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Veröffentlicht am 25.06.2019

Ein Portrait, unangepasst und eigenwillig

Teufelsweiber
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Teufelsweiber von Carina Heer erschienen 2018 Benevento Verlag
Die Kurzabhandlungen und Einblicke in das Leben und Wirken der 100 Teufelsweiber beinhaltet eine Auswahl von Frauen aus verschiedenen Zeitepochen. ...

Teufelsweiber von Carina Heer erschienen 2018 Benevento Verlag
Die Kurzabhandlungen und Einblicke in das Leben und Wirken der 100 Teufelsweiber beinhaltet eine Auswahl von Frauen aus verschiedenen Zeitepochen. Von Kleopatra über Katharina II bis Nina Hagen sind Frauen, die die Welt auf den Kopf stellten, in diesem Buch vertreten. Die Autorin umschreibt mit ihren eigenen gewählten Worten diese mehr oder wenig geschichtsträchtigen Persöhnlichkeiten. Witzig, ironisch, unangepasst,... laut Klappentext, doch diverse Wortspielereien wirken nicht immer passend. Mit Interpretationen und den Bezug zur heutigen Zeit und Gesellschaft formt Carina Heer den Text in einer teils saloppen Sprache und einem Schreibstil, der modern wirken will. Sie stellt unbeantwortete Fragen in den Raum und drückt der Lektüre ihren eigenen Stempel auf, der jedoch Geschmackssache bleibt.
Das Inhaltsverzeichnis läd zum Stöbern im Buch ein. Wahllos erfolgt die Abfolge der Personen im Register. Dies macht die Lektüre zu einem kurzweiligen Vergnügen. Sucht man eine Persöhnlichkeit, muss man alle Namen in der Liste durchgehen, um fündig zu werden. Hier hätte ich mir ein wenig Ordnung hinsichtlich der Reihenfolge und gern auch präzise Zeitangaben zu den wichtigen Frauen gewünscht. Auch die zahlreichen Quellen und Tipps zum Nach-und Weiterlesen nehmen keinen konkreten Bezug auf genannte Personen oder Textstellen. Dies herauszufinden, bleibt dem Leser überlassen.
Fazit: Was Josephine Barker mit Madonna sowie Angelina und Co. zu tun haben soll, bleibt mir schleierhaft. Laut der Autorin sollte man Rosa Luxenburg nicht völlig unkritisch durch die rosarote Brille betrachten. ... Dieses vielversprechend angedachte Buch mag sicher einige Informationen vermitteln, doch die Art und Weise trifft leider nicht meinen Geschmack.

Veröffentlicht am 29.05.2019

Macht, Beständigkeit, Hoffnung und Rebellion

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Die Zarin und der Philosoph ein unterhaltsamer, historischer Roman von Martina Sahler, erschienen bei List
1762 möchte Sankt Petersburg, und das Zarenreich, gefangen im Absolutismus mit einer alleinherrschenden ...

