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Veröffentlicht am 19.12.2021

Rasant, spannend, aber manchmal zu schnell um schlüssig zu sein!

Auf verlorenen Wegen
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Dies ist der 8. Fall für Jan Tommen, aber wie sich in der Lovelybooksrunde herausstellte, kann man ihn auch ohne Vorkenntnisse gut lesen. Ich kenne einige der Fälle, aber nicht alle:

Jan und Lan sind ...

Dies ist der 8. Fall für Jan Tommen, aber wie sich in der Lovelybooksrunde herausstellte, kann man ihn auch ohne Vorkenntnisse gut lesen. Ich kenne einige der Fälle, aber nicht alle:

Jan und Lan sind frisch verheiratet und eigentlich ist es ein geruhsamer Wintertag in Berlin, als Jan einen Notruf von seinem Hackerfreund Max erhält: er ist auf der Flucht vor der Polizei auf Rügen! Während seines Urlaubs wollte er mit seinen zwei Krimi-Dinner-Kumpels auf der Insel zwei Cold Cases aufklären. Doch ihre Ermittlungen scheinen schlafende Hunde geweckt zu haben. Kriminalkommissar Jan, Pathologin Zoe und Unterweltkenner und Hobbykoch Chandu packen sofort ihre Sachen, um Max zu entlasten. Hierfür steigen sie auch tiefer in Max Ermittlungen ein, die auch heute noch brisant zu sein scheinen. Bereits nach kurzer Zeit ist Max zwar entlastet, aber eine Leiche und ein abgetrennter Arm tauchen in dem sonst so beschaulich, winterlichen Rügen auf. Die Ermittler vor Ort sind nur allzu froh über die inoffizielle Unterstützung aus der Hauptstadt.

Geheimnisvoll und verwirrend geht es los und dieses Grundgefühl zieht sich wie ein roter Faden durch diesen 8. Fall. Ich mag das eigenwillige Team rund um Jan Tommen ja sehr gerne, auch wenn sie nicht immer nach dem Handbuch für brave Polizeibeamte vorgehen. Sie haben interessante Personenkonstellationen, ein hohes Tempo und gerne mal einen überraschenden Twist. Ich finde es sehr amüsant, wie die chice Großstädterin Zoe maulend, über die unwirtliche, ziemlich verlassene Insel jenseits der Saison stapft und Chandu versucht seine Freunde kochend bei Laune zu halten, während Max bedauert, dass es auf der Insel doch nicht so viel technischen Schnickschnack der neuesten Generation gibt, wie er es gewohnt ist. Jan fühlt sich eingeengt in seinem Schaffen, weil er keinerlei polizeiliche Befugnisse auf Rügen hat, einfach nicht sein Revier. Dazu kommt ein Fall in dessen Mittelpunkt 4 jugendliche Außenseiter stehen, von denen einer 2002 unter noch ungeklärten Umständen in einem Naturschutzgebiet, während eines Sturms, ermordet wurde und von den drei anderen seither jede Spur fehlt. Immer wieder scheint alles auf diesen Cold Case zu zeigen, den Max willkürlich ausgegraben hat, nur so als Freizeitbeschäftigung. Wie schaffen es drei Minderjährige sich in Luft aufzulösen, vor allem da sie schulisch keine Leuchten waren? Wovon sollen sie seither leben? Wer könnte hinter ihnen her sein? Doch bleibt es nicht bei dem einen Mord. Es folgt ein Mordanschlag auf Carina, die zuständige Ermittlerin für Rügen, gefolgt von zwei weiteren Leichenfunden und einer Entführung. Es verdichtet sich, das Tempo zieht an, doch dann überschlagen sich die Ereignisse und die Auflösung kommt mir persönlich zu schnell. Dabei finde ich einen entscheidenden Hinweis leider unmöglich in der Ausführung und das Motiv für all dieses Leid vielleicht nicht ganz überzeugend. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass ich nie in solch einer Situation war. Wenn man relativ privilegiert aufwächst, hat man ein anderes Selbstverständnis und blickt auch zuversichtlicher in die Zukunft. Zum Glück für Jan und seine Freunde, ist ihnen eine derartige Kindheit und Jugend auch erspart geblieben. Wobei, wenn ich mich recht erinnere, hat es Zoes Familie und Vergangenheit auch in sich, wenn auch anders....

