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Veröffentlicht am 02.01.2024

Konfrontation mit familiären Wurzeln

Weiße Wolken
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Das Cover zeigt auf weißem Grund ungleich übereinander gelagerte Farbflecken in pink, blau und gelb, die verschiedene Sichtweisen zu Mutterschaft, Rassismus oder Sexismus ausdrücken könnten. In der - mathematisch ...

Das Cover zeigt auf weißem Grund ungleich übereinander gelagerte Farbflecken in pink, blau und gelb, die verschiedene Sichtweisen zu Mutterschaft, Rassismus oder Sexismus ausdrücken könnten. In der - mathematisch ausgedrückt – mittig vorhandenen Schnittmenge befindet sich vielleicht das hier beschriebene Familienideal. Die Charaktere der zwei gegensätzlichen Schwestern zeigen klare Abgrenzungen in ihren jeweiligen Lebensinhalten. Die Frage nach der Hautfarbe – weiß oder schwarz – birgt nicht nur politischen Sprengstoff für die jüngere Schwester. Durch die Konfrontation mit den familiären schwarzen Wurzeln im Senegal erfolgt scheinbar eine Harmonisierung in ihrem deutschen, weißen Umfeld. Der Buchtitel WEISSE WOLKEN steht vielleicht nicht nur für die die Überbleibsel von kleinen Verletzungen der Nagelstruktur unserer Finger, sondern eventuell auch für die feinen bis groben sprachlichen Verletzungen gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Besonders im ersten von drei Teilen wird an den Anschlag in Hanau in 2020 und den folgenden mangelhaften Polizeieinsatz erinnert, an das Sterben im Mittelmeer in Verknüpfung mit Rassismus und an die Black-Power-Bewegung von Angela Yvonne Davis in den USA sowie an die Ausbeutung der Frauen of Colour nicht nur zu Kolonialzeiten. Die Sehnsucht nach Zugehörigkeit steht auch im Raum.
Ein Buch zum Nachdenken über unsere multikulturelle Gesellschaft.

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Veröffentlicht am 27.12.2023

Interessante Erinnerungen verstreut wie Lichtungen.

Lichtungen
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Diese Erzählung ist eine Rückschau, beginnend bei Kapitel 9 mit der gemeinsamen Rückreise von Kato und Lev als Erwachsene auf einer Fähre. Die Gegenwart - aus der Sicht von Lev, einem mehr introvertiertem, ...

Diese Erzählung ist eine Rückschau, beginnend bei Kapitel 9 mit der gemeinsamen Rückreise von Kato und Lev als Erwachsene auf einer Fähre. Die Gegenwart - aus der Sicht von Lev, einem mehr introvertiertem, schüchternem Charakter erzählt – beschreibt ihn zusammen mit Kato, der Pflastermalerin, der mutigen Lebens-Künstlerin, in Zürich, seit einigen Wochen unterwegs in Frankreich, Deutschland, Schweiz. In neun Kapitel werden rückwärts wandernd Erinnerungen wie Lichtungen bis in beider Kindertage in Rumänien beschrieben, damals noch hinter dem Eisernen Vorhang zu Zeiten Ceauşescus. Diese Rückblende bietet Einblicke in ihre gegensätzliche Entwicklung während ihrer stillen, tiefgehenden Freundschaft, auch Einblicke in Lev´s Suche nach Identität, Zugehörigkeit, seiner Herkunft zwischen Siebenbürgen-Sachsen, Rumänen und Österreichern als Vorfahren. Eingebaut sind historische Fakten wie das Unglück im Atomkraftwerk bei Kiew, Tschernobyl, familiäre Begebenheiten wie die gefährliche Flucht des Großvaters Ferry in den Westen, Lev´s Arbeit im Sägewerk nebst dortigen Diebstählen und der allgemein knappen Versorgungslage, seiner harten Militärzeit im Tunnel, seiner einwöchigen Kur zusammen mit Ferry. Der Schreibstil ist sehr poetisch, gefühlvoll, teils philosophisch. Die zwei Hauptcharaktere sind in ihrer Gegensätzlichkeit gut beschrieben ebenso das dörfliche und familiäre Alltagsleben mit typischen Traditionen. Eine empfehlenswerte Lesereise in die Vergangenheit.

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Veröffentlicht am 19.12.2023

Die Unbestechliche Waltraud Horbas Maria von Welser 4* Eine interessante Frauenkarriere im Bereich Print, Hörfunk und Fernsehen in der BRD.

Die Unbestechliche
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Das Cover zeigt die unbestechliche, nur teilweise Unsichtbare mit Notizbuch, Stift und direktem, klarem, offenem Blick auf ihr Projekt in kräftiger Signalfarbgebung – sehr aussagestark, passend zur Biographie ...

