Kein Krimi, sondern ein Roman!
Lichtjahre im DunkelDer Roman, in vier Teilen konzipiert, handelt zunächst von etwas langatmigen Nachforschungen des Detektiven Tabor Süden in Sachen Vermissung des Zeitschriftenhändlers Leo Ahorn, 48, beauftragt durch die ...
Der Roman, in vier Teilen konzipiert, handelt zunächst von etwas langatmigen Nachforschungen des Detektiven Tabor Süden in Sachen Vermissung des Zeitschriftenhändlers Leo Ahorn, 48, beauftragt durch die Ehefrau Viola Ahorn, 42. Die Charakterisierung des Ehepaares mit ihren Vorstellungen von Ehe und gemeinsamem Alltag, vom dem Siechtum geweihten Schreibwarenladen ist gut gelungen. Im zweiten Teil sorgt das Ermittlungsteam der Polizei rund um Oberkommissarin Fariza Nasri für etwas Spannung, durch Namensnennung eines bisher unbekannten Zuhälters, auch durch Violas Verfall in Schuldgefühle und Selbstzerstörung. Der Verdächtige, Georg Kramer, ehemaliger Umzugsunternehmer mit Schuldkomplex, steht im weiteren Teil mit seinem teils simulierten Gedächtnisverlust und Alkoholkonsum im Zentrum des Geschehens. Zu ihm gesellt sich ein geheimnisvoller Besucher aus der Berliner Halbwelt, sein bisher unbekannter Halbbruder Sandro Zille bzw. Fels, der für einige Wendungen im weiteren Verlauf bis zum erfolgreichen Ermittlungsende sorgt. Die Milieuschilderungen, auch die in der Kneipe Blaues Eck, haben Atmosphäre, kommen realistisch rüber. Die Durchschnittlichkeit, Knickrigkeit, all die Enttäuschungen und der Verlust von Lebensträumen nicht nur bei den Kneipenbesuchern, all dies wird wortgewandt beschrieben. Der Buchtitel mag sich auf Georg Kramer beziehen, der erst im Alter von 61 Jahren von der Existenz eines Halbbruders erfährt, wodurch aber nicht nur sein Leben starken Eruptionen unterliegt.
Eine gelungene tiefgründige Zeichnung von enttäuschten, kranken Menschen auf dunklem Hintergrund.