Profilbild von eiger

eiger

Lesejury Star
offline

eiger ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit eiger über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.08.2018

Gefahr liegt in der Luft

Römische Vergeltung
0

„Römische Vergeltung“ ist der 5. Fall für den aus Sizilien stammenden Commissario Caselli, der in Rom tätig ist.

Dieser Krimi ist anders als die bisherigen Fälle, denn besteht Gefahr für den Commissario ...

„Römische Vergeltung“ ist der 5. Fall für den aus Sizilien stammenden Commissario Caselli, der in Rom tätig ist.

Dieser Krimi ist anders als die bisherigen Fälle, denn besteht Gefahr für den Commissario selbst. Bianca Palma erzählt eine ungewöhnliche und beinahe unglaubliche Geschichte um menschliche Abgründe.

Dabei vermittelt sie, wie in ihren anderen Büchern um Caselli, wieder interessantes kulturhistorisches Wissen. Sie integriert auch ihre Liebe zur klassischen Musik gekonnt in die Handlung. Manchmal waren Gespräche zu philosophischen und theologischen Problemen etwas zu ausführlich und die Spannung litt darunter.

Die von ihr geschilderten Personen konnten mich absolut überzeugen. Es gab richtige Bösewichte und andere, die wie der Vize- Questore, ganz neue Seiten zeigten. Einige erschienen vielleicht schrill und fremd. Aber sie werden am Ende zu Menschen, die über sich hinauswachsen und wahre Größe zeigen.

Das unglaublich spannende und actionreichen Finale hat mich begeistert und ich empfehle allen kunst- und geschichtlich interessierten Krimifreunden diesen neuen Fall.

Veröffentlicht am 23.08.2018

Machenschaften aus längst vergangenen Zeiten

Elitewahn
0

„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“. Seit fünfzig Jahren ist dieser Satz von Bertolt Brecht bekannt. Er steht im Epilog des Theaterstücks "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“.
Daran musste ...

„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“. Seit fünfzig Jahren ist dieser Satz von Bertolt Brecht bekannt. Er steht im Epilog des Theaterstücks "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“.
Daran musste ich denken, als ich den neuen Krimi „Elitewahn“ von Biggi Rist und Liliane Skalecki, erschienen 2018 im Gmeiner Verlag, gelesen hatte.

Es ist der zweite Fall der beiden Freundinnen und Hobbyermittlerinnen Malie Abendroth und Lioba Hanfstängl aus Konstanz. Die beiden sehr unterschiedlichen Frauen haben sich zufällig kennengelernt und schon einmal zusammengearbeitet, als es um das Thema Artenschutz und illegaler Handel mit bedrohten Tieren ging.

Auch im neuen Krimi greift das Autorenduo aktuelle gesellschaftliche Themen auf. War es zuvor der Natur- und Umweltschutz, bereitet ihnen jetzt die aktuelle politische Entwicklung mit zunehmenden rechtspopulistischen Tendenzen Sorge. In der Pressemitteilung des Gmeiner Verlages ist zu lesen, dass sich immer mehr Menschen ein „früheres Deutschland“ vorstellen können.

Geschickt wird in verschiedenen Zeitebenen, Rückblicken und historischen Einfügungen des Krimis von der Eliteschule Schloss Waldesruh und seinen Insassen erzählt. Dabei werden auch die vergessenen Geschichten der NAPOLA wieder gegenwärtig und der Leser kann durchaus Parallelen erkennen.
Die spannende Geschichte, die der Krimi beinhaltet, vermischt gekonnt Realität und Fiktion.

Ein junger Lehrer des Internats wird plötzlich tot aufgefunden. Man geht von einem natürlichen Tod aus. Doch Malie, die als Gärtnerin mit der Neugestaltung des Schlossparks beauftragt wurde, hat Malte kennengelernt und von ihm merkwürdige Dinge über das Internat gehört. Beide haben sich als aus dem Norden Zugezogene sofort gut verstanden. Ihr Misstrauen ist geweckt.

Zur gleichen Zeit erhält ihre Freundin Lioba, die beim städtischen Bauamt tätig ist, eine Rechercheanfrage zum Schloss Waldesruh von einem Historiker. Wenig später findet Lioba ihn tot in seinem Haus. Aber sie sieht auch Indizien, die nicht auf eine natürliche Todesursache schließen lassen.

