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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2017

Abgedrehter und temporeicher Thriller mit reichlich Action und Spannung

Wolf spielt das Lied vom Tod
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Tom Wolf, Ex-Zielfahnder beim BKA, will nach seiner Rückkehr aus Malta eigentlich nur seine Wunden lecken, ein Anschlag auf sein Leben und eine Begegnung mit dem MAD werfen seine Pläne aber schnell über ...

Tom Wolf, Ex-Zielfahnder beim BKA, will nach seiner Rückkehr aus Malta eigentlich nur seine Wunden lecken, ein Anschlag auf sein Leben und eine Begegnung mit dem MAD werfen seine Pläne aber schnell über den Haufen. Und so wirft er sich schon bald wieder mit Feuereifer und Todesverachtung mitten ins Geschehen, um seinen Ziehsohn Philip aus der Schusslinie zu holen. Doch seine Gegner sind absolut skrupellos und verfügen über erstaunlich viel Einfluß.

Martin Schöne brennt in seinem inzwischen dritten Thriller um Tom Wolf ein wahres Actionfeuerwerk ab und bringt seine Hauptperson mit hohem Tempo von einer brenzligen Situation in die Nächste.

Die Handlung knüpft dabei direkt an das Geschehen im Vorgängerbuch an und setzt am Anfang in Sachen Charaktere und Vorgeschichte schon einiges an Wissen voraus, so das es sich insgesamt doch empfiehlt, vor der Lektüre dieses Buches die beiden Vorgänger zu kennen. Als Quereinsteiger ins Wolf-Universum habe ich hier schon eine gewisse Zeit gebraucht, um im komplizierten Beziehungsgeflecht und der Vorgeschichte der Protagonisten den kompletten Überblick über das Geschehen zu erlangen.

Wenn diese Anfangsprobleme aber erst einmal überwunden sind und man sich voll und ganz auf die abgedrehte Geschichte einlässt, wird man mit einem spannenden und wendungsreichen Thriller belohnt, der sich selber nicht immer so ganz ernst nimmt, daber aber zu keinem Zeitpunkt in Richtung einer reinen Parodie abdriftet. Ein lockerer Schreibstil, der auch immer wieder mit flapsigen Sprüchen aufwartet, unterstreicht diese Erzählform zudem vortrefflich.

Reichlich Spannung, hohes Tempo und viel Humor sorgen für gute Thriller-Unterhaltung, wer aber realitätsnahe Geschichten sucht, wird hier eher nicht fündig.

Veröffentlicht am 12.05.2017

Überzeugender Hamburg-Krimi vor dem Hintergrund der Lampedusa-Flüchtlinge

Flucht ins Viertel
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Der Sprecher einer Flüchtlingsgruppe, den sogenannten Lampedusa-Flüchtlingen, wird brutal ermordet. Hauptkommissar Werner Jensen übernimmt den politisch brisanten Fall und ermittelt in alle Richtungen.
Auch ...

Der Sprecher einer Flüchtlingsgruppe, den sogenannten Lampedusa-Flüchtlingen, wird brutal ermordet. Hauptkommissar Werner Jensen übernimmt den politisch brisanten Fall und ermittelt in alle Richtungen.
Auch die Journalistin Nele wird in die Sache verwickelt, als Freunde des Opfers sie um Hilfe bitten. Dabei weiß sie noch nicht, das der Mörder längst nicht nur sie, sondern vor allem ihren Sohn Cairo ins Visier genommen hat.

Der Autor Cord Buch entwickelt seinen spannenden und insgesamt überzeugenden Hamburg-Krimi vor der wahren Geschichte der Lampedusa-Flüchtlinge, die seit Jahren darum kämpfen, als gesamte Gruppe anerkannt zu werden und nicht mehr einzeln die Prüfung ihres Flüchtlingsstatus durchlaufen zu müssen.

Die Handlung knüpft an den Vorgänger "Mord im Viertel" an und führt die persönliche Geschichte der Hauptprotagonisten fort. Dabei kann man das Buch grundsätzlich auch ohne Vorkenntnisse lesen, dennoch empfiehlt es sich schon, das erste Buch zu kennen, um die Beziehungen zwischen den einzelnen Protagonisten umfassend nachvollziehen zu können, die sich ansonsten erst nach und nach erschließen und am Ende doch ein wenig lückenhaft bleiben, auch wenn diese Lücken den überzeugenden Gesamteindruck nicht wirklich trüben können.

Das Buch besticht neben einer gut konstruierten Geschichte, symphatisch und glaubwürdig gezeichneten Charakteren noch durch einen packenden Schreibstil, der mich mit jeder Seite tiefer in seinen Bann gezogen hat und nebenbei auch politisch klar Stellung bezieht, ohne dabei allzu aufgesetzt zu wirken.

Veröffentlicht am 09.05.2017

Gelungene Krimikomödie mit klassischem Antihelden in einem abgedrehten Fall

Hopsgegangen
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Lukas Born, Ex-Polizist und jetzt als abgehalfteter Privatdetektiv am Niederrhein unterwegs, soll eigentlich nur die Journalistin Natascha Feldmann zum Treffen mit einem Informanten begleiten. Als er am ...

Lukas Born, Ex-Polizist und jetzt als abgehalfteter Privatdetektiv am Niederrhein unterwegs, soll eigentlich nur die Journalistin Natascha Feldmann zum Treffen mit einem Informanten begleiten. Als er am Treffpunkt erscheint kann er noch einen kurzen Blick auf den leblosen Körper seiner Auftraggeberin werfen, bevor bei ihm die Lichter ausgehen. Als er erwacht, ist von einer Leiche aber weit und breit keine Spur, auch die Polizei in Person seiner Noch-Ehefrau Julia schenkt seiner Geschichte nur wenig Glauben. Also muss Lukas wohl oder übel die Sache wieder einmal selber in die Hand nehmen ...

