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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2019

Mehr als gelungener historischer Roman zu einer umstrittenen Figur der deutschen Geschichte

Die Spionin der Charité
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Der Arzt Ferdinand Sauerbruch gehört mit Sicherheit zun den schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Als Chirurg unbestritten ein Genie, fällt die Bewertung seiner Rolle während des zweiten ...

Der Arzt Ferdinand Sauerbruch gehört mit Sicherheit zun den schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Als Chirurg unbestritten ein Genie, fällt die Bewertung seiner Rolle während des zweiten Weltkrieges bisher bedeutend zwiespältiger und widersprüchlicher aus.
Der Historiker und Autor Christian Hardinghaus hat sich nun unter Bezugnahme auf neue Quellen mit der Figur Ferdinand Sauerbruch auseinandergesetzt. Neben einer Biographie ist dabei auch dieser Roman entstanden, der sich im wesentlichen auf Jahre 1941 bis 1945 konzentriert und sich vom Grundsatz her eng an die tatsächlichen Geschehnisse in diesem Zeitraum hält. Allerdings nimmt sich der Autor die künstlerische Freiheit, vorhandene Lücken durch fiktive Ergänzungen zu füllen. Aus diesen Gründen werden hier auch in einigen Fällen die Namen einzelner Figuren geändert. Genauere Erläuterungen dazu liefern die Anmerkungen am Ende des Buches.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht aber nicht Sauerbruch selber, sondern die junge Lily Hartmann, die eigentlich nach Berlin kommt, um eine Stelle als Krankenschwester an der Charite zu bekommen, dann aber zur Chefsekretärin des Arztes wird. In dieser Funktion wird sie auch schnell Mitglied des sogenannten Donnerstagsclubs, den Sauerbruch ins Leben gerufen hat. Und schon bald nimmt sie eine Schlüsselrolle bei den gefährlichen Aktivitäten dieser Widerstandsgruppe ein.

Dem Autoren gelingt es hier einmal mehr mit seiner gut aufgebauten Geschichte und seinem packenden Schreibstil, den Zeitgeist der damaligen Zeit einzufangen und dann auch glaubwürdig und nachvollziehbar zu transportieren.
Der Hauptteil der Geschichte wird dabei in eine Rahmenhandlung eingebunden, die im Jahre 1974 spielt, als Lily einem amerikanischen Journalisten die Geschichte des Donnerstagsclubs erzählt. Diese Rahmenhandlung ist aber keineswegs eine bloße Klammer, sondern fügt der Geschichte noch einige zusätzliche Facetten hinzu und ergänzt sie so auf hervorragende Art und Weise.

Am Ende steht dann ein rundherum überzeugendes Gesamtergebnis, das nicht nur spannend unterhält, sondern auch noch tiefe Einblicke in ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte bietet.
Auch wer sich für Hintergründe und ergänzende Informationen zur zweiten Staffel der Fernsehserie "Charite" interessiert, wird mit diesem Buch bestens bedient.

Veröffentlicht am 13.03.2019

Spannender Psycho-Thriller um eine junge Frau ohne Erinnerung

Auf Null gesetzt
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Mit diesem Buch liefert die Autorin Sylvia Kaml einen spannenden Psycho-Thriller ab, der mich bestens unterhalten konnte.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine junge Frau, die völlig ohne Erinnerung ...

Mit diesem Buch liefert die Autorin Sylvia Kaml einen spannenden Psycho-Thriller ab, der mich bestens unterhalten konnte.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine junge Frau, die völlig ohne Erinnerung an ihre Identität und ihre Vergangenheit in einer Frankfurter Privatklinik erwacht.
Der behandelne Arzt, ihre Eltern und ihr Verlobter versuchen zwar, ihre Erinnerungen zurückzuholen, verstricken sich dabei aber schnell in Widersprüche und wecken so das Mißtrauen der jungen Frau.
Und so beschließt sie, zu fliehen und sich selbst auf die Spuren ihrer Identität zu begeben.
Doch wem kann sie in ihrem Zustand noch trauen ?

