Idee genial - Ende eher mangelhaft
Mind GamesIn Lunas Welt spielt sich das komplette Leben der Menschen in der virtuellen Welt ab. Keine Verletzungen mehr, keine Krankheiten. Was zunächst recht positiv klingt, ist aber eigentlich ziemlich erschreckend. ...
In Lunas Welt spielt sich das komplette Leben der Menschen in der virtuellen Welt ab. Keine Verletzungen mehr, keine Krankheiten. Was zunächst recht positiv klingt, ist aber eigentlich ziemlich erschreckend. Was passiert mit der echten Welt, wenn sich niemand mehr außerhalb seiner virtuellen Welt trifft? Wie können Menschen so Erfahrungen sammeln? Kann man so überhaupt einen Menschen wirklich fühlen und Gefühle für ihn entwickeln?
Luna als Verweigerin bekommt natürlich hautnah mit, wie sich ihr Umfeld abschottet, wie die Menschen eine Lüge leben. Sie selbst möchte keinen Chip, um in dieser virtuellen Welt zu leben. Auch ihre Großmutter rät ihr davon ab. Aber warum?
Dies gilt es eigentlich während der ganzen Geschichte herauszufinden. Warum reagiert Lunas Körper so aggressiv auf die virtuelle Welt? Warum kann Luna Dinge sehn, die andere nicht sehen? Was hat das alles mir ihrer Mutter zu tun?
Ich finde es einerseits erschreckend, wie real das Ganze gehalten wurde. Dass Eltern tatsächlich begeistert davon sind, dass Kinder nicht mehr rausgehen, um Erfahrungen zu sammeln, dass Menschen sich nicht mehr draußen verabreden, sondern nur noch virtuell. Wie soll die Menschheit da bestehen bleiben?
Mir wurde hier ziemlich Eindrucksvoll gezeigt, dass nicht jedes bisschen Modernisierung gut ist. Ich muss mich nicht von der virtuellen Welt so sehr beeinflussen lassen, sondern lieber die Echte Welt erleben und wahrnehmen. Wie viel Technik tut dem Menschen auf Dauer gut? Und sollte man jede Erneuerung mit Kusshand hinnehmen, oder lieber auch mal Dinge hinterfragen?
Mind Games regte sehr zum Denken an. Allerdings fühlte sich der komplette Text sehr kalt und Gefühllos an. Emotionen kamen überhaupt nicht bei mir an. Lunas Bewunderung für Gecko war mir nicht klar genug. Trotz angenehm einfachem Schreibstil, waren manche Sätze sehr abgehakt.
Wie auch schon bei Book of Lies wirkte auch hier das Ende, wie schnell mal Salopp hingeschrieben. Keinerlei Emotionen, viel zu hohes Tempo, keinerlei Kreativität obwohl die komplette Grundlage der Idee so unglaublich viel hergegeben hätte. Meiner Meinung nach, wurde gerade bei der Lösung der gesamten Geschichte unheimlich viel Potential verschenkt.
Die geschaffene Atmosphäre ist sehr beklemmend und düster gehalten und gibt eine angenehme Grundstimmung vor, die durchaus zur Idee und dem gewählten Setting passt, nur ist das auf Dauer einfach zu kalt für den kompletten Inhalt. Vor allem, wenn hier auch von Familienbande, Freundschaft und auch Liebe innerhalb und außerhalb der Virtuellen Welt berichtet wird.
Fazit: Die Story war grandios, verwirrend, aber auf seine Weise durchaus Spannend, auch ohne große Action geladene Szenen. Hier wird ein sehr komplexes Konstrukt aufgebaut und erklärt, bei dem man als Leser immer voll dabei sein muss, um auch die vielen aufkommenden Wendungen zu begreifen. Trotz kleiner Mängel auf emotionaler Ebene, wartet Mind Games mit einem Fingerzeig auf seine Leser. Man soll sich Gedanken machen über die eigene Zukunft. Dies ist ihr gelungen.