt waren. Diese werden sehr reflektiert geschildert, so daß ich immer wieder meine Lektüre unterbrach und dort vorkommende Personen nachzuschlagen. z.B. warum war mir der despotische Zar Paul I entfallen? Ich hatte doch immerhin „Désireé“ von Annemarie Selinko zweimal gelesen? Na ja, dieser Zar war nur kurz an der Macht, sein Leben wurde beendet, er kam wohl nicht nur der Autorin und mit brutal und despotisch vor. Die Schreckensherrschaft in den auf die Revolution folgenden Jahre haben wir mal im Französisch LK behandelt, doch wurde mir die Bedeutung auch für den Hochadel hier viel besser bewußt als in dem 19-seitigen Extrakt von Honoré de Balzac.

Sehr gut gefällt mir, wie die Autorin sich mit der Revolution, ihrer Erforderlichkeit und ihren brutalsten Auswüchsen, bis hin zum Staatsstreich Napoleons annimmt (die Selbstkrönung Napoleons ist jedoch nicht Teil dieser Erinnerungen). Eine sehr komplexe Zeit, in der Frauen wenig Bedeutung hatten, außer als politisch motivierte Vermählungsgabe zu dienen und deren Folgen wir auch heute noch erleben.
Die Liebesszenen finde ich sehr dezent und geschmackvoll und doch emotional, aber nie albern beschrieben, wobei diese nicht das vorherrschende Thema sind. Da Louis-Antoine als General der Emigranten-Armee meist fernab von Charlotte stationiert war, spielt sich ihre Beziehung auch oft in Briefen ab und heimlich, da ihnen die Erlaubnis zu heiraten versagt blieb. Denn auch wenn Louis-Antoine mit einigen Gedanken der Revolution sympathisierte, so blieb er doch in den Traditionen des Ancien Régime verhaftet.

Marita Spang schreibt flüssig, gut lesbar und doch mit einem Hauch von Authentizität. Ihre Sprache ist zwar moderner, als alles was damals in deutschen Landen gesprochen wurde, aber sie verzichtet bewusst auf Anglizismen und neumodische Wörter und bewahrt hier und da einen kaum noch gebräuchlichen Begriff vor dem Aussterben. Wohlplatziert lässt sie z.T. Überlieferte Originalzitate der wichtigsten historischen Persönlichkeiten einfließen. Sie ist die Autorin der erfolgreichen Blut und Seide, Hexenliebe und die Frauenburg. Für Hexenliebe erhielt sie 2015 den Homer als den besten historischen Roman in der Kategorie „Beziehung und Gesellschaft“. Auch unter dem Pseudonym Marie Lacrosse ist sie mittlerweile sehr erfolgreich.

Keine ganz leichte Kost, da durchaus von intellektuellem Anspruch, aber absolut lesenswert, gerade auch, wenn man die damalige Zeit verstehen möchte.

Veröffentlicht am 17.01.2019

Herrlich schräg, absurd und very British!

Modermoor Castle. Die Jagd nach dem verschwundenen Löffel
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Modermoor Castle ist eine Internatsschule für nicht ganz so schlaue Jungs, aus nicht ganz so reichem Hause in einem nicht ganz so attraktiven, abgelegenen Teil von England. Diese besuchen Mufford und sein ...

Modermoor Castle ist eine Internatsschule für nicht ganz so schlaue Jungs, aus nicht ganz so reichem Hause in einem nicht ganz so attraktiven, abgelegenen Teil von England. Diese besuchen Mufford und sein Freund Sponge, zwei nicht ganz so coole, wenig sportliche und auch sonst eher unbedeutende Schüler. Die zwei sind es also gewohnt, daß das Leben kein Zuckerschlecken und manchmal recht merkwürdig ist. Doch derzeit ist es noch merkwürdiger als sonst. Sie beobachten einen Wikinger mit Helm über den Sportplatz laufen, der silberne Löffel des Schulahnen verschwindet aus der Vitrine, der wertvolle Schuldiamant bleibt jedoch unangetastet und auf dem Dachboden geht es auch nicht mit rechten Dingen zu. Zu guter Letzt droht der lästige Direktor, der immer und überall unerwartet auftaucht, an, daß die Weihnachtsferien ausfallen, wenn nicht der silberne Schullöffel wieder auftaucht! Da beschließen Mufford und Sponge aus dem Schatten der Durchschnittlichkeit hervorzutreten und das mysteriöse Verschwinden des Schullöffels aufzuklären! Ihr erster Fall und in dem wimmelt es gleich von Werwölfen, Zeitreisen, Wikingern und schönen Fräuleins!

