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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2024

Mathematik schert sich nicht um Fragen der Herkunft, des Alters und des Aussehens – wohl wahr!

Pi mal Daumen
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Der Romantitel entspricht dem Titel der Schülerzeitschrift der berühmten Kolmogorov Schule, einem Gymnasium mit dem berühmtesten Absolventen wie Daniel Johannsen, dem James Dean der Mathematik. Er nimmt ...

Der Romantitel entspricht dem Titel der Schülerzeitschrift der berühmten Kolmogorov Schule, einem Gymnasium mit dem berühmtesten Absolventen wie Daniel Johannsen, dem James Dean der Mathematik. Er nimmt in diesem universitären Ambiente eine sehr negative Rolle ein, während die endlose, tiefe Freundschaft zwischen beiden Außenseitern Monika Kosinsky, 53, und dem hochbegabten Oscar Maria Wilhelm Graf von Ebersdorff, 16, humorvoll in bildlichem Sprachstil präsentiert wird. Das Studienfach MATHEMATIK - mit Erwähnungen von der Taylor-Formel, dem Fixpunktsatz von Banach, der Regel von de L`Hospital oder der Klassifizierung der bereits bekannten sechs vierdimensionalen Politope - steht im Mittelpunkt zusammen mit dem äußerst ungleichen Freunde-Paar Moni und Oscar. Bis zur Verteidigung von Monis Bachelorarbeit im Uni-Hörsaal folgt der Leser dem Sonderling Oscar, dem Ich-Erzähler, wie ihn diese ungewöhnliche Freundschaft zu einem Wir-Gefühl befähigt. Der Plot über zwei Menschen aus zu unterschiedlichen Welten und Generationen wirkt zwar unrealistisch, gefällt jedoch durch die originellen Darstellungen der schillernden, warmherzigen Moni samt Anhang und dem alltagsuntauglichen Oscar mit elitärem Stammbaum.
Ein unterhaltsamer Roman mit entscheidenden, zwischenmenschlichen Wendungen.

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Veröffentlicht am 20.07.2024

Überzeugende Dialoge, tiefgehende Gedankengänge

Sobald wir angekommen sind
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Das Cover spielt auf Stadt und tropischer Natur in Brasilien an – ein wenig Dschungel mit Blick auf eine Großstadt im Hintergrund – passend zum Buchinhalt wie bei Stefan Zweig. Die Hauptfigur Ben Oppenheim ...

Das Cover spielt auf Stadt und tropischer Natur in Brasilien an – ein wenig Dschungel mit Blick auf eine Großstadt im Hintergrund – passend zum Buchinhalt wie bei Stefan Zweig. Die Hauptfigur Ben Oppenheim aus Zürich, ca. 50 Jahre alt, erzählt von seinen verschiedenen Nöten und Ängsten, auch hinsichtlich eines 3. Weltkriegs. Diesem will er als Jude rechtzeitig genug entfliehen wie damals Stefan Zweig, den er als jüdischen Schriftsteller verehrt. Wie dieser sucht er Ruhe und Sicherheit vor weltbewegenden politischen Kampfansagen aus dem Osten Europas - nicht in Petrópolis, sondern in Orlando, Recife. Ben reflektiert viel über seine Familie incl. Stammbaum, über seine kaputte Ehe mit Marina nach dem Nestprinzip, über das Judentum generell und über das brasilianische Exil von Stefan Zweig. Seine eigenen Arbeiten verknüpft er mit der Emigration des Literaten – vielleicht aus historischer Verpflichtung gegenüber dem Holocaust etc. Benns klare, romantisierte Vorstellung von Petrópolis wird schließlich entzaubert wie auch sein besonderes Verhältnis zu Julia, seiner jüngeren Geliebten. Die Selbstfindung und Klärung der Scheidungsproblematik wird durch räumliche Veränderung forciert. „Wir wollten frei sein und ungebunden. Wieso haben wir ein Leben gewählt, das nie unseres war?“
Die subtile, filigrane Hinführung im Schreibstil gefällt durch kreative, realistische Dialoge und Gedankengänge. Überhaupt wirkt das ganze Szenarium rund um die Ehekrise und das Judentum mit seinen Rassenmerkmalen, ständigen, tiefverwurzelten Ängsten und häufiger Flucht nachvollziehbar und überzeugend. „Nicht das Land, nein, die Tradition ist des Juden Heimat.“

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Veröffentlicht am 19.07.2024

Mordaufklärung durch eine Journalistin

Im Unterholz
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Das Cover zeigt verzweigtes Wurzelwerk des Waldes, quasi wie die tiefgehende Recherchearbeit der Hauptperson Vera Bergström, farblich größenteils in Schwarz-Weiß-Schattierungen gehalten. Die Kälte in Schwedens ...

