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Veröffentlicht am 23.06.2023

Überkonstruierter Plot, voller Klischees

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
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In der Kleinstadt Aurora verschwand vor 33 Jahren die 15-jährige Nola. Nun wird ihre Leiche gefunden, und zwar im Garten des berühmten Schriftstellers Harry Quebert. Er wird zum landesweiten Skandal, denn ...

In der Kleinstadt Aurora verschwand vor 33 Jahren die 15-jährige Nola. Nun wird ihre Leiche gefunden, und zwar im Garten des berühmten Schriftstellers Harry Quebert. Er wird zum landesweiten Skandal, denn er gibt zu, damals ihr Geliebter gewesen zu sein, obwohl er viele Jahre älter war als sie. Die Anklage lautet Mord, denn bei dem Skelett wird Qs Manuskript gefunden. Marcus Goldman, sein ehemaliger Schüler und einziger Freund hält zu ihm und will seine Unschuld beweisen. Goldman, inzwischen selbst ein erfolgreicher Schriftsteller, hat eine Schaffenskrise und beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln, da er von Qs Unschuld überzeugt ist. Und sein Verleger wittert das große Geschäft.

Dicker schreibt flüssig und gut lesbar, weshalb ich das Buch mit über 700 Seiten in Kürze verschlungen hatte. Seine Zeitsprünge zwischen 2008 und 1975 gelingen mühelos, so dass wir Leser immer mitten im Geschehen sind.

Aber es gibt viel, das mich gespalten zurücklässt. Auch wenn die Ausgangslage vielversprechend war, hat mich mit der Zeit immer mehr genervt. Was kriegen wir hier eigentlich? Eine zweifelhafte Lolita-Liebesgeschichte, ein Whodunnit-Krimi in einer amerikanischen Kleinstadt von einem Schweizer und einen Seitenhieb auf die Verlagsbranche wie man Bestseller macht. Wir suhlen uns ein wenig in der »Schriftstellerkrankheit«, erhalten Schreibtipps in Form von Kalendersprüchen und müssen uns mit einer Menge Figuren rumschlagen, die entweder stereotyp, platt oder überzeichnet sind, bestenfalls noch angestrengt komisch, manche sogar überflüssig. Ich denke da an Marcus’ Mutter, die ich am liebsten an die Wand geklatscht hätte und die nichts für die Geschichte getan hat. Und sprachlich entgleist er ab und zu auf das Niveau einer Vorabendserie.

Kleine Kostprobe?
»Oh, allerliebster Harry, ich bin ja so glücklich!«
»Meine Nola, allerliebste Nola, Nola, meine Liebe! … Ich liebe Dich, ich liebe Dich über alles. Verlass mich nicht. Wenn Du stirbst, sterbe auch ich. Du bist das Einzige in meinem Leben, was zählt. Vier Buchstaben: N-O-L-A.«

Dieses ganze Gesülze zwischen Q und Nola war so ziemlich das Einzige, das wir über die Liebe erfahren, warum und wieso sie zu seiner Muse wird – keine Ahnung.

Erscheint mir wie eine riesige Selbstbeweihräucherung, denn der Autor wird nicht müde, seine Nebenfiguren permanent wiederholen zu lassen, wie genial und großartig doch die beiden Autoren sind. Es mag viel über die Dummheit der Figuren aussagen, aber beim Lesen nervt es. Übrigens wie alle seine Redundanzen und davon gibt es viele. Hätte man den zwanghaft überkonstruierten Plot um mindestens 200 Seiten gekürzt, wäre es leichter zu ertragen gewesen.

Die einzig wahre Enthüllung an dem Buch mag für manche sein, dass es vor Augen führt, wie Bestseller gemacht werden. Und das hat erstaunlich viel mit der Realität zu tun. Reichlich mit der Werbetrommel Krawall machen und Millionen fallen darauf rein – und das, bevor auch nur eine einzige Zeile je gelesen wurde. Ja, so funktioniert der Literaturbetrieb und deshalb schlagen bei mir alle Alarmglocken an, wenn Bücher Vorschusslorbeeren bekommen und mit der Gießkanne an Vorableser verteilt werden.

