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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2021

Ein Wohlfühlroman

Auf und mehr davon
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Im dritten und abschließenden Teil der Neuberg-Trilogie begleiten wir das Mutter-Tochter-Duo Cordula und Milli. Die beiden kennen wir schon aus den vorherigen Bänden, denn Cordula ist Kayas Schwester und ...

Im dritten und abschließenden Teil der Neuberg-Trilogie begleiten wir das Mutter-Tochter-Duo Cordula und Milli. Die beiden kennen wir schon aus den vorherigen Bänden, denn Cordula ist Kayas Schwester und durch Milli lernt Kaya im ersten Teil ihren jetzigen Ehemann Lasse erst kennen. Seit dem ersten Teil sind auch einige Jahre vergangen, denn Milli studiert mittlerweile Tiermedizin in einer größeren Stadt und sehnt sich nach Neuberg zurück, während ihre erfolgreiche Mutter Cordula zum ersten Mal in ihrem Leben in einer beruflichen Sackgasse steckt.

Ich habe mich sehr auf die Rückkehr nach Neuberg und ins Buchcafé gefreut, auch wenn ich den zweiten Teil ein wenig klischeebehaftet und dadurch schwächer als den Reihenauftakt fand. Sowohl Millis als auch Cordulas Erzählstrang in diesem Roman haben mir wieder sehr gut gefallen. Milli ist eine sympathische junge Frau, ein wenig zurückhaltend aber mit dem Herzen bei der Sache und sehr empathisch. Ihre Mutter Cordula ist sehr ergebnisorientiert und kann sich nicht so leicht auf fremde Menschen einlassen, ihre skeptische und auch etwas unsichere Art fand ich sehr interessant, denn nach und nach dürfen wir als LeserInnen hinter ihre Fassade schauen.

Sowohl die Handlung und Entwicklung der Geschichte als auch das Tempo, in dem sie erzählt wird, haben mir sehr zugesagt. Ich fand es schön, wie zwei verschiedene Liebesgeschichte mit der Entwicklung der Mutter-Tochter-Beziehung und dem Wiedersehen mit alten Bekannten aus den Vorgängerbüchern kombiniert wurden. So gab es immer was fürs Herz,, egal ob auf die Familie oder die Liebe bezogen.

Außerdem finde ich, dass Lisa Keil sich stilistisch im Vergleich zum zweiten Teil sehr weiterentwickelt hat, denn der Abschlussband ist viel weniger umgangssprachlich, sondern sehr detailliert, lebendig und warmherzig. Dazu haben vor allem die zahlreichen süßen Nebencharaktere und Ideen beigetragen, die flüssig und passend in die Geschichte eingewoben wurden. In diesem Buch steckt sehr viel Liebe zum Detail, die mich begeistern konnte.

Insgesamt hat sich "Auf und mehr davon" mit jedem Kapitel mehr und mehr zu einem Wohlfühlroman entwickelt. Das Ende war für mich rundum gelungen und schön. Besonders toll fand ich die liebevolle Ausarbeitung jeder noch so kleinen Szene bzw. jedes Charakters, auch wenn er nur am Rande vorkam. Auch inhaltlich hat Lisa Keil meinen Geschmack getroffen und sehr sympathische Protagonistinnen erschaffen. Abwechselnd aus der Mutter-Tochter-Perspektive zu lesen hat mir genauso gefallen wie Cordulas eher ruhiger und kritischer Charakter, der sehr bekräftigend gezeigt hat, dass jeder Mensch genauso sein darf wie er ist.

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Veröffentlicht am 23.07.2021

Leider sehr schwach

Auszeit
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Henriette sollte ihre Dissertation bald einreichen, kommt aber einfach nicht voran. Dabei ist auch nicht sehr hilfreich, dass sie nach einem kurzen Intermezzo mit einem verheirateten Mann schwanger ist ...

Henriette sollte ihre Dissertation bald einreichen, kommt aber einfach nicht voran. Dabei ist auch nicht sehr hilfreich, dass sie nach einem kurzen Intermezzo mit einem verheirateten Mann schwanger ist und das Kind letztlich abtreibt. Mit ihrer besten Freundin Paula fährt sie in den bayrischen Wald um mal wieder herunterzukommen, ihren Kopf frei zu kriegen und ihr Leben neu auszurichten.

