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Veröffentlicht am 02.02.2024

Wollten wir mit so vielen möglichen Konsequenzen tatsächlich jünger werden?

Wir werden jung sein
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Das Cover zeigt eine mit Wasser gefüllte Sanduhr, zwei Protagonisten des Romans porträtierend: Verena, die zweifache Olympiasiegerin über 100 Meter Freistil im oberen Kelch und Charles, der wachsame Hund ...

Das Cover zeigt eine mit Wasser gefüllte Sanduhr, zwei Protagonisten des Romans porträtierend: Verena, die zweifache Olympiasiegerin über 100 Meter Freistil im oberen Kelch und Charles, der wachsame Hund von Prof. Martin Mosländer mit Blick auf das tropfende Etwas. Diese Sanduhr könnte als sinnvolles Symbol für die verrinnende Lebensspanne eines Menschen stehen, denn diese wird bei fünf Teilnehmern mit Herzleiden während einer klinischen Studie zur Reprogrammierung von Herzmuskelzellen unerwartet verlängert. Das Alter der Probanden incl. des behandelnden Arztes rangiert zu Beginn zwischen 17 und 80 Jahren, deren verschiedener Charakter und Lebensumfeld klar dargestellt wird, menschlich und realistisch überzeugend. Sehr interessant sind begleitend über den Zeitraum eines Jahres tiefgehende Überlegungen zu ethischen und gesellschaftlichen Fragen mit weltweiter Tragweite durch die biologische Verjüngung von Menschen. Die Lobbyisten der Kosmetik- und Anti-Aging-Industrie fordern den sofortigen Abbruch der Forschungsreihe, genau wie die Kirchen, die ausdrücklich davor warnen, in die göttliche Vorsehung einzugreifen. Umweltorganisationen befürchten eine Bevölkerungsexplosion und eine damit verbundene weitere Verschärfung der Klimakrise, wenn auf einmal alle länger leben. Die Rentenexperten sagen einen Kollaps des Systems voraus. Bisher wurde in der BRD erbittert über die Stammzellforschung und das Klonen gestritten, dazu wurde in Deutschland eine eher restriktive Rechtslage entwickelt und man kann jetzt nicht einfach so den menschlichen Jungbrunnen legalisieren. Menschen durch diese Medikation z.B. gezielt vor Alterskrankheiten zu schützen, würde aber viel Geld für Behandlungen und andere Medikamente einsparen, würde jedoch auch eine moralische Einordnung zur Frage einer allgemeinen Organspende-Pflicht oder einer ethischen Bewertung der assistierten Sterbehilfe verändern. Die Ungerechtigkeit würde auch innerhalb unserer Gesellschaft zunehmen, weil sich nur ein Teil der Menschen die Verjüngungsmedikamente finanziell leisten könnte, auch längst nicht alle in der Lage wären, ein verlängertes Leben finanziell abzusichern. Der Konflikt zwischen den Generationen würde sich verschärfen, müssten die Jüngeren dann eventuell auf Kinder verzichten bei zu erwartender Explosion der Erdbevölkerung. Wäre es unmoralisch, in den Lauf der Natur einzugreifen, das Gefüge der Generationen zu verändern? Würden wir dann eine Art Gesundheitsdiktatur errichten, die das Bevölkerungswachstum überwacht, wenn eine erdrückende Mehrheit der Menschen den Wunsch hat, länger zu leben? Würde zur ständigen medizinischen Betreuung als rechtliche Grundlage ein Paragraf aus dem Infektionsschutzgesetz angeführt, der wie bei der Corona-Pandemie dazu bestimmt war, im Falle des Verdachts einer gesundheitlichen Bedrohung einzelner Bürger oder ganzer Bevölkerungsgruppen eine »Sicherheitsquarantäne« wie z.B. in geschlossenen Abteilungen der Psychiatrie verhängen zu dürfen, die das Bewegungs- und Freiheitsrecht der betroffenen Personen einschränkte beziehungsweise komplett aussetzte? Können wir so nicht um unsere Freiheit gebracht werden? Die Regeln unseres Zusammenlebens würden sich ändern, die neue Freiheit würden wir mit der alten Freiheit bezahlen. Die Demokratie, die Bürgerrechte würden neu definiert werden müssen. Eine Revolution in den menschlichen Zellen würde auch die menschliche Gesellschaft revolutionieren. Weitere Diskussionspunkte werden in diesem spannenden Plot herauf beschworen.

