Profilbild von easymarkt3

easymarkt3

Lesejury Star
offline

easymarkt3 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit easymarkt3 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2024

Lou wollte Ordnung in ihre Erinnerungen bringen.

Juli, August, September
0

Über drei Monate hinweg an drei verschiedenen Standorten dreier Länder findet die Hauptperson Lou wichtige Informationen zu Vorfahren ihrer jüdischen Familie, alles Russlanddeutsche aus der Sowjetunion. ...

Über drei Monate hinweg an drei verschiedenen Standorten dreier Länder findet die Hauptperson Lou wichtige Informationen zu Vorfahren ihrer jüdischen Familie, alles Russlanddeutsche aus der Sowjetunion. Diese Zeit verhilft ihr zu einem besseren Selbstverständnis. Geht es zunächst im Juli um ihre kleine Familie inclusive Müttern in Berlin, folgt sie im August mit ihrer Mutter und Tochter Rosa einer Einladung zum Familientreffen auf Gran Canaria anlässlich Mayas Jubiläum, dem 90. Geburtstag. Dieser Verwandten reisen extra aus Israel an und Erinnerungen über die Kriegsereignisse und das Überleben der jüdischen Vorfahren in Russland zwischen 1941 und 1945 werden meist als Lügen enttarnt. Nicht nur um der Wahrheitsfindung willen reist Lou alleine weiter nach Israel, begibt sich in Jerusalem, Haifa und Tel-Aviv auf Spurensuche. Im Archiv der Yad-Vashem-Holocaust-Gedenkstätte findet sie viele Wahrheiten, auch endlich Antworten ihrer dortigen missgünstigen Verwandtschaft. Ein Roman mit Tiefgang in ausdruckstarkem Schreibstil:
»Wir geben uns so viel Mühe für eine Religion, obwohl wir nicht an Gott glauben, für eine Vergangenheit, an der kaum etwas gut war, für eine Zukunft, die maximal ungewiss ist, und für eine Identität, die wir selbst nicht mehr verstehen. .«
»Deutschland hat es nicht geschafft, unsere Familien auszurotten, aber die Sowjetunion hat es geschafft, dass sie alles vergessen haben, dass kaum noch etwas übrig geblieben ist.«

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.07.2024

Was für eine seltsame Dorfidylle!

Finster
0

Das Cover zeigt einen Fahrrad fahrenden Jungen, der im Mondschein in Richtung Wald fährt. Farblich passt das grelle Gelb auf schwarzer Umgebung ebenso gut zum Buchinhalt wie das Gegenständliche. Die ländliche, ...

Das Cover zeigt einen Fahrrad fahrenden Jungen, der im Mondschein in Richtung Wald fährt. Farblich passt das grelle Gelb auf schwarzer Umgebung ebenso gut zum Buchinhalt wie das Gegenständliche. Die ländliche, langweilige Dorfgemeinde im Odenwald ab 1986 mit ihren sehr seltsamen, älteren Einwohnern wird sehr gut beschrieben. Sowohl die genannten Musiktitel als auch die technischen Geräte im Bereich Fotografie versetzen den Leser passend in diese längst vergangene Zeit. In jeweils kurzen Kapiteln kommt nur Oskar als Ich-Erzähler zu Wort im Gegensatz zu weiteren Charaktere inclusive Hans J. Stahl, Kriminalkommissar a. D. als Ermittler. Mit der Einbeziehung einer örtlichen psychiatrischen Klinik lassen sich neben mysteriösen Geheimnissen der Dorfbewohner auch hier einige ermittlerische Sackgassen einbauen. Die amourösen Bande zwischen Hans J. Stahl und der Wirtin Geli kommen etwas unrealistisch rüber aufgrund des Alters beider Helden. Der ruhige Schreibstil und auch die Wortwahl könnten kreativer gewählt werden, um mehr Spannung zu erzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.07.2024

Deutschland – doch keine ideale Heimat für Zugewanderte?

Als wir Schwäne waren
0

Das Cover zeigt einen dunklen, großen Flügel, vielleicht als Röntgenbild dargestellt mit leichten Andeutungen von Federn und Knochen. Der Buchtitel Als wir Schwäne waren deutet an, dass diese Familie wie ...

