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Veröffentlicht am 05.09.2018

Auch heute ist Reisen noch ein Abenteuer!

In 8 Tagen um die Welt
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Zum Jules Verne Jubiläumsjahr hat Rüdiger Bertram eine moderne Fassung des Klassikers „In 80 Tagen um die Welt“ geschrieben: Tobi ist 12 Jahre alt. Seine Eltern sind mit ihm vom Land in die Stadt gezogen, ...

Zum Jules Verne Jubiläumsjahr hat Rüdiger Bertram eine moderne Fassung des Klassikers „In 80 Tagen um die Welt“ geschrieben: Tobi ist 12 Jahre alt. Seine Eltern sind mit ihm vom Land in die Stadt gezogen, weil sie sich von einer Stadtbäckerei ein besseres Einkommen versprachen. Früher war immer sein Opa für ihn da, wenn seine Eltern die ganze Zeit gearbeitet haben, doch ist der nicht mit in die Stadt gezogen. Dort sitzt Tobi entweder als Torwart in seinem Verein auf der Ersatzbank und in seinem Zimmer am PC. Im Tor steht immer Alexandra, die ist schön, beliebt, überall auf der Welt schon gewesen, weil ihr Vater Pilot und ihre Mutter Flugbegleiterin ist, besser in der Schule und natürlich im Tor. Sie ist sein Feindbild Nr. 1! Als er dann den entscheidenden Einsatz verpatzt brüllt er ihr vor versammelter Mannschaft an, daß es ihm doch egal sei, ob sie besser Tore halte oder mit den Flugmeilen ihres Vaters in 80 Tagen um die Welt reise! - In 8 Tagen um die Welt insistiert Alex und wird daraufhin die nächsten Tage bis zu den Ferien in der Schule nicht mehr gesehen. Die Ferien will Tobi vor dem PC verbringen, denn seine Eltern fahren nun doch nicht mit ihm weg, weil Opa im Krankenhaus liegt. So bekommen sie auch nicht mit, als Alex plötzlich vor der Tür steht, um Tobi als Zeugen für ihren Trip um die Welt abholt. Tobi hält es für einen Scherz, bis er zum ersten Mal in seinem Leben in einem Flieger sitzt.


Ja, nachdem 11. September 2001 haben sich die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen der Welt verschärft, aber Kinder erregen viel weniger Misstrauen. Wer meint, es wäre unmöglich, doch leider ist das schon möglich. Ich war eher erstaunt, daß zwei 12-Jährige so lange von ihren Eltern komplett allein gelassen werden...