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Veröffentlicht am 01.02.2024

Verschiedene Werteschemata ums Menschenleben

Trophäe
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Am Beispiel einer zunächst legalen Jagd eines Amerikaners in Afrika auf die Big Five, speziell auf die lizensierte, teuer bezahlte Jagd auf einen älteren Spitznashornbullen, dringt der Leser ein in eine ...

Am Beispiel einer zunächst legalen Jagd eines Amerikaners in Afrika auf die Big Five, speziell auf die lizensierte, teuer bezahlte Jagd auf einen älteren Spitznashornbullen, dringt der Leser ein in eine Atmosphäre von Afrikas wilder Natur mit Jägern auf Trophäenjagd, einheimischen Fährtensuchern und ausgesuchter Beute. Bereits durch die tödlichen Aktivitäten von Wilderern in diesem Reservat treten schwerwiegende moralische Fragen auf, denn Tiere hier stehen unter Schutz, diese Menschen hingegen nicht. Ihr Menschenleben ist nämlich bedeutend weniger wert als das Leben dieser Tiere in diesem geschützten Bereich. Dort lebt auch ein afrikanischer Stamm nach seinen Traditionen, Mythen und eigener Sprache, mit Jagderlaubnis auf ihrem während der Kolonisierung enteignetem Land zwecks Selbstversorgung der gesamten Dorfbevölkerung. Während der Beobachtung von zwei jungen Afrikanern bei ihrer traditionellen Jagd fällt der Vorschlag nach den Big Six. Im Klartext geht es nicht nur um die Hetzjagd auf einen Menschen als Beute, sondern vertraglich darf dann diese präparierte Trophäe sogar legal ausgeführt werden. Über diesen moralischen Zwiespalt hinweg entspannt sich nun für den erfahrenen, amerikanischen Jäger ein spannungsvoller Ablauf während der Jagd mit Einheimischen und gemeinsamem Kennenlernen, dann folgt tatsächlich mit großer, atmosphärischer Dramatik das vereinbarte Szenarium mit erschütterndem Ende. Zwei ethisch dermaßen verschiedene Welten treffen aufeinander mit Fragen ums Überleben und dem Tod, wortgewaltig mitreißend beschrieben. Nicht nur eigene, bisher wohlmeinende Gedanken zu Jagdsafaris könnten revidiert werden, generell könnte das Thema der Kolonisation weltweit durch die Weißen erneut reichlich Diskussionsstoff bieten nach dieser Literatur. Ein provokanter, eindringlicher Schreibstil zum Aufrütteln.

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Veröffentlicht am 30.01.2024

Nofretete in weltweitem Blitzlicht umfangreich beleuchtet

Die Königin
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Das farbig gestaltete Cover mit der Büste von Nofretete zeigt das Werk der ägyptischen Künstlerin Aiah Abdulwahhab. Das historisch ausgerichtete Sachbuch beschäftigt sich mit einem großen Spektrum von ...

Das farbig gestaltete Cover mit der Büste von Nofretete zeigt das Werk der ägyptischen Künstlerin Aiah Abdulwahhab. Das historisch ausgerichtete Sachbuch beschäftigt sich mit einem großen Spektrum von Geschichten und Wandlungen rund um diese weltberühmte Schönheit, die nun schon seit 100 Jahren in Berlin ausgestellt wird. Auf dieser weitgespannten Reise durch das alte Ägypten, China, Indien, Brasilien, die USA, Kairo und Berlin verwandelt sich die weibliche Büste zusammen mit ihrem Ehemann König Echnaton aus der Stadt Tell el-Amarna als Quelle des Individualismus und Monotheismus und einzigartigem Symbol der ägyptischen Nation zu einem Symbol von »Black is beautiful«, zur globalen Ikone auf der ganzen Welt mit einem hohen Wiedererkennungswert, ohne ihren nicht nur ästhetischen Zauber über mehr als drei Jahrtausende zu verlieren. Rechtliche und kulturelle Besitzansprüche an der Büste werden ausführlich und nachvollziehbar im kolonialen und imperialen Kontext im Wandel über diesen großen Zeitraum hinweg ausgeführt. Neben der Vergangenheit und Gegenwart wird auch die zukünftige Rückgabe von Kulturgütern wie diese Büste diskutiert. Jedoch dürfte der Standort des Originals keine große Rolle mehr spielen wie z.B. für Beyoncé durch die völlige Ablösung von der historischen Figur der antiken Königin aus der 18. Dynastie. Ein umfangreiches Sachbuch mit vielen Anregungen zu Diskussionen.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Die Büste der Königin Nofretete

