buchgewordenes Popcornkino
Sieben Jahre späterDass Nikki und Sebastian überhaupt geheiratet haben, grenzt an ein Wunder, so unterschiedlich, wie die beiden sind: sie, die unangepasste, extrovertierte Künstlerin, er, der konservative Geigenbauer. Als ...
Dass Nikki und Sebastian überhaupt geheiratet haben, grenzt an ein Wunder, so unterschiedlich, wie die beiden sind: sie, die unangepasste, extrovertierte Künstlerin, er, der konservative Geigenbauer. Als ihre gemeinsamen Kinder, das Zwillingspärchen Camille und Jeremy, acht Jahre alt sind, trennt sich das ungleiche Paar. Camille bleibt bei ihrem Vater in Manhattan und führt ein überbehütetes Leben mit Geigenstunden und Privatschule, Jeremy zieht mit der Mutter in ein abgeranztes Loft nach Brooklyn, er darf sich - und auch sonst alles - ausprobieren, ganz im Sinne seiner freigeistigen Mutter. Sieben Jahre lang beschränkt sich der Kontakt der Eltern auf das Allernötigste. Doch dann verschwindet Jeremy und seine Eltern müssen sich notgedrungen zusammenraufen und überdies feststellen, dass sie offensichtlich kaum etwas über den gemeinsamen Sohn wissen. Apropos wissen: Was weiß Camille, die Zwillingsschwester? Woher kommt das Kokain in Jeremys Zimmer? Wer ist der Tote in der versifften Kneipe, in die sie eine erste Spur führt? Und dann ist da noch Nikkis neuer Freund, der Polizist Santos, der unbedingt „helfen“ möchte ... Was folgt, ist eine halsbrecherische Tour de Force, die das entzweite (?) Paar erst quer durch New York, dann nach Paris und schließlich nach Rio de Janeiro führt, ihrem vermissten Sohn auf der Spur.
„Sieben Jahre später“ von Guillaume Musso zu lesen, ist, als würde man einen Hollywood-Action-Film mit den obligatorischen Romance-Elementen anschauen. Buchgewordenes Popcornkino sozusagen. Nicht besonders tiefschürfend, die Figuren sind mehr Typ als Charakter und das Ende, zumindest was Nikki und Sebastian angeht, vorhersehbar. Aaaaber: es muss ja auch nicht immer weiß Gott wie anspruchsvoll sein. Denn der Roman ist zweifelsohne spannend, hält an einigen Stellen überraschende Wendungen bereit und hat so manche interessante Nebenfigur und natürlich ausgesprochen feine Schauplätze. Alles in allem ein Buch, das man an einem Sommernachmittag flugs weglesen kann und dabei solide unterhalten wird, ohne sein Gehirn allzu sehr anstrengen zu müssen.