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Veröffentlicht am 15.06.2018

Kein Held wird als solcher geboren

Podkin Einohr, Band 1: Der magische Dolch
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Podkin wächst als ältester Sohn des Anführers der Kaninchen aus dem Gänseblumbau auf. Von daher steht bereits fest, daß er nach dem Tod des Vaters der Stammesanführer sein wird und den magischen Dolchsternenklaue, ...

Podkin wächst als ältester Sohn des Anführers der Kaninchen aus dem Gänseblumbau auf. Von daher steht bereits fest, daß er nach dem Tod des Vaters der Stammesanführer sein wird und den magischen Dolchsternenklaue, eine der 12 Gaben der großen Göttin hüten wird. Aber bisdahin wächst er sorglos und in Wohlstand auf. Er genießt seine Privilegien und übt sich im Nichtstun. Er schwänzt seinen Unterricht wo er nur kann, während seine ältere Schwester Paz ihm diese Privilegien neidet und daher an seiner Stelle seinen Unterricht nimmt. Nur der kleine Puk ist noch ein Baby, als an einer schönen Frostnacht der Stamm von den boshaften Gormkriegern überfallen wird. Durch eine List der Mutter können die 3 Kinder fliehen und bringen den magischen Dolch vor den Gorm mit den stahlharten Herzen in Sicherheit. Doch es ist kalt und die jungen Kaninchen sind unerfahren. Zum Glück bietet ihnen im Wald die Kaninchenhexe Bridgid Unterschlupf, lehrt Paz Kräuterkunde und alle Kinder die Geheimnisse ihrer Geschichte und ihrer Götter. Doch der Winter ist hart und die Vorräte nur für sie alleine angelegt, auch weiß sie, was das Schicksal für Podkin vorher bestimmt hat, so daß sie die Kinder auf die nächste Station ihrer Reise schickt, in den Bau einer Gruppe von Aussteigern und Aufrührern. Werden sie ihre Eltern jemals wiedersehen?

Die ersten paar Seiten mußte ich mich in das Kaninchenuniversum erst einmal einfinden, dann ging es aber richtig schnell. Es gibt eine Rahmenhandlung zu der in einer Frostnacht (die Kaninchenvariante von Weihnachten) ein Barde an die Tür der Höhle klopft, und um Einlass bittet. Kost und Logis soll er sich durch Geschichtenerzählen verdienen und die Kinder verlangen altbekannte Heldenepen. So beginnt der Barde die Geschichte des größten Kaninchenhelden, Podkin Einohr und erklärt, wie es kam, daß Podkin ein Ohr verlor. Doch unterscheidet sich seine Erzählung ganz deutlich von denen, die die Kinder bereits kennen. Ihr großer Held soll einst ein verzogenes Gör gewesen sein? Die Wandlung von Podkin gefällt mir sehr gut, da sie sehr langsam und nachvollziehbar von sich geht, das heißt, sie ist erst am Ende der Geschichte abgeschlossen. Mit jeder Herausforderung wächst er ein wenig charakterlich. Die eigentliche Heldin ist für mich seine Schwester Paz, die sich mit ihrer Frauenrolle nicht abfinden will und daher heimlich übt und trainiert und sowohl Mut als auch Einfallsreichtum beweist. Ohne sie wäre Podkin total aufgeschmissen gewesen und hätte wahrscheinlich nicht mal eine Nacht alleine überlebt. Wie sie sich um ihre jüngeren Brüder kümmert, finde ich toll. Auch die Helfer der Kinder mag ich sehr, die Kaninchenhexe und den blinden Krieger Crom. Sehr untypische Helden und dabei umso liebenswerter. Es wird eine ganz eigene Welt geschaffen, die auch im Einband mit Karte dargestellt ist. Die Kaninchen verehren eine Vielzahl von Naturgöttern, wobei es die große gute Göttin als Leben, ihre Zwillingsschwester den unvermeidlichen Tod und eine dritte böse Kraft gibt, die böse, zerstörerische Kraft des Eisens. Durch einen alten Pakt müssen sie im Gleichgewicht bleiben, doch dieses Gleichgewicht ist aktuell aus den Fugen geraten. Das erinnerte mich an Ying und Yang und wäre für mich auch wirklich mit dem christlichen Glauben vereinbar gewesen, was ich bei den Narnia Büchern so schön finde. Die übrigen Naturgötter, die verehrt werden, haben mir aber leider gar nicht so einleuchten wollen.
In den Zwischenkapiteln, in denen die Erzhählung zur Rahmenhandlung vor dem Kamin in der Kaninchenhöhle zurückfindet, können die kleinen Zuhörer ihre Gedanken mitteilen, sowie ihre Fragen, die ihnen gekommen sind, loswerden. Das mildert zum Teil die Spannung des Kampfes Gut gegen Böse für die Kinder ab, hilft ihnen aber auch ihre Gedanken zu ordnen, was einigen Lesern sicher gut gefallen wird.
Das Buch wird ab 10 Jahren empfohlen, auch wenn Podkin selbst erst 8 Jahre alt ist. Da dürfte an den Kampfszenen liegen, die nicht ganz unblutig, wenn auch meist nicht tödlich sind. Wer also Harry Potter ab Band 3 verkraftet, hat auch in jüngeren Jahren kein Problem mit Podkins Schlachten, bei sensibleren Kinder sollte man vielleicht mitlesen. Allerdings hat der Autor sich gerade in diesen Szenen viele Gedanken gemacht, wie man die Kämpfe kindgerecht darstellen kann, weswegen ich sie als meist nicht tödlich beschrieben habe. Daran mehr man, daß er seit vielen Jahren als Lehrer arbeitet. Auch ist der Gebrauch der Zeitformen vorbildlich. Die Rahmenhandlung ist im Präsens verfasst, das Heldenepos in der Erzählzeit des Präteritums.