Das Cover zeigt verzweigtes Wurzelwerk des Waldes, quasi wie die tiefgehende Recherchearbeit der Hauptperson Vera Bergström, farblich größenteils in Schwarz-Weiß-Schattierungen gehalten. Die Kälte in Schwedens nördlichen Wäldern ist hier fast fühlbar. Diese freiberufliche Investigativ-Journalistin, die keine Ermittlerin sondern Aushilfslehrkraft ist nach Schließung ihrer Zeitungszweigstelle. Ihr Leben mit 56 Jahren, mit Wechseljahren in ihrem beschaulichen Alltag und mittlerweile emotional verloren nach gescheiterter Beziehung, versprüht wenig Lebensfreude. Durch einen Mord in der Nähe ihres Wohnortes ergibt sich für sie die unerwartete Chance einer Hintergrundstory für ihre frühere Zeitung, bei deren Recherchen sie tief in die Vergangenheit des Mordopfers, risikoreich aber auch für sie und ihre Mitmenschen, verwickelt wird. Erzählt größenteils aus Veras Perspektive erhält man Einblicke in die dortige Kultur mit Elchjagd, Aktivitäten im Gemeindehaus etc. Über Landschaftsbeschreibungen, den Tourismusboom aus Norwegen mit Auswirkungen nicht nur auf den Immobilienmarkt und über die Wesensart dortiger Einheimischer im Raum Are erhält der Roman Lebendigkeit. Insgesamt wird der komplexe Sachverhalt, in dem das Mordopfer selbst nicht unschuldig ist, gut verständlich und nachvollziehbar realistisch dargestellt. Der ruhige Schreibstil hätte ein paar zusätzliche kreative Twists zwecks Erhöhung der Spannung vertragen.

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Spannend bis zum Ende

Letzte Lügen
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Das Cover zeigt eine fauchende, schwarze Katze vor vernebeltem helleren Hintergrund – passend für einen Thriller. Die Szenerie spielt in einem Feriendomizil für betuchte Menschen, einer Idylle in der ...

Das Cover zeigt eine fauchende, schwarze Katze vor vernebeltem helleren Hintergrund – passend für einen Thriller. Die Szenerie spielt in einem Feriendomizil für betuchte Menschen, einer Idylle in der Nähe der Stadt Ridgeville: in der Mc Alpine Familien-Lodge, seit Generationen in Familienhand. Die Flitterwochen von Will und Sara sollten hier wohl gelingen. Deren Charaktere, detailliert klar skizziert, könnten unterschiedlicher nicht sein. Familienmitglieder aus diesen abnormen Familienverhältnissen, scheinbar teils sehr verkorkste Psychopathen, aber auch die anwesenden Gäste erschaffen durch ihre sehr kreative Lügereien und geheimen Aktivitäten ein spannendes Netz aus nachvollziehbaren Verdächtigungen. Aus dem anfänglichen Tötungsdelikt entwickeln sich geschickt durchgeführte Ermittlungen, die mehr als nur Illegales, Gewalt und häuslichen Missbrauch offenbaren. Die vielen kreativen Wendungen in der Handlung machen es zu einem abwechslungsreichen Leseerlebnis. Die im Charakter sehr verschiedenen Figuren sind authentisch dargestellt und die vielen Details machen die jeweiligen Szenen sehr lebendig. Der bildliche Schreibstil lässt reichlich Gefühle für das jeweils Gute bzw. Böse aufkommen. So wird die scheinbare Idylle der Lodge zum Alptraum mit dem Leser mittendrin.
Ein tiefgehender Thriller.

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Veröffentlicht am 13.07.2024

Ein sehr ernstes Thema verabreicht mit einer Mischung aus Humor, Satire, Krimi und ein wenig Mystery

Ein Mann zum Vergraben
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Die Szenerie spielt im Corona-Lockdown in einem Vorort in Südostengland, Großbritannien mit kontrastierenden Frauen-Charakteren im Kern des dramatischen Geschehens. Rund um das Thema von jahrelanger häuslicher ...

Die Szenerie spielt im Corona-Lockdown in einem Vorort in Südostengland, Großbritannien mit kontrastierenden Frauen-Charakteren im Kern des dramatischen Geschehens. Rund um das Thema von jahrelanger häuslicher Gewalt in diversen Facetten unter Berücksichtigung dortiger ethnischer, religiöser Minderheiten geht es nicht nur um die tyrannischen Ehemänner und ihre heimliche Entsorgung, teils zufällig teils geplant aus Notwehr getötet. Entlang der Deadline von 14 Tagen, wenn Sallys toter Ehemann Jim im Büro sein müsste, hangelt sich mit vielen kreativen Ideen und der sukzessiven logischen Umsetzung - mit einigen unerwarteten Twists und Turns - das kriminelle Geschehen als roten Faden. Durch die Gründung einer Selbsthilfegruppe entwickeln diese Frauen Mut, Kreativität, neues Selbstbewusstsein neben der Erlangung von Freiheit und Selbstbestimmung ohne Trauer und Alpträume, ohne weitere Lügen und Verschweigen. Die Situation der Frauen als vormalige bloße Opfer bis zu ihrer Notwehraktion als Gewalttäterin wird eindrücklich beschrieben mit unüblichen, auch sehr gefahrvollen Auswegen. Bei den verschiedenen Frauenfiguren wird respektvoll auf deren kulturellen, sozialen und religiösen Hintergrund eingegangen.
Als nicht ganz realistisch kommt die Beschreibung der endgültigen Entsorgung der Männerleichen daher, was kräftemäßig Frauen schlecht bewerkstelligen könnten. Ehrenbasierte Gewalt im Zusammenhang mit Zwangsheiraten wird unterschieden von üblichen, oft langjährigen familiären Misshandlungen bei Frauen speziell während des Lockdowns.

Ein Buch zum Reflektieren!

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