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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2018

Eine faszinierende Welt mit wahnsinniger Sogwirkung

Palace of Glass - Die Wächterin
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Da Palace of Glass - Die Wächterin von C. E. Bernard bereits nach kurzer Zeit in aller Munde war und durchaus geteilte Meinungen hervorbrachte, kam auch ich nicht drumherum, meine Neugierde zu stillen. ...

Da Palace of Glass - Die Wächterin von C. E. Bernard bereits nach kurzer Zeit in aller Munde war und durchaus geteilte Meinungen hervorbrachte, kam auch ich nicht drumherum, meine Neugierde zu stillen. An dieser Stelle möchte ich mich sehr bei penhaligon sowie dem Bloggerportal von Randomhouse für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares bedanken.


In Palace of Glass hat die Autorin eine wahrlich faszinierende aber auch beängstigende Welt geschaffen. Zwar spielt die Geschichte in der Zukunft mit all der modernen Technik, allerdings erscheint das Machtgefüge eher wie im Mittelalter. Und dies hat einen Grund, nämlich die Angst vor den Magdalenen. Diese haben eine besondere Gabe: Bei einer Berührung der bloßen Haut können sie in die Gedanken ihres Gegenübers eindringen. Nachdem dies von einigen zum Schlechten ausgenutzt wurde, herrscht große Angst, weshalb Berührungen jeglicher Art verboten wurde.
Schon allein darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn Berührungen nicht mehr erlaubt wären, finde ich unglaublich interessant. Durch diese Idee habe ich mur selbst noch einmal bewusst gemacht, wie selbstverständlich für uns doch Berührungen sind. Nicht nur beim Umgang mit nahestehenden Personen, so auch mit fremden Menschen, gibt man sich als erstes doch zunächst einmal die Hand. Ein Konstrukt, in der all dies nicht mehr möglich ist, finde ich wahnsinnig fesselnd.
Doch die Autorin geht noch weiter: Aus Angst vor geistiger Manipulation werden zudem auch jegliche Formen von Kunst und Kultur wie z.B. Theater und Literatur verboten, was ich allein beim Gedanken schon schrecklich finde. Wie langweilig muss ein Leben ohne all diese Einflüsse sein!
Mit gezielten Details hat C. E. Bernard es geschafft, dieses für mich völlig neue Weltbild nachvollziehbar zu schildern, ohne sich in seitenweise Erläuterungen zu verlieren. Der Schreibstil ist durchgängig flüssig und der Spannungsbogen permanent straff gespannt, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte.

Die Protagonistin Rea fand ich dabei äußerst sympathisch. Da sie selbst eine Magdalena ist, lebt sie in der ständigen Angst, erwischt zu werden. Sie tritt als wahnsinnig mutige Person auf und tritt für diejenigen ein, die ihr nahestehen.
Was ich etwas irritiert fand war der immer wiederkehrende Ausspruch "entgeistigt". Nachdem ich diese Wortschöpfung am Anfang sehr interessant fand, trat sie etwa in der Mitte des Buches gefühlt permanent auf und hat mich dann leider auch etwas gestört. Gegen Ende wurde dies jedoch auch wieder besser.

Auch die anderen Charaktere fand ich super dargestellt. Trotz der großen Anzahl konnte ich gut den Überblick behalten und obwohl sie zum Teil nur schwach beleuchtet wurden, förderte dies meine Vermutungen, welche Motive hinter ihnen stecken könnten.
Lediglich die Liebesgeschichte zwischen Rea und Robin hätte meines Erachtens etwas mehr ausgebaut werden können, da die Entstehung Gefühle für mich aufgrund der Kürze nicht gänzlich nachvollziehbar waren.

Obwohl für mich zu keiner Zeit Langeweile aufkam, übertraf das Ende doch noch alles. Zwar fand ich die Art und Weise, wie die Magdalenen in einen Geist eingreifen, irgendwie sehr nebulös, aber dennoch fieberte ich dauerhaft mit und bekam schlicht Herzklopfen, da ich so aufgeregt war. Palace of Glass - Die Wächterin endet zwar nicht in einem völligen Cliffhanger, dennoch ist die Geschichte noch längst nicht abgeschlossen und ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es weitergeht!


