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Veröffentlicht am 13.03.2021

Nicht allzu viel Tiefgang, dafür eine Menge Freundschaft, Herzlichkeit und Norderney!

Pension Herzschmerz
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Lou, Anna und Kim sind beste Freundinnen. Das einzige, was die drei trennt, ist die Entfernung, denn Kim betreibt seit einiger Zeit einen Fußpflegesalon auf Norderney, während die anderen beiden im Ruhrpott ...

Lou, Anna und Kim sind beste Freundinnen. Das einzige, was die drei trennt, ist die Entfernung, denn Kim betreibt seit einiger Zeit einen Fußpflegesalon auf Norderney, während die anderen beiden im Ruhrpott leben. Als Kim sich einen Fuß bricht und Anna und Lou beide unerwartet vor den Trümmern ihrer Beziehungen stehen, fahren sie kurzerhand an die Nordsee. Schon bald verlieben sich die beiden in die Insel und eine Idee aus ihrer Kindheit nimmt wieder Gestalt an, nämlich der Traum von einer eigenen Pension.

Das Debüt von Christin-Marie Below ist ein handlungsgetriebener und unterhaltsamer Roman mit Inselfeeling geworden. Ihr Stil ist sehr umgangssprachlich und von vielen Dialogen und kurzen Kapiteln geprägt. Dadurch konnte ich sehr gut in die Geschichte eintauchen und vor allem ist bei mir starkes Norderney-Fernweh aufgekommen. Belows Liebe zur Insel und die Recherchen vor Ort merkt man dem Liebesroman definitiv positiv an. Dennoch fehlte mir insgesamt die sprachliche Raffinesse bei der Beschreibung von Landschaften oder Gefühlen. Die „Pension Herzschmerz“ würde ich eher als Unterhaltungsliteratur einordnen, bei der man nicht allzu große Gefühle, Emotionen oder Tiefgang erwarten darf, dafür aber eine Menge Freundschaft, Herzlichkeit und Norderney.

Besonders die Freundschaft und der Zusammenhalt der drei Frauen steht im Mittelpunkt der Geschichte, doch nicht nur ihren Freundinnen begegnet Ich-Erzählerin Lou mit Respekt und Verständnis. Sehr gut gefallen hat mir, dass Lou sowohl an ihrem Ex-Freund als auch an anderen Frauen im Roman gute Seiten und positive Eigenschaften würdigt. Häufig kämpfe ich mich in Liebesromanen durch Schwarz-Weiß-Denken oder unfaire Konkurrenzsituationen, doch Christin-Marie Below hat bereits in ihrem ersten Roman bewiesen, dass sie ein tolles Gespür für eine positive Stimmung und reflektierte, offene Charaktere besitzt. Daher hatte ich mit der "Pension Herzschmerz“ insgesamt viel Spaß und konnte gut über den fehlenden Tiefgang und das ein oder andere Klischee hinwegsehen.

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Veröffentlicht am 03.11.2020

Zu gewollt

Aller guten Dinge sind zwei
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In Mhairi McFarlanes sechstem Liebesroman begleiten wir die erfolgreiche und beliebte Anwältin Laurie, die nach 18 Jahren plötzlich von ihrem Partner Dan verlassen wird, da dieser sich nach einem anderen ...

In Mhairi McFarlanes sechstem Liebesroman begleiten wir die erfolgreiche und beliebte Anwältin Laurie, die nach 18 Jahren plötzlich von ihrem Partner Dan verlassen wird, da dieser sich nach einem anderen Leben und mehr Abenteuer sehnt. Tatsächlich stürzt er sich recht schnell in eine neue Beziehung und erwartet sogar ein Kind, obwohl er Lauries Kinderwunsch immer wieder aufschob. Als wäre das nicht schlimm genug, muss Laurie ihm auch noch tagtäglich in der Kanzlei begegnen, denn auch Dan ist Anwalt. Kurzerhand lässt sich Laurie auf eine Fake-Beziehung mit dem Frauenschwarm der Kanzlei Jamie Carter ein. Sie will Rache, er will sein Image aufpolieren.

Tatsächlich war ich das erste Mal ein wenig enttäuscht von Mhairis Schreibstil, denn besonders auf den ersten 100 Seiten kommen mir viel zu viele vulgäre Kraftausdrücke vor. Gerade wenn Lauries beste Freundin Emily anwesend ist und ihre Gedanken zur Unabhängigkeit der Frau in den Raum wirft, hatte ich wenig Spaß am Lesen, denn das Gesagte wirkte immer sehr aufgesetzt und wie aus einer klischeehaften Sexkolumne einer Frauenzeitschrift und gar nicht so herzlich und leicht, wie ich es eigentlich von Mhairi gewohnt bin.

Sehr gut dargestellt fand ich erneut den Umgang mit Social Media, der in Mhairis letztem Roman auch schon eine Rolle spielte. Die Fake Beziehung wird vor allem über gestellte Bilder und gezielte Posts auf Facebook und Instagram angeheizt und in die Welt getragen. Ich fand Lauries Gedanken zur Diskrepanz von Darstellung und Wahrheit gut gelungen. Auch Lauries Trauer und ihre Unsicherheiten nach der Trennung fand ich gut dargestellt, denn auch wenn Dan sie sehr verletzt hat, erlischt eine so lange Liebe nicht einfach von jetzt auf gleich.

Hauptfigur Laurie ist schwarz und daher spielt das Thema Rassismus immer wieder eine Rolle, z.B. in Form von Mikroaggressionen im Alltag oder im Selbstverständnis der Protagonistin. Dieser Aspekt gefiel mir eigentlich ganz gut, hier hätte ich mir aber zumindest im Nachwort noch ein paar Quellen oder Informationen zu gewünscht, da die Autorin weiß ist und damit nur als Nicht-Betroffene schreiben kann und sich irgendwo zu dem Thema weitergebildet haben muss. Schließlich wurde auch erwähnt, wo sie sich Tipps zum Beruf des Anwalts geholt hat.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Art und Weise wie Frauen beschrieben werden, die nicht mit Laurie befreundet sind, z.B. die neue Freundin von Dan oder alte gemeinsame Freunde. Diese Frauen werden verteufelt, "Schlampen" genannt und als doofe, lästernde und hinterhältige Schnepfen dargestellt. Das hat mir überhaupt nicht gefallen und Laurie und ihre Freundinnen nicht gut aussehen lassen, gerade weil diese auffallend oft im Roman als Feministinnen und selbstbewusste Frauen dargestellt werden.

Ich mochte die behandelten Themen, ich mochte die Story und die Chemie zwischen Laurie und Jamie hat auf jeden Fall gestimmt und mich mitgenommen. Insgesamt war der Roman für mich als großen Mhairi McFarlane Fan jedoch eher eine Enttäuschung. Das Frauenbild abseits von Laurie und ihrem Umfeld ist ziemlich problematisch und passte nicht zu der Feministinnen-Keule, die bei Laurie, ihren Freundinnen und ihrer Mutter etwas zu sehr geschwungen wurde. Von den Männern im Roman fang ich lieber erst gar nicht an. Auch das Ende war mir leider zu übertrieben und unglaubwürdig.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Die Insel der Winde

Das Wörterbuch des Windes
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Als Swea im gemeinsamen Island-Urlaub von einer erneuten Affäre ihres Mannes Henrik erfährt, bricht für die Bankangestellte und Kunstliebhaberin eine Welt zusammen. In einer Kurzschlussreaktion versteckt ...

Als Swea im gemeinsamen Island-Urlaub von einer erneuten Affäre ihres Mannes Henrik erfährt, bricht für die Bankangestellte und Kunstliebhaberin eine Welt zusammen. In einer Kurzschlussreaktion versteckt sie sich in einer Hütte am Fjord, in der ihr der pensionierte Lehrer Einar und der verschlossene Busfahrer Jón Unterschlupf gewähren. Beide kämpfen ebenfalls mit ihren eigenen Dämonen und begleiten Swea, die sich schließlich dafür entscheidet, noch einige Wochen auf Island zu bleiben und ihr Leben neu zu ordnen.

Ich liebe Island und habe mich sehr darauf gefreut, dass Nina Blazon mich mit ihrem neuen Roman „Das Wörterbuch des Windes“ mit auf die Insel und mitten in das dortige Leben führt. Ganz viele Schauplätze und Kulturaspekte konnte ich in ihren Beschreibungen wieder erkennen und noch viel mehr habe ich dazu gelernt. Meine Sehnsucht nach einer erneuten Reise nach Island ist auf jeden Fall geweckt und meine Erwartungen in dieser Richtung wurden vollkommen erfüllt!

Doch obwohl ich das Setting und den Vibe der Insel so sehr liebe, fiel mir der Einstieg in den Roman eher schwer. Die Geschichte läuft meiner Meinung nach langsam an und die Kapitel aus Einars Sicht sind relativ hölzern geschrieben. Von Beginn an fesseln, konnte mich der Roman daher nicht. Auch Sweas Liebe zur Kunst konnte ich nicht sonderlich viel abgewinnen, um diese geht es aber vor allem zu Beginn des Buches noch sehr stark, da sie sich viele Gedanken um ihr Leben in Deutschland und der nahenden Eröffnung der Kunstausstellung ihres Mannes macht, in die Swea natürlich auch sehr viel investiert hat.

Nachdem ich mich jedoch einmal in die Geschichte eingefunden hatte, habe ich mich nur zu gerne mit auf Sweas Weg begeben. Wir folgen mehrheitlich ihrer Perspektive, die Nina Blazon wunderbar und rein gar nicht mehr hölzern beschrieben hat. Besonders gut gefallen haben mir ihre Dialoge mit Líf, einer Isländerin, die Swea in einem Café kennenlernt, und die ihr schließlich sehr wertvolle Dinge nahebringt. Diese Aussagen haben mich sehr berührt und waren auch für mich sehr wertvoll. Obwohl Swea sie teilweise anders umsetzt, als ich es tun würde, bin ich ihr sehr gerne auf ihrer Reise durch Island und zu sich selbst gefolgt.

Gut gefallen hat mir daher vor allem die Philosophie, die Nina Blazon in diesem Buch darstellt. Island ist die „Insel der Winde“ und genauso unbeständig wie die Natur ist auch jedes Leben. Es geht um Neuanfänge und zweite Chancen, es geht aber auch um Fehler und Makel. Protagonistin Swea wird nicht nur als Opfer des Betrugs dargestellt, sondern setzt sich vor allem gegen Ende des Romans auch mit ihren eigenen Eigenschaften auseinander, was ich sehr wichtig fand.

Insgesamt habe ich „Das Wörterbuch des Windes“ sehr gerne gelesen, auch wenn ich persönlich mit den Charakteren insgesamt ein bisschen auf Distanz geblieben bin. Der Schreibstil war mir teilweise schon etwas zu poetisch, ansonsten habe ich die Handlung, das Setting und die Einblicke in die isländische Kultur und Geschichte aber absolut geliebt und würde dieses Buch auch jedem Fan von Liebesromanen und Island empfehlen!

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Veröffentlicht am 28.07.2020

In meinen Augen ziemlich problematisch

Für eine Nacht sind wir unendlich
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Ich liebe Festivals. 2020 ist das erste Jahr seit langem, in dem ich kein einziges Festival und nicht einmal ein Konzert ohne feste Platzzuweisungen besuchen werde. Umso mehr freute ich mich über das Rezensionsexemplar ...

Ich liebe Festivals. 2020 ist das erste Jahr seit langem, in dem ich kein einziges Festival und nicht einmal ein Konzert ohne feste Platzzuweisungen besuchen werde. Umso mehr freute ich mich über das Rezensionsexemplar „Für eine Nacht sind wir unendlich“ von Lea Coplin, verlost von Lovelybooks und dem dtv-Verlag. In diesem YA/NA-Roman begleiten wir Liv und Jonah beim Glastonbury Festival in England. Jonah ist mit seinem Freundeskreis samt Ex-Freundin angereist, während Liv nicht als Gast auf dem Festival unterwegs ist, sondern ihrer Tante mit deren Food Truck aushilft. Erhofft habe ich mir eine süße Liebesgeschichte, die Leichtigkeit, Sorglosigkeit und Festivalflair verbreitet. Leider wurden diese Hoffnungen nicht erfüllt.