Spannend, kurzweilig, aber leider auch nicht immer ganz schlüssig.

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Veröffentlicht am 14.12.2021

Winterlich, märchenhaft, magisch

Ein Mädchen namens Owl
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Owl mag ihren Namen nicht. Wer heißt schon so und was hat sich ihre Mutter nur dabei gedacht? Immerhin hat sie eine leichte Hakennase und fedrige weißblonde Haare.... Und ihren Vater kennt sie erst gar ...

Owl mag ihren Namen nicht. Wer heißt schon so und was hat sich ihre Mutter nur dabei gedacht? Immerhin hat sie eine leichte Hakennase und fedrige weißblonde Haare.... Und ihren Vater kennt sie erst gar nicht. Immer wenn sie ihre Mutter auf ihn anspricht, weicht sie ihr aus oder erzählt ihr ein fantastisches Märchen. Dafür ist sie mit 13 zu alt. Viel lieber hätte sie eine normale Familie, wie ihre beste Freundin Mallory, mit „normalen Problemen“. Doch dann wird kommt Alberic in ihre Klasse, der so ganz anders ist mit seinem Iro und der selbstverständlichen Art. Er ist immer nett zu ihr, auch wenn sie abweisend ist. Dann entdeckt sich noch ein bläuliches Frostmuster auf ihrer Haut und lässt Dinge unter ihren Händen gefrieren. Was ist nur mit ihr los? Könnten die fantastischen Geschichten über ihren Vater den Elementargeist des Frost und Eises etwa stimmen? Durch das alte Märchenbuch aus dem ihre Mutter ihr immer vorlas gelangt sie mit einem Zauberspruch in die Welt der Naturgeister und Elemente und ahnt nicht welche Mächte sie damit herauf beschwört!

Eins vorweg: es lohnt sich dieses Hörbuch als Tonträger zu erwerben, da die Hülle nicht nur sehr schön gestaltet ist, sondern auch wirklich hilfreiche Informationen, wie z.B. ein Personenverzeichnis enthält, das mir wirklich sehr beim Verständnis geholfen hat! Diese märchenhafte Geschichte ist sehr komplex und vielschichtig, da könnte man bei einem Download leicht den Durchblick verlieren (ich habe mich immer mal wieder gefragt, „Wer war das denn jetzt schon wieder? Und habe nachgesehen). Die Geschichte ist magisch und hintergründig, doch finde ich, dass es einem geschickten Erzähler durchaus gelingen kann eine Vielzahl von Personen zu verknüpfen, ohne dass ein Zuhörer durcheinander kommt. Kerstin Gier hat stets ein Personenverzeichnis, ohne dass ich es je benötigt hätte, obwohl sie bisweilen noch mehr Charaktere miteinander verknüpft. Hier musst man wirklich sehr genau zuhören, was bei der wirklich warmen und sehr lebendigen Stimme von Marion von Stengel sehr angenehm ist, man kann sich aber nicht ganz so fallen lassen, ohne den Faden zu verlieren. Das finde ich etwas schade, denn die Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet und durchdacht. Owl entführt die Zuhörer in eine magische Welt der Elemente, Jahreszeiten und Natur. Im Feenstaat haben die Menschen einen denkbar schlechten Ruf und werden als schwach verachtet. Doch Owl zeigt ihnen, dass einige dieser vermeintlichen Schwächen auch durchaus Stärken sein können. Owl selbst ist ein Charakter mit Ecken und Kanten. So finde ich sie Alberic gegenüber lange Zeit als unfair, aber das ist nichts gegen ihre Mutter. Die ist schön, eloquent und charmant, aber sie kann froh sein, dass ich nicht ihre Tochter bin. Essenstechnisch finde ich ihre Erziehung überhaupt nicht in Ordnung, auch lenkt sie gerne ab, statt Antworten zu geben. Wenn meine Kinder ein Gericht überhaupt nicht mögen, dann koche ich es nicht, dann kann es noch so gesund sein. Das hat mich beim Zuhören extrem geärgert, ich wollte es schon meinen Töchtern vorspielen als Beweis dafür, wie gut sie es haben! Allerdings ist diese Geschichte auch aus Owls Sicht in der Ich-Form erzählt, das verstärkt natürlich die emotionale Verbindung zwischen ihr und den Hörern.