Das Cover zeigt einen dunklen, großen Flügel, vielleicht als Röntgenbild dargestellt mit leichten Andeutungen von Federn und Knochen. Der Buchtitel Als wir Schwäne waren deutet an, dass diese Familie wie diese großen Zugvögel dorthin zieht, wo sie Ruhe und Sicherheit vermutet. Der Schwan ehemals für die Mutter Sinnbild für Eleganz verliert hier jedoch seinen hohen Wert.
Der Autor beschreibt in drei Teilen seinen Werdegang in einem sozialen Brennpunkt am Rande von Bochum in den 1990er Jahren. Neben Freiheit, Kränkungen, Gewalt, Kriminalität, Arbeitslosigkeit geht es auch um Würde und Stolz in der Welt der Eltern. Als Kind noch Automatik Cobra mit seinem Ninja-Namen zwischen seinen multikulturellen Freunden genannt, verwandelt sich Reza und seine nähere Umgebung hin zu mehr Kriminalität. Er sieht Armut, Misshandlung, Raub, Eigentumsdelikte, während Grönemeyer Bochum als »Blume im Revier« besingt. Angst, Schrecken und Furcht sind stabilere Währungen als Liebe, Vertrauen oder Freundschaft. Das sind ausdrucksstarke Bekundungen, die erschrecken. Überhaupt wandelt sich der Schreibstil bis zum dritten Teil über ihn und seine Kanaken-Freunde zu härterer Verbissenheit, stärkerer Anklage – immer unterwegs mit einem Messer versteckt im Hosenbein. Die bildliche Wortwahl z.B. beim PARASITENBAUM, der in seiner Wirkungsweise mit gewissen Orten verglichen wird, imponiert. Dieser Roman erzählt nicht nur von unangenehmen Erinnerungen des Autors, sondern rechnet auch mit diesem ihm immer noch fremden Land ab. No Happy-End!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.07.2024

Eine sehr komplexe Aufklärung vielschichtig verzahnt.

Tode, die wir sterben
0

Der frisch verwitwete Kommissar Jon Nordh und die strafversetzte nordschwedische Polizistin Svea Karhuu ermitteln in einem sehr komplexen Fall. Daneben hadern beide mit ihrer ganz persönlichen, auch emotionalen ...

Der frisch verwitwete Kommissar Jon Nordh und die strafversetzte nordschwedische Polizistin Svea Karhuu ermitteln in einem sehr komplexen Fall. Daneben hadern beide mit ihrer ganz persönlichen, auch emotionalen Befindlichkeit, die ausreichend beschrieben wird. Dabei wird der verschiedene Charakter der beiden Hauptfiguren gut beleuchtet neben ihrer diversen Lebenssituation. Das Lokalkolorit in und um Malmö mit kriminellen Stadtteilen wie z.B. Hermodsdal, mit rivalisierenden Gangs, mit Drogenhandel und ihren gewalttätigen Strukturen stellt die Bühne dar für mehrere Morde und Verhaftungen. Umfassend thematisiert werden Armut, Gettoisierung und zunehmende Gewalt auf den Straßen in Stadtvierteln mit Migrationshintergrund. Daneben finden sich aber auch eingestreute Kapitel in Kursivschrift, die die besondere Freundschaft zwischen Shishi und Taqi beschreiben. Die detailreiche Ermittlungsarbeit ist nachvollziehbar, kommt realistisch rüber. Der Schreibstil könnte jedoch etwas straffer geformt werden, um den Spannungseffekt zu verbessern. Nicht alle Stränge und Fäden sind aufgeklärt. Da hilft vielleicht die Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.07.2024

Eine leichte Sommerlektüre

Die Blütenfreundinnen
0

Das Cover in seiner floralen Gestaltung - mit violett blühendem Heidekraut und ähnlichen Blüten - weist ideal auf den hauptsächlichen Schauplatz des Romans hin: die Lüneburger Heide. Mit vier Frauen in ...

Das Cover in seiner floralen Gestaltung - mit violett blühendem Heidekraut und ähnlichen Blüten - weist ideal auf den hauptsächlichen Schauplatz des Romans hin: die Lüneburger Heide. Mit vier Frauen in einer zufälligen Zweckgemeinschaft entwickeln sich zunächst samstägliche gemeinsame Kochtreffs, bei denen ihre jeweiligen Probleme mit Partner, Familie, Arbeitsplatz oder beruflicher Selbständigkeit mit eigener Apotheke bzw. als Innenarchitektin offen zur Sprache kommen. Deren unterschiedliche Charaktere werden sympathisch vermittelt in teils humorvollen bzw. direkten Dialogen. Aus wechselnden Perspektiven erzählen diese Frauen in reiferem Alter in kurzen Kapiteln oberflächlich z.B. über ihre Arbeitssituation im Altersheim, über die Wohnverhältnisse mit verheirateter Tochter und Familie im Haus und sehr großem Garten, über Auftrags- und Finanzsituation bei Selbständigen. Als spannender Höhepunkt für dieses Frauenquartett entwickelt sich ein Lottogewinn, der frischen Wind und mehr Lebenslust herbei zaubert. Das Ende kommt zu unerwartet bei einigen offenen Strängen. Der Buchtitel ist nicht optimal gewählt für diese realistisch beschriebene, besondere Freundschaft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere