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Veröffentlicht am 04.06.2019

Ein Familiengeheimnis und seine Folgen

El Gustario de Mallorca und der tödliche Schatten
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„El Gustario de Mallorca und der tödliche Schatten“ ist der zweite Krimi von Brigitte Lamberts um Düsseldorfer Gastrokritiker Sven Ruge, der 2019 im Verlag Edition Oberkassel erschienen ist.

Sven, ...

„El Gustario de Mallorca und der tödliche Schatten“ ist der zweite Krimi von Brigitte Lamberts um Düsseldorfer Gastrokritiker Sven Ruge, der 2019 im Verlag Edition Oberkassel erschienen ist.

Sven, ein Journalist und Gourmet hat sich nach seinem ersten Auftrag, einen kulinarischen Reiseführer über die Insel zu schreiben, in Mallorca verliebt und beschlossen für längere Zeit hier zu bleiben und auf der Insel zu arbeiten. Er hat hier Freunde gefunden und hat sich dank seiner Spanischkenntnisse gut eingelebt.

Seinen Freund Manuel, der sich mit seinem Restaurant für den renommierten Wettbewerb „ Tour de Menue“ angemeldet hat, will Sven will dabei unterstützen. Aber alles verläuft ganz anders als erwartet und bald geraten die Freunde in ernsthafte Schwierigkeiten.
Dabei geht es um Manuels Familie und plötzlich sind der Spanische Bürgerkrieg und die Francozeit keine ferne Vergangenheit mehr. Brigitte Lamberts erzählt davon auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen. Der Leser kann so unmittelbar die dunkle Vergangenheit mit ihren schrecklichen Geschehnissen erleben und verstehen, warum vieles verschwiegen wird. Der Übergang in die Demokratie erfolgte in Spanien ohne jegliche Vergangenheitsbewältigung. Er beruhte auf einem „Pakt des Vergessens“.

Plötzlich befindet sich nicht nur Manuel, sondern auch Sven höchster Gefahr. Er, der helfen will einen Mord in der Vergangenheit zu klären, gerät selbst unter Mordverdacht und wird verhaftet. Die Spannung wächst mit jedem Kapitel. Es gelingt es Brigitte Lamberts meisterhaft ungemein viel Wissen zur jüngeren Geschichte der Insel geschickt mit einer spannenden Geschichte zu kombinieren, ohne den Leser zu belehren. Es ist Unterhaltung auf hohem Niveau.

So eingebettet in Svens Abenteuer erfährt der Leser auf unterhaltsame Art viel über interessante Restaurants, mallorquinische Gerichte und Sehenswürdigkeiten der Insel. Die abwechslungsreichen Beschreibungen von Land und Leuten machen Lust auf eigene Entdeckungen.

Fazit:
Erzählt wird die komplexe und gut recherchierte Geschichte mit Liebe zum Detail und Ortskenntnis. Überraschungen unterschiedlicher Art und unerwartete Wendungen bringen Spannung. Die Personen sind authentisch und realitätsnah beschrieben. Der flotte Schreibstil liest sich ausgezeichnet. Man wird zum Nach und Mitdenken angeregt. Aus meiner Sicht ist es ein ausgezeichneter Mallorca-Krimi mit historischer Dimension, den ich uneingeschränkt empfehlen kann. Ich freue mich schon auf neue Abenteuer von Sven Ruge.


Veröffentlicht am 04.06.2019

Unkonventionelles Ermittlerduo löst einen neuen Fall bravourös

Tod in Emden. Ostfrieslandkrimi
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Hedda und Enno sind nicht nur ein unkonventionelles Ermittlerpaar, sondern auch privat liiert. Es ist die ganz große Liebe für beide. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob ich es wirklich einen Krimi ...

Hedda und Enno sind nicht nur ein unkonventionelles Ermittlerpaar, sondern auch privat liiert. Es ist die ganz große Liebe für beide. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob ich es wirklich einen Krimi lese, denn am Beginn geht es hauptsächlich um die persönlichen Befindlichkeiten der beiden jungen Leute.