Der Beginn von Hannah Lühmanns Debütroman konnte mich stark gefangen nehmen. Gerade Fragen wie "Wo will ich eigentlich hin im Leben?" und „Wo bin ich falsch abgebogen?“, die zur Identifikation der Generation Y geworden sind, spielen eine ständige Rolle in Henriettes Leben. Obwohl sie objektiv betrachtet alle Möglichkeiten der Welt hat, hat sie bei jedem noch so kleinen Schritt das Gefühl nicht gut genug zu sein und ihr Leben nicht so auszufüllen, wie sie es mit den Privilegien, die sie hat, tun könnte und sollte. Als Leserin hatte ich das Gefühl, dass Henriette sich deswegen einfach treiben lässt, keine Entscheidungen trifft und sich nun durch die Abtreibung darüber klar wird, dass es so nicht weitergehen kann. Ihre Gefühle und Ängste konnte ich nachvollziehen und wurden durch die Autorin authentisch beschrieben.

Nach gut der Hälfte hat der nur knapp 180 Seiten lange Roman für mich allerdings stark abgenommen. Anstatt dass Henriette wirklich etwas aus ihrer Zeit macht und sich mit ihren Werten und Wünschen auseinandersetzt, lässt sie sich einfach weiter dahintreiben. Vor allem von Paula, ihrer besten Freundin, die auf den wenigen Seiten ständig von Yoga, Meditation, Achtsamkeit und Handauflegen redet, was ich ihr jedoch nicht vollständig abnehmen konnte. Wie es hinter der gelassenen Fassade aussieht, bleibt für mich leider ungeklärt. Ich hätte erwartet, dass Henriette lernen muss Verantwortung zu übernehmen und aktiv etwas zu gestalten, doch nichts dergleichen passiert.

Das Buch lässt mich dann tatsächlich sehr ratlos und fast schon wütend zurück. Henriettes Probleme scheinen sich irgendwann in Luft aufgelöst zu haben, wo genau und durch welchen Trigger, wurde nicht beschrieben. Die Autorin hat es sich in meinen Augen etwas zu einfach gemacht, eine sehr passive und hoffnungslose Protagonistin in ein paar Sätzen im Epilog in eine zufriedene Frau zu verwandeln und das quasi aus dem Nichts heraus. Welche Opfer sie dafür bringt, welche Aufgaben und Ängste sie bewältigen muss und welche sozialen Komplikationen ihre Entscheidungen mit sich bringen, fällt unter den Tisch.

Der Anfang gefiel mir so gut, das Ende war für mich leider sehr schwach und substanzlos. Für mich wurde Henriette zwar anfangs ganz gut gezeichnet und authentisch beschrieben, ihr Weg zu sich selbst und zu dem Leben, das sie leben will, fühlte sich dagegen alles andere als realistisch an. Vielmehr wirkte der Epilog auf mich leider sehr distanziert und fast schon surreal bei der Henriette, die ich als Leserin auf den vorherigen Seiten kennen gelernt habe. Ihr Glück habe ich ihr nicht abgekauft und so bleibe ich leider enttäuscht zurück. Was die Autorin mit diesem Roman vermitteln wollte, bleibt mir leider verborgen.

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Eine buchige Umarmung

The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen
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Das neuste Buch von Autor und Mental Health Aktivist Matt Haig liest sich tatsächlich wie eine tröstliche Umarmung. Vom Stil her ist es ähnlich aufgebaut wie „Ziemlich gute Gründe am Leben zu bleiben“, ...

Das neuste Buch von Autor und Mental Health Aktivist Matt Haig liest sich tatsächlich wie eine tröstliche Umarmung. Vom Stil her ist es ähnlich aufgebaut wie „Ziemlich gute Gründe am Leben zu bleiben“, es reihen sich nämlich aufbauende und ehrliche Texte, Zitate und Handlungsanstöße in ziemlich beliebiger Reihenfolge aneinander. Dabei greift der Autor natürlich vor allem auf persönliche Anekdoten zurück oder teilt seine persönlichen Lieblingslieder für schwierige Zeiten, allerdings gibt es auch sehr viele allgemeingültige Texte mit Überschriften wie „Wenn du am absoluten Tiefpunkt bist“ und „Pause zu machen ist Tun“.

Dieses Buch ist ein sehr persönliches Nachschlagewerk für gute und vor allem für schlechte Zeiten. Mit Matt Haigs Umgang mit Depressionen und Ängsten muss man sich definitiv identifizieren können, um Kraft und Trost aus seinen Texten zu ziehen. Diese sind vor allem von Akzeptanz und Vergänglichkeit der Schmerzen gekennzeichnet. Wahrscheinlich hilft das Buch daher vor allem, wenn man sich schon einige Zeit mit diesen Krankheiten auseinandersetzt und ebenfalls beginnt zu akzeptieren.