Die Zarin und der Philosoph ein unterhaltsamer, historischer Roman von Martina Sahler, erschienen bei List
1762 möchte Sankt Petersburg, und das Zarenreich, gefangen im Absolutismus mit einer alleinherrschenden Monarchin, Katharina der Großen, gebürtig Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst, europäischer werden. Mit den beiden französischen Vordenkern Voltaire und Diderot sowie einem vom Preußen König Friedrich II gesannten Philosophen steht sie in regem Austausch. Doch Russlands Rückständigkeit, die klaffende Schere zwischen Adligen und Leibeigenen und der Aberglaube erscheinen als ein großes Hindernis auf dem Weg in Richtung westlich angelehnte Politik. In Anbetracht der Langamkeit der Umsetzung der fortschrittlichen Ziele nähert sich eine rebellische Brut einerseits brutal und körperlich, andererseits intelligent, schleichend und gefährlicher als je zu vor. ...
Martina Sahler hat mit ihrem Russland Roman ein bemerkenswertes Stück Geschichte eingefangen. Sie umspannt die Zeit von 1762 bis 1775. Neben dem historisch Gesagtem und der allgemeinen Stimmung im damaligen Zarenreich beeindruckte mich besonders die erzählte Geschichte und die Schicksale ihrer fiktiven Protagonisten. Zwischen historischen Größen etwickeln sich ihre Charakterstärken und mit ihnen eine äußerst spannende Erzählung. Ein angenehmer, bildhafter und zeitgemäßer Schreibstil begleitet die Handlung. Neben tragischen Vorklommnissen hebt die Autorin positive Szenen hervor und geleitet die lebensnahen, plausiblen Figuren aus Zwangslagen heraus auf einen optimistischen Weg. Die Liebe und ihre glückliche Fügung kommen nicht zu kurz. Beschreibungen im beherzten Maß ergänzen auf liebevolle Weise die Geschehnisse.
In zahlreichen Bildern beschreibt Martina Sahler die Gepflogenheiten und das Leben der höfischen Gesellschaft, die Ausstattung der Adligen, Regierungsangelegenheiten, Standesunterschiede und die Zwangslage der armen Bevölkerungsschicht sowie der Leibeigenen. Jede Figur steht für ihre Schicht und ihren Stellenwert in dieser Gesellschaft. So handeln die Zarin selbst, teils bewundernswert stark, manchmal herablassend, doch im Sinne des Volkes fortschrittlich und der Bildung förderlich, ihre Geliebten und deren Einfluss, der preußische Philosoph Stephan Mervier mit seiner Frau Johanna, der Dichter Boris Albrecht , Sonja, Emilio, Marija alle im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Viele legen sich in den Staub zu Füßen des Mütterchens und sehen ihre Herrscherin als ihre Bestimmung. Mancher zweifelt aber und versucht aus Konventionen und Standesdünkel auzubrechen. Dieses Buch zeigt die Hoffnung auf eine neue Zeit und den damit verbundenen Unwegsamkeiten mit Katharina der Großen als ihre Wegbereiterin.
Hilfreich befindet sich zu Anfang ein Personenregister mit einer Aufzählung von historischen und fiktiven Personen an verschiedenen Handlungsorten, eine Zeittafel von 1725-1775, ein Prolog sowie am Ende ein Epilog und ein erläuterndes, aufschlussreiches Nachwort. Trotz der 499 Seiten erscheint die Handlung, dank konstantem Spannungsbogen, kurzweilig und sehr interessant.
Fazit:Die Kullisse von Sankt Petersburg erstrahlt unter der Feder der Autorin in Schönheit und aufkeimendem Glanz. Man merkt beim Lesen, dass ihr diese Stadt sehr am Herzen liegt. Ein kraftvoller, überzeugender Roman, den ich sehr gern gelesen habe!

Veröffentlicht am 29.05.2019

Wege des Schicksals

Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf
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Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf Die Schönaus 1935-1957 der 2. und abschließende Band von Heike Wolf
Eigentlich wollten Lotte, Richard und Co. glücklich und in Freiheit zusammen leben, doch die Geshichte ...

Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf Die Schönaus 1935-1957 der 2. und abschließende Band von Heike Wolf
Eigentlich wollten Lotte, Richard und Co. glücklich und in Freiheit zusammen leben, doch die Geshichte hatte etwas anderes mit ihnen vor. Sie wurden, wie viele Menschen ihrer Zeit, zur Willkür der Macht und deren Systeme, derer sie entsprungen sind.
Nachdem ich die letzen Zeilen von "Bürgerin aller Zeiten" gelesen hatte, überfiel mich die Wehmut und die Sehnsucht nach dem Fortgang der bewegenden Familiengeschichte der Schönaus. Unbedingt wollte ich teilhaben an den Schicksalen jeder einzelnen Figur. Schwere entbehrungs-und verlustreiche Jahre liegen vor den Familienmitgliedern und ihren lieben Freunden. Dorchen, Lotte und Heinrich sind erwachsen geworden und mit ihnen ihre Ansichten vom Leben. In einer Zeit, die vor dem Würgegriff der Nazidiktatur steht, entwickeln sich unterschiedliche Standpunkte innerhalb aller Lieben. Wie jeder von ihnen diese Epoche bis 1957 erlebt, schildert Heike Wolf in stimmungsvollen, facettenreichen, oft traurigen Bildern. Realistisch fängt sie diese Zeiten von Krieg, Frieden, Trennung und Zusammenfinden ein. Dank glänzendem historischen Hintergrundwissen und einer exzellenten Recherche lesen sich die geschichtlichen Gegebenheiten leicht und verständlich. Eingebaut in Dialoge und passende Textpassagen befindet sich das Gelesene im Fluss und vermittelt wichtiges Wissen auf eine angeneme Art. Anhand von Briefwechseln zwischen Front und Heimat erscheint ein umfassendes Bild der damaligen Lage. Dieses Mittel nutzt die Autorin gekonnt und umgeht damit zu eindrückliche brutale Schilderungen. Ein emotionsgeladen behafteter Text ergibt sich aus der Besimmung der unterschiedlich denkenden Charaktere und deren teils schonungslosen Ansichten sowie den geschichtlichen teils grausamen Gegebenheiten. Jeder findet seinen Platz in Heike Wolfs Geschichte. Diejenigen, die nicht ins System passen, der Jude, den es zu verfolgen gilt, Flüchtlinge und Einquartierte mit ihren traumatischen Erlebnissen, Verhaftete, Kriegsgefangene bis hin zu den Nazi-Strafverfolgten, dem aufstrebenden zukünftigen DDR-Beführwortern und Gegnern.
Die fortlaufende Geschichte wird durch kurze Episoden aus dem Jahr 1989 unterbrochen. An einem vielerlei geschichtsträchtigem Datum, dem 9. November 1989, Lottes achzigsten Geburtstag endet der Blick auf eine Familie und ihren aufwühlende Weg durch prüfungsreiche und bewegende Zeiten und deren fatale Folgen.
Fazit: Mit ihren beiden Büchern "Bürgerin aller Zeiten" und "Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf" erschließt sich ein eindrückliches Panorama von 1913-1957. Unheimlich emotional und bewegend lesen sich die Zeilen rund um die Figuren der Schönaus aus Leipzig, die so auch aus der eigenen Familie stammen könnten. Fast jeder findet darin eine geflüchtete Tante von einem verlorenem Gut, einen an der Front gefallenen Onkel, einen noch immer vermisster Bruder, einen von den Russen verschleppten Großvater...
Jeder hätte wohl etwas zu erzählen und doch schweigen so viele in Anbetracht der schlimmen Erlebnisse. Darum sind diese beiden Romane aus der Feder von Heike Wolf so wertvoll, weil sie genau das erzählen, was niemals vergessen werden sollte und vergessen werden darf! Neben diesem Fakt beinhalten beide Roman zusammen eine bemerkenswerte Geschichte, die mich aufgewühlt hat und die mir gedankenschwere Lesestunden bereitet hat.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Wahrheit und Fiktion gekonnt vermischt

El Gustario de Mallorca und der tödliche Schatten
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El Gustario de Mallorca und der tödliche Schatten ein Krimi von Brigitte Lamberts erschienen Edition Oberkassel
Sven Ruge hat seine Lieblingsinsel Mallorca zum Traumdomizil auserkoren und ist dort seit ...