Da diese Geschichte ab 10 Jahren ist, empfinde ich den Schriftsatz als sehr klein, mit großem Zeilenabstand. Etwas kleiner Zeilenabstand, aber größere Schrifttypen wären uns lieber gewesen. Bei der Schriftgröße verweigern meine Kinder das Lesen. Es ist also trotz der angenehmen Länge von 248 Seiten doch eher für leidenschaftliche Leser geeignet. Jedes Kapitel wird mit einer Vignette von Podkin Einohr gekennzeichnet, wobei dies stets die gleiche ist. Diese ist wirklich sehr gelungen, aber unterschiedliche Vignetten würden auch 10 Jährigen gefallen.

Die Geschichte ist sehr spannend, fantasievoll und ausgesprochen gut durchdacht. Daher wirklich zu empfehlen, trotz der wenigen Kritikpunkte. Ich gebe gerne 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 14.06.2018

Ein toller Abschluß der Reihe!

Your Style
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Dies ist bereits der vierte Band der Bookazine Reihe um die Friedrichshainer Freundinnen Romy, Pepa, Greta und Josi. Jeder Band wird aus Sicht eines der vier knapp 14 Jahre alten Mädchen geschildert, dieser ...

Dies ist bereits der vierte Band der Bookazine Reihe um die Friedrichshainer Freundinnen Romy, Pepa, Greta und Josi. Jeder Band wird aus Sicht eines der vier knapp 14 Jahre alten Mädchen geschildert, dieser Band ist Josi gewidmet, die erst vor kurzem aus einem kleinen Ostseedorf nach Berlin-Friedrichshain gezogen. Die extrovertierte Romy hat sie gleich in den Freundeskreis aufgenommen, zum anfänglichen Missfallen von Pepa und Greta, die alle schon seit einer gefühlten Ewigkeit miteinander befreundet sind, trotz ihrer Unterschiede. Romy will Schauspielerin werden und konnte eine Rolle in ihrer Lieblingssoap ergattern, Pepa ist ein gerade aufstrebendes Handball-talent und die stille Josi hat ihre wahren Begabungen und den wirklichen Grund für den Familienumzug bislang verschwiegen. Nicht nur das, all ihre Freundinnen sind inzwischen glücklich liiert, da fühlt sie sich bisweilen wie ein fünftes Rad am Wagen. Als durch ein Missverständnis alle glauben, sie hätte einen Freund, steht sie plötzlich im Mittelpunkt und interessieren sich für sie. Aber ist das wirklich so? War es nicht eher sie, die die anderen wegen ihrer Geheimniskrämerei nicht an sich herangelassen hat?