Chris Priestley ist für seine Grusel- und Schauergeschichten bekannt und preisgekrönt. Kombiniert mit Detektivermittlungen und Zeitreise wäre es die optimale Kombination für meine Tochter – dachte ich. Doch beide Töchter lehnten dieses Hörbuch aufgrund der Covergestaltung ab! Sie erklärten mir auch, daß sie das Cover total unlogisch fänden, denn die 2 vorne sähen aus wie die totalen Angsthasen, als hätten sie Angst vor ihrem eigenen Schatten und wer hat denn schon Angst vor sich selbst? Tja, um das zu verstehen, muss man die Geschichte schon lesen oder hören....

Da habe ich es eben alleine, zum Einschlafen gehört. Keine gute Idee. Denn diese Geschichte ist dafür nicht zu gruselig, sondern zu britisch und zu komplex. Im Halbschlaf ist mir wahnsinnig viel entgangen, sowohl der komplex verschachtelten Zeitreisestruktur konnte ich nicht folgen, als auch der schräge englische Humor ist mir doch glatt entgangen. Dieser Humor ist die absolute Stärke der Geschichte und macht sie eigentlich mit jedem Hören lustiger, im Sinne von Monty Pyton, denn einige Wortspiele erinnerten mich schon an die Volksfront von Judäa, äh, der judäischen Volksfront.
Sponge und Mufford sind herrliche Anti-Helden, allerdings sind viele Anspielungen nun wirklich sehr englisch. Der Namenswitz und die Eigenart englischer Internate ist deutschen Kindern ja nicht unbedingt ein Begriff, wie z.B. die Besonderheit sich unter Jungs mit dem Nachnamen bzw. Scherzformen des Nachnamens zu titulieren. Denn natürlich heißt Sponge nicht wirklich Sponge (= Schwamm). In diesem schwerwiegenden Kriminalfall wurde doch tatsächlich der sprichwörtliche silberne Löffel gestohlen! Der Löffel der als Andenken an den ursprünglichen Burgherren verehrt wird, frei nach dem Motto, wer suchet, der findet, irgendwas wird man schon in einer Vitrine ausstellen können, um bei den Eltern Eindruck zu schinden. Neben dem Kriminalfall machen die Freunde noch eine andere Entdeckung. Man kann in die Zeitreisen! Das ist gar nicht so ungefährlich, wie sie feststellen müssen, denn jede Zeitreise greift in den Lauf der Dinge ein und verändert auch die Gegenwart. Sehr schön und anschaulich dargestellt, so daß auch die Zuhörer mit Mufford und Sponge darüber nachdenken, ob Zeitreisen wirklich so wünschenswert sind.

Inzwischen hat meine Jüngste es gehört, nachdem ich schon andere junge Testhörer engagieren wollte. Sie fand es ganz interessant, zu gruselig als Einschlafgeschichte und dafür auch zu anspruchsvoll mit den verschachtelten Handlungsebenen. Man sollte der Geschichte schon die volle Aufmerksamkeit beim ersten und zweiten Mal widmen können, z.B. auf langen Autofahrten, oder wenn man krank im Bett liegt oder sich langweilt. Nur so entgeht einem der britische Humor nicht, der ja besonders für Kinder nicht so alltäglich ist.

Volker Hanisch war mir als Sprecher bislang überhaupt kein Begriff, aber er hat sich als ausgezeichnete Wahl für diese Reihe herausgestellt. Er schafft es brilliant, den britisch-lakonischen Ton zu treffen und sowohl die Stimmung, als auch die Absurdität zu pointieren.

Ein Hörbuch, daß man wohl mehr als einmal hören muß, um es richtig schätzen zu können, das diese Mühe aber auch belohnt, denn beim genauen Hinhören ist es sehr witzig und die Gefahren der Zeitreisen werden voll bewusst!

Ein wirklich empfehlenswertes Hörbuch ab 9 Jahren, für Kinder, die offen sind für Geschichten, die nicht unbedingt dem Mainstream entsprechen und mit seinen Anti-Helden viele Klischees auf den Kopf stellt!

Veröffentlicht am 15.01.2019

Immer wieder klasse, auch für Neulinge!

Penny Pepper - Diebesjagd in London
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Die erfolgreiche Detektiv-Comic-Roman-Reihe geht in die 7. Runde!
In diesem Band hat Pennys Oma eine Reise für 5 Personen nach London gewonnen! Allerdings haben alle ihre Freundinnen dumme Ausreden, warum ...