Tja und so sind Dickers Voraussagungen eingetroffen, auch aus seinem Buch wurde ein Bestseller gemacht!

Ja, man kann einige Wendungen in einem Krimi konstruieren. Aber hier waren es mir zu viele. Am Ende haut uns Dicker eine vermeintliche Wahrheit nach der anderen um die Ohren, gibt auf den letzten 200 Seiten noch mal richtig Gas, dass ich fast erschlagen wurde von dem Tempo und den Enthüllungen. Aber letztlich war es mir auch egal, wer sie nun warum umgebracht hat, und ehrlich – ich habs auch schon wieder vergessen.

Zum Schluss noch ein Kalender-Schreibtipp von Q oder Dicker, je nachdem wie man es sieht:
»Ein gutes Buch, Marcus, ist ein Buch, bei dem man bedauert, dass man es ausgelesen hat!«
Stimmt, trifft nur hier nicht zu!

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Veröffentlicht am 21.06.2023

Sprachlich 1A

Auf die sanfte Tour
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Das Buch ist der Auftakt der Sheriff-Lucian-Wing-Reihe und das erste Buch, das ich von Freeman gelesen habe – aber bestimmt nicht das letzte.

Wing ist Sheriff über 17 kleine Ortschaften im ländlichen ...

Das Buch ist der Auftakt der Sheriff-Lucian-Wing-Reihe und das erste Buch, das ich von Freeman gelesen habe – aber bestimmt nicht das letzte.

Wing ist Sheriff über 17 kleine Ortschaften im ländlichen Vermont. In einer Villa, die den Russen gehört, wurde ein Safe gestohlen und Wing muss den Dieb finden, bevor die Russen es tun. Doch Wing hat seine eigene Vorstellung vom Sheriffsein und dazu gehört, sich aus dem Lauf der Dinge rauszuhalten und hinterher aufzuräumen. Wing hat einen unerschütterlichen Glauben daran, dass Menschen nach kleinen Ausrutschern von selbst auf den rechten Weg zurückfinden.

»Sheriffsein ist ungefähr so, als wäre man Rausschmeißer beim Wohltätigkeitsball: Wenn alles normal läuft, hat man nicht viel zu tun.« S.25

Sheriffsein bedeutet, dass seine Waffe in der Sockenschublade liegt, er keine Uniform besitzt und lieber seinen alten Pick-Up fährt, um dem County ein paar Dollar für den Dienstwagen zu sparen. Was ihn auszeichnet, sind Geduld, Fingerspitzengefühl und Toleranz.

Sein Deputy ist da anderer Ansicht und will lieber schnell eingreifen und Duke, einen Kleinkriminellen, verhaften. Doch das ist nicht Wings einziges Problem. Nach einem »kleinen Sparringsmatch«, wie er es nennt, zeigt ihm seine Frau Clemmie mal wieder ihren »Morgenrücken«, was für ihn eine Nacht auf der Couch bedeutet. Wing schläft viel auf der Couch und dort hat er Zeit, über alles nachzudenken.

Und so lässt Freeman seinen Sheriff erzählen. Über sich, die Menschen und über den Ort, in dem manchmal etwas Staub aufgewirbelt wird, der sich dann aber wieder legt. Take it easy. Denn nicht mal ein nackter, an einen Baum gefesselter Russe bringt Wing aus der Ruhe. Sein lakonischer, selbstironischer, trockener Humor und seine Sicht auf die Welt ließen mich oft schmunzeln, ich konnte gar nicht anders, als ihn in mein Herz zu schließen.