Es geht um Familie, Herkunft und Freundschaft und Loyalität, aber eben auch den Großmut von vorgefassten Meinungen auch wieder abzukehren. Eltern kann man sich nicht aussuchen, sie sind nicht perfekt, man muss sie so lieben wie sie sind, so wie Eltern auch ihre Kinder so lieben sollten wie sie sind und nicht, wie sie sein sollten. Ein winterlich fantastisches Abenteuer ab 10 Jahren.

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Veröffentlicht am 04.12.2021

Stimmmagie

Die Füchse von Hampstead Heath
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Die Welt des Peter Grant und des Folly wächst weiter! Abigail Kamara 13 Jahre, Peter Grants Cousine ist fest entschlossen auch ins Folly aufgenommen und in die Geheimnisse der Magie eingeführt zu werden. ...

Die Welt des Peter Grant und des Folly wächst weiter! Abigail Kamara 13 Jahre, Peter Grants Cousine ist fest entschlossen auch ins Folly aufgenommen und in die Geheimnisse der Magie eingeführt zu werden. Abigails jüngerer Bruder Paul leidet unter einem schweren, fortschreitenden Syndrom und bedarf ständiger Betreuung. Mittlerweile kann er nicht mal mehr sprechen. Daher ist Abigail meist sich selbst überlassen und macht jetzt in den Sommerferien Hampstead Heath unsicher. Dort fühlt sie sich in letzter Zeit immer häufiger beobachtet. Aber das seltsamste ist, als plötzlich ihre ehemalige Klassenkameradin Natalie, vor ihrer Tür steht und sie zu einem Event im Park einlädt. Kurz darauf wird sie vermisst und als sie wieder auftaucht, kann sie sich an nichts erinnern. Dem will sie auf den Grund gehen und forscht nach. Dabei lernt sie den gleichaltrigen Simon kennen, einen Jungen aus guten Hause, mit einem umwerfenden Lächeln, voller Enthusiasmus, aber geistig etwas begrenzt. Er bleibt ebenso an ihr dran, wie die sprechenden Füchse, die ihr durch den Park folgen. Die Füchse haben in ihre ihre magisch-menschliche Kontaktperson erkannt und Abigail muss feststellen, dass sie gemeinsam weiter kommen, auch wenn man auf Simon ganz schön aufpassen muss.

Sehr gut gefällt mir, dass Ben Aaronovitch immer wieder erstaunlich interessante Details aus seinem umfangreichen London-Wissen einfließen lässt. Sei es die Geschichte der Badeseen in der Kulturgeschichte von Hamstead Heath oder über die Flüsse, die immer wieder als Elementgöttinnen ebenso betörend wie mächtig und magisch sind.

Dietmar Wunders Stimme ist zum Niederknien! Da hört man einfach wie gebannt zu, wenn dieses männliche Timbre voller Ausdruckskraft jede noch so unbedeutende Nebenfigur zum Leben erweckt. Meine jüngste Tochter (12) fragte sofort nach, was ich denn da höre. Da sich die Reihe mit Abigail Kamara deutlich verjüngt, war dieser Spin-off auch durchaus für ihre Ohren geeignet. Allerdings stellte sie durchaus noch einige Fragen zur Welt des Follys und Peter Grant. Es lohnt sich definitiv mit magischen Vorkenntnissen in diese Reihe zu starten. Abigail ist unglaublich clever und nimmt die Dinge und Personen so wie sie sind, allerdings nicht ohne über sie nachzudenken. Das finde ich unglaublich sympathisch. Ihre Lebensumstände sind ganz schön fordernd, aber sie ist ehrgeizig und versucht das Beste daraus zu machen. Mal nutzt sie ihre Freiheiten ganz schön aus, mal kümmert sie sich aber auch beherzt um ihren kleinen Bruder, den sie sehr liebt, auch wenn ihr klar ist, dass die Zeit, die ihnen zusammen bleibt nur noch sehr begrenzt ist. Dieser selbstverständliche Umgang mit Behinderung und Tod, die Abigail so annimmt, wie sie nun mal sind, ist absolut hörenswert. Abigail ist keine Heilige, aber sie hat das Herz am rechten Fleck!