Fazit:

C. E. Bernard hat es mit Palace of Glass geschafft, eine Welt mit wahnsinniger Sogwirkung zu erschaffen, derer ich mich kaum entziehen konnte. Auch wenn es ein paar klitzekleine Schwächen gab, überzeugte.ich die Geschichte dennoch voll und ganz und erhält daher definitiv eine unbedingte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.05.2018

Eine tiefsinnige Geschichte über die Kraft und Bedeutung von Worten

Das tiefe Blau der Worte
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In den letzten Tagen begleitete mich Das tiefe Blau der Worte von Cath Crowley. Ich lernte Rachel und Henry kennen und verlor mich völlig in deren Realität.

Ich lernte Rachel kennen, die seit dem Tod ...

In den letzten Tagen begleitete mich Das tiefe Blau der Worte von Cath Crowley. Ich lernte Rachel und Henry kennen und verlor mich völlig in deren Realität.

Ich lernte Rachel kennen, die seit dem Tod ihres Bruders die Freude am Leben verloren hat. Eine Zukunft ohne ihn hat sie sich nie vorgestellt und kann dies noch immer nicht. Betrachtet sie den Mond, so ist dieser nicht fast voll sondern "drei viertel leer" (Cath Crowley, Das tiefe Blau der Worte, Seite 11). Sie ist sehr still und verschlossen, ganz anders, als sie dies früher war.

Parallel lernte ich Henry kennen. Den liebevollen, verträumten und wahnsinnig wortgewandten Henry. Er arbeitet in der Buchhandlung seines Vaters. Allein das fand ich schon mega, denn viele haben wahrscheinlich wie ich den Traum, wie es wäre, das Hobby zum Beruf zu machen. Howling Books ist jedoch keine normale Buchhandlung, denn ein wichtiger Bestandteil ist die Briefbibliothek. Sie beinhaltet Bücher, die nicht zu verkaufen sind, in die man jedoch reinschreiben darf - und dies sogar gewünscht ist. So erfährt man im Laufe der Geschichte, dass sich viele Paare über diesen Weg kennen- und lieben gelernt haben oder in schwierigen Zeiten darüber kommuniziert haben, wenn sie gewisse Dinge nicht aussprechen konnten.
Henry liebt die Buchhandlung über alles, was ihm jedoch erst bewusst werden muss. Im Laufe der Geschichte lernt er zu schätzen, was die ganze Zeit vor ihm lag. Denn für Henry sind Worte alles, sie können alles verändern, ohne Worte wären wir.

Als Rachel in ihre Heimatstadt zurück kehrt, um etwas Abstand zu gewinnen, trifft sie wieder auf Henry, ihren früheren besten Freund - und ihre erste Liebe. Und damit nimmt uns die Autorin mit in eine Welt aus Verlust, Freundschaft, Liebe, zu Zukunftsplänen und der Liebe zu Büchern.

Das tiefe Blau der Worte überzeugt auch ohne viel Tamtam und Action. Auch ohne die mega großen Wendungen ist die Geschichte rund um Rachel und Henry durchaus dramatisch und hat mich schlicht durch die unglaublich real wirkenden Szenen und die super authentischen Charaktere komplett gefesselt.
Dies ist vor allem dem durchweg flüssigen Schreibstil zu danken. Anhand wechselnder Perspektiven lernte ich beide Hauptcharaktere genau kennen und erfuhr deren Entwicklung beinah am eigenen Leib.
Super interessant fand ich den Briefwechsel, der zwischen den Kapiteln dargestellt wurde.


Fazit:

Das tiefe Blau der Worte hat mir unheimlich gut gefallen. Bücher sowie Worte bzw. deren Kraft und Bedeutung standen die ganze Zeit über im Mittelpunkt dieser tiefsinnigen Geschichte. Darum erhält es von mir eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.05.2018

Für mich leider nicht durchgehend überzeugend

Der Schwarze Thron 1 - Die Schwestern
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"Der schwarze Thron" von Kendare Blake hat mich fast zur Verzweiflung gebracht. Ich hasse es, Bücher abzubrechen, also hab ich mich mehr oder weniger gezwungen, es fertig zu lesen. Und dann kamen die letzten ...