Jules Verne hat einen Abenteuerroman geschrieben, der so spannend und aufregend ist, daß er auch heute noch immer wieder verfilmt wird. Das Problem vor dem Rüdiger Bertram stand war, daß man mit dem Flugzeug deutlich schneller als in 8 Tagen die Welt umrunden kann. Wie soll man denn bei den Sicherheitskontrollen, ohne Indianer und Piraten denn ein spannendes Buch schreiben? Alex und Tobi erleben schon einiges auf ihrer Reise, auch ohne auf einer unbewohnten Insel oder dem Hudson River zu landen. Meine 11- Jährige Tochter fand es wirklich spannend. Sie war von der Beschreibung Hong Kongs beeindruckt, aber auch davon was Alex schon alles wußte, kannte und erlebt hatte, ganz im Gegenteil zu Tobi. Tobi, der einen Blog über sein Leben als Loser-Torwart betreibt und nun auf einmal ganz neue Eindrücke sammelt. Daher schreibt Rüdiger Bertram diese Reise etwas wie ein Tagebuch, es werden die Orte, das Datum und die verbleibende Zeit rückwärts gezählt, wie auch schon bei Phileas Fogg. Aber dies ist ja ein Roman für Jungen und Mädchen ab 10 Jahre, daher kann man sicher sein, daß die Helden nach erfolgter Reise nicht gleich heiraten werden. Dennoch muß natürlich die Spannung aufrecht erhalten werden. Piraten der Lüfte hat er sich dann doch nicht getraut zu nehmen, das wäre dann etwas zu übertrieben gewesen, aber tatsächlich treffen sie in Los Angeles auf dem Flughafen, schon einen Piratenkapitän der besonderen Art, auch wenn er meiner Tochter kein Begriff war (im Gegensatz zu vielen anderen Kindern). Diese Begegnung mit einem Promi, von dem bis zum Ende offen bleibt, ob er es wirklich war, ist wirklich lustig beschrieben und auch andere Situationen sind wirklich originell. So wird Tobi z.B. gebeten ein Geschenk mit nach Hong Kong zu nehmen. Auf diese Bitte reagierten meine Tochter und ich ungefähr wie die zwei Buchhelden, einer freundlich naiv, der andere abgeklärt. Wer von beiden Recht behielt, lässt sich am Ende erahnen, denn es zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Doch sind die Erlebnisse in einem Flugzeug nur begrenzt aufregend, weshalb der Autor einen Kunstkniff wählte, um die zwei ihr Transportmittel wechseln zu lassen, wie eben auch in der Vorlage. So ganz hat mich dieser Kunstkniff nicht überzeugt, meine Tochter aber schon. Anders als das Cover, hat ihr die Geschichte absolut gefallen. Ich hatte mir in Kenntnis der berühmten Vorlage dann mehr Abenteuer erhofft, aber gut, es ist die Reise von zwei Kindern, jenseits der Zeiten von Postkutschen. Ich persönlich fand das Buch nicht schlecht, ich habe es auch gerne mit meiner Tochter gelesen. Ich fürchte jedoch, daß meine Erwartungen zu hoch waren. Bislang fand ich Rüdiger Bertrams Bücher immer sehr witzig, selbst wenn er so tragische Erlebnisse wählt, wie die Flucht der deutschen Denker vor den Nazis in „Der Pfad“. O.k. Nicht sein lustigstes Buch, aber es hat mich sehr bewegt und es war sehr spannend und trotz der Tragik blitzte der Humor stets auf. Bisher fand ich alle Bücher die ich von ihm gelesen habe, super und so waren meine Erwartungen wohl etwas hoch, in Erwartung der modernen Adaptation. Meine Tochter war aber überhaupt nicht enttäuscht und sie ist immerhin die Zielgruppe, kennt auch sehr viele Bücher des Autors und liebt sie, kennt aber eben nicht die Vorlage (wir haben noch nicht einmal eine Verfilmung des Stoffes in unserer Stadtbücherei auftreiben können!) und sie fand das Buch wirklich gut und wollte immer weiterlesen. Gelernt haben wir beide übrigens auch noch auf dieser Reise einiges dazu, auch die Mutter.


Daher empfehlen wir „In 8 Tagen um die Welt“ gerne mit guten 4 von 5 Sternen weiter

Veröffentlicht am 05.09.2018

Das Leben ist immer eine Herausforderung!

Das rote Adressbuch
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Doris Alm wird 1928 in Stockholm, Schweden geboren. Ihr Vater hat eine kleine Schreinerei und die Familie hat ihr Auskommen. Eigentlich wäre der Vater lieber Forscher, er liebt Bücher und saugt Reiseberichte ...

Doris Alm wird 1928 in Stockholm, Schweden geboren. Ihr Vater hat eine kleine Schreinerei und die Familie hat ihr Auskommen. Eigentlich wäre der Vater lieber Forscher, er liebt Bücher und saugt Reiseberichte und wissenschaftliche Veröffentlichungen in sich auf, doch er folgt der Familientradition. Zum 10. Geburtstag schenkt er Doris ein rotes Adressbuch, in das sie alle Menschen, die ihr etwas bedeuten und denen sie im Laufe ihres Lebens begegnen wird, eintragen soll. Fortan wird es ihr größter Schatz sein, der sie rund um die Welt begleiten wird. Denn nur 3 Jahre später stirbt der Vater und die Familie hungert. Sie muß die Schule verlassen und zu einer feinen Dame als Dienstmädchen nach Stockholm, die sie später mit nach Paris nimmt. Auf der Straße wird sie von einem Modeagenten entdeckt und sie arbeitet fortan als Mannequin, doch der ausbrechende Krieg nimmt den Menschen das Geld für Luxus. Als sie den Brief ihrer großen Liebe erhält, der in zwischen in New York lebt, reist sie mit ihrer kleinen Schwester, die inzwischen bei ihr lebt, über den Ozean.
Stockholm 1917, Doris Leben neigt sich dem Ende zu. Anhand der Eintragungen ihres Adressbuches hat sie ihre Lebensgeschichte für ihre Großnichte Jenny im PC aufgeschrieben, in der Hoffnung, daß sie sie lesen und verstehen wird. Ihren Lebensweg, geprägt von Niederschlägen und Entscheidungen, die vielleicht bisweilen falsch gewesen sein mögen, sie aber stets zu neuen Menschen und Beziehungen brachten. Entscheidungen, die auch ihr, Jennys Leben prägten.