El Gustario de Mallorca und der tödliche Schatten ein Krimi von Brigitte Lamberts erschienen Edition Oberkassel
Sven Ruge hat seine Lieblingsinsel Mallorca zum Traumdomizil auserkoren und ist dort seit kurzer Zeit sesshaft geworden. Weiterhin verdient er sich seinen Unterhalt mit Aufträgen rund um seine Restaurantkritiken. In seiner Freizeit könnte er der Sonne Mallorcas frönen, doch der agile Kulinariker schlittert in ein brenzliges Abenteuer. Auf seinen Freund Manuel, eigens selbst Resaurantbesitzer, werden Attacken verübt, die recht kriminelles Potential in sich bergen. Als Manuel im Krankenhaus landet, bietet Sven ihm und seiner Familie Unterstützung an. Dank seiner neuen Bekanntschaften auf der Insel, die längst zu seinen Vertrauten zählen, kommt der smarte Deutsche einem grausigen Geheimnis aus Manuels Familiengeschichte auf die Spur - ein dunkles Kapitel in Mallorcas Geschichte...
Brigitte Lamberts versteht es, durch einen tollen Schreibstil, eine spannende Atmosphäre zu erschaffen. Die Kimihandlung mit den eingeflochtenen, historischen Rückblicken ist durchweg glaubwürdig. An manchen Stellen lief es mir eiskalt den Rücken hinab. In Anbetracht der Tatsache, das hier realistische, tragische Fakten Mallorcas aus einer fundierten Recherche eingeflossen sind, blickt man der Fratze des Grauen mitten ins Gesicht.
1936, die Zeit des Wandels und der brutalen Machtergreifung des Franco-Regimes und deren Folgen zeigen sich in episodischen Einblicken. Gerade dieser historische Teil und die dunkle Vergangenheit der Ballearen-Schönheit machen diesen Roman höchst interessant. Die Autorin lässt die Fäden aus der Vergangenheit gekonnt in der Gegenwart zusammen laufen und am Ende erschließt sich ein Gesamtwerk aus Kimi, Kulinarik, Reiseführer und hitorischem Drama. Besondere detailreiche Einblicke gewährt die Handlung in die spezielle Küche der Insel sowie deren besuchenswerte Lokalitäten. So hat Sven verschiede Lokale, Bars und Restaurants mit ihren Köstlichkeiten und Leckereien auf der Liste. Eine Auswahl an schmackhaften gerichten dazu findet sich im Anhang in Form von Menü-Vorschlägen mit Rezapten. Des Weiteren umspannt die Rahmenhandlung ein emotionaler Prolog am Anfang sowie die Nachbemerkung, die Aufzählung der Akteure, eine Karte Mallorcas, die Stammbäume der in Aktion tretenden Familien, Quellen zum historischen Hintergrund und eine Danksagung.
Fazit: Nach dem gelungen Auftakt mit El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier kann der zweite Teil El Gustario de Mallorca und der tödliche Schatten das Niveau hoch halten. Mit diesem Krimi taucht man in atemberaubende Lesestunden ein. Informationen zum spanischen Bürgerkrieg sind gekonnt verpackt. Lektüre, die begeistert, die ich gern weiterempfehle!

Veröffentlicht am 24.05.2019

Courage ist immer eine Frage der Perspektive

Cat Cat
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Cat Cat ein Kinderbuch von Tanja Kummer aus dem Aris Verlag
Nach der Trennung ihrere Eltern, sind Catrin und ihre Mutter kurz vor Weihnachten in eine größere Stadt umgezogen. Diese Veränderung zieht auch ...

Cat Cat ein Kinderbuch von Tanja Kummer aus dem Aris Verlag
Nach der Trennung ihrere Eltern, sind Catrin und ihre Mutter kurz vor Weihnachten in eine größere Stadt umgezogen. Diese Veränderung zieht auch einen Schulwechsel nach sich. In der kleinen Stadt, wo ihre Eltern ein Restaurant führten, war Catrin hip und angesagt. Hier ist sie eine von vielen und man schenkt ihr wenig Beachtung. Halt und Trost findet sie zu Hause bei ihrer betagten Katze Kira. Als diese stirbt, benimmt sich Catrin immer "kätzischer" und faucht sogar ihren Lehrer an. Plötzlich ist sie cool, nennt sich ab sofort Cat Cat und ist die Anführerin des neugegründeten Cat Clubs. Wer dort mitmachen will, muss eine Mutprobe bestehen. Diese werden bald immer gewagter und drohen aus dem Ruder zu laufen. Cat Cat hinterfragt, was sie da ins Rollen gebracht hat. ...
Das tolle glitzernde Cover mit dem Mädchen mit den grünen Katzenaugen ist beschreibend für die Geschichte und ein wundervoller Blickfang.
Tanja Kummer hat hier ein Buch über Verlust, Trauer, Loslassen und Neuanfang sowie den damit verbundenen Ängsten und Schwierigkeiten eines Kindes/Teenagers geschrieben. Wie wichtig Freundschaft und Ehrlichkeit dabei sind, Zusammenhalt und Mut, beschreibt die Autorin in einem kindgerechten Schreibstil und einem Buch mit kurzen Kapiteln und Abschnitten. Cat Cat wagt sich im Laufe der Geschichte langsam aus der eigenen Deckung. Sie beweist, dass sie mit ihrer Beherztheit und letztendlich ihrer Offenheit und Courage zur Wahrheit, etwas bewirken kann. Ein interessantes Buch, das Mut macht, Parallelen zum wahren Leben sucht und eine kleine Heldin mit Happy End hervorzaubert.
Ein außergewöhnliches Leseabenteuer. Die Bandbreite reicht von traurig bis irre witzig und abgefahren. Lesenswert, nicht nur für Katzenfreunde.