Doch dann nimmt die Story an Fahrt auf und es wird richtig spannend. Dank des flotten Schreibstils von Thorsten Siemens ist man als Leser schnell mitten im aktuellen Fall. Moritz Schepker wird brutal erschlagen – schnell gerät ein Jugendlicher, Navid, unter Verdacht. Er war mit dem gleichen Mädchen, der hübschen Tjalda, befreundet wie das Mordopfer. Doch ist er deshalb auch gleich der Täter? Sein Freund, der an die Unschuld von Navid glaubt, bittet Enno, der undercover als Streetworker für eine ostfriesische Geheimeinheit tätig ist, um Hilfe. Natürlich steht ihm bei diesem rätselhaften Fall Hedda tatkräftig zur Seite. Es macht Freude die beiden Ermittler bei ihren Recherchen zu begleiten. Sie gewinnen schnell das Vertrauen von Personen im Umfeld des Opfers. Bei Bedarf können sie auch ihre schauspielerischen Fähigkeiten zur Freude des Lesers einsetzen.

Sie treffen auf ganz unterschiedliche Menschen, wie die schwer kranke Mutter von Moritz oder den Dealer mit Pokemon-Ähnlichkeiten. Hedda und Enno beobachten genau und ziehen beim Kombinieren die richtigen Schlussfolgerungen. Bald verfolgen sie eine vielversprechende Spur, die zum wahren Täter führt. So gelingt dem Autor eine unterhaltsame und spannende Geschichte, die aus meiner Sicht leider auch einige Schwächen hat.

Der Bezug zu aktuellen Entwicklungen in der Gesellschaft ist aus meiner Sicht ein wenig zu einseitig dargestellt. Hier könnte mehr differenziert werden. Die Idee an sich ist gut, aber leider gibt es einige Schwächen in der Umsetzung.

Wenig glaubhaft erschien mir auch der Einsatz von Enno in einer ostfriesischen Geheimeinheit sowie der schnelle Erfolg von Hedda als Autorin.

Fazit:
Mit „Tod in Emden“ ist Thorsten Siemens ein spannender und unterhaltsamer Krimi mit unvorhersehbaren Wendungen, trotz kleiner Schwächen, gelungen. Gern vergebe ich 4 Sterne und freue mich auf den nächsten Fall mit Hedda und Enno.

Mein Dank gehrt an den Klarant-Verlag, der mir kostenlos ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine ehrliche Lesermeinung wurde dadurch nicht beeinflusst.


Veröffentlicht am 23.05.2019

Vielschichtige Ermittlungen in der Kunstszene

Der Turm der blauen Pferde
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„ Der Turm der blauen Pferde“ von Bernhard Jaumann, erschienen im Verlag Kiepenheuer &Witsch, ist der erste Fall der Kunstdetektei Schleewitz. Ein Industrieller vom Starnberger See, der mit Schrauben reich ...

„ Der Turm der blauen Pferde“ von Bernhard Jaumann, erschienen im Verlag Kiepenheuer &Witsch, ist der erste Fall der Kunstdetektei Schleewitz. Ein Industrieller vom Starnberger See, der mit Schrauben reich geworden ist, wünscht sich einen Provinienznachweis für das von ihm kürzlich erworbene Gemälde „Der Turm der blauen Pferde“ von Franz Marc. Dieser Nachweis dient dazu die Echtheit eines Werkes zu dokumentieren und Fälschungen aufzudecken. Dadurch erhöht sich der Wert eines Werkes auf dem Kunstmarkt ungemein.
Das Original ist seit 1945 verschollen. Sein letzter Besitzer war Hermann Göring. Das Buch erzählt auf zwei Zeitschienen die fiktive Fortsetzung der Geschichte des berühmten Gemäldes, wie sie sich möglicherweise zugetragen hat.

Die erste Ebene verfolgt das Schicksal des Bildes vom Mai 1945, als es auf einem Zug in einem Tunnel in Bayern von zwei Buben entdeckt wurde, bis in die Gegenwart.