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen. Ich werde sicherlich öfter in diesem großartigen Buch blättern und finde auch die Idee, ein Sammelsurium aus Hoffnung zu schaffen, toll!

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Abtauchen in eine Welt voller Phänomene

Wenn Haie leuchten
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Unser Heimatplanet besteht zu 70% aus Wasser und doch ist zumindest mir vieles fremd, was in unseren Meeren und Gewässern lebt und vor sich geht. Die promovierte Meeresbiologin Julia Schnetzer geht in ...

Unser Heimatplanet besteht zu 70% aus Wasser und doch ist zumindest mir vieles fremd, was in unseren Meeren und Gewässern lebt und vor sich geht. Die promovierte Meeresbiologin Julia Schnetzer geht in diesem kompakten Hardcover, das übrigens extrem gut in der Hand liegt, einigen Phänomenen auf den Grund und nimmt uns dabei mit.

Sehr gut gefallen hat mir der gesamte Stil, denn nicht nur der Schreibstil ist gleichzeitig informativ und lustig, sondern auch die ergänzenden Illustrationen waren sehr hilfreich. Pro Kapitel gibt es genug Informationen, um folgen zu können ohne sich auf Dauer zu langweilen.

Ein Grundinteresse und am besten auch Grundkenntnisse in Bio und Chemie sollten für diese Lektüre aber meiner Meinung nach vorhanden sein. Um der Autorin in Gänze folgen zu können, ist beim Lesen ein wenig Mitdenken notwendig. Daher würde ich das Buch nicht für den absoluten Laien oder gar Kinder empfehlen, die sich für das Meer interessieren, sondern schon eher für naturwissenschaftlich interessierte und dahingehend „vorbelastete“ Personen.

Behandelt werden sehr vielseitige Themen, von Viren & Bakterien über die Plastikverschmutzung der Weltmeere bis hin zu Delfinen, Haien und Walen ist alles dabei. Dabei habe ich unglaubliche Phänomene kennengelernt wie z.B. die titelgebenden leuchtenden Haie oder Schnecken, die Photosynthese betreiben. Die Autorin referenziert dabei sehr aktuelle Forschung und Ereignisse. Schön fand ich auch ihr Schlusswort, in dem sie für einen Beitrag zum Schutz der Natur und der Meere im Besonderen appelliert, und sei es nur der Verzicht auf Plastik, wo es möglich ist.

Insgesamt ein sehr unterhaltsames, informatives, gut geschriebenes und süß illustriertes Sachbuch, nur insgesamt eben nicht ganz trivial, was ich aber vollkommen begrüßt habe, weil ich ganz nebenbei meine Bio- und Chemie-Kenntnisse wieder auffrischen musste.

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Sanft, Hoffnungsvoll, Philosophisch

Die Mitternachtsbibliothek
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Nora ist am Ende, fühlt sich einsam und so, als hätte sie alles in ihrem Leben falsch gemacht, was es falsch zu machen gibt. Als sie beschließt zu sterben, gelangt sie in die Mitternachtsbibliothek, einen ...

Nora ist am Ende, fühlt sich einsam und so, als hätte sie alles in ihrem Leben falsch gemacht, was es falsch zu machen gibt. Als sie beschließt zu sterben, gelangt sie in die Mitternachtsbibliothek, einen Ort zwischen Leben und Tod. Jedes Buch in dieser Bibliothek steht für ein Leben, dass Nora hätte leben können. Schon bald lernt sie jede Menge Versionen ihrer selbst kennen. Ob sie letztlich genug Lebensmut schöpft, um noch einmal in das Leben zurückzukehren, erzählt Mental Health Aktivist und Autor Matt Haig in seinem neusten Roman.

Auf den letzten Metern hat mir 2020 noch ein Jahreshighlight beschert. Matt Haig erzählt sehr philosophisch und sanft vom Bereuen, den kleinen Dingen und Entscheidungen im Leben und von Akzeptanz. In kurzen Kapiteln schafft er es, diese doch sehr umfassenden Gedanken sensibel und greifbar zu beschreiben, sodass mich das Buch berühren konnte ohne allzu dick aufzutragen. Sehr gefreut habe ich mich auch übrigens über eine Referenz auf Sylvia Plaths Glasglocke und das allseits bekannte und auch von mir geliebte Bild des Feigenbaums.

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