Doris scheint bisweilen von Rückschlägen erfüllt. Doch Doris lässt sich nicht unterkriegen, egal wie schlimm es wird, steht sie auf und kämpft, in Zeiten, die bisweilen erbarmungslos sind und in denen Frauen eigentlich nicht selbstbestimmt und frei leben, sondern Ehefrau und Mutter zu sein haben. Doris passt jedoch nicht in gängige Raster und so ist auch ihr Leben kein eintöniges Einerlei. Ob es deswegen aber unbedingt besser ist? Auf jeden Fall ist es viel bewegender, als ihre abgestumpfte Pflegerin meint, die davon ausgeht, daß alle alten Leute, Stockholm noch nie verlassen und nie etwas erlebt hätten. Man braucht alten Menschen jedoch nur zu zuhören und wird überrascht sein, wie entbehrungsreich ihr Leben bisweilen war und wie stark der Weltkrieg ihr Leben geprägt hat, selbst bei Schweden, deren Land offiziell neutral blieb. Alt bedeutet nicht zwingend langweilig.
Während Doris langem Leben hat sie viele Menschen kennen gelernt, wobei es nicht alle immer gut mit ihr gemeint haben. Aber die wenigen wahren Freunde, die sie getroffen haben, helfen ihr mit den Niederlagen umzugehen und sich immer wieder neu aufzurappeln und weiter zu machen, egal, wie aussichtslos die Situation auch erscheint. Niederlagen hat Doris leider viele hinnehmen müssen. All der Schmerz, den sie ertragen muß, ist bisweilen echt heftig und man wünscht ihr auch endlich mal glückliche Zeit, daß sie wenigstens in Ruhe und Frieden sterben darf, anders als viele Freunde und Verwandte von ihr. Doris Leben bewegt und macht nachdenklich. Waren ihre Entscheidungen immer richtig? Wie hätte ich gehandelt? Wäre das besser gewesen? Manche Wendungen habe ich so erwartet, andere trafen mich völlig unvorbereitet. Die Kürzungen habe ich als sehr behutsam empfunden. Gut, das Einpacken des Adressbuches vor jedem Neuanfang wird nun nicht explizit erwähnt, aber das finde ich auch nicht zwingend. Einzig Pflegerin Sarah, die ich in mein Herz geschlossen habe, mit ihrer offenen und respektvollen Art, könnte am Ende herausgekürzt worden sein, aber dessen bin ich mir nicht sicher. Längen hat das Hörbuch nach dem Kürzen auf jeden Fall keine und Verständnisschwierigkeiten oder Personenverwechslungen kamen trotz der Vielzahl der Menschen, die Doris Leben prägten bei mir nicht vor (das ist nicht selbstverständlich bei gekürzten Lebensgeschichten).
Am Ende hat mich ihr Leben wirklich bewegt. Ich hoffe, es regt einige Hörerinnen dazu an, sich die Geschichte älterer Verwandter oder Nachbar genauer anzuhören und ihnen mit größerem Respekt zu begegnen.
Inspiriert wurde diese Geschichte von wahren Begebenheiten von verschiedenen Mitgliedern der Familie der Autorin. Allerdings haben sie sich nicht alle in einer Person gehäuft, sondern sind mehreren von Ihnen passiert. Das Ende empfand ich dann auch als ein wenig unwahrscheinlich im Hinblick auf Doris außerordentlich hohes Alter. So bekam ich auch bisweilen beim Hören den Eindruck, daß es doch etwas viel für nur ein Leben sei, was Doris da passiert, daher ein halber Stern Abzug.

Die Zeitsprünge in den Erzählungen werden zum Einen durch die zwei verschiedenen Sprecherinnen, zum anderen durch die Nennung des Anfangsbuchstabens des Nachnamens der Person, um die sich die nachfolgenden Erinnerungen drehen werden, offensichtlich. Der Einsatz von mehreren Sprecherinnen ist nun nicht ganz neu, aber hier gefällt mir die Auswahl sehr gut. Beate Himmelstoß Stimme klingt reif und erfahren. Zwar nicht zittrig und brüchig, was aber fürs Zuhören deutlich angenehmer ist. Ganz klar klingt die Stimme älter, als ihre Sprecherin aussieht, während Susanne Schroeders Stimme jünger klingt als sie. Sie erinnert mich in ihr außerordentlichen Weiblichkeit an die Stimme von Andrea Sawatzki. Warm, wohlklingend und voller Leben. Man kann sich gut die junge schöne Doris vorstellen, die das Leben mit allen Höhen und Tiefen mitnimmt, so wie es kommt, aber niemals belanglos oder eintönig. Beide Stimmen passen sehr gut zu den von ihnen personifizierten Persönlichkeiten, wobei es auch nicht stört, daß Beate Himmelstoß bisweilen Großnichte Jenny und die Pflegerinnen spricht, denn wie gesagt, klingt die Stimme reif, aber nicht zittrig und brüchig, aber immer ganz deutlich anders als die von Susanne Schröder.