Freeman kurzer Roman (186 Seiten) lebt von seien spröde Charakteren, seinen trockenen Dialogen und den vielen, präzise formulierten Details, die zeigen, welch scharfe Beobachtungsgabe der Autor hat. Zum Beispiel erfahren wir Wings Meinung über seinen Schwiegervater, einem Kleinstadtanwalt, dem er nicht gutgenug ist.

»Addison ist das, was an eine Stütze der Gesellschaft nennt – allerdings eine Stütze, deren Außenseite ein bisschen schöner zurechtgemacht ist als die Innenseite.« S.43

Oder ein anderes treffendes Bild, das mich schmunzel ließ, ist seine Unfruchtbarkeit:

»Das Problem war ich. Wie sich herausstellte, hatten meine Spermien viel mit den ausgemergelten Vermonter Farmern meiner Kindheit gemein: Sie waren wenige, kamen kaum über die Runden und hatten nie schwimmen gelernt.« S.103

Wie schön bitte können Bilder sein?!

Ich denke, mehr muss ich nicht sagen. Es war ein Genuss, das Buch zu lesen, das gern 400 Seiten hätte haben dürfen, kurzweilig, sprachlich top und mit Sicherheit unvergesslich.

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Veröffentlicht am 19.06.2023

Großartiges Familienepos

Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen
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»Mein Urgroßvater Barnaba Carbonaro, Sohn eines Priesters und einer Wunderheilerin, hat vierundzwanzig Kinder gezeugt, einen Menschen getötet und ein Mandarinenimperium gegründet.« S.9

Inspiriert von ...

»Mein Urgroßvater Barnaba Carbonaro, Sohn eines Priesters und einer Wunderheilerin, hat vierundzwanzig Kinder gezeugt, einen Menschen getötet und ein Mandarinenimperium gegründet.« S.9

Inspiriert von der Geschichte seiner eigenen Familie schreibt Giordano ein großartiges Familienepos. Barnaba wird 1880 in Taormina geboren und muss sich schon als Kind, als sogenannter Carusi, auf den Orangenfeldern verdingen. Mit 10 Jahren steht er als Aktmodel vor der Kamera des Barons von Goedel und ab da weiß er, er will reich werden. Lesen und Schreiben wird er nie lernen, aber rechnen kann er wie kein anderer, denn Zahlen sind für ihn wie Magie. Und Mandarinen werden seine Passion. Mit viel Einfallsreichtum und Mut wird er vom Dandy zum geachteten Zitrushändler auf dem Münchner Großmarkt. Doch sein Leben ist wie eine lange Odyssee, nicht immer ist das ersehnte Glück an seiner Seite, mal gewinnt, mal verliert er. 1960 blickt der Patriarch im verschneiten München auf ein abenteuerliches Leben zurück, in dem ihm so mancher Streich gelungen ist, er seine erste große Liebe nie vergessen hat und auf dem Rücksitz seines Mercedes noch immer die Toten sitzen, die ihn nicht loslassen.

Was für eine imposante Geschichte, die doch so viel mehr ist als nur ein Familienepos. Es ist ein Stück sizilianische Geschichte, voller Sinnlichkeit und Temperament, voller süßer und auch trauriger Momente. Doch es wird auch magisch, denn der Aberglaube hat auf Sizilien eine lange Tradition, selbst wenn man weiß, dass die Hausgeister (Padruneddi) nicht wirklich existieren, besser, man arrangiert sich mit ihnen, gibt ihnen, was sie wollen, damit man sie loswird.
Die Zitrusfrüchte sind eine Metapher für das Leben auf Sizilien, so süß und saftig sie auch sind, bevor man sie genießen kann, steht ein hartes Stück Arbeit. Und die wenigen, die das Geld besitzen, die Macht haben – auch mit ihnen muss Barnaba sich arrangieren, wenn er den Göttern das Glück abtrotzen will.