"Der schwarze Thron" von Kendare Blake hat mich fast zur Verzweiflung gebracht. Ich hasse es, Bücher abzubrechen, also hab ich mich mehr oder weniger gezwungen, es fertig zu lesen. Und dann kamen die letzten 100 Seiten. Diese letzten 100 Seiten sind Schuld, dass ich nun doch Teil zwei lese. Aber von vorn:

Die Grundidee der Story hat mich schier umgehauen. Drei Schwestern, die nach der Geburt getrennt wurden und die sich gegenseitig umbringen sollen, sobald sie 16 sind, sodass die Verbliebene die nächste Königin wird. Das fand ich so ungewöhnlich wie brutal und einfach erstaunlich.
Für diese unglaublich faszinierende Geschichte wurde ein ebensolches System der dortigen Welt entwickelt. Passend dazu gibt es eine Karte, was mich sehr erfreute - ich liebe Karten in Büchern. Allerdings, und da hab ich mich irgendwie echt reingesteigert, sollte die dann auch zur Story passen. Wenn ich lese, dass eine Person von einer Stadt aus Richtung Süden geht und auf eine weitere Stadt zusteuert, dabei aber von "an der Westküste" die Rede ist, obwohl dies laut Karte die Ostküste ist, macht mich das rasend. Für manch anderen mag das kleinlich wirken, aber das fabd ich richtig schlimm und habe mich dann ständig drüber aufgeregt. Zumal dies nur ein Beispiel ist, was mir aufgefallen ist.

Auch bin ich zu Beginn nur schwer eingestiegen, was für mich mehrere Gründe hatte.
Zum einen lag dies bei mir am Erzählstil. Die Geschichte wird aus Sicht eines allwissenden Erzählers geschildert, womit ich mich einfach nicht anfreunden konnte, da ich nie das Gefühl bekam, mittendrin zu sein und mit den Charakteren mitzufühlen. Und dabei ist genau das der Punkt, den ich beim Lesen am meisten liebe, aber es wollte mir bei Der schwarze Thron einfach nicht gelingen.
Berichtet wird immer von anderen Schauplätzen, um auf diese Weise alle drei Schwestern im Blick zu behalten, was ich von der Idee her total gut finde, da ich Perspektivwechsel sehr mag. Allerdings traten schon zu Beginn jeweils nacheinander unglaublich viele Personen auf, die zum Teil nichts miteinander zu tun hatten, weshalb ich recht schnell den Überblick verloren habe was zur Folge hatte, dass ich immer wieder zurück blättern musste, was ich doch als recht nervig empfand.
Zudem wurden nicht ausschließlich die Schwestern genauer betrachtet, auch andere Personen standen teilweise im Mittelpunkt, was für mich teils auch einfach verwirrend war und noch mehr dazu beitrug, mich keinem der Charaktere nahe zu fühlen.

Allerdings, und das muss ich wiederum positiv anmerken, führte dieser Erzählstil dazu, dass ich mich nie entscheiden konnte, welcher der Schwestern ich nun den Thron gönne, sodass ich meine Meinung immer wieder änderte. Das fand ich sehr interessant und unterhaltsam, denn häufig konnte mich die Story an sich leider nicht mitreißen. Einzelne Passagen zogen sich ewig hin während andere für meinen Geschmack zu schnell abgehandelt wurden.

Was mir gut gefallen hat, sind die Veränderungen, die jede der drei Schwestern im Verlauf der Geschichte vollzog und überhaupt, wie unterschiedlich die drei doch sind. Während Katharine eher die Ruhige ist, erscheint Arsinoe als wahrer Wildfang und Mirabella ist sehr emotional.
Auch kommen immer wieder unterschiedliche Themen zum Vorschein, mit denen sich jeder schon mal mehr, mal weniger beschäftigen musste. Es geht um Selbstzweifel und gewinnendes Selbstvertrauen und um die Sorge um die, die einem am Herzen liegen.