Die Aufnahmequalität ist glasklar und gut ausbalanciert, sowohl bei der Hausarbeit, als auch beim Autofahren waren die Sprecherinnen jederzeit gut verständlich. Die Tracks fand ich sehr angenehm kurz und das es sich um einzelne CDs und nicht MP3s handelt sucht man sich trotz der zahlreichen Tracks niemals müde, beim Wiedereinstieg (ja, ich mag keine MP3, mein AutoMP3-Player, hüpft sehr gerne bei jedem Neustart zu Track 1 zurück, statt sich zu merken, wo wir stehen geblieben sind...)
Das Cover lässt in seiner Gestaltung ein altmodisch gebundenes Büchlein vor dem inneren Auge entstehen, es ist eine sehr platzsparende Umverpackung, die die Entnahme der Tonträger während der Autofahrt erleichtert (es wird meine ich Pocketbook für Hörbücher bezeichnet).

Ein wirklich sehr gut gemachtes Hörbuch, daß mir deutlich besser gefallen hat, hat viele andere Hörbücher über schicksalshafte Lebensgeschichten, die ich in den letzten Jahren gehört habe. 4,5 von 5 Sternen (1 -)

Veröffentlicht am 30.08.2018

Sommer, Sonne, Liebe

Pasta Mista 2: 2 Rezepte für die Liebe
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Endlich! Liv hatte schon solche Sehnsucht nach ihrem Angelo, nachdem Roberto, der neue Lover ihrer Mutter mit seinen ebenfalls 16 jährigen. Kindern Angelo und Sonia wieder nach Italien zurückgekehrt war. ...

Endlich! Liv hatte schon solche Sehnsucht nach ihrem Angelo, nachdem Roberto, der neue Lover ihrer Mutter mit seinen ebenfalls 16 jährigen. Kindern Angelo und Sonia wieder nach Italien zurückgekehrt war. Nun stand endlich ihr Gegenbesuch in der Nähe von Genua an, um weiter zu testen, wie sie denn so als Patchworkfamilie funktionieren. Allerdings fiebert Sonia ganz ihrer Ballet-Meisterklasse entgegen, für die sie schon so lange trainiert hat und Angelo hat einen Ferienjob in der Eisdiele. Daher nimmt Liv kurzentschlossen einen Job als Küchenhilfe in der Trattoria von Robertos Schwester Stella an. Liv liebt es in der Küche herum zu wirbeln und neue, aufregende Gerichte zu kreieren und probieren. Sie kann hier noch so viel lernen und dank Valentina, macht es gleich noch mehr Spaß. Valentina ist so alt wie Liv, aber nach dem Tod ihres kleines Bruders ist ihr Leben aus den Fugen geraten und sie hat die Schule fallen und sich selbst treiben gelassen, leider in die falsche Richtung. Die Tätigkeit in der Küche soll ihr wieder Halt geben. Zum Glück spricht auch sie Deutsch. Eigentlich würde Liv zwischen Wolke 7 und 8 1/2 schweben, würde ihre bemessene gemeinsame Zeit mit Angelo nicht ständig von der zarten, braungebrannten Chiara unterbrochen. Ständig taucht sie plötzlich auf oder Angelo muß dringend mit ihr Reden, telefonieren, chatten... Obwohl Angelos Küsse keinen Zweifel an seiner Verzauberung für Liv aufkommen lassen, nagt die Eifersucht an ihr.