Auf der anderen Ebene recherchieren die Mitarbeiter der Kunstdetektei nach dem Verbleib des Bildes seit seiner möglichen letzten Sichtung in Berlin-Wannsee nach Kriegsende. Rupert von Schleewitz und seine beiden Mitarbeiter Klara und Max sind blitzgescheite Spezialisten auf ihren Gebieten und bringen Erstaunliches zu Tage. Theorie und Wahrheit liegen dicht beinander und der Leser kann durch die verschiedenen zeitlichen Ebenen die Recherchen gut verfolgen und werten.

Aufgelockert werden die manchmal etwas zu theoretischen Ermittlungen, durch reichhaltige Informationen zum bunten und phantasievollen Privatleben der Ermittler, die nicht unterschiedlicher sein können. Ein vielschichtiges Kaleidoskop von gut geschilderten und teilweise skurrilen Charakteren lernt der Leser kennen. Satiren auf den Kunstbetrieb werden manchmal zum Selbstzweck und drängen die Untersuchungen in den Hintergrund, wenn es beispielsweise um Klaras Vater und seine Kunstaktionen, die er immer wieder filmisch dokumentiert, geht. Auch verschwimmen beim Chef der Detektei die Suche nach dem Gemälde mit der Suche nach einer flüchtigen Bekannten. Immer wieder muss Klara eingreifen und ihn auf Spur bringen.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig und humorvoll. Unerwartete Wendungen und Überraschungen bereiten Lesevergnügen. Wissenswerte Informationen werden mit leichter Hand vermittelt.

Beide Handlungsstränge werden mit einem überzeugenden Ende zusammen geführt und der Leser kann beurteilen, ob die Detektei ihren Auftrag erfüllt hat.

Für mich war das interessante Finale nachvollziehbar und die erfundene Geschichte über das berühmte Bild nicht abwegig. Manchmal schreibt die Realität die besten Geschichten, wie auch im Fall Gurlitt, der ebenfalls zitiert wurde.

Ich freue mich auf weitere Fälle der Kunstdetektei und gebe eine Leseempfehlung für alle, die einen satirischen Kunstkrimi lesen möchten.

Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Sylter Geständnisse

Finsteres Kliff
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„Finsteres Kliff“ von Sabine Weiß ist bereits der dritte Fall für die Ermittlerin Liv Lammers in ihrer Sylter Krimreihe aus dem Bastei-Lübbe Verlag. Ich kannte die ersten beiden Bücher nicht, doch der ...

„Finsteres Kliff“ von Sabine Weiß ist bereits der dritte Fall für die Ermittlerin Liv Lammers in ihrer Sylter Krimreihe aus dem Bastei-Lübbe Verlag. Ich kannte die ersten beiden Bücher nicht, doch der Einstieg gelang mir problemlos.

Das Biikefest ist in Norddeutschland ein gemeinsames Feuerfest mit dem traditionell böse Geister vertrieben und die Saat geschützt werden soll. Doch in diesem Jahr wird unmittelbar nach dem Fest ein junger Mann tot aufgefunden. Kurze Zeit später verschwindet eine junge Frau, Vanessa, spurlos.

Da es auf der Insel keine Mordkommission gibt, muss die Kieler Kripo vor Ort ermitteln. Liv Lammers, die Kommissarin ist gebürtige Sylterin. Um ihr Verhältnis zur Insel, wo noch ihr Vater und ihre Schwester leben, steht es nicht gut.

Bald erfahren die Kriminalisten, dass der tote Gerald, ein Bankangestellter war, der sich für die Wikingerzeit und Archäologie interessierte. Die verschwundene Vanessa war seine Freundin. So ist es naheliegend, dass zunächst im privaten Umfeld recherchiert wird. Dabei gelingt es der Autorin nicht nur einen spannenden Kriminalfall zu schildern, sondern auch viel Wissenswertes über die Wikingerkultur auf der Insel zu vermitteln.