Was zum Geier ist denn nun ein Bookazine? Na klar, ein Buch, daß für Mädels extra wie ein Magazine aufgemacht wurde, als Gegenmittel gegen Lesemuffeligkeit und daher auch viele Seiten und Tipps enthält für Rezepte und Tricks die Mädchen interessieren. So gibt es ein Rhabarber-Orangenmarmeladen-Rezept, Psycho-Test, Einladungsideen, Kreativ-Tipps und jede Menge Zeichnungen, Doodles und Chat-Verläufe, die den Text auflockern und anregen. Ach ja, natürlich gibt auch ach in diesem Band wieder den imaginären Blog von „Wolke“ der geheimnisvollen Bloggerin, deren Identität in diesem letzten Band aufgedeckt wird. Geschrieben werden diese Stellen immer von Buchpatin Britta Sabbag. Das Konzept geht wirklich auf, meine Tochter findet es wirklich klasse und würde es sogar freiwillig lesen, es hat nur einen Haken: ihr ist die Schrift im Buch zu klein… Daher werde ich zum Vorlesen gezwungen! Echte Lesemuffel mögen größere Schrifttypen. Aber diese Reihe ist nicht nur für Lesemuffel toll, sondern auch für Vielleser, auch wenn keine der Freundinnen ein Bücherwurm ist.
Josi war von den Freundinnen der Liebling meiner Tochter, weil sie gerne zeichnet, näht, Mode entwirft und zurückhaltend ist. Ich persönlich hätte ihr gerne mal einen Ruck gegeben, damit sie sich mehr zu traut und auch ihren Freundinnen mehr vertraut, aber ich bin ja auch älter. Meine Tochter findet Josis Selbstzweifel und ihre Bedenken sehr sympathisch, es kann ja nicht jeder so überzeugt von sich selbst sein wie Romy. Wobei Romy in diesem Band deutlich empathischer erscheint, als in ihrem Auftaktband, finde ich.
Ach ja, Josi bekommt ein kleines Kätzchen, das war bei uns natürlich auch ein Volltreffer, auch wenn der Name etwas komplizierter war, kann die Altersgruppe mit dem Namen sicher mehr anfangen als mit dem von Gretas Hund Bono ;)
In allen Bänden ging es darum, daß jedes Mädchen ein besonderes Talent hat und sich trauen sollte, es aus zu leben. In diesem Band wird noch stärker, als im 3. Band um Greta die Frage aufgeworfen: Was passiert, wenn der Traum vom Erfolg wahr wird? Hat der Ruhm nicht auch Schattenseiten? Gerade Rockröhre Greta und Fashionista Josi sind ja eher nicht so begeistert vom Rampenlicht. Aber es geht auch um Freundschaft und Vertrauen. Verkraftet Freundschaft Geheimnisse und sind wahre Freunde nicht viel verständnisvoller als gehofft? Ist es nicht wichtig ihnen auch eine faire Chance zu geben, ihre Größe und ihr Vertrauen zu zeigen? Ein echtes Mutmachbuch, steh zu Dir selbst, Du wirst sehen, Deine Freunde tun es auch!
Eine Reihe, die den Nerv der jungen Leserinnen trifft und mit seiner Aufmachung voll ins Schwarze trifft!

Veröffentlicht am 12.06.2018

Miss Butterfly hat Schmetterlinge im Bauch!

Mia und der Zahnspangenprinz (9)
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Mia ist ein ganz normales (ca. 12 Jahre altes) Mädchen aus Hamburg, das Schmetterlinge sammelt. Sie lebt mit ihren Eltern (Papa Lehrer, Mama Fußpflegerin) und ihren 3 Geschwistern (Lukas 14 oder 15), Streberschwester ...