Es ist aber auch eine Geschichte von Armut, Korruption, Hunger und Krieg. Sizilien ist noch wirtschaftlich rückständig, als der Rest Europas schon elektrifiziert ist. Das Patriarchat ist tief verwurzelt, die Bevölkerung hungert, ein täglicher Überlebenskampf, den viele verlieren. Um als Tagelöhner diesen Strukturen zu entkommen, bedarf es einer Menge Mut und Unverdrossenheit. Und das hat Barnaba.
Es wird zu keiner Zeit langweilig, Barnaba durch sein Leben zu begleiten, der unbeirrbar seinem Traum folgt. Obwohl mich natürlich die Kapitel in Sizilien mehr einnehmen konnten, fand ich es auch interessant, was er als Gastarbeiter in Deutschland erlebt hat. Giordano sind hier sehr authentische Charaktere gelungen, die ihrer Rolle gerecht wurden. Sprachlich ist es für mich ein Genuss, jede Zeile ist ein Stück Sizilien, humorvoll, bildgewaltig, voller Lebenslust.

Die Geschichte hat den Geruch von Mandarinenblüten, schmeckt wie ein Cannolo und wärmt die Seele wie die sizilianische Sonne – eine Eruption der Sinne. Ich freue mich jetzt schon auf den Fortgang der Geschichte, den Giordano bereits schreibt.
Am Ende steht die Frage, die sich alle Sizilianer stellen: Wer sind wir? Sind sie mehr als nur die Nachfahren von Zyklopen und griechischen Piraten? Ob Giordano eine Antwort weiß, müsst ihr selbst lesen.

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Veröffentlicht am 15.06.2023

In guten wie in schlechten Zeiten

Das Band, das uns hält
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»Eine schöne, anständige Frau mit weißem Haar, die im ganzen Leben nie mehr als zweiundfünfzig Kilo gewogen hat und seit diesem Silvesterabend noch viel weniger. Trotzdem gehen der Sheriff und die Anwälte ...

»Eine schöne, anständige Frau mit weißem Haar, die im ganzen Leben nie mehr als zweiundfünfzig Kilo gewogen hat und seit diesem Silvesterabend noch viel weniger. Trotzdem gehen der Sheriff und die Anwälte davon aus, dass sie sich so weit erholen wird, dass man sie in einen Rollstuhl setzen und dann durch die Stadt zum Gerichtsgebäude fahren kann, um ihr den Prozess zu machen.« S.5

So beginnt die Geschichte von Edith Goodnough, fast 80, die uns von ihrem Nachbarn Sanders Roscoe erzählt wird. Und zwar ganz privat. Nicht etwa dem neugierigen Reporter vom Denver Post, den hat er mit Schmach vom Hof gejagt.
Doch um Ediths Leben bis zu dem Zeitpunkt der Tragödie 1976 zu verstehen, muss er mit ihren Eltern beginnen. Sie verlassen 1896 das fruchtbare Iowa, um ein kleines Stück Land zu besitzen, doch das Grasland ist karg und trocken. Und die Goodnoughs sind einsam und auf sich gestellt. Eine pfeiferauchende Halb-Cheyenne mit ihrem Jungen sind meilenweit ihre einzigen Nachbarn. Nach dem frühen Tod der Mutter bleiben Edith und ihr Bruder Lyman mit ihrem despotischen Vater zurück, der sie mit harter Hand erzieht und keine Liebe kennt.

Haruf hatte mich bereits auf der ersten Seite mit seinen Worten eingefangen. In ihrer Schlichtheit und Direktheit liegt etwas sehr Einfühlsames, Berührendes, das mal melancholisch, mal ironisch direkt unter die Haut geht. Die Geschichte erstreckt sich über 80 Jahre, die geprägt sind von einem spartanischen Leben und unerfüllten Träumen. Aber auch schönen Momenten, die in Ediths Leben so selten und kostbar waren.

