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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2017

Spannender Krimi mit interessanten Charakteren, teilweise aber etwas zu überfrachtet

Havelgift
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Nach seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst schlägt sich Jo Barrus mehr schlecht als recht als Privatdetektiv in seiner Heimatstadt Brandenburg durch. Auf die Unterstützung seiner Nichte Berit, seiner ...

Nach seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst schlägt sich Jo Barrus mehr schlecht als recht als Privatdetektiv in seiner Heimatstadt Brandenburg durch. Auf die Unterstützung seiner Nichte Berit, seiner guten Freundin Hildi und der Sonntagsrunde, die sich regelmäßig in Hildis Weinhandlung Belmondo trifft, kann er sich dabei aber stets verlassen. Und diese Unterstützung hat er auch bitter nötig, als sich Jo im Auftrag seiner alten Schulfreundin Eva Mahler auf die Suche nach deren Liebhaber Markus Weiß begibt und dabei in ein Wespennest sticht.

Havelgift ist nach Havelbande der zweite Fall mit Jo Barrus und seinen Weggefährten, den man aber auch ohne Vorkenntnisse problemlos lesen und verstehen kann, da die erforderlichen Informationen zur Vorgeschichte gut in die laufende Handlung eingebunden werden, ohne dabei den Lesefluß zu stören.

Der Schreibstil mit dem etwas melancholischen Unterton war am Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig, passt aber sehr gut zu den Protagonisten der Geschichte. Nach ein paar Seiten war ich dann auch voll drin im Geschehen, das Buch konnte mich nun mit jeder Seite immer tiefer in seinen Bann ziehen.
Besonders positiv ist hier die Charakterisierung der einzelnen Haupt- und Nebenfiguren hervorzuheben, die durchgehend äußerst gelungen ausgefallen ist.

Einziger Kritikpunkt ist, das der Autor hier etwas zu viele Themen bzw. Handlungsstränge in knapp über 200 Seiten Buch packt und so am Ende zwangsläufig einiges etwas zu schnell abgehandelt werden muss. Hier wäre ein bischen weniger vielleicht doch mehr gewesen.

Insgesamt konnte mich das Buch dann aber doch überzeugen und vor allem bestens unterhalten.

Veröffentlicht am 06.07.2017

Solider 2. Auftritt von Marc-Oliver Bischoff in der Jerry-Cotton-Reihe

Jerry Cotton - Folge 3128
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Auch der zweite Auftritt des Autoren Marc-Oliver Bischoff, dessen im Grafit-Verlag erschienene Krimis ich mit Begeisterung gelesen habe, in der Romanheftreihe Jerry Cotton bietet wieder solide Krimi-Unterhaltung ...

Auch der zweite Auftritt des Autoren Marc-Oliver Bischoff, dessen im Grafit-Verlag erschienene Krimis ich mit Begeisterung gelesen habe, in der Romanheftreihe Jerry Cotton bietet wieder solide Krimi-Unterhaltung und konnte mich für ca. 2 Stunden sehr gut unterhalten.
Diesmal verschlägt es die inzwischen überregional ermittelnden FBI-Agenten Jerry Cotton und Phil Decker ins schöne Kentucky, wo am Ufer des Kentucky-River die Leichen von 2 Männern mit einschlägiger Vergangenheit in den Verbrecherkarteien diverser Bundesstaaten gefunden werden. Bahnt sich hier etwa ein Bandenkrieg an oder ist eher ein einsamer Rächer unterwegs ?

Auch hier verzichtet der Autor überwiegend auf die sonst üblichen großen Actionmomente des Genres, sondern konzentriert sich vielmehr auf seine gut und spannend konstruierte Geschichte und ihre überzeugend gezeichneten Figuren. Eine Prise Humor und einige gekonnte Anspielungen runden das Ganze noch ein wenig ab.

Veröffentlicht am 05.07.2017

Gelungener Serienauftakt, der aber auch deutlich Luft nach oben lässt

Ich bin die Nacht
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Francis Ackerman junior ist ein Serienkiller der besonders üblen Sorte, er verstrickt seine Opfer mit großer Freude in perverse Spiele, die ihnen eine scheinbare Chance auf ihr Überleben lassen. Dies entpuppt ...

