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Veröffentlicht am 13.09.2017

Erschreckend realitätsnaher Thriller, der mich absolut überzeugen konnte

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Nach dem Buch "Blutzucker" packt der Autor Leif Tewes auch mit dem neuesten Fall mit Kommissar Berg und seinem Team wieder ein heißes Eisen an, ohne sich dabei zu verbrennen.

Im Mittelpunkt der Geschichte ...

Nach dem Buch "Blutzucker" packt der Autor Leif Tewes auch mit dem neuesten Fall mit Kommissar Berg und seinem Team wieder ein heißes Eisen an, ohne sich dabei zu verbrennen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Maschinenbauer Thomas, der sich nach einem nächtlichen Überfall durch ein paar Bewohner des nahegelegenen Flüchtlingsheimes von einem Arbeitskollegen zu einer Veranstaltung der Partei "Die besseren Deutschen" (DbD) mitschleifen lässt. Schnell verfängt er sich in den einfachen Parolen der Partei und lässt sich immer tiefer in deren grenzwertige Aktionen verstricken. Als er eine eher zufällige Entdeckung macht, ändert sich plötzlich alles und er muss eine Entscheidung treffen, die ihn in große Gefahr bringt.

Leif Tewes hat für dieses Buch sehr aufwendig recherchiert, ist dabei auch der AfD unter einer falschen Identität beigetreten und hat das innenleben dieser Partei ein Jahr lang aus nächster Nähe erleben dürfen bzw. müssen. Diese Insiderkenntnisse merkt man dem Buch auch an, die DbD ist schon sehr stark an die AfD angelehnt, sogar einige Originalzitate aus dem Umfeld der Partei finden sich hier wieder. Auch werden das eine oder andere Mal kleine Spitzen gegen reale Personen rund um die AfD in das Geschehen eingestreut und sorgen für kurze Schmunzler und Aha-Erlebnisse.

Dennoch steht hier doch eindeutig die spannende Story und das erschreckende Szenario, das der Autor hier entwirft, im Vordergrund. Die Geschichte ist gut aufgebaut und kommt erschreckend realitätsnah rüber. Die Charaktere sind durchgehend gut gezeichnet und dabei äußerst vielschichtig. Der Schreibstil ist zwar grundsätzlich ziemlich packend, kommt aber streckenweise vielleicht doch etwas zu nüchtern rüber, etwas mehr Emotionen an der einen oder anderen Stelle hätte dem Ganzen gut getan.
Das ist aber Kritisieren auf ganz hohem Niveau, insgesamt konnte mich das Buch auf ganzer Linie überzeugen, zudem leistet es einen überzeugenden und wichtigen Beitrag zu den Themenkomplexen Rechtspopulismus und Fake-News.

Ein Buch, das keinen kalt lässt, und das ich jedem Krimi- und Thrillerfan, der sich für aktuelle politische Themen und Entwicklungen interessiert nur wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 12.09.2017

Klasse-Thriller, der von der ersten bis zur letzten Seite zu überzeugen weiß

Der Totensucher
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Das Buch "Der Todesprophet" von Chris Karlden gehörte im letzten Jahr zu meinen absoluten Thrillerhighlights. Um so gespannter war ich auf dieses Buch und ich habe mich im Vorfeld gefragt, ob der Autor ...

Das Buch "Der Todesprophet" von Chris Karlden gehörte im letzten Jahr zu meinen absoluten Thrillerhighlights. Um so gespannter war ich auf dieses Buch und ich habe mich im Vorfeld gefragt, ob der Autor wohl das hohe Niveau des Vorgängers halten kann. Nun kann ich mit Überzeugung sagen, er kann.

Die letzten zwei Jahre waren für den Polizisten Adrian Speer ein einziger Alptraum. Seit seine Tochter Lucy entführt wurde, macht er sich bittere Vorwürfe, weil er sie im entscheidenen Moment allein gelassen hat. Seine Frau und sein Sohn haben sich von ihm abgewandt und versuchen einen Neuanfang. Adrian setzt die Suche verzweifelt fort, bis er nach einem waghalsigem Alleingang bei einem Undercover-Einsatz vom Dienst suspendiert wird.
Nun bekommt er in einer neuen Abteilung für besonders grausame Gewaltverbrechen die Chance für einen Neuanfang. Zusammen mit seinem neuen Partner Robert Bogner ermittelt er in einem Mordfall, dem kurz darauf ein weiterer Mord nach gleichem Muster folgt. Als Adrian auf dem Handy des zweiten Opfer ein aktuelles Foto von Lucy entdeckt, bekommt der Fall urplötzlich eine ganz neue Dimension ...