Malie und Lioba stellen sich Fragen und suchen Antworten. Sie beginnen zu recherchieren und finden in der Nazizeit und der Judenverfolgung den Schlüssel zur Lösung des Falls. Dabei decken sie Unglaubliches auf. Nach und nach entsteht ein sehr differenziertes Bild der Vergangenheit und personelle Verbindungen führen direkt in die heutige Zeit. Die Autorinnen haben den historischen Hintergrund sehr gut recherchiert. Die Erkenntnisse werden geschickt mittels Nebenfiguren und –handlungen in die spannende und komplexe Handlung eingebunden.

Der flüssige Schreibstil, der wie aus einem Guss ist, liest sich ausgezeichnet. Das Personenverzeichnis am Anfang ist sehr hilfreich. Die Charaktere sind sehr gut und anschaulich beschrieben und Ähnlichkeiten mit Zeitgenossen rein zufällig. Beide Autorinnen verfügen über eine Portion Humor, die den handelnden Personen gut steht.

Die Spannung und die Suche nach Täter und Motiv fesseln bis zum dramatischen Finale, als Malie plötzlich selbst in große Gefahr gerät.

Aus meiner Sicht ist „Elitewahn“ eine klare Leseempfehlung für alle, die einen gut durchdachten Krimi mit authentischen Persönlichkeiten, spannenden Ermittlungen und einem kritischen Blick auf die Gegenwart und Vergangenheit Deutschlands mögen.

Veröffentlicht am 20.08.2018

Eine indische Romanze

Die englische Fotografin
0

2018 erschien „Die englische Fotografin“ von Dinah Jefferies in deutscher Übersetzung im Bastei-Lübbe-Verlag. Das englische Original, 2017 veröffentlicht, hat den Titel „Before the rains“.

Seit dem Tod ...

2018 erschien „Die englische Fotografin“ von Dinah Jefferies in deutscher Übersetzung im Bastei-Lübbe-Verlag. Das englische Original, 2017 veröffentlicht, hat den Titel „Before the rains“.

Seit dem Tod ihres Mannes ist die Kamera der einzige Begleiter der 28jährigen Eliza. 1930 erhält sie den Auftrag ein Jahr lang die Familie des Maharadschas von Rajputana zu porträtieren. Sie kennt sich in Indien etwas aus, denn bis zu ihrem 10. Lebensjahr hat sie hier gelebt. Sie liebt das Land und möchte in der Welt der Fotografie Fuß fassen und ihren beruflichen Traum verwirklichen.

Doch die Realität ist anders. Der Palast mit seinen Intrigen und strengen indischen Traditionen bleibt ihr fremd. Bald lernt sie Jay, den Bruder des amtierenden Maharadschas näher kennen. Er war in einem britischen Internat und ist, genau wie sie, in beiden Kulturen zu Hause.

Eliza macht ihn auf die Armut seiner Landsleute aufmerksam und er sie auf die Ungerechtigkeiten der britischen Herrschaft. Die Kolonialzeit hat ihren Zenit bereits überschritten und Veränderungen im Land deuten sich an. Eliza ist genau wie Jay aufgeschlossen für Neues. Sie planen ein Bewässerungsprojekt. Doch bald verbindet beide noch viel mehr.

Dinah Jefferies erzählte eine leidenschaftliche Liebesgeschichte von Menschen, die Grenzen und Welten überbrücken möchten. Dabei beschreibt sie die indische Kultur und Lebensweise so bildhaft und farbenreich, dass ich mich direkt in Rajputana wähnte.
Sie weiß mit interessanten Nebenfiguren und Geschichten um die beiden Protagonisten zu fesseln und vermittelt ein detailgetreues Bild Indiens mit seinen Palästen und ungewöhnlichen Landschaften. Sehr differenziert werden Briten und Inder charakterisiert. Besonders gefallen hat mir die Frau des englischen Arztes, Dottie. Sie wird Eliza eine wahre Freundin. Sie kennt die Problematik der Beziehung zwischen Eliza und Jay, denn Verbindungen zwischen Indern und sind in keiner der beiden Gesellschaften erwünscht. Dennoch hilft Dottie uneigennützig und zeigt menschliche Größe.

Dinah Jefferies, die in Malaysia geboren und bis zu ihrem 9. Lebensjahr dort lebte, beschreibt auch in diesem Roman mit psychologischen Gespür Menschen, die in verschiedenen Kulturen beheimatet sind.

Farbenprächtig und flüssig erzählt sie von den Zweifeln und Glücksmomenten der Protagonistin, in die sich auch der britische Statthalter Clifford Salter verliebt hat. Er kennt Eliza seit ihrer Kindheit und empfindet viel für sie. Doch Elizas Herz gehört bereits Jay.