Und während die ersten 350 Seiten für mich eher dahinplätscherten und ich darauf wartete, dass ich bald durch bin, flashten mich die letzten 100 Seiten umso mehr. Denn auf einmal nahm die Geschichte an Fahrt auf und hinterließ mich mit einer Reihe von Wendungen, die unfassbar viele Fragen offen ließen.


Fazit:

Diese für mich völlig neue und faszinierende Idee rund um die Schwestern ist sowohl düster und grausam als auch feinfühlend und tiefsinnig, sodass für mich eigentlich alles passte, da hinter der Idee so unglaubliches Potential steckt, was für mich jedoch hauptsächlich aufgrund der Erzählperspektive leider nicht voll ausgeschöpft wurde.
Das Ende jedoch hätte spannender nicht sein können, weshalb ich mich nun daran mache, Teil zwei zu beginnen.

Ich glaube auch trotz meiner vielen Kritik, dass Der schwarze Thron dennoch lesenswert ist für all diejenigen, die auf düstere Fantasy mit grausamen Intrigen stehen und die sich nicht daran stören, wenn keine emotionale Bindung zu den Charakteren entsteht.

Veröffentlicht am 14.05.2018

Außergewöhnliche Idee mit toller Umsetzung

Silberschwingen 1: Erbin des Lichts
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Nachdem ich bereits vor mehreren Wochen den Klappentext las, war ich nicht so überzeugt. Da ich jedoch so viele gute Meinungen darüber hörte, wollte ich dem Buch dennoch eine Chance geben. Und darüber ...

Nachdem ich bereits vor mehreren Wochen den Klappentext las, war ich nicht so überzeugt. Da ich jedoch so viele gute Meinungen darüber hörte, wollte ich dem Buch dennoch eine Chance geben. Und darüber bin ich sehr sehr glücklich!
Vielen Dank an NetGalley für das Rezensionsexemplar!

Vielleicht ist gelesen aber auch nicht der richtige Ausdruck. Gesuchtet, inhaliert - diese Wörter treffen es viel besser.

Die Autorin schafft in Silberschwingen eine mir völlig neue außergewöhnliche Welt. Es geht nicht um Vampire, auch nicht um Engel, sondern um völlig neue Wesen - eben die Silberschwingen. Und mit ihnen wird man nach London entführt, wo die Silberschwingen mitten unter den Menschen und doch unerkannt leben.
Obwohl bereits zu Beginn der Story recht viel los ist, schafft Emily Bold es mithilfe ihres mega Schreibstils, dass ich dennoch gut mitkam und regelrecht durch die Seiten geflogen bin. Immer wieder streut sie Informationen ein, sodass ich mich zurecht finden konnte, aber doch immer so wenig, dass Fragen zum Grübeln und Theorien aufstellen aufkamen. Es war durchgehend spannend, ich hatte kaum Zeit, Luft zu holen geschweige denn das Buch aus der Hand zu legen.
Die Geschichte wird durch zwei wechselnde Perspektiven erzählt. Obwohl es keinerlei Überschriften dazu gab, konnte ich doch durch die veränderte Erzählerperspektive diesen Wechsel gut nachvollziehen.
Die Schauplätze werden mit einfachen, kurzen Worten so detailreich beschrieben, dass man das Gefühl hat, vor Ort zu sein - was natürlich toll ist, denn man befindet sich in London.

Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet.
Mit Thorn konnte ich wunderbar mitfiebern und -fühlen. Obwohl sie erst 15 Jahre alt ist, wirkte sie weder kindisch noch übermäßig erwachsen. Mir gefiel es sehr, dass sie stets für das einstand, was sie für richtig hielt, auch wenn sie sich damit selbst in Gefahr brachte. Zwar erschien sie an einigen Stellen doch etwas gutgläubig, aber mit 15 darf man das ;)

Auch Riley hat mir total gut gefallen. Doch dies hat es mir sehr schwer gemacht, mich auf Lucien einzulassen. Lucien wirkte für mich sehr überheblich und undurchschaubar. Und dass er Thorn immer viel zu nahe kam, machte es für mich auch etwas schwer nachvollziehbar, weshalb sie dies dennoch irgendwie akzeptierte.
Zwischendurch fand ich es etwas schade, dass Riley und seine Shades so in den Hintergrund rückten und so gar keiner mehr an sie dachte, was jedoch zum Glück nur einige Kapitel lang andauerte.