Jede Menge Liebe, Sonne und Italien-Feeling! Denn natürlich gibt es unglaublich viele herrliche Kochanregungen zu typisch italienischen Rezepten jenseits von Pizza-Magaritha und Spaghetti Bolognese. So verrät Sonia Liv z. B. daß Italiener niemals Parmesan über Gerichte mit Fisch oder Meeresfrüchten streuen würden. Doch Liv liebt den Hartkäse zu sehr, um diese Regel einzuhalten. Und auch sonst muß sie ihre eigenen Wege gehen lernen und neben all der leckeren Küchenrezepte, 2 goldene Regeln für eine stabile Beziehung lernen. Denn auch bei der ersten Liebe gelten Regeln, die immer wieder zu beachten sind, beim ersten Hormonrausch jedoch oft verkannt werden. Meine Jüngste hat der Titel stutzig gemacht und daher fragte sie mich, was er bedeutet. Damals war ich aber noch nicht an der namensgebenden Stelle angelangt, nun kann ich ihr sagen: Es geht tatsächlich nicht um Gerichte, die die Liebe, die durch den Magen geht, fördern soll, sondern um Basics, die eigentlich Grundlage eines jeden Miteinanders sind, aber inmitten von rosaroter Verliebtheit gerne mal vergessen werden. Regeln, die für die Zielgruppe nicht weniger wichtig sind, als für deren Eltern, denn sie sind universell und schon diese 2 Rezepte, können Wunder wirken.

Da ein Buch nur über Liv auf rosaroten Wolken mit Angelo süß, aber doch ein wenig langweilig wäre, passiert der Fettnäpfchen-Queen wieder so einiges. Dabei gefällt mit neben dem Einblick in den Alltag der Trattoria und den Problemen von Valentina im Umgang mit ihrer Trauer sehr gut, Livs Sprachlosigkeit. Valentina, Koch Matteo und Angelo sprechen Deutsch. Doch sobald Angelo und Liv mit Angelos Clique unterwegs sind, versteht Liv nichts mehr. Ihre Unkenntnis der italienischen Sprache machen sie hilflos, sie fühlt sich isoliert und wird richtig unsicher. Unsicherheit ist aber nicht unbedingt ein guter Ratgeber. Dieses Gefühl sollte man jedoch immer im Hinterkopf behalten, wenn man im eigenen Land auf Ausländer trifft, denen geht es meistens nicht unbedingt besser als Liv und je nach Herkunft sind für sie unsere Lebensumstände noch viel befremdlicher als das Leben, das Liv in Italien kennenlernt, und dessen Andersartigkeit sie fasziniert.

Doch all ihre Unsicherheiten sind eigentlich bedeutungslos, neben den Problemen, mit denen Liv dann konfrontiert wird und die gerade auch für Jugendliche echt wichtig und leider viel zu häufig sind.

Sehr schön flüssig geschrieben, trifft Susanne Fülscher auch bei einem locker süßen Grundton, dennoch einen Nerv. Es ist keine reine Zuckerwattegeschichte, sondern auch eine Geschichte, nicht nur über die Schwierigkeiten der ersten Liebe, sondern auch darüber, daß Probleme immer relativ sind. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und bei den meisten ist dieses Päckchen relativ harmlos, im Vergleich zu Verlust, Krankheit oder Schicksalsschlägen. Nüchtern betrachtet, sind die meisten Probleme gar nicht so schlimm und lassen uns nur an ihren Herausforderungen wachsen und erwachsen werden.

Über der glücklichen Urlaubszeit mit Sonne, Strand und Meer, hängt aber auch stets die Ungewissheit, wie es denn mit ihrer Patchworkfamilie weitergehen soll? Sind Roberto, Angelo und Sonia wirklich bereit diesen herrlichen Ort und ihre Freunde und Verwandten aufzugeben um in das kühle und völlig überteuerte München, zu ihnen zu ziehen? Könnte Liv sich vorstellen München und ihre Freunde zu verlassen, um in Italien zu leben? Was erwarten sie eigentlich von Roberto und seinen Kindern? Ist das nicht zu viel verlangt.

Ein Liebesroman, der süß, aber nicht seicht ist, da er immer wieder dazu anregt, mal den Blickwinkel zu wechseln und sich in die Haut der anderen zu begeben. Das lässt einiges klarer und nachvollziehbarer werden. Und so kommt es, daß Liv zwar immer noch ungeschickt ist, als sie nach München zurückkehrt, aber doch um einige Erfahrungen und Einsichten reifer, klar, sie kennt ja nun die 2 Rezepte für die glückliche Liebe! Sehr schön, ist, daß auch die erste Liebe hier ernst genommen wird und nicht als pubertierende Spinnerei abgetan wird, so können sich die Leserinnen wirklich ernst genommen fühlen. Aber all die Probleme und Konflikte nehmen einem nie dieses herrliche Wohlgefphl, daß beim Eintauchen in Livs Ferienwelt entsteht, auch wenn sie zwischendurch mal sehr unglücklich ist. Man muß diese Patchworkfamilie einfach gern haben!

