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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2017

Brisanter Thriller mit deutlichen Anleihen am derzeit amtierenden Präsidenten

Der Präsident
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Der englische Journalist Jonathan Freedland hat unter seinem Pseudonym Sam Bourne eine brisanten Thriller geschrieben, der deutliche Anleihen am derzeitigen amerikanischen Präsidenten nimmt und dabei ein ...

Der englische Journalist Jonathan Freedland hat unter seinem Pseudonym Sam Bourne eine brisanten Thriller geschrieben, der deutliche Anleihen am derzeitigen amerikanischen Präsidenten nimmt und dabei ein erschreckend realistisches Szenario entwickelt. Eine Reise in die USA kann man dem Autoren nach diesem Buch auf jeden Fall nicht mehr uneingeschränkt empfehlen.

Maggie Costello gehört zu den wenigen Angestellten im Weißen Haus, die auch nach der Wahl des neuen Präsidenten ihren Job behalten durfte. Crawford McNamara, der Berater des Präsidenten, sieht in ihr allerdings eher eine Vorzeigekandidatin für das Demokratieverständnis der neuen Machtinhaber. Als Maggie im Zuge einer Ermittlung, die sie im Auftrag von McNamara durchführt, auf ein Komplott stößt, das die Ermordung des Präsidenten zum Ziel hat, stellt sich ihr die Gewissensfrage: Unternimmt sie alles, was in ihrer Macht steht, um den Anschlag zu verhindern, oder soll sie schweigen und zusehen, wie die Schreckensherrschaft dieses unberechenbaren Mannes gewaltsam beendet wird ?

Dieser Thriller überzeugt neben seiner durchaus realistischen Story, die immer wieder mit überraschenden Wendungen aufwartet, auch noch durch einen packenden Schreibstil, überzeugend gezeichnete Charaktere und einen durchgehenden Spannungsbogen, der die Geschichte fast über die gesamte Länge trägt und nur ganz zum Schluß ein wenig zu sehr durchhängt. Dies kann den insgesamt überzeugenden Gesamteindruck aber nur wenig trüben,

Ein spannender Thriller, der geradezu nach einer Verfilmung schreit. Allerdings wohl erst, wenn die Amstzeit des derzeitigen Präsidenten beendet ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Recherche
  • Spannung
Veröffentlicht am 09.08.2017

50 Jahre Ruhrgebietsleben oder "Fight for your right to krümel"

Wie wir leuchten im Dunkeln, geben wir so verdammt gute Ziele ab
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Der Bochumer Autor Klaus Märkert blickt in diesem Buch, das er selber als Nachthumor-Autobiographie bezeichnet, auf 50 Jahre Ruhrgebietsleben zurück und lässt seine Leser in Form einzelner Episoden an ...

Der Bochumer Autor Klaus Märkert blickt in diesem Buch, das er selber als Nachthumor-Autobiographie bezeichnet, auf 50 Jahre Ruhrgebietsleben zurück und lässt seine Leser in Form einzelner Episoden an diesem Leben jenseits aller allzu klischeehafter Ruhrgebietsromantik teilhaben.

Die einzelnen Geschichten sind dabei allerdings nicht chronologisch geordnet, sondern man springt, wie bei einer dieser Zapping-Shows im Fernsehen, munter durch die Jahre und landet so immer wieder bei den unterschiedlichsten Stationen in der Zeitspanne zwischen der Kindheit der 60er Jahren, wo wir unter anderem dem "Bösen Fury" aus Wattenscheid-Eppendorf begegnen, und der Gegenwart des Jahres 2012.

Was all die Geschichte verbindet ist die feine Beobachtungsgabe des Autoren und der Blick aufs Detail und die kleinen Randerscheinungen, die sonst so oft unentdeckt bleiben. Ein weiteres Verbindungsmittel ist der lockere Schreibstil, bei dem der humorvolle Unterton dominiert, aber durchaus auch immer wieder ein Schuß Melancholie durchschimmert.