Das Ende allerdings… Liebe Emily Bold, wie kannst du mir das antun!
Teil 1 der Silberschwingen-Reihe endet in einem fiesen Cliffhanger. Und wenn ich fies sage, dann meine ich auch fies. Und zwar richtig fies. Wie soll ich nun so lange warten, bis endlich Teil 2 erscheint? Diese letzten zwei Monate werden ewig dauern.

Fazit:

Silberschwingen konnte mich trotz anfänglicher Unsicherheit komplett überzeugen, weshalb ich auch eine ganz klare Leseempfehlung ausspreche vor allem für all diejenigen, die mal etwas völlig Neues lesen wollen und die es, so wie ich, lieben und gleichzeitig hassen, am Ende eines Bandes völlig fassungslos das Buch zuzumachen und die Tage zu zählen, bis der nächste Teil erscheint.

Veröffentlicht am 10.05.2018

Wahnsinnig berührend

All die verdammt perfekten Tage
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Normalerweise schreibe ich immer direkt eine Rezension, sobald ich ein Buch beendet habe. Bei diesem Buch allerdings war das anders. Ich saß vor einem leeren Dokument und konnte nichts schreiben. Denn ...

Normalerweise schreibe ich immer direkt eine Rezension, sobald ich ein Buch beendet habe. Bei diesem Buch allerdings war das anders. Ich saß vor einem leeren Dokument und konnte nichts schreiben. Denn die Geschichte ging mir sehr nah. All die verdammt perfekten Tage hat mich schlichtweg auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle geschickt.

All die verdammt perfekten Tage beinhaltet so viele unterschiedliche Themen.
Zum einen geht es um eine Liebesgeschichte. Aber anders als bei vielen anderen Geschichten wird diese nicht übertrieben dargestellt. Passend zum Alter verhalten sich auch die Charaktere, sie sind zum Teil unsicher und wissen dennoch, dass ihnen viel an dem anderen liegt. Auch versuchen sie, sich gegenseitig aufzubauen, was bei Violet auch funktioniert. Während es ihr immer besser geht, versinkt Finch immer weiter in den Depressionen.

Denn es geht auch um psychische Störungen. Wie fühlen sich Personen mit bipolaren Störungen und wie kann man Außenstehenden erklären, wie man sich fühlt?
Am allerwichtigsten finde ich jedoch die Botschaft, wie auch heutzutage noch viele mit psychischen Erkrankungen umgehen. Hat sich jemand das Bein gebrochen oder hat Krebs, ist dies für viele greifbar und dadurch nachvollziehbar. Auch der Tod eines Angehörigen ist nachvollziehbar und so erhält Violet jegliche Nachsicht. Doch Finch ist psychisch krank. Körperlich geht es ihm gut, also ist mit ihm alles in Ordnung. Aufgrund seines merkwürdigen Verhaltens macht sich kaum jemand die Mühe, die Gründe dafür zu hinterfragen, stattdessen ist er der Störenfried, der "Freak".

All dies finde ich sehr bedenklich, denn es führt vor Augen, mit welchen Vorurteilen psychisch Erkrankte noch heute täglich konfrontiert werden. Es regt zum Nachdenken an und lässt einen das eigene Handeln überdenken. Dabei ist die Geschichte einfach wahnsinnig berührend. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven lernt man Finch kennen und erfährt, dass er eine unglaublich liebenswürdige Person ist. Er sorgt sich um andere, baut Violet auf, obwohl es ihm selbst schlecht geht und möchte einfach nur als der Junge gesehen werden, der er hinter all seinen Eskapaden eigentlich ist.

Fazit:
All die verdammt perfekten Tage erhält eine definitive Leseempfehlung von mir! Und das nicht nur, weil die Charaktere unglaublich realistisch und nachvollziehbar dargestellt werden, sondern vor allem deshalb, weil ich finde, dass jeder über sich selbst nachdenken sollte. Denn häufig hört man allgemeines Verständnis in Bezug auf psychische Störungen, werden diese Personen jedoch selbst einmal direkt damit konfrontiert, handeln sie doch anders als zuvor gedacht.