Ich muss ja zu geben, dass ich nicht alle Folgen der Peter Grant Reihe kenne, aber die Vorkenntnisse sind echt hilfreich. Dennoch konnte ich nicht allen mystisch magischen Twists, besonders in der Auflösung, folgen. Es war mir nicht immer ganz klar, in welcher Sphäre sich Abigail gerade befindet. Wenn man den Mix aus Kriminalfall, Paranormalität und britischen Humor liebt, ist es auch nicht immer tragisch, wenn man der Logik der Sphären nicht immer ganz folgen kann. Da hilft es, die Hörbücher mehrmals zu hören und nach und nach nimmt die Welt, wie Peter Grant und Co. sie sehen, immer mehr Kontur an. Ich bin ja gespannt, ob wir noch mehr von Abigail hören werden!

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Veröffentlicht am 13.11.2021

Jetztzeit trifft finsteres Mittelalter im Kampf der Hexenmeister!

Merdyns magische Missgeschicke – Zaubern will gelernt sein!
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Im Jahre 511 n. Chr. steht Hexenmeister Merdyn vor einem Tribunal, angeklagt wegen unerlaubter Verwendung schwarzer Magie. Dass er dies mit guten Absichten tat, weiß keiner und interessiert keinen. Sein ...

Im Jahre 511 n. Chr. steht Hexenmeister Merdyn vor einem Tribunal, angeklagt wegen unerlaubter Verwendung schwarzer Magie. Dass er dies mit guten Absichten tat, weiß keiner und interessiert keinen. Sein ärgster Rivale Jeremiah Jerabo ist nur zu froh das Urteil zu vollstrecken. Dabei unterläuft ihm jedoch ein Fehler und Merdyn wird vom Strom der Zeit in die Jetzt-Zeit transportiert und landet ausgerechnet bei der unglücklichen Rosie und ihrer trostlosen Familie. Rosie ist gerade mit ihren Gesangskünsten krachend in einem Talentwettbewerb gescheitert. Merdyn verspricht ihr, einen Sangeszauber, sofern sie ihm hilft a) sein magisches Zepter zurückzuerlangen und b) ins Jahre 511 zurückzukehren. Rosie weiß zwar noch nicht wie, ist aber fest entschlossen diese Aufgabe zu bewältigen.

Ehrlich, anfangs war mir gar nicht zum Lachen zumute, da mir Rosie viel zu leid tat. Ihr geliebter Vater gestorben, ihre Mutter verbringt die Tage depressiv vor dem Fernseher und futtert Pralinen, ohne sich um ihre Kinder zu kümmern und Bruder Chris interessiert sich nur für Mode und sein Aussehen. Rosie mit ihrem wirren roten Kraushaar, Brille und Sommersprossen hält ihre Optik nicht für ihre Stärke, doch ihr Vater war fest davon überzeugt, dass in ihr etwas ganz Besonderes steckt. Überzeugt davon, dass er sich nicht irrte, kam Rosie zum dem trügerischen Schluss, dass es wohl ihr Gesangstalent sei, immerhin beschwert sich Meerschweinchen Pupsie nicht, wenn sie ihm vorsingt... In der neuen Schule wird sie nur gehänselt, aber Rosie ist wirklich unerschütterlich und gibt nicht auf. Selbst als der komische Hexenmeister vor ihr steht, sieht sie noch eine Chance. Auch Merdyn ist kein Held für die große Liebe auf den ersten Blick. Dennoch steckt mehr in ihm, als er auf Anhieb preisgibt und davon ist nicht nur Rosie überzeugt. Gemeinsam werden sie die Welt auf den Kopf stellen, na ja, geplant war das ja eigentlich nicht.

Merdyn und seine Sprechweise erinnerte mich immer wieder an den britischen Klassiker Catweazle, allerdings durch den Strom der Zeit in eine noch schnelllebigere Zeit getragen. Die Verblüffung über die heutige Technik funktioniert immer wieder gut, ebenso wie das Erstaunen über die sprachliche Ausdrucksweise des möglicherweise, geisteskranken Hexenmeisters. Sehr schön finde ich daher immer wieder, wenn Jürgen von der Lippe beherzt den jungen Zuhörern erklärt, was denn Merdyn da so von sich gibt. Meistens erklärt er den Ursprung und die Bedeutung heute nicht mehr gebräuchlicher Begriffe, aber bisweilen geht es auch um Gepflogenheiten des finsteren Mittelalters, bzw. warum das finstere Mittelalter eigentlich finsteres Mittelalter heißt. Mit Licht und Sonne hat das wenig zu tun. Das erzählt er so vergnüglich, dass echt was hängenbleibt. Gut bei den altmodischen Beleidigungen hilft wiederholtes Anhören. Wer an diesem skurrilen Abenteuer so viel Vergnügen hat, wie Jürgen von der Lippe selbst, wird es sicherlich auch mehr als einmal hören. Zwischen einzelnen Kapiteln rappt der Comedian kurze Einsichten und Ansichten des Hexenmeisters im Merdyn-Style. Ich wage mal zu behaupten, dass er als Rapper ähnlich erfolgreich wäre, wie Rosie als Beyoncé-Nachfolgerin...