Mia ist ein ganz normales (ca. 12 Jahre altes) Mädchen aus Hamburg, das Schmetterlinge sammelt. Sie lebt mit ihren Eltern (Papa Lehrer, Mama Fußpflegerin) und ihren 3 Geschwistern (Lukas 14 oder 15), Streberschwester Lena (ca. 10 J), mit der sie sich ein durch einen Vorhang getrenntes Zimmer teilt und Baby Josefinchen in einem kleinen Haus in Hamburg. Außerdem gibt es noch die coole Oma Olga, die stets mit Rat und Tat zur Seite steht und ihren Freund Lebenskünstler Diego, der auch Mia’s Mathenachhilfelehrer und Taxifahrer ist. Außerdem ihre Freundinnen. Die allerallerbeste Freundin Blondmähne Jette, mit der sie Ballett tanzt, die aber ständig von Liebeswellen überjungt wird, die etwas pummelige, tierliebe Leonie und Alina, die gerne Liebesromane liest und total verschossen in ihren Freund Kaspar (meist nur Mr. Rülps genannt) ist.

Doch in Mias Leben steht eine Veränderung an: der total süße Zahnspangenfranzose Jean-Pierre, den sie und Jette in einem Vorgänger Band während eines Berlintrips kennenlernten, als er aus erzieherischen Gründen in einem Edel-Hotel als Page arbeiten mußte, kommt für 2 Woche in ihre Familie! Sie ist total aus dem Häuschen, aber auch ein wenig unsicher. Wie wird es wohl sein, mit J-P 24 h am Tag zusammen unter einem Dach zu sein? Anfangs ist es sehr komisch, was, wenn sie ihm im Schlafoutfit auf dem Weg ins Bad begegnet? Und kann Lukas, mit dem er sich das Zimmer teilen muß, nicht ein wenig netter zu ihm sein? Warum ist er manchmal so traurig oder vergräbt sich in Lukas Zimmer? Wie mega-giga-irre-nervig ist das denn, daß alle Mädels in der Schule IHREN Zahnspangenprinzen anhimmeln, so daß sie gar nicht die Pause mit ihm verbringen kann? Hoffentlich will er sie nicht küssen….. Wird er sie beim Ballett peinlich finden? Und was ist plötzlich mit Jette los? Und wie bitte kommen die Schmetterlinge aus ihrer Sammlung plötzlich in ihren Bauch?

Sehr locker flockig und altersgerecht wird das Leben von Mia und ihrem Austauschfranzosen in der Großfamilie beschrieben, mit einigen Mia-spezifischen Begrifflichkeiten, die bei meiner Tochter unglaublich gut ankommen. Witzig werden Mias 14 Tage mit J-P., ihrer Großfamilie und ihren besten Freundinnen beschrieben. Man fiebert mit, wenn Mia plötzlich ihren eigenen Vater im Unterricht hat! Wie giga-irre-peinlich ist das denn? Mias und J-P Hafenbesichtigung läuft völlig anders, als von der Familie geplant. Upps! Und die Versuche dem Gast aus Frankreich ein wenig von seiner Heimat und Kultur zukommen zu lassen, gehen so herrlich schief, daß man das Grinsen beim Hören nicht mehr aus dem Gesicht bekommt. Dies ist Band 9 einer erfolgreichen Mädchenserie ab 10 Jahren. Sollte man die 8 Bände davor nicht kennen, macht das nichts, aber sicher wird am anschließend in Bücherei nach den Bänden suchen wollen, um die Reihe rückwärts zu lesen oder zu hören. Für diejenigen, die erst mit diesem 9. Band einsteigen, ist das Cover hilfreich, da die Illustrationen von Dagmar Henze mit dem Konterfei der wichtigsten Personen in der Klappinnenseite abgebildet sind.
Meine Tochter (fast 11 Jahre) hat zwar schon Mia Bücher gelesen, aber dies ist der erste Band den sie hört. Ich hatte etwas Bammel davor, da sie sehr oft, auf ihre Lieblingssprecher fixiert ist. Doch Anne Moll konnte sie tatsächlich überzeugen! „Ja, anfangs mußte ich mich an sie gewöhnen, ich kannte sie ja noch nicht, aber dann fand ich, daß sie das richtig toll macht, man kann jeden immer wieder an den verschiedenen Stimmen erkennen, das ist richtig witzig!“. Ich kannte Anne Moll bislang nur von Erwachsenenproduktionen und muss sagen, daß sie erst hier richtig zeigen kann, was stimmlich in ihr steckt.
Eine mega-giga-irre gelungene Hörbuchumsetzung des Mia-Buches, dem wir gerne 5 von 5 Sternen geben.