Das Cover zeigt die unbestechliche, nur teilweise Unsichtbare mit Notizbuch, Stift und direktem, klarem, offenem Blick auf ihr Projekt in kräftiger Signalfarbgebung – sehr aussagestark, passend zur Biographie der Hauptperson. Mit der Hauptfigur Alice, der jungen Reporterin, sind Figuren und besondere Ereignisse aus den Kinderbüchern Alice hinter den Spiegeln und Alice im Wonderland verwoben, geschickt und kreativ gewählt. In den Anmerkungen zum Roman wird Bezug zur Wahrheit im Roman genommen: Ein sehr interessantes berufliches Frauenbild wird aufgezeigt neben der Sorge um zwei Kinder, Der Einsatz von Maria von Welser für Frauen, deren Rechten, gegen männliche Machtstrukturen wird auf einer Teilstrecke ihrer Karriere hier eindrucksvoll in der charaktervollen Alice verkörpert. Geschichtlich aufbereitet sind in den drei Teilen auch jeweils weltumspannende Ereignisse ab 1968: Studentenunruhen, Kalter Krieg, Pandemien, Hochwasser, Olympische Spiele 1972 in München. Das Spannungsfeld im Sportressort mit Ratten an Bord wird ausgiebig beleuchtet. Gedanken zu japanischen Haikus, den Gedichten mit siebzehn Silben, und den Strategien des Schachspiels werden ebenso passenden Raum gegeben. Insgesamt wird die Männerwelt im privaten wie beruflichen Bereich der renitenten, eigenwilligen Reporterin besonders beleuchtet, positiv wie negativ. Die jeweiligen Dialoge zeigen Tiefgang über verlorene und gelebte Träume, Anflüge von Nachdenklichkeit, Sinnkrisen und persönlicher Betroffenheit. Insgesamt eine sehr informative Teilbiographie über Maria von Welser.

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Veröffentlicht am 13.12.2023

Persönliche Ansichten in Zeiten der Pandemie.

Die Verletzlichen
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Das Cover zeigt den Papagei Eureka und eine Hortensien-Blüte, beides ist inhaltlich im Roman berücksichtigt. Der Buchtitel spielt an auf Zeiten rund um die Corona-Pandemie. Die Szenerie spielt in New York ...

Das Cover zeigt den Papagei Eureka und eine Hortensien-Blüte, beides ist inhaltlich im Roman berücksichtigt. Der Buchtitel spielt an auf Zeiten rund um die Corona-Pandemie. Die Szenerie spielt in New York im Frühling 2020. Hauptakteure sind die über 65-jährige Ich-Erzählerin, ein junger, frustrierter Mann nebst einem zu betreuenden Papagei. Reflektionen über gesellschaftliche, politische und zwischenmenschliche Themen unterstreichen die autobiographischen Angaben der Ich-Erzählerin, zu ihrer Kindheit, zu Autoren und deren Werken. Der Alltag und das ungeplante, ungewollte Zusammenleben in Zeiten der Pandemie werden beschrieben, bereichert durch Nachdenkliches vor allem zu Schreibblockaden, Zukunftsängsten, die einstige Freiheit des Trampens Richtung amerikanische Westküste. Auch hat diese Pandemie die Ich-Erzählerin gelehrt, kein Vertrauen mehr in unsere Fähigkeit zu haben, die existenziellen Probleme zu lösen. Der Schreibstil hat Tiefenwirkung, wenn insgesamt auch wenig Handlung aufkommt.

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Veröffentlicht am 02.12.2023

Wo einmal deine Wiege stand, nur dort ist auch dein Heimatland.

Auf dem Nullmeridian
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Der Erzähler ist ein in Kairo ausgegrenzter koptisch-christlicher Ägypter, der vor ca. 10 Jahren als Immigrant in London anerkannt wurde und als frustrierter Sozialarbeiter und Dolmetscher im sozialen ...

Der Erzähler ist ein in Kairo ausgegrenzter koptisch-christlicher Ägypter, der vor ca. 10 Jahren als Immigrant in London anerkannt wurde und als frustrierter Sozialarbeiter und Dolmetscher im sozialen Dienst der Stadtverwaltung seines Bezirks die Zuteilung von viel zu wenigen Sozialwohnungen bearbeitet, hier gesellschaftliche Missstände und zu viel Bürokratie aufführend. Seine Rückbesinnung an eine Kindheit und die wenigen Kontakte über soziale Medien machen sein starkes Heimweh nach Kairo spürbar. Doch jetzt wäre er dort ein Fremder wie jetzt noch immer in London, oft behandelt wie als Muslim. Thematisiert werden weiterhin seine Ohnmacht über die schlechten Lebensverhältnisse von Flüchtlingen und Demütigungen ihm gegenüber in dieser Demokratie voller Entrechteter, mit Speakers’ Corner im Hyde Park und dem Nullmeridian, einer Linie am Observatorium in Greenwich, die die Welt in Osten und Westen teilt. Anlässlich der Beerdigung eines jungen Syrers reflektiert der Autor über respektvolle heimatliche Beerdigungsriten mit Kondolenzfeier etc., über das gesellschaftliche Interesse hier an möglichst schnellen, kostensparenden Bestattungen. Voller Ohnmachtsgefühle und Gewissensbisse den Lebenden gegenüber möchte er wenigstens den Toten zu Nutzen sein und einen würdigen letzten Abschied bieten. Weitere Figuren wie Patrick der Baumwollmann, seine Arbeitskollegen, Frau A., Leute vor der ägyptischen Botschaft bei Solidaritätsdemonstrationen und seine ägyptischen Kontakte beleben den ansonsten tristen Arbeitsalltag des Erzählers. Sein Exkurs, wie man Freiheit und Meinungsfreiheit hier und in Ägypten praktiziert, strotzt vor Sarkasmus. Insgesamt die nachvollziehbare Beschreibung eines unbefriedigenden Lebens, vom National Health Service ausgegebene Fragebogen abzuarbeiten mit gelegentlichen Außenterminen, in der ungeliebten Fremde voller Rassismus und Missständen – ein trauriges, besinnliches Buch.

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