Die Protagonistin Liv ist eine sehr sympathische junge Frau mit allerlei Unsicherheiten, die ich erst einmal positiv hervorheben will. Ihre Selbstzweifel, ihr innerer Kritiker und ihre Vergleiche mit anderen Frauen waren sehr authentisch, dabei aber nicht aufdringlich eingearbeitet. Trotz all ihrer Zweifel, vor allem an ihrem Aussehen und Gewicht, hat sie eine starke Persönlichkeit, kennt ihre Werte für eine 18-Jährige schon recht gut und verteidigt diese im Laufe des Buches auch gegenüber Jonah.

Und genau Jonah, bzw. der Umgang der Autorin mit ihm, ist es, der mich an diesem Buch so sehr gestört hat, dass ich nur 2 Sterne vergeben kann. Er ist absolut von sich eingenommen und hat natürlich ein tiefes Geheimnis, welches er nicht einmal seinem besten Freund anvertrauen kann. Genau dieses soll vermutlich sein herablassendes und wenig rücksichtsvolles Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen und vor allem Frauen entschuldigen, was für mich vollkommen daneben und aus der Klischeekiste gegriffen war (und nein, seine Erlebnisse rechtfertigen sein Verhalten natürlich in keinster Weise!). Bis auf Liv denkt er über fast jede Frau, der er auf dem Festival begegnet, abschätzig. Und dabei ist es ganz egal, ob es zufällig platzierte „gackernde, betrunkene“ Engländerinnen sind, sein ein paar Stunden später schon gar nicht mehr so sexy erscheinender One-Night-Stand (kein Spoiler, das Buch beginnt direkt damit, wie Jonah Sally im Zelt zurücklässt mit der Ausrede, er müsse nur mal aufs Klo…) oder seine „dürre, schmallippige“ Ex-Freundin Annika, an der er kein einziges gutes Haar lässt.

Generell hatte ich ein großes Problem mit der Darstellung von Frauen in diesem Buch. Liv soll nahbar wirken, da sie gerade keine Modelmaße hat, was ich nach wie vor extrem gut finde. ABER alle schlanken weiblichen Figuren mit Adjektiven wie „dürr“ und „sauer von den wochenlangen Buttermilchdiäten“ zu beschreiben und sie dazu zumeist als oberflächlich, egoistisch, zickig und hohl darzustellen, ging für mich gerade in einem Jugendbuch gar nicht. Und obwohl Livs offensichtliches Problem mit ihrem Körper, das Kalorienzählen und der Verzicht auf Essen sehr authentisch beschrieben wurden und ich es gut finde, dass dieser Aspekt überhaupt angesprochen wurde, hat die Autorin eines Jugendbuches es auch hier verpasst, auf einen gesunden Umgang mit Ernährung und Körper hinzuweisen. Sie hätte bloß Livs Weg der Heilung andeuten oder zumindest hinten im Buch weiterführende Kontakte oder Links angeben müssen, an die man sich wenden kann, wenn man in ähnlichen Denkmustern wie Liv gefangen ist.

Eingangs habe ich meine Festivalliebe erwähnt, deswegen hatte ich mir auch noch mehr Festivalatmosphäre erhofft. Die beiden schauen sich keine Band komplett an, wobei gerade Musik so sehr verbinden kann und ich mir etliche romantische Situationen vor einer Bühne vorstellen kann. Das hat mich leider sehr enttäuscht. Auch die Zeltplatzromantik kam sehr kurz, viel mehr wurden wirkliche Attraktionen (Stichwort Aussichtspunkte) auf und um das Festivalgelände herum in den Fokus gerückt.

Da ich also durchweg entweder wütend auf Jonahs Gedanken oder enttäuscht über das verschenkte Potential war, ist es kein Wunder, dass ich die Chemie zwischen den beiden Protagonisten überhaupt nicht gespürt habe. Ich habe mir ständig nur gewünscht, dass Liv und jede andere Frau von Jonah verschont bleibt. Vom Stil her fand ich das Buch in Ordnung. Es ist sehr umgangssprachlich geschrieben und einige Phrasen wurden mir zu oft wiederholt, aber ich kam schnell und flüssig durch das Buch durch.