Veröffentlicht am 02.06.2018

Zwischen zwei Welten

Höllgrotten
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Eine junge Konoglesin wird tot unter der Lorzentobelbrücke aufgefunden. Offensichtlich ist sie von der Brücke gesprungen. Tat sie dies freiwillig oder wurde sie dazu gezwunden? Die Obuktion wirft mehr ...

Eine junge Konoglesin wird tot unter der Lorzentobelbrücke aufgefunden. Offensichtlich ist sie von der Brücke gesprungen. Tat sie dies freiwillig oder wurde sie dazu gezwunden? Die Obuktion wirft mehr Fragen auf, als dass sie klärt. Ein kleiner Schriftzug zwischen den Zehen führt die Kriminalpolizei zu der 23 jährigen Natalie Krieger. Die Tochter aus wohlhabendem Hause ist durch das genetisch bedingte Fehlen eines Halogens, das für die Elastizität und Geschmeidigkeit der Haut verantwortlich ist, sehr stark beeinträchtigt. Man nennt diesen Gendefekt EB, die Betroffenen heißen Schmetterlingskinder, denn ihre Haut ist so empfindlich wie die Flügel eines Schmetterlings. Jede Aktivität im Freien ist ein Risiko. Da sie sich nicht nur von ihren Angestellten pflegen und verarzten lassen will, hat sie eine Hilfsorganisation für Gewaltopfer auf der gesamten Welt gegründet, die aus dem Untergrund, über das Darknet funktioniert. Doch was hat die tote Kongolesin mit Natalie zu tun und steht das im Zusammenhang mit dem Einbruch in die Villa der Kriegers? Seit diesem Einbruch ist ihr Vater noch besorgter und hat ihr einen Bodyguard zugestanden, auch wenn er mit der Wahl des Bodyguards nicht ganz glücklich ist. Tom ist vorbestraft und mehr drahtig und sehnig, als ein Hüne. Auch er sieht sich nicht als Idealbesetzung. Das kümmert Natalie aber wenig.

Eine Heldin, die keine Heldin sein kann, weil jede Verletzung tödlich sein kann, eine Heldin, die weiß, daß sie früh sterben wird und die daher keine Angst vor dem Tod kennt, ist sehr reizvoll. Dabei vereint Natalie diese Kühnheit, mit einer gewissen Sturheit, da sie von der Richtigkeit ihres Handelns überzeugt ist und weil sie es gewohnt ist, daß ihr Vater und ihre Angestellten ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen ist interessant. Vor allem weil im Laufe der Ermittlungen sich immer wieder die Frage stellt, ob Natalie wirklich eine Heldin ist oder doch nur eine verwöhnte Göre, die nicht damit leben kann, wenn nicht alle ihre Wünsche wahr werden und die anderen ihr Glück nicht gönnt? Auch Tom hat privat so einiges an Balast mit sich herumzuschleppen. Nach der Scheidung hat ist seine Ex-Frau nun mit einem Anwalt liiert und setzt alles daran ihn von seinen Töchtern zu trennen und gleichzeitig so viel Geld wie möglich aus ihm herauszupressen. Ein tragischer Vorfall mit Anfang zwanzig hat sein Leben aus der Bahn geworfen. Auch Natalies anderen Angestellten tragen alle dunkle Geheimnisse mit sich herum, die sie mit ihr in absoluter Loyalität verbinden. Die menschliche Ausgangskonstellation wird noch durch eine empathiearme Kriminalkommissarin mit mangelnden Führungsqualitäten ergänzt, An und für sich, ist alleine diese Kombination ziemlich explosiv, doch der Fall hat noch weitere Fallen. Emeline, die Tote floh nicht einfach aus dem stark von Bürgerkriegen gebeutelten, rohstoffreichen Land. Sie war auf einer Mission. In Rückblicken zwischen den aktuellen Ermittlungen kann man in Emelines Aufzeichnungen ihren Weg und ihre Motivation nachspüren. Diese Erinnerungen geben tiefe Einblicke in den Wahnsinn, der den Kongo zu zerreißen droht und die dortigen humanitären Katastrophen. Der übrige Teil des Buches ist in dritter Person verfasst, was sehr gut, zu den ständig aufkeimenden Zweifeln an der Integrität einiger Beteiligten passt. Neben der reizvollen Ausgangskonstellation wird dieser Fall wirklich packend und spannend erzählt. Es ist ein Krimi, in dem es durchaus auch mal zur Sache geht und der Blutfluss ist nicht nur durch Natalies Krankheit verursacht. Kein Krimi für zarte Nerven, grenzt er doch bisweilen an einen Thriller. Aber allein schon die Schilderungen der Umstände im Kongo sind weit von einem Cosy Krimi entfernt.
Sehr packend, sehr rätselhaft und sehr gut konstruiert. Nun möchte ich unbedingt mal in die Gegend um Zug in der Schweiz und mir die Höllgrotten anschauen, oder auch nicht (mein körpereigener Frostschutz, mag keine dunklen, kalten Höhlen ;)) da ich doch eher hitzebeständig, als frostresistent bin. Umso schöner für mich, diese Gegend literarisch zu bereisen.

