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Veröffentlicht am 06.12.2023

Erwachsen werden als Muslimin in NY

Zwischen zwei Monden
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Die Szenerie spielt in New York City, im muslimischen Emigrantenviertel Bay Ridge. Gezeichnet wird das Porträt einer ägyptischen Familie während des Monats Ramadan mit den 17-jährigen Zwillingen Amira ...

Die Szenerie spielt in New York City, im muslimischen Emigrantenviertel Bay Ridge. Gezeichnet wird das Porträt einer ägyptischen Familie während des Monats Ramadan mit den 17-jährigen Zwillingen Amira und Lina, Sie verbringen einen heißen Sommer zusammen mit ihrem älteren Bruder Sami, der unerwartet vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen, wieder in der warmherzigen Familie sichere Aufnahme findet. Thematisiert wird das Leben als unternehmungslustiger Teenager in Amerika und gleichzeitig als gläubige Muslimin voller Traditionen und Zwänge. Sehr interessant sind die vielen Details zum Ramadan mit Zeremonien wie z.B. Waschungen, Pflichtgebeten, Fasten, Speisen. Ebenso aufschlussreich sind auch die Überwachungsmechanismen und Arbeitsweisen des New York Police Departments, dokumentiert anhand der Reportagen im Roman: Ständig unter Beobachtung und ohne Haftbefehl werden amerikanische Muslime verhaftet. Der ehrliche Blick auf Rassismus, auf das feste Band der Schwestern und ihren Ängsten und ihrem Misstrauen innerhalb ihrer Community wird ergänzt durch Rückblenden der Eltern zu deren Auswanderungsgründen aus Ägypten. Die Hauptperson Amira Emam fühlt sich eingeengt zwischen zwei Monden: mit dem linken Arm zu dem blutigen Mond Samis, mit ihrem rechten Arm zum helleren Mond ihrer Zwillingsschwester Lina. Geschichten über Propheten wie Suleiman erinnern an 1001-Nacht. Insgesamt ein lebendiger, warmherziger, aber auch aufrüttelnder Roman über das Zusammenleben von Muslimen in NY nach 9/11.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Gibt es Glück in diesem zerrissenen Land?

Das Glück hat seine Zeit
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Der Originaltitel lautet A spell of good things - Ein Zauber oder Bann der guten Dinge. Das Cover zeigt die Hauptfiguren in starken lebensfrohen Farben, in gegensätzliche Richtungen blickend – das Glück ...

Der Originaltitel lautet A spell of good things - Ein Zauber oder Bann der guten Dinge. Das Cover zeigt die Hauptfiguren in starken lebensfrohen Farben, in gegensätzliche Richtungen blickend – das Glück suchend? Die Gliederung in vier Teilen beschreibt zunächst etwas langatmig die Lebensbedingungen der Hauptfiguren, des 17-jährigen Schülers Eniola und der 28jährigen Assistenzärztin Wuraola. Mit ihren Familien leben sie in sehr verschiedenen Welten: hier äußerste finanzielle Not, Hunger, Betteln, dort ein privilegiertes Leben im korrupten Nigeria rund um Ibadan. Ist zunächst der Zusammenhalt innerhalb beider Familien trotz aller Probleme noch ein positives, taktvolles Miteinander, entwickelt sich die Szenerie zu einem zerstörerischen, machtvollen Strudel, dem beide Familien nicht entkommen – ohne Gnade und Erlösung. Thematisiert werden Depression und Selbstmord durch Arbeitslosigkeit, fehlende Sozialdienste, schlechte gesellschaftliche Zustände nicht nur im Schulsystem, Misshandlung und häusliche Gewalt bei Frauen, Druck auf Frauen durch starre, traditionelle Normen, Mord und Korruption in der Politik. Besonders die weiblichen Charaktere treten als starke, weise Figuren hervor. Beide unterschiedlichen Welten der tragischen Hauptfiguren treffen sich schließlich, Zusammenhänge klar einfühlsam beschreibend. Zahlreiche typisch nigerianische Begriffe wie Wax Prints, Agbalumo, Aso-Oke, Harmattan, Gari etc. lassen die Kultur der Yoruba lebendig werden. Die Botschaft der Kritik am dortigen gesellschaftlichen und politischen System ist klar verständlich, eine ganz andere Welt als unsere westeuropäische.

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Veröffentlicht am 03.12.2023

Du weißt erst zu schätzen, was du hast, wenn du es verlierst.

Milchbar
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Das Cover zeigt in großer Unschärfe eine weibliche Brust, die Milchbar – passend zum Thema gewählt. Zwischen Stillen, Herumtragen und Wickeln des Neugeborenen enthält der Roman wenig Handlung. Die Realität ...

Das Cover zeigt in großer Unschärfe eine weibliche Brust, die Milchbar – passend zum Thema gewählt. Zwischen Stillen, Herumtragen und Wickeln des Neugeborenen enthält der Roman wenig Handlung. Die Realität von Mutterschaft wird realistisch eingefangen, denn eben noch frei und selbstbestimmt, muss die junge Frau, die Ich-Erzählerin, nun nach der Geburt den endlosen Bedürfnissen des Babys gerecht werden. Im neuen Leben mit postnataler Depression, mit Milchpumpe, Wochenbett-Netzhosen, riesigen Binden für ihren wunden Körper, springt die Autorin etwas gedanklich wirr in ihr vorheriges Leben, beschreibt daneben ihre völlige Selbstaufgabe in großer Einsamkeit, auch ihre teils perversen Gedanken John und das Baby betreffend. Ihre partnerschaftlichen Veränderungen werden ebenso angesprochen. Reflektionen über das Übersetzen von Texten und über Bryologie als der Wissenschaft von den Moosen spielen in diesem ehrlichen Mutterporträt eine nachrangige Rolle. Der Schreibstil ist teilweise brutal, sprüht nicht voller Begeisterung und Liebe für das Baby, sondern kämpft ich-bezogen mit der noch neuen Mutterschaft und ihrer körperlichen und seelischen Überforderung.