Ob wir noch erfahren, wie es mit Liv weitergeht, ist ungewiss. Ich hatte jedoch großen Spaß daran, wieder in ihre Welt eintauchen zu dürfen, auch wenn ihre Münchner Freunde, nur via Whats app anwesend waren, aber auch das entspricht jugendlicher Realität.

Wer Liebes- und Familienromane, Italien und Leckereien liebt (tun wir das nicht fast alle?) ist hier goldrichtig!

Veröffentlicht am 24.08.2018

Willkommen im Blütenwald!

Die Eulen vom Blütenwald, Band 01
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Katie, Eva und Alex sind beste Freundinnen, solange sie zurück denken können. Kein Wunder, auch wenn sie sehr unterschiedlich sind, so sind sie gleich alt und wohnen in drei angrenzenden Häusern in einem ...

Katie, Eva und Alex sind beste Freundinnen, solange sie zurück denken können. Kein Wunder, auch wenn sie sehr unterschiedlich sind, so sind sie gleich alt und wohnen in drei angrenzenden Häusern in einem kleinen ruhigen Ort auf dem Land. Die ungeduldige Katie hat lange blonde Haare und tanzt gerne Ballett, Eva zeichnet und bastelt gerne und steht nicht gerne im Mittelpunkt während Alex, die dritte im Bunde, fürsorglich ist, sich nicht gerne in ungewohnten Situationen zurecht findet und gerne liest und die Natur mag. In einem sind sich alle 3 einig: jüngere Geschwister können nervig sein, besonders Katies Bruder Alfie, der immer und überall dabei sein will, dabei hat Katie ihn wirklich gern. Doch manchmal, möchte sie einfach gerne Zeit nur mit ihren Freundinnen verbringen. Eines Tages, bei dem Versuch sich vor Alfie zu verstecken, kriechen die Mädchen in einen hohlen Baumstamm im abgelegenen Teil des verwilderten Gartens. Während sie noch erstaunt sind über ihr tolles Versteck, beginnt plötzlich alles um sie herum sich zu drehen. Als es wieder ruhig ist, finden sie sich als Schneeeule, Schleiereule und Steinkauz in einem fremden Wald wieder und werden begeistert von den dortigen Bewohnern empfangen. Diese haben schon lange auf die Rückkehr der weisen Eulen gewartet und erhoffen von ihnen Hilfe. Ihre geliebte Mondkastanie stirbt ab, ob die Eulen wohl Rat wissen?

Sehr schön fanden wir, daß wir die drei Mädchen, die im Mittelpunkt dieser Reihe stehen, erst mal kennen lernen durften und falls man mal durcheinander kommt, gibt es hinten zum Spicken Steckbriefe. Gerade zu Beginn einer Serie ist das sehr hilfreich, um sich die Heldinnen besser vorstellen zu können, da ja gerade für dieses Lesealter die Personenbeschreibungen und -entwicklung doch recht kurz kommen. Das ist aber nicht nur von den Autoren, sondern auch von der Zielgruppe so gewollt. Wir durften neben den drei Eulenmädchen auch noch viele verschiedene Tierarten im Blütenwald kennenlerne. Auch wenn wir keine Großstädter sind, konnten wir noch immer etwas neues lernen. Dabei ist das Leben der Waldbewohner sind kindgerecht geschrieben. Auch die Tiere des Waldes haben ihre Sorgen und Nöte und sind manchmal etwas starrsinnig! Aber sie alle haben ein gemeinsames Ziel, den Erhalt der Mondkastanie! Ein gemeinsames Ziel verbindet und bringt Waldbewohner zusammen, die normalerweise nie miteinander in Kontakt treten. Dabei ist die Spannungskurve altersgerecht entwickelt. Spannend genug, um weiterlesen zu wollen, aber nicht so spannend, daß es den Kindern den Schlaf raubt. Durch die unterschiedlichen Interessen und Persönlichkeiten der drei Freundinnen, wird sicherlich fast jedes Mädchen eine Identifikationsfigur für sich finden können.