Edith ist eine unerschütterlich verantwortungsbewusste Frau, die nie klagt, kein Selbstmitleid kennt, die tut, was sie tun muss. Ihr ganzes Leben widmet sie ihrer Familie – ihrem tyrannischen Vater und ihrem Bruder Lyman, der viele Jahre auf Reisen ist.

Es ist auch ein bisschen die Geschichte der Roscoes, denn zwischen den benachbarten Familien gibt es auch ein Band, das sie über Generationen zusammenhält, ein Band der Freundschaft, denn wer weiß, wie Ediths Leben ohne sie ausgesehen hätte.

Haruf schildert eindrücklich das entbehrungsreiche Farmerleben. Und doch schafft er es mit seinen Worten, uns auch die Schönheit des rauen Landes zu zeigen. Seine Charaktere sind einfache Menschen, die ein einfaches Leben führen, Fehler machen, auch mal ihre Pflichten vergessen, die kleinen Freuden des Lebens genießen können, vor allem aber untrennbar miteinander verbunden sind. Es menschelt gar arg, und das hat mir richtig gut gefallen.
Am Ende habe ich sehr lange über Familienbande nachgedacht. Wie viel wird von einem erwartet, wie weit reicht die Verpflichtung, wie viel ist die eigene Freiheit wert. Ist eine Familie wirklich so untrennbar miteinander verbunden, dass man sein eigenes Leben, seine Selbstverwirklichung hinter alles andere zurückstellt?

Eine wunderbare, traurige Geschichte über die Bindung zwischen Vätern, Müttern und Kindern und Freunden – über das Band, das sie hält.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Mega Pageturner

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
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Nach einem etwas schwächeren Teil 2 hat Raabe hier wieder einen echten Pageturner hingelegt.
Die ausgeblutete Leiche eines umschwärmten Rockstars wird im Gästehaus der Polizei gefunden, noch bevor Tom ...

Nach einem etwas schwächeren Teil 2 hat Raabe hier wieder einen echten Pageturner hingelegt.
Die ausgeblutete Leiche eines umschwärmten Rockstars wird im Gästehaus der Polizei gefunden, noch bevor Tom Babylon mit den Ermittlungen loslegen kann, gerät er und seine Familie unter Verdacht. Wie wir es von Raabe gewohnt sind, legt er die Spuren wieder weit zurück in die Toms Vergangenheit, die in der zweiten Ebene erzählt wird. Diesmal erfahren wir viel über Toms Eltern und die letzten Monate in der DDR, die für die Familie dramatisch enden und einen grausamen Rachefeldzug nach sich ziehen.

Raabe hat es wieder geschafft, mich durch die Story rasen zu lassen. Er schubst seine Leser mitten ins Geschehen, was eine enorme Spannung aufbaut, die er über den ganzen Thriller zu halten weiß. Sein Schreibstil, der lebendig und super flüssig ist, tut sein Übriges dazu. Wir erfahren diesmal viel über Toms Kindheit, was nun auch das etwas schwierige Verhältnis zu seinem Vater aufklärt. 1989 ist Tom 5 Jahre alt, seine Mutter Inge steht zwischen zwei Männern und hat ihre eigene Vorstellung von Freiheit, doch damit bringt sie ihre ganze Familie in Gefahr. Die politischen Verwicklungen waren wieder sehr eindrücklich und realistisch geschildert. Und hier setzt Raabe eine so verblüffende Wendung, dass ich kurz den Atem anhalten musste. Es ist erstaunlich, wie genial der Plot über die drei Bände bisher angelegt ist, und ich kann nur sagen, wer es lesen will, muss mit Band 1 beginnen, sonst macht vieles keinen Sinn. Aber hey, es lohnt sich wirklich, eine der besten Reihen, die ich bisher gelesen habe.

Und natürlich geistert Viola wieder durch seine Gedanken. Das Ende und der Titel des letzten Teils »Violas Versteck« implizieren, dass wir uns nun der Auflösung nähern.

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