Die erfolgreiche Detektiv-Comic-Roman-Reihe geht in die 7. Runde!
In diesem Band hat Pennys Oma eine Reise für 5 Personen nach London gewonnen! Allerdings haben alle ihre Freundinnen dumme Ausreden, warum sie nicht mitreisen können. Elfriede z.B. behauptet, ihr empfindlicher Magen würde das englische Essen nicht vertragen, aber das ist Quatsch, sie ist einfach nur mäkelig! Überhaupt nicht nachvollziehbar für Pennys immer hungrige Freundin Ida. Daher dürfen auch Penny mit Hund Mailie, Flora mit Hund Dschastin, Ida und Marie Oma begleiten, um ihr Englisch aufzubessern. Als erstes lernen die Mädchen aber, daß die Hunde nicht einfach so auf die Insel mitreisen dürfen, sie benötigen dafür einen Hundeausweis, den der Tierarzt ausstellt. Aber als echte Spürhunde, sind die zwei für die jungen Detektivinnen natürlich unverzichtbar! Schon im Bus sind die vier Freundinnen froh gemeinsam zu vereisen, denn einige ihrer Mitreisenden sind ziemlich seltsam! Kaum sind sie in London angekommen, wartet auch schon ein neuer Fall auf sie. Omas wertvolle Kette ist weg, und nicht nur die, es wurden auch ein Fotoapparat, eine teure Sonnenbrille und ein Handy gestohlen. An Verdächtigen mangelt es den Detektivinnen nicht, aber wenn die Auswahl so groß ist, muss man systematisch vorgehen, am besten man erstellt erst mal Listen.

Keine Sorge, auch Pennys eigenwilliges Diktiergerät ist mit von der Partie und kann plötzlich sogar Sätze auf Englisch verdrehen und bringt Penny natürlich wieder in absolut unmögliche Situationen! Sehr witzig, allerdings stellte sich hier das Problem, daß der Wortschatz des Diktiergerätes größer ist, als der meiner 9-jährigen Tochter, die nämlich kein „Luder“ (reimt sich auf Bruder) kannte. Die englischen Ausdrücke und Sätze sind alle im Text erklärt, ebenso wie die Londoner Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten, die Penny wieder mit einem Sternchen versieht und in einem Erklärkästchen auf ihre unnachahmliche Art und Weise verständlich macht. Einiges erfährt Penny diesmal aber auch von Professor Stinker, äh Zinker, der gerne sein Wissen vor seinen Mitmenschen kundtun. Damit kann Penny auch das Grübeln bleiben lassen, wer denn nun Big Ben ist und warum Little Ben überhaupt nicht erwähnt wird. Ja, Gerechtigkeit muss ein, auch für Sehenswürdigkeiten! Diese Diebesjagd durch London ist so kurzweilig und witzig, mit seinen Erklärungen, Listen, Kritzeleien und Zeichnungen, daß es das erste Buch seit langem ist, daß meine Tochter nicht nur alleine begonnen, sondern auch beendet hat. Eben ein prima Buch für Lesemuffel!
Es wäre auch spannend, wenn sie nicht immer als erstes alle Kommentare des Diktiergerätes im ganzen Buch lesen würde, um sich darüber kaputt zu lachen. Dessen Wortverdreher findet sie besonders lustig, allerdings hat sie dabei natürlich auch gesehen, wer die Tat begangen hat. Da aber viele Menschen mit merkwürdigen Ticks mitreisen, bin ich mir nicht sicher, ob ich darauf gekommen wäre, hätte sie es mir nicht verraten.
Sehr schön finde ich, daß Penny und Co. gerne auch bereit sind ihre Vorurteile abzubauen, wenn sie feststellen, dass sie sich in jemandem geirrt haben. Niemand ist frei von Vorurteilen, aber sie dürfen nicht in Stein gemeißelt sein.

Ulrike Rylance wurde in Deutschland geboren, lebt aber nun mit ihren zwei süßen Töchtern und Hunden und ihrem Ehemann in Seattle. Sie schreibt gerne Kinderbücher, aber auch für Jugendliche und Erwachsene, aber dann immer unter anderem Namen.

Lisa Hännsch zeichnet für ihr Leben gerne, sowohl für Kinderbücher, Trickfilme oder einfach nur so in der U-Bahn (sehr spannend, seine Mitmenschen in der U-Bahn zu beobachten und zu zeichnen). Sie hat nur einen Hund, der mit ihr und ihrer Familie in der Nähe von Köln lebt.

Weil Oma, Penny und Co. so erfolgreich waren, hätten sie eigentlich noch eine Reise nach Paris gewonnen, aber leider freuen sie sich am Ende alle auf zu Hause! Mal sehen, was ihnen dort als nächstes Spannendes passiert! Eine echte Lesemuffel-Detektiv-Leseempfehlung von uns! Auch sehr zu empfehlen für Kinder vor einem London-Trip!