Dies ist das erste Kinderbuch des britschen Comedian und Drehbuchschreibers Simon Farnaby. Neben den kleinen Schlaumeiereien zum Mittelalter gelingt es ihm zwischen den Gags auch noch einige Weisheiten in Merdyns Raps einzubauen, die vom Mittelalter bis heute an ihre Gültigkeit nicht verloren haben. Um etwas Besonderes zu sein, braucht man kein berühmter Popstar zu werden, oder anderen hinterher zu eifern. Lieber sollte man ganz tief in sich hineinhorchen um auf eventuell verblüffende Talente zu stoßen. Oder auch mit Merdyns Worten „Wird man über Nacht zum Star, sieht man erstmal nicht mehr klar.“. Diese Kombination aus Ernsthaftigkeit und britischem Humor ist schon etwas ganz Besonderes.

Empfohlen wird es als Buch ab 8 Jahren, als Hörbuch ab 7 Jahren. Tatsächlich würde ich das Alter höher ansetzten. Mit 7 Jahren kannte meine Tochter derartige TV-Shows noch nicht und auch einiges andere, worauf hier humorvoll Bezug genommen wird, ist Kindern aus lesenden Haushalten oft erst später bekannt. Empfohlen wird dieses skurril magische Abenteuer für Fans von David Williams. Ich kenne lediglich Gangsta-Oma und fand die Grundsituation in der der Junge aufwuchs so freudlos und deprimierend, dass mir das Lachen im Halse stecken blieb. Anfangs ging es mir ähnlich, aber Rosie ist pfiffig, sie schafft es sich nicht unterkriegen zu lassen und gibt nicht auf. Es ist der unerschütterliche Glaube ihres verstorbenen Vaters an sie, der ihr Halt gibt. Sie erkennt in Merdyn das Unmögliche und so geht es nach und nach mit ihrem Leben bergauf, am Ende ist wirklich alles gut, na ja, fast. Es ist wirklich ein gutes Ende und kein kitschiges. Aber davor lassen es die zwei Hexenmeister gehörig krachen und das ist ganz schön dramatisch und aufregend.

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Veröffentlicht am 30.10.2021

Sehr spannend und beängstigend

Der neunte Arm des Oktopus
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„Greta Thunberg ist keine Spinnerin – sie hat nur keine Macht!“ so oder ähnlich lautet es in „Der neunte Arm des Oktopus“ dem apokalyptischen Klimakatastrophenthriller von Dirk Rossmann. Um die Klimakatastrophe ...

„Greta Thunberg ist keine Spinnerin – sie hat nur keine Macht!“ so oder ähnlich lautet es in „Der neunte Arm des Oktopus“ dem apokalyptischen Klimakatastrophenthriller von Dirk Rossmann. Um die Klimakatastrophe noch aufzuhalten muss man diese nicht nur erkennen, man braucht auch Macht! Also schrieb Dirk Rossmann einen Thriller über das erträumte Gedankenspiel, was passieren würde, wenn die drei mächtigsten Nationen China, Russland und die USA sich verbündeten und durchgriffen: Neue Klimastandards würden diktiert und deren Missachtung mit harter Hand, auch militärisch, abgestraft! Natürlich würde dies den anderen, bislang souveränen Staaten nicht passen, dass diese drei sich in ihre inneren Angelegenheiten einmischen. Eine geheime Gegenbewegung entsteht, um diese 3 Mächtigen die G3 aufzuhalten. Das hört Caterer Ricardo mit an, der aufgrund seines Äußeren, gerne unterschätzt wird. Als Diplomatensohn versteht er nicht nur muttersprachlich Chinesisch, sondern begreift das ungeheuerliche Ausmaß dessen, was er belauscht hat. Obwohl er eigentlich immer nur kochen wollte, muss er nun die Welt retten, wer soll es denn sonst tun?