Sie muss sich entscheiden, ob sie ihrem Herzen folgt oder das tut, was die Gesellschaft von ihr erwartet. Diesen Konflikt schildert die Autorin in einer spannenden und mitreißenden Geschichte, die immer wieder aufs Neue überrascht.

Fazit:
Die berührende Lebens- und Liebesgeschichte von Eliza ist allen zu empfehlen, die mehr über ein fremdes Land und eine starke Frau, die Nichts entmutigen kann, erfahren möchten. Es ist eine Reise, die einen Indien mit anderen Augen sehen lässt und neugierig darauf macht. Dank des flüssigen Schreibstils, lässt sich das Buch sehr gut lesen, wenn auch der Zufall manchmal eine sehr große Rolle spielt. Wer mehr über das Leben einer starken Frau in einer fremden Zeit und einem fremden Land erfahren möchte, dem ist das Buch zu empfehlen. Gern vergebe ich 5 Sterne.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 19.08.2018

Brillianter Scot-Crime

Whisky mit Mord
0

„Whisky mit Mord“ von Melinda Mullett ist der Auftakt einer neuen Krimiserie über das Whiskygeschäft und die Journalistin Abigal, genannt Abi.

Melinda Mullet ist eine amerikanische Autorin mit britischen ...

„Whisky mit Mord“ von Melinda Mullett ist der Auftakt einer neuen Krimiserie über das Whiskygeschäft und die Journalistin Abigal, genannt Abi.

Melinda Mullet ist eine amerikanische Autorin mit britischen Wurzeln. Sie wuchs zwischen Texas und Großbritannien auf. Ihr Mann ist ein leidenschaftlicher Whiskysammler. 2017 kreierte Sie die Abiga-Logen-Serie. Bisher liegen drei Bücher vor.

Abi, eine erfolgreiche Fotojournalistin, die lange im Ausland gelebt hat, erbt eine Whisky-Destillerie. Sie, die sich in den Krisengebieten dieser Welt auskennt, erlebt in den schottischen Highlands Erschreckendes. Irgendjemand will verhindern, dass sie in dieser Branche, die noch immer eine Männerdomaine ist, Fuß fasst.

Die Destillerie Abbey Glen in Balfour ist bekannt für einen ausgezeichneten Single Malt Whisky. Trotz der Drohbriefe, die Abi noch in London erhielt, macht sie sich gemeinsam mit ihrem alten Freund Patrick auf die Reise nach Balfour, um ihr Erbe anzutreten und sich selbst ein Bild von der Kunst der Whiskyherstellung zu machen.

Gemeinsam mit Abi lernt der Leser die genauen Prozess und die Kunst des Brennens kennen und wird in die Betriebsgeheimnisse eingeweiht. Der Autorin gelingt es die Materie gekonnt zu beschreiben und mit leichter Hand zu vermitteln.

Doch Abi erfährt auch vom Vandalismus in der Destillerie. Kurze Zeit später wird ein junger Mann aus dem Dorf tot in einem Gärbottich aufgefunden. Abi hat sich noch nicht von dem Schock erholt, da brennt es in der Mälzscheune.
Wer steckt dahinter? Abi kann als Vollblutjournalistin und Erbin von Abbey Glen diesen Fall nicht allein der Polizei überlassen. Sie muss selbst dahinter kommen, wer ihr schaden will.

So versucht sie zuerst herauszufinden, wie es um die Loyalität ihrer Angestellten steht. Aber sie hat nicht damit gerechnet, dass sie von den attraktive Brennmeister Glen Grant als Mann fasziniert ist. Es entwickelt sich eine widersprüchliche und interessante Beziehung zwischen beiden.

Als Journalistin weiß Abi, wie man Menschen zum Reden bringt. Ihre Recherchen im Umfeld des Toten führen zu interessanten Spuren. Die Spannung entwickelt sich stetig und Melinda Mullet kann immer neue Erkenntnisse und Tatsachen in die Geschichte einzubringen. Aber je mehr Abi erfährt, desto komplexer wird der Fall. Patrick, mit seinen Beziehungen und Computerkenntnissen kann ihr helfen, aber sie selbst muss das Puzzle zusammen setzen.