Das Schicksal des Kongos und seiner Bevölkerung hat mich sehr berührt, während die Ermittlungen wirklich packend waren. Sehr zu empfehlen, für Krimileser, die auch mit dem Thrillergenre liebäugeln. Eines meiner Highlights in der letzten Zeit und daher ganz klar 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Gebündeltes Wildkräuter Know-How

Gesunde Wildkräuter aus meinem Garten
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Die österreichische Autorin und Biologin und zertifizierte Kräuterguide stellt 30 heimische Heilpflanzen und ihre positive Wirkung auf unsere Gesundheit vor. Wir leben nicht an der Grenze zu Österreich, ...

Die österreichische Autorin und Biologin und zertifizierte Kräuterguide stellt 30 heimische Heilpflanzen und ihre positive Wirkung auf unsere Gesundheit vor. Wir leben nicht an der Grenze zu Österreich, sondern eher mittig und ganz weit westlich in Deutschland und dennoch kommen all diese 30 Heilpflanzen bei uns in der Gegend und sogar in unserem naturnahen Garten vor. Bislang war mir gar nicht so bewußt, was ich da so für Schätze vor meinen Augen wachsen habe. Dies ist nicht mein erstes Heilkräuterbuch, aber ich habe dennoch wieder eine Menge dazu gelernt und weiß nun wieder warum in meinem Garten relativ viel „Unkraut“ sprich Wildkräuter wachsen dürfen.