Dies ist eine Lesereihe für sehr junge Leserinnen ab 6 Jahren, ohne ein offizielles Leseanfängerbuch zu sein, d.h. Es ist bei Antolin gelistet und verfügt über wunderbar große Schrift, allerdings sind es Standardlettern mit Serifen und keine Fibelschrift. Die Kleinen lesen somit ein „richtiges“, das ihnen aber dafür in vielerlei anderer Hinsicht sehr entgegenkommt: Dieses Abenteuer ist mit vielen zauberhaften zweifarbigen Illustrationen von Renée Kurilla versehen. Diese hat auch zu Beginn er Geschichte eine zweiseitige Karte mit allen wichtigen Orten des Blütenwaldes gezeichnet, damit die Kinder sich besser orientieren können. Die Geschichte entspricht dem kindlichen Verständnishorizont, regt ihre Fantasie an und macht Mut. Die Kapitel sind schön kurz und die Wortwahl dennoch nicht zu schwierig und vor allem frei von Fremdwörtern. Trotz der leichten Wörter, sind die Sätze dennoch stilistisch abwechslungsreich und bereichern somit die Ausdrucksweise des Kindes. Am Ende des Buches wird die junge Leserin dann mit süßen Eulensteckbriefen belohnt, daß jedes Mädchen in seiner Eulengestalt zeigt und seine besonderen Eigenschaften vorstellt. Im Anschluß daran finden sich dann mehrere Rätsel rund um die Geschichte und zum Training von grundlegenden Fähigkeiten, die beim Lesenlernen helfen, wie Wörtersuche, Fehlerfinderätseln und einem Eulen-Test (welcher Eulen-Typ bist Du?) Besonders dieser Teil hat meiner jüngsten Tochter ausgesprochen gut gefallen. Ich habe mich nostalgisch an die Schneiderbücher meiner Kindheit erinnert gefühlt, als damals immer noch Witze zum Schluß abgedruckt waren.
Catherine Coe hat lange Jahre als Kinderbuchlektorin gearbeitet, ehe sie sich entschloss, sich nur noch dem Schreiben zu widmen. Sie lebt mit ihrem Mann in London.

Mittlerweile ist bereits der 6. Band der Reihe erschienen und für Vielleserinnen noch dazu 4 Bände von den Einhörnern vom Blütenwald. Beide Reihen haben metallisch glänzende Schrift mit kleinen Glitzersternchen. Da wollen Mädchen einfach zugreifen und das ist ja schon mal der erste Schritt zum Lesen!

Eine wirklich süße Reihe für ganz junge Leserinnen, die wir wirklich sehr gerne empfehlen.

Veröffentlicht am 23.08.2018

Spannende Suche in einer ganz speziellen Schule

Die unlangweiligste Schule der Welt 2: Das geheime Klassenzimmer
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Die Schnittlich Schule ist die langweiligste und strengste Schule der Welt. Die Schulordnung heißt Regularium, ist inzwischen dicker als die Bibel und wird immer wieder um weitere irrsinnige Regeln ergänzt, ...

Die Schnittlich Schule ist die langweiligste und strengste Schule der Welt. Die Schulordnung heißt Regularium, ist inzwischen dicker als die Bibel und wird immer wieder um weitere irrsinnige Regeln ergänzt, wie z.B. in der Schule darf nicht gelacht werden, es dürfen keine Süßigkeiten in die Schule mitgebracht werden und beim Fußballspielen darf kein Tor geschossen werden. Diese Regel missfällt dem unangepassten Maxe ganz besonders. Auch wenn sie Fußball in der öden Sporthalle mit Medizinbällen spielen, will er sich den Spaß eines Tores nicht nehmen lassen. Als er daher auf das auf der Wand aufgemalte Tor schießt und trifft, bricht ein Loch in die Wand und ein dunkler Gang kommt zum Vorschein. Der Direktor Herr Schnittlich tobt, die Lehrerin nicht minder, aber die Klasse, die nach der turbulenten Klassenfahrt, angezettelt von Inspektor Rumpus von der Behörde für Langeweilebekämpfung, schweigt. Sie sollen daher alle zusammen den Schaden wieder gutmachen und solange in der Schule nachsitzen. Das kann Inspektor Rumpus nicht zulassen und daher erteilt er Maxe den geheimen Auftrag die Klasse in das geheime Klassenzimmer bis Mitternacht zu bringen, doch dabei braucht Maxe Hilfe. Kann er sich auf seine Nachbarin Frieda, die bis zur Klassenfahrt eine Musterschülerin war, verlassen?