Francis Ackerman junior ist ein Serienkiller der besonders üblen Sorte, er verstrickt seine Opfer mit großer Freude in perverse Spiele, die ihnen eine scheinbare Chance auf ihr Überleben lassen. Dies entpuppt sich aber schnell als Illusion, denn Francis spielt nur, wenn er weiß, das er auch gewinnt.
In dem ehemaligen Polizisten Marcus Williams glaubt er nun endlich einen würdigen Gegenspieler gefunden zu haben. Doch gerade als Francis eines seiner üblichen Spielchen beginnt, müssen er und auch Marcus feststellen, das sie beide ins Visier mächtiger Gegner geraten sind, die sie in eine Verschwörung verstricken, die in höchste Kreise der amerikanischen Politik reicht.

Auch wenn hier bei der Figur des Killers Francis Ackerman deutliche Anleihen an Jigsaw aus der Filmreihe "SAW" genommen wurden, schafft es der Autor doch, dieser altbekannten Ausgangssituation einige neue Facetten abzugewinnen und vor allem neue Charaktere zu erschaffen, die reichlich Potential für weitere Bücher aufweisen.
Die Geschichte weist ein großes Maß an Spannung, Action und Dramatik auf und treibt seine Akteure und auch die Leser mit hohem Tempo und fast schon aberwitzigen Wendungen von Höhepunkt zu Höhepunkt, so das zwischendurch kaum Zeit zum Luftholen bleibt.

Insgesamt ist die Handlung dieses Buches dann aber doch etwas zu offensichtlich auf eine Fortsetzung bzw. den Start einer Reihe angelegt, diesen Schwachpunkt kann das Buch leider bis zum Ende nicht komplett ablegen.

Dennoch bleibt unter dem Strich ein gelungener Auftakt einer neuen Thrillerreihe mit reichlich Potential, aber auch noch einigem an Luft nach oben.
Auf die Rückkehr von Francis und Marcus darf man gespannt sein, ich werde der Reihe auf jeden Fall die Chance geben, mich mit Band 2 endgültig zu begeistern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Handlung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 27.06.2017

Spannender Krimi um einen brutalen Mörder und alte Stasi-Seilschaften

Spätes Gewissen
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Paul ist 15 Jahre alt, als er im Jahr 1960 mit seinen Eltern und seiner Schwester aus der DDR flieht. Kurz nach der Wende kehrt er nun anläßlich der Beerdigung seines Vaters in seinen Heimatort Kröpelin ...

Paul ist 15 Jahre alt, als er im Jahr 1960 mit seinen Eltern und seiner Schwester aus der DDR flieht. Kurz nach der Wende kehrt er nun anläßlich der Beerdigung seines Vaters in seinen Heimatort Kröpelin zurück. Als er dort erfährt, das sich sein bester Freund Karl, den er damals schweren Herzens und ohne Abschiedsworte zurücklassen musste, vor einigen Jahren aus noch ungeklärten Umständen umgebracht haben soll, meldet sich sein schlechtes Gewissen und er setzt alles daran, die noch offenen Fragen zum Tod von Karl zu klären. Seine Suche bringt ihn auf die Spur eines brutalen Mörders und führt ihn und seine Helfer zu alten Stasi-Seilschaften, die immer noch aktiv und vor allem hochgefährlich und absolut skrupellos sind.

Dem Autor Wolfgang Westphal gelingt hier ein spannender, stimmungsvoller und vor allem gut recherchierter Kriminalroman, der zudem im ersten Teil stark biographisch angehaucht ist und auf eigenen Erfahrungen beruht. Aus dieser Ausgangssituation strickt der Autor im folgenden eine gut konstruierte Kriminalgeschichte, die seine Leser durch einen packenden Schreibstil mit jeder Seite tiefer in ihren Bann zieht und mit einem durchgehenden Spannungbogen, der die Geschichte bis zum Ende trägt, ausgestattet ist.

Die Protagonisten in den Haupt- und Nebenrollen des Buches sind überwiegend gut und vor allem lebensnah charakterisiert, lediglich beim Ich-Erzähler Paul bleiben große Teile seiner Biographie aus der Zeit zwischen der Flucht und seiner Rückkehr nach Kröpelin im Dunkeln. Dieser Umstand, der nach Auskunft des Autoren in einer Leserunde zum Buch aber durchaus gewollt war, hat mir den Zugang zu der Figur doch ein wenig erschwert. Dies ist aber durch die absolut gelungenen Beschreibungen zu den anderen Charakteren (Hier sind besonders Pauls Helfer Konrad Grochowski und Susanne Wagner hervorzuheben), mehr als ausgeglichen worden und schlägt somit für mich nicht negativ zu Buche.

