Ein zärtliches literarisches Denkmal
LuziaFür die einen – die Großen, die Erwachsenen – ist es eine trostlose Welt, dieses Nachkriegswien. Eine Welt der Armut und Hoffnungslosigkeit. Eine Welt der ungewissen Zukunft. Doch für die achtjährige Luzia ...
Für die einen – die Großen, die Erwachsenen – ist es eine trostlose Welt, dieses Nachkriegswien. Eine Welt der Armut und Hoffnungslosigkeit. Eine Welt der ungewissen Zukunft. Doch für die achtjährige Luzia hält diese Welt so manches kleine Wunder bereit. Als Pflegekind der undurchsichtigen Frau Tóth, die regelmäßig von Frauen aufgesucht wird, um ihnen aus gewissen Schwierigkeiten zu helfen, ist sie wahrlich nicht auf Rosen gebettet. Doch das kleine Mädchen entdeckt kleine, zarte Lichtblicke, wo andere nur Finsternis sehen. Da ist ihr Onkel Leo, der so lieb und so fröhlich ist und sie hin und wieder besucht. Frau Tóths Untermieter Liszt, der Luzia gelegentlich mit ins Wirtshaus nimmt. Und ihre Mutter, die gewiss eine feine Dame sein muss, wohnt sie doch im Weißen Rössl.
Luzias überschaubarer Kosmos bricht jäh in sich zusammen, als sie in die „Bucklige Welt“ geschickt wird, um sich als Dienstkind bei Bauern zu verdingen. Gleichzeitig eröffnet sich dem Kind dort die Chance, mehr über die eigene Herkunft zu erfahren – und damit über sich selbst.
„Luzia“ ist die berührende Geschichte einer Kindheit vor dem Hintergrund sozialer und politischer Umwälzungen. Mit leisen Tönen und behutsamer Poesie, dabei klar und bildhaft zugleich, beschwört Daniel Stögerer eine dem Untergang geweihte Welt herauf, die Raum lässt für einzelne Schicksale, allen voran das der kleinen Luzia, deren reales Vorbild die Urgroßmutter des Autors ist. Und vielleicht ist es das, was mich ganz besonders und ganz persönlich berührt hat, ähnelt Luzias Kindheit doch in einigen Punkten der meiner eigenen Großmutter. Für mich ist „Luzia“ mehr als ein Roman, es ist ein zartes, zärtliches literarisches Denkmal.