Ein immer wiederkehrendes Thema des Buches ist der Tod, sei es im Umgang mit dem Tod von Familienmitgliedern oder guten Freunden, als auch in der Auseinandersetzung mit dem eigenen drohenden Tode im Zuge einer Herzerkrankung. Aber auch dieser Umgang ist immer durch eine Menge an Humor geprägt, der dann in diesen Passagen aber mitunter sogar rabenschwarz wird.

Ein absolut empfehlenswertes Buch abseits des gängigen Mainstreams, das mich aber gerade deswegen auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Spannender und überzeugender Thriller über das fesselnde Duell zweier Psychopathen

Nummer 25
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Der erfolgreiche Schriftsteller Andreas Zordan lebt zurückgezogen in einem ehemaligen Forsthaus im Wald. Er pflegt damit in erster Linie sein Image, als selbsternannter Pychopath mit dem Schreiben von ...

Der erfolgreiche Schriftsteller Andreas Zordan lebt zurückgezogen in einem ehemaligen Forsthaus im Wald. Er pflegt damit in erster Linie sein Image, als selbsternannter Pychopath mit dem Schreiben von blutrünstigen Thrillern seine eigenen inneren Dämonen zu bekämpfen, um nicht selber zum Mörder zu werden. Oder ist das gar kein Image ?
Als er ins Visier eines echten Psychopathen gerät, der sich selber Nummer 25 nennt, lässt er sich auf ein undurchsichtiges und gefährliches Spiel ein.
Die Journalistin Greta Weiß will eigentlich nur ein Interview mit dem Autoren führen, um dadurch einen Karrieresprung machen zu können. Doch dabei gerät sie urplötzlich zwischen die Fronten dieses gnadenlosen Duells.

Frank Kodiak (= Andreas Winkelmann) legt hier einen fesselnden Psycho-Thriller vor, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.
Neben einer gut konstruierten Geschichte überzeugt das Buch durch seine ausgefeilten Charaktere und einen packenden Schreibstil, der seine Leser mit jeder Seite tiefer in den Bann zieht. Schnörkellos und mit einem hohen Erzähltempo treibt der Autor die Geschichte voran und steuert dabei zielsicher auf den großen Showdown und die überraschende Auflösung dieses furiosen Duells zweier Psychopathen zu.
Dabei versteht er es perfekt, die Geschichte mit überraschenden Wendungen immer wieder in eine neue Richtung zu lenken und dabei alle Theorien, die man beim Lesen entwickelt, wieder über den Haufen zu werfen. Dies gelingt in erster Linie durch die eingestreuten Passagen aus der Perspektive von diversen Mördern und auch Mordopfern, bei denen man bis zum Schluß nicht genau weiß, ob sie aus den Büchern des Autoren Zordan stammen oder Charakteren der Geschichte zuzuordnen sind.

Diesem Buch sollte man sich mit Sicherheit nicht alleine in einer abgeschiedenen Waldhütte widmen, aber lesen sollte man es auf alle Fälle.

Veröffentlicht am 01.08.2017

Irrwitziger Ruhrgebietsroman mit viel Humor, Charme und skurrilen Typen

Kommando Schluckspecht
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Tim Feldmann hat, eigentlich ohne groß darüber nachzudenken, seine Stammkneipe, den Schluckspecht in Bottrop, übernommen und merkt nun, das es nicht immer von Vorteil ist, wenn der Wirt und seine besten ...

Tim Feldmann hat, eigentlich ohne groß darüber nachzudenken, seine Stammkneipe, den Schluckspecht in Bottrop, übernommen und merkt nun, das es nicht immer von Vorteil ist, wenn der Wirt und seine besten Freunde zugleich auch die besten Kunden sind. Die Konkurrenz, insbesondere das Barlokal Fit-and-Green in der innenstadt, macht ihm das Leben und das Erschließen neuer Kunden schwer.
Als seine Freundin Lisa dann auch noch ein lukratives Jobangebot aus München bekommt und von einem Umzug in den Süden spricht, muss schnellstens ein Plan her, um den Schluckspecht in eine Goldgrube zu verwandeln und den Umzug in den ungeliebten Süden noch zu verhindern.
Kommando Schluckspecht soll und muss die Wende bringen, produziert aber in erster Linie Chaos und Verderben.