Dieses Buch ist sehr schön aufgebaut, was bereits mit der Einführung beginnt. So ist dieses Buch auch mit einer Warnung versehen: Man soll nur die Wildkräuter verwenden, die man wirklich sicher bestimmen kann und auch von denen nur solche von hervorragender Qualität, also ohne Schneckenspuren/-kot oder Pilzbefall. Sie rät daher bei Touren durch die Natur ein kleines Buch zum Kräuter bestimmen im Taschenformat mit sich zu führen. Ein Rat den meine Nachbarin sehr hilfreich fand, ich mußte eher grinsen, da in unseren alten Gärten so viel wild wächst, daß man dieses größere und schwerere Buch nicht weit schleppen muß. Andere wertvolle Ratschläge sind der Respekt vor der Natur und der eigenen Gesundheit. Es werden aktuelle Themen rund um Wildkräuter angesprochen, wie z.B. der Fuchsbandwurm (eher ein Dauerbrenner) oder leberschädigende Pflanzenbestandteile. Das ist interessant, wird aber auch bei den Verwendungshinweisen explizit berücksichtigt. So werden keine Tees aus diesen Pflanzen empfohlen und keine Verwendung in der später angesprochenen Wildkräuterküche. Weitere Grundlagen wie die verschiedenen Vermehrungsarten, Standorte und Wuchsflächen angesprochen werden. Ein wichtiger Teil des Buches ist mit der Vorstellung von 30 Wildkräutern vom Ackerstiefmütterchen bis zum Zinnkraut. Dabei wird jedes einzelne Kraut mit einer Vielzahl von aussagekräftigen Fotos präsentiert. Es gibt geschichtliche Hinweise auch auf frühere Verwendungen, auf Verwechslungsmöglichkeiten wird warnend hingewiesen und Verwendungsmöglichkeiten, sowohl innerlich, als auch äußerlich. Im Inhaltsverzeichnis ist hierzu extra ein Wildkräuterverzeichnis aufgeführt. Es folgt ein Sammelkalender, Möglichkeiten zur Haltbarmachung, Verarbeitung und Genuß. Gerade die Grundrezepte zum Beispiel für Kräuterauszüge, Säfte, Waschungen, Haarspülungen Gesichtswasser finde ich wirklich toll. Denn es gibt z.B. ein Grundrezept für Salben, damit kann man natürlich Ackerstiefmütterchensalbe oder Beinwellsalbe machen, aber auch Ringelblumensalbe, obwohl diese hier überhaupt nicht angesprochen wird. Es gibt Rezepte für die Wildkräuterküche und nicht nur Kräuterquark mit Wildkräutern, sondern auch raffinierte Suppen, Eingelegte Blütenknospen (Heimische Kapern) Wildkräuterkartoffelkäse, Wildkräuter-Quiche und erstaunlich viel anderes. Abgerundet wird der Rezeptteil von einem Überblick über Wilde Gewürze und ihre Würzpraxis.
Es gibt Hinweise auf Bezugs- und Informationsquellen, Literaturhinweise, ein Glossar. Sehr hilfreich fand ich auch das Stichwortregister, und vor allem das Register nach Anwendungsgebieten und Wirkungen. Es schließt ein Register deutscher Pflanzennamen ab.
Ich finde dieses Wildkräuterbuch sowohl schön gründlich und ausführlich, aber auch sehr übersichtlich gestaltet. Während meiner Anwendungsversuche sind bei mir immer mal wieder Fragen aufgetaucht, z.B. als ich ein Gesichtswasser herstellen wollte, was nehme ich denn nun vom Löwenzahn, der toll bei fettiger und Mischhaut sein soll, die Blüten oder die Blätter? Die Frage habe ich der Autorin gestellt, allerdings auch selbst schon an anderer Stelle im Buch die Antwort gefunden: die Wurzel ist der richtige Bestandteil, dies steht im Anschluß an das Gesichtswasser mit einer Übersicht über die zu verwendenden Kräuter und deren Teile für welchen Hauttyp, wobei nicht alle Kräuter aufgeführt sind, die eine positive Wirkung für die Haut haben. Nach zwei Tassen Gänseblümchentee, kann ich noch keinen Unterschied feststellen, ich versuche es weiter und werde nun auch mein selbst gemachtes Gesichtswasser mit Apfelessig zum Erhalt des natürlichen Säureschutzmantels der Haut verwenden. Die Gänseblümchen im Kräuterquark kamen bei meiner Familie nicht so gut an, sie wurden herausgepickt und Petersilie nachträglich in den Quark eingearbeitet. Da kann die Mutter noch so viel Blümchentee trinken, das war Kindern und Mann suspekt. Der Lindenblütensirup wurde dieses Jahr erstmals bereitwillig getrunken, nachdem die Nachbarskinder ihn für lecker befunden haben. Danke! Ich hoffe, sie erinnern sich in der Erkältungszeit wieder daran. Schöllkraut ist von uns aber bereits ausgiebig getestet und wirklich viel besser als sämtliche Warzenmittel aus der Apotheke, da verlieren Schwimmbäder tatsächlich ihren Schrecken.
Sehr umfassend, sehr übersichtlich und wirklich sehr alltagstauglich. Über die Langzeitwirkungen kann ich noch nicht berichten, aber ich habe schon meinen Bienenwachs für die Salbenproduktion herausgesucht, denn dieses Buch ist sehr anregend und kann einen über das ganze Jahr hinweg treu begleiten auch dank des Sammelkalenders.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Gerda Holzmann für die sympathische und engagierte Leserundenbegleitung.

Ein tolles Buch, das ich nicht wieder hergebe, daß sich meine Nachbarin nun aber auch zu legen will, ganz klar, 5 von 5 Sternen.