Melinda Mullet gelingt es durch ihr vielfältiges Personenspektrum und die wunderschönen Landschaftsbeschreibungen schottisches Flair zu vermittelt. Die Personen sind authentisch und ihre Handlungen nachvollziehbar. Abi ist eine sehr sympathische Protagonistin, die offen und ehrlich ist.
Die Lösung des Falls ist in sich schlüssig, wenn auch ziemlich überraschend. Mit diesem Scot-Crime ist Melinda Mullet ein Debut gelungen, welches Lust auf weitere Folgen mit Abi macht.

In den letzten Kapiteln gab es zwar einigen Längen, welches auch der frische und flotte Erzählstil nicht ganz kompensieren konnte. Die Spannung wäre bei kleinen Straffungen größer. Dennoch ist es hochprozentige Unterhaltung in bestem Sinn und ich vergebe gern 4 Sterne.

Wer einen spannenden Krimi mit viel Lokalkolorit und authentischen Charakteren im rauhen Schottland lesen möchte, dem ist „Whisky mit Mord“ zu empfehlen.
Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.


Veröffentlicht am 13.08.2018

Mord ohne Motiv?

Die Toten von Spiekeroog. Ostfrieslandkrimi
0

Der Krimi „Die Toten von Spiekeroog“ von Ele Wolff, erschienen 2018 im Klarant-Verlag, ist der 4. Band der Reihe Janneke Hoogestraat ermittelt.

Jannekes Insel-Cousine Hanna-Eva hat sich den rechten Arm ...

Der Krimi „Die Toten von Spiekeroog“ von Ele Wolff, erschienen 2018 im Klarant-Verlag, ist der 4. Band der Reihe Janneke Hoogestraat ermittelt.

Jannekes Insel-Cousine Hanna-Eva hat sich den rechten Arm gebrochen und benötigt Hilfe in ihrer Pension. Die Krimiautorin und Journalistin Janneke zögert nicht und reist nach Spiekeroog, um zu helfen. An ihrem Manuskript kann sie auch auf der Insel weiterarbeiten.

Kurz vorher geschah auf der schönen und beschaulichen Insel ein grausames Verbrechen. Ein altes Ehepaar wurde mit einem manipulierten Elektroschocker umgebracht. Niemand kann sich die Tat erklären. Es war kein Einbruch. Wem hat das Paar seine Tür geöffnet? Kam der Täter von der Insel oder vom Festland?

Diese Fragen bewegen nicht nur die Einheimischen. Auch Janneke möchte gern mehr erfahren. Sie ist eine sympathische, nette und kontaktfreudige Person, die auf andere Menschen zu geht.

Manchmal hat der Zufall seine Finger im Spiel und sie macht nicht nur die Bekanntschaft von Greta, der besten Freundin des Mordopfers, sondern lernt auch Fokke, einen der Inselpolizisten kennen. Er ist der Neffe von Greta.

So ist Janneke immer auf dem Laufenden und recherchiert eifrig im Privatleben der Ermordeten. Das Erzählen in zwei Zeitebenen ist der Autorin geschickt gelungen. Der Schreibstil von Ele Wolf ist unterhaltsam undflüssig. Sie entwirft ein sehr diffiziles und komplexes Persönlichkeitsprofil der Opfer, das sich nur durch die Vergangenheit erklären lässt. Hier gibt es so einige Geheimnisse. Der Leser ahnt mit Janneke und Fokke, wo ein Motiv und der Täter zu finden sein könnten.

Aber es wäre kein echter Ostfrieslandkrimi, wenn es nicht auch viele falsche Fährten und Hinweise, die interessant sind, aber nicht wirklich weiter helfen, gäbe. Ele Wolff erzählt viel Interessantes vom heutigen und vom alten Spiekeroog und seinen Gästen. Dabei gelingt es ihr auf wunderbare Weise Inselflair und Urlaubsstimmung zu vermitteln, die mit Geheimnissen verbunden sind.

Ich habe mich in Gesellschaft der Protagonisten und der vielen, liebevoll gezeichneten Inselbewohner sehr wohl gefühlt. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Es ist spannende Unterhaltung, die mich als Leser fesselt.
Die Auflösung des Mordes ist schlüssig und in sich stimmig und war für mich nachvollziehbar. Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, denn die Geschichte war gut durchdacht und spannend bis zu Schluss.

Es bereitet Freude diesen spannenden Ostfrieslandkrimi zu lesen. Es ist pures Lesevergnügen und die geeignete Lektüre für Urlaubstage im Sommer und gemütliche Stunden im Winter daheim. Aus meiner Sicht gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Mein Dank gehrt an den Klarant-Verlag, der mir kostenlos ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine ehrliche Lesermeinung wurde dadurch nicht beeinflusst.