Mit Perspektiv- und Zeitwechseln zeigt Dirk Rossmann einerseits auf, woran wir erkennen, dass die Klimakatastrophe kein abstraktes Hirngespinst ist, sondern schon ganz konkret Leben auslöscht, im Jetzt und Hier und er springt in die Zukunft, als die 3 G die Geschicke der Welt an sich reißen. Er erzählt aus der Sicht der Klimaopfer, aber auch der 3 Mächtigen, ihrer Gegenspieler und Opportunisten und immer mehr aus Sicht des Kochs, der da irgendwie hinein geraten ist... Alles beginnt 2018 und verdichtet sich dann im ganz großen Konflikt 2025 als Handeln der einzige Ausweg ist, um unsere Welt zu retten. Doch muss es unbedingt so sein? Ist es wirklich erforderlich, dass die drei mächtigsten Nationen den übrigen die Regeln diktieren? Da wird einem unbehaglich, wenn man aber bedenkt, welch Despoten in einigen Ländern, mit viel Einfluss auf unser Klima, am Ruder sitzen, kommt man ins Grübeln. Putin, Xi und Harris (ja, Joe Biden ist 2025 nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten) sind noch am Ruder, der brasilianische Präsident, der unser aller Zukunft riskiert ist jedoch ein anderer, nicht weniger egomaner Charakter. Auch für ihn steht sein Prestige und das Wahren seines Gesichtes über dem Wohl der Allgemeinheit. Seine verbissene Entschlossenheit bringt die ganz Welt in Gefahr, da er das zwingende Angebot der G3 nicht annehmen will. Gut, dass der Koch Ricardo im Rahmen eines Auftrage belauscht, wie eine Allianz im Untergrund sich gegen diese Pläne zur Umweltrettung formt und was sie planen. Doch was kann ein Koch alleine schon ausrichten. Ricardo daSilva ist weder gut aussehend, noch sonst irgendwie bemerkenswert, außer als Koch, denn in seiner Arbeit ist er überragend und daher hat er zwar keine besonderen Beziehungen, keine Nahkampfausbildung, aber die besten Messer, die es auf dem Markt gibt... Ich wußte, das gute Messer teuer sind, aber so teuer?! Spannend, faszinierend und irgendwie anders. Aber richtig Mut für die Zukunft macht dieser Endzeitthriller nicht!

Sowohl in die Schilderung der politischen Geschehnisse, als auch der Folgen von Armut, Umweltzerstörung, unkontrolliertem Bevölkerungswachstum fließen jede Menge gut recherchierte Fakten und wissenschaftliche Hintergrundinfos ein. Beim Hören ist das manchmal etwas sehr geballt, da habe ich einfach einige Passagen mehrfach gehört. Das ist zwar untypisch für Thriller, aber ich wollte auch keine entscheidenden Infos überhören. Ja, es wird auch immer wieder auf den namensgebenden Oktopus eingegangen und auf den 9. Arm des Oktopoden... mit einigen verblüffenden Resultaten. Ich muss zugeben, dass die Tiere deutlich interessanter sind, als ich dachte!

Sprecher Ralf Hoppe ist übrigens Journalist und Mitautor der Fortsetzung, seine seriöse Stimme verleiht der Lesung Dringlichkeit, Sachlichkeit und Spannung durch Authentizität! Er ist nicht mehr der Jüngste, aber gerade das erhöht das Gefühl Einblick in politische Vorgänge zu nehmen und auch die wissenschaftlichen Fakten, die immer wieder miteinfließen, zur Begründung des Geschehens klingen hierdurch noch wissenschaftlicher.

Was mich etwas störte war der Epilog, der zwar als Nachwort vielleicht ganz interessant gewesen wäre, zumindest was die Hintergründe zum Schreiben des Buches betrifft, aber so viel Altkanzler Gerhard Schröder brauche ich auch nicht. Für mich hatte er nicht wirklich etwas in der Geschichte verloren. Man kann diesen Teil aber auch einfach ausschalten oder nicht lesen, denn bis dahin hat Koch Ricardo ja schon die akute Gefahr gebannt. Das ist wirklich spannend, spannender als ein Skatabend mit Gerhard Schröder ;) Für den ziehe ich tatsächlich einen Stern ab. Weil so ein Nervfaktor am Ende eines guten Buches echt stört

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