Dem Autoren Tobias Keller ist mit seinem zweiten Buch ein Roman mit viel Humor und einer Menge Lokalkolorit gelungen, der mich auf ganzer Linie überzeugt hat.
Insbesondere die Bardame Jutta verkörpert hier den eher rauhen Charme des Ruhrgebietes auf besonders überzeugende Art und Weise, aber auch die anderen Figuren des Buches sind überzeugend gezeichnet und sorgen so für eine große Anzahl an skurrilen Typen im Buch, die allesamt ihren Anteil zum Gelingen der Geschichte beitragen.
Mit ganz viel Liebe zum Detail und einem flotten Schreibstil lässt der Autor diese Protagonisten nun von einer irrwitzigen Szene in die nächste stolpern und liefert so neben einer clever konstruierten Story auch noch jede Menge Situationskomik mit gekonnten Anspielungen auf aktuelle und vergangene Ereignisse und Modetrends.
Dabei baut er immer wieder überraschende Wendungen ein, die die Geschichte urplötzlich in eine völlig andere Richtung lenken, am Ende aber doch ein überzeugendes Gesamtbild liefern.

Nicht nur für Liebhaber des Ruhrgebietes im allgemeinen und des "Bottroper Bieres" im besonderen ist dieses Buch absolut zu empfehlen.

Veröffentlicht am 26.07.2017

Krimi im klassischen Noir-Stil, der aber etwas zu lange braucht, um richtig in Schwung zu kommen

Dunkels Gesetz
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Richard Dunkel, ein etwas heruntergekommender Ex-Söldner, glaubt an einen vermeintlich einfachen Job, als er den Sicherheitsdienst für ein stillgelegtes Chemiewerk in Altglück, einem verlassenem Nest nahe ...

Richard Dunkel, ein etwas heruntergekommender Ex-Söldner, glaubt an einen vermeintlich einfachen Job, als er den Sicherheitsdienst für ein stillgelegtes Chemiewerk in Altglück, einem verlassenem Nest nahe der belgischen Grenze, übernimmt. Als er dabei allerdings die Kreise des Tankstellenbesitzers Achim, dessen Komplizen und seiner Hintermänner stört, die das Gelände als Drogenversteck nutzen, gerät das Ganze doch zum Höllenjob.

Sven Heuchert gelingt in seinem Erstlingswerk ein schmutziger Kriminalroman im klassischen Noir-Stil. Er reichert seine Geschichte mit allerlei kaputter Typen an und schafft mit dem Mädchen Marie, das eher zufällig zwischen die Fronten gerät, zudem einen hellen Fixstern in all dem Dreck und Schmutz. Der Schreibstil ist dem Geschehen absolut angepasst, er ist sehr direkt und immer wieder mit Gossenjargon durchsetzt, so das sich insgesamt ein stimmiges Gesamtbild ergibt.

Trotz des mit knapp 190 Seiten eher geringen Umfanges des Buches braucht die Geschichte allerdings doch ziemlich lange, bis sie richtig auf Touren kommt und dann erst im letzten Drittel auch deutlich an Spannung zulegt. Vorher nimmt sich der Autor reichlich Zeit, seine Protagonisten einzuführen und ihre Abgründe auszuleuchten. Auch diese Passagen sind zwar gut geschrieben, weisen aber doch einige Längen auf, hier hätte man durchaus etwas zugunsten eines etwas ausgedehnteren Showdowns kürzen können.

Auch wenn mich das Buch nicht komplett überzeugen konnte, werde ich diesen interessanten Autoren im Blick behalten, da mir sein Schreibstil durchaus zusagt.