Die Autorin erzählt die Geschichte fast ausschließlich aus der Perspektive der jungen Frau und so kann man beim Lesen wunderbar miträtseln, wer oder was für ihren Zustand verantwortlich ist, und muss ebenfalls in mühsamer Kleinarbeit herausfinden, was hier Wahrheit und was Lüge ist.
Der packende Schreibstil lässt einen nur so durch die gut aufgebaute Geschichte fliegen, die einige überraschende Wendungen liefert und am Ende auch mit einer schlüssigen Auflösung und einem spannenden Showdown aufwarten kann.
Leichte Schwächen gibt es nur bei der Figurenzeichnung, die neben einigen vielschichtig angelegten Charakteren auch ein paar Protagonisten liefert, denen es etwas an Tiefe mangelt und die dadurch doch sehr schnell zu durchschauen sind.
Dies kann den insgesamt positiven Gesamteindruck aber nur wenig schmälern.

Wer auf spannende Psycho-Thriller steht, wird hier bestens bedient und unterhalten.

Veröffentlicht am 13.03.2019

Unterhaltsame Kolumnen aus den Niederungen der Kreisliga

Falscher Einwurf
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Dieses Buch stellt einige der besten Beiträge zusammen, die der Autor Christoph Rehm in seiner seit einigen Jahren erscheinenen wöchentlichen Kolumne in der Zeitung "Rheinfalz" veröffentlicht hat.

Die ...

Dieses Buch stellt einige der besten Beiträge zusammen, die der Autor Christoph Rehm in seiner seit einigen Jahren erscheinenen wöchentlichen Kolumne in der Zeitung "Rheinfalz" veröffentlicht hat.

Die angenehm kurzen Kapitel führen uns hinab in die Niederungen der Kreisliga und damit in den Bereich des Fußballs, in dem gemäß Herbert Grönemeyer "das Herz noch zählt und nicht das große Geld".
Und so begegnen wir hier auch den typischen Protagonisten, die jeder kennt, der regelmäßig auf den Asche-, Rasen- oder neuerdings Kunstrasenplätzen dieser Republik unterwegs ist.
Neben Spielern, Trainern und Schiedsrichtern sind hier natürlich auch der Platzwart, der Vereinswirt und der typische Fußball-Rentner vertreten.
Der Autor versieht seine Beiträge dabei immer mit einem gewissen Augenzwinkern, ohne dabei die ganze Angelegenheit komplett ins Lächerliche zu ziehen.
Denn jeder, der selber mal dort aktiv war, weiß: Die Kreisliga ist alles, aber ganz sicher kein Spaß.

Wer also mal wieder vom grenzenlosen Kommerz des Profifußballs genervt ist, kann problemlos zu diesem Buch greifen und weiß schon nach wenigen Seiten wieder, was im Fußball wirklich wichtig ist und was diesen wunderbaren Sport doch so ausmacht.

Veröffentlicht am 08.03.2019

Spannender Thriller, der das Thema des religiösen Fundamentalismus auf ausgewogene Art behandelt

Roh
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Mit diesem Buch legt der Autor Uli T. Swidler einen fulminanten Thriller vor, der sich mit dem Thema des religiösen Fundamentalismus bzw. Terrorismus und seinen Folgen auseinandersetzt und dabei neben ...