Mit Lukas Born hat der Autor Erwin Kohl einen klassischen Antihelden geschaffen, der sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt und sich dabei auch immer wieder selbst in Schwierigkeiten bringt, aus denen er sich anschließend mit List und Tücke befreien muss.
Gerade der Campingplatz, auf dem Lukas notgedrungen haust, seit ihm seine Frau den Stuhl vor die Tür gesetzt hat, bietet dabei eine hervorragende Kulisse für allerlei schräge Typen und komische Situationen.
Auch wenn hier eindeutig der Humor im Vordergrund steht und die zahlreichen skurrilen Gestalten des Buches für jede Menge Situationskomik sorgen, greift das Buch mit dem Handel mit gefälschten Medikamenten ein durchaus ernstes und auch aktuelles Thema auf und behandelt es auf angemessene Art und Weise, ohne dabei sein Augenzwinkern zu verlieren.

Eine klassischische Krimikomödie mit reichlich Witz und Humor, die gekonnt mit den typischen Klischees des Genres spielt, dabei aber durchaus auch eine spannende Krimihandlung zu bieten hat.
Gelungene Mischung, die viel Spaß macht.

Veröffentlicht am 08.05.2017

Gelungene Kurzkrimisammlung mit Storys, in denen viel Musik steckt

Killing you softly
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Die themenbezogenen Kurzkrimisammlungen aus dem KBV-Verlag können mich immer wieder begeistern und vortrefflich unterhalten. Dieses Buch schließt nahtlos an diese Tradition an.

Das verbindene Element ...

Die themenbezogenen Kurzkrimisammlungen aus dem KBV-Verlag können mich immer wieder begeistern und vortrefflich unterhalten. Dieses Buch schließt nahtlos an diese Tradition an.

Das verbindene Element dieser Sammlung sind bekannte Songs aus dem Rock- und Popbereich. Geordnet nach dem Erscheinungsjahr des jeweligen Liedes, das von den 60er Jahren bis in die Gegenwart reicht, widmet sich jede Geschichte einem bestimmten Song und verwendet ihn entweder als losen Aufhänger für die Story oder bindet ihn mehr oder weniger stark in die Handlung ein.
Das Duo Karr & Wehner verwendet dabei z. B. in der Geschichte "Hier in Tremonia" den Text des Elvis-Klassikers "In the Ghetto" in Form ein Krimi-Slams und liefert damit einen der zahlreichen Höhepunkte des Buches.
Zu denen gehören für mich auch die Storys von Roland Spranger, Tatjana Kruse, Jörg Schmitt-Kilian, Sabíne Trinkaus, Klaus Stickelbroeck und Guido Rohm. Aber auch alle anderen Geschichten haben mich bestens unterhalten, einen wirklichen Ausreißer nach unten gibt es hier nicht.
Und dank der Geschichte von Ralf Kramp kennen wir jetzt endlich auch die ganze grausame Wahrheit über den Song "Last Christmas" von Wham. Der absolute Meister des Kurzkrimis liefert (mal wieder) eines der absoluten Highlights im Buch. Nach dieser Geschichte wird niemand mehr diese Geißel der Weihnachtszeit unbefangen hören können.

Abgerundet wird die Sammlung mit dem letzten Kapitel "Die Band", das nicht nur die Autoren kurz vorstellt, sondern darüber noch eine Erklärung für die Auswahl des verwendeten Liedes liefert.

Hier steckt wirklich viel Musik in den Geschichten.

Veröffentlicht am 05.05.2017

Spannend und berührend zugleich, ein Klasse-Krimi, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte

Sauglück
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Sandra Adametz kommt anläßlich des Todes ihrer Großmutter nach vielen Jahren zurück in ihr niederösterreichisches Heimatdorf und will eigentlich auch direkt nach der Beerdigung zurück nach Brüssel, wo ...

Sandra Adametz kommt anläßlich des Todes ihrer Großmutter nach vielen Jahren zurück in ihr niederösterreichisches Heimatdorf und will eigentlich auch direkt nach der Beerdigung zurück nach Brüssel, wo sie sich nach ihrer Flucht vor der Familie ein neues Leben aufgebaut hat. Das plötzliche Verschwinden ihrer Großvaters macht ihr da aber einen Strich durch die Rechnung. Über ihre alte Schulfreundin Dorli Wiltzing beauftragt sie deren Freund, den Privatdetektiv Lupo Schatz, mit der Suche nach dem Verschwundenen. Lupo und Dorli kommen auf ihrer Suche schnell auf die Spur eines alten, lange verdrängten Geheimnisses der Familie Adametz.

Im inzwischen schon vierten Fall von Dorli und Lupo, der aber auch für einen Neueinsteiger wie mich problemlos zu lesen war, verbindet Veronika A. Grager eine alte Familientragödie mit einem düsteren und wenig schmeichelhaften Kapitel der österreichischen Geschichte: dem Umgang mit Pflegekindern in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg.

Neben einer gut konstruierten Geschichte, die den Leser immer wieder geschickt auf falsche Fährten lockt, und einem packenden Schreibstil, bei dem der bei der Autorin sonst übliche humorvolle Unterton aufgrund der Thematik diesmal etwas stärker zurücktreten muss, überzeugt der Krimi vor allem durch seine überzeugend gezeichneten Charaktere, die beim Lesen reichlich positive und auch negative Emotionen wecken.
Ein Buch, das während der Lektüre niemanden kaltlässt und einen auch noch lange über das Ende hinaus beschäftigt.

Spannend und berührend zugleich, ein Klasse-Krimi, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.