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Veröffentlicht am 02.12.2023

Wo einmal deine Wiege stand, nur dort ist auch dein Heimatland.

Auf dem Nullmeridian
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Der Erzähler ist ein in Kairo ausgegrenzter koptisch-christlicher Ägypter, der vor ca. 10 Jahren als Immigrant in London anerkannt wurde und als frustrierter Sozialarbeiter und Dolmetscher im sozialen ...

Der Erzähler ist ein in Kairo ausgegrenzter koptisch-christlicher Ägypter, der vor ca. 10 Jahren als Immigrant in London anerkannt wurde und als frustrierter Sozialarbeiter und Dolmetscher im sozialen Dienst der Stadtverwaltung seines Bezirks die Zuteilung von viel zu wenigen Sozialwohnungen bearbeitet, hier gesellschaftliche Missstände und zu viel Bürokratie aufführend. Seine Rückbesinnung an eine Kindheit und die wenigen Kontakte über soziale Medien machen sein starkes Heimweh nach Kairo spürbar. Doch jetzt wäre er dort ein Fremder wie jetzt noch immer in London, oft behandelt wie als Muslim. Thematisiert werden weiterhin seine Ohnmacht über die schlechten Lebensverhältnisse von Flüchtlingen und Demütigungen ihm gegenüber in dieser Demokratie voller Entrechteter, mit Speakers’ Corner im Hyde Park und dem Nullmeridian, einer Linie am Observatorium in Greenwich, die die Welt in Osten und Westen teilt. Anlässlich der Beerdigung eines jungen Syrers reflektiert der Autor über respektvolle heimatliche Beerdigungsriten mit Kondolenzfeier etc., über das gesellschaftliche Interesse hier an möglichst schnellen, kostensparenden Bestattungen. Voller Ohnmachtsgefühle und Gewissensbisse den Lebenden gegenüber möchte er wenigstens den Toten zu Nutzen sein und einen würdigen letzten Abschied bieten. Weitere Figuren wie Patrick der Baumwollmann, seine Arbeitskollegen, Frau A., Leute vor der ägyptischen Botschaft bei Solidaritätsdemonstrationen und seine ägyptischen Kontakte beleben den ansonsten tristen Arbeitsalltag des Erzählers. Sein Exkurs, wie man Freiheit und Meinungsfreiheit hier und in Ägypten praktiziert, strotzt vor Sarkasmus. Insgesamt die nachvollziehbare Beschreibung eines unbefriedigenden Lebens, vom National Health Service ausgegebene Fragebogen abzuarbeiten mit gelegentlichen Außenterminen, in der ungeliebten Fremde voller Rassismus und Missständen – ein trauriges, besinnliches Buch.

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Veröffentlicht am 01.12.2023

Tuổi trẻ thiếu tinh thurong. Kindheit ohne Liebe.

All die ungesagten Dinge
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Das Cover spiegelt die Zerrissenheit der Gefühle und die bruchstückhafte Mordaufklärung ideal bildlich wider. Cabramatta, ein Vorort von Sydney, hat tatsächlich in den 1990er-Jahren eine Heroin-Epidemie ...

Das Cover spiegelt die Zerrissenheit der Gefühle und die bruchstückhafte Mordaufklärung ideal bildlich wider. Cabramatta, ein Vorort von Sydney, hat tatsächlich in den 1990er-Jahren eine Heroin-Epidemie erlebt. Dort wohnen vorwiegend asiatische Flüchtlingsfamilien wie Familie Tran mit den Kindern Ky und Denny, deren Werte und Verhaltensweisen typisch sind für Immigranten aus Vietnam. Vieles wird nicht ausgesprochen, weder Gefühle noch die Wahrheit, wie hier zu Denny Trans Tod. Rund um sein schockierendes Schicksal ergreift seine große Schwester Ky die Initiative, um mehr über den Tathergang zu erfahren. Die Polizei zeigt großes Desinteresse an Problem-Migranten wie sie und ihren Migrantenproblemen, Zeugenbefragungen enden in mageren Stellungnahmen, meist in Lügerei. Deutlich werden dabei der Rassismus und die Ungerechtigkeiten, denen Asiaten in Australien damals ausgesetzt sind. Die tiefe Freundschaft Kys zu Minnie mit ihren bedrohlichen familiären Verhältnissen ohne Liebe überlebt trotz sehr verschiedener Lebenswege. Der schmerzhafte Verlust von Heimat, von Zugehörigkeit, von Selbstvertrauen spiegelt sich im Trauerverhalten von Kys Eltern wider, wohl übertragbar auf alle Flüchtlinge weltweit. Ihre Religion, der Buddhismus, und ihre Trauerrituale nach den Konfuzius-Regeln besonders in Tempeln werden ebenso wie die Mondneujahrsfeierlichkeiten mit den Löwentanzgruppen thematisiert. Insgesamt wird ein authentisches Bild über das Leben asiatischer Einwanderer in Australien gezeichnet.

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