Einleitend beginnt die Geschichte und auch die Kapitel stets mit Aktennotizen von Inspektor Rumpus von der Behörde für Langeweilebekämpfung, in welchen er seine nächsten Schritte und Geheimaktionen plant um mit Hilfe des Unruhestifters Maxe an der trögen Schnittlich Schule für Abwechslung und Abenteuer zu sorgen. Das klingt stets etwas geheimnisvoll, aber auch bürokratisch, ist ja auch eine geheime Behörde mit Agenten die sich verkleiden und in der Schule ausschwärmen. Es gibt verwinkelte Flure und geheime Gänge, zahlreiche geheime Türen und immer wieder Gefahr in Person des fiesen Hausmeisters Egon Traufe mit Dogge Alfred, Lehrerin Frau Penne und Schulleiter Horst Schnittlich. Die Schüler dürfen diesen auf der Suche nach dem geheimen Klassenzimmer natürlich nicht in die Hände fallen, da ihnen andernfalls saftige Strafen drohen würden.

Trotz der fiesen Schulbediensteten und der geheimen Gänge hat dieses Hörbuch von meiner Jüngsten das Prädikat: kann man jederzeit überall hören, d.h. Man kann es selbst beim ersten Hören zum Einschlafen hören und man muß nicht erst das Ende abwarten, um sicher zu sein, daß es gut ausgehen wird. Sie hat das volles Vertrauen in Inspektor Rumpus und die pfiffige Frieda, daß schon alles gut enden wird. Ja, auch wenn eigentlich Unruhestifter Maxe der von Inspektor Rumpus auserwählte ist, ist die eigentliche Heldin die schlaue und gerissene Frieda, die das Schnittliche Schulregularium auswendig kennt und damit dem Lehrkörper mit den eigenen Waffen ein Schnippchen schlagen kann. So kann sie Maxe helfen und der seinen ganzen Mut zusammen nehmen, bei dieser anspruchsvollen Aufgabe.

Meine Älteste hat großmütig im Urlaub mit gehört und ganz schnell mitgekichert. Beide Mädels fanden die irrsinnigen Regeln sehr lustig und waren mal wieder sehr froh, über ihre eigenen Schulen. Da beide beim ersten Hören natürlich keine Ahnung vom Lauf der Geschichte hatten, fanden sie es auch richtig spannend, wie die Kinder es wohl schaffen, den Erwachsenen ein Schnippchen zu schlagen. Inspektor Rumpus Aktionen sind zwar etwas klamaukig, aber das trifft voll den Kinderhumor.

Das Cover der CD kann man übrigens aufklappen und findet dann Akteneinträge der BFLB (Behörde für Langeweilebekämpfung) mit amtlichen Stemplen und Kurzsteckbriefen aller Beteiligter – aber pssst, das ist natürlich streng geheim, was ich hier verrate! Die Klangqualität ist sehr gut, kristallklar und ohne Lautstärkeschwankungen. Die Tracks sind zahlreich und helfen beim Wiedereinstieg bei Hörpausen. Mich haben allerdings die Stellen etwas irritiert, an denen sie gesetzt wurden. Wahrscheinlich ist dies mit dem Druckbild erklärt, denn die Tracks beginnen oft nicht mit einem neuen Kapitel, sondern mit Aktennotizen der Behörde für Langeweilebekämpfung.

Sabrina J. Kirschner, scheint lieber zu lernen als Maxe, denn sie schloss ihr Studium in den Fächern BWL und Film, Englische Literatur und Kreatives Schreiben ab. Sie hat als internationale Turnierreiterin gearbeitet (das glauben wir dem Verlag mal so) und Kinderbuchlektorin, ehe sie sich entschloss, sich ganz aufs Schreiben zu konzentrieren.

Boris Aljinovic kann nicht nur als Kommissar Felix Stark für den Tatort Berlin ermitteln, sondern ist auch Ensemblemitglied des Berliner Renaissance-Theaters. 2007 wurde er als Sprecher des Besten Kinder-/Jugendhörbuchs mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet. Absolut verdient wie wir finden!

Eine Kindergeschichte für Jungen und Mädchen ab 8 Jahren gelesen von einem Sprecher, dem wir stundenlang zu hören könnten. Ich liebe das Kichern meiner Mädels, wenn sie sich diesen herrlichen Sinn für Unsinn anhören!

Einstimmige 5 von 5 Sternen von der Zielgruppe!