Als der berufliche Hintergrund der Beiden untersucht wird, scheint ein mögliches Motiv Gestalt anzunehmen. Sehr geschickt beschreibt die Autorin die Polizeiarbeit und nimmt den Leser mit in ganz unterschiedliche Kreise der Sylter Gesellschaft. Sabine Weiß erzählt eine spannende und komplexe Geschichte, die den Leser schnell fesselt. Unerwartete Wendungen bringen Bewegung in den Fall und es ist nicht einfach für Kommissarin Lammers den Überblick zu behalten. Sie hat eine Neigung zu Alleingängen, die sie in höchste Gefahr bringen.
Der Fall ist gut strukturiert aufgebaut, hat viele Handlungsansätze, die nicht geradlinig zur Lösung führen und die Spannung bis zum Schluss aufrecht erhalten.

Fazit:
Ein gut ausgedachte Geschichte, die in sich schlüssig gelöst wurde. Mich hat dieser Sylt-Krimi gefesselt und mir eine wirklich spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich nicht nur 5 Sterne, sondern auch eine klare und eindeutige Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Inselgeheimnisse

Juister Düfte. Ostfrieslandkrimi
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Die Autorin Sina Jorristsma ist eine leidenschaftliche Juist-Urlauberin und kennt die Insel sehr gut. Was liegt näher als eine Krimiserie, die auf dieser Insel spielt, zu konzipieren. „Juister Düfte“ ist ...

Die Autorin Sina Jorristsma ist eine leidenschaftliche Juist-Urlauberin und kennt die Insel sehr gut. Was liegt näher als eine Krimiserie, die auf dieser Insel spielt, zu konzipieren. „Juister Düfte“ ist bereits der zweite Band mit den Inselpolizisten Antje Fedder und Roland Witte. Die beiden arbeiten erst seit kurzem als Team zusammen und haben es jetzt mit einem rätselhaften Fall zu tun. Die Inhaberin des Seifenladens „Juister Düfte“ wird am Vormittag von einer Urlauberin tot in ihrem Laden aufgefunden.

Antje und Roland sind schnell vor Ort und bald ist klar – es handelt sich um Mord. Wer war die junge hübsche Frau? Bei ihren Recherchen und der Suche nach einem Motiv lernen die beiden einige Liebhaber und die wohlhabende, aber unfreundliche Geschäftspartnerin kennen.

Als Antje unter einer losen Diele im Laden ein altes Kapitänsportrait entdeckt, ahnt sie noch nicht, welche Bedeutung dieser Fund hat. Ihr Vater, der auf Juist das Gasthaus Juister Kajüte betreibt, kennt sich gut aus in der Geschichte der Seefahrt und der Insel. Er berichtet von einem Dampfer, der in den 20er Jahren vor Juist havarierte und strandete. Der Kapitän war verschwunden und der erste Offizier tot.

Aber wie hängt ein alter Kriminalfall mit dem Tod der jungen Frau zusammen? Oder spielt hier nur der Zufall eine Rolle? In der Folge entwickelt sich ein komplexer Fall mit vielen Protagonisten, dessen Spuren in die Vergangenheit führen.

Sina Jorritsma erzählt in eine spannende und vielschichtige Geschichte. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich hervorragend lesen. Ihr gelingt es Inselkolorit durch Beschreibungen von Häusern, Straßen und Nordseeblicken einfließen zu lassen. Natürlich wird auch Tee mit Kluntjes getrunken, wenn nachgedacht und kombiniert wird. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Nicht nur Roland mag Antje, auch der Staatsanwalt lässt sich von ihr, sehr zum Ärger von Roland, ein wenig beeinflussen. Trotz der aufregenden Ermittlungen hat man immer wieder etwas zum Schmunzeln.

Die überraschende Auflösung war in sich schlüssig und nachvollziehbar. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten gefühlt.
Spannung und Lesevernügen pur zeichnen diesen Krimi aus – deshalb vergebe ich gern 5 Sterne und empfehle das Buch allen Freunden von guten Ostfrieslandkrimis.

Mein Dank gehrt an den Klarant-Verlag, der mir kostenlos ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine ehrliche Lesermeinung wurde dadurch nicht beeinflusst.