Insgesamt bin ich leider sehr enttäuscht darüber, wie Jonahs Charakter modelliert wurde. Anfangs hatte ich Hoffnungen, dass Liv ihm den Spiegel vorhält und er sich vielleicht zum Besseren ändert. Zwar gibt sie ihm in einer Szene auch Kontra, wofür ich sie sehr bejubelt habe, allerdings bleibt es bei einer Szene und natürlich verändert diese auch nicht Jonahs Denkweisen. Das gesamte Buch war mir in mehreren Hinsichten zu problematisch und erhält daher leider auch keine Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Ein längst überfälliges Denkmal für Blanche Peyron!

Das Haus der Frauen
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Die Anwältin Solène funktioniert zwanzig Jahre lang hervorragend in ihrer Kanzlei bis zu einem Nachmittag, an dem ein Mandant sich vor ihren Augen das Leben nimmt, weil er für schuldig befunden und verurteilt ...

Die Anwältin Solène funktioniert zwanzig Jahre lang hervorragend in ihrer Kanzlei bis zu einem Nachmittag, an dem ein Mandant sich vor ihren Augen das Leben nimmt, weil er für schuldig befunden und verurteilt wurde. Sòlene rast in ein Burn-Out, eine so tiefe Hoffnungslosigkeit und Leere, dass sie keinen Sinn mehr in ihrem Leben findet.
Mit psychologischer Hilfe wird ihr ehrenamtliche Arbeit nahe gebracht und so landet sie schließlich im Palast der Frauen in Paris, einem der größten Frauenwohnheime Europas. Einmal die Woche bietet sie dort an, im Namen der Frauen zu schreiben. Dabei ist es ganz egal, ob es sich um offizielle Schreiben oder vertrauliche Briefe handelt. Schnell taucht sie tief in die Geschichten der Frauen ein, hinterfragt ihr eigenes Leben und findet Stück für Stück zurück.

Die Autorin Laetitia Colombani erzählt abwechselnd aus Sòlenes heutiger Perspektive und aus Paris ab dem Jahre 1925. Wir begleiten nicht zur Sòlene und die heutigen Bewohnerinnen sondern auch Blanche und ihren Ehemann Albin Peyron, die der Heilsarmee angehören und ihr ganzes Leben lang dafür kämpfen, Bedürftigen und vor allem Frauen in Nöten einen Platz und Perspektiven zu geben. Dabei stützt sich Colombani auf historische Fakten, denn Blanche und Albin haben wirklich gelebt und aufopferungsvoll um den Palast der Frauen gekämpft, der seit nun mehr als 100 Jahren in Paris Gutes tut. Die Mischung fand ich sehr gelungen und äußerst spannend. Von Blanche Peyron hatte ich bisher leider noch gar nichts gehört, nun habe ich mir ihren Namen und ihr beeindruckendes Werk tief eingeprägt!

Auch Sòlene als Protagonistin hat mir extrem gut gefallen. Wie sie langsam immer mehr abtaucht, zuhört, realisiert und nach einigen Rückschlägen ins Handeln kommt, fand ich sehr authentisch und schön zu begleiten. Berührend waren vor allem die vielen verschiedenen Schicksale und Geschichten der Bewohnerinnen, die sehr wahrscheinlich nur einen ganz minimalen Einblick in die Millionen von Frauenleben geben.

Das Haus der Frauen hat mir auch stilistisch sehr gut gefallen. Colombani kommt direkt auf den Punkt, es gibt wenig Schnörkel und jedes erzählte Detail ist exakt platziert. Sie gibt den Frauen genügend Raum und lässt ihre Erlebnisse einfach wirken. Das hat mich tief berührt, ebenso wie die Gemeinschaft und der Zusammenhalt, die aus so vielen verschiedenen Menschen und Schicksalen entstanden ist.

Ein wundervoller Roman, der nicht wegschaut und einer wahren Heldin ein Denkmal setzt.

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