Anders, als erwartet und doch gut
Bloody MaryCover und Klappentext hatten mich schnell vom Kauf überzeugt. Die Idee hinter der Geschichte um Bloody Mary hat mich angesprochen und auch jetzt finde ich sie klasse. Allerdings hatte ich mir das ganze ...
Cover und Klappentext hatten mich schnell vom Kauf überzeugt. Die Idee hinter der Geschichte um Bloody Mary hat mich angesprochen und auch jetzt finde ich sie klasse. Allerdings hatte ich mir das ganze etwas anders vorgestellt.
Mary, anfangs noch auf Rache an ihrem Peiniger aus, wird relativ schnell "Handzahm" und macht charakterlich eine 180 Grad Wendung durch. Klar, sind viele Aktionen und Reaktionen aufgrund ihrer Vorgeschichte nachvollziehbar und doch ging mir das alles zu schnell und zu glatt. Ich habe hier einfach mehr Grusel erwartet, da ich anderen Rezensenten entnommen habe, dass sie sich nicht trauen würden, sie zu rufen. Schade eigentlich. Das war irreführend.
Avian ist ein sehr gelungener Charakter. Er hat interessante Gedankengänge, die ständig zwiespaltig sind. Seine Angst, gerade zu Beginn, kaufe ich ihm allerdings nicht ab. Das er diese relativ am Anfang abgelegt hat, ging mir wieder zu schnell. Dennoch ist er mutig und hat ein großes Herz.
Weitere Charaktere:
Joe ist Avians einziger und bester Freund. Er hat ihm von Bloody Mary erzählt und hilft ihm dabei, seine Schwester zu schützen. Joelina ist Joes Zwillingsschwester und auch sie versucht Avian zu helfen. Zoe, Avians 4 jährige Schwester ist noch viel zu klein, um den ganzen Trubel zu verstehen, der nach dem Rufen von Bloody Mary entsteht.
Gerade zum Anfang sind mir noch zu viele holprige Stellen gewesen. Ich habe auf den ersten Seiten so oft das Wort "Bloody Mary" gelesen, dass ich mich bemüht habe, schnell weiter zu lesen, da es einfach zu viel war. Inhaltlich war die Geschichte gut. Man konnte die Zerrissenheit von Mary sehr gut nachvollziehen. Ihre Annäherung an Avian war sehr süß umschrieben und wirkte so unschuldig, was so gar nicht zu der blutrünstigen Bloody Mary gepasst hat. Aber eben zu Mary Jane Wyler.
Im Laufe des Buches habe ich dann meinen Rhythmus gefunden und kam relativ zügig voran. Ich habe lange gerätselt, wie das Ende denn ausfallen würde. Würde Mary ihre Rache bekommen? Und was wird aus Avian?
Ich habe mir viele Szenarien ausgemalt, wie die Geschichte enden könnte, aber auf dieses war ich nicht gefasst. Ungläubig habe ich dann auf das Buch gestarrt, unfähig, irgendwas zu denken. Dann habe ich den Epilog gelesen. Noch einmal gut gerettet, Nadine!
Ohne den Epilog wäre ich definitiv zerstört gewesen. So konnte ich das Buch mit einem Lächeln zuklappen.
Man liest die Geschichte aus zwei Sichtweisen, von Mary und von Avian. Während in Mary der ständige Kampf mit sich selbst tobt, ist es bei Avian eher der Umgang mit seinen aufkommenden Gefühlen, die den Großteil der Geschichte ausmachen. Der Schreibstil wandelt sich im Buch und wird immer flüssiger. Die Kapitel haben eine für mich sehr angenehme Länge. Hin und wieder findet man ein paar Zeichnungen von Mirjam H. Hüberli im Buch, die perfekt zur Story passen.
Im Großen und Ganzen wurde ich hier gut unterhalten und konnte mich einfach wegdenken und die Reise von Mary und Avian genießen. Bloody Mary empfehle ich daher gerne weiter.