Dieses Buch hat alles, was einen guten Thriller ausmacht: eine clever aufgebaute Geschichte mit zahlreichen überraschenden Wendungen und gleich mehreren Aha-Effekten bei der Auflösung, einen packenden Schreibstil, der das Kopfkino mit seinen bildhaften Beschreibungen mächtig ankurbelt und die Leser mit jeder Seite tiefer in die Geschichte hineinzieht, so das man das Buch überhaupt nicht mehr aus der Hand legen kann bzw. will und nicht zuletzt interessante, gut gezeichnete und vor allem vielschichtige Charaktere in den Haupt- und auch den Nebenrollen, mit denen man gerne mitfiebert.
Dies alles wird hier zu einem absolut stimmigen Gesamtbild zusammengesetzt, das mich auf ganzer Linie nicht nur überzeugen, sondern sogar begeistern konnte.

Chris Karlden spielt längst in der 1. Liga der deutschsprachigen Thrillerautoren und muss sich dabei vor der namhaften Konkurrenz keineswegs verstecken.

Nun liegt die Meßlatte für das nächste Buch wieder ein ganzes Stück weiter oben.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Schwieriges Thema, kurzweilig und ansprechend verpackt, der provokante Stil des Buches regt zum Nachdenken an

Homo Deus
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Der Geschichtsprofessor Yuval Noah Harari wagt sich in diesem Buch an ein schwieriges, aber zugleich wichtiges Thema: die Zukunft des Homo Sapiens.
Der immer weiter fortschreitende technische Fortschritt ...

Der Geschichtsprofessor Yuval Noah Harari wagt sich in diesem Buch an ein schwieriges, aber zugleich wichtiges Thema: die Zukunft des Homo Sapiens.
Der immer weiter fortschreitende technische Fortschritt ist Fluch und Segen zugleich. Sind wir Menschen überhaupt in der Lage, mit dieser rasanten Entwicklung Schritt zu halten ? Entwickeln wir uns immer mehr vom Homo Sapiens zum Homo Deus und nehmen dabei gottähnliche Züge und Fähigkeiten an ? Oder schaufeln wir uns gerade unser eigenes Grab und schaffen die Grundlagen für unseren Untergang, weil wir irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft im Sinne der Evolution schlicht und einfach überflüssig sind ?

Harai verpackt seine Ausführungen und provokanten Thesen (insbesondere zum Thema Glaube und Religion, auf das er sich zwischenzeitlich schon ziemlich einschießt) zu diesem komplexen Sachverhalt und die zugehörigen Zukunftsprognosen in eine ansprechende und fast schon populär-wissenschaftliche Form, die zum Nachdenken und vor allem auch zum Diskutieren anregt. In einem zuweilen lockeren Plauderton haut er seinen Lesern unangenehme Wahrheiten um die Ohren und konfrontiert uns mit beunruhigenden Zukunftsaussichten. Die gut gewählten Beispiele und Berichte zu sowohl praktischen als auch eher abstrakten Experimenten, Statistiken und Untersuchungen unterstreichen seine Ausführungen auf gelungene Art und Weise und tragen wesentlich zum Verständnis bei.
Dabei sind seine Argumente alles andere als neu, vieles von dem, was Harai hier ausführt, ist nur allzu bekannt und schon oft benannt und beschrieben worden. Der hier gewählte globale Zusammenhang und vor allem die Verknüpfung der einzelnen Teilbereiche miteinander, wirft aber oftmals einen ganz neuen Blick auf diese Sachverhalte und lässt einen vieles davon mit völlig anderen Augen sehen.

Ein wichtiges Buch und vor allem ein gelungener Diskussionsbeitrag zu einem Thema, das uns alle angeht und daher auch nicht kalt lassen sollte.

Veröffentlicht am 06.09.2017

Gelungener Auftakt einer Reihe über den 100-jährigen Krieg

Legenden des Krieges: Das blutige Schwert
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Der englische Autor David Gilman legt hier den insgesamt gelungenen und vielversprechenden Auftakt einer 4-teiligen Serie über den 100-jährigen Krieg vor, der mich trotz leichter Schwächen gut unterhalten ...

Der englische Autor David Gilman legt hier den insgesamt gelungenen und vielversprechenden Auftakt einer 4-teiligen Serie über den 100-jährigen Krieg vor, der mich trotz leichter Schwächen gut unterhalten und zudem davon überzeugen konnte, auch die weiteren Bände zu lesen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Steinmetz Thomas Blackstone, der sich im Jahre 1346 zusammen mit seinem taubstummen Bruder Richard gezwungenermaßen den Truppen des englischen Königs Edward anschließt, als Richard beschuldigt wird, eine junge Frau ermordet zu haben. Auf dem Feldzug durch den Normandie lernen Thomas und sein Bruder die Grauen des Krieges kennen und müssen schon bald erbittert und rücksichtslos um ihr Überleben kämpfen.