Als einziger kleiner Kritikpunkt bleiben somit gewisse kleinere Ungenauigkeiten bei den Zeitangaben im ersten Drittel der Geschichte, die mich beim Lesen das eine oder andere Mal ein wenig ins Schleudern gebracht haben, am absolut überzeugenden Gesamteindruck aber nur einen minimalen Makel hinterlassen konnten.

Wer auf spannende Kriminalromane mit Anspruch steht und am Thema Stasi und dessen Auswirkungen auf das Leben der Menschen in der DDR interessiert ist, wird hier bestens unterhalten und erhält zudem wichtige Informationen und Eindrücke zu diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte.

Veröffentlicht am 22.06.2017

"Der weiße Brasilianer" packt aus - wunderbares Best Of der gleichnamigen 1Live - Radiokolumne

Ansgar Brinkmann: Wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich
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Ansgar Brinkmann, der "weiße Brasilianer", gehörte zu den besonderen Spielertypen, die man im heutigen Fußball nur noch äußerst selten vorfindet. Wahrscheinlich hätte er in der heutigen Medienlandschaft ...

Ansgar Brinkmann, der "weiße Brasilianer", gehörte zu den besonderen Spielertypen, die man im heutigen Fußball nur noch äußerst selten vorfindet. Wahrscheinlich hätte er in der heutigen Medienlandschaft bzw. im Internetzeitalter, in dem sich jedes noch so unbedeutene Handyvideo rasent schnell verbreitet, auch überhaupt keine Chance mehr, sondern würde von den Fans und vor allem von den Medien so dermaßen vereinnahmt, das er seiner eigentlichen Leidenschaft gar nicht mehr vernünftig nachgehen könnte.

Ich hatte noch das große Glück, ihn des öfteren im Stadion bewundern zu dürfen, hauptsächlich während seiner Zeiten im Trikot von Preußen Münster, für die er insgesamt dreimal seine Fußballschuhe geschnürt hat. Ich weiß auch gar nicht mehr, wie oft ich dabei über Ansgar geschimpft oder sogar geflucht habe. Mindestens genauso oft konnte er mich aber auch mit besonderen Aktionen und Auftritten begeistern, weil es für ihn auch einfach kein Mittelmaß gab, sondern er ständig zwischen Genie und Wahnsinn gependelt ist. Diese Eigenschaft hat er sich auch über seine Spielerkarriere hinaus bewahrt, wie ich bei zahlreichen Veranstaltungen, bei denen ich ihn seither gesehen habe, feststellen konnte. Ansgar ist und bleibt ein Chaot, der manchmal schneller spricht als er denkt, als Mensch ist er aber zugleich wunderbar geerdet und kein bischen abgehoben.

Ansgar Brinkmann hat mal über sich selber gesagt, das er lieber 50 Länderspiele als 50 Anekdoten über sich hätte. Zu Länderspielen hat es für ihn nie gereicht (von kurzen, aber umso bemerkenswerteren Auftritten in der Bundeswehr-Nationalmannschaft mal abgesehen), und so sind von ihm in erster Linie seine Anekdoten geblieben.

Vor ca. 3 Jahren hat ihm nun der Sender 1Live eine eigene Radiokolumne angeboten, die sich seitdem einer immer größer werdenen Beliebtheit erfreut. Hier kann er nach Herzenslust seine Meinung zum aktuellen Fußballgeschehen zum besten geben und mit den zahlreichen Anekdoten und Geschichten aus seiner eigenen Zeit verknüpfen. Und wer Ansgar Brinkmann kennt, weiß, das er dabei kein Blatt vor den Mund nimmt, sondern Klartext spricht.
Sein kongenialer Partner ist dabei der Journalist Peter Schultz, dem hier die schwierige Aufgabe zufällt, den zuweilen etwas sprunghaften Gedankengängen von Ansgar etwas mehr Struktur zu geben.

In diesem Buch sind nun die besten Kolumnen aus 3 Jahren "Der weiße Brasilianer" zusammengestellt und mit zahlreichen Fotos versehen.
Gastbeiträge von ehemaligen Weggefährten, wie z.B. Lukas Podolski, Heribert Bruchhagen und Christoph Metzelder runden das Ganze noch wunderbar ab und sorgen so für ein perfektes Lesevergnügen für alle Freunde des runden Leders.