Das Lächeln der Königin
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In zwei Teilen wird nicht nur die jüdische Familie James Simon in Berlin ab 1912 beleuchtet, sondern auch das politische Zeitgeschehen in Deutschland und die archäologischen Aktivitäten in Tell el-Amarna, ...

In zwei Teilen wird nicht nur die jüdische Familie James Simon in Berlin ab 1912 beleuchtet, sondern auch das politische Zeitgeschehen in Deutschland und die archäologischen Aktivitäten in Tell el-Amarna, Ägypten. Über den bedeutenden Fund der Nofretete durch den jüdischen Archäologen und Freund Ludwig Borchardt leitet der Roman im zweiten Teil über zur Bürde durch diesen Fund. Denn durch die politischen Wirren des 1. Weltkriegs verliert der einstige sehr vermögende Berliner und Baumwollfabrikant James Simon nicht nur seinen Besitz, sondern auch seinen bisherigen großen Einfluss als Kunstmäzen. Gezeichnet wird von ihm ein sehr sympathisches, mitmenschliches Charakterbild. Auch als kulturell sehr interessierter Mensch sticht er hervor. Die Beschreibungen des bürgerlichen Judentums in Berlin, der harschen Lebensbedingungen der Bevölkerung überzeugen ebenso wie die Einflechtung nationalistischer und antisemitischer Aktivitäten. Als ein Gründervater der Deutschen Orient-Gesellschaft (DOG) ist der Berliner Textilgroßhändler, Kunstliebhaber und Mäzen James Simon mit seinen Beziehungen zu Wirtschaft, Bankensektor und Industrie in die deutsche Geschichte eingegangen. Ein aufschlussreicher, sehr überzeugender Beitrag über die Büste der Königin Nofretete, die immer noch das bekannteste Exponat der Berliner Museumsinsel ist.

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Veröffentlicht am 28.01.2024

Frühling in Wales mit üblen Familien-Geheimnissen vergangener Zeiten

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
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Das blumige Cover mit fjordgrünem Hintergrund und herrschaftlichem Miniaturkomplex gibt die richtige Einstimmung auf den Buchinhalt. Auf zwei Zeitebenen – nämlich 1876 und in der Gegenwart - und mehreren ...

Das blumige Cover mit fjordgrünem Hintergrund und herrschaftlichem Miniaturkomplex gibt die richtige Einstimmung auf den Buchinhalt. Auf zwei Zeitebenen – nämlich 1876 und in der Gegenwart - und mehreren Örtlichkeiten wie das Daffodil Castle in Nefyn, Nordwales, Ventnor auf der Isle of Wight und London, überall dort entwickelt sich nämlich eine Szenerie voller Lügen, Erpressung, Intrigen, aber auch Liebe. Über damalige Therapien gegen die Schwindsucht wie z.B. Freiluftkuren erfährt man etwas, aber auch die Informationen über den Married Women’s Property Act von 1870 sind interessant. Die zunächst parallel verlaufenden Erzählebenen treffen sich in den geheimnisvollen Enthüllungen der Großmutter Mrs Fowler, der einstigen Herrin von Daffodil Castle – geschickt inszeniert. Die hier enthaltene Botschaft soll lehren, dass jeder seines Glückes Schmied ist, aber dass auch wie das Glück von Lady Charlotte bzw. Daphne Marcy und Frederic Fowler seinen Preis hat. Ein Neuanfang ohne üble Machenschaften wie Erpressung, Lügen etc. und die Bewältigung der negativen Vergangenheit sind immer möglich. Und die Moral von dieser Geschichte: Ehrlichkeit und die Wahrheit sind immer noch die beste Lebensstrategie. Gut erzählt!

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