Dem Autoren gelingt es mit seinem packenden Schreibstil, den bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino mächtig ankurbeln, und seinem fundierten Wissen zu den geschichtlichen Hintergründen die brutale und unbarmherzige Zeit des Mittelalters vor dem geistigen Auge seiner Leser entstehen zu lassen. Mit einem hohen Erzähltempo, einer gut konstruierten Geschichte, die mit einigen überraschenden Wendungen aufwartet, und einem nahezu durchgängigen Spannungsbogen, der nur im letzten Abschnitt stellenweise ein wenig durchhängt, lässt er seine Leser am Leben und Leiden des Thomas Blackstone teilhaben.

Die zahlreichen Protagonisten des Buches sind zwar insgesamt gut und glaubwürdig charakterisiert, allerdings wird die Hauptfigur dabei streckenweise fast schon zu einer Art Superheld hochstilisiert. Dies nimmt dem Aufstieg des einfachen Steinmetztes zum Bogenschützen und später dann zum Ritter ein Stück weit seine Glaubwürdigkeit. In der Figur und seinen zahlreichen Schicksalsschlägen steckt noch einiges mehr an Potential, das in diesem Band (noch ?) nicht vollständig genutzt wird.

Trotz dieses leichten Kritikpunktes überwiegen aber die positiven Eindrücke des Buches bei weitem. Wer an historischen Romanen im allgemeinen und an Geschichten aus dem Mittelalter im speziellen Gefallen findet, wird hier bestens unterhalten.

Veröffentlicht am 05.09.2017

Würdiges Ende einer großartigen Krimi-Reihe

Totalausfall
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Mit dem 9. und letzten Band bringt die Autorin Lucie Flebbe ihre Krimireihe um die junge Lila Ziegler und den Bochumer Privatdetektiv Ben Danner nun zu einem überzeugenden und würdigen Ende.
Lassen sich ...

Mit dem 9. und letzten Band bringt die Autorin Lucie Flebbe ihre Krimireihe um die junge Lila Ziegler und den Bochumer Privatdetektiv Ben Danner nun zu einem überzeugenden und würdigen Ende.
Lassen sich die einzelnen Bände der Reihe grundsätzlich auch einzeln lesen, empfiehlt es sich hier aber auf jeden Fall, die anderen Bücher zu kennen. Insbesondere den direkten Vorgänger "Am Boden" sollte man auf jeden Fall vorher gelesen haben, da die Story direkt an das schockierende Ende dieses Buches anschließt.

Lila hat den Selbstmordversuch, den sie nach den Enthüllungen zu ihrer verdrängten Vergangenheit und zum Tod ihrer älteren Schwester begangen hat, mit knapper Not überlebt. Um einer Zwangseinweisung zu entgehen, lässt sie sich freiwillig in eine psychosomatische Fachklinik in Bochum einweisen, sucht aber eigentlich nur verzweifelt nach einer Möglichkeit, ihrem Leben doch noch ein Ende zu setzten. Als in der Klinik ein Mord geschieht, muss sie sich entscheiden: Lässt sie ihren kriminalistischen Instinkt noch einmal erwachen oder gibt sie sich vollends ihren inneren Dämonen hin.

Auch wenn die Geschichte formal alle Grundvoraussetzungen eines Krimis erfüllt, spielt die Mördersuche diesmal eigentlich nur eine ziemlich untergeordnete Rolle. Im Mittelpunkt steht hier eindeutig die Figur Lila Ziegler und ihr komplett durcheinandergeratenes Innenleben.
Der Autorin gelingt es dabei mit einem, wie immer, packenden Schreibstil auf vortreffliche Art und Weise, die inneren Konflikte ihrer Hauptfigur herauszuarbeiten und für die Leser greifbar zu machen. Man taucht beim Lesen ganz und gar in die Figur ein und leidet förmlich mit ihr mit. Oftmals will man sie dabei sogar packen und schütteln, um sie wieder zur Vernunft zu bringen.

Auch die Darstellung der Vorgänge in der Fachklinik und die Charakterisierung der dort ansässigen Patienten, Ärzten und sonstigen Bediensteten kann man nur als absolut gelungen bezeichnen. Ein Sammelsurium an interessanten und ungewöhnlichen Protagonisten, das die Geschichte auf perfekte Art und Weise unterstützt und entscheidend zum überzeugenden Gesamtbild beiträgt.

Ein Buch wie eine Achterbahnfahrt, das seine Leser von einem Wechselbad der Gefühle in das nächste führt und dabei, trotz allen Schreckens, auch noch bestens unterhält.

Die Geschichte von Lila Ziegler ist damit nun zu Ende erzählt, auf neue Bücher der Autorin mit frischen Charakteren kann man sich aber jetzt schon freuen.