Mit diesem Buch legt der Autor Uli T. Swidler einen fulminanten Thriller vor, der sich mit dem Thema des religiösen Fundamentalismus bzw. Terrorismus und seinen Folgen auseinandersetzt und dabei neben spannender Unterhaltung auch reichlich Raum zum Nachdenken bietet.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Kölner Polizist Carl Gruber, der während eines Einsatzes in eine gezielt aufgebaute Falle läuft, bei der ein 15-jähriger Junge mit seiner Dienstwaffe erschossen wird. Obwohl er aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird, verliert er seinen Job und auch seine Ehe zerbricht.
Fortan versucht er als Privatdetektiv mehr schlecht als recht über die Runden zu kommen und sucht verzweifelt nach Beweisen, um seinen Namen wieder reinzuwaschen. Die Spuren führen ihn zu Meti Arslan, dem Kopf einer islamischen Parallelwelt mitten in Köln. Bei seinen Nachforschungen gerät er ins Visier eines international agierenden, radikal-christlichen Netzwerkes mit Namen "Caring Christians" und droht, zwischen die Mühlsteine der beiden skrupellosen Organisationen zu geraten.

Mit seinem packenden Schreibstil konnte mich der Autor schnell in den Bann seiner gut aufgebauten Geschichte ziehen, so das ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte.
Carl Gruber ist zu Beginn der Geschichte alles ander als ein Sympathieträger, macht im Laufe der Geschichte aber eine erstaunliche und zugleich glaubwürdige Entwicklung durch, mit der er bei mir doch noch ordentlich punkten konnte. Auch die weiteren Charaktere sind durchweg vielschichtig angelegt und für so manche Überraschung gut.
Zudem gelingt es dem Autoren, das Thema des religiösen Fundamentalismus ausgewogen zu behandeln und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Insbesondere die Hauptfigur Carl Gruber und seine ehemalige Kollegin Lena Gülec mit ihren türkischen Wurzeln tragen dazu einen gehörigen Anteil bei.

Wer auf spannende Thriller zu hochaktuellen Themen steht, wird hier bestens bedient und mit einer außergewöhnlichen Geschichte belohnt, die nach der Lektüre noch längere Zeit nachhallt und zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 04.03.2019

Thriller-Debüt mit spannender Geschichte, aber auch leichten Schwächen bei der Figurenzeichnung

Der Schotte
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Der deutsche Autor M.P. Roberts liefert bei seinem Debüt einen spannenden Thriller ab, der vor dem Hintergrund des Nordirlandkonfliktes spielt, und neben einer durchaus überzeugenden Geschichte leider ...

Der deutsche Autor M.P. Roberts liefert bei seinem Debüt einen spannenden Thriller ab, der vor dem Hintergrund des Nordirlandkonfliktes spielt, und neben einer durchaus überzeugenden Geschichte leider auch ein paaar Schwächen bei der Figurenzeichnung aufweist.

Der schottische Millionär John McConley will im Spätsommer 1993 eigentlich nur ein paar Tage in Irland ausspannen, als er unvermittelt auf seine alte Liebe Eve Faulkner trifft, deren Onkel vor fast 25 Jahren für den Mordanschlag auf Johns Eltern verurteilt wurde.
Die Widersehensfreude fällt aber kurz aus, nach einem brutalen Überfall stirbt Eve schließlich in Johns Armen. Beim Versuch, ihren Tod aufzuklären, stößt John in ein Wespennest und gerät zwischen die Fronten eines gnadenlosen Konfliktes. Wem kann er jetzt noch trauen ?

Punkten konnte das Buch bei mir durch eine gut aufgebaute Geschichte, die mit einigen überraschenden Wendungen aufwartet, und den packenden Schreibstil. Auch der Nordirlandkonflikt wird gut herausgearbeitet und insgesamt überzeugend in die Geschichte eingebunden. In Sachen Lokalkolorit hätte ich mir aber doch noch ein wenig mehr gewünscht.
Bei den handelnden Personen habe ich grundsätzlich schon ein wenig gebraucht, um einen Zugang zu ihnen zu finden. Die größten Probleme hatte ich dabei ausgerechnet mit der Hauptfigur John McConley, dessen Handlungsweisen ich an einigen Stellen nicht so recht nachvolziehen konnte. So ist mir diese Figur mit zum Ende doch so ein wenig fremd geblieben.

Insgesamt ein Debüt mit Potential, aus dem man aber meiner Meinung nach mehr hätte machen können.